Kristijonas Donelaitis (1714-1780). Zwischen Theologie und Poesie


Forschungsarbeit, 2014

231 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

Einleitung

I. Leben und Wirken des Pfarrers von Tolmingkehmen
1. Herkunft – Studium – Neigungen
2. Pfarramt in Tolmingkehmen
3. Das Selbstverständnis des Donelaitis und der Separationsstreit
4. Die „Fremden“ als Herausforderung
5. Verhältnis zur Obrigkeit
6. Empfehlungen für den Nachfolger
7. Entwicklung einer unbekannten Begräbnisstätte zum Museum und ‚nationalen Wallfahrtsort’

II. Das literarische Werk
1. Der Nachlass
2. Textausgaben und Übersetzungen
3. Würdigung: Der „litauische Theokrit“

III. Donelaitis im Kontext des Königsberger Jahrhunderts: Theologiegeschichtliche Lektüre 63
1. Ein Dokument als Wegweiser
2. Der religionspolitische und sozialgeschichtlichen Prätext
2.1 Staat und Kirche in Preußen
2.2 Ostpreußen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
3. Das Phänomen „Pietismus“
Exkurs: Glaube – Lernen – Arbeit
4. Der Pietismus in Königsberg
4.1 Eine pädagogische Initiative
4.2 Heinrich Lysius und das „Rétablissement“
4.3 Der Pietismus an der Macht: Schüler des Heiligen Geistes (A.Wolf, G.F.Rogall, J.D.Kypke, D.Salthenius)
4.4 Franz Albert Schultz - Glanzzeit des Pietismus in Königsberg
4.5 Übergang: Daniel Heinrich Arnoldt
5. Gegner des Pietismus in Königsberg
5.1 Johann Jacob Quandt
5.2 Antipietistische Stimmen (Studenten, Chr.G.Fischer,
Th.L.Lau, J.S.Strimesius; L.A.V.Gottsched; J.A.Starck)
6. Versöhnung von Glaube und Vernunft

IV. Gott – Natur – Vernunft:
Weisheitlich aufgeklärte Frömmigkeit. 145
1. Realismus mit Vorbehalt
2. Perspektive der Schöpfung
3. Empathie und Kritik
4. Die Natur als Lehrmeisterin
Exkurs: Physikotheologie
5. Erfahrung und Weisheit: Conditio humana
Exkurs: Zur Erfahrungsweisheit im Alten Testament
6. Pädagogisches Ethos: Mit Bedacht und Vernunft
Exkurs: Was meint Donelaitis, wenn er von „Maß“ spricht?

V. Epilog: Nur „müßiges Geplauder“? 176
Anhang
Literatur
Herkunft der Abbildungen

Einleitung

Christian Donalitius resp. Kristijonas Donelaitis, der 37 Jahre, von 1743 bis 1780, in Tolmingkehmen, einem Dorf am Rand der Rominter Heide als pro­testantischer Pfarrer gewirkt hat, gilt als „Klassiker der litauischen Literatur“ und wird in Litauen neben Martynas Mažvydas (1510-1563)[1], Verfasser des ersten Buches in litauischer Sprache (1547), gestellt. Seit 1971 gibt es in Kirche und Pfarrhaus von Tolmingkehmen oder „Tschistye Prudy“, wie der Ort heute auf Russisch heißt, ein Museum, das die Erinnerung an den Pfarrerdichter pflegt.

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Abb. 2: Donelaitis-Museum in der Kirche von Tolmingkehmen/ Tschistyje Prudy

Donelaitis führte eine „sprachliche Doppelexistenz“, d.h., er bewegte sich so­wohl im deutschen wie im litauischen Sprachmilieu. Diese „Doppelheit“ hat keine diffuse „Doppeldeutigkeit“ in seinem Schreiben und Handeln angelegt. Seine Liebe galt zweifelsfrei den einfachen Bauern litauischer Herkunft, als deren Seelsorger, Anwalt und Lehrer er sich berufen fühlte. Er selbst hat nichts unternommen, um sein dichterisches Werk in der literarischen Welt bekannt zu machen. Wiewohl Zeitgenossen die Bedeutung des Dichters Donelaitis er­kannten, erschien erst 1818 das Hauptwerk, das ihn berühmt machen sollte: „Das Jahr in vier Gesängen, ein ländliches Epos aus dem Litthauischen des Christian Donaleitis, genannt Donalitius, in gleichem Versmaß ins Deutsche übertragen“[2].

Ludwig Rhesa (1776 - 1840), Theologieprofessor und Lituanist in Königs­berg, gebührt der Verdienst, die erste Übersetzung ins Deutsche vorgelegt zu haben. Angeregt durch Wilhelm von Humboldt hatte Rhesa die Initiative er­griffen und Donelaitis’ Werk einem größeren Leserkreis bekannt gemacht. Sei­nem „Vorbericht“ schickte er einen Hexameter voraus, nicht nur um dem großen Gelehrten Dank abzustatten. Er ordnete Doneleitis in die Literaturgeschichte ein und wollte, zumal in den letzten zwei Zeilen, die Intention des Dichters erfassen. Hier liegt also die „erste Interpretation“ des Jahreszeiten-Gedichts vor. Rhesa verstand sich selbst in der Nachfolge des Donelaitis als Förderer des Litauischen als Volkssprache:

„An der Rominta Gestad’ umkränzet von grünenden Rauten,

Sang der Sänger, entsprossen uralter Leitonen Geschlechte,

Patriarchalischer Sitten, Unschuld und häusliche Tugend,

Schlicht auf ländlicher Flöte die seligen Wonnen des Jahres;

Frühling, Nachtigalsang, Aufspross der Blumen und Saaten;

Arbeitseligen Sommer der bastsohlentragenden Männer,

Gabenspendenden Herbst, Brautkranz, Festjubel und Gastmahl;

Winterflammen am Heerd unter schneebestürmetem Halmdach,

Wenn geschäftig sich regt sammt spinnenden Mägden, die Hausfrau.

Also die blühenden Zeiten des sternendurchwandelnden Jahres

Lehrt’ er die dörfliche Schaar haushalten in fleissiger Stille,

Gott auch fürchten von Herzen und lieben die Heimath der Väter“.

Die Wirkungsgeschichte der Jahreszeiten-Dichtung indes zeigt einen komplexen Verlauf. Im 19. Jahrhundert sind noch drei weitere Übersetzungen ins Deutsche erschienen[3], die von philologischen und sprachwissenschaftlichen Diskussionen begleitet waren. Aufmerksame Lektüre läßt die in jener Zeit in Deutschland herrschenden romantischen bzw. historistischen Maßstäbe erkennen. Danach hat das Interesse an Donelaitis in der deutschen Literaturwissenschaft nachgelassen. Im litauischen Sprachraum begann eine intensivere Beschäftigung mit Done­laitis relativ spät. Verantwortlich dafür waren die besonderen politischen Um­stände im 20. Jahrhundert, die eine Vielfalt widersprüchlichster Interpretationen und Aneignungen[4] haben entstehen lassen.

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Abb. 3: Die Donelaitis-Skulptur wurde zum 250. Geburtstag 1964

in der Universität Vilnius aufgestellt.

Die Wiederkehr des 250. Geburtstages 1964 und die Errichtung der Gedenk­stätte in Tolmingkehmen haben der Forschung neue Impulse gegeben. Zudem wurde Donelaitis durch Übersetzung seiner Jahreszeiten-Dichtung über die Grenzen Litauens bekannt und weckte großes Interesse. In der Gegenwart sieht sich die Beschäftigung mit dem Werk von Donelaitis nicht nur mit einer verwickelten Wirkungsgeschichte in Deutschland wie in Litauen konfrontiert, sondern stößt auch bald auf ein hermeneutisches Dilemma.

Eine Beobachtung, die während jener im Vorwort genannten Konferenz 2013 gemacht werden konnte, mag das konkretisieren. Sowohl in den Vorträgen als auch in der Diskussion wanderte der Focus immer wieder zurück zum „historischen Donelaitis“, d.h., es wurden Fragen zu Leben und Werk (wo? wann? warum? wie? womit? zu wem? mit wem? gegen wen? o.ä.) aufgeworfen. Oder man verfolgte Spuren des „philologischen Donelaitis“, d.h., suchte sich dem Profil des Pfarrerdichters durch Analyse von Phraseologie, Metrik, Folk­lore, Textsortenproblemen o.ä. zu nähern. In beiden Fällen musste sich das Fragen meist mit Vermutungen zufrieden geben, weil die Quellen das historische Interesse nicht „bedienten“ bzw. die Analyse nicht zu letzter Klarheit führte. Daneben kam ein dritter Aspekt immer wieder zur Sprache, der „rezipierte und interpretierte Donelaitis“, d.h., der Pfarrerdichter in einem Frage- und Deutungshorizont, den er selber nicht ausgesucht hatte. Vielmehr wurde dieser von außen (Leser, Forscher, Interpreten) gesetzt. Und Letztere ‚ver­standen den Autor oft besser’, als dieser selbst es intendiert hatte oder hätte zum Ausdruck bringen können. Ob die Ausleger in ihrem Vorgehen je die Über­legungen Friedrich Schleiermachers zur Sache bedacht haben, sei dahingestellt.

Jede der drei Fragerichtungen hat ein begrenztes Recht und trägt wichtige Elemente zum Verständnis des behandelten Werkes bei. Allein, es wäre falsch, den „historischen Donelaitis“ gegen den „interpretierten Donelaitis“ bzw. den „philologischen“ auszuspielen (und umgekehrt). Auch sagt eine bloße Wie­derholung von historischen Fakten nicht unbedingt etwas über deren Bedeut­samkeit aus. Andererseits läuft jede Rezeption Gefahr, einseitig oder subjektiv einzelne Aspekte eines Werkes zu verabsolutieren und als Schlüssel zum Gan­zen auszugeben. Das hermeneutische Dilemma erweist sich aber als eine pro­duktive Herausforderung in dem Maße, wie „Lektüre“ sich der Komplexität im Prozess von Lesen und Verstehen bewusst ist.

Es ist keine Frage, dass in dieser Studie die drei Forschungsakzente vor­ausgesetzt werden. Sie sollen aber, ohne fachspezifische Diskussionen, durch literaturwissenschaftliche Impulse, die unter dem Titel „Intertextualität“ durch Julia Kristeva, Gerard Genette u.a. bekannt gemacht worden sind, ergänzt werden. „Kein Text setzt am Punkt Null an“ (Karlheinz Stierle, Werk und Intertextualität, in: Das Gespräch, hrsg. von Karlheinz Stierle und Rainer Warnig, München 1984, 139-150; 139). Beabsichtigt oder unbeabsichtigt ruft jedes literarische Werk andere Werke ins Gedächtnis. Genette (Palimpsestes. La Littérature au second degré, Paris 1982; dt. Frankfurt/ Main 1993, 14f; 18ff) nennt den zu interpretierenden Text Hypertext, der sich stets auf einen oder mehrere Hypotext(e) bezieht . In expliziten oder impliziten Referenzen sind kulturelle Phänomene, Ereignisse, Autoren der Vergangenheit ebenso präsent wie ihre zeitgenössischen Analogien. Darum kann man das vorliegende Werk als Kreuzungspunkt unterschiedlicher Texte betrachten, bzw. als Hinweis auf eine „sich beständig wandelnde Konfiguration“ (Stierle, ibd.). Der Autor kommt dort ins Spiel, wo er bewusst oder unbewußt die Referenzen herstellt und eine Intention realisiert. In diesem referentiellen Verfahren wird sein Ziel epiphan, das sich keineswegs auf Applikation oder Fortführung einer Idee beschränkt, sondern meist Überbietung, Transformation im Blick hat, weil es um literarische Weltgestaltung in der sich wandelnden Geschichte geht. Der neue Text kann die Folge von Verbesserungen, Erweiterungen oder Umstellungen sein. „Die Konfi­guration der Texte, der sich der Text verdankt, ist aber nicht identisch mit der Konfiguration, in die der Text für seinen Leser tritt“ (Stierle, ibd.). Daher ist nicht nur die produktionsästhetische Text-Autor-Dimension zu berücksichtigen. Nicht minder relevant ist die Rolle des Lesers/ Interpreten in diesem Vorgang (rezeptionsästhetische Dimension), insofern auf einer Meta-Ebene die Textur unter neuen Konditionen betrachtet wird. Lesen und Verstehen gehen hier die Beziehung einer dialektischen Interaktion ein. Der Leser/ Interpret nimmt im Geflecht der Textur z.B. semiotische, phänomenologische, pragmatische Spuren auf, klärt sie auf, macht sie transparent, verfolgt ihre Tragweite. Zugleich ge­schieht aber auch, „Reduktion“, „Ausgrenzung“, „Verortung“ oder, positiv aus­gedrückt, „Steigerung der Aufmerksamkeit“ (Stierle, 145). Letztlich geht es aber doch um den „Kanon“, vor den das historische wie das interpretierte Werk seine jeweiligen Leser stellen will. Weil mit diesem Schritt erst recht die Denk-Arbeit beginnt, bleibt der „Prozess der Interpretation“ grundsätzlich offen. Selbst wenn, wie in dieser Studie, eine Focussierung vorgenommen wird. Geschieht das doch mit der Absicht, einem vernachlässigten Aspekt, nämlich dem Theologen Kri­stijonas Donelaitis, Gehör zu verschaffen.

In Diskursen zur Literatur- und Geistesgeschichte der Frühen Neuzeit ist häufig vom „Königsberger Jahrhundert“[5] die Rede. Damit wird auf die Impulse angespielt, die von Johann Christoph Gottsched, Johann Georg Hamann, Johann Gottfried Herder, Immanuel Kant, Theodor Gottlieb von Hippel d.Ä., aber auch von theologischen Denkern im 18. Jahrhundert ausgegangen sind. Kant nannte „Königsberg am Pregelflusse … einen schicklichen Platz zur Erweiterung so­wohl der Menschenkenntnis als auch der Weltkenntnis …, wo diese, auch ohne zu reisen, erworben werden kann“[6]. Als Hauptstadt Ostpreußens beherbergte Königsberg, die zu jener Zeit ca. 47 600 Einwohner zählte, verschiedene staat­liche Behörden, so die Regierung (das Etats-Ministerium), das Konsistorium, die Kriegs- und Domänenkammer, das Kommerzkollegium u.a. Zu den zahlreichen Beamten kam im Laufe der Zeit noch das Militärpersonal dazu. Den ersten Platz unter den Institutionen nahm ohne Zweifel die Universität ein. Im geistigen Horizont dieser Stadt wurden die Fundamente für das theologische Selbstver­ständnis und die Sprachsensibilität des Kristijonas Donelaitis gelegt, die sein literarisches Werk profiliert haben.

