Verhindern von Eskalation in einer therapeutischen Wohngruppe

Struktur, bekannte Regeln und Präsenz sorgen für gewaltlosen Widerstand


Pre-University Paper, 2014

31 Pages, Grade: 1


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Eskalation nach Haim Omer und Arist von Schlippe
2.1 Begriffserklarung Eskalation
2.2 Eskalation und Deeskalation in der Sozialpsychologie
2.2.1 Eskalation in derSozialpsychologie
2.2.2 Deeskalation
2.3 In welchem Zusammenhang steht Beziehung zu Eskalation?
2.4 Arten von Eskalationen
2.4.1 Systemische Eskalationen
2.4.2 Komplementare Eskalation Sexueller Missbrauch
2.5 Folgen von Eskalationen
2.6 Eskalation als „Qbungsfeld“ von Gewalt

3 Ursachen von Eskalationen
3.1 Verlust der Prasenz
3.2 Das Temperament, ein Kind mit besonderen Bedurfnissen
3.3 Sonstige Ursachen, die Eskalation begunstigen

4 Verhalten bei Kindern, die Eskalationen auslosen
4.1 Kinder uben Gewalt aus
4.1.1 Psychische Gewalt
4.1.2 Emotionaler Missbrauch
4.1.3 Sexueller Missbrauch
4.2 Kinder ubernehmen die Herrschaft in der Wohngruppe
4.2.1 Kinder, die beherrschen
4.2.2 Kinder mauern sich ein

5 Schutzfaktoren gegen Eskalationen
5.1 Strukturierter Ablauf der Kinder in der Wohngruppe
5.1.1 Strukturund deren Bedeutung
5.1.2 Struktur als Schutzfaktor vor Eskalationen
5.2 Vorhandene Regeln und Rituale in der Wohngruppe
5.2.1 Definition Regel, Rituale
5.2.2 Regel und Ritual als Schutzfaktorvor Eskalationen
5.2.3 Regeln als Kontrolle in der Jugendhilfe
5.3 Bezugspersonen prasentieren sich
5.3.1 Erlauterung zum Schaubild„Aspekte derelterlichen Prasenz"
5.3.2 Schutzfaktor Prasenz wirkt deeskalierend auf das Kind

6 Gewaltlose Autoritat als Antwort auf Eskalation
6.1 Sit-in
6.2 Dienste verweigern, die durch Drohungen erzwungen wurden
6.3 Forderungen des Kindes verweigern
6.4 Problem offen ansprechen, keine Geheimhaltung
6.5 Ausgedehntes Netzwerk

7 Verhaltenssteuerung
7.1 Token-System
7.1.1 Die Handhabung der Token-Systeme
7.2 Shaping

8 Rahmenbedingung dertherapeutischen Wohngruppe15/

9 Deeskalieren, Kinder und Betreuer gehen aufeinander ein
9.1 Strukturverhindert Eskalationen
9.2 Regeln helfen Auseinandersetzungen vorzubeugen
9.3 Das Ritual als Ubungsfeld gegen Eskalation
9.4 Der Betreuer erreicht das Kind mit seiner Prasenz
9.4.1 Das gegenseitige Hochschaukeln wird unterbrochen
9.4.2 Komplementare Eskalation
9.4.3 Prasenz und Beziehung bauen Gewalt ab
9.4.4 Der Betreuer reagiert und leitet das Sit- in
9.5 Gegen Gewalt
9.5.1 Emotionaler Missbrauch geht vom Kind aus
9.5.2 Wie reagieren die Betreuer auf das Verhalten?
9.5.3 Die Dienstbesprechung als offenes Gesprach gegen Gewalt
9.5.4 Der Austausch mit den Eltern
9.5.5 Die Kinderbesprechung lenken das Verhalten/

10 Fazit

11 Literaturverzeichnis

12 Internetquellen

1 Einleitung

Meine Hausarbeit beschreibt Wege, die Eskalationen mit Kindern verhindern helfen. Ich gebe Einblicke in eine koedukative therapeutische Wohngruppe, deren Kinder zwischen elf und siebzehn Jahren alt sind. An Hand von Beispielen zeige ich, wie ihr auffalliges Verhalten durch Struktur, bekannte Regeln und ,,Prasenz“ nachlasst.

Das Thema umfasst zwei Schwerpunkte. Zum Ersten erklare ich die Zusammenhange zur Entstehung von Eskalation. Darauf aufbauend werden Methoden vorgestellt, die Gewalt verhindern.

