Münzen als Medien unter Kaiser Nero

Drei ausgewählte Beispiele


Referat (Ausarbeitung), 2014

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kontext-
2.1. Eine kurze Übersicht über das Leben und die Regierungszeit Neros
2.2. Geld und Wirtschaft zu Neros Zeit

3. Die Münzen und ihre Botschaft
3.1. RIC 1 – Aureus – Nero und Agrippina
3.2. RIC 178 – Sesterz- Der Hafen von Ostia
3.3 RIC 78 – As – Nero als Apollon?

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

6. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der medialen Wirkung dreier Münzen aus der Zeit des römischen Kaisers Nero. Anhand dieser ausgewählten Beispiele soll untersucht werden, inwiefern Münzen Medien nach der, von Werner Faulstich verwendeten Definition als „komplexe, institutionalisierte Systeme um organisierte Kommunikationskanäle mit spezifischem Leistungsvermögen.“[1], sind. Ferner soll gezeigt werden, wie Münzen damals interpretiert werden konnten, an welche Schichten oder Kreise der Bevölkerung sie sich richteten und ob es einen Zusammenhang zwischen dem Nominal einer Münze und ihrer Botschaft gibt.

Hierzu soll zunächst in groben Zügen der historische Kontext der Münzen näher erläutert werden, in dem vorab die Ereignisse im Leben des römischen Kaisers Nero vorgestellt werden, auf die sich die vorgestellten Münzen beziehen. Danach wird das römische Wirtschafts- und Geldsystem erörtert, um darzulegen, welche Rolle Münzen in der Wirtschaft der Zeit spielten, wie sie verteilt waren und wer potentiell Zugriff auf die entsprechenden Nominalen hatte. Ergänzt wird dies noch durch einen kurzen Abriss über die Wirkung von Münzen als Medium ihrer Zeit.

Im Anschluss an die Einordnung in den Kontext wird die erste Münze, ein Aureus aus der Anfangszeit der Regierung Neros, vorgestellt. Sie soll als Beispiel dienen, wie Münzen von hohem Wert auch spezielle Botschaften für die römische Elite übermitteln sollten und den Zusammenhang zwischen Material der Münze, ihrer Verbreitung und ihrer Botschaft, verdeutlichen. Die zweite Münze, ein Sesterz mit dem Motiv des Hafens von Ostia, soll zeigen, wie Münzen für Propagandazwecke, als Botschaft für eine breite Öffentlichkeit genutzt werden können, sowie die Bildung von kollektiver Erinnerung durch Münzbilder erklären. Die letzte Münze, ein As mit der Darstellung des Apollon, soll als Beispiel für Grenzen der möglichen Interpretation dienen und verdeutlichen, dass Münzen, wie jede Quelle, immer auch im Kontext ihrer Zeit gesehen werden müssen und jede Interpretation die Gefahr birgt, spätere Erkenntnisse und Meinungen, sowie die Meinungen einer kleinen Gruppe der Zeit im Gegensatz zur Gesamtbevölkerung, zu sehr in den Fokus zu nehmen

