Straßenkinder. Erklärungsmodelle und Möglichkeiten der sozialen Arbeit


Term Paper, 2012

12 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Einleitung

Tag für Tag begegnen uns auf Deutschlands Straßen Kinder und Jugendliche, die auf der Straße leben. Oft haben wir keine Vorstellung davon, dass sie keinen anderen Weg mehr sehen, als davonzulaufen. Diese Kinder brauchen Hilfe. Dafür möchte ich einen Überblick über die Thematik verschaffen. Zunächst einmal werde ich auf wichtige Begrifflichkeiten eingehen. Daraufhin gehe ich mit Hilfe von einigen Erklärungsmodelle den Gründen für das Fortlaufen und auf der Straße leben auf die Spur und stelle den Lebensort Straße vor. Im Anschluss daran möchte ich aufzeigen, wie die soziale Arbeit diesen Kindern und Jugendlichen helfen kann. Den Schluss meiner Hausarbeit wird ein Fazit einnehmen.

1. Begrifflichkeiten

1.1 Straßenkinder

Eine präzise Bestimmung des Begriffes Straßenkinder ist schwierig. In der vorliegenden Literatur werden das Verhalten und die Lebensweise der Kinder beschreibend in die Definition mit einbezogen.

Eine weltweit zutreffende Umschreibung des Begriffes liefert Specht (1989) mit der Benennung von Merkmalen: „ Sie leben allein oder in Gangs. Sie sind unterernährt und hungern seit ihrer Geburt. Es mangelt ihnen an Zuwendung, Geborgenheit, Erziehung und Bildung und vor allem an Liebe. Es sind Kinder und Jugendliche, die auf selbsterlebte Ablehnung, Gleichgültigkeit, skrupellose Ausbeutung, Gewalt, Verführung und Ausgrenzung zu ihrem Überleben verzweifelte Auswege in Diebstahl, Prostitution, Gewalt und Drogenhandel suchen. Viele Straßenkinder verrichten unterbezahlte harte Arbeit. In Straßenbanden schaffen sie sich einen Familienersatz, eine physische und emotionale Zufluchtsstätte, ein Überlebenssystem, das Sicherheit und Schutz gewährt. Etwas, das sie in ihrem Leben bitter vermißt haben“ (Specht 1989, S.405).

Das Institut für Soziale Arbeit favorisiert hingegen die Bezeichnung „ Kinder und Jugendliche in besonderen Lebenslagen“, die im Vergleich mit dem Begriff Straßenkinder sehr umständlich aber überlegen ist, da sie inhaltlich besser differenziert. So sind nicht nur diejenigen erfasst, die tatsächlich auf der Straße leben, also faktisch obdachlos sind, sondern auch diejenigen, die beispielsweise in abbruchreifen Häusern schlafen oder den Bruch mit dem Elternhaus noch nicht ganz vollzogen haben und dort zumindest teilweise übernachten, was der Realität sehr viel näher kommt und für weniger Missverstände sorgt.

Im weiteren Verlauf werde ich der einfachhalthalber, der Umgangssprache und aufgrund des Titels meiner Hausarbeit, weiterhin den Begriff der Straßenkinder gebrauchen. (Vgl. Specht 1989: 405- 410 ; Degen 1995: 27; Napolitano 2005: 19 -20)

1.2 TrebergängerInnen, AusreißerInnen und AussteigerInnen

Mit dem Begriff der Straßenkinder direkt verwandte und gebräuchliche Ausdrücke sind: TrebegängerInnen, AusreißerInnen, AussteigerInnen und minderjährige Obdachlose.

So sind Treber jene Kinder und Jugendliche, die aus massiven Konfliktlagen heraus aus den ihr Leben bestimmenden Sozialisationsinstanzen ausbrechen und in der Regeln ohne festen Wohnsitz und ohne regelmäßige Einkünfte eine (häufig illegale) Existenz in subkulturellen Lebenslagen führen.

Demgegenüber wären Ausreißer diejenigen, die mit dem Fortlaufen nicht gezielt oder weitgehend aus den bisherigen Sozialisationsinstanzen ausbrechen und diesen nur für kurze Zeit oder selten fernbleiben.

„Aussteigen gilt anders als Ausreißen oder auf-Trebe-gehen nicht in dem Sinne als abweichendes Verhalten, dass hier die Notwendigkeit einer Intervention durch Institutionen abgeleitet werden würde. Es bleibt aber unklar, ob und welche Ziele diese Kinder und Jugendlichen mit dem Weglaufen in Verbindung bringen. (Vgl. Degen 1995: 27-30; Napolitano 2005: 21-25)

1.3 Abweichendes Verhalten

Um zu beurteilen, wann ein abweichendes oder konformes Verhalten vorliegt, hat jede Gesellschaft bestimmte Normen entwickelt, die quasi als Maßstab zur Einschätzung der Handlungen gelten und ein geregeltes Zusammenleben erst als möglich erscheinen lassen. Diesen Normen übergeordnet sind z.B. Werte wie Frieden, Familie, Gleichheit, Freiheit und Solidarität.

Allgemein betrachtet, meint man mit abweichendem Verhalten Verhaltensweisen, die von der Gesellschaft als irritierend, problematisch oder sogar als unerträglich wahrgenommen werden. Im umgangssprachlichen Gebrauch werden diese Menschen nicht selten mit Begriffen wie krank, verrückt, verwahrlost oder kriminell betitelt, auch um sich selbst klar vom Abweichler zu distanzieren.

Die Sozialwissenschaft hingegen benutzt abweichendes Verhalten als abstrakten Oberbegriff, um gesellschaftlich nonkonformes Verhalten zu kennzeichnen. Demnach verstoßen Straßenkinder gegen zentrale gesellschaftliche Sinnnormen: gegen

- das Gebot der Sesshaftigkeit;
- das der Akzeptanz elterlicher oder anderer Autoritäten;
- die gesellschaftliche Förderung nach Arbeits- bzw. Lernbereitschaft;
- häufig auch gegen das Gebot der sexuellen Enthaltsamkeit im Jugendalter

und lassen damit zumindest partiell den Misserfolg oder das Scheitern des Ziels gelungener sozialer Integration sichtbar werden.

2. Erklärungsmodelle und Hintergründe

Im folgenden Kapitel geht es darum, nach den Ursachen der Straßenkinderproblematik zu suchen. Dafür werde ich einige gängige wissenschaftstheoretische Erklärungsmodelle vorstellen.

Mit Ausnahme des „labeling approach“, der sich bewusst als interaktionistischer Ansatz von anderen abgrenzen will und den (meinst du systematisch?) systemisch-intergrativen Überlegungen, sind die nachfolgenden Theorien eher stark ätiologisch geprägt. Aus der Tatsache heraus, dass es sehr viele verschiedene Theorien und Erklärungsmodelle gibt, werde ich nur einige davon kurz vorstellen.

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Details

Title
Straßenkinder. Erklärungsmodelle und Möglichkeiten der sozialen Arbeit
College
University of Applied Sciences Bremen
Grade
1,3
Author
Year
2012
Pages
12
Catalog Number
V275886
ISBN (eBook)
9783656688631
ISBN (Book)
9783656688648
File size
386 KB
Language
German
Keywords
straßenkinder, erklärungsmodelle, möglichkeiten, arbeit
Quote paper
Funda Uyar (Author), 2012, Straßenkinder. Erklärungsmodelle und Möglichkeiten der sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275886

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Title: Straßenkinder. Erklärungsmodelle und Möglichkeiten der sozialen Arbeit



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