Das Lesetagebuch im Deutschunterricht


Hausarbeit, 2004

17 Seiten, Note: 2,8


Leseprobe


Inhalt:

1. Einführung

2. Was ist ein Lesetagebuch und wozu wird es eingesetzt?

3. Welches Unterrichtsarrangement passt zum Lesetagebuch?

4. Verschiedene Formen des Lesetagebuchs
a) Freie Aufgabenstellung in Lesetagebüchern
b) Vorstrukturierte Aufgabenstellung in Lesetagebüchern

5. Exemplarische Aufgaben

6. Literaturverzeichnis

Wenn imfolgenden vom Schüler oder Lehrer die Rede ist, schließt dies auch Schülerinnen und Lehrerinnen ein.

1. Einführung

Die empirische Studie der „Stiftung Lesen“ (2000) hat ergeben, dass die Deutschen nicht weniger lesen als früher, es aber den jugendlichen Lesern meist an Durchhaltevermögen fehlt ein Buch bis zum Ende zu lesen. Das überfliegende Lesen hat laut dieser Studie im Vergleich zu 1992 um 20 % zugenommen.[1]

Die Begegnung mit Texten ist eine individuelle Erfahrung, daher sollten den SchülerInnen möglichst mehrere Bücher zur Bearbeitung zur Verfügung stehen, damit jedes Kind seine Vorlieben für Lesestoff finden kann. Andrea Bertschi- Kaufmann legt Wert darauf, dass die Erfahrungen der Identifikation der Kinder mit dem Buch, die Lust am Gelesenen und die Neugier auf weitere Lektüre auch in der Schule ermöglicht und erweitert werden. Gerade die Schule bietet doch die Möglichkeit miteinander zu lesen und über das Gelesene zu sprechen. Die SchülerInnen können hier Anregungen, Lesestoff und Hilfe erhalten.

Andrea Bertschi- Kaufmann erklärt weiterhin, dass die aktuelle Jugendliteratur Heldinnen und Helden zum einen in Alltagssituationen, zum anderen aber auch in Umgebungen, in die sich Jugendliche hineinwünschen, zeigt. Diese Fremderfahrung verbindet sich oft mit der eigenen Erfahrung der Kinder und Jugendlichen.[2]

Ein Weg, um das Gelesene für sich und andere festzuhalten ist ein „Lesetagebuch“ oder auch „Lesejournal“, in dem die SchülerInnen das Gelesene zum Beispiel passagenweise in eigenen Worten aufschreiben, eigene Erfahrungen preisgeben oder auch zu einzelnen Kapiteln zeichnen können.

2. Was ist ein Lesetagebuch und wozu wird es eingesetzt?

Bei allgemeinen Tagebucheinträgen handelt es sich um ganz persönliche Gedanken, Erlebnisse, Wünsche und Sehnsüchte, Gefühle, Stimmungen und Erfahrungen, welche aus eigener Motivation aufgezeichnet werden und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Oft sind diese Einträge in Tagebüchern unterschiedlicher Art. Sie sind an keine bestimmte Form gebunden, sondern haben ihren eigenen Schreibstil, der auch von Eintrag zu Eintrag verändert werden kann. Der Schreiber unterwirft sich keiner sprachlichen Norm und oft werden auch orthografische Regeln außer Acht gelassen. Das Lesetagebuch kann als eine besondere Form des Tagebuchs angesehen werden.[3]

Das Lesetagebuch ist formal betrachtet ein DIN- A 4 oder DIN- A 5 Heft, das jeder Schüler, begleitend zum gelesenen Buch, führt und in dem er seine persönlichen Leseeindrücke schriftlich oder bildlich festhält. „Das Lesetagebuch wird zu einem Ort, an dem Leser ihr Verhältnis zum Text verhandeln, indem sie Beziehungen zwischen der Welt des Textes und der eigenen Welt herstellen, sich mit Differenzen auseinandersetzen und zu Wertungen gelangen. Dabei erfüllt der Text zweifellos eine wichtige Anregungsform, die Bedeutungsarbeit aber bleibt dem Leser überlassen.“.[4]

Die Schüler können in ihrem Lesetagebuch festhalten, was sie besonders spannend fanden, was sie ärgert oder an welcher Stelle sie ratlos sind. Sie halten fest, womit sie sich gerade lesend beschäftigen und können so immer wieder zurückblättern und eigene Lernschritte beobachten. Ebenso teilen sie diese auch dem Lehrer mit und zeigen so, wo sie noch Hilfe brauchen. Dieser kann so teilnehmen an den zunehmenden Leseerfahrungen der Kinder und ersehen für welche Angebote sie sich entschieden haben. Lesetagebücher weisen auf Fortschritte und Stockungen im Lernprozess der Schüler hin.[5]

Ich selber kann mich nicht daran erinnern, in meiner Schulzeit je ein Lesetagebuch angefertigt zu haben und habe auch in meinem Studium noch nie eines durch Kinder anfertigen lassen. So kann ich nur von mir selber ausgehen, wenn ich sage, dass ich es doch etwas fragwürdig finde, ob wir als Lehrer an einem Lesetagebuch wirklich feststellen können, wie sich der einzelne Schüler entwickelt. Ich kann mir gut vorstellen, dass SchülerInnen, die von vornherein keine Lust haben ein ganzes Buch zu lesen und dann auch noch etwas darüber zu schreiben, auch in der Anfertigung ihres Lesetagebuches nicht sehr kreativ sein könnten. Ich zumindest weiß noch aus meiner Schulzeit, dass ich mich mit einem (vorgeschriebenen), für mich uninteressanten Buch nicht mehr als nötig beschäftigen wollte. Daher finde ich es sinnvoll, wie später noch einmal erwähnt, dass die Kinder sich selber ein Buch nach ihren Interessen wählen können, um dazu zu arbeiten. Trotzdem sehe ich auch hier das (mehr oder weniger) gleiche Problem wie bereits erwähnt. SchülerInnen, die lesefaul sind, werden sich wahrscheinlich durch das Buch “schlagen“, wenn sie aber gleichzeitig noch ungern schreiben, kann es sein, dass auch hier wahrscheinlich kein Lernprozess erkennbar wird.

