Darstellung von Rassenkonflikten in "Planet of the Apes"


Hausarbeit, 2014

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1 Gefährliches allegorisches Potenzial: Affen als das „Andere“

2 Konfrontationen zwischen Affen und Menschen
2.1 It's a Madhouse! Der weiße Mann als Opfer der Gesellschaft
2.2 Die Revolution der Affen
2.3 Koexistenz von Affen und Menschen

3 Die Darstellung schwarzer Charaktere

4 Die Fernsehserie

Fazit

Literaturverzeichnis

Filmverzeichnis

Einleitung

PLANET OF THE APES (PLANET DER AFFEN, USA 1968) war einer der Filme, die Ende der 1960er Jahre das Science Fiction Genre aus dem Bereich der B-Movies herausholten. Lange als ein Genre des reinen Eskapismus wahrgenommen, zeigte er die Möglichkeiten des Genres auf, kontemporäre Gesellschaftsprobleme allegorisch zu reflektieren.1 Der Film basiert auf einem 1963 veröffentlichtem Roman von Pierre Boulle und lässt sich auf verschiedenste Art als Kommentar zum Rassismus der damaligen Zeit lesen. Von der kritischen Lesart eines Autors des Magazin Complex:

'No, no,' they say, 'it's a deep allegory about race, politics, and power! It's not racist!' Right. We see light-skinned apes commanding thuggish dark-skinned apes as fearful whiteys cower in terror.2

bis zu einer des Soziologen Adilifu Nama:

...Planet of the Apes (1968) works as American SF cinema’s most powerful allegorical response to the conundrum of American race relations at the end of the turbulent 1960s. The film offers a taut critique of institutional racism...3

zeigt sich ein weites Spektrum an Interpretationsmöglichkeiten. Dieses kritischreflexive Potential bleibt auch in den innnerhalb kurzer Zeit folgenden Fortsetzungen sowie der Fernsehserie bestehen. Die sich in dieser Zeit ständig wandelnde Wahrnehmung der Rassenfrage in den USA schlägt sich dabei direkt auf die Darstellung dieser in den Filmen wieder.

Ziel dieser Arbeit ist die Betrachtung der Darstellung von Rassenkonflikten innerhalb des Franchises.4 Im ersten Kapitel wird dabei die Problematik der Affen-Allegorie erörtert. Das zweite Kapitel analysiert die Affen-Menschen-Konflikte auf ihr allego- risches Potenzial hinsichtlich der Rassenfrage. Das dritte Kapitel betrachtet die Darstellung schwarzer Charaktere innerhalb der Filme und das letzte Kapitel widmet sich gesondert der Betrachtung der Fernsehserie. Verzichtet wird auf die Betrachtung der Diskriminierung der Affen untereinander, ein Thema, das die Komplexität der Rassendarstellung innerhalb des Franchises noch wesentlich erhöht.

1 Gefährliches allegorisches Potenzial: Affen als das „Andere“

In Western culture, the literary and historical tendency to identify blacks with ape-like creatures is quite clear and has been well documented.5

Unter dem Deckmantel der Wissenschaft wurden im achtzehnten Jahrhundert Aus- sagen wie „a striking resemblance between the race of Monkies and of blacks“6 gemacht. Dazu gesellten sich weitere Vorurteile der weißen Europäer wie die angeb- liche Unfähigkeit schwarzer Menschen, ihren Sexualtrieb zügeln zu können.7 Oder dass diese einer früheren Stufe der menschlichen Entwicklung entstammen würden8. Diese aus der Kolonialzeit stammenden Behauptungen, damals „wissenschaftlich“ belegt und verwendet, um das Verhalten der Kolonialherren zu legitimieren, haben es in Form von Vorurteilen geschafft, die Jahrhunderte zu überleben.9

Dennoch muss es nicht zwingend auf rassistische Vorurteile zurückgehen, dass als das „Andere“ in den PLANET OF THE APES Filmen Affen gewählt wurden. Auch unter biologischen Gesichtspunkten scheint es glaubwürdig, dass Affen, die nahe mit den Menschen verwandt sind,10 eine dominierende Spezies der Zukunft sein könnten. Weiter ist es wohl auch den filmischen Möglichkeiten der damaligen Zeit geschuldet, dass eine Spezies gewählt wurde, die überzeugend von einem Menschen in einem Tierkostüm dargestellt werden kann.

Unabhängig davon, auf welcher Basis sich für die Spezies der Affen entschieden wurde: viele Teile des Franchises, insbesondere Teil vier und fünf, legen die Lesart der Affen als schwarze Menschen sehr nahe. Dennoch lässt sich sagen, dass die Wahl der Affen als das „Andere“ eine Vielzahl unterschiedlicher Lesemöglichkeiten ermöglicht.

2 Konfrontationen zwischen Affen und Menschen

2.1 „It's a Madhouse!“ Der weiße Mann als Opfer der Gesellschaft

Die ersten beiden Teile der Reihe stellen in vielerlei Hinsicht eine zusammengehörende Einheit dar. Zum einen spielen beide in weit entfernter Zukunft. Zum anderen stellen sie einen weißen Mann einer von Affen dominierten Gesellschaft gegenüber. Und schließlich ist Rassismus in ihnen nur eines von verschiedenen allegorisch reflektierten Themen.11

Am stärksten zeigt sich die Verwendung von Rassenallegorien in der Gefangenschaft Taylors (Charlton Heston) im ersten Teil. Er ist dabei nicht nur ein Mann, der in einen Käfig gesperrt wird. Er ist der weiße Mann, gefangen in einem System, das ihm alle Rechte abspricht und nicht zu Wort kommen lässt.12 Durch diese Positio- nierung ermöglicht der Film dem größtenteils weißen Publikum einen Rollentausch mit der schwarzen amerikanischen Bevölkerung.13 Dies wird unterstützt, indem Taylors Behandlung durch das System an Vergehen gegen die schwarzen Bevöl- kerung der USA angelehnt ist. So erinnert das Foltern Taylors mit einem Wasser- schlauch14 an die damals medial präsenten Bilder der Behandlung schwarzer Protestanten.15 Auch das Urteil des Gerichtsprozess gegen Taylor, das ihm jegliche Rechte verweigert, erinnert an ein historisches amerikanisches Verfahren gegen einen schwarzen Mann.16 Der Film stärkt die Rassenallegorie noch in der Rhetorik der unterdrückenden Affen, die in Aussagen wie „all men look alike to most apes“ rassis- tische Ideologie der menschlichen Gesellschaft abwandeln.17

Weiße westliche Ideologie wird zwar durchgehend mit den Affen identifiziert, aller- dings werden diese nicht als ideologisch homogene Gruppe dargestellt. Und obwohl Taylors Leiden dem der schwarzen Bevölkerung so ähnelt, lassen sich Szenen wie der Gerichsprozess auch als allgemeine Kritik an rassistischen Institutionen lesen.

Diese Faktoren tragen zu der Vielzahl unterschiedlicher Lesarten des Films bei. Eine Variante ist das Lesen der Affen als eine von rassistischen Institutionen durchlaufene Gesellschaft, in der Menschen die unterdrückte Minderheit darstellen. Damit kann der Film als allgemeine Kritik an rassistischen Institutionen gelesen werden, ohne dabei eine Beziehung zu einem spezifischen Rassenkonflikt zu unterstellen. Diese Lesart berücksichtigt dabei auch die bewusste Wahl der Macher, einen Science Fiction Film zu drehen. Ein Vorteil dieses Genres ist die Möglichkeit, gesell- schaftliche Konflikte aus dem Alltag herauszunehmen, der mit Symbolen überladen ist. Somit wird den Zuschauern ein neutralerer Blick auf die zugrunde liegende Situation geboten.

Weiterhin gibt es auch Lesarten, aufgrund deren der Film als „a favorite 'cult' film among skinheads“18 gilt. Dies erklärt die Tendenz, die Präsidentschaft Barack Obamas mit ihm in Verbindung zu setzen. In dieser Interpretation werden die Affen als Schwarze gelesen, die die (weißen) Menschen aus ihrer Machtposition verdrängt haben. Die Fehlleistungen der Affen-Regierung sowie deren technologische Rück- ständigkeit werden dabei als Zeichen schwarzer Unfähigkeit gelesen.19 In dieser Les- art ist es bezeichnend, dass sich gerade Charlton Heston als Symbol weißer (west- licher) Männlichkeit gegen die unterlegene Art zur Wehr setzt.20 Das Ende kann dann als Argument gelesen werden, dass eine Parallelgesellschaft geschaffen werden soll- te, wenn die alte Ordnung nicht wieder hergestellt werden kann.21

Die Darstellung des Konfliktes zwischen Affen und Menschen (beziehungsweise Mutanten) in BENEATH THE PLANET OF THE APES schwächt die Allegorie eines reinen Schwarz-Weiß-Konfliktes. Nicht nur dass General Ursus (James Gregory) Aussage „the only good human is a dead human!“ die Menschen mit der indigenen Bevöl- kerung Amerikas verbindet.22 Seine Rede stellt den Konflikt weiter in Verbindung mit rassistisch legitimiertem Imperialismus („Now we must replenish the lands that were ravaged by the humans...“) und religiösen Kreuzzügen („It is therefore our holy duty...“). Diese allegorische Verbindung des Rassismus über Jahrhunderte stellt des- sen zeitliche Allgegenwart und Verwendung zur Machterweiterung dar. Anstatt dabei auf die innenpolitische Situation der USA zu deuten, wirkt dies im Zusammenhang mit anderen Elementen des Films23 wie ein Kommentar zum Vietnamkrieg.

ESCAPE FROM THE PLANET OF THE APES markiert einen Umbruch innerhalb der Reihe. Während die ersten beiden Teile den Fokus auf die Reflexion außenpolitischer The- men legten, tritt nun der innenpolitische Rassenkonflikt der USA in den Vorder- grund.24 Der Film selbst ist eher bemüht rassenbezogenen Subtext zu minimieren. Er liefert aber die Voraussetzungen für die folgenden Teile, sich auf die kontemporäre Rassenproblematik der USA zu konzentrieren. Dies geschieht durch die Ankunft der Affen als das „Andere“ in der amerikanischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Von nun an ändert sich auch die Darstellung der Affen: Sie sind nun die positiv konno- tierten Hauptfiguren, die von menschlichen Widersachern unterdrückt werden.

