Gewaltmensch oder Spielball der Unterweltsgötter? Darstellung des Tydeus in der "Thebais" des Publius Papinius Statius


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

28 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Darstellung des Tydeus in den Biichern 1-7
2.1 Buch 1,402-510: Polynices und Tydeus in Argos
2.2 Buch 2,134-305: Eheschliefiung von Tydeus und Polynices
2.3 Buch 2,306-743: Tydeus als Gesandter in Theben
2.4 Buch 3,324-406: Tydeus' Ruckkehr nach Argos
2.5 Buch 4,93-115: Tydeus und seine Krieger
2.6 Buch 6,826-910: Ringkampf zwischen Tydeus und Agylleus
2.7 Buch 7,470-563: Der Vermittlungsversuch Jocastes

3 Die Darstellung des Tydeus in Buch 8
3.1 Aristie des Tydeus (Teil 1) in 8,456-606
3.2 Aristie des Tydeus (Teil 2) in 8,655-715
3.3 Tod und Freveltat des Tydeus in 8,716-766

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit legt der Thebais des Publius Papinius Statius die These einer fehlenden „kontinuierlich fortschreitenden Entwicklung" der Protagonisten zu- grunde.[1] Dies wird am Beispiel des calydonischen Fursten Tydeus aufgezeigt, der vom ersten Moment an ein festes Charakterprofil erhalt, welches er bis zu seinem exzessiv ausgemalten Tod am Ende des achten Buches bewahrt.

Zunachst wird in einer jeweils knappen Analyse eine Charakterisierung der Figur des Tydeus in den ersten sieben Biichern erstellt, um anschliefiend den Fokus auf die Aristie und den Tod des Tydeus und deren eindrucksvolle Gestaltung durch den Au- tor zu richten. Bei den Untersuchungen gilt meine Aufmerksamkeit vor allem den Passagen, in denen Tydeus als Handlungstrager oder Redner[2] auftritt, sowie den At­tribute^ die ihm zugeschrieben werden. Da der Yergleich mit den epischen Vorgan- gern des Statius schon zur Geniige ausgearbeitet wurde,[3] beschranke ich mich in die- ser Arbeit hauptsachlich auf die intratextuellen Beziige, das heifit auf die Parallelen innerhalb der Thebais selbst.

Es gilt schliefilich zu klaren, ob Tydeus, auf den schon im Prolog mit den Worten inmodicum irae Tydea (l,41f.) verwiesen wird,[4] von Beginn an selbstverantwortlich handelt und nur die in ihm wohnende Grausamkeit auslebt, oder ob er durchweg als bloFes Instrument der Unterweltsgotter dargestellt wird und seine Freveltat nur die Konsequenz eines eingeflofiten furor ist.[5]

2 Die Darstellung des Tydeus in den Biichern 1-7

2.1 Buch 1,402-510: Polynices und Tydeus in Argos

Unmittelbar nach der Einleitung, die den Prolog, den Fluch des Oedipus, das Wirken der Tisiphone auf Eteocles und Polynices sowie die Gotterversammlung umfasst, tritt Tydeus in Vers 402 des ersten Buches als Olenius Tydeus in Aktion.[6]

Polynices und Tydeus treffen in dieser Episode in Argos aufeinander, wahrend sie Zuflucht vor einem Unwetter suchen. Als die Helden unter einem Dach lagern, ist es das Schicksal, welches die in beiden innewohnende rabiem cruentam (1,408) erweckt, da beide es nicht aushalten, gemeinsam die Nacht zu verbringen. Nachdem sie sich zunachst nur verbas minasque (1,410) entgegenwerfen, entwickelt sich durch den in beiden leicht aufwallenden Zorn eine handgreifliche Auseinandersetzung, die von grofier Brutalitat gekennzeichnet ist.[7] Statius schildert beide Protagonisten in ei- ner Gegeniiberstellung: Polynices erscheint von der Physis her iiberlegen und fri- scher, Tydeus jedoch uberragt seinen Kontrahenten an Tapferkeit.[8] Es folgt ein Ver- gleich der beiden Kampfer mit Teilnehmern der Olympischen Spiele bei Pisa in Elis[9], jedoch sind die beiden Helden im Gegensatz zu dessen Teilnehmern entflammt durch Hass statt Ruhmesgier.[10] Tydeus ware aus einem potentiellen Schwertkampf als Sieger hervorgegangen, wenn Adrast nicht eingegriffen hatte.[11]

