Entwicklungstendenzen der Umweltpolitik und der Ökologiebewegung in Deutschland ab 1945


Seminararbeit, 2003

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsangabe

Einleitung

Umweltschutz in der Nachkriegszeit
Die Jahre des Wirtschaftswunders
Das neue ökologische Denken und die Bedeutung des “Club of Rome“
Die Bürgerinitiativ- und Ökologiebewegung
Die achtziger und neunziger Jahre: die Konferenz von Rio und die Lokale Agenda

Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Diskussion um den Wert der Umwelt für die Gesellschaft ist mehr denn je ein aktuelles Thema. Um so wichtiger ist es, sich historisch mit dem Entwicklung der Umweltpolitik und der Ökologiebewegung zu beschäftigen. Das Thema dieser Hausarbeit lautet: Entwicklungstendenzen der Umweltpolitik und der Ökologiebewegung ab 1945 in Deutschland.

Da kaum Menschen durch Umweltschädigungen einen plötzlichen Gifttod sterben und nur wenige durch Smogluft geplagt um Atem ringen, warum sollten sie sich für den Erhalt der Umwelt einsetzen? Wer trieb die Umweltpolitik und –bewegung in Deutschland an? Welche Rolle spielen direkt Betroffene, Experten und altruistische Idealisten dabei? Diese und andere Fragen möchte diese Hausarbeit für die Zeit nach 1945 beleuchten. Dabei sollen die langsamen und schwierigen Kommunikations- und Lernprozesse deutlich werden, die erst dazu geführt haben, dass Umweltprobleme politisches Gewicht und die Bevölkerung erreichten. Inhaltlich sinnvolle Zeiträume werden in dieser Arbeit chronologisch behandelt. Es soll in der Arbeit auch gezeigt werden in welche Richtung sich die heutige Umweltpolitik bewegt Dabei werden die Konferenzen von Rio1992 und von Johannesburg 2002 angesprochen.

Den Leser mag eine Auswahl über verschiedene Aspekte wie die Lokale Agenda 21 und deren Umsetzung in Heidelberg verwundern. Diese Aspekte wurden aber bewusst ausgewählt, um den Lesern ein plastischeres Bild mit Beispielen zu vermitteln und es später in den globalen Zusammenhang einzuordnen.

Eine umfassende Chronik der Geschichte des Umweltschutzes nach 1945 kann auf zwölf Seiten nicht bewältigt werden. Deshalb muss diese Arbeit ein impressionistischer Ausschnitt bleiben, der nur einen kleinen Teil der Umweltpolitik der Ökologiebewegung als eine neue soziale Bewegung darstellt.

Umweltschutz in der Nachkriegszeit

Für die unmittelbare Nachkriegszeit kann konstatiert werden, dass Umweltschutz oder Umweltpolitik weder bei der Bevölkerung noch für Politiker ein wesentliches Thema war. Auf die näheren Lebensumstände nach dem Zweiten Weltkrieg kann hier nicht eingegangen werden, als Schlagworte seien nur kurz Hunger, Vertreibung, Wohnungsnot und noch frische Erinnerungen an die Schrecken des Krieges, wie beispielsweise Hiroshima, genannt.

Die staatliche Umweltpolitik war seit dem Zweiten Weltkrieg bis ca. 1960 von dem Anknüpfen an alte Traditionen geprägt.[1] Die Gelegenheit zur Neuordnung von umweltrelevanten Konzepten durch das Grundgesetz wurde nicht genutzt. Wenn es zu Umweltschutzmaßnahmen bis ca. 1960 kam, waren die Impulse dafür eher zufällig. Besonders deutlich wird dies bei Fragen der Wasser- oder Luftreinhaltung. Die Bevölkerung war an der Diskussion um umweltschützende Maßnahmen zu größten Teilen nicht beteiligt. Kritik am Zustand der Umwelt wurde nur von Seiten der Zoologen, Botaniker, Geographen, Bodenkundlern und anderen Wissenschaftlern laut.[2] Landschaftsökologen und Vegetationsexperten wie Josef Schmithüsen, Carl Troll und Gerhard Olschowy stellten in den Jahren 1949/50 kompetente Untersuchungen über die Funktion verschiedener Ökosysteme an und rieten zu einer dringenden Regeneration dieser. Erich Hornmann behauptete 1951 sogar, dass weder der Kommunismus noch die Atombombe der, wie er sagte, „Weltfeind Nr.1“ sei, sondern der Raubau an der Natur und die Vernichtung der Lebensgrundlagen.

Was die Umweltpolitik betrifft, so müssen die neuen Ausgangsbedingungen der Umweltpolitik gegenüber der Vorkriegszeit deutlich gemacht werden. Es kam zur übergreifenden Zusammenarbeit der Parteien und Interessensgruppen. Doch nicht nur Parteien arbeiteten zusammen, sondern auch Regierung, Industrie und Forschungseinrichtungen. Dies wirkte sich umweltpolitisch später aus, da dieser komplizierte Komplex einer öffentlichen Kontrolle nur schwer unterzogen werden konnte.[3] Dazu ermöglichten finanzielle Förderungen für Forschungsbetriebe, die sich mit Umweltschutz beschäftigten, die Bedeutung von Umweltschäden und die vielleicht notwendigen Gegenmaßnahmen genauer zu bestimmen.

