Fernbusse. Ein neuer Markt

Analyse eines neuen und wachsenden Marktes im öffentlichen Personenverkehr


Essay, 2014

12 Seiten


Leseprobe


Unter dem Thema „Fernbusse - Ein neuer Markt" wird der Fokus auf die Analyse des Marktes, des Angebot- und Nachfrageverhaltnisses sowie die Wettbewerbseinflusse durch konkurrierende Verkehrsmittel, hauptsachlich die Bahn und Mitfahrgelegenheiten gerichtet.

Zunachst sollen dazu einige Hintergrundinformationen gegeben werden, die 2012/2013 zur Lockerung des Personenbeforderungsgesetz (PBefG) von 1935 fuhrten. AnschlieRend wird auf die Entwicklung des Marktes vom 01. Januar 2013 bis zum heutigen Tag eingegangen - insbesondere auf Wachstum, Preisfindung, Nachfrage und Angebot. Zudem wird ein Vergleich von Fernbussen, der Bahn und Mitfahrgelegenheiten gezogen. Als letztes wird ein Ausblick auf die mogliche Entwicklung des Marktes gegeben.

Das Personenforderungsgesetz (PBefG) trat am 01. April 1935 in Kraft. Es sollte die offentliche Beforderung von Personen regeln. Der Grund fur die Gesetzgebung lag schon damals in der Zunahme des offentlichen Verkehrs. Ziel war eine Bundelung der Beforderungsmittel. Die erste Anderung, nach einer Oberarbeitung 1937, fand 1952 statt. Das PBefG ist Teil des Bundesrechts und wurde letztmals im Juni 2013, also noch kurz vor den letzten Bundestagswahlen, geandert.

Im November 2012 hatte der Bundesrat mit seinem Votum den Weg fur eine Liberalisierung des Fernlinienverkehrs freigemacht. Damit hatte die Koalition von CDU und FDP ein wichtiges Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt („Wir werden Busfernlinienverkehr zulassen und dazu § 13 PBefG andern."). Ziel sollte es sein, mit dem Omnibus eine Alternative zu Auto, Bahn und Flugzeug zu schaffen und damit mehr Menschen mobilerzu machen.

Bis zu der Lockerung des Gesetzes 2012/2013 durften neue Buslinien nicht genehmigt werden (§13 PBefG), wenn - unter anderem - der Verkehr auf StraRen durchgefuhrt werden sollte, die sich aus Grunden der Verkehrssicherheit oder wegen ihres Bauzustandes hierfur nicht eignen, aber auch dann, wenn durch den beantragten Verkehr die offentlichen Verkehrsinteressen beeintrachtigt worden waren. Ziel der strengen Regelung war die Wahrung der offentlichen Verkehrsinteressen. Der Gesetzgeber nahm an, dass eine Konkurrenzsituation sich in der Regel negativ auf die Verkehrsbedienung auswirkt.

Um mogliche negative Auswirkungen der Konkurrenzsituation im Personennahverkehr (vgl. §8 PBefG Abs. 1, Mehrzahl der Beforderungsfalle eines Verkehrsmittels mit einer gesamten Reiseweite von bis zu 50 Kilometern oder gesamte Reisezeit bis zu einer Stunde) zu verhindern, bleibt dieser deshalb auch weiterhin geschutzt.

Die Anderung des PBefG trat am 01. Januar 2013 in Kraft und offnete den Markt fur neue Fernbusslinien.

Seitdem wuchs der Markt rasant, wie folgende Zahlen belegen:

Im ersten Halbjahr 2012 lagen die Fahrgastzahlen im Fernverkehr mit Omnibussen noch bei ungefahr 1,15 Millionen, im zweiten Halbjahr 2012 bei 1,25 Millionen Fahrgasten.

Im ersten Halbjahr 2013 lagen die Fahrgastzahlen im Fernverkehr mit Omnibussen bei ungefahr 1,3 Millionen, was ein Wachstum von 12,5 % im Vergleich zu dem ersten Halbjahr 2012 bedeutet.