Wie sich die Kinder und Bezugspersonen verhalten um Eskalationen vorzubeugen, erfahrt der Leser im theoretischen Teil, auf den ich zuerst eingehe. Das Verhindern greift auf Methoden zuruck, wie ein strukturierter Tagesablauf und die Bedeutung und Umsetzung von Regeln. Das Ganze rundet das Auftreten der Bezugsperson zum Kind auf.

Diese Hintergrunde belege ich groRtenteils mit Fachliteratur der Autoren Haim Omer und Arist von Schlippe. Die Autoren beziehen sich im Wesentlichen auf eine Eltern- Kind- Beziehung, die sich auf andere Personen ubertragen lasst. Ich ersetze in meiner Ausarbeitung „Eltern“ mit den Worten „Betreuer“, „Bezugsperson“ oder „Erziehenden“.

Im zweiten Teil meiner Arbeit greife ich auf meine Erfahrungen des Praktikums in der Wohngruppe zuruck und erlautere an Hand von Fallen die Thematik des Verhinderns von Eskalationen.

2 Eskalation nach Haim Omer und Arist von Schlippe

2.1 Begriffserklarung Eskalation

Eskalation ist der Begriff fur die Dynamik eines Konfliktes. Dieser Ablauf und die Entwicklung beruht nicht auf eine starre Abfolge, sondern wird von jeder Person subjektiv empfunden. Eskalationen bedurfen keines zeitlichen Rahmens, in dem sich der Konflikt anbahnt und hochschaukelt. Wer eskaliert ist nicht relevant. Es kann sich um Personen, Gruppen oder Systeme handeln (vgl. Schwabe, Mathias. 1996. S. 83).

2.2 Eskalation und Deeskalation in der Sozialpsychologie

Eskalationsmodell (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 84)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Eskalationsmodell

2.2.1 Eskalation in der Sozialpsychologie

Die Sozialpsychologie verwendet den Begriff Eskalation, um Beziehungen und deren Entwicklungen zu charakterisieren. Ein zunehmender Anstieg von Konkurrenz verschlechtert die Beziehung. Die Hauptfaktoren dieses Anstiegs sind Unterwerfung, Drohungen, Beleidigungen und Erzwingen von Verhaltensanderungen (vgl. Internetquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Eskalation). Eskalation ist somit die aufbauende Machtausubung gegenuberseinen Mitmenschen, ohne Empathie.

2.2.2 Deeskalation

Hier geht es um bestehende Beziehungen (es besteht immer eine Beziehung zwischen Menschen) und deren fortlaufenden Aufbau. Um diesen Prozess in Gang zu setzen bedarf es Versohnungsgesten. Diese umfassen z.B. das Umarmen und den offenen Umgang miteinander (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 83 f.).

2.3 In welchem Zusammenhang steht Beziehung zu Eskalation?

Beziehungen bedurfen eines wechselseitigen Zugangs. Sie bauen darauf auf, dass sich jeder einzelne gut fuhlt und seiner Selbstwirksamkeit1 nachkommen kann. Gegenseitige und einseitige Schuldzuweisungen sind der Feind einer Beziehung. Bestehen Betreuer und Kind zunehmend auf ihren Standpunkt, so entsteht ein Teufelskreis. Bei Meinungsverschiedenheiten kann es zu Feindseligkeiten kommen. Dieses Verhalten erfolgt durch Machtausubung und Gewalt, wie Drohungen und Erpressungen. Durch das gegenseitige Hochschaukeln kommt es zur Eskalation. Ein Beziehungsabbau erfolgt.

Tritt der Betreuer mit seiner ,,Prasenz“ dem Kind gegenuber so auf, dass es den Teufelskreis unterbricht, verhindert er einen Beziehungsabbau und stoppt die Eskalation. Prasentes Auftreten beinhaltet: ,,lch bin da. Ich bin fur dich da, akzeptiere dich und kampfe um meine Beziehung zu dir. “

Die prasente Person geht in den deeskalierenden Prozess uber und baut die Beziehung auf. Es ist die individuelle Handlung und nicht die starr anzuwendende Konsequenz, die auf die jeweilige Situation abgestimmt ist (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 26 ff.). Der Betreuer handelt nach seinem Ermessen und Gefuhl, um ein weiteres Hochschaukeln zu verhindern.