In seiner Rede, die als in ordine (1,451) beschrieben wird, verweist Tydeus zu­nachst auf seine Herkunft, wobei er seine Trauer iiber den vollbrachten Mord betont, und prangert das Verhalten seines Kontrahenten Polynices als unrechtmafiig an, ob- wohl er selbst ebenso wenig die Anwesenheit des anderen ertragen kann. Seine Dro- hung, in der er auf die Kampfkraft seiner Vorfahren Oeneus und Mars verweist, zeigt Parallelen zu Verg. Aen. 10,862ff. auf.[12]

Adrast nennt in seiner schlichtenden Rede die Nacht sowie Mut und Zorn als Urheber der vorgebrachten Drohungen und betont ferner die Wirkung der Gotter.[13] Nachdem seine Worte in der Tat eine beruhigende Wirkung auf Polynices und Ty- deus haben,[14] erkennt der argivische Konig in den beiden Mannern die Erfiillung des Phoebus-Orakels, welches ihm zuvor verkiindet hatte, seine Tochter wiirden einen Lowen und einen Eber heiraten.[15] Bemerkenswert ist, dass Adrast behauptet, die bei­den Helden waren von den Gottern nach Argos gefuhrt worden, da er damit das Zu- standekommen der argivischen Allianz gegen die unrechtmafiige Herrschaft des Ete- ocles auf ein Walten der superi zuruckfiihrt.[16] Er verkennt somit die Macht der Unheilsgotter sowie die Neigung von Polynices und Tydeus zur Gewalt und emp- fangt mit ihnen furor und nefas im zuvor friedlichen Argos.[17]

Im weiteren Yerlauf der Szene hebt Adrast zu einer Erzahlung von Coroebus an, in der er den beiden Helden erklart, warum die Argiver ein Fest fur den Gott Apoll feiern, welches er spontan und in aufierordentlicher Fulle vorbereiten lasst. Das erste Buch schliefit mit einem Hymnus des Adrast auf Apoll.[18]

In dieser ersten Passage wird Tydeus als aufierst tapferer, leicht reizbarer und zornerfullter Kampfer dargestellt, welcher dem Polynices, also einem der Hauptak- teure des Epos, kampferisch iiberlegen ist. Die Wut des Polynices liegt im Wirken der

Tisiphone begriindet,[19] die des Tydeus jedoch allein in seinem Wesen.[20] Wie Hersh- kowitz feststellt, dient diese Episode dazu, die Veranlagung beider Helden zum furor sowie die „profound consequences of such excessiveness“ aufzuzeigen, durch die der Bruderstreit - und damit die Thebais - schon beendet sein konnte, bevor der Theba- nische Krieg iiberhaupt begonnen hat.[21]

2.2 Buch 2,134-305: Eheschliefiung von Tydeus und Polynices

Zu Beginn des zweiten Buches wird die Ausfuhrung von Jupiters Befehl an Mercur aus l,292ff. geschildert, welcher den Schatten von Oedipus' Vater Laius aus der Un- terwelt emporholen soil, um ihn auf Eteocles loszulassen.[22]

Im Anschluss an diese Episode widmet sich Statius der Hochzeit von Polynices und Tydeus mit Argia und Deipyle, den Tochtern des Adrast. Die Vermahlung ge- hort zum Racheplan Jupiters an Argos und Theben und soil einen der Anstofie zur Auslosung des Krieges liefern.[23]

Tydeus, der in 2,142 als Acheloius heros[24] bezeichnet wird, scheint sich von nun an mit Polynices zu verstehen[25] und beide horen den Worten Adrasts, der ihnen seine Tochter anpreist, geradezu verschiichtert zu.[26] In seiner Rede preist der argivische Konig seine Tochter an, deutet die Ankunft der beiden Helden erneut als gottliche Fiigung und verkennt wiederum deren Hang zum furor. Tydeus ist von den beiden der erste, der zu einer Antwort anhebt, und auch hier stellt Statius ihn mutiger dar als Polynices: sed cunctis Tydeus audentior actis incipit (2,175f.). In seiner von Opti- mismus durchzogenen Rede an Adrast ruhmt er denselben als vorzuglichen Herr- scher und fuhrt an, es ware fur Mykene und Theben besser gewesen, wenn Jupiter dem Adrast auch diese Stadte unterstellt hatte. Nachdem auch Polynices seine Zu- stimmung zur Vermahlung gegeben hat, werden die Hochzeitsfeierlichkeiten vorbe- reitet.