Während des Dritten Reiches war eine Beschäftigung mit Donelaitis im deutschsprachigen Raum nicht opportun. Ideologische Gründe hatte ihn an den Rand gedrängt[7]. Nach 1945 änderte sich die Situation ein wenig. Im exklusiven Kreis der Lituanisten und Kulturhistoriker war der Dichter der „Jahreszeiten“ durchaus ein Begriff. Doch blieb auch im Gefolge des sog. Kalten Krieges das Interesse gering.

Eine Ausnahme unter den Dichtern und Schriftstellern, die das Bewusst­sein an Ostpreußen als Kulturraum wach gehalten haben, war Johannes Bobrowski (1917-1965), der mit seinem Werk gegen das Vergessen und die Ge­schichtslosigkeit geschrieben hat. So auch im Fall von K.Donelaitis. Bobrowskis Roman „Litauische Claviere“ (1966) verschränkt die Biographie des Pfarrer­dichters mit einer Episode im deutsch-litauischen Grenzgebiet in den Jahren des Dritten Reiches. Ein weiteres Beispiel ist sein Gedicht „Das Dorf Tolming­kehmen“ (1962)[8], das in der ihm eigenen Diktion die Atmosphäre um Donelaitis präsentiert[9].

Das Dorf Tolmingkehmen

Die Mittagsfeuer verbrannt,

über der Linde Rauch,

dort geht er mit weißem Haar,

die Leute sagen:

Bald wird kommen der Abend,

einer beginnt den Gesang,

die Felder tragen ihn fort.

Komm noch ein Stück, Donelaitis,

der Fluß will sich heben mit Flügeln,

ein Habicht, ein Taubenfeind,

der Wald mit den schwarzen Häuptern

richtet sich auf, es ruft

windig über den Berg.

Dort leben die Gräser.

Auch dieser Tag fährt herab,

unter die Galgenschatten

der Brunnen, das Fensterlicht

windlos, das Kienlicht sagt

mäusestimmig

den Segen auf.

Du schreib über das Blatt:

Der Himmel regnete Güte,

und ich sah die Gerechtigkeit

warten, daß sie herabführ

und käme der Zorn.“

Bei der Lektüre des Textes steigt vor dem inneren Auge des Lesers ein Porträt des Pfarrerdichters Donelaitis auf, so wie Bobrowski ihn verinnerlicht hat. Bobrowski fühlt sich dem Vorgänger und der Landschaft zutiefst verbunden. Als Reverenz ist wohl die Übernahme der Metrik in seinem Gedicht (z.B. Hexa­meter in V. 8/9, 21/22 und 23/24) zu verstehen. Brachten die ersten Blöcke dunkle Töne in das Gedicht („Abend“; der „Tag fährt herab“; ein „Kienlicht“ stemmt sich gegen die Dunkelheit), so verschärft der Schluß die Spannung mit einem drohenden Unterton. Der die Summe schreibt, ist Seher und Künder des Unheils zugleich. Weil die Güte des Himmels zurückgewiesen wurde, nimmt die Gerechtigkeit ihren Lauf. Das letzte Wort ist „Zorn“. Deutet der Dichter mit der Verarbeitung alttestamentlicher Referenzen[10] ein Fazit ohne Hoffnung an? Wer spricht - Donelaitis oder Bobrowski?

Das Wagnis, den Pfarrerdichter Donelaitis in die Gegenwart zu „rufen“[11], das Bobrowski unternommen hat, hebt das hermeneutische Dilemma (s.o.) nicht auf. Es motiviert aber zur Wahrnehmung des Theologen Donelaitis. Das soll im Folgenden im Horizont des „Königsberger Jahrhunderts“ geschehen.

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Abb. 3a: Ieva Labutytė (1938-2003). Donelaitis – Bobrowski – Tolmingkehmen

I. Leben und Wirken des Pfarrers von Tolmingkehmen

Über Herkunft, Ausbildung, berufliche Tätigkeiten, Episoden des Alltags, Le­bensumstände, die dörflichen Verhältnisse, das Kirchenwesen u.ä. liegen genü­ gend Daten für eine biographische Skizze vor. Teils handelt es sich um Berichte, Rezensionen oder beiläufige Erwähnungen Dritter. Teils hat Donelaitis selbst Eintragungen und Randglossen in den Kirchenbüchern oder seine Korrespon­ denz[12] genutzt, um etwas über sich mitzuteilen. Nie mit autobiographischer In­tention, sondern stets in Verbindung mit einem Sachanliegen. Die Reflexion der eigenen Person galt nicht den Widersprüchen der menschlichen Existenz, den Tiefen des Seelenlebens o.ä., vielmehr dem Selbstverständnis, der Aufgabe, zu der er sich gerufen wusste.

1. Herkunft – Studium – Neigungen

Schon die Schreibweisen des Namens weisen in eine mehrschichtige, kulturelle Lebenswelt, aus der Christian Donalitius oder Donaleitis resp. Kristijonas Done­laitis[13] stammte. Das Matrikelbuch der Universität Königsberg verzeichnet die litauische Form des Familiennamens, während der Vorname in der deutschen Fassung erscheint. Der Pfarrerdichter unterschrieb seine Briefe u.a. immer mit dem lateinisierten Namen „Donalitius“.

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Abb. 4: Namenszug in lateinisierter Form

Donelaitis wurde am 1. Januar 1714 in Lasdinehlen bei Gumbinnen[14] geboren. Seine Vorfahren waren litauische Bauern, die im frühen 17. Jahrhundert in der Gumbinner Gegend ansässig wurden. So hatte Donelaitis’ Großvater Hans, der aus Baičai, einem Dorf südlich von Memel stammte, Lasdinehlen mitbegründet.

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Abb. 5: Landkarte von Ostpreußen. Ausschnitt: Gumbinnen und Umgebung

Donelaitis kam aus einem wirtschaftlich besser gestellten Umfeld, weil die El­tern „Kölmer“[15] waren, d.h., freie Bauern. „Kölmer“ waren von Abgaben und Frondiensten befreit. Sie konnten ihren Besitz vererben. Da der Vater aber früh verstarb, veränderten sich die Lebensverhältnisse der Familie[16] zum Schlech­teren. Einer der Brüder, Friedrich Donalitius († 1797), ist als Juwelier und Gold­arbeiter, ab 1742 als Meister in Königsberg nachweisbar. In einem Buch aus dem Jahr 1782 heißt es: „Die beyden Brüder Donaleitis, davon der eine als Pre­diger zu T. gestorben, der andere als Goldarbeiter und Juwelier in Königsberg lebet, sind hier im Lande durch Verfertigung der sonderbarsten musikalischen, aerometrischen, hydraulischen und anderen physicalischen Instrumente, Uhren u. dgl. einem jeden bekannt“[17].

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Abb. 6: Gedenkstein in Lasdinehlen, wo Donelaitis 1714 geboren wurde.

Das Geburtshaus und das spätere Gut Altkrug existieren nicht mehr.

Über die Jahre der Kindheit ist nichts Gesichertes bekannt, außer dass sie in einer bäuerlichen und durch die litauische Kultur geprägten Lebenswelt verlau­fen sind. Ab 1731 erhielt der Junge eine Freistelle an der Königsberger Dom­schule auf dem Kneiphof, die Daniel Salthenius (1701-1750)[18], einer der pieti­stischen Theologen der Stadt, leitete. Das Schulwesen in Königsberg hatte auf­grund von individueller Initiative und staatlicher Förderung beachtliches Niveau erreicht. Nachhaltig wirkten sich die Kontakte zu August Hermann Francke und dessen pädagogischen Einrichtungen in Halle aus, die als Vorbild dienten[19].

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Abb. 7: Königsberg, Domplatz. Auf der Südseite lag die Domschule. Um 1716.

Die von Donelaitis besuchte Domschule orientierte sich in curricularer Hinsicht am „Collegium Fridericianum“[20], das aus bescheidenen Anfängen (unter pieti­stischer Leitung) zu einer Modellschule („Musterschule und >Pfarrerschmiede< für ganz Ostpreußen“[21] ) entwickelt wurde. In Halle ausgebildete Lehrkräfte sorgten dafür, dass die dortigen Standards[22] auch in Königsberg übernommen wurden. Ein königlicher Erlass vom 25. Oktober 1725 hatte die Zulassungsbe­dingungen für die Universität wie folgt definiert:

„Insbesondere muß niemand ex prima Classe ad Academica dimittiret werden, der nicht einen etwas schweren Auctorem als Curtium und Orationes Ciceronis Selectas ziemlich geläufig expliciren und eine kleine Oration absque (= ohne) vitiis grammaticis machen, auch was Lateinisch geredet wird, notdürftig ver­stehen könne, dabei aus der Logic das vornehmste aus der Doctrina Syllogisti­ca und das allernothwendigste aus der Geographie, Historie und Epistologra­phie inne habe, imgleichen der nicht wenigstens 2 Evangelisten im Griechi­schen, als Matthäum und Johannem, und die 30 ersten Capitul des 1. Buchs Mosis im Hebräischen fertig exponiren und beydes ziemlich analysiren könne“[23].

Donelaitis kam also bestens vorbereitet ins Theologiestudium. Das schon er­wähnte Matrikelbuch der Königsberger Universität belegt seine Immatrikulation in der Theologischen Fakultät seit dem 27. September 1736[24].

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Abb. 8: Eintrag aus dem Matrikelbuch der Königsberger Universität

Gleichzeitig bereitete er sich im „Seminarium Lituanicum“[25] auf seine zukünf­tige Tätigkeit in einer Litauisch sprechenden Gemeinde vor. Hier zeichnete sich ab, dass Zweisprachigkeit zur Grundsignatur seiner Existenz werden sollte.

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Abb. 9: Das Collegium Albertinum in Königsberg (um 1850)

Über diese Zeit äußerte Donelaitis sich später in einem Bericht an seinen poten­tiellen Nachfolger:

„Mein damaliger Praecentor, den ich hier fand, hieß N.Sperber. Wir waren beyde im Kneiphof in die Schule gegangen; wir lebten beyde auf der Academie auf dem alten Collegio albertino auf der Stube Littera C zusammen und speiseten wie arme Studenten in der Communitaet“[26].

In der akademischen Welt Königsbergs erhielten die intellektuellen und lingui­stischen Veranlagungen des jungen Donelaitis entsprechende Förderung. Er las die großen griechischen und lateinischen Schriftsteller (Homer, Hesiod, Theo­krit, Horaz, Vergil), obwohl sie im pietistischen Umfeld verpönt waren, und begann Gedichte in Stil und Sprachen dieser Vorbilder zu verfassen. Auch das Französische eignete er sich an. Da an der Theologischen Fakultät mehrheitlich Professoren pietistischer Provenienz (s.u.) lehrten, hat der Student Donelaitis Denken und Sprache dieser religiösen Reformbewegung kennen gelernt. Er muss aber auch die Position der Gegenseite wahrgenommen haben, da die Kontro­versen zwischen Vertretern einer konservativen Kirchlichkeit (gewöhnlich „lu­therische Orthodoxie“ genannt) und den Pietisten in der Öffentlichkeit ausge­tragen wurden.

Mit dem Theologiestudium wurden spezifische Fachkenntnisse und eine breite Allgemeinbildung vermittelt. Im Übrigen kultivierte Donelaitis seine Nei­gung für die praktische Mechanik und vertiefte seine Fähigkeiten, so dass er später Gläser schliff, Thermometer und Barometer konstruierte und sogar Mu­sikinstrumente (Pianoforte) baute[27]. Als Donelaitis 1780 starb, hielt der Praecen­tor/ Kantor Schultz im Totenregister fest: „Er war ein geschickter Mechanikus, indem er 3 schöne Fliegel und ein Fortepiano, auch ein Microscopium und an­dere künstliche Sachen verfertiget hat“[28]. Seine Liebe zur Musik war offen­kundig, was der Brief vom 16. August 1777[29] belegt. Rhesa merkte dazu in seinem Vorbericht an, der Dichter habe seine Texte auch selber vertont[30].

Donelaitis bewegte sich aber nicht nur in der Welt der Literatur, der schönen Künste und der Mechanik. In das Spektrum seiner Vielseitigkeit ge­hörte auch die Handarbeit im Garten. Rhesa berichtete: „Eine anmuthige Zer­streuung gewährte ihm sein Garten, den er mit den auserlesensten Früchten aus­stattete. Noch im späten Alter schreibt er an einen Freund: Ich beschäftige mich mehrere Stunden in meinem Garten mit Pfropfen, Okulieren, Pflanzen u.a. und denke: dandum quandoquidem etiam posteritati aliquid est[31].

2. Pfarramt in Tolmingkehmen

In jener Zeit führte der Weg von der Universität nicht automatisch in ein Pfarr­amt. Donelaitis hat zunächst eine Tätigkeit als Hauslehrer angenommen, bevor er 1740 zum Kantor in der Schule von Stallupönen bestellt und 1742 daselbst auch als Rektor eingesetzt wurde. Seine Professoren aus Königsberg konsta­tierten in einem Dokument seine Eignung und befürworteten seine Anstellung[32]. In dieser nordöstlichen Region Ostpreußens wurde er mit einer in kultureller, ethnischer und sprachlicher Hinsicht heterogenen Lebenswelt konfrontiert, die von starken Umbrüchen betroffen war. Unter den Königen Friedrich I. und Frie­drich Wilhelm I. war Preußen Ziel eines umfangreichen Aufbauprogramms ge­worden, das sog. Rétablissement. Eine der Maßnahmen bestand in der Ansied­lung von Migranten. Mehr als die Hälfte der Bewohner in der Region, in die Donelaitis kam, waren Einwanderer[33].

