Roşia Montană und der Kampf um ihr ökologisches Gleichgewicht

Europas größtes Goldvorhaben in Rumänien - Eine Gradwanderung zwischen Ökologie und Ökonomie


Bachelorarbeit, 2014

64 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG

2. RO IA MONTAN : LOKALISIERUNG UND KONTEXTUALISIERUNG
2.1. WO LIEGT RO IA MONTAN ?
2.2. FAKTEN ZUM RMGC-PROJEKT
2.3. HISTORISCHER ABRISS
2.4. TRANSDISZIPLINÄRE HERAUSFORDERUNGEN

3. KURZE VORSTELLUNG DER ZU ANALYSIERENDEN ZEITUNGEN
3.1. DILEMA VECHE
3.2. ADEV RUL

4. METHODIK

5. DIE ETYMOLOGISCH-LEXIKALISCHEN SCHICHTEN DES RUMÄNISCHEN

6. TEXTANALYSE
6.1. TEXTFRAGMENTE AUS DILEMA VECHE
6.2. TEXTFRAGMENTE AUS ADEV RUL
6.3. GEGENÜBERSTELLUNG UND BEWERTUNG DER ERGEBNISSE
6.3.1. Vergleich der beiden Zeitungen
6.3.2. Analyse der Ergebnisse

7. SCHLUSSWORT UND AUSBLICK

8. LITERATURVERZEICHNIS

9. ABBILDUNGSVERZEICHNIS

10. ANHANG: PRIMÄRTEXTE

1. Einleitung

Diese Bachelorarbeit widmet sich der Analyse der rumänischen Sprache in der Berichterstattung über ein politisch, ökonomisch und ökologisch brisantes und aktuelles Thema. Es wird dabei der Frage nachgegangen, welche lexikalischen Besonderheiten in der derzeitigen Zeitungsberichterstattung auftauchen. Vor allem werden Wortentlehnungen aktueller Onlineartikel berücksichtigt.

Als Fallbeispiel dient das Goldabbauprojekt „Ro ia Montan “, das zwar schon lange in der politischen Debatte diskutiert wird, jedoch erst vor kurzem aufgrund massiver Bürgerproteste an Aktualität gewonnen hat. Ro ia Montan ist ein altes Bergwerk in Rumänien, wo schon zu Zeiten der Römer Gold und Silber abgebaut wurde. Diese alte Tradition des Minenabbaus sorgte lange Zeit für einen wirtschaftlichen Aufschwung der Region, trug jedoch auch ökologische und sozioökonomische Schäden mit sich. Iuliana Zaharia bezeichnet diesen Umstand als „sustainable disaster in an ‚era of sustainable development‘“ (Zaharia 2010: 1). Dieser Gradwanderung zwischen Ökonomie und Ökologie und den Folgen für die Gegend um Ro ia Montan soll im ersten Kapitel ein Überblick gewährt werden, um den Einsatz der dahinterstehenden Kräfte und damit auch die Berichterstattung darüber besser verstehen zu können. Natürlich ist das Thema ein sehr politisches, weshalb hier auch die Einflussnahme von Interessensvertretern über rumänische Medien thematisiert wird.

Als zu analysierende Zeitungen werden die Wochenzeitung Dilema veche, sowie die Tageszeitung Adev rul gewählt. Diese sollen im dritten Kapitel vorgestellt werden, wo auch über die Hintergründe und Entstehungsbedingungen der Zeitungen berichtet wird, auch werden ihre Zielgruppen hervorgehoben. Die Zeitungen scheinen als geeignet für die Analyse, da sie dem Thema Ro ia Montan viel Raum in ihrer Berichterstattung gewidmet haben und als repräsentativ für die derzeitige Zeitungslandschaft gelten. Die zwei Zeitungen Adev rul und Dilema veche werden im Zeitraum September 2013 bis Jänner 2014 untersucht. Der Zeitraum scheint mir deshalb als geeignet, weil das thematisierte Projekt gegen Ende 2013 dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt wurde. Darauf folgte zivilgesellschaftlicher Protest, sowie eine breite mediale Berichterstattung, die sich diese Bachelorarbeit zum Thema gemacht hat.

