Motive der Schöpfungsgeschichte (Gen 1-2)


Quellenexegese, 2014

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

A. Einleitung

B. Hauptteil

1. Entstehung und Motive der beiden Schöpfungserzählungen
1.1 Verfasser und Datierung
1.2 Wichtige Motive in Gen 1, 1 - 2,4a (Priesterschrift)
1.3 Wichtige Motive in Gen 2,4b – 24

2. Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht Gen 1,1 - 2,4a
2.1 Aufbau des Textes
2.2 Erläuterungen
2.3 Perspektive
2.4 Vergleichstexte
2.5 Auslegung

C. Schluss

Literatur

A. Einleitung

Das Buch Genesis (griech.: Entstehung, Ursprung) ist das erste Buch des „Pentateuch“, der jüdischen „Tora“. Die Tora ist das grundlegende Bundesbuch mit den Weisungen Gottes für sein auserwähltes Volk Israel. Tora, Propheten und Schriften bilden zusammen den Tanach (TaNak), die Hebräische Bibel, die Heilige Schrift der Juden. Zugleich sind diese Bücher aber auch der erste Teil der Heiligen Schriften der Christen geworden, ihr „Altes Testament“ oder „Erstes Testament“. Ohne dieses „Alte Testament“ ist das „Neue Testament“ nicht zu verstehen. Die Geschichte unseres christlichen Glaubens hat ihre Wurzeln im jüdischen Glauben. Das Buch Genesis ist damit auch wichtige Grundlage des christlichen Glaubens.

Im Rahmen dieser Arbeit richtet sich das Augenmerk nun auf die beiden ersten beiden Kapitel diese Genesisbuches: Die Erzählungen von der Erschaffung der Welt mit ihren Pflanzen und Tieren und der Erschaffung des Menschen.

Die Intention der Schöpfungsberichte ist nicht eine historische Darstellung der Entstehung der Welt und der Entwicklung des Menschen. Die Texte sind als Glaubenszeugnisse zu verstehen.

B. Hauptteil

Um die Bedeutung der Texte zu erfassen, ist es wichtig, sie im Zusammenhang mit der Geschichte Israels zu lesen und die Zeit ihrer Entstehung in den Blick zu nehmen.

1. Entstehung und Motive der beiden Schöpfungserzählungen

Mit der Fragestellung der Verfasserschaft und der ungefähren Datierung wird sich der folgende Punkt befassen.

1.1 Verfasser und Datierung

Eine Reihe von Bibelwissenschaftlern haben zur Frage der Datierung und Verfasserschaft dieser beiden aufeinanderfolgenden sehr unterschiedlichen Schöpfungserzählungen gearbeitet. Die Tatsache, dass es zwei so unterschiedliche Texte gibt, lässt darauf schließen, dass sie zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Autoren verfasst worden sind. Die moderne Bibelwissenschaft datiert Gen 1,1-2,4a in die Zeit des Babylonischen Exils (586- 538 v. Chr.), bzw. in die Zeit danach um das Jahr 520 v. Chr. Sie wird dem Priesterschriftlichen Werk zugerechnet. Nach dem „Münsteraner Pentateuchmodell“[1] fließt dieses später (nach 450 v. Chr.) in das große „Nachexilische Geschichtswerk“ ein. Nach Erich Zenger wurde die ältere Urgeschichte Gen 2,4b ff in der Exilszeit in das „Exilische Geschichtswerk“ eingearbeitet. Dieser Text ist möglicherweise dem „Jahwisten“ zuzuordnen. Diese sehr frühe Datierung (um 700 v. Chr.) ist aber heute umstritten. Im Rahmen dieser Arbeit kann auf diese unterschiedlichen Quellentheorien nicht näher eingegangen werden.

Die beiden Schöpfungsberichte erzählen die Erschaffung der Welt auf ihre je eigene Weise und jeweils in einer anderen Abfolge. Die Bezeichnung Gottes unterscheidet sich in den beiden Schöpfungserzählungen. Auch das Gottesbild ist ein Anderes. Die Texte gehen jeweils von einem anderen Urzustand aus und beinhalten sehr unterschiedliche Motive.

1.2 Wichtige Motive in Gen 1, 1 - 2,4a (Priesterschrift)

Im Folgenden werden wichtige Motive des priesterschriftlichen Berichts kurz erläutert.

