Wirtschaftswachstum. Konvergenz und Ländervergleich


Hausarbeit, 2014

21 Seiten, Note: 1.7


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung

2 Begrifflichkeiten und theoretische Grundlagen

3 Stlilisierte Fakten
3.1 Internationale Unterschiede im Niveau und Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens
3.2 Stilisierte Fakten des Wirtschaftswachstums

4 Die Ökonomie der Konvergenz
4.1 Konvergenzkonzepte
4.1.1 Theoretische Konvergenzkonzepte
4.1.2 Empirische Konvergenzkonzepte
4.2 Neoklassische Wachstumstheorie
4.3 Neue Wachstumstheorie

5 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In Anbetracht der Menschheitsgeschichte lässt sich ein spürbares Wirtschaftswachstum erst relativ spät (nämlich erst ab Beginn der industriellen Revolution) nachweisen. In den letzten 100 Jahren konnten die Industrieländer eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Produktivität von knapp 2 Prozent erzielen. Somit wird die Produktivität alle 35 Jahre verdoppelt. Trotzdem wird bei einer näheren Betrachtung der Wachstumsraten der letzten Jahrzehnte (1950-2010) klar, dass die Wachstumsraten sich im Ländervergleich sehr unterschiedlich entwickelt haben. Sie variieren nicht nur zwischen den Ländern und Regionen, sondern ändern sich auch im Zeitablauf.[1]

Anhand des globalen Vergleichs lässt sich feststellen, dass die Länder auch langfristig mit unterschiedlichen Raten wachsen. Die Industrienationen wachsen mit relativ konstanten und mäßigen Wachstumsraten, während Wachstumswunder wie die ostasiatischen Staaten (Korea, Singapur, Hong Kong, Taiwan sowie China) überdurchschnittliche Wachstumsraten zeigen. Dagegen gibt es eine relativ große Gruppe von Ländern, die entweder stagnieren oder sogar negative Wachstumsraten vorweisen und nicht mithalten konnten. Dazu gehören überwiegend weniger entwickelte Staaten in Afrika, Asien und Südamerika.[2]

In diesem Kontext zielt die nachfolgende Arbeit auf die Identifikation möglicher Erklärungsansätze zur Analyse vorhandener Einkommensunterschiede ab. Zu diesem Zweck weist sie folgende Gliederung auf: Zuerst werden wichtige Begriffe erläutert und einige theoretische Erkenntnisse kurz skizziert. Darauf aufbauend wird auf stilisierte Fakten des Wirtschaftswachstums eingegangen. Auf dieser Grundlage erfolgen dann die Darstellung und die kritische Würdigung diverser Konvergenzkonzepte. Abschließend werden die zentralen Erkenntnisse dieser Arbeit kurz zusammengefasst.

2 Begrifflichkeiten und theoretische Grundlagen

Angesicht hoher Unterschiede zwischen den Ländern kann über eine globale, absolute Konvergenz kaum gesprochen werden. Viel mehr wird in der Literatur die Frage nach der Existenz bedingter Konvergenz diskutiert. Darunter wird die Konvergenz relativ zum jeweiligen Steady state bezeichnet. Anhand der Untersuchung bedingter Konvergenz können wertvolle Anhaltspunkte zur Analyse der Streuung von Wachstumsraten gewonnen werden. Dabei lässt sich die bedingte Konvergenz innerhalb von mehr oder weniger homogenen Regionen (wie Nordamerika oder Westeuropa) leichter verifizieren als zwischen heterogenen Ländern. Dabei müssen Kontrollvariablen wie Sparquote, Humankapital, Patentanzahl und Institutionen sehr sorgfältig ausgewählt werden, um festgestellte Unterschiede zum Steady state möglichst genau zu erklären. Wenn der Vergleich sorgfältig vorbereitet und richtig durchgeführt wird, können Rückschlüsse auf den Grad der Konvergierung gezogen werden.[3]