Im vierten Kapitel wird die Vorgangsweise präsentiert, welcher Erkenntnisgewinn von dieser Arbeit erwartet wird und wie die Sprache in der Zeitungsberichterstattung gestaltet wird. Daran anschließend sollen dazu notwendige Definitionen und theoretische Begriffe geklärt werden, um lexikalische Besonderheiten und Bedeutungen greifbarer zu machen. Schließlich folgt der Kern dieser Arbeit, die Textanalyse. Hierfür werden repräsentative Textteile von Zeitungsartikeln herangezogen, um deren Wortfelder zu analysieren. Die Etymologien der Substantive und ihre Wortbedeutung stehen dabei im Mittelpunkt. Vor allem werden Wortfelder auf Textbesonderheiten untersucht, nachgegangen wird jedoch auch einer möglichen Strategie der verwendeten Art von Sprache, da sich das Sprachregister der Zeitungen von anderen literarischen Texten abgrenzen könnte.

Durch diese Analysen kann am Ende der Arbeit schlussgefolgert werden, wie sich die rumänische Sprache in Dilema veche und Adev rul zum Thema „Ro ia Montan “ gestaltet, um damit auch einen Einblick in die derzeitige sprachliche Gestaltung der rumänischen Zeitungslandschaft zu geben.

In dieser Bachelorarbeit wurde aus Gründen der Lesbarkeit auf eine geschlechtsneutrale Formulierung verzichtet. Es sind jedoch immer beide Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung angesprochen, es sei denn, es wird im Text explizit darauf hingewiesen, dass nur eine Geschlechtergruppe gemeint ist.

2. Ro ia Montan : Lokalisierung und Kontextualisierung

2.1. Wo liegt Ro ia Montan ?

Die Goldmine Ro ia Montan befindet sich im Bezirk Alba, 16 km östlich von Câmpeni und 128 km süd-westlich von Cluj Napoca. Abbildung 1 veranschaulicht dazu, rechts positioniert, die nationale und lokale Verortung in den Landkarten. Die Mine umfasst etwa 550 km2, auch bekannt als „das goldene Viereck“ vom Apuseni Gebirge in Siebenbürgen, in Abbildung 1 wird dieses Viereck rot hervorgehoben. Hier lagern bis dato die größten Gold- und Silbervorkommen Europas, Schätzungen zufolge 300 Tonnen Gold und 1600 Tonnen Silber (vgl. Servida et al. 2013: 14).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Lokalisierung von Ro ia Montan ( tefanescu, Robu, Ozunzu 2013: 7720)

Dieses Goldvorkommen möchte derzeit die Ro ia Montan Gold Cooperation (RMGC) abbauen, welche zu 80,69% in Besitz des kanadischen Bergbauunternehmens Gabriel Resources Ltd. ist, die restlichen 19,31% hält die staatliche Minvest Ro ia Montan S.A. (vgl. Gabriel Resources 2014). Das Abbauvorhaben stößt auf viel Kritik seitens der lokalen Bevölkerung. Nicht nur die Umsiedelungen und die Zerstörung von Kulturräumen, die für die Flutung des Areals notwendig wären, werden dabei kritisiert, auch die mögliche Verseuchung des Grundwassers durch den Einsatz von Zyanid, das für den Abbau benötigt wird, macht den Kritikern Sorge. Daher äußern neben der lokalen Bevölkerung auch nationale und internationale Akteure Bedenken.

Mit den privaten und staatlichen Betreibern des Goldabbauunternehmens RMGC treten zwei Interessensgruppen auf, die nicht zwangsläufig dieselben Ziele mit dem Projekt verfolgen. Die wirtschaftlichen Überlegungen eines internationalen Minenkonzerns sind nur schwierig mit den Umwelt- und Menschenrechtsstandards eines demokratisch geführten EU-Staates vereinbar. Auf diese Gradwanderung zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und demokratischer Pflicht in Zeiten der Globalisierung wird im nächsten Kapitel noch näher eingegangen, da es den Kontext der Zeitungsberichterstattung vertieft. Insbesondere, da sich die Berichte über Ro ia Montan den Vorwurf der politischen Korruption und Medienmanipulation gefallen lassen müssen (vgl. Daub 2012).