2.2 Die Revolution der Affen

CONQUEST OF THE PLANET OF THE APES ist das „centerpiece of the Apes saga's racial allegory.“25 An die Unruhen der 1960er Jahre26 angelehnt, reflektiert der Film auf ver- schiedenen Ebenen die Radikalisierung des Rassenkonfliktes in den USA.27 Eine erhöhte Präsenz schwarzer Charaktere, die Farbgebung der Affenkleidung in den Far- ben der Flagge schwarzer Nationalisten28 und das durchgehend urbane Szenario29 machen dies von Beginn an deutlich.

[...]


1 Neben ihm taten das im gleichen Zeitraum auch andere Filme wie z.B. SILENT RUNNING (LAUTLOS IM WELTRAUM, USA 1972) oder LOGAN'S RUN (FLUCHT INS 23. JAHRHUNDERT, USA 1976).

2 Complex Magazine (diverse Autoren) 2012 (Internetquelle).

3 Nama 2008, S. 20.

4 Nur bezogen auf die ersten fünf Filme und die erste Fernsehserie. Diese lassen sich aufgrund der zeitlichen Nähe und des gleichbleibenden Produktionsdesigns als kohärente Einheit sehen.

5 Snead 1997, S. 38.

6 Aussage des niederländischen Mediziners Pieter/Peter Camper zitiert nach Fryer 1984, S. 167 zitieert nach Young 1996, S. 44

7 Young 1996, S. 45 oder auch Greene 1998, S. 5.

8 Young 1996, S. 57 oder auch Greene 1998, S. 5.

9 Noch 2013 häuften sich Vorkommnisse, bei denen Fußballspieler afrikanischer Herkunft mit Bananen beworfen wurden.

10 Vgl. Greene 1998, S. 3. „The belief that humans are descended from apes,...“

11 Vgl. Greene 1998, S. 71. „...in which race is one of a number of issues of concern,...“

12 Anfänglich nicht nur im übertragenem Sinne, da er von den Affen stumm geschossen wurde.

13 Nama 2008, S. 127.

14 Dieser Moment wird durch den Film noch weiter hervorgehoben durch die Darstellung von Tech- nologie, die nicht mit dem Entwicklungslevel der dargestellten Affengesellschaft vereinbar ist.

15 Vgl. Nama 2008, S. 128

16 Vgl. Nama 2008, S. 129 oder Greene, 1998, S. 39. „...because his ancestors were slaves and were not meant to be part of the nation when the constitution was framed - [...] - Dred Scott was not protected by the constitution and had no rights that the nation was obliged to recognize.“

17 Vgl. Greene 1998, S. 35.

18 Vgl. Greene 1998, S. 176f.

19 Vgl. Greene 1998, S. 176. „...links African-American advancement to a fictional world in which racial 'inferiors' have taken over.“

20 Vgl. Greene 1998, S. 41ff. „In the sixties Heston seemed to be perpetually fighting a 'last stand' battle to defend a fort or outpost of Western 'civilization' against the onslaught of hordes of non- Western, dark-skinned 'barbarians'.“

21 In dieser Lesart wird das pessimistische Ende nach Taylors Wegreiten gewissermaßen ausgeklammert.

22 Vgl. Greene 1998, S. 63. „...is adapted from U.S. General Sheridan's genocidal curse that 'the only good Indian is a dead Indian'.“

23 Demonstrationen der „intellektuellen“ Schimpansen und auch die Nennung falscher Fakten zur Legitimation des Krieges. Hier, indem General Ursus versucht eine höhere Anzahl verlorener Späher zu nennen.

24 Vgl. Greene 1998, S. 71. „With Escape the filmmakers shifted the political focus of the series from 'foreign' affairs to domestic racial conflict.“

25 Vgl. Greene 1998, S. 81.

26 Vgl. Greene 1998, S. 89. Regisseur Thompson bestätigte Greene, dass der Film aus seiner Sicht auf den Watts-Unruhen basierte.

27 Anschläge und Attentate verhärteten die Fronten, Ideen schwarzer Integration verloren an Boden und radikalere Ansätze wie die der Black Panthers hatten Zulauf.

28 Vgl. Nama 2008, S. 130.

29 Vgl. Nama 2008, S. 34 Dort wird „urban America“ als Kodierung für „black America“ bezeichnet.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Darstellung von Rassenkonflikten in "Planet of the Apes"
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Film-, Theater-, und empirische Kulturwissenschaft)
Veranstaltung
Fernsehformate - Film zwischen Kino und TV
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
17
Katalognummer
V273774
ISBN (eBook)
9783656664857
ISBN (Buch)
9783656665144
Dateigröße
549 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Planet of the Apes, Planet der Affen, USA, Rassenkonflikte
Arbeit zitieren
Claudius Stemmler (Autor:in), 2014, Darstellung von Rassenkonflikten in "Planet of the Apes", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273774

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