Bevor Statius die Festlichkeiten schildert, lasst er die Kunde von der Eheschlie- fiung und der Aufnahme der beiden Fluchtlinge durch ganz Griechenland ziehen. Die Gottin Fama gelangt auch nach Theben und prophezeit dort dem Eteocles den Krieg zwischen den beiden Stadten. Bei der folgenden Darstellung der Zeremonie fallt auf, dass ausschliefilich die Handlungen und Emotionen der Konigstochter be- schrieben werden, wohingegen die der Brautigame unerwahnt bleiben. Wahrend die feiernde Masse den Pallas-Tempel betritt, kommt es zur ersten Prodigienszene: der herunterfallende Schild des Euhippius sowie ein plotzlicher Trompetenklang verun- sichern die Hochzeitsgesellschaft, welche jedoch nach dem anfanglichen Schrecken mit der Feier fortfahrt und damit die schicksalhafte Warnung ignoriert.[27] Beide Wun- derzeichen fuhrt Statius auf ein unheilbringendes Halsband der Harmonia zuriick, das Argia von ihrem Gatten am Morgen der Hochzeit geschenkt wurde. Die Vorge- schichte des Halsbandes wird sodann bis zum Ende der Vermahlungsepisode erlau- tert.

2.3 Buch 2,306-743: Tydeus als Gesandter in Theben

Nachdem nun zwolf Tage seit der Doppelhochzeit vergangen sind, versinkt Polynices in Gedanken an die vergangenen Ereignisse und das schicksalhafte Los, welches ihm das Exil beschert hat. Er wird von Zorn erfullt, wenn er an all diejenigen denkt, die ihm die Treue gebrochen haben - lediglich Antigone habe zu ihm gehalten, als er Theben verlassen musste, doch auch sie liefi er zuriick.[28]

Diese ihm den Schlaf raubenden Erwagungen[29] bemerkt nur seine Gattin Argia, welche aus Sorge einen Versuch unternimmt, ihn von seinen Racheplanen an Eteo- cles abzuhalten. Damit scheint Argia die einzige in Argos zu sein, die die unheilkiin- denden Zeichen richtig deutet.[30] Doch Polynices nimmt ihre Befurchtungen nicht ernst und sucht stattdessen das Gesprach mit Tydeus. Die enge Verbundenheit der beiden wird mit den Worten tantuspost iurgia mentes \ vinxit amor (2,365f.) geschil- dert und damit ein Bezug auf die Streitszene aus dem ersten Buch hergestellt.

Adrast, Polynices und Tydeus fassen nun den Plan, durch das Aussenden einer Gesandtschaft die Vertragstreue des Eteocles zu erproben. Fur diese Unternehmung meldet sich Tydeus freiwillig,[31] obwohl auch ihn die Gattin mit Tranen zuriickzuhal- ten versucht. Er unternimmt allein den durum iter (2,375) nach Theben und tritt - durch einen Olivenzweig als Gesandter gekennzeichnet[32] - vor Eteocles, dem er be- rechtigte, jedoch barsche Worte ohne jegliche Begrufiungsformeln entgegenwirft. Sein rohes Auftreten wird begriindet durch seine mangelnde Erfahrung als Redner,[33] was im Widerspruch steht zu seinem zuvor durchaus eloquenten Redestil gegeniiber Adrast. Wie Dominik anmerkt, verdreht Tydeus beziiglich der Umstande, die beide Bruder im ersten Jahr seit dem Yertragsschluss durchlebten, die Tatsachen.[34] Er for- dert zudem die sofortige Abdankung des Eteocles und damit die Einhaltung der ver- einbarten Abmachung.

Die komplette Rede des Tydeus ist aufierst respektlos und dreist, was angesichts einer Audienz vor einem Tyrannen wie Eteocles iiberaus leichtsinnig ist.[35] Anderer- seits kann man in Anbetracht der zuvor einseitigen Charakterzeichnung des Tydeus als zornentbrannter Kampfer von ihm keine Unterdriickung seiner Emotionen oder irgendein diplomatisches Geschick erwarten.

