Auswirkungen der Schönheitsideale auf das Essverhalten

Die Rolle der Medien und Möglichkeiten zur Prävention


Hausarbeit, 2013

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Schönheitsideale im Wandel der Zeit

3. Formen von gestörtem Essverhalten
3.1 Anorexia Nervosa
3.1.1 Krankheitsbild
3.1.2 Körperliche Folgeschäden
3.1.3 Seelische Folgen
3.2 Bulimia Nervosa
3.2.1 Krankheitsbild
3.2.2 Körperliche Folgeschäden
3.2.3 Seelische Schäden

4. Epidemiologie

5. Der Body-Mass-Index (BMI)

6. Mögliche Ursachen bzw. Faktoren von Essstörungen
6.1 Familiäre Einflüsse
6.2 Persönliche und biologische Faktoren
6.3 Soziokulturelle Faktoren
6.3.1 Der soziokulturelle Einfluss am Beispiel der Fidschi-Inseln
6.3.2 Das falsche Vorbild
6.3.3 Fernsehsendungen die zum Schönheitsideal leiten
6.3.4 Idealisierung der Essstörung durch Internetforen

7. Prävention von Essstörungen
7.1 Schulische Prävention
7.2 Projekt "BodyTalk"
7.3 Initiative "Leben hat Gewicht"

8. ANAD e.V. - Beratung und intensivtherapeutische Wohngruppen

9. Zusammenfassung

10. Literaturverzeichnis

Abstract

Das Schönheitsideal variiert je nach Epoche und deren Gesellschaft. Es wurden beleibte Frauen als fruchtbar und begehrenswert empfunden und im späteren Verlauf schlanke Frauen bevorzugt. Es stellt sich die Frage, ob die Gesellschaft und das jeweilige Schönheitsideal Einfluss auf unser Essverhalten nehmen kann. Es entstehen heutzutage immer mehr Essstörungen wie Anorexie und Bulimie. Beides sind Krankheiten aufgrund eines niedrigen Selbstwertgefühls und den Drang nach Anerkennung. Häufig endet eine Essstörung tödlich. Die Gewichtsgruppen Über-, Normal- und Untergewicht werden anhand des Body-Mass-Index gemessen. Diese Krankheit kann durch viele verschiedene Ursachen entstehen wie durch familiäre, persönliche, biologische und soziokulturelle Faktoren. Die letzteren Faktoren spielen vor allem deshalb eine wichtige Rolle, weil sich viele Jugendliche immer mehr Vorbilder aus der prominenten Welt suchen. Diese sind als Leitziel jedoch ungeeignet, da viele von ihnen selber an einer Essstörung leiden oder sie auf retuschierten Abbildungen dargestellt werden. Ob in der Werbung, im Fernsehen oder in Illustrierten, überall werden wir durch die Medien und das dort präsentierte Schlankheitsideal beeinflusst. Somit ist das gängige Schönheitsideal, welches in unserer Gesellschaft herrscht, ein großer Einflussfaktor auf unser Essverhalten und die Entwicklung einer Essstörung. Besonders wichtig ist die Thematik der Prävention, damit der Ausbruch der Krankheit verhindert werden kann.

1. Einleitung

Essen ist wichtig für den Körper und stellt ein Grundbedürfnis dar, das erfüllt werden muss. Der Organismus braucht eine ausreichende Nährstoffzufuhr, um seine Funktionen auszuführen. Wenn dies nicht geschieht, kann es zu schweren Mangelerscheinungen kommen, welche bleibende Schäden hinterlassen (vgl. Schuster 2011: 135). Allerdings gibt es keine Bevölkerung, die Essen nicht auch mit etwas anderem verbindet, wie zum Beispiel zur Begrüßung eines Gastes sowie zur Belohnung oder Bestrafung bei der Kindererziehung. Hungern hat enorme Folgen auf das physische und psychische Befinden des Menschen und endet nicht selten in einer Essstörung (vgl. Aliabadi/Lehnig 1982: 12f.).

Deshalb wird sich die Arbeit mit der Thematik Essstörungen beschäftigen. Unter besonderer Betrachtung steht die Fragestellung, ob und wie viel Einfluss die Gesellschaft und das von ihr erschaffene Schönheitsideal auf unser Essverhalten und die immer häufiger entstehende Essstörung hat.

