Maria Leszczynska und die Favoritinnen Ludwigs XV. Wer war wirklich die Königin?


Hausarbeit, 2013

18 Seiten, Note: 2,0

Teresia Minjoli (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zum Bild der Mätresse im Französischen Adel
2.1. Von der Geliebten zur Maitresse en titre

3. Châteauroux, Pompadour und du Barry: Einfluss, Pflichten und Rechte einer königlichen Favoritin
3.1. Mme. de Châteauroux
3.2. Mme. de Pompadour
3.3. Mme du Barry

4. Maria Leszczyńska: Einfluss und Freiheiten der Königin
4.1. Einfluss auf staatliches und politisches Geschehen

5. Zum Verhältnis zwischen Königin und Favoritinnen

6. Fazit

7. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Als Maria Leszczyńska 1725 die Nachricht erhielt zur Königin von Frankreich berufen worden zu sein, hatte sie sicher nicht damit gerechnet, sich ihren Gatten mit verschiedenen, aufeinander folgenden Frauen teilen zu müssen, die zudem einflussreicher würden als sie selbst. Obwohl Mätressen am absolutistischen Hof keine Neuheit waren, zeichnet sich die Regierungszeit König Ludwigs XV. insbesondere durch seine Mätressen aus, von denen die Madames de Pompadour und du Barry noch heute als Innbegriff der Mätressen gesehen werden. Doch was meist nur mit jungen Gespielinnen und geheimen Liebhaberinnen gleich gesetzt wird, war in Wirklichkeit viel mehr. Ein Amt, das im Laufe der Jahre vom Hof nicht mehr weg zu denken war. Von Theater, Literatur und Mode, über die Rangordnung des Hofadels bis zur Politik - die Favoritinnen hatten fast überall ihre Finger mit im Spiel. Sie verdankten ihren Erfolg weder einer Heirat noch ihrer Abstammung, sondern ihrem eigenen Handeln. Trotzdem waren sie immer von der Gunst des Königs abhängig. Ihr Verlust hätte ihr Ende bedeutet. Dennoch sind einige Historiker der Meinung, dass die Mätresse die einflussreichste Person am Hof des Ancien Régime war.

Doch bedeutete das auch, dass diese „Institution“ Mätresse das Amt der Königin damit überflüssig gemacht hatte? Hier stellt sich die Frage, inwieweit Maria Leszczynska noch als Königin gelten konnte. Oder hatten die Mätressen die Rolle der Königin eingenommen und herrschten an ihrer Stelle an der Seite König Ludwigs XV.?

Trotz der beeindruckenden Karrieren der Damen, insbesondere der beiden bürgerlichen Mätressen, Jeanne-Antoinette Poisson und Marie Jeanne Bécu, lastet dem Begriff der Mätresse auch heute noch das negative Bild der Ehebrecherin an. Die mangelnde Aufklärung in der Forschungsliteratur dieser Epoche ist daran nicht unbeteiligt. In „Die höfische Gesellschaft“ geht Norbert Elias auf die Rolle der Mätresse am Hof nur beiläufig ein, die Königin bleibt nahezu unerwähnt. Auch in Jürgen Voss‘ Reihe zur Geschichte Frankreichs spielen die königlichen Mätressen nur eine Nebenrolle. Es scheint als wäre die Mätresse noch immer ein Tabuthema. Hinzu kommen gefälschte Briefe der Madame de Pompadour, die noch im letzten Jahrhundert als Forschungsgrundlage benutzt, übersetzt und sogar als authentisch herausgegeben wurden.1

Eine Näherung an die Thematik scheint nur mit Hilfe von zeitgenössischen Briefen, Memoiren und Tagebüchern oder Biographien der Favoritinnen möglich zu sein, wobei solche der Madame de Châteauroux und Maria Lesczcinska nur in sehr geringer Zahl und selten übersetzt existieren. Einen guten Einblick in das Leben der bedeutenden Frauen liefert allerdings Benedetta Craveri in „Königinnen und Mätressen“, aber auch Caroline Hanken konkretisiert das Thema und verschafft eine Idee der Mätressenwirtschaft als Institution. Immer noch viele offene Fragen, gefälschte Briefe und Vorurteile, zeigen, dass diese Epoche im Schatten zwischen Sonnenkönig und Revolution, noch lange kein abgeschlossenes Thema ist.