Bei einigen Didaktikern findet man auch andere Bezeichnungen, wie „Leseheft“, „Lesebegleitheft“ oder „Lesejournal“. „Lesetagebuch“ ist jedoch die gängigste Bezeichnung.

Für den Deutschunterricht steht beim Lesetagebuch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Gelesenen und das Festhalten von individuellen Leseprozessen an erster Stelle. Der Schreiber sollte vorher wissen, was anschließend mit dem Geschriebenen geschieht, da das Tagebuch ja der Öffentlichkeit, beziehungsweise dem Lehrer und den Schülern, zugänglich gemacht wird. Hier kann es natürlich passieren, dass Schüler gehemmt sind alle Gedanken und Gefühle aufzuschreiben.

Während des Schreibens sollten die Schüler vom Lehrer begleitet werden. Er sollte eine beratende Funktion annehmen.[6]

In den 60er Jahren war das Ziel des Lesetagebuchs die literarische Erziehung von Schülerinnen und Schülern. In dem Tagebuch sollten alle privat gelesenen Bücher aufgeführt werden, mit der Absicht zum privaten Lesen hinzuführen und dieses zu fördern. Auch sollte die Auswahl der Bücher gelenkt und die Anzahl der gelesenen Bücher gesteigert werden. Als das Lesen später nicht mehr zu einer selbstverständlichen Freizeitbeschäftigung gehörte, veränderte sich auch die Zielsetzung. Nun ging es um die Hinführung zum Lesen, um den Auftakt einer Lesemotivation und um Leseförderung. Folglich wurden auch in allen Schulformen mehr Kinder- und Jugendbücher in den Unterricht einbezogen.[7]

Ende der 80er Jahre wurde sich viel mit der methodischen Realisierung der Arbeit mit Ganzschriften auseinander gesetzt. Bestehende Schwierigkeiten wurden auf äußerlich- organisatorische Probleme, Beschaffung des Buches, und auf fehlende Möglichkeiten der unterrichtlichen Erschließung zurückgeführt. In vielen folgenden Veröffentlichungen wurden methodische Wege zum Umgang mit Kinder- und Jugendliteratur gegeben und das Lesetagebuch wurde als Methode zur Auseinandersetzung dargestellt. Ebenso traten zu dieser Zeit zunehmend Unterrichtsvorschläge zum Umgang mit dem Lesetagebuch in Schulbüchern, Fachzeitschriften und Arbeitsmaterialien für den Deutschunterricht auf.[8]

Monika Born stellt in ihrem Buch „Kinderbücher im Unterricht der Grundschule“ heraus, dass das Lesetagebuch besonders dazu geeignet ist, eine Verbindung zwischen schulischem und privatem Lesen herzustellen. Das Lesetagebuch soll die Kinder auch zuhause beim Lesen begleiten und so auch zum Beispiel Klassenkameraden Anregung geben, dieses Buch einmal zu lesen. So ist es auch möglich, Kinder zum intensiven, reflektierenden Lesen hinzuleiten und ihre literarische Urteilsfähigkeit zu schulen.[9]

[...]


[1] Cromme, G. und Lange, G. 2001: Kinder- und Jugendliteratur: Lesen- Verstehen- Vermitteln,

Baltmannsweiler 2001, S. 48

[2] Bertschi- Kaufmann, A. und Gschwend- Hauser, R. : Jugendliteratur in der Lesewerkstatt, in Praxis Deutsch

Heft 127, 1994

[3] Vgl. Hintz, Ingrid 2002: Das Lesetagebuch- intensiv lesen, produktiv schreiben, frei arbeiten, Baltmannsweiler, S. 88 f

[4] Krück/ Loeser 1997, S. 2, in: www.geographiedidaktik.uni-bremen.de/lesetagebuch.htm, aufgerufen am 05.01.2004

[5] Vgl. Bertschi- Kaufmann, A. (Hrsg) 1998: Lesen und Schreiben im offenen Unterricht, Zürich 1998

[6] Vgl. www.steitz-kallenbach.de/werkstatt-lesefoerderung/bs-lesetagebuch/lesetagebuch_lit.htm, aufgerufen am 05.01.2004

[7] Vgl. Hintz, Ingrid 2002: Das Lesetagebuch- intensiv lesen, produktiv schreiben, frei arbeiten, Baltmannsweiler, S. 67 f

[8] Vgl. Ebd.

[9] Vgl. Born, Monika 1998: Kinderbücher im Unterricht der Grundschule, Baltmannsweiler, 5., neubearbeitete Auflage, S.63f

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Lesetagebuch im Deutschunterricht
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)
Veranstaltung
Kinder- und Jugendliteratur
Note
2,8
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V27315
ISBN (eBook)
9783638293976
ISBN (Buch)
9783668160835
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lesetagebuch, Deutschunterricht, Kinder-, Jugendliteratur
Arbeit zitieren
Siena Jahn (Autor:in), 2004, Das Lesetagebuch im Deutschunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27315

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