2.2. Fakten zum RMGC-Projekt

Laut Aussagen der rumänischen Regierung und der RMGC würde das Projekt rund 2,3 Milliarden US-Dollar (USD) abwerfen, bei einem geschätzten Goldpreis von 1,2 USD pro Unze1. Der wirtschaftliche Nutzen für Rumänien läge dabei bei etwa 5,2 Milliarden USD (vgl. derstandard.at 2013). Folgende Infobox bietet eine Übersicht über das Ausmaß der Investitionen und konkretisiert das Vorhaben. Die Datengrundlage stellt Bran (2010: 111- 112) in ihrer Abhandlung: „Ecological processes under the impact of globalization: contradictory trends or subjective interpretations?“ zur Verfügung, wo sie sich mit dem Fallbeispiel Ro ia Montan auseinandersetzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.3. Historischer Abriss

Den ersten Beleg für die Existenz von dem Goldabbaugebiet Ro ia Montan lieferte der Fund von etwa 25 Wachstafeln, die zwischen 1786 und 1855 gefunden wurden und auf die Zeit der Römer hinweisen, wo das Gebiet noch „Alburnus Maior“ genannt wurde. Auf den Wachstafeln wurden etwa die Verträge um den Abbau des Goldes oder des Verkaufs- und Einkaufspreises der Sklaven, sowie Arbeits-, Darlehen- oder Mietverträge festgehalten. Die Mine war das bedeutsamste Goldabbaugebiet in der römischen Provinz Dakien: „Exploat rile de aur de la Alburnus Maior au fost sistematic organizate pe o arie întins din jurul localit ii antice. Se crede c , în perioada de maxim activitate, la minele din Alburnus Maior lucrau circa 20.000 de muncitori, care trimiteau la Roma 4.000 de kg de aur pe an“ (Enciclopedia României o.J.).

Im weiteren Verlauf der Jahrhunderte bereicherten sich verschiedene Herrscherhäuser daran, vor allem zur Zeit Maria Theresias (1717-1780) wurde das Gebiet mit Hilfe deutscher Bergarbeiter wieder intensiv abgebaut. Ro ia Montan wurde zu einer wichtigen finanziellen Stütze der Machthaber in Rom, Budapest, Wien und Moskau. Die ansässige Bevölkerung hatte meist nur wenig davon (vgl. Wikipedia 8, 2014).

1948 wurde die Mine verstaatlicht und unterstand somit zur Gänze dem „kommunistischen“ Machthaber Ceau escu. Bis 1990 wurde intensiv abgebaut, fernab von ökologischen und sozialen Standards:

„The complete lack of environmental safety measures, and the unavailability of clean technologies, has led to the intense pollution of surface waters and soils, the creation of acid mine drainage, and erosion, for example. The pollution was considerably enhanced by the storage of mine tailings on unprotected land and comprised high levels of heavy metals and toxic substances used in the processing of metal ores“ ( tefanescu, Robu, Ozunzu 2013: 7720).

Nach dem revolutionärem Staatsstreich2 von 1989 sanken die staatlichen Investitionen und der Abbau stagnierte. Der Minenarbeiterstand wurde innerhalb der folgenden 15 Jahre dreimal abgebaut, sodass 2006 nur mehr 380 Mitarbeiter im Goldabbau beschäftigt waren. Damals sagte der Gouverneur der rumänischen Nationalbank: “The [Romanian] state is no longer interested in the gold production. Gold is a commodity. You go to the market and if you need it you buy“ (Sîntimbreanu 2009: 46 zitiert nach Zaharia 2010: 4). Diese Haltung, wo dem Goldabbau jedwede Förderung von staatlicher Seite entzogen wird, scheint in Anbetracht der heutigen innerpolitischen Lage sehr interessant und zeigt einen Wandel in der politischen Debatte zu diesem Thema. Das Projekt Ro ia Montan war seit den 90er Jahren immer Thema, aber selten Hauptpunkt auf der politischen Agenda. Das Bergwerk lag aufgrund des Widerstandes der Zivilbevölkerung still. Diese protestierten gegen den Abbau der Edelmetalle, welche mithilfe von hochgiftigem Zyanid abgebaut werden, und gegen die Zerstörung des traditionellen Kulturraums (vgl. Konzett 2013). Bevor Rumänien 2007 der EU beitreten durfte, musste es sich zu einer Stilllegung und Sanierung des Gebietes verpflichten, was bis dato nur bedingt gelang (vgl. Zaharia 2010: 4, Servida et al. 2013: 16): „Although the mining operations ceased completely in 2006, the existing risks to the environment and ecosystems are still very high“ ( tefanescu, Robu, Ozunu 2013: 7720).