In seiner Antwort halt Eteocles dem Gesandten postwendend seine Respektlo- sigkeit sowie die angebliche Unrechtmafiigkeit seiner Forderungen vor und diktiert ihm eine an den Bruder gerichtete Nachricht.[36] Er besteht angesichts der Gewaltbe- reitschaft und Drohungen des Polynices auf seiner Herrschaft[37] und stellt hohnisch in Frage, ob der mittlerweile den argivischen Luxus gewohnte Bruder mit seiner Gat- tin iiberhaupt im karglichen Theben heimisch werden konnte. Die von Eteocles er- wahnte angebliche Besturzung und Sorge des thebanischen Volkes um das Wohl sei­nes Herrschers steht in starkem Kontrast zu der folgenden Beobachtung saevoque infandaprecantur \ Oenidae tacitoque simul sub pectore regi (2,480f.).[38]

Bezeichnenderweise lasst Tydeus den Eteocles nicht ausreden, sondern unter- bricht ihn mit harschen Forderungen und der Androhung von Kampfhandlungen, sofern dieser dem vereinbarten Machtwechsel nicht zustimmen sollte. Dariiber hin- aus verspottet er ihn ironisch als bone rex (2,460), prophezeit blutige Kampfe und beschrankt die frevelhafte Vorgeschichte des Oedipusstammes allein auf Eteocles - womit er gleichzeitig seinen Verbiindeten Polynices von den Freveln des Elternhau- ses freispricht.[39] Tydeus gibt dem thebanischen Herrscher keine Gelegenheit zur Ant­wort, sondern stiirmt aus dem Konigspalast heraus.

Um den Fortgang des argivischen Gesandten zu beschreiben, vergleicht ihn Sta­tius mit dem calydonischen Eber, welchen Meleager, der Bruder des Tydeus, erlegte.[40]

[...]


[1] SCHETTER (1960): S. 123.

[2] Zur Bedeutung der Reden in der epischen Charakterdarstellung s. DOMINIK: S. 24ff. sowie S. 38f. Interessanterweise ist Tydeus die Figur mit dem haufigsten Redeanteil der ganzen Thebais: er halt selbst vierundzwanzig Reden und ist wiederum der Adressat von vierzehn Reden (s. ebd.: S. 13ff., 223ff. und 312).

[3] Hier sei vor allem auf den hervorragenden Aufsatz von ZwiERLElN zur Aristie des Tydeus und sei- nen Vergleichsstellen verwiesen, auCerdem in Bezug zu Homer auf JUHNKE sowie zu Vergil auf die Monographien von GANIBAN und VESSEY.

[4] Zur Komposition und Bedeutung des Prologs s. GANIBAN: S. 45ff., KYTZLER (1960) und SCHETTER (1960): S. 5ff.

[5] Zum Begriff des furor s. die Aufsatze von Fantham und HERSHKOWITZ sowie die Monographic von SCHETTER (1960): S. 5f£.

[6] Olenius ist das Adjektiv zur Stadt Olenus in der Aiolis, einer Landschaft an der Nordwestkiiste des Golfs von Patras; nach Horn. 11. 638-644 gehoren die Burger von Olenus zum Stamm der Aetoler, zu denen Oeneus, der Vater des Tydeus und Konig von Calydon, gehort. / Die Vorgeschichte des Tydeus wird in der Parenthese fraterni sanguinis ilium \ conscius horror agit (l,402f.) dargestellt; zur Funktion der Parenthese s. FRINGS: S. 5ff. / Vgl. zudem Heuvel z.St. sowie 1,452: maesti cupiens solacia casus, l,462f.: oborto \ luctu und 2,113: pollutus [...] fraterno sanguine Tydeus.

[7] s. l,437f.: terribilem [...jfaciem, lacera ora putresque \ sanguineo [...] imbre genas.

[8] s. l,414f. (zu Polynices): celsior ille gradu procera in membra simulque \ integer annorum. Vgl. da- gegen 1,417 (zu Tydeus): maior in exiguo regnabat corpore virtus.

[9] Zu den Epitheta Pisaeo und Tonanti s. HEUVEL z. St.

[10] s. l,425f.: odio nullaque cupidine laudis \ accensi incurrunt.

[11] s. l,427f£: meliusque hostilibus armis \ lugendus fratri, iuvenis Thebane, iaceres, \ ni rex [...] movisset gressus.

