Überwinterungsstrategien einheimischer Vögel


Unterrichtsentwurf, 2003

75 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Von Abenteuern und Reisemuffeln
1.1. Standvögel
1.2. Strichvögel
1.3. Teilvögel
1.4. Zugvögel
1.4.1. Langstreckenzieher
1.4.2. Kurzstreckenzieher

2. Lebensraum und Biologie des Weißstorchs (Ciconia ciconia)
2.1. Die Brutzeit
2.2. Storchenzug und Überwinterung – Zugweg, Winterquartiere
2.3. Vom Aussterben bedroht – Die Gefährdung und die Ursachen

3. Orientierung und Navigation beim Vogelzug

4. Vogelzug und Physiologie
4.1. Endogene Rhythmen
4.2. Innere Kontrollorgane
4.3. Energiereserven-Energieverbrauch
4.4. Wasserbedarf

5. Künstliche Fütterung
5.1. Vogelfutter – Regeln zur Vogelfütterungen
5.1.1. Körnermischungen
5.1.2. Körner-Fett-Mischung
5.1.3. Weichfutter
5.1.4. Ungeeignetes Futter
5.2. Fütterungsgeräte- und Methoden
5.2.1. Futterhäuser
5.2.2. Futterautomaten
5.2.3. Fettfutterspender

6. Pro & Contra Vogelfütterung – Diskussion

7. Thema im Unterricht

1. Von Abenteuern und Reisemuffeln

Für einige einheimische Vogelarten sind die winterlichen Bedingungen nicht optimal, lange Frostperioden, dicke Schneeschichten und Nahrungsmangel setzen ihnen zu. Daher haben sie unterschiedliche „Überwinterungsstrategien“ entwickelt: „Vögel aus arktischen Gegenden und solche, die sich von Insekten ernähren, müssen wegziehen. Andere ziehen nur dann, wenn die Futterbasis zu gering wird.“[1]

Dieses Referat soll einen Überblick über die Überwinterungsstrategien der einheimischen Vögel geben. Intensiver wird auf das Zugverhalten und exemplarisch auf den Weißstorch eingegangen. Abschließend wird das Füttern der Vögel im Winter kritisch betrachtet und in einer Diskussion geklärt, ob es sich bei der Winterfütterung um einen sinnvollen Naturschutz oder um einen unsinnigen Eingriff in das natürliche Gleichgewicht handelt.

1.1. Standvögel

Standvögel sind Vögel, die das ganze Jahr in der Nähe ihres Brutgebietes bleiben,[2] Fast alle tropischen Arten gehören zu dieser Gruppe. In den gemäßigten Zonen zählen nur einige Minderheiten dazu.[3] z.B. Rebhuhn (Perdix perdix) und Wachholderdrossel (Turdus pilaris).

1.2. Strichvögel

„Als Strichvögel werden Arten bezeichnet, die außerhalb der Brutsaison innerhalb oder in nächster Umgebung ihres Brutareals umherwandern.“[4] Z.B. Hausmeise (Gattung: Parus).

1.3. Teilvögel

„Man spricht von Teilzug, wenn ein Teil der Individuen einer Art oder Population wandert und ein anderer Teil ständig im Brutgebiet bleibt.“[5] Folgen mehrere milde Winter aufeinander, bleiben mehr Individuen einer Art zurück, folgen viele strengere Winter aufeinander ziehen größere Teile in den Süden. Da die Überlebenschancen bei milden Wintern für die Vögel bessere in der Heimat sind, als auf dem gefährlichen Zug in den Süden. Es ziehen mehr junge und weibliche Vögel in den Süden, da sie im Futterkampf häufiger unterliegen.[6] Mit dem Teilzugverhalten reagieren die Vögel nicht nur auf die jahreszeitlich wechselnden Lebensbedingungen, sondern auch auf die von Jahr zu Jahr unterschiedlichen Überwinterungsbedingungen. Zu ihnen gehören Buchfink (Fringilla coelebs), Amsel (Turdus merula) und das europäisches Rotkehlchen (Erithacus rubecula). „Die meisten der hiesigen Vögel sind Teilzieher: sie stellen rund 80% der deutschen Vogelfauna.“[7]

„Beim Buchfinken hat das Teilzieherverhalten sogar zu seiner Namensgebung beigetragen. In Schweden, in der der Systematiker Linné lebte, verbleiben im Winter vor allem Buchfinkenmännchen, und aufgrund dieser „Winterwitwerschaft“ gab er der Art den Namen „coelebs“, lateinisch ehelos.“[8]