Im zweiten Halbjahr 2013 lagen die Fahrgastzahlen im Fernverkehr mit Omnibussen dann schon bei ungefahr 1,7 Millionen. Dies bedeutet wiederum ein Wachstum von 36 % im Vergleich zum Vorjahr.

Somit fand 2013 ein absolutes Wachstum der Fahrgastzahlen von 20 % im Vergleich zu 2012 statt.

Mit der Zahl der Fahrgaste stiegen auch die Zahlen der Anbieter am Markt und die Zahl der angebotenen Strecken:

So verkehrten bis Ende des Jahres 2012 in dem damals noch streng reglementierten und regulierten Markt in Deutschland rund 86 Fernbuslinien, hauptsachlich von und nach Berlin sowie in Ferienregionen oder zu Flughafen.

Bis zum 15. Februar 2013, also innerhalb von sechs Wochen nach Inkrafttreten der Neuregelung, hatten die Bundeslander bereits 23 neue innerdeutsche Verbindungen im Fernbuslinienverkehr genehmigt. Fur weitere 53 Verbindungen lagen bis 29. Marz 2013 die Antrage vor und bis zum 30. September 2013 wurden 194 Linien genehmigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Stand: September 2013

Eine Marktstudie des IGES Instituts, (Institut fur Gesundheits- und Sozialforschung; Berlin) die am 16. Dezember 2013 veroffentlicht wurde, zieht Bilanz fur das Jahr 2013. Fahrgaste konnen, so die IGES, aktuell aus 5.100 innerdeutschen Fahrten pro Woche wahlen - eine Zunahme um 230 Prozent im Vergleich zum Januar (1.540 wochentlichen Fahrten), wobei nicht nur die Anzahl der Linien zunahm, sondern auch deren Frequenz. Das geht aus der Marktstudie „IGES Kompass Mobilitat - Fokus Fernbus" hervor, die das IGES Institut und der bdo (Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer) vorgestellt hatten.

Unter den zahlreichen Anbietern ist „MeinFernbus" mittlerweile der groGte in Deutschland. Das Start-Up Unternehmen aus Berlin (gegrundet 2011) hat derzeit 46 Bus-Partner, 35 Linien, 125 Ziele und 151 grune Fernbusse. Es werden mehr als 7.000 mogliche Verbindungen geboten. „MeinFernbus" hatrund 600 Busfahrer im Einsatz und ca. 300 neue Arbeitsplatze geschaffen. Es wurden durch „MeinFernbus" bereits mehr als eine Million Kunden befordert. Das IGES-Institut errechnete einen derzeitigen Marktanteil von ca. 39,7 % (stand 16. Dezember 2013). Im April 2013 hatte „MeinFernbus" noch einen Marktanteil von 23,1 Prozent. Damals waren die Tochterunternehmen der Deutschen Bahn noch Spitzenreiter. „MeinFernbus" ist bislang somit der am schnellsten wachsende Fernbusanbieter in Deutschland.

Die anderen groRen Anbieter von Fernbussen sind, der GroRe nach geordnet: DB Tochterunternehmen(z.B. Autokraft, RVD, Berlin-Linien-Bus), Flixbus, ADAC Postbus, city2city, DeinBus und die Deutsche Touring.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Stand 19.12.2013 Quelle: Handelsblatt

Trotz der starken Nachfrage und des gestiegene Angebots an Fernbusstrecken ist der Markt verglichen mit dem Fernverkehr der Deutsche Bahn AG nach wie vor extrem klein. So reisten ungefahr 1,3 Millionen Menschen im ersten Halbjahr 2013 mit Omnibussen im Fernverkehr. Bei der Eisenbahn waren es 63 Millionen im Fernverkehr. Im ganzen Jahr 2013 waren es 3 Millionen Menschen im Fernverkehr mit Bussen und 131 Millionen bei der Eisenbahn. Somit ist der unmittelbare Wettbewerbseinfluss durch Fernbusse auf die Eisenbahn noch gering.