[12] s. l,463ff: magni de stirpe creatum \ Oeneos et Marti non degenerarepaterno \ accipies. Wie HEUVEL z. St. anmerkt, sind hier beide mythischen Versionen zur Abstammung des Tydeus vereint.

[13] s. l,468f.: nox, inopinaque suasit \ aut virtus aut ira sowie 1,471: non haec incassum divisque absen- tibus acta. Vgl. dagegen HERSHKOWITZ: S. 54, die in Berufung auf die Aussage des epischen Erzah- lers in l,408f. keine Ursachen fiir den Zorn a liber dem Schicksal gelten lassen will.

[14] s. l,478f.: tunc quoque mulcentem dictis corda aspera regem \ iamfaciles.

[15] s. l,395f£: cui Phoebus generos - monstrum exitiabile dictu! \ mox adaperta fides - fato ducente ca- nebat \ saetigerumque suem etfulvum adventare leonem.

[16] s. l,494f.: sensit manifesto numine ductos \ adfore. / Vgl. FRINGS: S. 4. / Zum Motiv der Allmacht des gottlichen Wirkens uber die Entscheidungskraft des Menschen s. SCHETTER (1960): S. 16ff.

[17] Die friedvolle Lage in Argos wird geschildert in l,390f.: rex ibi tranquille [...]populos Adrastus ha- bebat und l,439f.: neque enim meus audeat istas \ civis in usque manus.

[18] Der Einschub solcher aitiologischer Mythen gehorte zur epischen Konvention, vgl. die Erzahlungen von Hercules und Cacus in Aen. 8 oder Hercules und Antaeus in Lucan 4. / Zur Bedeutung der Coroebus-Apoll-Episode s. DOMINIK: S. 91ff., S. 109f. sowie GANIBAN: S. 9ff., SCHETTER (1960): S. 81ff und VESSEY: S. lOlff.

[19] s. l,125f.: protinus adtoniti fratrum sub pectore motus, \ gentilisque animos subiitfuror.

[20] Da eine konkrete Einflussnahme der Furie auf Tydeus bis hierher nicht erwahnt wird, gibt es fur die Wut des Tydeus keine andere Erklarung. Einziges vorausgehendes Zeugnis seiner zornigen Ver­anlagung bleibt l,4l£: inmodicum irae \ Tydea.

[21] s. HERSHKOWITZ: S. 54; vgl. Fufinote 11.

[22] Wie SCHETTER (1960): S. 64f. aufzeigt, gibt es hier nicht nur einen inhaltlichen Bezug zum ersten Buch, sondern wir befinden uns auch in derselben Nacht, in der das erwahnte Apoll-Fest in Argos abgehalten wird. / Eine iiberzeugende Deutung der Laius-Episode liefert VESSEY: S. 230ff. / Zum Schreckenstraum des Eteocles in 2,125ff. vgl. den Traum des Turnus in Verg. Aen. 7,458ff.

[23] s. l,243f£: belli mihi semina sunto \ Adrastus socer et superis adiuncta sinistris \ conubia. Zur Rolle Jupiters in der Thebais und insbesondere zu seinem Versagen als oberste moralische Instanz s. GA- NIBAN: S. 50ff. und HERSHKOWITZ: S. 59f. / Die Missachtung der diplomatischen Immunitat des Tydeus als weiterer Anstofi des Krieges wird in Kapitel 2.3 dieser Arbeit behandelt.

[24] Das Adjektiv Acheloius geht zuriick auf den Fluss (und gleichnamigen Flussgott) Achelous, den grofiten Fluss in Aitolia, der Heimat des Tydeus. Jener Flussgott Achelous umwarb Deianeira, die Schwester des Tydeus, wurde aber von seinem Nebenbuhler Hercules besiegt (vgl. Ov. met. 9,8ff.). Zur Benennung der Protagonisten mit Flussnamen s. MULDER z. St.

[25] s. 2,148f.: postquam mediis in sedibus aulae \ congressi inque vicem dextras iunxere.

[26] s. 2,151: prior his dubios conpellat Adrastus sowie 2,174: visique inter sese ordine fandi cedere.

[27] Den Hinderungs- und Prodigienszenen widmet SCHETTER (1960) ein eigenes Kapitel (S. 96-101). In dieser Arbeit kann nur exemplarisch auf einige dieser Szenen Bezug genommen werden. / Die Trompeten stellen infolge ihrer Funktion als Kampfsignal einen direkten Bezug zum Krieg dar.