2.4. Transdisziplinäre Herausforderungen

Bei einem Goldabbauvorhaben war selten ein europäisches Land involviert, vielmehr sind es meist afrikanische Länder, in denen durch die Anpreisung ausländischer Direktinvestitionen (Foreign Direct Investments = FDIs) für einen Abbau geworben wird. Meist kommt der Reichtum der nationalen Ressourcen jedoch weniger der Bevölkerung vor Ort, wie viel mehr politischen Machthabern und deren Absicherung, sowie multinationalen Konzernen zugute:

„The political power of national state, built up on their natural resources and managerial abilities for valuing them in the benefit of nation, could be eroded by the economic power of corporations. In these conditions, the power source of nations - natural resources - is exposed to the new configuration of international relations, which is dominated by economic power (geoeconomical relations)“ (Bran 2010: 111).

Florina Bran von der Universität Bukarest stellte die Kosten und Nutzen des Projekts Ro ia Montan gegenüber (siehe Abbildung 2, Seite 10) und konstatiert einen mangelnden Output der FDIs für die rumänischen Arbeitnehmer, da technisches Material und KnowHow vor allem aus dem Ausland importiert werden wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Kosten und Nutzen von RMGC, eigene Darstellung, Quelle: Bran 2010, 112.

Die Rumänische Akademie der Wissenschaften kritisiert darüber hinaus die fehlende Nachhaltigkeit des Projektes, da das Abbauvorhaben auf 17-20 Jahre beschränkt ist und keine langfristige Lösung zur Entwicklung der sozialen und ökonomischen Probleme der Region bietet. Auch die fehlende wissenschaftliche Expertise, mangelnde Kostenaufstellungen und Transparenz werden in der Analyse des Projektes bemängelt (vlg. Academia România 2013: 4ff).

Die Abwägung der Chancen und Risiken, sowie die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Disziplinen, die sich mit diesen Themen beschäftigen, unterliegen den politischen Verantwortlichen des Landes. Diese sehen sich mit der Situation konfrontiert, dass sie als Teilhaber des Projektes (19,31% der RMGC sind staatliches Eigentum) mit den wirtschaftlichen Überlegungen der Gabriel Resources Ltd. aufgrund ihrer politischen, sozialen und ökologischen Verantwortung zwangsläufig nur kaum übereinstimmen: „În instan a care va solu iona problema se va putea ridica problema conflictului de interese: statul este i investitor i beneficiar i pe de alta parte, tragerea la r spundere a companiei (companiilor) pentru nerespectarea diferitelor obliga ii i promisiuni asumate va fi, practic, imposibil “ (Academia Româna 2013: 7).

Ende August 2013 schickte die Regierung in Bukarest einen Gesetzesentwurf an das Parlament, welcher dem Projekt de facto grünes Licht geben würde, da die Regierungsparteien über die klare 70%-Mehrheit im Parlament verfügen (vgl. derstandard.at 2013). Zivilgesellschaftliche Protestgruppen und Einzelpersonen gingen daraufhin auf die Straße, mit breiter Unterstützung von religiösen, kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen. Auch von ausländischen Beobachtern wird der Protest unterstützt, da aktuell ein vermehrtes globales Interesse an dem Schutz von Ökosystemen herrscht: „Currently, there is an increasing global concern for the decontamination of historically polluted industrial sites that pose significant environmental risks for terrestrial and aquatic ecosystems, as well as for human health“ ( tefanescu, Robu, Ozunu 2012: 7719). Diese Protestbewegungen, die als größte seit 1989 gelten, waren Anlass für eine breite Zeitungsberichterstattung, die in dieser Arbeit analysiert werden soll.

