Sprachliche und thematische Aspekte der zwei Welten in Michael Endes „Die unendliche Geschichte“


Hausarbeit, 2007

18 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sprachliche Aspekte der zwei Welten

3. Thematische Aspekte der zwei Welten

4. Schlussbemerkungen/Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Wenn unsere Vorstellung von der Wirklichkeit sich ändert, ändert sich dann auch die Wirklichkeit?“[1] – dieses Zitat aus der Feder Michael Endes ist nur ein Gedanke von vielen die dem Autor zu Lebzeiten durch den Kopf schwirrten. Sein Leben lang versuchte Ende die Phantasie in die Welt zurück zu bringen. Mit seinen zahlreichen Kinder- und Jugendbüchern leistete er einen großen Teil Vorarbeit für die heutigen Autoren phantastischer Jugendbücher wie etwa die Biss- Serie oder Harry Potter, die sich im Moment immer größer werdender Beliebtheit erfreuen. Grund dafür ist sicher die Freude am Abtauchen in fremde Welten. Phantastische Literatur bietet dazu die beste Möglichkeit, denn in den fremden Welten, die dort regelmäßig auftauchen, kann der Leser in eine Welt versinken, in der alles möglich ist. Gerade die angesprochene wachsende Beliebtheit verleitet immer mehr Autoren dazu dieses Thema genauer zu untersuchen. Auch mich hat die Begeisterungswelle ergriffen. In der folgenden Hausarbeit werde ich daher die Besonderheiten der Zwei Welten in dem Roman „Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende untersuchen. Dabei werde ich mich auf die sprachlichen sowie thematischen Aspekte beziehen. Ich werde versuchen darzustellen was die Besonderheiten der benutzten Sprache sind. Hierbei möchte ich vor allem auf die Namensgebung eingehen. Da eine vollständige Angabe der benutzten Namen den Rahmen meiner Arbeit überschreiten würde, kann ich leider nur einige wenige Beispiele, an denen man jedoch deutlich die Besonderheiten des Buches erkennen kann, aufführen und prüfen.

Im Rahmen der thematischen Untersuchung werde ich die Eigenschaften und Merkmale der zwei Welten in der „Unendlichen Geschichte“ anführen. Auch hier werde ich einige gelungene Beispiele aus der Feder des Autors auswählen.

2. Sprachliche Aspekte der zwei Welten

Michael Endes Roman „Die Unendliche Geschichte“ besteht aus einer Fülle sprachlicher Mannigfaltigkeit. Der Autor kreierte mit seiner Kreativität die zwei Welten voller sprachlicher Magie und lässt sie dem Leser auf diese Weise besonders anziehend erscheinen. Gerade für den jungen Rezipienten spielt die Sprache eine große Rolle, denn über die Worte manifestiert sich jedes Detail in den Köpfen und setzt sich zu einer Welt zusammen, die allein durch die Worte des Autors und die Vorstellungskraft des Lesers entstanden ist.

Im Folgenden sollen die sprachlichen Aspekte in dem Roman „Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende untersucht und an einigen Beispielen aufgezeigt werden.

Meine Untersuchungen stützen sich größtenteils auf die herausragende Arbeit von Heidi Aschenberg, die in ihrem Buch “Eigennamen im Kinderbuch“[2] einige dieser sprachlichen Besonderheiten zusammenstellte.

Auf der ersten Seite kreierte Ende einen bemerkenswerten Einstieg in seinen Roman. Der Autor beginnt das erste Kapitel nicht mit einer einfachen Überschrift. Stattdessen wird der Leser mit einem, in Spiegelschrift geschriebenen, Ladenschild konfrontiert: „Antiquariat. Inhaber: Karl Konrad Koreander“[3]. Weiter geht es im Text: „Diese Inschrift stand auf der Glastür eines kleinen Ladens, aber so sah sie natürlich nur aus, wenn man vom Inneren des dämmerigen Raumes durch die Scheibe auf die Straße blickte.“[4]

Der Rezipient findet sich so schon mitten im Geschehen wieder und sieht sich selbst durch die vorgegebene Perspektive in die Welt Bastians versetzt. Die Tür des Ladens stellt bereits eine Pforte in die phantastische Welt dar. Die Reise durch die phantastische Welt beginnt für den Leser also bereits mit dem ersten Satz, während sie für Bastian mit dem Betreten des Ladens beginnt. In diesem Spiegelmotiv findet sich im Übrigen Michael Endes lebenslange Suche nach dem Zauberwort, das eine neue Sichtweise auf die Welt ermöglicht, wieder.