Anhand einiger empirischer Untersuchungen lässt sich feststellen, dass einige Länder tatsächlich langfristig gegen ihr Steady state konvergieren. So zeigen beispielsweise von Barro/Sala-i-Martin (1991, 1992), Mankiw et al. (1992) und Evans (1996), dass die bedingte Konvergierung insbesondere bei der Untersuchung von relativ homogenen Staaten und Regionen durchaus nachweisbar ist. In diesem Kontext stellt sich allgemein die Frage nach dem Zeitpunkt und der Entwicklungsrichtung der Konvergierung. Deshalb wird oft untersucht, ob sich eine Ökonomie zum jeweiligen Beobachtungszeitpunkt an ihrem Steady state befindet oder erst auf dem Weg dorthin ist. Bei bedingter Konvergenz wird ein Land unterhalb des Steady state solange überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten zeigen, bis es schließlich das Niveau des Steady state erreicht. Die Bestätigung dieser These liefert die Analyse der Entwicklung von westlichen Industrieländern nach dem Zweiten Weltkrieg. In den letzten 50 Jahren haben diese Länder ihren Rückstand zu den USA deutlich vermindert. Diese Tendenz lässt sich einerseits auf die Verbesserung ihrer Fundamentaldaten und anderseits auf den Anpassungsprozess zu ihrem langfristigen Wachstumspfad zurückführen.[4]

Eine ganz andere Tendenz lässt sich bei vielen armen Ländern beobachten: Die meisten davon können nicht aufschließen, sondern sind weiter zurückgefallen. Eine mögliche Erklärung dafür liefert die Analyse ihrer schlechten Fundamentaldaten. Demzufolge ließen ihre schlechten Fundamentaldaten nur ein niedriges Einkommensniveau zu. Im allgemein kann gesagt werden, dass der Aufholprozess nur in jenen Ländern erfolgt, die über ausreichende soziale Ressourcen (wie Bildung und Forschung & Entwicklung) verfügen.[5]

Im Unterschied zur Einkommens- und Beschäftigungstheorie liegt der Schwerpunkt der Wachstumstheorie implizit auf der Untersuchung der langfristigen Entwicklung von Volkswirtschaften. Die kurzfristigen Schwankungen im Auslastungsgrad der Produktionsfaktoren werden dabei weitgehend eliminiert. Somit rückt die trendmäßige Entwicklung der Produktion in den Vordergrund. Dabei liegt der Schwerpunkt des Interesses auf der Identifizierung der Determinanten des wirtschaftlichen Wachstums. In diesem Kontext bekommt die Frage nach der Identifizierung und Erklärung der Voraussetzungen zur Schaffung und Erhaltung eines nachhaltigen Wachstums und nach der Erklärung der Einkommensunterschiede zwischen den Nationen eine zentrale Bedeutung. Dabei bezeichnet der Begriff „wirtschaftliches Wachstum“ die Zunahme der verfügbaren Menge an Gütern in einem Wirtschaftsraum, wobei bei den Wachstumsberechnungen meist auf den Indikator „Bruttoinlandsprodukt“ (in konstanten Preisen) zurückgegriffen wird, der dann noch pro Kopf der Bevölkerung umgerechnet wird. Deshalb wird an dieser Stelle oft über das Pro-Kopf-Einkommen oder die Pro-Kopf-Arbeitsproduktivität gesprochen. Beide Größen entwickeln sich bei einem unveränderten Erwerbsverhalten der Bevölkerung und der Arbeitsproduktivität in gleichen Raten. Deshalb weisen diese Determinanten unter diesen Bedingungen identische Wachstumsraten auf.[6]

Bereits relativ geringere Unterschiede in den Wachstumsraten können in einer langfristigen Perspektive signifikante Auswirkungen auf das Einkommensniveau der jeweiligen Vergleichsländer haben. Folgende Tatsache verdeutlicht diesen Sachverhalt: Bei einer durchschnittlichen Jahreswachstumsrate von 2 Prozent steigt das Einkommen eines Landes in 100 Jahren um das siebenfache. Bei einer Wachstumsrate von 1,5 Prozent würde das Einkommen nur das 4,5fache steigen. Somit würde ein schwächer wachsendes Land am Ende des Zeitraums von einer schneller wachsenden Nation eingeholt. In der Literatur werden derartige Aufholprozesse bei der Wachstumsentwicklung als Konvergenz bezeichnet, während eine Verstärkung des Wohlstandsgefälles zwischen den Ländern unter dem Begriff „Divergenz“ zusammengefasst wird.[7]

Anhand vorhandener Statistiken zum Entwicklungsstand und zum Wachstum einiger Länder lassen sich unterschiedliche Wachstumsmuster identifizieren. Im Allgemeinen lassen sich die Länder in Abhängigkeit von dem Pro-Kopf-Einkommen in Gruppen unterteilen:[8]

1. Reiche Länder (wie die USA, Kanada, Japan und die meisten westeuropäischen Länder)
2. Arme Länder wie fast alle afrikanischen Länder südlich der Sahara sowie einige asiatische und südamerikanische Länder
3. Wachstumswunder wie China, Singapur, Taiwan und Südkorea
4. Wachstumsdesaster wie Madagaskar, Mali und Tschad.

