Die E-Mail. Eine Kommunikationsform zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit?


Hausarbeit, 2014

19 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Einleitung

In der folgenden Arbeit sollen die Besonderheiten der Kommunikationsform E-Mail er- läutert werden. Dazu wird in Kapitel 1 eine für den Kontext dieser Arbeit relevante Defi- nition des Begriffs Kommunikation vorgenommen, um anschließend die Email ausführ- lich als Kommunikationsmedium vorzustellen. Im dritten uns vierten Kapitel soll Anhand des Ansatzes von Koch und Oesterreicher der Frage nachgegangen werden, welchen Platz die Email-Kommunikation zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit einnimmt und wie dieses Medium die menschliche Kommunikation beeinflusst.

1. Kommunikation

Es gibt verschiedene Definitionen und Unterteilungen von Kommunikation, auf die hier nur in ausgewählter Form, dem Thema dieser Arbeit entsprechend, eingegangen wer- den kann.

Kommunikation kann als “Prozess der Übertragung von Nachrichten zwischen einem Sender und einem oder mehreren Empfängern” verstanden werden (Internetquelle 1). Der Kommunikationsprozess kann nach verschiedenen Kriterien eingeteilt werden, die sich auf die Kommunikationsbedingungen und den Sprachgebrauch beziehen. So kann beispielsweise nach mündlicher und schriftlicher, monologischer und dialogischer, priva- ter und öffentlicher oder persönlicher und offizieller Kommunikation unterschieden wer- den (vgl. Linke u. a.: 175).

Neben diesen Einteilungen ist im Rahmen dieser Arbeit eine weitere interessant, näm- lich die in direkte und indirekte Kommunikation. Unter direkter Kommunikation werden im Allgemeinen Face-to-face-Interaktionen verstanden. Voraussetzung für diese Art der Kommunikation ist die physikalische Anwesenheit aller Teilnehmer. In diesem Fall sind alle Arten der Interaktion möglich, wie z.B. Unterbrechungen, Antworten, Gestik und Mimik. Befinde ich mich mit meinem Gesprächspartner in einer Face-to-face-Situation, so kann ich ihn also nicht nur hören, sondern auch sehen und die Reaktionen aufeinan- der sind direkt und ohne Umwege möglich.

Bei der indirekten Kommunikation handelt es sich um eine Kommunikation “ohne raumzeitliche Verbindung der Kommunikationspartnerinnen und -partner” (ebd.: 175). Diese ist dadurch charakterisiert, dass die Interaktion zwischen Sender und Empfänger durch ein Medium stattfindet und je nach Medium entsprechenden Einschränkungen unterliegt und/oder zeitlich verzögert ist. So kann ich beim Telefonieren meinen Gesprächspartner nicht sehen jedoch hören und anhand der akustischen Übertragung seiner Stimme auf Emotionen zurück schließen, die über den reinen Informationsgehalt der übertragenen Sprache hinaus gehen. Bei einer Textnachricht fehlt diese Ebene und Emotionen werden nur durch den reinen Informationsgehalt übertragen.

Anhand der genannten Unterteilungen kann jede Form der Kommunikation charakteri- siert werden, so kann beispielsweise ein Gespräch unter Freunden als mündlich, dialo- gisch, privat, persönlich und direkt beschrieben werden. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird sich zeigen, dass die Charakterisierung der Email-Kommunikation nicht so eindeu- tig vorzunehmen ist.

2. Die Email als Kommunikationsmedium

In diesem Kapitel soll die Email als Kommunikationsmedium in Hinblick auf ihre Entstehung, Struktur und Funktion vorgestellt werden, um eine Grundlage für die weitere Untersuchung zu schaffen.

2.1 Der Brief als Vorgänger der Email

“ Der Brief (von lateinisch brevis libellus, bzw. vulg ä rlateinisch breve scriptum (epistula) ‚ kurzes Schreiben, zu brevis ‚ kurz ‘ ) ist eine auf Papier festgehaltene Nachricht , die meist von einem Botenüberbracht wird und eine für den Empf ä nger gedachte persönliche Botschaft enth ä lt. Ein Brief wird gefaltet ( Faltbrief ) oder in einem Umschlag (Umschlag- brief) verschickt ” (Internetquelle 2).