2.4 Arten von Eskalationen

Im Folgenden beschreiben die Autoren Haim Omer und Arist von Schlippe einen standig eskalierenden Teufelskreis zwischen Erziehenden und Kind so:

- erziehende Unterwerfung
- zunehmende Forderung des Kindes
- zunehmende erziehende Frustration und Feindseligkeit
- Revanche des Kindes
- erziehende Unterwerfung und so weiter (Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 31).

Das Nachgeben der Betreuer fuhrt zu erneuten Forderungen des Kindes. Bei dem Erziehenden losen die Bedingungen des Kindes Frustrationen und Feindseligkeit aus. Frust und Feindseligkeit im Sinne von: ,,So wollte ich mich nicht verhalten. Nun fuhle ich mich nicht wohl!“ Der Betreuer reagiert gegenuber seinem ,,Feind“ erneut mit erzieherischen MaRnahmen. Das Kind kennt die Reaktion des Betreuers und revanchiert sich. Es ist sich sicher, dass es fur sein Verhalten keine negativen Konsequenzen erhalt. Die Autoren berufen sich auf das Fehlschlagen eines ,,harten“ oder ,,weichen“ Umgangs mit den Kindern, deren Folgen gegenseitigen Feindseligkeiten sind. Dies unterscheiden sie in zwei Arten, systemische und komplementare Eskalation.

2.4.1 Systemische Eskalationen

Systemische Eskalation beinhaltet das Hochschaukeln gegenseitiger Feindseligkeiten, wobei beide Seiten das Gefuhl haben, dass der andere der Ausloser ist.

Jeder der Beteiligten verteidigt sich selbst. Es entwickelt sich eine Spirale zunehmender Gewalt. Dies wird deutlich wenn z.B. die Erziehenden ,,gewaltsam ihre Autoritat durchsetzen wollen oder wenn sie auf die Aggressivitat ihres Kindes auf gleiche Weise reagieren (Drohen, Fluchen, Schreien, Schlagen)“ (Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 31).

2.4.2 Komplementare Eskalation

Komplementare Eskalation basiert auf die Dynamik von Erpressung und Nachgeben. Das Kind nimmt das Nachgeben als Signal wahr, dass z.B. die Erziehenden zu schwach sind den Drohungen des Kindes standzuhalten und ubt auf diese Weise immer mehr Druck auf (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 31).

Der Erziehende kann den Drohungen des Kindes nicht widersprechen, so erhalt das Kind Signale, das es nutzt weiteren Druck aufzubauen.

2.5 Folgen von Eskalationen

- Die Kinder werden machtorientiert, das heiRt, die Kinder herrschen uber den Erziehenden.
- Die Erziehenden werden hilfloser, da sie an Autoritat abgeben.
- Die Erziehenden ignorieren das negative Verhalten, wie Machtausubung, Erpressung und Drohung.
- Die Erziehenden nehmen die negative Verhaltensweisen nicht mehrwahr.
- Negative Gefuhle uberwiegen auf beiden Seiten.
- Das Kind entwickelt das Gefuhl der Notwendigkeit, seine Macht durch extremes Verhalten zu nutzen und zu verstarken.

( vgl. Omer Haim / von Schlippe Arist: 2013. S. 32)

2.6 Eskalation als ,,Ubungsfeld“ von Gewalt

Herrscht Gewalt innerhalb eines kleinen Rahmens, d.h. in dem Umfeld wird das Thema Gewalt nicht angesprochen, so werden aggressive Verhaltensweisen gelernt und verfestigt. Das Hinnehmen der Gewalt innerhalb des geschlossenen Umfeldes dient dem Kind als ,,Ubungsfeld“. In diesem ,,abgeschirmten Ubungsgelande“ kann das Kind sein gewalttatiges Handeln trainieren. Erfolgt hier keine Unterbrechung, so ist dieser Rahmen das ,,Ubungsfeld“ von Gewalt (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 32 f.).

3 Ursachen von Eskalationen

3.1 Verlust der Prasenz

Prasenz steht nicht fur Macht, sondern wird ubermittelt durch Botschaften, die das Individuum mit seinen eigenen Rechten dem Gegenuber sendet (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 33).

Daraus schlieRt sich, dass die prasente Person auf sein eigenes Bedurfnis nicht verzichtet und dem Anderem seine Meinung nicht aufzwingt. In diesem Sinn: „lch bin da, akzeptiere dich, genauso wie du mich akzeptierst." Je weniger man seine Prasenz dem Kind gegenuber wahrnimmt und zeigt, desto gewalttatiger konnen Reaktionen von Seiten des Kindes kommen (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 106).