In dieser Arbeit soll die Position der Favoritinnen Ludwigs XV. näher erläutert und mit der, der Königin Maria Leszczyńska verglichen werden. Dazu soll ihr Handeln und Wirken am französischen Hof genauer betrachtet werden. Als Quelle wird in der vorliegenden Arbeit besonders das Tagebuch des Herzogs von Croÿ herangezogen. Eine weitere Quellenstütze bietet die von Alexandre Dumas erstellte Geschichte zu Ludwig XV. Zunächst wird deshalb Bezug auf das „Amt“ der Mätresse im französischen Absolutismus genommen, um darauffolgend zu erläutern wie sich eine königliche Geliebte zu einer Favoritin entwickeln konnte. Um die Thematik mehr ins Detail zu führen, wird schließlich auf die Favoritinnen und die Königin selbst und die Beziehung dieser zu einander eingegangen.

2. Zum Bild der Mätresse im Französischen Adel

Maitressen gab es immer. Lange Zeit galten sie als Trophäen und Eroberungen und waren somit sogar ein Zeichen der Männlichkeit des Königs und ein Grund das Volk mit Stolz zu erfüllen. Zur Zeit der Aufklärung änderte sich diese Sicht auf die Favoritinnen. Doch was sich tatsächlich änderte waren wohl eher die Geliebten selbst. Insbesondere zur Zeit Ludwigs XIV. gewannen die Mätressen, die zu dieser Zeit noch dem Adel angehörten, plötzlich an Einfluss, nahmen an offiziellen Ereignissen teil und hatten sogar Einfluss auf die Regierungsgeschäfte. Dies ist nicht zuletzt auch auf das lange Fehlen einer Königin zurück zu führen.2 Das Besondere dieser Zeit ist allerdings, dass in einem System, in dem es nur den König als absoluten Herrscher gab, in dem sogar die Königin nur Gemahlin war und der Erhaltung der Dynastie diente, sich gerade Frauen auftaten und sich zu den einflussreichsten Personen am Hof hocharbeiteten. Das Besondere dieser Zeit ist allerdings, dass in einem System, in dem es nur den König als absoluten Herrscher gab, in dem sogar die Königin nur Gemahlin war und der Erhaltung der Dynastie diente, sich gerade Frauen auftaten und sich zu den einflussreichsten Personen am Hof hocharbeiteten.

Einer der wichtigsten Aspekte für die Mätresse, um aus der gelegentlichen Geliebten eine einflussreiche Institution zu machen, war der fest installierte Hof. Noch im 16. Jahrhundert hatte der französische Hof keinen festen Sitz und reiste zwischen verschiedenen Städten und Residenzen hin und her. Versaille, aber insbesondere auch die Schlösser in Choisy und La Muette, zu denen nur ausgewählte Höflinge zugelassen waren und auf deren Auswahl die Favoritin erheblichen Einfluss hatte, waren dabei von großem Vorteil, den Einfluss auf den König beständig zu halten. Am französischen Hof gab es für Frauen kein politisches Amt zu bekleiden. Umso bemerkenswerter ist es, dass gerade die Favoritinnen Madame de Pompadour und Madame du Barry, die aus dem Bürgertum stammten, zur Herrschaft kamen, obwohl sie in der gesellschaftlichen Hierarchie ganz unten standen.

Die Mätresse war also fest in die Hofhierarchie integriert. Und nicht nur das. Sie brachte diese auch durch die Gunst, die der König ihr zugestand, durcheinander. Obwohl die Rangordnung am Hof rechtlich festgelegt war, kam es nicht selten vor, dass ein Adeliger niederen Ranges durch die Favoritin bevorzugt wurde und somit auch in der Gunst des Königs stieg. Die Mätresse war somit zu einer wichtigen Institution geworden, dessen Aufgabenfeld die Vermittlung zwischen König und Höflingen beinhaltete. Aus diesem Grund sind sie oft Gegenstand der höfischen Intrigen gewesen. Viele Minister, Herzöge, sogar ganze adelige Familien versuchten dem König ein Mädchen zuzuspielen und dieses als Machtmittel zu missbrauchen, um später mit ihrer Hilfe den König beeinflussen zu können. Auf der anderen Seite konnte sie mit ihrem Einfluss einigen Höflingen zum Verhängnis werden, womit sie den Hass ihrer Feinde auf sich zog. Doch die Favoritinnen zogen auch den Missmut des französischen Volkes auf sich. Oft wird den Mätressen Verschwendungssucht nachgesagt. Doch um am Hof und gerade neben dem König zu bestehen - denn ihr Amt war vergänglich und hing insbesondere von ihrer Schönheit und Jugend ab - waren hohe Ausgaben für Kleider, Juwelen und andere Luxusgüter fast unumgänglich. Dass sich das Volk dafür allerdings, angesichts der herrschenden Armut, nicht interessierte, ist nicht unverständlich. Es macht viel mehr deutlich, warum die Mätressen im Zuge der Revolution zum Sinnbild der korrupten Monarchie wurden.