3. Kurze Vorstellung der zu analysierenden Zeitungen

3.1. Dilema veche

Die Wochenzeitung Dilema veche wurde 2004 als Nachfolgerin des ehemaligen Kulturmagazins Dilema gegründet. Der ehemalige Kulturminister und anerkannte Intellektuelle Andrei Ple u leitet die Zeitung, er „möchte seinem Blatt einen kulturellen, soziologischen, auch politischen, vor allem aber europäischen Ton geben“ (vgl. Presseurop.eu 2012). Als Leitsatz übernimmt die Zeitung das Zitat eines großen rumänischen Schriftstellers, Ion Luca Caragiale: "Sînt vechi, domnule!".

Die Leserschaft von 41.000 Personen (54,8% davon sind Frauen) hat zu 59% einen höheren Bildungsabschluss, 43,2% der Leser haben eine Führungsposition inne, beziehen ein Einkommen über 500 EUR sind zwischen 25 und 55 Jahren alt (vgl. Studiul Na ional de Audien a 2010-2011). In Relation zum durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von 351 Euro, stellt das ein höheres Einkommen in Rumänien dar (vgl. Ro Connect 2012). Man kann von einer Zielgruppe reden, die der höheren Bildungsschicht zuzuordnen ist, dementsprechend gliedern sich auch ihre Interessen, wie Abbildung 3 verdeutlicht. Die Leser und Leserinnen der Wochenzeitung sind kulturell sehr interessiert, knappe 60% gehen häufig ins Theater oder zu Konzerten, über 80% hören gerne und oft Musik und 43,5% besuchen Museen und Galerien (siehe Abbildung 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Cititori „Dilema veche“ 2010-2011, Daten: Fokus, Studiul Na ional de Audien a, eigene Tabelle.

Rund 40% der 41.000 Rezipienten beziehen die Zeitung in Bukarest, was aufgrund des dortigen Sitzes des Verlags auch naheliegend scheint. Die zweitgrößte Bezugsgruppe sind mit 20% Leser und Leserinnen aus Transilvannien, etwa 15% beziehen in Muntenien und Moldova die Zeitung, das Schlusslicht bilden Maramuresch, Banat, Dobrogea und Oltenien mit 2-4% an Lesern (vgl. Studiul Na ional de Audien a 2010-2011).

Abbildung 4 veranschaulicht das Deckblatt der Zeitung, passend zum Thema dieser Bachelorarbeit, „Ro ia Montan i noi“, dessen Angelegenheit eine Ausgabe gewidmet wurde und die hier auch analysiert werden soll.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Titelblatt Dilema veche 2013.

Die Wochenzeitung ist ein Teil der Adev rul Holding, eines der größten Medienunternehmen Rumäniens mit Besitz vieler Print- und TV-Medien.

3.2. Adev rul

Auch die zweite Zeitung, deren Texte in dieser Arbeit analysiert werden sollen, ist Teil des unter 3.1. erwähnten Imperius und nennt sich Adev rul. Die Adev rul Holding gehört dem rumänischen Ölmagnaten und Gründer der Liberaldemokratischen Partei in Rumänien (Partidul Na ional Liberal = PNL) Dan Costache "Dinu" Patriciu (vgl. Wikipedia 1, 2014).

Adev rul ist eine seit 1888 bestehende landesweite Tageszeitung, mit Sitz in Bukarest. Der Gründer Alexandru Beldiman kritisierte mit Hilfe der Zeitung das rumänische Königshaus von Carol I. Die Zeitung musste deshalb im Laufe der Zeit immer wieder eingestellt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Titelblatt Adev rul 2011.