Immer mehr Teilzieher zeigen Standvogelverhalten. So galt z.B. die Amsel (Turdus merula) vor einigen Jahrzehnten noch als Zugvogel, heute bleibt sie jedoch überwiegend in ihren Brutgebieten. Gründe dafür können die milderen Winter sein und dass die Amsel (Turdus merula) die Städte für sich erobert hat und dort Nahrung und Schutz vor der Kälte findet.[9]

1.4. Zugvögel

„Als Zugvögel bezeichnet man üblicherweise periodische Wanderungen zwischen dem Brutgebiet und einem davon getrennten außerbrutzeitlichen Aufenthaltsbereich […].“[10]

Man vermutet, dass die Zugbewegung der Vögel daher kommt, dass mit dem Ende der Eiszeit Gebiete im Norden eisfrei wurden, die für die Vögel im Sommer beste Brut- und Futterbedingungen boten. Im Winter mussten sie jedoch aufgrund der wiederkehrenden Kälte in den Süden zurückkehren.

Der Vogelzug findet statt, „weil das Brüten im Winterquartier ebenso unmöglich oder mindestens schwierig ist wie das ganzjährige Überleben im Sommerquatier, wo gebrütet wird.“[11]

Einige Vögel legen auf ihrem Zug enorme Strecken zurück, so zieht z.B. der Weisstorch bis nach Afrika. Dabei legt er bis zu 400 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 90 km/h täglich zurück.[12]

1.4.1. Langstreckenzieher

Einige Arten ziehen regelmäßig über sehr weite Entfernungen und sind demnach Langstreckenzieher, wie z.B. der Weißstorch (Ciconia ciconia), Rauchschwalbe (Hirundo rustica), Kranich (Grus grus) oder Kuckuck (Cuculus canorus). Der Nachtzug ist unter ihnen weit verbreitet. Während ihres Zuges Rasten sie häufig mehrere Wochen lang um ihre Depotfettanreicherungen[13] aufzufüllen. Sie räumen im Herbst ihr Brutgebiet vollständig und überwintern in einer gänzlich anderen Klimazone der Erde. Die meisten von ihnen wechseln von Europa in die Tropen Afrikas südlich der Sahara. Die Langstreckenzieher leben somit das ganze Jahr in warmen Klimaten und kennen keinen Winter. Die meisten Insekten- und Weichfresser gehören zu dieser Gruppe, da für sie Nahrung im Winter in Deutschland nicht ausreichend vorhanden ist.[14]

1.4.2. Kurzstreckenzieher

Vogelarten, mit geringer ausgeprägtem Zugverhalten nennt man Kurzstreckenzieher. Ihr Überwinterungsgebiet liegt nördlich der Sahara. Hierzu zählen die Bachstelze (Motacilla alba), Bergfink (Fringilla montifringilla), Star (Sturnus vulgaris) oder Feldlerche (Alauda arvensis). Sie überwintern in Klimazonen, die jener ähnlich ist, in der sie brüten. Die meisten Kurzstreckenzieher wandern nach Südwesten in milde, vom Golfstrom beeinflusste Gebiete. Unter den Kurzstreckenziehern ist sowohl der Tag- wie auch der Nachtzug verbreitet, jedoch ist der Tagzug in der Mehrzahl.[15]

2. Lebensraum und Biologie des Weißstorchs (Ciconia ciconia)

Der Weißstorch gehört zur Ordnung der Ciconiiformes, der Schreitvögel und bildet in ihnen die Familie der Ciconiidae Insgesamt 17 Storchenarten leben heute auf der Erde[16]

Der Weißstorch misst etwa 80cm vom Scheitel bis zur Fußsohle und ist damit einer der größten Vögel unserer Heimat. Beim Flug streckt er Hals und Beine lang aus. Die Flügelspannweite beträgt etwa 2m, dass eignet sich besonders gut zum „segeln“. Die 35cm langen Beine sind besonders gut geeignet für das Waten im Wasser. Der Schnabel ist 14 – 19cm lang und wird ähnlich wie eine Pinzette genutzt. Männchen wiegen ca. 3800g, Weibchen 3300. Das Männchen ist etwas größer und besitzt einen längeren, stärkeren Schnabel, als das Weibchen.

Beim Schlüpfen tragen die Storchenküken ein lockeres, schmutzigweißes Dunengefieder, das nach etwa einer Woche durch ein dichteres, längeres und reinweißes Dunenkleid ersetzt wird. In den ersten Wochen nach dem Ausfliegen lassen sich die Jungvögel an der schwarzen Schnabelspitze und den schmutzigroten Beinen erkennen.