2. Kontext-

2.1. Eine kurze Übersicht über das Leben und die Regierungszeit Neros.

Nero wurde im Jahr 37 n.Chr. als Lucius Domitius Ahenobarbus als Sohn des Konsuls Domitius Ahenobarbus und Julia Agrippina in Antium geboren. Sein Vater starb bereits im Jahr 40 woraufhin die Mutter versuchte, sich weiterhin im Umfeld des Herrschaftshauses Roms zu etablieren. Daher heiratete Agrippina im Jahr 49, nach längerem Werben, den neuen Princeps Claudius, der Nero im Jahr 50 adoptierte.[2] Obwohl Claudius mit Britannicus einen leiblichen Sohn hatte, war Nero der Ältere und hatte somit auch einen Anspruch, der Nachfolger Claudius‘ zu werden.[3] 54 starb Claudius unter ungeklärten Umständen, angeblich an einer Pilzvergiftung, woraufhin, in der unklaren Situation des plötzlichen Todes, die Frage der Nachfolge schnell geklärt werden musste. Wohl auch auf Betreiben der überaus ehrgeizigen Agrippina, wurde Nero der Prätorianergarde, deren Zustimmung seinerzeit als wichtigstes Element der Herrschaftslegitimation galt, als neuer Princeps vorgestellt.[4] Neros erste Regierungsjahre zeigten sich noch vom Einfluss seiner Mutter geprägt. Er war sehr zielstrebig, aber weitgehend zurückhaltend und festigte weiterhin seine Macht, jedoch auch schon mit drastischen Mitteln. So ließ er, oder auch seine Mutter, im Jahr 55 seinen potentiellen Rivalen Britannicus ermorden, um die Frage der Nachfolge Claudius‘ endgültig zu seinen Gunsten zu klären.[5] Der Einfluss seiner Mutter, die sich immer mehr in Regierungsfragen und sein Privatleben einzubringen versuchte, wurde ihm aber mit der Zeit zu groß, so dass es schließlich über die Beziehung Neros zur Freigelassenen Acte zum Streit zwischen Mutter und Sohn und zur Entmachtung Agrippinas kam.[6] Der römischen Bevölkerung zeigte sich Nero jedoch auch weiterhin als großzügiger Herrscher, ließ 57 ein großes Amphitheater errichten und verteilte eine großzügige Getreidespende, ein sogenanntes „Congiarium“. Im darauffolgenden Jahr unterstützte er verarmte Senatoren mit Geldmitteln.[7] Ab etwa 59 n.Chr. pflegte Nero einen immer exzentrischeren Lebensstil und absolvierte erste, noch halböffentliche Auftritte vor der römischen Prominenz im Garten seines Palastes als Wagenlenker und Kitharöde, also als Dichter, Sänger, der seine Gedichte rezitiert und sich dabei noch selbst auf der Leier begleitet. In der griechischen Tradition, der sich Nero verbunden fühlte, trat er dabei teilweise nackt oder auch in Frauenkleidern auf. Dies war durchaus nicht ungefährlich, da es seinerzeit für den römischen Herrscher nicht schicklich war, sich derart zu präsentieren. Wohl auch deshalb versuchte Agrippina ein letztes Mal auf ihren Sohn einzuwirken, der sie daraufhin ermorden ließ. Nero hielt weiterhin daran fest, sich als Schauspieler und Dichter zu betätigen und richtete im Jahr 60 sogar das sogenannte „Neronia“ ein, Festspiel mit Schauspiel, Wagenrennen und Dichterlesungen, das in Folge alle 5 Jahre stattfinden sollte. Generell fühlte sich Nero im Zusammenhang mit seinen Versuchen als Dichter und Musiker Gehör zu finden, der griechischen Kultur stark verbunden, plante schon früh eine Reise nach Griechenland und hält sich sehr oft im eher griechisch geprägten Neapel auf um dort seine Stimme zu schulen und sich auf Auftritte vorzubereiten, während er die Regierungsgeschäfte in Rom mehr und mehr vernachlässigte. So trat Nero 64 in Neapel öffentlich als Kitharöde auf und reiste im Jahr 66 nach Griechenland, um an den dortigen Festspielen für Kunst und Dichtung teilzunehmen.[8] Er soll dort insgesamt 1808 Auszeichnungen erhalten haben, und befreite daraufhin Griechenland von allen Abgaben an Rom und gewährte den Griechen weitgehende Selbstverwaltung, weshalb er dort als „Befreier Griechenlands“ bezeichnet wurde.[9] Neros großes Engagement in Griechenland und seine Vernachlässigung der Regierungsgeschäfte führten jedoch zu einer Destabilisierung der Verhältnisse in Rom, was ihn 68 zur vorzeitigen Rückreise nach Rom, beziehungsweise nach Neapel zwang, wo ihn auch die Nachrichten über einen Aufstand des Caius Julius Vindex in Gallien und die Ausrufung Galbas zum Imperator in Spanien erreichten. Wohl kurz nachdem Galba auch vom Senat zum Princeps ernannt wurde, wurde Nero ermordet. Seine berühmten letzten Worte sollen angeblich gewesen sein: „Welch ein Künstler stirbt mit mir!“[10]