1951 wurde sie von den neuen kommunistischen Machthabern vollständig verboten, sie erschien jedoch 1989 wieder und galt als Nachfolgerin der kommunistischen Parteizeitung Sc î nteia. Nach dem politischen Umbruch von 1989 unterstützte Adev rul die neugegründete linke und aus Ex-Mitgliedern der sozialistischen Nomenklatura bestehende Partei Front zur Nationalen Rettung (Frontul Salv rii Na ionale = FSN). Sie nannte sich Sc î nteia Poporului mit denselben Redaktionsmitgliedern wie vor 1989, weshalb die Zeitung die antikommunistische Opposition sehr kritisch betrachtete (vgl. Wikipedia 9, 2014).

Später ging sie auf Distanz, hatte einen Schwerpunkt auf Kultur und Literatur und wurde unter dem neuen Namen Adev rul Literar i Artistic herausgebracht. 2006 wurde sie schließlich von dem bereits genannten Dan Patriciu aufgekauft. Heute erscheint die Zeitung in einer Auflage von 125.000 Stück von Montag bis Sonntag und vertritt eher liberal-konservative Interessen (vgl. bpb 2005-2014, presseurop.eu 2012).

4. Methodik

Nach einer ersten Sichtung der Onlineartikel von Dilema veche und Adev rul scheint eine auszugsweise Schilderung von charakteristischen Textausschnitten die geeignetste Methode, um die Lexeme in der aktuellen rumänischen Zeitungsberichterstattung zu analysieren. Vorwiegend werde ich mich dabei auf die Etymologien der Substantive beschränken, bei besonders repräsentativen Textbesonderheiten kann es jedoch sein, dass auch auf andere Satzglieder näher eingegangen wird. Mitunter sollen auch grammatikalische Besonderheiten hervorgehoben werden, es folgt ein Vergleich der Wortfelder und Wortentlehnungen, mit einer abschließenden statistischen Veranschaulichung der Textbesonderheiten.

Um das Ergebnis der Untersuchung nicht zu verfälschen, soll ein Querschnitt der Onlineartikel untersucht werden. Dabei werden die Kernbegriffe der Diskurse, also die thementragenden Worte, hervorgehoben und besprochen. Die in den Texten vermuteten Slawismen, Turzismen, Latinismen, Französimen, Italienismen, Ungarismen, Russismen, Germanismen und Gräzismen werden als solche gekennzeichnet und farblich unterschieden. Der Fokus liegt auf dem nominalen Bereich, vor allem Substantiva werden erörtert, wobei nach Relevanz auch Adjektiva und Verben analysiert werden. Bei mehrfacher Nennung desselben Lexems in einem oder in mehreren Texten folgt keine weitere Markierung und Begriffsbestiummung. Eine mögliche Methode, wie diese Häufigkeit der Lexeme veranschaulicht werden könnte, wird in Kapitel 7 aufgezeigt, wo das Programm „Wordle“ hierfür herangezogen wird.

Die Aktivitäten, Bewertungen und Bezeichnungen, die im Zusammenhang mit dem Projekt RMGC stehen, sind in der Auswahl der Kernbegriffe von besonderem Interesse. Den Aspekten EU, Staat und Gesellschaft wird daher genauer nachgegangen, da diese Akteure den Diskurs um das Projekt tragen. Es werden sowohl Texte der Protagonisten (RMGC, stat, NGO) als auch der Antagonisten (protestatari) herangezogen.

Auch soll dem Thema Gender Aufmerksamkeit zuteil werden, welches nach einer ersten Sichtung der Zeitungsartikel als semantisch repräsentatives Phänomen gilt.

Wo nicht anders ausgewiesen verwende ich in der Analyse der Wortentlehnungen die Onlineversion von DEX3 (dex-online.ro).