2.1. Von der Geliebten zur Maitresse en titre

Um die Entwicklung einer Mätresse des Königs, von einer unter vielen, zu einer Maitresse en titre oder Favoritin darzustellen, ist es notwendig, zunächst auf den Aufstieg der Madame de la Vallière einzugehen. Louise de la Vallière war nach der Heirat Ludwigs XIV. dessen erste Geliebte. Zu Beginn der Liaison 1661, versuchte Ludwig noch die Beziehung geheim zu halten, was sich allerdings schnell als unmöglich heraus stellte. Für die Höflinge war das angesichts der strengen Hofetikette eine schwierige Situation. Wie sollten sie der Mätresse des Königs gegenüber treten? Sie war zwar adelig, doch war ihre Familie nicht besonders reich und von keinem hohen Rang. Als königliche Mätresse hätte ihr allerdings eine gesonderte Behandlung zugestanden. Ihre Stellung am Hof war in der rechtlich geregelten Hierarchie also als inoffizielle Geliebte lange unklar. Zur Lösung dieses Problems ergaben sich zwei Optionen. Die Beziehung geheim zu halten oder ganz offiziell zu machen. Da ersteres unmöglich war, blieb Ludwig nur die andere Option. Madame de la Vallière wurde somit als offizielle Mätresse anerkannt. Nach dem Tod der Königinmutter ernannte Ludwig seine Geliebte zudem zur Herzogin und erkannte die 1666 geborene, gemeinsame Tochter als sein Kind an. Doch all das machte die Mätresse noch lange nicht zur Favoritin. Dazu ist anzumerken, dass die Betitelung Favoritin bzw. Favorit zunächst nicht fest mit einer Mätresse verankert war.3 Favorit konnte ebenso ein Minister oder ein Geistlicher sein. Dies ist demnach also die Person, die der König als Vertrauensperson favorisiert. Zur Zeit Ludwigs XV. und vor seinen offiziellen Mätressen entsprach diese Position der von Kardinal de Fleury.4

Ihre offizielle Vorstellung, die ihren Rang am Hof festmachte sowie die Etikette, die einen angemessenen Umgang mit der Mätresse verlangte, ließen ihr immer mehr Anerkennung seitens der Höflinge sowie Verantwortung zukommen. Doch nicht jede Mätresse hatte auch gleich den passenden Charakter, um auch die Favoritin des Königs zu werden. Madame de la Vallière wurde schnell von ihrer Nachfolgerin Madame de Montespan verdrängt. Auch die erste Mätresse Ludwigs XV., Louise de Mailly-Nesle, schaffte es nicht den König ganz für sich zu gewinnen. Erst Madame de Tournelle, die später zur Herzogin de Châteauroux ernannt wurde, wusste, wie sie über den König regieren konnte. „Wenn man den König an sich binden wollte, musste man entweder auf die Macht der Gewohnheit setzen oder ihn psychologisch beherrschen.“5

3. Châteauroux, Pompadour und du Barry: Einfluss, Pflichten und Rechte einer königlichen Favoritin

Wie bereits erwähnt, waren nicht alle Geliebten des Königs gleich Favoritinnen. Liebesbeziehungen hatte Ludwig XV. etliche. Doch wenige spielten eine so wichtige Rolle, dass sie an Stelle von Maria Leszczyńska als die eigentliche Königin neben dem absoluten Herrscher gesehen werden könnten.

[...]


1 In der von Hans Pleschinski herausgegebenen Sammlung von Briefen der Madame de Pompadour befinden sich einige Fälschungen, die für viele Schriften als Quellengrundlage dienten.

2 Seit dem Tod der Königin Maria Theresia von Österreich 1783 hatte es keine Königin mehr gegeben. 4

3 Hanken, Caroline (Hg.): Vom König geküsst, Berlin 1996, S.117 (im Folgenden zitiert als: Hanken, Caroline: Vom König geküsst).

4 Pleschinski, Hans (Hg.): Nie war es herrlicher zu leben, Das geheime Tagebuch des Herzogs von Croӱ, München, 2011, S. (im Folgenden zitiert als: Pleschinski, Hans: Nie war es herrlicher zu leben).

5 Craveri, Benedetta (Hg.): Königinnen und Mätressen, München 2008, S.325 (im Folgenden zitiert als: Craveri, Benedetta: Königinnen und Mätressen).

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Maria Leszczynska und die Favoritinnen Ludwigs XV. Wer war wirklich die Königin?
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Seminar
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
18
Katalognummer
V275477
ISBN (eBook)
9783656681908
ISBN (Buch)
9783656681953
Dateigröße
2066 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Absolutismus, Madame de Pompadour, Ludwig XV., Maria Leszczynska, du Barry, französische Geschichte
Arbeit zitieren
Teresia Minjoli (Autor:in), 2013, Maria Leszczynska und die Favoritinnen Ludwigs XV. Wer war wirklich die Königin?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275477

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