Über seinen beruflichen Werdegang gibt Donelaitis selbst in einem Amts­bericht Auskunft:

„Ich bin Ausgangs des alten Kirchenjahres 1743 hierher als Pfarrer gekommen. Anno 1740 kam ich als Cantor nach Staluppenen; dieses geschahe mit dem Ende des Julius. Anno 1742 wurde ich daselbst Rector und Ao. 1743 bekam ich die Vocation nach Tolm. vor Pfingsten. Aus Mitleyden gegen die Schul­jugend blieb ich in Stalupp. bis an die Hundstage; und den ersten Hundstag ging ich nach Königsberg. Den 17. Oktober wurde ich examinirt; den 21. ordi­nirt; den 24. November am 24. Sonntag nach Trin. wurde ich in Tolm. in­troducirt (sc. durch Dekan Hahn/ Insterburg); den 1. Advent trat ich in der alten Kirche mein Amt an“[34].

Die Region Ostpreußens, in die Donelaitis kam, wurde Preußisch-Litauen bzw. Klein-Litauen (im Gegensatz zum eigentlichen Litauen, das Groß-Litauen hieß) genannt. Das Dorf Tolmingkehmen[35] lag am Nordrand der Rominter Heide. Es wurde in einer Topographie von 1785 als „melirtes Dorf und Kön. Vorwerk, Sitz

des Domainenamtes mit einer Kirche und 14 Feuerstellen“ geführt[36] Zum gleichnamigen Kirchspiel gehörten 36 Dörfer und 5 Dorfschulen (vier luthe­rische und eine reformierte)[37]. Etwa ein Drittel der 3000 Menschen waren litau­ischsprachig.

Dieses ‚bikulturelle Milieu’ bedeutete, dass alle pfarramtlichen Tätigkei­ten verdoppelt wurden. Sonntags predigte Donelaitis am Vormittag auf Deutsch und am Nachmittag auf Litauisch. „Er lebte in einer Umgebung von hetero­genem Charakter: er sprach litauisch mit den Bauern, deutsch mit den Vertretern der ostpreußischen Verwaltung sowie mit den Freunden zu Hause“[38]. Heterogen präsentierte sich auch die Gemeindefrömmigkeit. Die Probleme, die in der aka­demischen Theologie diskutiert wurden, waren ihr fremd. Die Menschen orien­tierten sich an dem, was sie als Tradition auswendig gelernt hatten und was ihnen im Katechismusunterricht bzw. in den Predigten immer wieder begegnete. Nicht selten vermischte sie dieses Wissen mit vorchristlichen Rudimenten re- gionaler Religion („Perkunas“). Donelaitis wird sich wohl oft gefragt haben, wie es um das christlich ausgerichtete Bewusstsein in den Gemeinden stand[39]. In Tolmingkehmen traf er nun auf seinen Studienfreund Sperber, der in der Ge­meinde als Kantor tätig war. Sperber wurde 1756 Pfarrer in Kunzen auf der Ku- rischen Nehrung[40]. 1763 hat Sperber den Freund in Tolmingkemen besucht. Nach der Ordination und Einführung heiratete Donelaitis am 11. Oktober 1744 Anna Regina, Tochter des deutschen Stadtrichters Ohlefant aus Goldap und Witwe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 10: Das litauische Sprachgebiet in Preußen. Zweite Hälfte 19. Jahrhundert

seines Amtsvorgängers Gehrich im Rektorat von Stallupönen. Die Ehe blieb kinderlos. An den potentiellen Nachfolger gerichtet schrieb er: „Um diese Zeit war ich schon 5 Jahre im Ehestand gewesen und hatte keine Kinder. Mi suc­cessor glaube mir, da ich schon in der Erde liege, daß ich mich darüber gefreut habe. Haben wir nicht elende Exempel von Priester Kindern. Woher kommt das?„[41] Die eigenartige Äußerung wird verständlich, wenn man das Problem der Pfarrerbesoldung berücksichtigt. Zur Zeit des Donelaitis setzte sie sich aus mehreren Teilen zusammen: staatlichen Zuwendungen (Salarium), Naturallie­ferungen aus der Gemeinde (Kalende), Gebühren für Amtshandlungen (Ak­zidentien). Klagen über unzureichendes Einkommen waren in der Pfarrerschaft an der Tagesordnung. Ernteausfall o.ä. hatte unmittelbare Auswirkungen auch auf den Haushalt des Pfarrers. Daher hat Donelaitis im Laufe seiner Dienstzeit immer wieder Eingaben an die Regierung gemacht und eine Verbesserung der finanziellen Grundausstattung angemahnt, um Notlagen vorzubeugen. Auch der sog. Separationsstreit (s.u.) wird vor diesem Hintergrund verständlich.

Bei der Lektüre der von Tetzner gesammelten Berichte u.ä. gewinnt man den Eindruck, dass Donelaitis sich, seine Stimmungen, seine gesundheitliche Verfassung ständig und selbstkritisch (bis zur Hypochondrie) beobachtet hat. Und mit Hinweis auf seine Gesundheit den familiären Status begründete oder sein Verhalten erklärte. Daneben hat er wiederholt seine physische Konstitution herausgestellt: „Ich bin, da ich dieses 1778 schreibe, in die 35 Jahre nur einmal krank gewesen und konnte nicht in die Kirche gehen“[42]. „Ich habe immer so gute Augen gehabt, daß ich auch in meinem 65 sten Jahre feine Schriften ohne Brille noch lesen konnte. Das weiß Jedermann, der mich kennt. Auch diese feine Schrift habe ich 1778 ohne Brille geschrieben“[43].

3. Das Selbstverständnis des Donelaitis und der Separationsstreit

Mehrfach stößt man auf Aussagen, in denen Donelaitis seine Selbstwahrneh­mung zur Sprache bringt. Was er über sich sagt, steht in enger Verbindung mit dem religiösen Menschenbild, das er auch bei seinen Zeitgenossen voraussetzt. „Mein Temperament war natürlich munter, und ich konnte auf meinem Forte-Piano und Flügel singen und spielen, aber ich war auch im Spielen und Singen moralisch und richtete mich nach meinen Gästen, um nützlich zu seyn“[44]. Ver­antwortung für die Nächsten und die Gemeinde zählte Donelaitis zu seinen vornehmsten Pflichten. Vor allem aber lag ihm an Kohärenz und Glaubwürdig­keit in seinem Amt. Es lassen sich mehrere Beispiele aufzählen, die dokumen­tieren, was er in einem seiner auf Deutsch verfassten Gedichte zum Ausdruck gebracht hat:

„Unschuld sey mein ganzes Leben

Und mein Wandel Redlichkeit,

Wohl zu thun und gern zu geben

Sey mein ganzes Herz bereit.

Klugheit, - Ernst – und viel Geduld

Gott und Menschen ohne Schein zu lieben;

Niemand auch im gringsten zu betrüben,

Dieses sey nur meine Schuld. Cf. Gal 6, 9.10“[45].

Mit dem Hinweis auf Verse aus dem Galaterbrief des Apostels Paulus („Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ablassen. Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen“.) läßt der Dichter in die Grundlagen seines Handelns blicken. Geschrieben hat Donelaitis das Gedicht 1774 zur Erinnerung an den 1760 verstorbenen Amtmann Friedrich Bolz aus Waldaukadehl, mit dem ihn Freundschaft verbunden hatte. Man kann es aber ebenso gut als Selbstporträt lesen. Dem Gedicht spürt man eine Nähe zum „Gesangbuchstil“[46] ab. Es ist ein Achtzeiler, „ein vierhebiger kreuzgereim­ter Trochäus“ mit Ausnahme der 6. und 7. Zeile, ein sog. „anakreontischer Vers“. Im Verlauf des Gedichts erfolgt eine Objekt-Subjekt-Verkehrung. Aus dem „lyrischen Objekt“ (Leben, Wandel, Herz), dem eigentlichen Adressaten wird das Subjekt. Das Gedicht strahlt den Geist pietistischer Frömmigkeit aus, indem es mit existentieller Betroffenheit das Ziel der Lebensführung („Un­schuld“) und das Ethos („Schuld“ = Pflichterfüllung) benennt. Es geht um die christliche Existenz und die Amtsführung des Pfarrers. M.a.W., er hat sich von einem nur theoretischen Christentum abgegrenzt. Donelaitis legte ein „gereimtes Lebenscredo“ vor[47]. Mit diesem „Geständnisgedicht“[48] präsentierte er sich auch selbst als Modell für seinen Nachfolger. Kuzborska[49] möchte eine intertextuelle Referenz zu Texten von Joachim Feller (1689; s.u. Seite 71f) bzw. Ludwig Chr.H.Hölty, z.B. dem Lied aus dem Göttinger Hain „Der alte Landmann an seinen Sohn“, herstellen. Auch dort würde das Ideal eines entschiedenen From­men beschworen:

„Üb immer Treu und Redlichkeit,

Bis an dein kühles Grab;

Und weiche keinen Finger breit

Von Gottes Wegen ab.

Dann wirst du, wie auf grünen Aun,

Durchs Pilgerleben gehen;

Dann kannst du, sonder Furcht und Graun,

Dem Tod ins Auge sehn“.

In seinem Gedicht „Unschuld“ skizzierte Donelaitis sich selbst. Umrissen wird sein Selbstverständnis als Mensch und seine immanenten Handlungsprinzipien, ohne eschatologische Kriterien zu bemühen (wie Hölty es tat). Zugleich un­terstellte er, dass diese Perspektive auf Gott und Welt Allgemeingültigkeit hat. Mit dem Bibelzitat wird das Gesagte unterstrichen. Dass Paulus den Radius des Handelns eingegrenzt hat, übergeht Donelaitis.

Eine Sorge, die ihn sehr beschäftigte, war der Fall, dass seine Frau ihn überleben sollte „Ich werde älter und bin schuldig vor meine Frau und auch vor andere Witwen, die nach mir kommen können zu sorgen“[50]. Die Versorgung der Pfarrwitwen war von der Regierung noch nicht als Problem erkannt worden. Und erbarmungswürdige Beispiele aus der Umgebung kannte Donelaitis zu Genüge. Er wandte sich an die zuständigen Behörden. Diese kamen seinen Bitten (1767) und Vorschlägen[51] nur insofern nach, als ein Bauplatz zur Errich­tung eines Witwenhauses auf dem Kirchberg zur Verfügung gestellt wurde. An der Finanzierung des Baus beteiligte sich die Regierung nicht. Darum ließ Done­laitis das Pfarrwitwenhaus auf eigene Kosten errichten und übereignete es zweckgebunden der Gemeinde. Seine Frau überlebte ihn um 15 Jahre, obwohl sie immer kränklich war[52].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 11: Kirchhügel in Tolmingkehmen. Im Vordergrund das Witwenhaus; dahinter

die Pfarre. Zur Zeit von Donelaitis waren die Wohnhäuser mit Stroh gedeckt.

Mit Unterstützung der Regierung konnte er 1756 eine ‚ordentliche’ Kirche aus „Feldsteinen“ bauen, da das alte, 1682 errichtete Gebäude, baufällig geworden war. „Die jetzige Kirche ist unter der Direktion des seeligen Hrn Kriegsrath Fischer aus Gumbinnen, meines geschätzten Freundes Anno 1756 massiv er­bauet. Die vorige alte von Fachwerk war 30 Fuß länger. Ich bat um die Ver­längerung von wenigstens 10 Fuß, aber es half nichts. 300 Rthl. Gab die Kirche aus ihren Mitteln dazu, das Uebrige besorgte die Kgl. Regierung. 1774“[53]. Bei der Einweihung predigte Donalaitis am 28. Mai 1756 über „Das steinerne Denk­mal des Glaubensvaters Jakob“ (vgl. Genesis 28,10). Eine Beschreibung der Kirche findet sich bei Ludwig Passarge:

„Die Kirche ist ganz aus Feldsteinen erbaut; sie hatte oblonge Fenster und im Osten einen horizontalen Abschluß; doch legt sich hier die Treskammer vor und im Norden eine Vorhalle.

Im Innern ziehen sich Emporen rings herum, mit flacher Holzdecke; der Mittelraum ist mit einem Tonnengewölbe gedeckt, wie die Kirche in Walter­kemen. Doch erfreut hier ein feiner Farbunterschied. Denn die Decke ist weiß, die Emporen aber sind gelb und die Pfeiler, auf denen sie ruhen, braun. Ueber der schönen Orgel befindet sich derselbe Raubvogel, den wir schon auf den Spitzen der Kirchthürme in Insterburg, Judschen und Walterkemen gesehen haben, und leider auch auf der Orgel in Melkemen antreffen werden.

Wir bewunderten auf den Emporen die ungeheuren Sitzbänke für die Männer, und stiegen auf den Thurm, dessen untere Hälfte von Ziegelsteinen errichtet ist. Die zweite hölzerne Hälfte deckt eine offene Galerie, in deren Mitte sich die Thurmspitze befindet. Unser jugendlicher Führer machte uns auf eine hölzerne Figur aufmerksam, die auf dem Bodenraume, unter dem mit Bi­berschwänzen gedeckten Dache der Kirche steht. Er nannte sie den „armen Lazarus“. In der That hatte die Zeit dem Armen stark mitgespielt; es ist aber, wie die Haltung und zwei hinter den Schultern befindliche Löcher erkennen lassen, nichts anderes als ein – Taufengel, welcher einst, wie noch jetzt in der Kirche zu Juditten, von der Decke herabgehängt hat. Da es durch das Dach offenbar leicht durchregnet, so hat man noch ein zweites Dach von Rohr über dem Tonnengewölbe der Kirche errichtet.

Rings um die Kirche liegt der alte, nicht mehr benutzte Kirchhof. Hie und da ragen bemooste Grabsteine mit verlöschten Inschriften aus dem dichten Rasen. Kiefern, Ebereschen und Linden breiten ihren Schatten über den Ab­hang des Hügels, an den sich die reiche Landschaft, ein weiter Wiesenplan mit bunten Dörfern, Felder und Wälder anschließen“[54].