2.2. Geld und Wirtschaft zu Neros Zeit

Der Handel und die Wirtschaft im frühen römischen Kaiserreich basierten komplett auf Geldwirtschaft, wobei es allerdings keine einheitliche Währung im gesamten römischen Reich gab. Im Westen bildete der Sesterz die Basis, während im Osten des Reiches die Drachme verwendet wurde. Beide standen in einem festen Wechselkurs zueinander.[11] Es ist also davon auszugehen, dass römische Prägungen auch nur im Westen des Reiches in signifikanter Menge zirkulierten. Die Angaben über die Münzmenge im Umlauf und die Menge der, durch Nero ausgegebenen, Münzen sind widersprüchlich. Es wird davon ausgegangen, dass zu Beginn der Regierungszeit Neros, noch zahlreiche Bronzemünzen aus der Zeit des Claudius, Tiberius und Augustus im Umlauf waren und speziell in dieser Zeit nur wenige Goldmünzen ausgegeben wurden.[12] Erst im späteren Verlauf der Regierung Neros stieg die Goldförderung in Dalmatien und auf der iberischen Halbinsel an und es kamen mehr Aurei in Umlauf.[13] Andererseits wurden in der frühen römischen Kaiserzeit zahlreiche Münzstätten aus republikanischer Zeit geschlossen, dennoch große Gebiete wie etwa Britannien, dem römischen Reich einverleibt, in denen ein Münzumlauf erst aufgebaut werden musste, was wiederum darauf hindeutet, dass die Münzmenge nur knapp ausreichend war. Hierauf deutet auch die zahlreiche und unkontrollierte Prägung von Imitationen hin.[14] Wohl schon zu Caligulas Zeiten, spätestens aber unter Nero wurde die Prägung von Edelmetallen in Rom zentralisiert, weswegen davon ausgegangen werden kann, dass ein Großteil der Goldmünzen von Rom aus, meist in Form staatlicher Zahlungen, etwa für Sold und die Bezahlung staatlicher Bauvorhaben, aber auch als Spenden in Umlauf gebracht wurden.[15] Eine zentralisierte Prägung von Goldmünzen in Rom hätte darüber hinaus auch logistisch Sinn gemacht, da von Rom aus die Goldminen der iberischen Halbinsel gut zu erreichen waren. Kleinere, lokale Prägestätten haben nur in kleinem Umfang Gold- und Silbermünzen geprägt.[16] Speziell Goldmünzen sind dabei aber nur langsam zirkuliert, da sie eine wichtige Anlage von großem Wert waren und häufig nur wenn es nötig war, weitergegeben wurden. Es wird davon ausgegangen, dass der Fernhandel eine eher untergeordnete Rolle spielte und der Austausch von Waren und Geld eher lokal stattfand, was dazu führte, dass die Münzen auch nicht sehr weit zirkulierten. Lediglich Kaufleute transferierten größere Geldsummen, meist als Goldmünzen, über weitere Strecken. Dennoch hatten speziell Goldmünzen ein großes Prestige sowohl für den Geber, als auch für den Empfänger, was zu der Tendenz führte, Münzen aus Edelmetall eher zu horten, um Reichtum, etwa für den Erbfall zu bündeln. Goldmünzen gab es aber nicht nur in der Elite, auch Soldaten erhielten diese als Sold.[17] Es gab allerdings auch schon bargeldlosen Zahlungsverkehr, den speziell sehr reiche und kreditwürdige Bürger der Stadt Rom über Banken und Kredite abwickelten.[18] Im Osten des Reiches war, durch die hellenistische Tradition, das Bankenwesen und der bargeldlose Zahlungsverkehr ebenfalls weit verbreitet, in Ägypten wurden teilweise sogar Schecks benutzt.[19]

[...]


[1] Werner Faulstich: Das Medium als Kult. Von den Anfängen bis zur Spätantike (8. Jahrhundert), Göttingen 1997 (Die Geschichte der Median, Bd. 1). S. 10.

[2] Jürgen Malitz: Nero, München 1999. Im Folgenden zitiert als: Malitz, Nero. S. 7-15.

[3] David L. Vagi: Coinage and History of the Roman Empire, London 2000. Im Folgenden zitiert als Vagi, Coinage and History. S. 165.

[4] Malitz, Nero. S. 17-19.

[5] Vagi, Coinage and History, S. 165.

[6] Malitz, Nero. S. 30-39.

[7] Malitz, Nero. S. 52-53.

[8] Malitz, Nero. S. 39-48.

[9] Malitz, Nero. S. 95-96.

[10] Malitz, Nero. S. 101-112.

[11] David Kessler, Peter Temin: Money and Prices in the Early Roman Empire, in: Harris, William (Hg.): The Monetary systems of the Greeks and Romans, Oxford 2008, S. 137-159. S. 158-159.

[12] Manfred Beier: Das Münzwesen des Römischen Reiches, Regenstauf 2002. Im Folgenden zitiert als: Beier, Münzwesen. S .73.

[13] Frank Beyer: Geldpolitik in der Römischen Kaiserzeit. Von der Währungsreform des Augustus bis Septima Severus, Wiesbaden 1995. Im Folgenden zitiert als: Beyer, Geldpolitik. S. 62-63.

[14] Hans-Markus von Kaenel: Römische Numismatik, in: Fritz Graf (Hg.): Einleitung in die lateinische Philologie, Stuttgart 1997, S. 670 – 696. Im Folgenden zitiert als von Kaenel, römische Numismatik. S. 683.

[15] Von Kaenel, römische Numismatik, S. 687-690.

[16] David W. MacDowall: The western coinages of Nero, New York 1979. Im Folgenden zitiert als: MacDowall, Western coinages of Nero. S. 13-15.

[17] Elio Lo Cascio: The Function of Gold Coinage in the Roman Empire, in: Harris, William (Hg.): The Monetary systems of the Greeks and Romans, Oxford 2008, S. 160-173. S. 164-170.

[18] William Harris: The Nature of Roman Money, in: Harris, William (Hg.): The Monetary systems of the Greeks and Romans, Oxford 2008, S. 174-207. S. 207.

[19] Beyer, Geldpolitik, S. 76-84.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Münzen als Medien unter Kaiser Nero
Untertitel
Drei ausgewählte Beispiele
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Antike Medien
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
18
Katalognummer
V274059
ISBN (eBook)
9783656666509
ISBN (Buch)
9783656666493
Dateigröße
725 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Antike, Nero, Medien, Numismatik, Rom
Arbeit zitieren
Christian Risse (Autor:in), 2014, Münzen als Medien unter Kaiser Nero, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274059

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