Die ersten Mitteilungen, die auf ein Medium (Tontafeln, Papyri) übertragen wurden, gehen schon zurück auf Babylon und das alte Ägypten. Um den inhaltlichen Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, werde ich mich nur kurz der Geschichte des Briefes im deutschsprachigen Raum ab dem Mittelalter zuwenden.

Ursprünglich wurden die Briefe im Mittelalter im deutschsprachigen Raum auf Latein verfasst und waren keine Briefe im eigentlichen, modernen Sinne, sondern Gelehrten- briefe, die unter dem Klerus und in Herrschaftskreisen ausgetauscht wurden (vgl. Inter- netquelle 3: 115).

Der Wittenberger Mönch Martin Luther revolutionierte den Brief indem er anfing, die Inhalte in seinen lateinischen Briefen je nach Rezipient (Verwandte, Gelehrte, Freunde, etc.) zu stilisieren. Nachfolgend verfasste er seine Reformationsschriften (1520) in Deutsch und schuf dadurch den Vorläufer des “öffentlichen Briefes”. Karl V. (1519-1556), der Luthers Reformation unterstützte, übte Druck auf den Papst aus und verhalf zur Legitimierung der Nutzung anderer Sprachen außer Latein in der Korrespondenz. Dies beeinflusste den deutschen Privatbrief im späten 16. und im 17. Jahrhundert.

Mit dem Aufstieg des Bürgertums im 18. Jahrhundert erreichte der literarische Privat- brief seine Blütezeit. Beispiele dafür sind die zu Kunstwerken ausgestalteten Briefe von Schiller und Goethe. Im 19. Jahrhundert erlebte man eine Tendenz zur Versachlichung und Politisierung der Briefe - die Briefform wurde zunehmend von Wissenschaftlern und politisch aktiven Akteuren benutzt, um die eigene Meinung zu schildern oder zu propa- gieren.

Mit dem Erscheinen der Postkarte und der Erfindung des Telefons im 19. Jahrhundert sah die Forschung den Brief als eine bedrohte Kommunikationsform, die zunehmende Alphabetisierung im 20. Jahrhundert führte jedoch zu starkem Zuwachs der Privatbrief- korrespondenz - 1936 beförderte die Reichspost ca. 4,5 Milliarden Briefe. 1981 stellte die Deutsche Post 12,7 Milliarden Briefe zu, 2004 waren es rund 9 Milliarden (Internet- quelle 3: 118).

Ein moderner Brief wird in einem Umschlag zugestellt, dieser Umschlag weist die Ad- resse des Empfängers und oft die Adresse des Absenders auf. Der eigentliche Brief besteht aus Briefkopf, den Informationen zum Absender, Datum, Betreffzeile, Anrede, Hauptteil und Gruss. Der Briefkopf und die Betreffzeile sind in Privatbriefen jedoch un- üblich.

2.2 Historie der Email

“ Unter die Bezeichnung “ E-Mail ” (Im Folgenden abgekürzt mit EM) fallen alle digitalen Datenübertragungen, die von einem Computer auf einen anderen mit speziellen für EM geschaffenen Mail-Programmenübermittelt werden, ohne zu Papier zu kommen. EM werden jeweils neu geschrieben, an bestimmte Personen bzw. Gruppen adressiert und geschickt ” (Günther u. a.: 61).

