Postsäkulare Spiritualität in Schweden


Hausarbeit, 2012

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Anne-Christine Hornborg

3. Neue Spiritualität in Schweden
3.1. Theoretischer Rahmen
3.2. Beispiele: The Journey und Human Dynamics

4. Bausteine der Rituale
4.1. Ritualkonzept
4.2. Selbsternannte, rituelle Leiter
4.3. Starke Emotionen
4.4. Wissenschaftliches Dogma
4.5. Ritualisierung
4.6. Kommerzialisierung

5. Kommentare und Kritik

6. Schlussbetrachtungen

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Paul Heelas beschreibt die gegenwärtige Position der traditionellen Religion in der schwedischen Gesellschaft mit den folgenden Worten (Heelas 2002: 415): „In Sweden, regular attendance of traditional religion is on the point of total collapse.“ Schweden befindet sich demnach zurzeit in einem weit fortgeschrittenen Prozess der Säkularisierung. Die Zahl der aktiven Teilnehmer der traditionellen, institutionalisierten Religionen, wie beispielsweise der Schwedischen Kirche, ist stark rückläufig. Mit dem Rückgang der traditionellen Religiosität geht in Schweden allerdings die Entwicklung einer neuer Spiritualität einher (Heelas 2002: 413, Hornborg 2010: 2). Nach der Säkularisierung tritt eine Phase der Resakralisierung des Lebens ein, in der die Menschen sich von der Religion abwenden und zur Spiritualität hinwenden (Heelas 2002: 433).

In dieser Seminararbeit möchte ich mich mit dieser „postsäkularen Spiritualität“ beschäftigen und dabei insbesondere darauf eingehen, aus welchen Elementen die spirituellen Rituale, die ein besonders interessantes Kernelement der neuen Praktiken sind, zusammengesetzt sind. Dabei beschränke ich mich geographisch gesehen auf Schweden und bringe als konkrete Fallbeispiele The Journey von Brandon Bays und Human Dynamics von Sandra Seagal ein.

Da ich mich bei der Darstellung des Gegenstandes vor allem an Anne-Christine Hornborgs Artikel Designing Rites to Re-echant Secularized Society: New Varietes of Spiritualized Therapy in Contemporary Sweden orientiere, möchte ich zunächst als Einstieg auf Anne-Christine Hornborgs Biographie eingehen. Aus diesem Grund beginne ich mit einer kurzen Darstellung von Hornborgs wissenschaftlichem Werdegang und der Erwähnung ausgewählter Werke. Anschließend werde ich die wichtigsten Eigenschaften der schwedischen, spirituellen Praktiken hervorheben und dann zu den damit verbundenen Ritualen, dem Kern meiner Hausarbeit, übergehen. Ich werde die einzelnen Bausteine der Rituale, welche ein besonders wichtiger Bestandteil der neuen Spiritualität sind, im Einzelnen beschreiben. Zum Schluss werde ich die Arbeit mit Kommentaren und Kritik, sowie einem kurzen Fazit abschließen.

2. Anne-Christine Hornborg

Anne-Christine Hornborg promovierte 2001 in Religionsgeschichte an der Universität Lund. Ihre Doktorarbeit, A Landscape of Left-Overs: Changing Conceptions of Place and Environment among Mi'kmaq Indians of Eastern Canada, basiert auf Feldforschungen, die sie 1991-1992, 1996 und 2000 bei kanadischen Indianern auf der Cape-Breton-Insel in der kanadischen Nova-Scotia-Provinz durchgeführt hat. Des Weiteren forschte sie 1998 und 2001 in Tonga und 2004 in Peru. Bevor sie Professorin für Religionsgeschichte an der Universität Lund wurde, war sie außerordentliche Professorin für Religionsgeschichte und –anthropologie an der Universität Lynköping. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Rituale und Verkörperung, indigene Weltansichten, die Phänomenologie der Landschaft und anthropologische Feldforschung sowie Ökologie und Religion. Außerdem arbeitet sie an der Entwicklung des interdisziplinären Fachgebietes „Ritual Studies“ mit. Sie konzentriert sich dabei vor allem auf neue Rituale der Spätmoderne und deren Kontext. Ihre wichtigsten Publikationen sind neben der bereits erwähnten Doktorarbeit, das 2008 erschienene Werk Mi’Kmaq Landscapes: From Animism to Sacred Ecology, und die 2005 publizierte Monographie Ritualer: teorier och tillämpning (Bergmann 2009: 197, Hornborg 2008: 203, Hornborg 2010: 1).