Die prasente Person selbst steht mit seinen Rechten und Bedurfnissen da und zeigt sie dem Anderen. Wenn sie ihre Prasenz gegenuber der Aggressivitat nicht zu erkennen gibt, duldet sie diese.

3.2 Das Temperament, ein Kind mit besonderen Bedurfnissen

Das Temperament des Kindes ist ausschlaggebend fur sein Verhalten. ,,Kinder mit unterkontrolliertem Temperament sind zumeist lebhaft, impulsiv und besitzen nur eine geringe Frustrationstoleranz" (Bengel Jurgen, Meinders - Lucking und Rottmann, Nina: 2009. S. 57).

Aus dieser Erkenntnis heraus ist das auffallige, aggressive Verhalten nicht als krankhaft abzustempeln (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 110), sondern das Kind reagiert seinem Temperament entsprechend.

3.3 Sonstige Ursachen, die Eskalation begunstigen

Verursachen Kinder Eskalationen, kann dies ein Grund sein, dass sie ihre gewalttatigen Eltern als Vorbild nehmen. Sie reagieren nach ihrem vertrauten Muster.

Kinder lernen aus ihrem Verhalten. Haben sie sich in ihrem hauslichen Umfeld bei ihren Mitbewohnern, das heiRt Eltern und Geschwistern, wiederholt gewalttatig durchsetzen konnen, so festigt sich ihre Struktur. Die Kinder trainieren ihr Verhalten innerhalb des geschlossenen Rahmens, in dem sie ihre Opfer leicht erreichen. Wird das gewalttatige Handeln nicht unterbrochen, so entwickelt sich beim Kind ein Muster, wie es mit seinen Vorhaben zum Ziel kommt. Die erlernte Strategie nutzt das Kind in allen Alltagssituationen, sowohl innerhalb, als auch auRerhalb der Familie.

,,Aggressive Kinder nehmen Informationen aus der Umwelt auRerst selektiv wahr. Sie richten ihre Aufmerksamkeit gezielt auf mogliche feindselige Reize ihrer Umgebung und neigen dazu, das Verhalten von Personen der Umgebung als feindlich zu interpretieren" (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 116). Aus dieser Wahrnehmung heraus ist das Kind imstande die Eskalation aufrecht zu erhalten (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 113 ff.).

4 Verhalten bei Kindern, die Eskalationen auslosen

4.1 Kinder uben Gewalt aus

Gewalt, die von Kindern ausgeubt wird, unterteilt man grob in drei Arten.

Man spricht von psychischer Gewalt, emotionalem Missbrauch und sexuellem Missbrauch (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 122).

4.1.1 Psychische Gewalt

Psychische Gewalt hat viele Seiten. Die gangigsten sind, schubsen, treten, beiRen, kratzen, boxen, schlagen sowie an den Haaren ziehen. Teilweise verwendet der Tater Gegenstande, wie Haarbursten, Gurtel, Stocke und anderes. Des Weiteren kommt es zu Wurgen und Kitzeln gegen den Willen des Gekitzelten.

Diese Art von Gewalt ist am weitesten verbreitet. Der Erziehende kann schwer erkennen, wann er eingreifen soll.

Es stellt sich die Frage:

- Fuhrt die Gewalt zu einer klaren Rollenverteilung? Kristallisiert sich ein Befehlshaber und Gehorcher heraus?
- Schaukelt sich die Gewalt hoch? Eskaliert die Gewalt?
- Gibt es groRe Unterschiede zwischen den Auseinandersetzenden? Gemeint sind Alter und Kraft.
- Wird eine Gehorsamkeit erzwungen oder das Verhalten diktiert?

(vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 122 f.)

4.1.2 Emotionaler Missbrauch

Typische Erscheinungen emotionalen Missbrauchs sind:

- gewollte Verleumdung des Opfers, Verhohnen, lacherlich machende Schimpfworter
- beleidigende Reime und Lieder
- ins lacherlich machende Imitieren von Wesensarten des anderem
- gewisse Aktivitaten des Opfers penetrant zu storen
- intime Dinge uber das Opfer offentlich preisgeben
- absichtliche Aussagen treffen, die dass Opfer schlecht darstehen lassen
- systematisches Ignorieren
- Machtkontrolle ausuben, im Sinne: Ich bin der Boss
- Botschaften senden, mit einer versteckten Folgerung: Es ware besser, dass du nicht da warst
- qualen oder „abschlachten“ eines Lieblingstiers, das dem Opfer gehort (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 123 f.).