Um diese Frage beantworten zu können, wird im ersten Teil dieser Hausarbeit das Schönheitsideal in den verschiedenen Epochen dargestellt. Die Idee eines solchen Ideals ist nicht erst in den letzten Jahren entstanden, sondern ist ein Bestandteil unserer Geschichte. Schon immer wurde versucht, sich dem jeweiligen Schönheitsideal anzupassen, egal ob dick oder dünn. Es wird niemals eine einheitliche Norm dafür geben, denn jede Gesellschaft hat unterschiedliche Vorstellung eines "perfekten Körpers". Diese Arbeit bezieht sich im speziellen auf das weibliche Schönheitsideal und auf die Essstörungen von Frauen.

Im zweiten Teil werden die Formen von gestörtem Essverhalten anhand ihrer Definition erläutert und auf die Folgeerscheinungen eingegangen. Es werden hierbei aber nur die Essstörungen Anorexie und Bulimie beschrieben. Anschließend werden die verschiedenen Ursachen die eine Essstörung beeinflussen aufgeklärt und auf die soziokulturellen Faktoren näher eingegangen.

Zuletzt werden verschiedene Präventionsmöglichkeiten aufgezeigt und ein bestimmtes Programm für Menschen mit gestörtem Essverhalten vorgestellt.

2. Schönheitsideale im Wandel der Zeit

Schon immer strebten die Menschen nach Schönheit, doch wie kann man sie definieren? Schon seit Jahrhunderten haben Philosophen versucht, Schönheit zu beschreiben. Ein Beispiel hierfür wäre: „Das Schöne sei das, was ohne Begriffe allgemein gefällt“ (Posch 2009: 20). Es hängt von der Vorstellung der Bevölkerung ab, ob jemand als schön empfunden wird. Es gibt keine universelle Norm, denn je nach Epoche und Kultur, hat es eine unterschiedliche Auffassung von einem idealen Körper gegeben (vgl. Grauer/Schlottke 1987: 105).

Der Sinn für Ästhetik existierte bereits in der Altsteinzeit. Skulpturen aus dieser Zeit lassen darauf schließen, dass ein üppiger Frauenkörper bevorzugt wurde. Dieser hatte einen großen Busen, breite Hüften, dicke Oberschenkel, ein kräftiges Gesäß und wurde als besonders fruchtbar verstanden. Diese Fettreserven galten neben den körperlichen Reizen jedoch auch als Überlebensmaßnahme für die Eiszeit sowie den Nahrungsmangel (vgl. Didou-Manent/Ky/Robert 1998: 13ff).

In der Antike von 1200 v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. gab es deutliche Unterschiede zwischen dem griechischen und dem römischen Schönheitsideal. Bei den Griechen galten ein kleines Becken und spitze Brüste als begehrenswert. Auch die athletische Muskulatur durfte nicht fehlen. Sie waren sich sicher, dass ihre Nahrung aufgrund der Qualität nicht verantwortlich für das Zunehmen sei und beleibte Personen wurden oft mit Spott und Verachtung bestraft (vgl. Didou-Manent/Ky/Robert 1998: 48ff). Ein kräftiges Äußeres wurde bei den Römern jedoch als Zeichen von Reichtum angesehen. Korpulenz war ein Merkmal für Respekt und Autorität. Nur einen Frauenkörper mit ausladenden Hüften und prächtigen Brüsten empfanden die Männer als anziehend und ein Doppelkinn wurde als besonders weiblich verstanden (vgl. Didou-Manent/Ky/Robert 1998: 67f.).

In der Frührenaissance änderte sich das Schönheitsideal in eine jugendlich-schlanke Körperform mit kleinen Brüsten aber rundem Bäuchlein. In der Hoch und Spätrenaissance wurden die beleibten Formen wieder bevorzugt und somit hatte Essen und Trinken einen hohen Stellenwert (vgl. Grauer/Schlottke 1987:138ff). Ein besonderes Merkmal dieses Ideals war das Kinn. Es sollte in der Mitte vertieft sein und so hinabhängen, dass es ein Doppelkinn auslöste (vgl. Didou-Manent/Ky/Robert 1998: 126f.). Der Barock umfasst den Zeitraum des 17. und den Anfang des 18. Jahrhunderts. Hier galt sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern Korpulenz als schön. Dieses Körperideal war ein Ausdruck von Macht (vgl. Grauer/Schlottke 1987:144).