Auseinandersetzungen zwischen Domänenpächtern und Gemeinden um Rechts­titel auf Ländereien waren zu der Zeit in Ostpreußen aber auch in anderen Provinzen keine Seltenheit. In die letzten Jahre seiner Amtszeit fiel der sog. Separationsstreit, den Donelaitis mit dem Amtmann Theophilus Ruhig hat aus­fechten müssen. Es ging um die Neu-Vermessung des Pfarreilandes, wobei Do­nelaitis den begründeten Verdacht hegte, dass der Amtmann das Pfarreiland zu Ungunsten der Pfarrei gegen das Domänenland abgrenzen wollte. Die Akten zeigen, wie Donelaitis mit detaillierter Argumentation und mit landwirtschaft­lichem Sachverstand den Fall den Behörden erklärt[55]. Ohne Zweifel beruhte der Streit auf gegenseitiger Abneigung. 1775 hatte sich der Amtmann ungehalten über die Abhängigkeit („Hörigkeit“) der Menschen im Kirchspiel von ihrem Pfarrer geäußert. Wenn derselbe ja sage, „sie ihm auch ein frohes ja und vice versa nein blindlings hinter her murmeln, ohne Reflexion ob auch die Sache richtigen Einsichten angemessen wäre, oder nicht“[56]. Der Pfarrer hatte die Interessen der Gemeinde und das Besoldungsproblem im Sinn. Der Amtmann hatte zwar seine Pflicht zu erfüllen. Er schien aber auch auf den eigenen Vorteil bedacht gewesen zu sein. Ihm war also nicht an einer sachlichen und emotions­freien Klärung des Falls gelegen. So wurde der Ton in Donelaitis’ Schreiben zu­nehmend aggressiver[57]. Und zwar in dem Maße, wie ihn Ruhig den Gumbinner Behörden gegenüber als nachlässig, kränklich und inkompetent hinstellte: „Er kennet die Qualitate seiner bisherigen Ländereien gar nicht und noch viel weniger deren Quantitate, denn in denen 32 Jahren seines Prediger- und Seel­sorgerdienstes hat er kaum sein Feld in der Ferne gesehen. – Die Gegenstände seiner großen Bemühungen sind bloß auf die erhabenen Wissenschaften und gelehrte Sachen und denn auch die – Seelen Sorge gerichtet, die ihm gewiß keine Zeit übrig laßen bei diesen Separationsgeschäften einige Circumspection zu verwenden. – Und dann so träget auch sein schwaches Gesichte nicht weit“[58]. Die Akten verzeichnen heftige Ausfälle gegen Th.Ruhig und Invektiven, die man Donelaitis nicht zugetraut hätte: „gewissenloser Mensch; „Unmensch“; „dieses zwiefache Kind der Hölle und des Teufels“[59]. „Menschenfeind“, „Aus­schaum des menschlichen Geschlechtes“. Oder: „Verfluchter Lügner“; „gottlo­ser Bösewicht“[60] ; „gottlose Seele“; Beamter, „der keine Religion und Gewissen hat“[61] ; „welch ein erlauchter, mehr als englischer Verstand ist das!“; „wie schrecklich muß einmal dein Ende werden“[62]. Donelaitis vermutete eine Attacke teuflischer Mächte hinter den Beleidigungen und schrieb an seinen Nachfolger: „Der ganze Acheron fing sich an zu bewegen, und der Beelzebub, der oberste Teufel, gab sich als Präsident in diesem Spiel an. Ich mußte, wie der kleine David, mit meiner Schleuder herumschmeißen und endlich nach Berlin gehen, um Rettung bitten und Gewalt schreyen“[63]. Gleichwohl wollte er nicht dem Zorn das letzte Wort geben. Vielmehr wechselte er auf eine andere Ebene und über­gab den Fall im Gebet der göttlichen Instanz:

„Mein Gott! Ich bitte dich nicht diese elenden Leute

unglücklich zu machen, - o Herzenskündiger! Nicht

unglücklich zu machen, sondern zu erleuchten und zu

bessern, wenns möglich ist. Laß sie deine allmächtige

und gerechte Hand in diesem Leben zu ihrer Besserung

in der ganzen Stärke und Kraft fühlen. Amen, Amen.

Scripsi 1778 d. 23. Sept.“[64].

Nachdem er sich den Ärger von der Seele geredet hat, formuliert er in Gebets­stil: „Hier erseufzet mein ganzes Herz zum gerechten Richterstuhl des ewigen Richters, der den ganzen Kreis des Erdbodens einmal mit Gerechtigkeit richten wird – Herr, lasse diese Seufzer vor dich kommen ….“[65]. Seine Gelassenheit gewann Donelaitis dadurch zurück, dass er den Fall „abgab“ und sich mit Worten der Bibel tröstete.

Nach vielen behördlichen Umwegen schien ein Moratorium die Ausein­andersetzung um das Pfarreiland beruhigt zu haben. Donelaitis hoffte auf einen für ihn günstigen Urteilsspruch aus Berlin: „Ich habe das Meinige mit großer Geduld gelitten, und wo es ohne Scandal und Aergerniß abgehen konnte, vor­sichtig und kräftig für die Kirche und ihre Gründe gestritten“. Ausdrücklich unterstrich er, dass er nichts für sich habe erkämpfen wollen. „Ich habe … mich verzweifelt herumgezankt, aber nicht wegen meines Privat-Nutzens, sondern wegen der Kirchengründe und meinem Nachfolger zu gute“[66]. Den Behörden gegenüber blieb er jedoch skeptisch. Er hatte kein Vertrauen in sie. Das zeigt seine Paraphrase von Kohelet 4,1 (3,16.17):

„Ihr Richter dieser Wuth und Mordgeschichten,

sind eure Thaten wol des Richterstuhles werth?

Ich sprach: das richte noch Gott!“

Der Bescheid aus Berlin empfahl die amtlich vorgeschlagene Separation, traf aber erst nach Donelaitis’ Tod ein. Sein Nachfolger in Tolmingkehmen (1780-1788), Friedrich Daniel Wermke, führte den Streit mit steigender Schärfe weiter. Dokumente aus den Jahren 1793 und 1829 zeigen, dass die Ländereien der Pfarrei keine Einbuße erlitten haben.

Obwohl er kein Freund der Stadt war, hat er doch die Pfarrer dort benei­det, weil sie sich nicht mit den Problemen befassen mussten, die sich aus dem landwirtschaftlich genutzten Pfarreiland ergaben.

In die Verantwortung des Pfarrers von Tolmingkehmen gehörte auch die Auf­sicht über die Schulen. Er hatte sich nicht nur um die religiöse Katechese zu kümmern, sondern war für alle, die Schule betreffenden Fragen (allgemeine Bil­dung, Unterhaltung der Gebäude, Lehrergehalt u.ä.), zuständig[67]. Aktenkundig geworden sind seine Überlegungen die Zumutbarkeit der Schulwege betref­fend[68]. Im Übrigen hatte er alle Mühe, Widerstände und Abneigung in der Be­völkerung gegen die Schule zu überwinden. Sowohl die Bauern als auch der Adel sperrten sich gegen die Pflichtzahlungen zum Unterhalt der Gebäude und der Lehrer. Die Eltern verhielten sich unwillig, weil sie die Kinder (vor allem im Sommer) als Arbeitskräfte brauchten. Nicht anders die Gutsbesitzer.

4. Die „Fremden“ als Herausforderung

Als Donelaitis sein Amt in Tolmingkehmen antrat, war das „Rétablissement“ Preußens abgeschlossen. Die „Einwanderer“ lebten schon fast eine Generation in der Nachbarschaft der Litauer und trugen mit ihrer Arbeit zum Wohl des Staates bei. Sie wahrten ihre Traditionen, ihre Mentalität und Sichtweisen, waren aber gleichzeitig eingebunden in einen Anpassungsprozess, der sie auf das kulturelle Zentrum Königsberg ausrichtete. Dort saß nicht nur die Ver­waltung, der sie untertan waren, sondern in der Stadt wurden auch die Moden, Ideen, Maßstäbe entwickelt, an denen sich die Menschen auf dem Lande orien­tierten. Die Stadt[69] war das Einfallstor für die „Welt“ bzw. die „geistigen Um­wälzungen“, die gestalterisch auf die Lebenswelt einwirkten. Das Deutsche trat immer mehr an die Stelle des Litauischen. Neue Denkweisen und Lebensein­stellungen traten in Konkurrenz zu den gewohnten Plausibilitäten.

Donelaitis stand der städtischen Zivilisation und dem Fortschrittsdenken skeptisch gegenüber, weil sie das Fundament der Tradition und des Bestehenden zerstörten. Wandel und Veränderung brachten über den natürlichen Gang des Lebens nur Chaos. Was vielen Generationen Halt gegeben hatte, geriet in Miss­kredit. Immer wieder erklingt in der Jahreszeitendichtung das Klagelied über die Dekadenz der Epoche, die Zunahme von „Gottlosigkeit“ und „Freygeisterei“. Der Geist der Zeit sei ein Ungeist. Wo dem Zeitgeist gehuldigt werde, könne die Aufgabe der Bildung nicht mehr wahrgenommen werden. Folge sei die sittliche Verwahrlosung der Menschen. Es wachse eine Generation heran, die weder von Menschlichkeit noch vom Christentum etwas verstünden. In den Klagen des Donelaitis schwingt Bitterkeit und Trauer mit, Enttäuschung über den nach­lässigen Umgang mit den eigenen Traditionen unter seinen Landsleuten. Er äußerte sich nicht als konservativer Kulturkritiker, sondern hatte wie ein Psycha­goge die Identität der ihm anvertrauten Menschen im Blick. So sollte der kritische Ton in der Beschreibung des Alltags die litauischen Bauern zu Selbst­wahrnehmung und Selbstachtung führen. Besonders empörend fand er, dass diese Entwicklung auch vor der Kirche nicht Halt machte. „Zu meiner Zeit nahm schon die Freygeisterey in Preußen sehr überhand; auch manche Geistliche warens (?). 1 Cor 13,1“[70].

„Gott und sein heiliges Wort samt der Herrlichkeit unserer Kirche,

Auch die Psalmen der Betenden, selbst auch das Vaterunser,

Solchen Buben erscheint’s als ein häßlicher Düngergestank bloß.

L’hombre, Komödien und anderes Zeug hat ganz sie vernarret.

Aber die Diener, wer wehrt’s? – ergeben sich greulicher Unzucht.

Ach, wo kamen sie hin, die Tugenden unserer Zeiten?“

(Herbst 333-338)

Eine Quelle des Übels sah er in den „Fremden“, womit die Deutschen und die Kolonisten (Schweizer = Franzosen) gemeint waren[71]. Andere Ethnien (Russen, Polen, Juden) werden nur beiläufig erwähnt. Donelaitis ließ an den „Anderen“ (wie auch am Sündenbabel „Stadt“) kein gutes Haar. Selmas spricht aus, was er denkt, wenn er gegen das undankbare „Franzosengesindel“ oder die Deutschen polemisiert. Hochmütig seien sie; sie stehlen und fluchen, sitzen immer in den Gasthäusern und trinken. Kurz, sie geben schlechte Vorbilder ab. Für die ein­fachen Menschen sei der Kontakt mit ihnen eine große Gefahr. Im Zusammen­leben mit den Fremden würden sich nur die schlechten Anlagen durchsetzen.

„Früher kannten wir zwar, wir Littauer, wenig die Welt noch,

Dachten in unserem Sinn, daß Schweizer allein und Franzosen

Wüßten mit ihren weltlichen Lehren die Welt zu verführen,

Und daß die Deutschen bloß sich nicht scheuten zu stehlen und zu fluchen.

Aber komm’ an, bei den Littauern auch geschieht nun das Gleiche, …

Ach, ihr Littauer, ach herzliebste Brüder, ich bitt’ euch,

Stellen wir uns nicht gleich den verblendeten wüsten Gesellen“

(Herbst 879-887; vgl. 425ff; Winter 136ff; 170-172; 530ff).

„Doch als später die Welt aufs Prahlen sich legte und Dickthun,

Und sich das Litthauervolk mit den Deutschen vermischte, da schwand auch,

Haben wir’s doch gesehn, Bescheidenheit, Sitte und Anstand,

Daß nun die Burschen verschmähn die alten ehrlichen Bastschuh’,

Und die Mädchen nicht mehr in gefärbte Marginnen sich kleiden…

So ging leider verloren des Littauers einfache Sitte“

(Sommer 347-351. 355).

„Viele auch giebt’s unter uns, zumal wenn völlig betrunken,

Welche gewohnt sind auf deutsche Art zu fluchen und singen,

Täglich auch, wie die Deutschen, zum Saufen laufen ins Wirtshaus“

(Herbst 428ff).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 12: Titelblatt des ethnographischen Werkes

von Theodor Lepner (um 1633-1691)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb: 13: Kleidung und Gerätschaften der Menschen

in Preußisch-Litauen

Donelaitis befürchtete, dass hinter dem Bestreben seiner Landsleute, die Frem -

den nachzuahmen, Traditions- und Geschichtsvergessenheit steckte. Bzw. dass sie durch Assimilierung ein Minderwertigkeitsgefühl kompensieren wollten. Für ihn war das kein erstrebenswerter Weg, weil am Ende der Verlust der Identität stand. Nach Ansicht von Lauras hätten die französischen Einwanderer („Fran­zosengesindel“) bleiben sollen, woher sie kamen, wo es „Kröten und Frösche zu fressen“ gab.

Deswegen protestierte Donelaitis gegen die Überfremdung, die mit den historischen Veränderungen gekommen war. Assimilation würde zur Selbst­aufgabe führen. Mit Kritik und Selbstkritik will die Dichtung dagegen zur Selbstbehauptung beitragen. Er schien aber auch zu ahnen, dass die Kräfte, die zum Widerstand benötigt wurden, klein und bescheiden waren. So blieb ihm vorläufig nur der klagende Seufzer über den Verlust der alten Zeit, ein Topos, der seit der Antike zum Repertoire der Dichter gehörte: „Ach, wo sind doch die alten, die guten Zeiten geblieben“ (Sommer 338)?

Ist der Kampf gegen sozio-kulturelle Auflösungserscheinungen schon ein hinreichender Grund, Donelaitis „erzkonservativ“ zu nennen[72] Ist seine Skepsis gegen den sog. Fortschritt der städtischen Zivilisation nicht berechtigt? M.E. wird die Problematik der Umbruchs-Situation verkannt, wenn das Ideal einer Befreiung aus ‚selbstverschuldeter Unmündigkeit’ gegen die „Bewahrung einer ins Rutschen geratenen Tradition“ gesetzt wird[73].