„Die Auswirkung emotionalen Missbrauchs ist nicht weniger schwerwiegend, jedoch weniger greifbar und schwerer zu identifizieren als physische Gewalt (Wolfe 1987)2 “( Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 123).

4.1.3 Sexueller Missbrauch

Sexueller Missbrauch bei Kindern wird haufig heruntergespielt. Hier findet meistens eine Unterdruckung durch den Alteren statt. Neugier von Korperunterschieden, „Sexspiele“ und „Doktorspiele“ die unter Gleichaltrigen stattfinden unterliegen oft dem Zwang des Dominierenden.

Folgende Aspekte konnen hilfreich sein, sexuellen Missbrauch unter Kindern zu erkennen:

- Der Altersunterschied zwischen den Kindern ist mindestens drei Jahre.
- Drohungen und Gewalt sind Hinweise auf Missbrauch.
- Das Erlebnis im „Spiele“ schlieRt oralen Sex, Penetration oder Korperkontakt zum Erreichen eines Orgasmus ein.
- Die ,,Spiele“ schlieRen zusatzliche Kinder ein, wie z.B. Freunde des aktiven Kindes.

(vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 125).

4.2 Kinder ubernehmen die Herrschaft in derWohngruppe

Sprechen die Autoren von der Herrschaft im Haus bzw. in der Wohngruppe, so unterscheiden sie Kinder, die beherrschen und Kinder, die sich einmauern. In beiden Fallen reagieren die Kinder mit heftigen Gewaltausbruchen (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 141).

4.2.1 Kinder, die beherrschen

Diese Kinder stellen ihren Betreuern strikte Forderungen, wie die Betreuer sich benehmen sollen und wie das Leben zu Hause geregelt werden muss (vgl. Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 141).

Sie verhandeln, um ihr Recht zu bestatigen und nicht um zu einer Ubereinkunft zu gelangen. Jeglichen Versuch, das Kind zu uberreden, nimmt es zum Anlass, sein Gegenanklagen als angemessenes Verhalten zu sehen. Dieser Prozess fuhrt zur erneuten Eskalation (Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 141).

,,Fur das zwanghaft beherrschende Kind wird jede von auRen kommende Anregung zu einem Machtkampf und jedes Zugestandnis zur Niederlage“ (Omer, Haim / von Schlippe, Arist: 2013. S. 146).

Niederlagen zwingen das Kind, auf sein Recht zu pochen. Mit seiner Niederlage weist es auf Situationen zuruck, die das Kind in seiner Vergangenheit als ungerechtfertigt erlebte (subjektiv aus Sicht des Kindes). Das Kind rechtfertigt sich mit der AuRerung: „Ich erlebe wiederholt eine ungerechte Handlung!“ Aus voller Verzweiflung ubt das Kind mit seiner ungerechtfertigten Niederlage Macht aus.

[...]


1 Selbstwirksamkeit Selbstwirksamkeit ist das Handeln aus eigenem Impuls. Man handelt nach seinem Konnen und nicht nach dem, was dieMitmenschenvoneinem fordem(vgl. Bannink, Fredrike P.: 2012. S. 31)

2 Wolfe,D.A.(1987): Child Abuse: Implicationfor Child Development and Psychopathology. Newbury Park, CA.

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Details

Title
Verhindern von Eskalation in einer therapeutischen Wohngruppe
Subtitle
Struktur, bekannte Regeln und Präsenz sorgen für gewaltlosen Widerstand
Grade
1
Author
Year
2014
Pages
31
Catalog Number
V273364
ISBN (eBook)
9783656653783
ISBN (Book)
9783656653806
File size
1497 KB
Language
German
Notes
Keywords
Eskalation, Wohngruppe, Jugendhilfe, Beziehungsaufbau, Autorität, Deeskalation, Gewalt, emotionaler Missbrauch, klare Regeln, Freiräume, Anerkennung, Sit-in, Rituale, Token-Systme, Verhaltensteuerung, Hochschaukeln, Verhaltenauffälligkeit, Kinder, Jugendliche, Schutzfaktor, Präsenz, gewaltloser Widerstand, Erziehungsplan, Fehlverhalten offen dastellen, Betreuer, Bezugsperson, Eltern
Quote paper
Petra Meier (Author), 2014, Verhindern von Eskalation in einer therapeutischen Wohngruppe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273364

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