Lernen in sozialen Beziehungen


Seminararbeit, 2014

19 Seiten, Note: Gut


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Lerntheorien
2.1. Der Behaviorismus (Lernen durch Verstärkung)
2.2. Der Kognitivismus (Lernen durch Einsicht und Erkenntnis)
2.3. Der Konstruktivismus (Lernen durch persönliche Erfahrung, eigenes Erleben und Interpretieren)
2.4. Vergleich der Lerntheorien

3. Begriff der sozialen Beziehungen

4. Informelles Lernen

5. Soziales Lernen
5.1. Die drei Dimensionen sozialer Beziehungen
5.2. Lernen am Modell
5.3. Familie als Lernort
5.3.1. Eltern-Kind-Beziehung
5.3.2. Geschwisterbeziehungen
5.4. Peer Groups

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Unsere Kinder werden in eine Welt hineingeboren, die sich während der letzten Jahrzehnte stark verändert hat. Die Generation von morgen soll über eine Fähigkeit verfügen, die der Arbeitsmarkt heute verzweifelt sucht, nämlich psychosoziale Kompetenz. Sie wächst in einer hektischen, von Technik geprägten Gesellschaft auf, in der ein enormer Leistungsdruck vorherrscht und in der diese Kompetenz zunehmend verloren geht. Unter psychosozialer Kompetenz versteht man die Fähigkeit mit anderen Menschen zusammen nach geeigneten Lösungen zur Bewältigung von Problemstellungen zu suchen. Psychosoziale Kompetenz ist jedoch nicht abfragbar, so wie es zum Beispiel der Pythagoras oder französische Vokabeln sind. Um diese Fähigkeit zu erwerben, benötigen junge Menschen Vorbilder, das heißt Menschen, die über psychosoziale Kompetenz verfügen und diese auch vorleben. Ebenso bedarf es eigener Erfahrungen, die den jungen Menschen aufzeigen, dass schwierige Problemstellungen am besten gemeinsam gelöst werden können. Gibt es solche Vorbilder nicht, wird es schwer sein, dem Defizit an psychosozialer Kompetenz entgegenzusteuern, da die wichtigsten Erfahrungen, die ein Kind/Jugendlicher während seines Heranwachsens macht, diejenigen sind, die in lebendigen Beziehungen mit anderen Personen stattfinden. Das menschliche Gehirn wird durch Beziehungen und Beziehungserfahrungen mit anderen Menschen geformt und strukturiert.

„Unser Gehirn ist also ein soziales Produkt und als solches für die Gestaltung von sozialen Beziehungen optimiert. Es ist ein Sozialorgan.“ (Hüther, 2004, S.487)

Lernen in und durch soziale Beziehungen findet in den verschiedensten Bereichen und Institutionen wie der Familie, in sozialen Netzwerken, Cliquen und Freundschaften, Vereinen und auch in der virtuellen Welt statt. Diese Arbeit gibt zu Beginn einen groben Überblick über drei ausgewählte Lerntheorien, bevor sie sich mit dem Begriff der sozialen Beziehungen auseinandersetzt. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem informellen Lernen ehe das soziale Lernen (inklusive dem Lernen am Modell von Albert Bandura) näher beleuchtet wird. Anschließend setzt sich die Autorin mit der Familie als Lernort, insbesondere der Eltern-Kind-Beziehungen und der Geschwisterbeziehungen, auseinander. Im letzten Teil des fünften Kapitels, welches die Arbeit abrundet, wird der Einfluss von Gleichaltrigen auf die Entwicklung der Kinder/Jugendlichen abgehandelt.

2.Lerntheorien

In diesem Kapitel sollen die nach Meinung der Autorin für angehende PädagogInnen relevanten Lerntheorien des Behaviorismus, des Kognitivismus und des Konstruktivismus behandelt werden. Bei den behavioristischen Ansätzen rückt die Beobachtung des Verhaltens in den Vordergrund. Demgegenüber stehen die kognitiven Konzepte, die sich mit den Leistungen des Gehirns befassen, diese erforschen und hinterfragen. Den Kognitivisten geht es vorrangig darum die Denkprozesse des Lernens zu erkennen und erklären zu können. Konstruktivisten hingegen gehen davon aus, dass der Mensch nicht die Wissensinhalte übernimmt, die ihm dargeboten werden, sondern sich sein Wissen auf Grund seiner individuellen Erfahrungen konstruiert.