[28] Die enge Beziehung zwischen Antigone und Polynices tritt besonders in Buch 12 hervor, wenn Antigone sich Creons Bestattungsverbot der Leiche ihres Bruders widersetzt (s. 12,349-463).

[29] s. 2,336f.: pervigiles acuunt suspiria questus, \ numquam in pace sopor.

[30] Diese zahlt sie selbst auf: me quoque nunc vates, nunc exta minantia divos \ aut avium lapsus aut turbida noctis imago \ terret, et a! memini, numquam mihi falsa per umbras \ Iuno venit. (2,348ff.)

[31] s. 2,370f.: audax ea munera Tydeus \ sponte subit. Wie VESSEY anmerkt, ist die Unternehmung schon durch die Entscheidung fiir Tydeus als Gesandten zum Scheitern verurteilt, da dieser als „man of violence" niemals in friedlicher Mission unterwegs sein konne. Hier sieht er demzufolge einen ,.victory of ira over reason" (S. 141).

[32] Zur Darstellung des Tydeus als Gesandter im Kontrast zu Eteocles s. FRINGS: S. 27.

[33] s. 2,39If.: utque rudis fandi pronusque calori \ semper erat, iustis miscens tamen aspera coepit.

[34] s. DOMINIK: S. 84, bezogen auf 2,402f.: ex quofrater inops ignota per oppida tristes \ exul agit casus sowie 2,406ff.: satis ostro dives et auro \ conspicuus tenuem germani pauperis annum \ risisti.

[35] Eteocles wird die ganze Thebais hindurch als der verwegenere der beiden Bruder dargestellt, was sich im folgenden Hinterhalt auf den Gesandten Tydeus und zuletzt in seinem tuckischen Dolch- stofi im Bruderkampf (ll,552ff.) aufiert; s. DOMINIK: S. 219f£, FRINGS: S. 27ff. sowie SCHETTER (1960): S. 116f.

[36] An dieser Stelle pikiert er auch die Rohheit des Tydeus: nunc omnia quando \ plena minis (2,424f.).

[37] Dadurch verdreht Eteocles wiederum die Tatsachen, denn den Rechtsbruch begeht naturlich er.

[38] Eine tiefergehende Analyse der Rede des Eteocles liefert DOMINIK: S. 144.

[39] Mit den angekundigten Kampfen spielt Tydeus einerseits auf die kriegerischen Konsequenzen an, die ein Vertragsbruch zur Folge hatte; andererseits sieht er hier unwissentlich schon den ihm be- vorstehenden Elinterhalt voraus. / Die pragnantesten Worte zum Elternhaus der Bruder sind zwei- felsohne: Oedipodis tu solus eras (2,465).

[40] Nach Horn. 11. 9,528-599 verargerte der calydonische Konig Oineus die Gottin Artemis, indem er ihr Opfergaben verweigerte. Als Bestrafung schickte diese einen grausamen Eber. Um die Trophae des Ebers brach in der Folge ein Krieg zwischen Calydon und Pleuron aus, in dessen Verlauf Melea­ger seinen Onkel totete. Schon in l,488ff. wird Tydeus im Eberfell dargestellt: terribiles contra saetis ac dente recurvo \ Tydea per latos umeros ambire laborant \ exuviae, Calydonis honos.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Gewaltmensch oder Spielball der Unterweltsgötter? Darstellung des Tydeus in der "Thebais" des Publius Papinius Statius
Hochschule
Universität zu Köln
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
28
Katalognummer
V275979
ISBN (eBook)
9783656717843
ISBN (Buch)
9783656717881
Dateigröße
4510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Latein, Philologie, Epos, flavische Epik, Statius, Thebais, Hausarbeit, Hauptseminar, Poesie, Tydeus, Gott, Götter, Mythos, Theben, Sieben gegen Theben, Aischylos, Polynices, Adrast, Eteocles, Latinistik, Charakterisierung, Ethik, Kannibalismus, Schuldfrage
Arbeit zitieren
Christoph Rademacher (Autor:in), 2013, Gewaltmensch oder Spielball der Unterweltsgötter? Darstellung des Tydeus in der "Thebais" des Publius Papinius Statius, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275979

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