Im Klassizismus wird das Schönheitsideal der Antike wiederbelebt. Ein besonderes Augenmerk war die über den Hüftbereich verschobene Taille. Am wichtigsten jedoch war ein wohlgerundeter Busen (vgl. Grauer/Schlottke 1987: 147ff). Auch nach der französischen Revolution blieb die schlanke Linie äußerst beliebt und man setzte auf Natürlichkeit. Die Haare wurden mit naturgegebenen Objekten geschmückt und die Wangen blieben ungeschminkt (vgl. Didou-Manent/Ky/Robert 1998: 153f.). Im 19. Jahrhundert stellte die Magerkeit eine besondere Attraktivität dar. Überall waren nur noch dürre Modelle vertreten und laut den Medien, sei jeder für seinen eigenen Körper und dessen Gewicht verantwortlich (vgl. Didou-Manent/Ky/Robert 1998: 181).

Bis zum Beginn der zwanziger Jahre galt das Ideal wiederum als sehr weiblich. Es waren wohlgerundete Formen gewünscht, runde Hüften, ein kleiner Bauch mit Rettungsringen sowie üppige Brüste und Arme. Für die erste große Veränderung im Frauenbild waren die „wilden Zwanziger“ verantwortlich. Der knabenhafte Typ wurde bevorzugt. Hüften waren unerwünscht und der Rest des Körpers musste straff und flach sein. Doch schon in den dreißiger Jahren kehrte die gewohnte Weiblichkeit wieder zurück. Ein völlig neuer Frauentyp entwickelte sich in der Nachkriegszeit bis in die späten 60er Jahre, die „Sexbombe“. Diese erkannte man an ihren langen Beinen, der zierlichen Taille und den großen Brüsten (vgl. Grauer/Schlottke 1987: 110f.). Ein bekanntes Idol und Vorbild aus dieser Zeit war unter anderem Marilyn Monroe. Nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte sich der Beruf Mannequin, welche noch schlanker waren, als die damaligen Sexidole. Als teuerste Bohnenstange der Welt wurde das Mannequin Twiggy betitelt, welches heute stark an Magersucht erinnert (vgl. Grauer/Schlottke 1987: 157ff).

In unserer heutigen westlichen Kultur entwickelt sich das Schlanksein zu einer richtigen Besessenheit und ist in allen Gruppen und Schichten vertreten. Der Gedanke, dass Übergewicht unerwünscht und unästhetisch wäre, beherrscht das heutige Leben (vgl. Aliabadi/Lehning 1982: 15). Laut Posch (2009: 85) gehören unter anderem Schlankheit und Jugendlichkeit zu den Merkmalen des heutigen Schönheitsideals. Körperfülle beeindruckt heutzutage niemanden mehr, sie löst vielmehr Mitleid und sogar Abneigung aus. Doch Übergewicht ist nicht nur eine ästhetische Frage, sondern auch ein medizinisches Problem (vgl. Didou-Manent/Ky/Robert 1998: 202).

3. Formen von gestörtem Essverhalten

Im Vorangegangenen wurden die verschiedenen Schönheitsideale der Geschichte dargestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass dieses Ideal je nach Gesellschaft und ihren Geschmack variiert. Heutzutage möchten sich viele dem gängigen Schönheitsideal anpassen und sind oft unzufrieden mit dem eigenen Körper. Sich mit einem Schönheitsideal zu vergleichen, kann frustrieren und führt nicht selten zu beängstigenden Störungen im Essverhalten (vgl. Posch 2009: 22). Im Folgenden wird auf die Essstörungen Anorexie und Bulimie eingegangen.

„Essstörungen äußern sich durch ein gestörtes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper“ (Schuster 2011: 11). "Unzufriedenheit mit Gewicht und körperlichem Erscheinungsbild sowie idealisierte Vorstellungen zu Schlankheit und Attraktivität gelten als Kennzeichen (...) von Patientinnen mit Essstörungen" (Geissner/Schary 2005: 44). Zu den Essstörungen gehören unter anderem die Anorexie und Bulimie. Sie entstehen häufig an einem Zeitpunkt, der die Entwicklung beeinträchtigt (vgl. Simchen 2010: 17). In der Pubertät erfolgt eine körperliche Veränderung. Die Steigerung der Weiblichkeit sowie die Zunahme an Körpergewicht sind für viele Mädchen mit Angst verbunden. Vor allem die Magersucht wird mit dem übertriebenen Streben in Verbindung gesetzt, um das Erwachsenwerden zu umgehen (vgl. Simchen 2010: 150f.). Diese Krankheit beginnt mit einer übermäßigen Beschäftigung mit dem Thema Ernährung. Eine Essstörung dient den Betroffenen als Selbstbehandlungsversuch, zur Überwindung von emotional belasteten Problemen. Im Alltag erleben essgestörte Patienten immer wieder Enttäuschungen, welche sie durch das Hungern bewältigen können (vgl. Simchen 2010: 3ff). Durch die Nahrungsverweigerung empfinden die Betroffenen eine Kontrolle über sich und ihren eigenen Körper (vgl. Bagli 2010: 5). Neben den körperlichen und emotionalen Folgen einer Essstörung entstehen jedoch auch soziale Probleme. Betroffene ziehen sich zurück, um sich ihrem gestörten Essverhalten zu widmen, sich der Kritik ihrer Mitmenschen zu entziehen und um sich völlig mit ihrem Körpergewicht beschäftigen zu können (vgl. Schuster 2011: 62f.).