2.1.Der Behaviorismus (Lernen durch Verstärkung)

Diese Lerntheorie findet ihre Anfänge im 19. Jahrhundert und hat mit Iwan Pawlow, John B. Watson, Edward L. Thorndike und Burrhus F. Skinner namhafte Vertreter. Die Behavioristen gehen davon aus, dass die Beschreibung und Steuerung von Lernen mittels Hinweisreizen und der Verstärkung von gewünschtem Verhalten erfolgt. Dem Lernenden wird der Status einer „Black Box“ zugewiesen, womit dieser eine passive Rolle einnimmt. Problemlösungskompetenzen, über die der Lernende verfügt, werden außer Acht gelassen. Es steht die Annahme im Vordergrund, dass das Lernen durch Belohnung und Bestrafung gesteuert werden kann. Dieser Ansicht liegt zugrunde, dass ein Mensch ein bestimmtes Verhalten an den Tag legt, wenn er dafür belohnt oder bestraft wird. Es erfolgt eine Stärkung bzw. Abschwächung von Assoziationen aufgrund von Konsequenzen der jeweiligen Handlungen. Ein wichtiger Kritikpunkt hinsichtlich der Ansichten des Behaviorismus ist der, dass die individuellen Fähigkeiten/Kompetenzen der lernenden Person völlig außer Acht gelassen werden. Umgelegt auf die pädagogische Praxis hat diese Theorie aber beim Erwerb von Faktenwissen (z.B. auswendig lernen von Vokabeln oder Formeln) durchaus seine Berechtigung (vgl. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München, S. 3f). Die Rolle des Lernenden ist von innen heraus passiv, er wird aufgrund äußerer Reize jedoch aktiv und reagiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Lernprozess (Quelle: Schmitt, Günter & Plassmann, Ansgar A. (2005). Lern-Psychologie)

Dem Lehrenden kommt eine zentrale Rolle zu. Es obliegt ihm oder ihr geeignete Anreize zu setzen und den SchülerInnen Rückmeldung auf ihre Reaktionen zu geben. Es erfolgt somit ein Eingreifen in den Lernprozess der Lernenden mittels positiver oder negativer Wertung oder Rückmeldung (vgl. Meir, k.A., S. 11).

Kritik an dieser Theorie ist, dass individuelle Fertigkeiten und Fähigkeiten der jeweiligen Person komplett außer Acht gelassen werden. Es werden nur die Lernprozesse erklärt, die durch äußeres Verhalten angeleitet werden. Dem/Der Lernenden wird eine passive Rolle zugeschrieben und lediglich die Aufgabe Informationen wiederzugeben.

2.2.Der Kognitivismus (Lernen durch Einsicht und Erkenntnis)

Der Kognitivismus entstand in den 1950er Jahren als Gegenbewegung zum Behaviorismus. Einige der wichtigsten Vertreter sind Jean Piaget und Albert Bandura (Anmerkung: Banduras Modell wird unter dem Punkt 5.2 dieser Arbeit detaillierter behandelt). Im Gegensatz zum Behaviorismus fokussiert der Kognitivismus auf die ablaufenden Prozesse der Informationsverarbeitung bei der lernenden Person d.h. auf die „Black Box“, die von den Behavioristen bewusst ausgegrenzt wurde. Das Individuum Mensch, das fähig ist Reize aktiv und selbständig zu verarbeiten und die Vorgänge, die während des Lernens ablaufen (z.B. Erkennen, Verstehen, Denken, Interpretieren, Problemlösen usw.) bilden den Mittelpunkt der Betrachtung. Das Lernen selbst wird in dieser Theorie als Informationsverarbeitungsprozess verstanden. Die Verarbeitung der Informationen erfolgt im Gehirn, welches diese im sensorischen Register aufnimmt, im Kurzzeitgedächtnis dann mit dem bereits bestehenden Wissen verknüpft und gegebenenfalls ergänzt und anschließend im Langzeitgedächtnis speichert. Anders als beim Behaviorismus geht es beim kognitivistischen Lernprozess nicht um reine Wiederholung von Faktenwissen, sondern dem Lernenden ist es möglich, durch sein Vorwissen den Lernprozess aktiv und individuell zu gestalten (vgl. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München, S. 5f).