In den frühen siebziger Jahren entwickelte Ray Tomlison das Programm SNDMSG wei- ter, indem er die neue Funktionalität einprogrammierte, Nachrichten über ein Netzwerk zu kopieren. Lawrence Roberts, der Manager von ARPANET (der Vorläufer des heuti- gen Internets), schrieb später ein Programm namens RD, das den Zugang zu individu- ellen elektronischen Nachrichten ermöglichte. Barry Wessler entwickelte das Programm weiter unter dem Namen NRD, Marty Yonke addierte zu dem bestehenden Programm die Funktionen, Nachrichten zu lesen und ein “help system” zu benutzen. John Vittal addierte die bis heute grundlegenden Funktionen wie “answer”, “forward” und “move/s- ave/delete”. So wurden bereits 1969 die ersten elektronischen Nachrichten ausge- tauscht. 1971 wurde die erste Nachricht geschickt, die das @-Zeichen benutzte, um den Namen des Nutzers vom Namen des Netzwerks zu trennen. Später, in den achtzi- ger Jahren, mit der Entwicklung des Internets und der Entstehung von Netzwerken, wurden elektronische Nachrichten immer öfter übertragen. Die erste E-Mail in Deutsch- land wurde am 3. August 1984 empfangen und diente der Kommunikation von Wissen- schaftlern der Universität Karlsruhe. Mit der Entwicklung der Technik und dem Ausbau des Internets wurde die E-Mail immer populärer. 2012 verfügten 3,375 Milliarden Men- schen auf der ganzen Welt über einen E-Mail-Account (Internetquelle 6,7).

2.3 Funktionsweise und Struktur der Email

Heute werden E-Mails meistens per SMTP Protokoll verschickt. Man kann E-mails mit dem Protokoll POP3, mit dem Protokoll IMAP oder direkt im Internet durch Webmail ab- rufen. Die Adresse der Absender und Empfänger besteht aus einem “domain-part”, der Benennung des Mail-Servers und einem “local-part” - der Benennung des Nutzers.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(vgl. Internetquelle 7)

Die Nachricht wird vom E-Mail-Programm von Benutzer A als Bits über ein Netzwerk oder das Internet an einen Mailserver gesendet, dieser leitet sie an einen weiteren Ser- ver, der sie wiederum an den Empfänger leitet, der die Nachricht mit seinem E-Mail- Programm einsehen kann.

Jede E-Mail-Nachricht beginnt mit dem sogenannten Header, dieser beinhaltet folgende Informationen, die im Schreibvorgang automatisch vom E-Mail-Programm erstellt oder vom Schreiber auch manuell eingefügt werden. Die fett-markierten Felder werden automatisch vom Programm erstellt:

----------------------------------------- An: bertram@uni-bielefeld.de

Von: anja@uni-bilefeld.de

Betreff:

Cc:

Bcc:

Anhänge:

------------------------------------------

Neben diesen für den Absender ersichtlichen Informationen werden dem Rezipienten auch weitere Informationen übermittelt, wie z.B. Absendedatum, Nachricht-ID, Absen- der-Mailserver-Name etc. Nachdem der Sender den Header der Nachricht ausgefüllt hat, wird der Text im Nachrichtenkörper eingefügt, dem sogenannten Body. Außerdem sind beliebige Dateien als Anhang zu versenden. Der Body selbst ähnelt vom Aufbau her einem traditionellen Brief, er besteht meist aus Anrede, Text und Grußformel.

Zusammenfassend kann die Email also als schriftliches Kommunikationsmedium als Weiterentwicklung des Briefes betrachtet werden, zumindest wenn es darum geht, schnell und bequem Informationen von A nach B zu senden. Die Email ist dem Brief dabei in zeitlichem Aufwand und Kosten absolut überlegen. Der Brief gilt jedoch weiterhin als Medium der offiziellen schriftlichen Kommunikation, unter anderem da im Brief befindliche Informationen dem Briefgeheimnis unterliegen.

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Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die E-Mail. Eine Kommunikationsform zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit?
Hochschule
Universität Bielefeld
Veranstaltung
Diskursanalyse
Note
2.0
Autor
Jahr
2014
Seiten
19
Katalognummer
V276059
ISBN (eBook)
9783656689553
ISBN (Buch)
9783656689546
Dateigröße
945 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
e-mail, eine, kommunikationsform, mündlichkeit, schriftlichkeit
Arbeit zitieren
Boris Stoev (Autor:in), 2014, Die E-Mail. Eine Kommunikationsform zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276059

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