5. Verhältnis zur Obrigkeit

Mit großer Souveränität, die Standesunterschiede unbeachtet ließ, stand Done­laitis auf der Seite des Schwächeren. Der gebildete Pfarrer wusste sich an die Seite der einfachen Bauern gerufen. Er fühlte sich als Litauer und schätzte Traditionen und Bräuche des Volkes[74]. Stolz war er auf seine Sprachkenntnisse. Vor allem im gesprochenen Wort fühlte er sich zu Hause. „Ich habe sehr oft littauisch schlecht orthographisch geschrieben: denn ich hatte mich darum nicht bekümmert. Ich sprach aber gut“[75]. Gleichzeitig betonte er seine Loyalität ge­genüber dem preußischen König. „Ich bin immer ein gehorsamer Unterthan M.K. gewesen und so will ich bleiben“[76]. Das hat ihn nicht daran gehindert, den Monarchern mit einem kritischen Gedanken zu bedenken: „Meinen König Frie­drich den Großen werde ich einmal vor dem göttlichen Gericht sehen, denn in dieser Welt hab ich [ihn] nicht gesehen. 1773“[77]. Und eher in allgemeiner Form: „Gott gebe allen Fürsten und Königen zu erkennen, dass sie auf Rechnung setzen und einmal Rechenschaft geben müssen“[78]. Deutlich wird sein Stand­punkt innerhalb der lutherischen Zwei-Reiche-Lehre erkennbar, mit der er die machtpolitische Realität beurteilte.

Während des Siebenjährigen Krieges (1757-1763) fielen russische Trup­pen in Ostpreußen ein und besetzten den Nordosten. Um seine Gemeinde vor Übergriffen zu schützen, zog Donelaitis 1757 mit den Menschen in die Rominter Heide, hielt Gottesdienst, taufte Kinder und wartete ab, bis die Gefahr vorüber war. Über diese Maßnahme hinterließ er im Taufregister (1761) einen Vermerk:

„Heute den 10. August habe ich mit einer rührenden Betrachtung wie­erhohlet, daß ich Ao. 1757 das erste Kind auf der Jagtbude getauft habe. O Nachwelt! wirst du dir wohl vorstellen können, was Gott damals über Preußen verhänget hat und wie diejenigen errettet sind, die Gott ver­trauet haben! Die ganze Tollmingkemische Gemeinde ist damals frey geblieen und hat den Jammer ihrer Mitrüder von weitem angesehen. Ewiger Gott! laß auch uns Künftige nicht zuschanden werden“[79].

1762 hatte Zarin Katharina Preußen zum russischen Territorium erklärt. In allen öffentlichen Bereichen galten ab sofort die Verordnungen der Besatzungsmacht, u.a. auch in den Kirchen. So sollten in den evangelischen Gottesdiensten sowohl die russisch-orthodoxen Feste gefeiert als auch der historischen russischen Persönlichkeiten gedacht werden. Wie Donelaitis die Anordnung der Zarin un­terlief, überliefert eine „bäuerlich subversive“ Episode. Als einmal zu Ehren des russischen heiligen Alexander Newski ein Gottesdienst angesetzt war, leitete Donelaitis seine Predigt mit den folgenden Worten ein:

„ … es mag ein guter Mann gewesen sein, allein ich kenne ihn nicht und Ihr kennt ihn auch nicht, deßhalb wollen wir die Stelle der hl. Schrift 2. Tim. 4,14: „Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses er­wiesen, der Herr bezahle ihm nach seinen Werken!“ zum Text für unsere heutige Betrachtung wählen“[80].

Großereignisse der Zeit (etwa die russische Invasion) haben in seinem Werk kei­nen bemerkenswerten Niederschlag gefunden. Immerhin erwähnt er den Schle­sischen Krieg[81]. Der Horizont des realen Lebens blieb aber durch das bestimmt, was in seinem Kirchspiel und der näheren Umgebung geschah. 1758 hatte er einen Streit mit dem Salzburger Prediger Suasius von Göritten[82]. 1759 brannte das Schulgebäude ab. Während seiner 37jährigen Amtszeit hat Donelaitis nur selten Tolmingkehmen verlassen. Einmal ist er zur Taufe eines Neffen nach Königsberg gefahren (6. Januar 1757)[83]. Bei anderen Gelegenheiten (1760, 1761; 1765) hat er seinen Amtsbruder Kempfer („ein redlicher Knecht Gottes und eine redliche, treue Seele“) in Walterkehmen besucht[84]. Im Januar 1779 hält Donelaitis bei der Einführung von Kempfers Nachfolger Johann Gottfried Jor­dan in Walterkehmen die litauische Predigt.

6. Empfehlungen für den Nachfolger

Eine literarische Auffälligkeit in den Kirchenbüchern und Kirchenakten ist das fiktive Gespräch mit seinem Nachfolger. Immer wieder wendet sich Donelaitis an seinen (unbekannten) Sukzessor mit Erklärungen, Mahnungen und Hinwei­sen. Ebenso stark wie die Sensibilität für den historischen Wandel war bei ihm der Wunsch nach Kontinuität und Wahrung derselben. So schickte er dem Amts­bericht zum Separationsstreit folgende Worte voraus:

„Mein Successor wird mir, wenn er ein Christ und dankbarer Mensch ist, danken. Ist er aber kein Christ, und undankbar dazu, so habe ichs doch als ein Christ und Menschenfreund gethan. Ich begehre keinen Dank, da er mir in der Erde nicht mehr hilft.

Cape tibi hoc, mi Successor.

Christian Donalitius. De Ao. 1773.”[85]

Die Intention liegt auf der Hand. Donelaitis möchte nach seinem Tode den Status der Gemeinde in materiellen wie in geistlichen Belangen gewahrt sehen. Ihm lag auch daran, dass seine Arbeit Spuren hinterließ. Deswegen versorgte er den Nachfolger mit ausführlichen Informationen. Zum Ende des Amtsberichts heißt es:

„Herr Successor cassire dieses Wort nicht! Beleydige mich nicht im Grabe! Oder ich werde dich einmal vor Gott verklagen …

So habe ich denn nun meinem Nachfolger zur Nachricht mit allerley gedient, und er kann sich daraus das Beste auslesen und gebrauchen; und wenn er eines und das andere daraus mit Nutzen gebrauchet, so danke er Gott dafür. Denn ich begehre keinen Dank, weil er mir im Grabe auch nichts nützet. Er führe sein Amt so, daß er Theil habe an dem Worte Math. 25, 21. Dann ist genug“[86].

Bisweilen klingt an, dass die Jahre in Tolmingkehmen auch manchen Verdruss gebracht haben. Nicht nur der Konflikt um das Pfarreiland wird Donelaitis zuge­setzt haben, sondern ebenso unbedachtes oder zügelloses Verhalten der Bauern. Auch Empathie kennt Grenzen, und pädagogische Geduld ermüdet.

„Warte nur mein lieber Herr Successor! Du wirst alles erfahren, was ich schon erfahren habe, oder du wirst Gott danken, wenn du bald aus Tol. erlöset wirst. Gedenke an mein Wort, wenn ich schon in der Erde schlafen werde und besuche oft alsdann mein Grab“[87].

„Wenn mein Successor eine entsetzliche Hitze im Geblüth besitzet und sich nicht mäßigen kann, so prophezeie ich ihm, dass er in Tol. eine Fischbrücke erleben wird, wo man sich einander zum schändlichsten Spectacul an die Köpfe faßt, u. sich herumrauft. Sit venia verbo! Ex­pecto crede Ruperto!“[88].

Ein Anliegen, das Donelaitis mehrfach ansprach, betraf die Amtsführung des Pfarrers. Dazu zitierte er aus dem 1. Petrusbrief (5, 2-4). Er solle die „Herde Gottes“ weiden; „nicht um schändlichen Gewinnes willen, sondern von Her­zensgrund“. Der Pfarrer sei nicht zum Herrscher über die Gemeinde berufen, sondern habe Vorbildfunktion. Und um der Mahnung Gewicht zu geben, schließt ein eschatologischer Hinweis an.

“Mi Successor! Gedenke oft bey Führung deines Amtes an die Worte Petri 1. P. 5, 2.3.4. Gedenke an meinen Staub und daß du alles ver­antworten musst. 1772“[89].

„Mein Bruder, mein Nachfolger, denke an mich, wenn du dieses liesest. Uebe dich allenthalben, redlich und treu zu seyn. Wir werden uns an jenem großen Tage einander sehen. 1774“[90].

„Höre mein geehrter Nachfolger! Was mein Staub dir zuruft. Führe dein Amt redlich als ein rechtschaffener Knecht Jesu und denke oft an flg. Sprüche: Matth. 5,9-12; 19, 27ff. 1 Cor. 4,1. 1. Petr. 5,2.3.4. Apoc. 20, 11f. 1773 den 21. Dec. Notavi“[91].

Es ist evident, dass Donelaitis sich nicht nur um den Zustand seiner Gemeinde, sondern um das Erscheinungsbild der Kirche insgesamt Gedanken gemacht hat. Ihn bedrückte, dass ungeeignete und inkompetente Menschen das Amt des Pfar­rers ausübten. Mit Blick auf die Sprachen- und Kinderfrage schrieb er seinem Nachfolger:

„Um diese Zeit war ich schon 5 Jahre im Ehestande gewesen und hatte keine Kinder. Mi successor, glaube mir, da ich schon in der Erde liege, dass ich mich darüber gefreuet habe. Haben wir nicht elende Exempel von Priester Kindern. Aber woher kommt das? Mi successor! Laß doch deine Söhne, wenn du welche hast und der Theologie widmen willst, fein zeitig littauisch lernen, damit sie der Gemeine Gottes in Litt. ordentlich vorstehen können. Ich hatte einen Präcentor Tortilovius, der belacht wurde, wenn er predigte. 1773“[92].

Man kann diese Texte auch als indirekte Überlegungen zum Predigtamt lesen. Der Pfarrer repräsentiert das Wort, das er verkündigt. Er bürgt für die Glaubwür­digkeit. Und wird an dem gemessen, was er der Gemeinde normativ vorlegt. Darum erklärte Donelaitis seinem Nachfolger den Status des Pfarrers so:

„Mein Temperament war natürlich munter, und ich konnte auf meinem Forte-Piano und Flügel singen und spielen, aber ich war auch im Spielen und Singen moralisch und richtete mich nach meinen Gästen, um nützlich zu seyn. Man hat vordem geglaubt, daß die Geistlichen moroese und finstere Köpfe sind, allein ich habe in meinen alten Tagen erlebt und verschiedene gekannt, die ganz ausschweifend und ärgerlich im Umgange sich aufführten. Mi successor cape tibi hoc.

Wir müssen auch in der Munterkeit Exempel zur Nachfolge seyn; aber Niemand ärgern, damit das Christentum zu dieser ungläubigen Zeit nicht verlästert werde. Und wieviel leydet das Predigtamt darunter nicht. Denn uns nimmt man alles übel, und wenn es bisweilen noch so unschuldig ist“[93].

Es wundert nicht, dass der Blick auf seine Amtsbrüder äußerst kritisch ausfällt. Die Blüte-Zeit des Pietismus ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vorüber. Freigeisterei war an der Tagesordnung und machte sich auch in der Pfarrerschaft breit[94]. Nicht theologische Anliegen dominierten die Gespräche, sondern materielle Interessen. Damit ging eine Veränderung des Pfarrerstandes zum Schlechteren einher. Vor allem litt die Glaubwürdigkeit der Verkündigung unter zweifelhaften Predigern.

„Denn zu meiner Zeit kam schon ein Geschlecht auf, welches lauter Wolle und nicht Schaafe suchte. Man sprach, wenn man was sprach, von Amplificationen und Steigerung der Accidentien, und die Sprache der Gottseligkeit und Ernstes wurde immer leiser und schwächer. Wenn irdisch gesinnete Prediger zusammen kamen, so hörte man selten von Wissenschaften und Sprachen reden; aber von Verbesserungen der Ein­künfte und irdischen Gewinn sprach man gern bis zum Ekel“[95].

„Es ist, damit ich mit Erlaubniß noch etwas hinzusetze, dem ehrwür­digen Charakter eines Geistlichen höchst nachtheilig, wenn er sich in lustige Gesellschaften waget, und alles mitmachet. So ging es schon zu meiner Zeit zum Anstoß und Ärgerniß vieler gottseliger Gemüther. Ich habe junge Leute im Predigtamt gekannt, die schmutzige Worte ohne Scheu in Gesellschaften sprachen, fluchten und trotz einem gottlosen Politiker um Geld lombrierten. – Wo sind hier Fußtapfen Jesu, der uns ein Vorbild gelassen hat?“[96]

„Zu meiner Zeit verfiel die Gottseligkeit in der Art, daß auch Prediger ohne Scheu um Geld lombrierten und das Diebesgeld in die Tasche steckten“[97].

Der Kircheninspektor Müller schrieb am 3. Juni 1774 nach einer Kirchen- und Schulvisitation: „ … hiesiger Pfarrer heißt Christian Donalitius, ist 61 Jahr alt und 34 Jahre im PredigtAmt allhier, predigt deutsch und litthauisch und letzteres mit vorzüglicher Fertigkeit, befindet sich noch bei munteren Geistes- und Lei­beskräften“[98]. Dieses Urteil wiederholte sich bis zum Tode von Donelaitis: „ohne Ausnahme ordentlich“. Der Nachruf von Präcentor Schulz/ Tolmingkeh­men hebt hervor: „Nicht nach der Mode der Welt, aber ein treuer Freund, wie ich denn, die 9 Jahre, die ich mit ihm zusammen gewesen, nicht einmal mit ihm entzweyet habe, sondern wir haben gelebet, wie David und Jonathan. Daneben ein redlicher Verehrer und Liebhaber der unverfälschten christlichen Lehre“[99]. Dagegen enthielt die Meinung der ersten Nachfolger des Donelaitis nicht unge­teiltes Lob. Darauf könnten die zahlreichen Streichungen in den Akten hindeu­ten[100]. Auch die Unterstellung, er habe sich nicht genügend um die Wirtschafts­dinge der Pfarrei gekümmert.

Donelaitis konnte seinen Emotionen freien Lauf lassen, wenn er begrün­deten Anlass sah, wie in dem o.g. Separationsstreit. „Feine Diplomatie geht ihnen ab. Sie (sc. die Akten) zeugen von Scharfsinn und Witz und von Mangel an Kaltblütigkeit und Ruhe“[101]. Donelaitis starb am 18. Februar 1780 „an gänz­licher Entkräftigung“ und wurde in der Kirche von Tolmingkehmen beigesetzt.