Nachstehende Lernmodelle werden dem Kognitivismus zugeschrieben:

- Lernen am Modell
- Lernen durch Einsicht
- Entwicklungsstufenmodell

Diese Lerntheorie stellt den Verarbeitungsprozess in den Vordergrund. Von besonderer Bedeutung sind das Lernangebot bzw. die Art der Informationsaufbereitung, die Problemstellung und die Methodik, die den Lernenden angeboten werden, da diese einen großen Einfluss auf den Lernprozess haben. Der Fokus liegt auf Problemstellungen, durch deren Lösung die Lernenden neue Erkenntnisse gewinnen können und somit ihr (bestehendes) Wissen erweitern können. Dem Lernenden selbst wird eine aktive Rolle zugeschrieben, in der er aktiv Informationen aufnimmt, verarbeitet und für vorhandene Probleme Lösungswege entwickelt. Die Lehrkraft ist gefordert die Problemstellungen didaktisch passend aufzubereiten, Informationen und Materialen zur Verfügung zu stellen und Wissen vermitteln (vgl. Meir, k.A., S.12f).

2.3.Der Konstruktivismus (Lernen durch persönliche Erfahrung, eigenes Erleben und Interpretieren)

Der Konstruktivismus kann als Teilbereich des Kognitivsmus verstanden werden und geht unter anderem auf die Arbeiten von Jean Piaget und Hans Aebli zurück. Bei dieser Theorie wird beim Verarbeitungsprozess vor allem die individuelle Wahrnehmung/Interpretation/Konstruktion herausgestellt. Der Konstruktivismus unterscheidet sich besonders im Bereich der Problemgenerierung vom Kognitivismus. Bei Letzterem steht das Lösen bereits vorhandener Probleme im Vordergrund. Der Konstruktivismus hingegen betrachtet auch das eigenständige Generieren von Problemen. Mittelpunkt bildet somit die Konstruktion einer individuellen und subjektiven Welt eines Individuums, wodurch eine kognitive Landkarte der Welt aufgrund der verschiedenen Erfahrungen der jeweiligen Person entsteht. Für die schulische Praxis bedeutet das, dass es wichtig ist Lerngelegenheiten in förderlicher Lernatmosphäre für die SchülerInnen zu schaffen. Durch immer neue Lernsituationen wird die Vernetzung im Gehirn angeregt. Vorhandenes Wissen wird mit neuem Wissen verknüpft und dadurch erweitert beziehungsweise Zusammenhänge hergestellt. Es gilt hier, dass nicht das Lösen von bereits aufbereiteten Problemen erfolgen soll, sondern das Konstruieren von Problemen und der Umgang mit authentischen Situationen stehen im Vordergrund (vgl. Meir, k.A., S. 13).

Im Lernprozess selbst wird den Lernenden sehr viel Freiheit eingeräumt, da es nach dieser Theorie kein Richtig oder Falsch gibt, sondern verschiedene Sichtweisen für ein Problem. Die Lernenden können ihre individuellen Fertigkeiten einsetzen um Lösungen zu erarbeiten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Lernen in sozialen Beziehungen
Hochschule
Johannes Kepler Universität Linz  (Institut für Pädagogik und Psychologie)
Note
Gut
Autor
Jahr
2014
Seiten
19
Katalognummer
V275835
ISBN (eBook)
9783656688242
ISBN (Buch)
9783656688235
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
lernen, beziehungen
Arbeit zitieren
Mag. Verena Heitzinger (Autor:in), 2014, Lernen in sozialen Beziehungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275835

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Lernen in sozialen Beziehungen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden