Finanzinnovationen und Finanzkrise. Implikationen für Regulierung und Geldpolitik

Ursachen und Ausbreitung der Finanzkrise hinsichtlich Verbriefung und Rückkaufvereinbarungen auf dem Finanzmarkt


Seminararbeit, 2014

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Ursachen der Finanzkrise
2.1 Zinspolitik der Federal Reserve
2.2 Subprime Kredite
2.3 Verbriefung

3. Run on Repo als Ursache der Finanzkrise
3.1 Rückkaufvereinbarungen
3.2 Run on Repo

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Bewertungen der Ratingagenturen im Überblick

Abbildung 2: Average Repo Haircut on Structured Debt

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Monatliche Inflationsrate in % in den USA von 2000-2004

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Noch bis heute sind die nachwirkenden Effekte der Finanzkrise präsent, die ab 2007 ihren Lauf nahm, und deren Folgen bis in die jüngere Vergangenheit zu spüren waren. Die gesamte Realwirtschaft litt immens unter diesen Auswirkungen und bis heute sind noch einzelne Staaten von den Konsequenzen aus der Schuldenkrise betroffen. Geprägt von der Angst einer neuen Finanzkrise zum Opfer zu fallen, beschäftigt sich die Politik anhaltend mit dieser Thematik, mit dem Ziel Maßnahmen zu Vorbeugung und Eindämmung solcher Effekte für die Zukunft zu entwickeln.

Im Rahmen dieser Seminararbeit zum Thema „Finanzinnovationen und Finanzkrise - Implikationen für Regulierung und Geldpolitik“ widme ich mich der Untersuchung der Ursachen und der Entstehung der Finanzmarktkrise von 2007.

Dass besonders die Gier fast aller beteiligter Finanzakteure eine prägende Rolle spielte dürfte jedem klar sein. Jedoch gilt es auch die besonders ungünstige Konstellation und das Zusammenspiel verschiedener Finanzinstrumente und -Institutionen nicht zu vernachlässigen. Besonderes Augenmerk sollte hier auf den US-amerikanischen Immobilienmarkt und dessen Auswirkungen auf die gesamte amerikanische Wirtschaft gelegt werden.

Aufgrund der Vielzahl an Erklärungsansätzen für die Ereignisse der Krise möchte ich im Folgenden auf die, meines Erachtens nach, wichtigsten Aspekte eingehen, hierbei besonders auf den Markt sogenannter Repurchase Agreements1. Um diese genauer erklären zu können, werde ich damit beginnen die Zinspolitik der amerikanischen Zentralbank kurz aufzurollen und aufzuzeigen, wie diese die Weichen für die entstehende Krise legte.

Im nächsten Schritt werde ich den Subprime-Markt genauer beleuchten und auf die Kredite eingehen, die auf besagtem Markt vergeben wurden. Ausgehend von meinen Ergebnissen der Untersuchung des Subprime-Marktes werde ich das Modell der Verbriefung vorstellen.

Im nächsten Teil werde ich mich dem Markt für Rückkaufvereinbarungen, dem Repo- Markt, widmen. Diese Vereinbarungen und der damit verbundene Ansturm auf die Repos werden als besonders ursächlich für die Krise angesehen2. Auf diesen Punkt werde ich gesondert kurz eingehen.

Zum Schluss werde ich zusammenfassend erklären, was genau während dieser Krise passierte und wie der Run on Repo als Ursache zu bewerten ist.

Im Nachfolgenden werden die Hauptursachen der Finanzkrise genauer erklärt und verständlich gemacht, um den Verlauf der Krise zu überblicken und deren Epizentrum feststellen zu können.

2. Ursachen der Finanzkrise

2.1 Zinspolitik der Federal Reserve

Aufgrund der Börsenkrise3 von 2000, die aus der Vermögensblase resultierte, hatte die amerikanische Notenbank Federal Reserve4 (kurz Fed) den Leitzins kontinuierlich bis hinab auf nur 1 Prozent senken lassen und hielt ihn dort bis Juni 20045 - entgegen aller Kritik! Betrachtet man die in Tabelle 1 aufgeführten monatlichen Inflationsraten6 der USA von 2000 bis 2004 fällt auf, dass die Inflationsrate im Durchschnitt über dem Leitzins7 der Fed lag. Rational gedacht liegt es also auf der Hand, dass die Menschen im Land sich lieber Geld leihen und günstige Kredite aufnahmen, als welches anzulegen. Wie und wo sonst war es so billig Schulden zu machen?

Tabelle 1: Monatliche Inflationsrate in % in den USA von 2000-20048.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Vermehrte Aufnahme von billigen Krediten begünstigte die Konjunktur tatsächlich und konnte der Wirtschaft aus der Rezession helfen, was am Ende in einem regelrechten Immobilien-Boom resultierte. Seit den 1990-er Jahren stiegen die Preise für Immobilien, wohingegen Kredite günstiger wurden9.

Ex-Präsident Bush sagte 2004: “Not enough minorities own their own homes. … One thing I’ve done is I’ve called on private sector mortgage banks and banks to be more aggressive about lending to first-time home buyers.”10 In diesem Zitat lassen sich sehr einfach der Optimismus und das expansive Konsumverhalten der Amerikaner wiederfinden, was die Entstehung einer spekulativen Blase am amerikanischen Immobilienmarkt erheblich begünstigte.

Im ganzen Land herrschte die Überzeugung, dass die Immobilienpreise weiterhin ansteigen würden. Daher wurden von den Banken zunehmend Kredite an Kunden vergeben, ohne zuvor deren Bonität ausreichend überprüft zu haben. Auch Menschen ohne ausreichende Sicherheiten und mit fragwürdiger Bonität konnten so Immobilien erwerben und zu Schuldnern werden. Im Falle eines Zahlungsausfalles konnte der Kredit nur durch den Verkauf der betreffenden Immobilie getilgt werden. Banken und Investoren erhofften sich durch die prognostizierten Wertsteigerungen der Immobilien Gewinne zu machen. Die wenig oder gar nicht berücksichtigte Kehrseite: Fallen viele Schuldner gleichzeitig aus, z.B. aufgrund von Zinssteigerungen auf Kredite, entwickelt sich am Markt zwangsläufig ein Überangebot an Immobilien, die zur Tilgung der offenen Kredite verkauft werden sollen oder müssen. Die mikroökonomische Konsequenz daraus ist ein Wertverlust dieser Immobilien und nicht, wie erhofft, eine Wertsteigerung.

Im Jahr 2006 stagnierte der Preis für Immobilien, während Zinsen stiegen, was dazu führte dass die Ausfallquoten von Subprime-Krediten zunahmen11. Dies war der Beginn einer Abwärtsspirale.

Die Zinspolitik der US-Notenbank Fed, unter ihrem damaligen Chairman Alan Greenspan, kann also durchaus als eine, wenn auch nicht die alleinige, Ursache für die Finanzkrise angeführt werden. Kritiker sind der Auffassung, dass die Senkung des Leitzinses durch Greenspan den besagten Boom im Kreditsektor ausgelöst hat und somit auch die Krise hervorrief. William Fleckenstein, Hedgefond Manager, meint, dass die Spekulationsblase erst durch Greenspan und seine Geldpolitik ausgelöst wurde, dieser habe eine „Politik des Leichten Geldes“ betrieben und somit die „Welt an den Abgrund geführt“12. An Greenspans Zinspolitik wurde außerdem kritisiert, dass Investoren im Notfall auch von der Notenbank Hilfe bekämen und gerettet würden, weshalb Investoren auch bereit waren deutlich höhere Risiken einzugehen.

Dagegenzuhalten gilt es, dass die Fed versuchte der Gefahr einer Deflation zu entweichen, was ihr durch den positiven Einfluss der Zinssenkung auf die Konjunktur, auch gelang, und der Wirtschaft aus der Rezession verhalf13.

Nichtsdestotrotz haben Greenspan und seine Zinspolitik maßgeblich zur Entstehung der Krise beigetragen.

2.2 Subprime Kredite

Bei den sogenannten Subprime Krediten handelt es sich um Kredite, die während des Immobilien-Booms an Kunden mit nicht ausreichender Bonität vergeben wurden. Wie schon in 2.1. zitiert, war Präsident Bush der Auffassung, dass viel zu wenige Minderheiten über ein eigenes Zuhause, in Form einer Immobilie verfügten14. Der Subprime Markt war daher eine innovative Idee auch Menschen mit fragwürdiger Bonität, keinem festen Einkommen oder einem suspekten finanziellen Hintergrund zu einem Kredit für den Kauf eines Eigenheims zu verhelfen.15 Diese Idee war ein Erfolg. Von 2001-2006 wurden geschätzte 2.5 Billionen US $ als Subprime-Kredite16 vergeben, darunter viele um bestehende Kredite weiter finanzieren zu können.

Das Epizentrum der Krise kann hauptsächlich auf dem Häusermarkt ausgemacht werden. Wie schon erwähnt kann die expansive Geldpolitik der Zentralbank als Auslöser für immer weiter steigende Immobilienpreise angesehen werden.

Nach der Börsenkrise von 2000 und den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 kam es zu einem Ansturm auf Sachwerte, da die Menschen glaubten solche seien sichere Anlagen. Langanhaltende niedrige Zinsen begünstigten dieses Glauben. Im Laufe der Zeit wurde so aus dem Immobilien-Boom ein Hypotheken-Boom, der seinerseits den Aufschwung der Subprime-Kredite kennzeichnete. Und so wurden weiter und noch mehr Hypotheken an Kunden vergeben ohne deren Bonität ausreichend zu überprüfen oder mit dem Wissen, dass es sich bei diesen Kunden um Menschen ohne Arbeit, Sicherheiten oder festem Einkommen handelte17.

Im Fokus der Banken standen einzig steigende Immobilienpreise. Denn im Falle eines Kreditausfalls konnte dieser durch den Verkauf der Immobilie abgelöst werden, im besten Fall auch noch gewinnbringend. Subprime-Kunden waren außerdem bereit für diese Art von Kredit deutlich höhere Zinsen in Kauf zu nehmen, denn für diese wurde mit sogenannten ARMs18 geworben: Dabei war für die ersten zwei bis drei Jahre ein geringer Zinssatz angedacht, der dann aber flexibel, durch die Bank, an die Marktzinsen angepasst werden konnte, und damit schnell in die Höhe schießen konnte.19. So wurde das Risiko der Banken, das sie bei fixer Verzinsung zu tragen hätten, auf die Schuldner abgewälzt: In ihren Bilanzen, nämlich, halten Banken auf der Aktivseite vor allem langfristige, zinsgebundene Positionen, während diesen auf der Passivseite kurzfristige, variable Positionen gegenüberstehen. Diese Fristentransformation ist ein allgemeines Problem von Banken: Bei einer Erhöhung der Leitzinsen durch die Zentralbank werden Depositenhalter auch mehr Zinsen für ihre Einlagen verlangen20. Schuldner waren also auch deshalb bereit hohes Risiko einzugehen, weil es für sie im Falle steigender Zinsen immer noch möglich war diese zusätzlichen Ausgaben mit einem weiteren billigen Kredit zu refinanzieren. Im Falle eines Kreditausfalls musste der Schuldner lediglich das Haus und den Kredit an die Bank abgeben. Auch für die Bank war dies keine schlechte Situation, denn im Falle eines Verlustes rechneten sie damit, durch die Regierung oder die Notenbank gerettet zu werden. Außerdem war die Bank ja nun Besitzer der Immobilie, von der sie glaubte, dass sie in ihrem Wert zugenommen hatte.

Subprime-Kunden wurden also keinesfalls als Risiko sondern sogar als Chance gesehen, da die Bereitschaft für hohe Zinsen mit der Erwartung auf hohe Renditen einherging. Dass die Immobilienpreise nicht ewig ins Unermessliche steigen würden wurde völlig ignoriert. Das Ende der Phase niedriger Zinsen und ein damit verbundenes Bersten der Blase hätte also durchaus vorhergesehen werden können, denn jede spekulative Blase platzt21.