Schon beim ersten Lesen fällt Endes Namensgebung ins Auge. Der Autor benutzte, vor allem für Protagonisten der Primärwelt, uns bekannte Namen wie etwa „Bastian“ oder „Karl“. Nicht zufällig wählte Ende den Vornamen Bastian, zählte er doch zu den beliebtesten Vornamen Anfang der Achtziger Jahre. Der Autor kreierte jedoch auch neue, uns unbekannte Namen, wie etwa die, der in der Sekundärwelt hausenden Lebewesen. Der Autor charakterisiert die jeweiligen Wesen bei ihrem ersten Auftauchen genau, denn nur so kann dem Leser die Funktion der jeweiligen Figur in der Geschichte klar werden. Als Bastian auf den ersten Seiten des Romans, nach seiner Flucht vor ihn schikanierenden Jungen, sich in einem Antiquariat wieder findet, bittet der etwas mürrische Hausherr Karl Konrad Koreander den Gast sich vorzustellen.

„Ich heiße Bastian “, sagte der Junge, „Bastian Balthasar Bux“. „Ziemlich kurioser Name“, knurrte der Mann, „mit diesen drei B’s. Na ja, dafür kannst du nichts, hast ihn dir ja nicht selbst gegeben. Ich heiße Karl Konrad Koreander“, „Das sind drei K’s“, sagte der Junge ernst. „Hm“, brummte der Alte, „stimmt!“[5]

Hier fällt ein weiteres sprachliches Mittel auf. Die Alliteration sowie die Tatsache, dass die Namen gleichermaßen aufgebaut sind, nämlich aus zwei Vornamen und einem Nachnamen. Diese Gemeinsamkeit weist direkt zu Beginn der Geschichte auf die Verbindung zwischen den zwei Personen hin. Am Ende entwickelt sich eine Freundschaft aus dieser Verbindung, denn „beide, der Junge und der alte Mann, gehören zu den Menschen, denen die Welt des Phantastischen nicht verschlossen geblieben ist“[6].

Aschenberg weist außerdem darauf hin, dass die 3 Namen Bastian, Balthasar und Bux mit demselben Buchstaben wie die Leidenschaft des Protagonisten, die Bücher, beginnen. Dies lasse die Bücher als Charakteristikum des Namensträgers erscheinen. Kein anderer Name ist neben diesen zwei in dieser Struktur aufgebaut.

Atrèju, die zweite Hauptperson, ist der Junge, der dazu bestimmt ist, das Reich der kindlichen Kaiserin zu retten. Kairon, der Zentaur, teilt den besorgten Bürgern den Namen des Helden mit. Die Bürger kennen weder die genannte Person, noch haben sie jemals einen solchen Namen gehört. Dies teilt dem Leser mit, wie besonders der Name ist. Atrèju selbst erklärt schließlich wie der Name zu Stande kommt: „„Wer hat dich aufgezogen?“ fragt der Zentaur Atrèju. „Alle Frauen und Männer gemeinsam. Darum nannten sie mich Atrèju, das heißt in den Worten der Großen Sprache: Der Sohn aller““[7]

Aschenberg führt außerdem auf, dass es sich sicherlich nicht um einen Zufall handelt, dass Ende, der das Alphabet als roten Faden für die Kapitel gewählt hat, den Namen der wichtigsten Person im Buch im Buch, also Atrèju, mit dem Buchstaben A beginnen lässt und der Name der Person, die die Rettung fortführt, also Bastian, mit B beginnt. Viele wichtige Dinge, die Atrèju auf seinem Abenteuer begleiten, wie etwa das Auryn oder Artax beginnen ebenfalls mit dem Buchstaben A.[8]

Dass die Bürger nicht gerne den Namen Auryn aussprechen, verdeutlicht die Magie des „Glanzes“, wie es stattdessen oft genannt wird. „Aber viele, die sich scheuten diesen Namen auszusprechen, nannten es das „Kleinod“, oder auch das „Pentakel“ oder nur einfach „der Glanz“.“[9] Die Bewohner denken, dass sie allein durch Nennen des Namens die Magie auf sich ziehen. Dies verdeutlicht den Glauben er Bürger an die Magie der Sprache. Die Angst und der Respekt, den die Bewohner Phantàsiens für Auryn empfinden weist schon auf die später deutlich werdende Gefahr des Vergessens hin.