Die Jahre des Wirtschaftswunders

Im folgenden Abschnitt wird gezeigt, welche die auslösenden Faktoren für einen Bewusstseinswandel der Bevölkerung Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre waren und wie sie von der Bevölkerung aufgenommen wurden.

Je weiter sich die BRD von den unmittelbaren Aufgaben der Nachkriegszeit und dem wirtschaftlichen Wiederaufbau entfernte, desto mehr konnte das nach dem zweiten Weltkrieg freiheitlich-pluralistische politische System genutzt werden, Kritik am Umgang mit der Natur zu üben.[4]

Die 1950er und frühen 1960er waren überwiegend von einer Aufbau- und Wachstumsmentalität geprägt, die Jahre zwischen 1955 und 1965 werden oftmals mit dem Schlagwort “Wirtschaftswunder“ betitelt und verdeutlichen gut, wie unerwartet schnell der Aufschwung Deutschlands nach dem Krieg gelang. Vom größten Teil der Bevölkerung wurden die negativen Auswirkungen auf die Umwelt, die aus der raschen Expansion der Industrie und des Verkehrswesens und des wachsenden Energie- und Rohstoffverbrauchs resultierten, nicht wahrgenommen. So wurden schon die äußerst vorsichtigen Appelle zur Maßhaltung des „Vaters“ des Wirtschaftswunders, Ludwig Erhard, von seinen eigenen Parteifreunden als unnötig belächelt.[5] Ebenso wenig beachtet blieben Versuche, auf den Expansionswahn und die Ausbeutung der Natur hinzuweisen. Die auf der Insel Mainau entstandene „Grüne Charta“ von Wissenschaftlern unter Vorsitz des Präsidenten der westdeutschen Gartenbaugesellschaft, Graf Lernnart Bernadotte, blieb 1960 ebenso ungehört wie ein Artikel im Herbst 1964 in der „Welt am Sonntag“ von Wilhelm Röpke, in dem er die fortschreitende Zerstörung der Natur beklagte. Sowohl die Grüne Charta als auch Röpke ging - und das ist vielleicht charakteristisch für diesen Zeitraum – von einer Naturvorstellung aus, die in der zu erhaltenen Landschaft vornehmlich ein Nutz- und Erholungsgebiet für den Menschen sah.[6] Ein Eigenrecht der Natur wurde ihr in diesen Fällen nicht zugestanden. Dieser Utilitarismus wird auch in der Umweltpolitik deutlich, als erste konkrete Ziele genannt werden. Der Beginn einer neuen Phase der Umweltpolitik kann mit der SPD-Forderung im Wahlkampf 1961 nach einem „blauen Himmel über der Ruhr“ angesetzt werden.[7] Bundespolitisch bedeutete der Wechsel der CDU/FDP-Koalition zur Großen Koalition eine große Veränderung, sowohl in der Wirtschafts-, als auch in der Umweltpolitik. Die neue Regierung war zu größeren Interventionen bereit, diese beschränkten sich zunächst aber überwiegend auf die Formulierung von Absichten. Im legislativen Bereich begann langsam und vorsichtig der Ausbau der Bürokratie, der eine bessere politische Planung und Kontrollmöglichkeit im Umweltschutz sicherstellen sollte.[8]

In anderen Worten: die ersten, zaghaften Schritte für eine saubere Umwelt finden sich Anfang der 60er Jahre. Der Zweck, die Umwelt zu schützen beschränkt sich aber lediglich darauf, dass die Menschen ihre Bedürfnisse in den folgenden Zeitperioden besser befriedigen können.

[...]


[1] Vgl. Wey, Klaus-Georg: Umweltpolitik in Deutschland: kurze Geschichte des Umweltschutzes in Deutschland seit 1900, Opladen 1982,152.

[2].Vgl. Hermand, Jost: Grüne Utopien in Deutschland, 121f.

[3] Vgl. Wey, Klaus-Georg: Umweltpolitik in Deutschland, 154.

[4] Vgl. Wey, Klaus-Georg: Umweltpolitik in Deutschland, 152.

[5] Vgl. Hermand, Jost: Grüne Utopien in Deutschland., 129.

[6] Vgl. Hermand, Jost: Grüne Utopien in Deutschland,129.

[7] Vgl. Wey, Klaus-Georg: Umweltpolitik in Deutschland, 154.

[8] Vgl. Wey, Klaus-Georg: Umweltpolitik in Deutschland, 154.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Entwicklungstendenzen der Umweltpolitik und der Ökologiebewegung in Deutschland ab 1945
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Seminar: Natur und Wirtschaft
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V27206
ISBN (eBook)
9783638293167
Dateigröße
580 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklungstendenzen, Umweltpolitik, Deutschland, Seminar, Natur, Wirtschaft
Arbeit zitieren
M.A. Sandra Tauer (Autor:in), 2003, Entwicklungstendenzen der Umweltpolitik und der Ökologiebewegung in Deutschland ab 1945, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27206

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