1.2 1 Der souveräne Schöpfergott

Beiden Berichten gleich ist die wichtige Aussage, dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde mit ihren Lebewesen und der Schöpfer des Menschen ist. In seiner Geschichte versicherte sich Israel immer wieder seines Glaubens an JHWH, den e i n e n Gott, den Gott der Erzväter und Erzmütter. Gerade auch im babylonischen Exil, in der Begegnung mit babylonischen Schöpfungsmythen und deren Götterwelt, betonen beide Schöpfungserzählungen den einen Gott, den Gott Israels als Schöpfer der Welt. Die Elemente des Kosmos, Sonne, Mond und die Gestirne sind nicht als Gottheiten zu verehren, sondern sind Schöpfung eines zu verehrenden Gottes! In Gen 1,1-2,4a steht im Hebräischen die Bezeichnung „elohim“ (pl) für Gott. Das von Gott gesprochene Wort spielt bei der Schöpfung eine besondere Rolle. Gott schafft das Licht allein durch sein Wort. Jeder neue Schöpfungsakt beginnt mit seinem Schöpfungswort, auf das dann der Schöpfungsakt folgt. Es ist das Bild eines souveränen Gottes, der die Schöpfung ins Leben ruft. Das hebräische Verb „bara“ (erschaffen) wird ausschließlich für das Handeln Gottes verwendet. Dies betont die Einmaligkeit des schöpferischen göttlichen Handelns.

1.2 2 Gottes Geist über dem Wasser

„Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Die Erde aber war Irrsal und Wirrsal. Finsternis über Urwirbels Antlitz. Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser.“[2] So lautet die Buber/Rosenzweig Übersetzung von Gen 1,1. So wird die Dramatik des Anfangs beschrieben. Gottes Geist wird hier mit „Braus“ übersetzt. Das hebräische Wort „ruach“ hat eine große Bedeutungsspanne: es kann ein leiser Hauch sein, Wind, Sturm, Lebensatem, Geist. Es ist die Leben schaffende Wirkmacht Gottes, die über der Urflut schwingt. Es ist dieselbe „ruach“, die Gott dem Menschen als Lebensodem in die Nase bläst (vgl. Gen 2,7).

1.2 3 Vom Chaos zum Kosmos

Urflut, Finsternis und die Erde als Wüste zeichnen „ein umfassendes Chaosbild, das die ´Welt-vor-der-Schöpfung` in möglichst scharfen Kontrast zu der dann erzählten Schöpfung zeichnen will.“[3] In einer solchen Welt ist kein Leben möglich. Die Urflut gilt in Israel und den altorientalischen Kulturen als Bereich des Todes, die Finsternis als Herrschaftsbereich der Dämonen. Dem gegenüber wird in der Schöpfungserzählung ein „Lebenshaus für alles Lebendige“[4] erstellt. Von Tag zu Tag wird die Schöpfung immer mehr zu einem Lebensraum, indem die Mächte des Todes und der Finsternis von Gott entmachtet werden. Nun können Lebewesen erschaffen werden.

1.2 4 Die Schöpfung in Gegensätzen

In den Versen Gen 1, 3-9 scheidet Gott das Licht von der Finsternis, nennt die Finsternis Nacht und das Licht Tag (Vers 5). Damit erschafft Gott den Tag, den Anfang einer Zeitstruktur. Die Finsternis wird Teil der Schöpfung und damit entdämonisiert. Gott scheidet Wasser von Wasser und nennt das entstehende Gewölbe Himmel. Er scheidet Wasser vom Trockenen und erschafft so Meer und Land. Alle Pflanzen und Lebewesen, die dann erschaffen werden, brauchen den Wechsel von Tag und Nacht, brauchen Wasser und Land. Gegensätze gehören zum Leben, machen das Leben erst möglich. Auch Sonne, Mond und Sterne sind dazu da, als Teil der Schöpfung für den Rhythmus von Tag und Nacht zu sorgen und so allem Lebendigen zu dienen. Sie sind in den Schöpfungsauftrag eingebunden.

[...]


[1] Vgl. Erich Zenger u.a. Einleitung in das Alte Testament, Stuttgart (Kohlhammer) 1995, 4. Auflage 2001, 120

[2] Martin Buber/ Franz Rosenzweig, Die Fünf Bücher der Weisung, Das Buch Im Anfang, Verlag Hegner, Olten (Schweiz), 9

[3] Erich Zenger, Gottes Bogen in den Wolken, Stuttgarter Bibelstudien 112, Katholisches Bibelwerk Stuttgart 1983, 82

[4] Erich Zenger, Gottes Bogen in den Wolken, 82

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Motive der Schöpfungsgeschichte (Gen 1-2)
Hochschule
Katholische Akademie Domschule Würzburg
Veranstaltung
Theologie im Fernkurs (Grundkurs)
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
16
Katalognummer
V276663
ISBN (eBook)
9783656705994
ISBN (Buch)
9783656707387
Dateigröße
391 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
motive, schöpfungsgeschichte
Arbeit zitieren
Barbara Laß (Autor:in), 2014, Motive der Schöpfungsgeschichte (Gen 1-2), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276663

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