Bastian erlebt mit Atrèju zahlreiche Abenteuer und geht durch einen Prozess der Identitätsfindung. Nachdem Bastian die phantastische Welt aufgebaut hat, bemerkt Atrèju die drohende Gefahr und versucht Bastian dazu zu bewegen in die Wirklichkeit zurück zu kehren.[10] Im darauf folgenden Kampf versagt Atrèju verletzt, während Bastian sein Erinnerungsvermögen verliert und keine Macht mehr über Phantasien besitzt. Bastian büßt seine eigene Identität ein, was Ende durch den Verlust des Namens verdeutlicht. „Der Junge, der keinen Namen mehr hatte, kniete im Schnee“[11]

Schließlich ist es Atrèju, der Bastian seinen Namen in Erinnerung ruft und ihm somit wieder zu seiner Identität verhilft.[12]

Die Kindliche Kaiserin ist die Herrscherin Phantàsiens. Ihr Name beinhaltet ebenfalls einige sprachliche Besonderheiten. Auffällig ist die Großschreibung des Adjektivs. Dadurch wird es zu einem Eigennamen und verdeutlicht die Stellung des Namensträgers. Die Kaiserin ist noch nicht erwachsen, jedoch ist sie nur wie ein Kind, wie das Wort „kindlich“ schon aussagt. Der Name der Kaiserin spielt eine wesentliche Rolle in der Geschichte. Die Herrscherin ist mit der Erkrankung Phantàsiens selbst erkrankt. Stirbt sie, geht auch ihre Welt unter. Phantàsien kann nur gerettet werden, indem ein neuer Name für die Kindliche Kaiserin gefunden wird. Die Schildkröte Morla erklärt Bastian, wie die Kindliche Kaiserin und somit Phantàsien gerettet werden kann: „Ihr Dasein bemißt sich nicht nach Dauer, sondern nach Namen. Sie braucht einen neuen Namen, immer wieder einen neuen“[13]. Bastian stellt sich vor wie die Kindliche Kaiserin wohl aussieht. Die Herrscherin trägt laut Beschreibung ein weißes Gewand und besticht durch ihre zarte, bleiche Haut.[14] Durch die Beschreibung aus der Perspektive Atrèjus kommt Bastian auf den richtigen Namen für sie.

[...]


[1] http://www.zitate-online.de/autor/ende-michael/

[2] Aschenberg, Heidi: Eigennamen im Kinderbuch. Eine textlinguistische Studie. Gunter Narr Verlag Tübingen. 1991.

[3] Ende, Michael: Die unendliche Geschichte. Von A bis Z mit Buchstaben und Bildern versehen von Roswitha Quadflieg. Stuttgart 1979. S. 5.

[4] Ebd. S.5.

[5] Ebd. S. 7.

[6] Aschenberg. 1991. S. 92.

[7] Ende. 1979. S.44.

[8] Aschenberg.1991. S. 94.

[9] Ende.1979. S. 37.

[10] Ebd. S. 268.

[11] Ebd. S. 409.

[12] Ebd. S. 414.

[13] Ebd. S. 60.

[14] Ebd. S. 160.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Sprachliche und thematische Aspekte der zwei Welten in Michael Endes „Die unendliche Geschichte“
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V274553
ISBN (eBook)
9783656672494
ISBN (Buch)
9783656672463
Dateigröße
423 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sprachliche, aspekte, welten, michael, endes, geschichte
Arbeit zitieren
Lisa Biebricher (Autor:in), 2007, Sprachliche und thematische Aspekte der zwei Welten in Michael Endes „Die unendliche Geschichte“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274553

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