3. Neue Spiritualität in Schweden

„Spirituality […] has become a kind of buzz-word of the age“ (Brown 1998: 1) schreibt Mick Brown in The Spiritual Tourist. Was verbirgt sich hinter diesem Schlagwort „Spiritualität“? Zunächst möchte ich darauf eingehen, was man sich im Allgemeinen unter „neuer Spiritualität“ im postsäkularen Schweden vorstellen kann und anschließend zwei spezifische Fallbeispiele vorstellen.

3.1. Theoretischer Rahmen

Wenn Menschen heutzutage spirituell sind, bedeutet das in der Regel, dass ihr Leben resakralisiert wird (Heelas 2002: 434). Diese Resakralisierung ist primär durch ein individualreligiöses Erleben geprägt, bei dem der Einzelne und nicht das Kollektiv im Mittelpunkt steht (Auffahrt 2006: 497). Es geht insbesondere darum, das verborgene „innere Potenzial“ des Individuums mit Hilfe von psychospirituellen Therapien und Coachings zu entfalten. Diese dem Menschen innenwohnende Kraft muss dabei in Zusammenhang mit einer transpersonalen Transzendenzvorstellung gesehen werden. Dieser transzendente Bereich ist das „höhere, überpersönliche Selbst“ und nimmt bei der Entwicklung des „inneren Potenzials“ die folgende Rolle ein (Hornborg 2010: 2):

„Although the inner-potential concept refers to immanent forces within human beings, these forces presuppose a concealed transcendent realm, larger than the daily and ordinary life of the individual. Often this transcendental realm is described as a higher self, and a further transformation is offered when the individual connects the inner potential with his or her ‘higher self’, or the transpersonal self.”

In Schweden werden zahlreise Kurse angeboten, die dem Individuum das Entfalten des „inneren Potenzials“ ermöglichen sollen. Beispiele hierfür sind unter anderem spirituelle Therapiesitzungen, die das Individuum bei der Selbstfindung unterstützen, und Kurse für Mitarbeiter, die ihre Kompetenzen mittels moderner spiritueller Praktiken verbessern wollen (Hornborg 2010: 2).

Die neue Spiritualität zeichnet sich durch fünf Charakteristiken aus: Rituale in deren Fokus das Individuum steht, selbsternannte rituelle Leiter, das Konzept der Selbstverwirklichung, die Emotionalität der Ritualteilnehmer und die Kommodifizierung der Riten (Hornborg 2010: 1f). Auf diese Aspekte werde ich im Kernteil meiner Seminararbeit noch einmal im Detail eingehen.

3.2. Beispiele: The Journey und Human Dynamics

Um die spirituellen Praktiken und ihre Charakteristiken nicht nur theoretisch darzustellen, werde ich im Laufe der Seminararbeit gelegentlich Bezug auf zwei konkrete Beispiele nehmen. Dabei handelt es sich einerseits um The Journey von Brandon Bays und andererseits um Human Dynamics von Sandra Seagal.

Das 2002 erschienene Werk The Journey: A Practical Guide to Healing Your Life and Setting Yourself Free ist ein psychospirituelles Handbuch, in dem Praktiken zur Selbstverwirklichung und Selbstheilung durch Entfaltung des „inneren Potenzials“ vorgestellt werden. Neben diesem Ratgeber ist mittlerweile eine Reihe von anderen Büchern erschienen, wie beispielsweise The Journey for Kids - Liberating Your Child's Shining Potential. Außerdem werden zahlreiche andere Artikel, unter anderem CDs, Karten und sogar ein Abonnement für den Fernsehkanal Brandon Bays TV, angeboten. Zu dem umfangreichen Angebot zählen auch therapeutische Kurse und Seminare (Hornborg 2010: 15, http://www.thejourney.com/products/).

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Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Postsäkulare Spiritualität in Schweden
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V275769
ISBN (eBook)
9783656686477
ISBN (Buch)
9783656686460
Dateigröße
392 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
postsäkulare, spiritualität, schweden
Arbeit zitieren
Véronique Becker (Autor:in), 2012, Postsäkulare Spiritualität in Schweden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275769

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