5. Die etymologisch-lexikalischen Schichten des Rumänischen

Im Vergleich zu den Termini Substrat und Superstrat ist der Begriff Adstrat in der sprachwissenschaftlichen Tradition nicht immer einheitlich definiert. Sora (2009: 323) versucht folgende Begriffsbestimmung: „Unter den ersten beiden [Substrat und Superstrat] versteht man Einflüsse, die zur Herausbildung einer Sprache beitragen und vertikal wirken, letzteres hingegen [Adstrat] trägt nicht zur Bildung, sondern zur Bereicherung und eventuell zu kleineren oder größeren Veränderungen einer Sprache bei und wirkt horizontal.“ Der rumänischen Sprache liegen Elemente des lateinische Strats, des thrako- dakischen Substrats und des slawischen Superstrats zugrunde (vgl. Iliescu 2002: 146). Das Adstrat wird verstanden als „asamblul de elemente p trunse, pe diverse c i, într-o limb , dup constituirea acesteia ca idiom“ (Bidu-Vr nceanu zitiert nach Sora 2009: 323). Zum Adstrat liesen sich also alle übernommenen Worte in der Textanalyse (siehe Punkt 6) zählen. Der rumänische Wortschatz ist aufgrund der geopolitischen Lage des Rumänischen von der Antike bis zur Moderne äußerst bunt. Laut einer Untersuchung von Macrea 1961, der den rumänischen Lehnwortschatz im DLRM4 verfolgte, entfallen die Quellen des rumänischen Wortschatzes auf:

38,42% französischer Herkunft,

7,98% altslawischer Herkunft,

3,62% türkischer Herkunft,

2,39% stammen aus dem Schriftlatein,

rund 2,5% sind neugriechischer, ungarischer und bugarischer Herkunft, weniger als 2% entfallen auf Bulgarisch, Deutsch, Italienisch, Bulgarisch-Serbisch (vgl. Metzeltin, Winkelmann 1989: 88).

Iliescu konstatiert in Bezug auf den rumänischen Wortschatz, dass das Englische langsam das Französische als wichtigste Fremdsprache verdrängt, was ihrer Aussage zufolge auch schon im rumänischen Schulunterricht festgestellt wird. Allgemein sind morphologische und semantische Lehnprägungen nach internationalem oder allgemein westlichem Muster in der gesprochenen Sprache, wie in Massenmedien zu finden (vgl. Iliescu 2002: 163).

[...]


1 Eine Unze (von lateinisch Uncia ‚ ein Zwölftel, ist eine nichtmetrische Maßeinheit der Masse. Das Einheitenzeichen ist oz. (von ital. onza), die englische Bezeichnung ounce. Die Feinunze mit dem Einheitenzeichen oz. tr. wird für Edelmetalle verwendet. Ihr Gewicht entspricht der Apotheker-Unze (1 oz.tr. = 31,1034768 g), bezieht sich aber nur auf den Edelmetallanteil. Das Gewicht eventueller Verunreinigungen wird also vom Gesamtgewicht abgezogen. Die Angaben der Gold-, Silber-, Platin- und Palladiumpreise erfolgen in US-Dollar pro Feinunze (vgl. Wikipedia 7, 2014).

2 Gabanyi bezeichnet die Geschehnisse vom Dezember 1989 in Rumänien als „revolutionären Staats- streich“, da Charakteristika wie die relativ niedrige Massenbasis, die kurze bis mittlere Dauer, der niedri- ge bis mit tlere Grad der Grausamkeit, der grundlegende Wandel der Herrschaftsstruktur und der mögli- che Wandel der Gesellschaftsstruktur auf diese Begriffsbestimmung zutreffen (vgl. Gabanyi 1998: 6ff).

3 Dictionare ale limbii române, 2014.

4 Dictionarul limbii romîne moderne, 1958.

Ende der Leseprobe aus 64 Seiten

Details

Titel
Roşia Montană und der Kampf um ihr ökologisches Gleichgewicht
Untertitel
Europas größtes Goldvorhaben in Rumänien - Eine Gradwanderung zwischen Ökologie und Ökonomie
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Romanistik)
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
64
Katalognummer
V273032
ISBN (eBook)
9783656696407
ISBN (Buch)
9783656700104
Dateigröße
1631 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rosia Montana, Adevarul, Dilema veche, Rumänien, Zeitungsanalyse, Rumänische Sprachwissenschaft
Arbeit zitieren
Teresa Nöbauer (Autor:in), 2014, Roşia Montană und der Kampf um ihr ökologisches Gleichgewicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273032

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