Der Preis, den der Kunde fur einen Reisekilometer zahlen muss, ist 2013 (Stand April) kaum gestiegen im Vergleich zu dem Jahr 2012 (Stand Oktober). In manchen Fallen ist der Preis sogar gesunken. So bewegt sich der Durchschnittspreis pro Kilometer im Fernbuslinienverkehr bei ungefahr 11 Cent (2012:10 Cent; Vergleich DB: ca. 24 Cent pro Kilometer (Quelle: PRO BAHN e.v.)), bei Flughafenanbindungen sind es 19 Cent (2012:18 Cent) und bei dem Touristischen Betrieb sind es 13 Cent (2012:14 Cent).

Bei so genannten Angebotspreisen sind es allerdings bis zu 50% weniger. Angebotspreise sind mit dem „Sparpreis" bei der Deutsche Bahn AG zu vergleichen. Zum Beispiel bekommt man oft ein Ticket fur den Angebotspreis, wenn man fruh bucht. So kostet der Kilometer im Fernbuslinienverkehr 5 Cent (2012: 5 Cent), bei Flughafenanbindungen 14 Cent (2012:12 Cent) und bei dem Touristischem Betrieb sind es 11 Cent (2012:14 Cent).

Die Preise sind in Brutto angegeben und beinhalten alle Kosten (Instandhaltung der Busse, Busfahrer, Sprit etc.) sowie eine etwaige Gewinnmarge, wobei hochst fraglich ist, ob die Anbieter bei diesen Preisen uberhaupt einen positiven Deckungsbeitrag erzielen. Diese Skepsis teilt auch Herr Gipp, Bereichsleiter Mobilitat des IGES Institutes in einem zum Thema gefuhrten Telefonat.

Der Grund fur diese Niedrigpreise durfte darin zu sehen sein, dass die Anbieter zunachst Uberhaupt am Markt bestehen und ihre Marktanteile auf Kosten der Konkurrenz ausbauen wollen. Zurzeit gibt es ungefahr 40 Anbieter fur Fernbusstrecken. Diese Zahl wird sich in den nachsten Monaten und Jahren jedoch vermutlich deutlich verringern, da nicht jeder Anbieter genugend Ressourcen haben durfte, um dieses Preisdumping auf die Dauer mitzumachen. Abzuwarten bleibt, ob am Ende nur Marktriesen wie die DB Tochterunternehmen oder die Deutsche Post/ADAC Linien bleiben. Fur den Kunden ware eine groRere Zahl von Marktteilnehmern von Vorteil, so wurde der Fernbusverkehr auf die Dauer billiger bleiben und ein Monopol, wie es im Eisenbahnverkehr existiert, ware nicht moglich.

Allgemein ist zu beobachten, dass das Angebot der von Fernbussen bedienten Strecken und mit ihr die Nachfrage steigt. Die Zielgruppe sind vor allem altere Menschen, Studenten und Auszubildende und Schuler also solche Bevolkerungsgruppen, denen der Fernverkehr mit der Eisenbahn zu teuer ist. Das bedeutet, dass der Fernbusverkehr Kunden hat, die wahrscheinlich vorher nicht oder selten den offentlichen Personenfernverkehr (hauptsachlich Eisenbahn und Flugzeug) genutzt haben.

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Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Fernbusse. Ein neuer Markt
Untertitel
Analyse eines neuen und wachsenden Marktes im öffentlichen Personenverkehr
Hochschule
Universität Witten/Herdecke
Autor
Jahr
2014
Seiten
12
Katalognummer
V273271
ISBN (eBook)
9783656653639
ISBN (Buch)
9783656653660
Dateigröße
516 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
fernbusse, markt, analyse, marktes, personenverkehr
Arbeit zitieren
Nikolaus Munzig (Autor:in), 2014, Fernbusse. Ein neuer Markt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273271

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