7. Entwicklung einer unbekannten Begräbnisstätte

zum Museum und ‚nationalen Wallfahrtort’

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Abb. 14: Kirche von Tolmingkehmen um 1945

In der älteren Literatur ist nie von einem Grabstein oder einer Markierung des Begräbnisortes die Rede gewesen, so dass die letzte Phase in der Biographie des Donelaitis von Ungewissheit begleitet ist. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg waren Kirche und Pfarrhaus starkem Verfall ausgesetzt, was erhaltene Photos belegen. Zwischen 1971 und 1979 wurde die Kirche wieder aufgebaut und zu einem Museum umgestaltet (Einweihung am 11. Oktober 1979), in dem Leben und Werk des Kristijonas Donelaitis mit Hilfe von vielen Exponaten an­schaulich gemacht wurden[102]. 1988 waren die Restaurierungsarbeiten am Pfarr­haus abgeschlossen und damit ein geschlossenes Ensemble geschaffen. Seitdem gehört der Ort Tolmingkehmen/ Tschistyje Prudy zum Pflichtprogramm unzäh­liger Reisegruppen aus Ost und West. Während Menschen aus Litauen die Stätte besuchen, wo „der“ Klassiker der litauischen Literatur gelebt und geschrieben hat, kommen viele deutsche Touristen zurück in die Region ihrer Kindheits-Erinnerungen und erfahren vielleicht zum ersten Mal etwas über den Dichter­pfarrer Donelaitis. Ob ihnen der Besuch klar gemacht hat, dass die Rekon­struktion des Kirchhügels von Tolmingkehmen das Ergebnis moderner Muse­ums-Pädagogik ist und die Lebenswelt vor 300 Jahren keine Idylle war, ist eine andere Frage.

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Abb. 15: Kirchhügel von Tolmingkehmen/ Tschistyje Prudy; 2008

Die Schriftstellerin Ulla Lachauer hat in den Jahren unmittelbar nach der Wende die Donelaitis-Landschaft im nördlichen Ostpreußen bereist und 1994 ihre Ein­drücke veröffentlicht.

„… dann folgt Chistye Prudy, das frühere Tollmingkehmen. Chistye Prudy heißt ‚saubere Teiche’ und ist, entgegen seinem poetischen Namen, ein Un-Ort von der üblichen schrillen und schrägen Zusammensetzung von deutschem Rot und sowjetischem Grau, Hinfälligem und frisch gestrichener Propaganda. Instinktiv steuert der Besucher auf die weißleuchtende Kirche zu. Sie thront auf einem Hügel, abgeschirmt von einer Mauer. Dahinter beginnt eine andere Welt. Ein schmiedeeisernes Tor gewährt Einlaß auf einen geharkten Fußweg. Gestutzter Buchsbaum und geweißelte Feldsteine geleiten durch Rabatten mit Rosen, Akelei, Belli, Mohn und Vergissmeinnicht. Ein gepflegter litauischer Bauerngarten im Schatten altehrwürdiger Linden, Eichen und Ahornbäume. „In dieser Gegend“, verkündet eine schwarzmarmorne Tafel in litauisch und russisch, „wohnte von 1743 bis 1780 der Klassiker der litauischen National­literatur Kristijonas Donelaitis“. Hier hat er gepflanzt und okuliert, gepredigt und seinen Bauern die Leviten gelesen. Der Louise und dem Gottlieb Gaud­szun zum Beispiel oder deren Vorfahren – leider verraten die Grabsteine auf dem Friedhof keine Lebensdaten. Es sind nur wenige übrig , und sie sind offenbar aus Bruchstücken erneut zusammengesetzt worden. War die Kirche früher auch verputzt und getüncht? Durch die geglättete Fassade bricht an manchen Stellen der Feldstein. Ein Ziegeldach, ein leichter hölzerner Glocken­turm, was ist authentisch, was nachträglich hinzugedichtet? Die Wetterfahne nennt die Jahreszahlen 1756 und 1976, das Baujahr unter Pfarrer Donelaitis und das der vollendeten Restaurierung unter sowjetischer Ägide. Wie viele andere ist die Kirche eine Ruine gewesen. Etwa zur selben Zeit, als der Kon­flikt um das Königsberger Schloß sich zuspitzte, haben Litauer sich bei den Kalinin­grader und Moskauer Behörden für eine Wiederherstellung dieses Ortes eingesetzt. Und siegten, die litauische Sowjetrepublik übernahm Kosten und Regie des Projektes. Es entstand keine Kirche natürlich, aber ein Museum eigener Art. Der Innenraum, zu weltlichen Zwecken, wiedererschaffen, strahlt eine protestantische Atmosphäre aus. Ein Umgang auf halber Höhe vollzieht die historischen Emporen nach. Der steinerne Tisch mit dem Bildnis des verehrten Dichterpfarrers deutet einen Altar an. Drei bunte Fenster erzählen im Stile religiöser Glaskunst Szenen aus dem bäuerlichen Jahr. Die Position der Vitrinen und Stellwände nimmt die Gliederung des sakralen Raumes auf. Er ist ein Zwitter, seine Gestaltung wie auch die Exponate spiegeln zwiespältige, manchmal gegenläufige Auffassungen. Illustrationen zu verschiedenen neueren Werkausgaben zeigen in der Art des sozialistischen Realismus den geschun­denen Bauern unter der Knute des Feudalherren. Die Radierung daneben stolz und würdig den „Preußschen Littauer“ aus der historischen Volkskunde des Teodor Lepner, 1774 … in Titeln und Ikonografie erscheint ein preußisch-protestantisches Umfeld. Aber der begleitende Kommentar gibt keinen Reim darauf, führt stattdessen den Besucher immer wieder auf dieselben zwei Thesen: Donelaitis ist Litauer und zweitens ein Sozialrevolutionär und Partei­gänger der unterdrückten Bauern. Dennoch und bei aller Schwarzmalerei herrscht vieldeutige Spannung. ….Tollmingkehmen ist zum Wallfahrtsort für Litauer aus der Republik geworden, die Gruft in der Krypta zählt zu den Nationalheiligtümern“[103].

Bei den Sanierungsarbeiten wurden im Altarraum der Kirche zwei Grabstätten entdeckt. „Der für die Beerdigung gewählte Ehrenplatz und einige durch me­dizinische Untersuchung festgestellte Merkmale des Skeletts ließen die Kom­mission zu dem Schluss kommen, dass in der Grabstätte Nr. 1 Donelaitis liegt“[104]. Das andere Skelett wurde dem Amtmann Ruhig zugeordnet. Eine wundersame Fügung, dass der Tod die einstigen Gegner zusammengeführt hatte. Die Gebeine des Kristijonas Donelaitis ruhen heute in der Krypta des Kirch-Museums.

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Abb. 16: Krypta mit dem Grab von K.Donelaitis

Allgemein bedauert wurde der Umstand, dass keine Abbildung existierte, die eine Vorstellung von Physiognomie und Gestalt des Pfarrerdichters erlaubte. Die Analyse der sterblichen Überreste schuf Abhilfe. Auf der Grundlage der gut erhaltenen Schädelknochen konnte mit Methoden der plastischen Gesichtsrekon­struktion eine „Gesichtsskulptur des Donelaitis nachgebildet werden“[105]. Diese Skulptur wurde zum Modell für unzählige Denkmäler und Darstellungen von Donelaitis, gerade im Umfeld des aktuellen Gedenkjahres. Es ist offensichtlich, dass in die Abbildungen kulturhistorische, ästhetische und vielleicht auch ideo­logische Vorstellungen eingegangen sind. Das „Bild“ des Dichterpfarrers diente als Projektionsfläche für eigene Wünsche oder Geschichtsbilder. Selten fehlt in der ikonographischen Sprache der Verweis auf den „Pfarrer“ Donelaitis, Amts­tracht, Buch, Schreibgerät o.ä. Umso erstaunlicher ist, dass in den wissenschaft­lichen Arbeiten über Donelaitis der „Pfarrer“ selten über die bloße Erwähnung hinauskommt.

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Abb. 17: Kristijonas Donelaitis. Gesichtsskulptur

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Abb. 18: Donelaitis. Zeichnung von Vytautas Jurkūnas (1963)

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Abb: 18a: Pfarrhaus von Tolmingkehmen/ Tschistyje Prudy. Interior. 2009

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Abb. 19: Donelaitis. Gemälde von Jonas Mackonis-Mackevičius

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Abb. 20: Briefmarke zum 250. Geburtstag von K. Donelaitis 1964

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Abb. 21: Briefmarke 2014

II. Das literarische Werk

1. Der Nachlass

Donelaitis hat nie eine schriftstellerische Karriere angestrebt. Auch scheint er nichts für die Verbreitung seines literarischen Schaffens unternommen zu haben. Er dachte nicht an eine ‚literarische Öffentlichkeit’, schon gar nicht an eine Leserschaft außerhalb Preußens. Über die Gründe – Angst vor der Zensur; Kosten; keine Verbindung zu Verlegern – kann spekuliert werden. Jedenfalls ist zu Lebzeiten keine Zeile seiner Dichtungen gedruckt worden. Denkbar ist, dass er Teile der „Metai“ in seine Predigten eingebaut hat. Ansonsten war die Dich­tung nur einem kleinen Kreis von Freunden bekannt, denen er gelegentlich Kost­proben vorgetragen hatte. „“Er war … kein Mann nach der Welt. Sein Publikum waren Freunde“[106]. Aber schon 1790 erwähnt Georg Pisanski (1725-1790) den Dichter in seiner Literaturgeschichte:

„Christian Donalitius, Pfarrer in Tolmingkemen, der in einem, nachher in das Deutsche übersetzten Gedichte von 659 Versen in ungereimten Hexametern, die vier Jahreszeiten besungen, hat mit dieser Arbeit bey Kennern der Litauischen Sprache und Poesie viel Beyfall gefunden“[107].

Ein weiterer Zeuge für die frühe Beachtung der Dichtungen des Donelaitis ist Christian Gottlieb Mielcke (1733-1807). Er hat das von Philipp Ruhig begon­nene Wörterbuch zur litauischen Sprache weitergeführt und darin häufig aus der Jahreszeiten-Dichtung zitiert: „Littauisch-deutsches und Deutsch-littauisches Wörterbuch, worinn das vom Pfarrer Ruhig zu Walterkehmen ehemals heraus gegebene zwar zum Grunde gelegt, aber mit sehr vielen Wörtern, Redensarten und Sprichwörtern zur Hälfte vermehret und verbessert worden von Christian Gottlieb Mielcke“ (Hartung, Königsberg 1800)[108].

Neben seinem Hauptwerk, den „Metai bzw. Jahreszeiten“, wohl im 6. Jahrzehnt seines Lebens entstanden[109], hat Donelaitis Aufzeichnungen im Tauf­register (lehrhafte Reflexionen und Gedanken für den Nachfolger), Vermerke in den Kirchenakten und einen Amtsbericht zum Separationsstreit (s.o.) hinter­lassen. Dann sind drei in deutscher Sprache verfasste Gedichte überliefert und mehrere Fabeln in litauischen Hexametern (Das Gastmahl des Fuchses und des Storches; Der Köter auf dem Jahrmarkt; Der Hund Dickkopf; Fabel vom Mist­käfer; Der Wolf als Richter; Der Eichbaum als Prahlhans)[110]. Eine Erzählung über die litauische Hochzeit ist in die Jahreszeiten-Dichtung (Herbst) einge­gangen[111]. Schließlich sind auch zwei Briefe erhalten geblieben. Wahrscheinlich hat Donelaitis auch geistliche Lieder gedichtet und vertont, die aber verloren gegangen sind[112].

Die Veröffentlichung der Donelaitis-Schriften hat eine verschlungene Vorgeschichte. Nach dem Tod des Dichters übergab seine Witwe den Nachlass ihres Mannes dem befreundeten Pfarrer aus Walterkehmen, Johann Gottfried Jordan, Adressat eines der erhaltenen Briefe („herzlichster Bruder“)[113]. Jordan wiederum händigte ein unvollständiges Manuskript Ludwig Rhesa aus, der be­reits über eine komplette Abschrift verfügte, die Pfarrer J. F. Hohlfeldt (Ger­wischkehmen) für ihn angefertigt hatte. Die Dichtungen über Frühling und Som­mer lagen auch in Donelaitis’ Handschrift (wohl aus dem Jahre 1773) vor[114]. Es ist anzunehmen, dass die Zeitumstände (napoleonische Kriege) das Schicksal der Überlieferung mitbestimmt haben.

Der Donelaitis-Nachlass kam nach Ludwig Rhesas Tod ins Königsberger Staatsarchiv und wurde zum Ende des Zweiten Weltkriegs ausgelagert. Litau­ische Forscher entdeckten die Handschriften „in einer abenteuerlichen Expedi­tion“ im Herbst 1945 „in der Ruine des Ordensschlosses Lochstedt bei Pillau“[115] und schafften sie nach Vilnius.

2. Textausgaben und Übersetzungen

Der erste Herausgeber, Ludwig Rhesa, hat mehr als zehn Jahre an seiner Über­setzung gearbeitet[116] und den Text erst nach Ermutigung durch Wilhelm von Humboldt veröffentlicht. Denn er bezweifelte, dass sich Leser für seine Arbeit fänden. Rhesa brachte die einzelnen Texte in eine logische Abfolge und for­mulierte auch den Titel „Das Jahr in vier Gesängen“, der in der weiteren Über­lieferungsgeschichte des Werkes eine leitende Rolle spielte. Bei Doneleitis tra­gen die vier Teile folgende Überschriften: Pavasario linksmybés (Frühingsfreu­den), Vasaros darbai (Sommermühen), Ruderas geryb´s (Herbstfülle), Ziemos rupescai (Wintersorgen). Man muss sich allerdings bewusst sein, dass der Dich­ter keine fortschreitende Handlung oder Szenenfolge konzipiert hatte.

[...]


[1] Zahlreiche Artikel in den „Annaberger Annalen“ (Nr. 4, 1996) sind Martynas Mažvydas, Pfarrer in Ragnit und seinem Buch, einem protestantischen Katechismus, gewidmet. Er hatte das Werk 1547 im Auftrag des Herzogs von Preußen, Albrecht von Brandenburg, auf der Grundlage von Luthers Kleinem Katechismus geschrieben. Vgl. http://www.de.wikipedia. org/wiki/Mazvydas und http://www.lt.wikipedia.org/wiki/Martynas_Mažvidas.

[2] Königsberg 1818. Zu Rhesa vgl. Kurt Forstreuter, Wirkungen des Preußenlandes. 40 Bei­träge, Köln/ Berlin 1981, 301-303.