2.3 Verbriefung

Verbriefung war eine neuartige, innovative Idee, die neue komplexe Finanzinstrumente hervorbrachte und somit einen wesentlichen Teil zum Verlauf der Krise beitrug. Bei der Verbriefung werden vorhandene Kredite von den Banken in den Finanzmarkt gegeben, um mehr Kredite bewilligen zu können und um die eigene Liquidität wiederherzustellen. Durch die Verbriefung konnte man Kredite aus den Bilanzen der Banken praktisch verschwinden lassen, somit konnte das Abkommen Basel I22 umgangen werden. In den Jahren 2005 und 2006 wurden geschätzte 80 Prozent der Subprime Kredite durch Verbriefung weiterfinanziert23.

[...]


1 Sog. Repos, Sale and repurchase agreements, welche Rückkaufvereinbarungen entsprechen.

2 Vgl. Gorton, Metrick (2010)

3 Bis 2000 stiegen Aktien im New-Economy-Segment stark an und bildeten so die sogenannte Vermögensblase, welche Anfang 2000 platzte und eine Börsenkrise auslöste. Vgl Bischoff (2008), S.61.

4 Die FED (Federal Reserve System) ist das US-amerikanische Zentralbanksystem, das sich in ein zweistufiges Geld- und Kreditsystem aufteilt und besteht aus 12 Federal Reserve Banks (FRB).

5 Vgl. Fehr (2008)

6 Vgl. US Inflation Calculator, eigene Darstellung. http://www.usinflationcalculator.com/inflation/current- inflation-rates/

7 Der Leitzins ist der einseitig, im Rahmen der Geldpolitik festgelegte Zins einer Notenbank, zu dem sie mit Kreditinstituten Geschäfte abschließt. Er ist zentrales Instrument der Geldpolitik. Vgl. Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Leitzins

8 http://www.usinflationcalculator.com/inflation/current-inflation-rates/

9 Vgl. Bischoff (2008), S.63

10 http://www.whitehouse.gov/news/releases/2004/03/20040326-15.html,

11 Vgl. Kiff/Mills (2007), S.7 ff.

12 Vgl. Fleckenstein (2008)

13 Vgl. Taylor (2005)

14 http://www.whitehouse.gov/news/releases/2004/03/20040326-15.html

15 Vgl. Gorton, Metrick (2010), S. 7

16 Inside Mortgage Finance, The 2007 Mortgage Market Statistical Annual, Key Data (2006), Joint Economic Committee (October 2007).

17 Sog. Ninjas „No income, No job, No assets.” Vgl. http://www.bpb.de/politik/wirtschaft/finanzmaerkte/55766/subprime-krise?p=all

18 Adjustable rate mortgages.

19 Vgl. Gorton, Metrick (2010)

20 Vgl. Hellwig (2008), S. 10

21 Vgl. Brunnermeier (2008)

22 Regelungen des Baseler Ausschusses zur Eigenkapitalvereinbarung von 1988. Dabei wird das maximale Ausleihevolumen mit dem Eigenkapital verknüpft, es besteht also eine Obergrenze für die Kreditvergabe. Zudem muss jede Art von Kredit in der Bilanz aufgeführt sein. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Basel_I

23 Vgl. Gorton, Metrick (2010), S.8

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Finanzinnovationen und Finanzkrise. Implikationen für Regulierung und Geldpolitik
Untertitel
Ursachen und Ausbreitung der Finanzkrise hinsichtlich Verbriefung und Rückkaufvereinbarungen auf dem Finanzmarkt
Hochschule
Universität Hohenheim  (Volkswirtschaftslehre)
Veranstaltung
Finanzinnovationen und Finanzkrise: Implikationen für Regulierung und Geldpolitik
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
25
Katalognummer
V273763
ISBN (eBook)
9783656660910
ISBN (Buch)
9783656695240
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Finanzkrise, Run on repo, Wirtschaftskrise, Immobilienkrise, Verbriefung, Rückkaufvereinbarungen, Subprime Kredite, Ursachen der Finanzkrise
Arbeit zitieren
Ines Herzeg (Autor:in), 2014, Finanzinnovationen und Finanzkrise. Implikationen für Regulierung und Geldpolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273763

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