3.1 Anorexia Nervosa

"Der Begriff ‚Anorexia‘ kommt aus dem griechischen und bedeutet ‚Appetitlosigkeit‘. Das Wort ‚nervosa‘ sagt aus, dass diese psychisch bedingt ist (Bagli 2010: 10). Anorexie ist eine langwierige psychische Krankheit, welche äußerst schwer zu behandeln ist. Die Betroffenen leiden schon vor dem Krankheitsausbruch an emotionalen Problemen, die sie letztendlich mit einer zwanghaften Essensverweigerung bekämpfen (vgl. Simchen 2010: 26).

3.1.1 Krankheitsbild

Magersucht zählt zu den bekanntesten Essstörungen und erscheint am häufigsten bei jungen Mädchen. Der Heilungsprozess variiert. Er kann innerhalb von ein paar Monaten erfolgen, bei bis zu 15% der Betroffenen endet diese Krankheit jedoch tödlich (vgl. Schuster 2011: 11). Magersüchtige nehmen ihr dünnes Körperbild nicht wahr und fühlen sich kontinuierlich zu dick. Dies ist der Grund, warum sie das Hungergefühl unterdrücken und stetig abnehmen wollen (vgl. Bagli 2010: 10ff). Wenn sie auf ihr kachektisches Erscheinungsbild angesprochen werden, fallen ihnen ständig neue Ausreden ein. Ein Beispiel wäre eine Erkrankung, von der sie sich noch nicht ausreichen erholt hätten (vgl. Simchen 2010: 32).

Laut Simchen (2010: 60ff) weisen viele Patienten identische Beschwerden auf, die als Ursache der Anorexie gezählt werden. Sie haben ein labiles Selbstwertgefühl und reagieren sehr empfindlich auf die Kritik anderer Menschen. Ihr soziales Umfeld bezieht sich auf einen äußerst kleinen Freundeskreis und meistens setzen sich Betroffene lieber mit sich selber auseinander. Häufig beschweren sich Magersüchtige über die vielen Gedanken in ihrem Kopf, was zu einer Reizüberflutung führt.

Nach Schuster (2011: 22f.) lassen sich folgende Frühsymptome einer Magersucht erkennen. Die deutlichste Erscheinung ist ein großer Gewichtsverlust von bis zu 15 %. Die Betroffenen haben hohes Maß an Minderwertigkeitskomplexen und entwickeln eine enorme Sorge vor dem Zunehmen. Aus diesem Grund wird die Waage mehrmals täglich besucht, auf das Essen verzichtet und auf das Hungergefühl nicht eingegangen. Auch eine exzessive sportliche Betätigung kann als Warnsignal verstanden werden. Ebenfalls kommt es häufig zu einem Missbrauch von Abführmitteln.

Die häufigste Konstellation mit einer Anorexie ist die Depression, welche durch einen Serotoninmangel entsteht. Weiterhin gehören unter anderem Angststörungen und zwanghafter Perfektionismus zu den psychischen Störungen einer Magersucht (vgl. Simchen 2010: 88f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Auswirkungen der Schönheitsideale auf das Essverhalten
Untertitel
Die Rolle der Medien und Möglichkeiten zur Prävention
Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut, ehem. Fachhochschule Landshut
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
23
Katalognummer
V273803
ISBN (eBook)
9783668705982
ISBN (Buch)
9783668705999
Dateigröße
701 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
auswirkung, schönheitsideale, essverhalten
Arbeit zitieren
Natalie Ruhland (Autor:in), 2013, Auswirkungen der Schönheitsideale auf das Essverhalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273803

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