[3] Bei den Übersetzungen handelt es sich um: August Schleicher (Christian Donaleitis litau­ische Dichtungen, St. Petersburg 1865), Georg Heinrich Ferdinand Nesselmann (Christian Donalitius, Königsberg 1869) und Ludwig Passarge (Christian Donalitius’ litauische Dich­tungen, Halle/ Saale 1894). Aus dem 20. Jahrhundert sei noch die Übersetzung von Hermann Buddensieg (München 1966) erwähnt.

[4] Zur Rezeptionsgeschichte der Jahreszeiten-Dichtung vgl. Albinas Jovaišas, Das Spektrum der Interpretationen des litauischen Dichters Donelaitis (Zu einigen deutschen, westslawi­schen und litauischen Forschungen), in: Rainer Eckert (Hg.), Aktuelle Probleme der Balti­stik, Essen 1996, 118-137; Lina Žukienė, Die Jahreszeiten von Kristijohan Donelaitis in der Rezeption der deutschen Verfasser (L.Rhesa, A.Schleicher, G.Nesselmann, L.Passarge), in FS – Friedrich Scholz, Münster 1999, 395ff; Alina Kuzborska, Eine doppelte Rezeption: Christian Donalitius versus Kristijonas Donelaitis, in: Jens Stueben (Hg.), Ostpreussen - Westpreussen – Danzig. Eine historische Literaturlandschaft, München 2007, 259-284; Anja Eberts, Kristinonas Donelaitis und seine „Metai“ – eine Rezeptionsgeschichte, Diss. phil. Greifswald 2009. - Eine hilfreiche Einführung in die Wirkungs- und Forschungsgeschichte gibt die homepage der Litauischen Nationalbibliothek: http://www.mab.lt/Donelaitis/en-bio­grafija.html; http://www.lnb.lt (virtuelle Ausstellung); ferner: http://www.donelaitis.info.

[5] Vgl. Robert Albinus, Lexikon der Stadt Königsberg Pr. und Umgebung, Leer 1985, 170. Eine gute Einführung in exemplarische Biographien gibt Jürgen Manthey, Königsberg. Geschichte einer Weltbürgerrepublik, München 2006. Ferner die von Joseph Kohnen ge­sammelten Arbeiten zur Königsberger Geistesgeschichte (1994, 1998, 2002; s. Literatur­verzeichnis).

[6] Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht abgefasst, Vorrede, in: Werke, Bd. 6, hg. von Wilhelm Weischedel, Darmstadt 1960, 400; vgl. auch Manfred Kühn, Kant. Eine Biographie, München 2004, 77.

[7] Vgl. den Hinweis auf das „Heimatbuch des Kreises Goldap“ von 1939 bei Lutz F.W. We­nau, Donalitius und die Deutschen, in: Annaberger Annalen 8, 2000, 107-129; 126.

[8] Johannes Bobrowski, Die Gedichte, Gesammelte Werke I., Stuttgart 1998, 165.

[9] Vgl. Ulla Lachauer, Tollmingkehmen – ein Ort der Weltliteratur, in: Annaberger Annalen 2, 1994, 7-50; bes.33ff; 38; ferner das novellistische Portrait des Pfarrerdichters von Hans-Jürgen Zierke in: Annaberger Annalen Nr. 6 (1998), 11-29 („Gottesmorgen in Tolming­kehmen“) und Alfred Kelletat, Erinnerung an Christian Donalitius (1714-1780), den Preußisch-litauischen Poeten, in: Annaberger Annalen 20 (2012), 91-133; 94ff).

[10] Vgl. Kelletat (wie Anm. 9), 95. Die Verknüpfung mit Hosea 10,8 ist evident: „Darum säet euch Gerechtigkeit und erntet Liebe; pflüget ein Neues, weil es zeit ist, den Herrn zu suchen, bis dass er komme und lasse regnen über euch Gerechtigkeit“.

[11] Vgl. Johannes Bobrowski, Litauische Claviere, Reclam Leipzig 1993, 332: „Hingehen, das geht nicht mehr. Hingehen nicht….Herrufen, hierher. Wo wir sind“. – Zur Bedeutung von Donelaitis im Werk von J.Bobrowski vgl. Dietmar Albrecht, Wege nach Sarmatien – Zehn Kapitel Preußenland, München 2006, 91-99; 106f; 161ff.

[12] Der Ethnologe und Leipziger Universitätsprofessor Franz Tetzner (1863-1919; s. Abb. 69) hat einen wesentlichen Beitrag zur Donelaitis-Forschung dadurch geleistet, dass er diese Gelegenheits-Zeugnisse des Dichters gesammelt, transkribiert und sukzessive in den „Alt­preußischen Monatsheften“ veröffentlicht hat.

[13] Zu den unterschiedlichen Schreibungen des Namens vgl. Kelletat, (wie Anm. 9), 12; Kuzborska (wie Anm. 4), 259ff. Bei Rhesa finden sich beide Schreibweisen des Namens.

[14] Lasdinehlen („Ort im Haselgebüsch“) liegt ca. 5 KM östlich von Gumbinnen (heute: Gussev). 1896 errichteten Donelaitis-Freunde dort einen Gedenkstein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Dorf aufgegeben. 1999 wurden an der Stätte 275 Eichen gepflanzt und ein neuer Stein aufgestellt; vgl. Napoleonas Kitkauskas, Die Kristijonas Donelaitis-Gedenk­stätten in Tollmingkehmen und Lasdinehlen, in: Litauen – Nachbar im Osten Europas, heraus­gegeben von Jörg Hackmann, Travemünder Protokolle Bd. 1, Köln 1996, 59-75, 70ff; Lachauer (wie Anm. 9), 8f.

[15] Über den Status des Kölmers schreibt Lutz F. W. Wenau, Der Pfarrerdichter von Toll­mingkehmen und seine Zeit, Lilienthal 1996, 14.

[16] Donelaitis hatte noch drei Brüder und drei Schwestern; vgl. Wenau (wie Anm. 15), 15f.

[17] Franz Tetzner, Christian Donalitius, in: Altpreußische Monatsschrift 34, 1897, 277-331; 281 zitiert aus Bock, Wirtschaftliche Naturgeschichte Preußens, I. Teil, 1782, 199. Auch der Historiker Ludwig von Baszko (1756-1823) erwähnt Donelaitis in seinen Schriften (vgl. We­nau [wie Anm. 7], 109).

[18] Zu Salthenius s. u. S. 98; vgl. auch http://www.de.wikipedia.org/w/Daniel_Salthenius.

[19] S.u. Seite 79ff.

[20] S.u. Seite 84ff; vgl. ferner Gustav Zippel, Geschichte des Königlichen Friedrichs-Kollegiums zu Königsberg i.Pr., Königsberg Pr. 1898; Heiner F. Klemme, Die Schule Immanuel Kants. Mit dem Text von Christian Schiffert über das Königsberger Collegium Fridericianum, Kant-Forschungen 6, Hamburg 1994.

[21] James Jakob Fehr, Ein wunderlicher nexus rerum. Aufklärung und Pietismus in Königs­berg unter Franz Albert Schulz, Hildesheim 2005, 48.

[22] Zu den „Standards“ gehörten außer den religiösen Themenbereichen naturwissenschaft­liche und alltagspraktische Fächer. Auch die griechische und die lateinische Literatur sowie die Rhetorik wurden berücksichtigt. Vgl. Wolfgang Martens, Literatur und Frömmigkeit in der Zeit der frühen Aufklärung, Tübingen 1989.

[23] Zitiert bei Kühn (wie Anm. 6), 82.

[24] Vgl. Kristijonas Donelaitis, Raštai. Hg. von Kostas Korsakas u.a., Vilnius 1977, 97. In dieser zweisprachigen Werkausgabe sind die von Tetzner edierten Texte vereint.

[25] Zum Litauischen Seminar vgl. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band I., Göttingen 1968, 195ff. Danuta Bogdan, Das Polnische und das Litau­ische Seminar an der Königsberger Universität vom 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, in: Nordostarchiv 3, 1994, 393-427; Christiane Schiller, Die Litauischen Seminare in Königs­berg und Halle. Eine Bilanz, in: Nordostarchiv 3, 1994, 375-392. Die Untersuchung von Liucija Citavičiūtė „Karaliaučiaus universiteto lietuvių kalbos seminaras. Istorija ir reikšme lietuvių kultūrai, Vilnius 2004“ war mir nicht zugänglich. - Über seine Sprachtalente schrieb Donelaitis: „Ich habe sehr oft littauisch schlecht orthographisch geschrieben: denn ich hatte mich darum nicht bekümmert. Ich sprach aber gut“ ([wie Anm. 24], 527). „Mein sehr flüch­tiges Wesen hat es gemacht, daß ich sehr oft schlecht geschrieben habe“ [1773] (in: Franz Tetzner, Die Tolmingkemischen Taufregister des Christian Donalitius, in: Altpreußische Monatsschrift 33, 1896, 18-35; 20).

[26] Donelaitis (wie Anm. 24), 413. Sperber war einige Jahre Kantor in Tolmingkehmen, be­vor er eine Pfarrstelle in Kunzen (1756-1765) antrat. Er hatte Donelaitis bei dessen Dienst­antritt über die Lage des Pfarreilandes ins Bild gesetzt (vgl. 473) und 1763 besucht. Von 1765-1770 hatte er die Pfarrstelle in Gawaiten inne. - Vgl. Wenau (wie Anm. 15), 22; http://www.de.wikipedia.org/w/Collegium_Albertinum; (08.01.2013). Heute würde man das Collegium Albertinum als „Wohngemeinschaftshaus“ bezeichnen.

[27] Vgl. Hermann Buddensieg, Kristijonas Donelaitis. Die Jahreszeiten, München 1966, 125. Er soll auch eine Kankys, eine litauische Harfe, gebaut haben. Vgl. Tetzner (wie Anm. 25), 24: „In meinem 39. Jahr war ich noch sehr flüchtig und fing an Instrumente zu machen. O (?) Gott, wo ist die Zeit 1773“.

[28] Tetzner (wie Anm. 25), 25; vgl. auch die Abbildungen bei Wenau (wie Anm. 15), 87f. In einem Brief vom 16. August 1777 entschuldigt sich Donelaitis dafür, dass er keine Mess­instrumente mehr baue. Seine Hände seien überstrapaziert.

[29] Vgl. Donelaitis (wie Anm. 24), 273-275.

[30] Rhesa (wie Anm. 2), IX.

[31] Rhesa (wie Anm. 2), VIIIf. - Gartenarbeit war für Donelaitis immer auf Zukunft ausge­richtet. Er drückt diese an den Nachfolger gerichtete Auffassung in einem lateinischen Hexa­meter aus; Übersetzung: „Allerdings muß für die Nachwelt auch etwas getan sein“ (Kelletat [wie Anm. 9], 104 A. 10). Wahrscheinlich hat Donelaitis das Logion selber formuliert.

[32] Vgl. die Wiedergabe der Faksimiles bei Wenau (wie Anm. 15), 26f.

[33] Dazu vgl. Fritz Terveen, Gesamtstaat und Rétablissement. Der Wiederaufbau des nörd­lichen Ostpreußen unter Friedrich Wilhelm I 1714-1740, Göttingen/ Frankfurt/ Berlin 1954. Aufgrund dieser Maßnahmen entstand die Rede von Ostpreußen als einem „Assimilations­kessel“ (L.Gineitis).

[34] In: Donelaitis (wie Anm. 24), 412f; ähnlich 522. Vgl. analoge Informationen in Daniel Heinrich Arnoldt s „Nachrichten von den an den ev. Kirchen Ostpreußens gestandenen Pre­digern“ (Königsberg 1777, 16).

[35] „Der Ort Tollmingkehmen liegt in einem schönen, von Hügeln umgebenen Tal, in der Nä­he fließt die kleine Schwentischke“ (Kitkauskas [wie Anm. 14], 69). Nach Wenau (wie Anm. 15), 101ff; Kelletat (wie Anm. 9), 6f. und Buddensieg (wie Anm. 27), 133 ist der Ortsname aus den litauischen Worten „toli“= „fern“ und „kiemas“= „Bauerndorf“ zusam­mengesetzt. – Heute trägt der Ort den russischen Namen „Tschistyje Prudy – Saubere Teiche“. – „Ein Vorfahre von Rhesa, Johannes Rhesa, war 1598-1621 Praecentor, Kantor, erster Lehrer an der Kirchenschule, dann Pfarrer in Tollmingkemen“ (Buddensieg [wie Anm.27], 121); vgl. Donelaitis (wie Anm. 24), 559.

[36] Wenau (wie Anm. 15), 36.

[37] Vgl. Donelaitis (wie Anm. 24), 561f.

[38] Alina Kuzborska, Das Bild Preussisch Litauens im 18. Jahrhundert im Werk von K. Do­nelaitis (2003); http://www.collasius.org/literatur/Kuzborska/Donelaitis.html; (27.11.2012), 2.

[39] Darauf deuten manche Äußerungen im Jahreszeiten-Gedicht hin, z.B. „Sommer 530-542“.

[40] Das erwähnt Donelaitis selbst in seinem Amtsbericht (wie Anm. 24), 413; vgl. 523.

[41] Tetzner (wie Anm. 25), 23. An anderer Stelle schreibt er: „Ich hatte keine Kinder, wo­rüber ich mich immer gefreut habe, denn der Dienst ist mittelmäßig schlecht“(Donelaitis [wie Anm. 24], 525). – Zum Einkommen der Pfarrer in jener Zeit vgl. Buddensieg (wie Anm. 27), 139f. Die Pfarrei in Tolmingkehmen ist kein „Sakralhügel“ gewesen, von dem auf­schlussreiche Daten für das Phänomen „Evangelisches Pfarrhaus“ gewonnen werden könnten.

[42] Donelaitis (wie Anm. 24), 448.

[43] Tetzner (wie Anm. 17), 326; Donelaitis (wie Anm. 24), 460. – Die Eintragungen und No­tizen im Taufregister (zwischen 1743 und 1779) geben „ein getreues Spiegelbild der Hand­schrift des Dichters und gewissermaßen auch seines Wesens… Die Schrift, meist deutsch, zuweilen lateinisch, ist erst flüchtig, 1773/74 sehr schön, fast künstlerisch, bei Niederschrift ärgerlicher Angelegenheiten oft zittrig, namentlich gegen Ende seines Lebens. Ende 1779 … immer noch sorgfältig und deutlich“ (Tetzner [wie Anm. 25], 18f).