Die Einteilung der Länder zu diesen Gruppen erfolgt anhand des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens und der Analyse seiner langfristigen Entwicklungstendenzen. Demnach sind ein hohes Pro-Kopf-Einkommen und eine hohe Arbeitsproduktivität für die reichen Länder charakteristisch. Diese Größen werden in der Regel in US-Dollars auf der Basis von Kaufkraftparitäten berechnet. In der Realität ist die Arbeitsproduktivität in den reichen Nationen höher als das Pro-Kopf-Einkommen, da nicht alle Menschen aktiv am Produktionsprozess teilnehmen. Im Unterschied dazu zeichnen sich arme Länder durch das relativ geringe Pro-Kopf-Einkommen aus. Die Länder mit einer langfristig negativen Wachstumsrate werden als Wachstumsdesaster bezeichnet, während die Ökonomien mit einer überdurchschnittlichen Wachstumsrate und einem relativ hohen Einkommen als Wachstumswunder gelten.[9]

3 Stlilisierte Fakten

3.1 Internationale Unterschiede im Niveau und Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens

Menschen in den industrialisierten Ländern haben einen sehr hohen materiellen Lebensstandard erreicht. Das Pro-Kopf-Einkommen in diesen Ländern ist um ein Vielfaches höher als noch vor einigen Generationen. Dieses Wachstum war deshalb möglich, weil die Produktivität sich kontinuierlich verbessert hat. In der Abbildung 1 werden einige relevante Statistiken zum Wirtschaftswachstum wiedergegeben. Dabei werden die Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Kopf in zwei Zeiträumen (zuerst zwischen 1870 und 1987 und danach zwischen 1961 und 2005) verglichen (vgl. die Abbildung 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und die durchschnittliche Wachstumsrate für sieben ausgewählte reiche Länder.[10]

Wie aus der Abbildung 1 folgt, resultiert der derzeitige Wohlstand der reichen Länder aus einer kontinuierlichen jährlichen Zunahme des BIP. Die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten für die untersuchten Länder betrugen im Zeitraum 1870 bis 1987 von 1,33 Prozent in Großbritannien bis zu 2,60 Prozent in Japan. Die Zunahme des Inlandsproduktes pro Kopf führt zur Steigerung des Einkommens, das einer Person im Durchschnitt zur Verfügung steht (das sogenannte Pro-Kopf-Einkommen). Damit können sich Menschen in reichen Ländern diverse Konsumgüter, mehr Freizeit und eine bessere gesundheitliche Versorgung leisten.[11]

[...]


[1] Vgl. Barro/Sala-i-Martin (2004), S. 44.

[2] Vgl. UNCDB (2007).

[3] Vgl. Acemoglu (2008), S. 29.

[4] Vgl. Acemoglu (2008), S. 29f..

[5] Vgl. Acemoglu (2008), S. 30.

[6] Vgl. Dreger (2007), S. 8.

[7] Vgl. Barro/Sala-i-Martin (2004), S. 44 und Kellermann (1998), S. 22.

[8] Vgl. Dreger (2007), S. 9.

[9] Vgl. Dreger (2007), S. 9f..

[10] Aufgenommen von UNCDB (2007). In Klammern stehen die Standardabweichungen der Wachstumsraten.

[11] Vgl. Easterly (2001), S. 3.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Wirtschaftswachstum. Konvergenz und Ländervergleich
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1.7
Autor
Jahr
2014
Seiten
21
Katalognummer
V272191
ISBN (eBook)
9783656636526
ISBN (Buch)
9783656636502
Dateigröße
532 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wirtschaftswachstum, konvergenz, ländervergleich
Arbeit zitieren
Zhaniya Tulebayeva (Autor:in), 2014, Wirtschaftswachstum. Konvergenz und Ländervergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272191

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