[44] Donelaitis (wie Anm. 24), 418.

[45] Tetzner (wie Anm. 25), 29 mit Anrede an den Nachfolger; vgl. Donelaitis (wie Anm. 24), 268.

[46] Vgl. Buddensieg (wie Anm. 27), 154. Ferner die Interpretation von Alina Kuzborska, Kristijonas Donelaitis’ aufklärerisches Werk: Antikerezeption und deutsche Gelegenheits­dichtung, in: Christoph Marx/ Barbara Sapała (Hg.), Das geistige Leben in Preußen in der Zeit der Frühaufklärung, Olsztyn 2002, 95-106; 102f; dies., Deutsche Gedichte von Kristi­jonas Donelaitis, in: Annaberger Annalen Nr. 13 (2005), 158-176; 160ff.

[47] Kuzborska (wie Anm. 46), 163.

[48] Buddensieg (wie Anm. 27), 162.

[49] Vgl. Kuzborska (wie Anm. 46), 164. – Hölty (1769-1776) war ein volkstümlicher Dichter im Umfeld des Göttinger Hainbundes. Vgl. ADB 13 (1881), 9-12; NDB 9 (1972), 336f.

[50] Donelaitis (wie Anm. 24), 553f; vgl. 416: „… und wegen meiner schwachen Leibes-Con­stitution, weil ich durch meine Heftigkeit im Studiren hypochondrisch geworden war, mir kei­ne lange Reihe von Lebensjahren vorstellen konnte, fing ich an, wegen eines Witwenhauses Sorge tragen“. – Dagegen lobt er in einem anderen Zusammenhang seine Sehkraft (vgl. Tetzner [wie Anm. 17], 326).

[51] Franz Tetzner, Neue Donalitiana, in Altpreußische Monatsschrift 36, 1899, 305-310; 309f; vgl. Donelaitis (wie Anm. 24), 552-554.

[52] Vgl. Donelaitis (wie Anm. 24), 414; 416. Gestorben ist sie am 10. März 1795.

[53] Donelaitis (wie Anm. 24), 529. Die erste Kirche in Tolmingkehmen war 1598 errichtet worden. Bei Franz Tetzner, Die Tolmingkemischen Kirchbauakten aus der Zeit des Christi­an Donalitius, in: Altpreußische Monatsschrift 33, 1896, 190-201 ist 193ff die Bauurkunde abgedruckt, die mit autoritativem Augustin-Zitat schließt: „Extra Ecclesiam, non est salus, qui non habet in terris Ecclesiam matrem, non habet Deum in Coelis Patrem“ (195).

[54] Ludwig Passarge, Aus Baltischen Landen. Studien und Bilder, Glogau 1878, 325ff. Vgl. die Beschreibung des Kirchhügels in heutiger Zeit bei Kitkauskas (wie Anm. 14), 68f.

[55] Vgl. Tetzner (wie Anm. 17), 284ff; 292ff; „Concepten wegen des Acker Lermes“ (285). Er nennt seine Eingaben „bescheidene Reflexion“ (295 gesperrt).

[56] Tetzner (wie Anm. 17), 316f; vgl. Ludwig Passarge, Christian Donalitius’ litauische Dichtungen, Halle/ Saale 1894, 1-26 (Einleitung); 19.

[57] Vgl. Passarge (wie Anm. 56), 22: „Donelaitis erachtet sich angegriffen, übervorteilt, be­leidigt. Allem begegnet er mit Leidenschaft, die ihm die Überlegung raubt, oft seine Würde beeinträchtigt“.

[58] Tetzner (wie Anm. 17), 288f.; vgl. 315f.

[59] Tetzner (wie Anm. 17), 323. – Diese emotionalen Ausbrüche sind kein Einzelfall. Auch die Eintragungen im Taufregister belegen, dass der Pfarrer die Zustände in den Familien seiner Gemeinde kannte und unverblümt über sie schrieb.

[60] Tetzner (wie Anm. 17), 323; 324; 326.

[61] Franz Tetzner, Zum zweihundertjährigen Geburtstag des ostpreußischen Dichters Chri­stian Donalitius, in: Altpreußische Monatsschrift LI, 1914, 171-187; 250-270; 260.

[62] Tetzner (wie Anm. 17), 327.

[63] Donelaitis (wie Anm. 24), 421.

[64] Donelaitis (wie Anm. 24), 450; vgl. Tetzner (wie Anm. 17), 322; 324; 331. Donelaitis wünschte seinem Gegner „Erleuchtung, Bekehrung und Besserung“.

[65] Tetzner (wie Anm. 17), 327.

[66] Donelaitis (wie Anm. 24), 423.

[67] Über die Situation in den Schulen und den Lehrerstand informiert Buddensieg (wie Anm. 27), 140ff. Vgl. auch Hartwig Notbohm, Das evangelische Kirchen- und Schulwesen in Ost­preußen während der Regierung Friedrich des Großen, Heidelberg 1959.

[68] Vgl. Donelaitis (wie Anm. 24), 555-557. – Misstrauen gegenüber den „Ausländern“ war ebenfalls in der alteingessenen deutschen Bevölkerung Ostpreußens verbreitet. Das hatte besonders Heinrich Lysius erfahren, nachdem ihm der König die Leitung des Reformwerkes in Kirche und Schule übertragen hatte (s.u. 86ff).

[69] 1757 hat Donelaitis eine Reise nach Königsberg unternommen; vgl. Tetzner (wie Anm. 25), 25.

[70] Vgl. Donelaitis (wie Anm. 24), 528:

[71] „Die Unmoral ging von den Fremden aus. Fremd waren aus der Sicht eines Preußisch Litauers diejenigen, die sich sprachlich unterschieden, sich anders kleideten und eine andere Lebensweise führten“ (Kuzborska [wie Anm. 38], 1-8; 5). – Dass die Einwanderer auch schwierige Phasen der Assimilation und Integration im ostpreußischen Kontext durchleben mussten, fand keine Erwähnung bei Donelaitis. Vgl. dazu Bernhard Haagen, Burggraf Alexander zu Dohna und die Schweizerkirchen in Litauen, Berlin 1913.

[72] So Lachauer (wie Anm. 9), 16.

[73] Lachauer (wie Anm. 9), 17.

[74] Vgl. z.B. in der Jahreszeiten-Dichtung „Metai“: Sommer 29ff; 503ff; Herbst 99ff; 852ff (in der Ausgabe von Passarge).

[75] Donelaitis (wie Anm. 24), 527.

[76] Tetzner (wie Anm. 17), 296.

[77] Tetzner (wie Anm. 25), 22; vgl. das Faksimile bei Wenau (wie Anm. 15), 43 Abb. 24.

[78] Donelaitis (wie Anm. 19), 523.

[79] Donelaitis (wie Anm. 24), 528; vgl. 526; Vgl. Tetzner (wie Anm. 25), 26.

[80] Tetzner (wie Anm. 17), 282. Bei Xaver von Hasenkamp, Ostpreußen unter dem Doppel­aar, Königsberg 1866, 498 findet sich eine Notiz über diesen Vorfall. Dramatischer verlief eine vergleichbare Predigthandlung in Königsberg (vgl. Passarge [wie Anm. 56], 25; Ger­hard Kessler, Daniel H. Arnoldt und der Pietistenkreis in Königsberg, in: Altpreußische Ge­schlechterkunde 7, 1934, 9-24, 21ff; s.u. Seite 111f). – Alexander Newski (1220-1263) wurde als russischer Nationalheld und Heiliger der orthodoxen Kirche verehrt.

[81] Vgl. Tetzner (wie Anm. 61), 256.

[82] Vgl. Tetzner (wie Anm. 61), 264.

[83] Vgl. Donelaitis (wie Anm. 24), 526; vgl. Tetzner (wie Anm. 25), 25. Dort hat er noch die Verwüstung gesehen, die der Brand in der Stadt im August 1756 angerichtet hatte.

[84] Tetzner (wie Anm. 25), 28.

[85] Tetzner (wie Anm. 17), 285.

[86] Donelaitis (wie Anm. 24), 423f. In Matthäus 25, 21 steht folgendes Herrenwort: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!“

[87] Tetzner (wie Anm. 61), 253.

[88] Tetzner (wie Anm. 61), 254.

[89] Tetzner (wie Anm. 25), 23. – In diesem Punkt stimmte Donelaitis mit einem Anliegen überein, das Heinrich Lysius in Königsberg umgetrieben hatte: eine Reform des Pfarrerstan­des (s.u. Seite 87f).

[90] Donelaitis (wie Anm. 24), 528.

[91] Donelaitis (wie Anm. 24), 527.

[92] Donelaitis (wie Anm. 24), 525.

[93] Tetzner (wie Anm. 61), 186f. vgl. 251. Der Vorwurf gegen Vertreter des Pfarrerstandes, nur „Wolle zu suchen“, d.h. auf Profit aus zu sein, kontrastiert das Selbstverständnis, das Donelaitis nach seiner Installation (s.o.) formuliert hatte und spielt auf die Hirtenrede in Johannes 10 an, die dem „guten Hirten“ die egoistischen „Mietlinge“ (10,12f) gegenüberstellt.

[94] Vgl. Tetzner (wie Anm. 25), 28: „Zu meiner Zeit nahm schon die Freygeisterey in Preu­ßen sehr überhand; auch manche Geistlichen warens … Alles was groß und vornehm seyn wollte, ging selten in die Kirche und zum Abendmahl“.

[95] Donelaitis (wie Anm. 24), 423 bzw. Tetzner (wie Anm. 61), 258. – Zu überlegen ist, ob sich Donelaitis, wenn er „Wissenschaften und Sprachen“ vermisste, einsam und auf verlo­renem Posten vorkam. Vgl. Buddensieg (wie Anm. 27), 147: „Donelaitis könnte sich zu der Gesinnung des Pfarrers bei Voß bekennen, der sagt („Luise“, Zweite Idylle, Vers 495ff): „Ein ländlicher Pfarrer verbauert,/ Haftet am Kloß und vergeht in Nichtigkeit oder Erwerbssucht,/ Wenn nicht griechischer Geist ihn emporhebt … Zur altedelen Würde der Menschlichkeit: Geist des Homeros“. – Zu Johann Heinrich Voss vgl. ADB 40 (1896), 334-349. „Luise. Ein laendliches Gedicht in drei Idyllen“ erschien 1795 in Königsberg.

[96] Tetzner (wie Anm. 61), 258.

[97] Tetzner (wie Anm. 25), 30.

[98] Tetzner (wie Anm. 25), 27.

[99] Tetzner (wie Anm. 53), 191. - Vgl. auch den Eintrag seines Nachfolgers in Tolmingkeh­ men Wermcke im Taufregister (zit. bei Tetzner [wie Anm. 53], 191: „ … und endlich Donalitius, welcher 36 Jahre allhier gedienet, und seinem Nachfolger in allen Taufbüchern sehr viele gute Lehren nachgelassen. Er wird sie doch auch wohl zu seiner selbsteigenen Vorschrift gemacht haben? ich sein Nachfolger habe ihn nicht gekannt, obgleich er als ein sehr grosser Künstler bekannt gewesen, wovon ich mich nach seinem Tode durch seine künstliche Werke überzeuget. Mehr weiß ich nichts zu seinem Ruhm …“. Offensichtlich waren ihm die „Metai“ nicht bekannt, sonst hätte er die Dichtung sicherlich erwähnt.

[100] Vgl. Tetzner (wie Anm. 53), 190f; 192f.

[101] Tetzner (wie Anm. 17), 294f; vgl. Buddensieg (wie Anm. 27), 138: „Er war ein energischer, im Umgang mit vorgesetzten Ämtern, den ‚Tempelschändern’, heftig eifernder, in Schimpfworten keineswegs schüchterner Kämpfer, ein ‚redlicher Mann’, kein ‚Mann nach der Mode’“.

[102] Vgl. Napoleonas Kitkauskas, Kristijonas Donelaitis-Gedenkstätten in Tollmingkehmen und Lasdinehlen, in: Litauen – Nachbar im Osten Europas, hg. von Jörg Hackmann, Trave­münder Protokolle Bd. 1, Köln 1996, 59-75; 62ff. – Die ausführliche Monographie von N.Kitkauskas (s. Literaturverzeichnis) ist gerade in zweiter Auflage in russischer Übersetzung erschienen.

[103] Lachauer (wie Anm. 9), 9ff.

[104] Kitkauskas bei Kuzborska (wie Anm. 4), 282.

[105] Wenau (wie Anm. 10), 196.

[106] Tetzner (wie Anm. 61), 175.

[107] Georg Christoph Pisanski, Entwurf einer preußischen Literärgeschichte in vier Büchern, Hg. v. Rudolph Philippi (= Publicationen und Republicationen der Königsberger literarischen Freunde 1), (1790) Königsberg 1886, 663.

[108] Vgl. dazu Žavinta Sidabraitė, Christian Gottlieb Miel>Ferner http://www.lt.wikipedia.org/w/Kristijonas_Gotlybas_Milkus.

[109] Vgl. Tetzner (wie Anm. 61), 174.

[110] Vgl. Passarge (wie Anm. 56), 29ff. Passarge (12) hält die Fabeln für „eine Art Jugendar­beit“. Rhesa hat die Fabeln 1824 übersetzt und veröffentlicht.

[111] Vgl. Passarge (wie Anm. 56), 59ff.

[112] Das vermutet Rhesa (wie Anm. 2), Vorbericht XIX.

[113] Vgl. Donelaitis (wie Anm. 24), 272.

[114] Vgl. Kelletat (wie Anm. 9), 16.

[115] Kelletat (wie Anm. 9), 106f.

[116] Vgl. Rhesa (wie Anm. 2), Vorbericht XXI.

Ende der Leseprobe aus 231 Seiten

Details

Titel
Kristijonas Donelaitis (1714-1780). Zwischen Theologie und Poesie
Veranstaltung
Theologie; Kulturgeschichte; Literaturwissenschaft
Autor
Jahr
2014
Seiten
231
Katalognummer
V272747
ISBN (eBook)
9783656646808
ISBN (Buch)
9783656646785
Dateigröße
12151 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kristijonas, donelaitis, zwischen, theologie, poesie
Arbeit zitieren
Prof. Dr. Ulrich Schoenborn (Autor:in), 2014, Kristijonas Donelaitis (1714-1780). Zwischen Theologie und Poesie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272747

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