Das Brutareal des Weißstorchs umfasst Europa, Westasien und Nordafrika.[17] Ein großes Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordwesteuropa bis nach Russland, und von Griechenland bis hinein nach Kleinasien. Die Nordgrenze bildet heute Dänemark und die Süd- und Ostküste der Ostsee bis zum Finnischen Meerbusen. Vom Finnischen Meerbusen verläuft die Verbreitungsgrenze in südöstl. Richtung entlang St. Peterburg – Moskau zum Oberen Don am 40. Breitengrad. Dann biegt sie nach Südwesten, um westlich der Halbinsel Krim in der Ukraine das Schwarze Meer zu erreichen. Die Westgrenze verläuft von den Niederlanden aus nach Süden bis ins französische Elsaß und läuft dann in südöstl. Richtung zur Ostküste der Adria, der sie bis Griechenland folgt. Mitteleuropa, westlich der deutsch – französischen Grenze, ist praktisch unbesiedelt. In Südwesteuropa und Nordafrika befindet sich ein weiteres wichtiges Verbreitungsgebiet, Spanien, Portugal, Marokko, Algerien und Tunesien. Die bedeutendsten Vorkommen der Art liegen in Osteuropa und Westasien. Seit ein paar Jahrzehnten ist ein Vorkommen von Brutpaaren in der südafrikanischen Kapprovinz bekannt. Wahrscheinlich Vögel, die mal den Rückzug verpasst haben.

Vor allem im westlichen Mitteleuropa sind viele Populationen seit Mitte der 90er Jahre regelrecht zusammen gebrochen. Immer mehr Gebiete verwaisen und es entstehen Lücken, die sich weiter ausdehnen.

Die amphibische Lebensräume, also die Übergangszonen zwischen Wasser und Land, gehören zu den produktivsten Ökosystemen. Dort fühlt sich der Weißstorch wohl, viel Wasser, Tümpel und Feuchtwiesen und doch auch Wiesen mit Insekten, Mäusen, etc. Als Nahrung bevorzugt er Heuschrecken, Käfer, Raupen, Regenwürmer, Frösche und andere Amphibien, gelegentlich Maulwürfe, Fische, Krebse, Eidechsen, Schlangen, kleinere Vögel und Eier von Bodenbrütern.[18] Nirgendwo sonst gibt es so ein hohes Nahrungsangebot. Daher gibt es die größten Weißstorchkolonien Nordwest-, Mittel- und Osteuropas in solchen feuchten Niederungsgebieten; auch heute finden sich fast alle in Deutschland brütenden Weißstorchpaare entlang von Flussläufen. Aufgefallen ist, dass die Weißstörche heutzutage in einem Nahgebiet und Ferngebiet jagen. Während der Bebrütung der Eier und den ersten Wochen der Jungenaufzucht wird meist im Nahbereich gejagt, ca. 2 1/2km um den Horst herum. Danach wird hauptsächlich der Fernbereich von ca. 8km genutzt. Das ist damit zu erklären, dass das Nahrungsangebot in unmittelbarer Nähe oft nicht zur Brutaufzucht ausreicht. Die größere Entfernung beeinträchtigt allerdings die Effektivität der Nahrungssuche, da die Elterntiere längere Zeit benötigen. Daher wird die Chance geringer viele Jungtiere erfolgreich aufzuziehen. Ausnahme: sollten die weiter entfernten Gebiete ein wirklich hohes Nahrungsangebot sichern, so nehmen die Tiere den Flug gerne in Kauf, da es wirklich mehr Nahrung gibt und das den Aufwand aufwiegt.

In Gebieten mit intensiver Grünlandnutzung liegt das Nahrungshabitat zwischen 800 und 3000ha. In weniger intensiv bewirtschafteten Gebieten ist die Größe geringer und liegt bei etwa einem zehntel der anderen Größe, da das Nahrungsangebot viel höher ist.

Neu beim der Nahrung ist, dass man Störche sogar heut auf Müllkippen sieht, die fast ausschließlich von Essens- und Schlachtabfällen leben; auch Aas wird nicht verschmäht. Der tägliche Nahrungsbedarf eines ausgewachsenen Vogels liegt bei 500g, Jungvögel benötigen sehr viel mehr und fressen bis zu 1200g Futter pro Tag. Unverdauliche Nahrungsmittel werden wieder herausgewürgt, Gewölle.

[...]


[1] Reichholf, Dr. Josef (Hrsg.): Die Welt der Vögel. Verlag Herder KG, Freiburg im Breisgau 1976. S. 132 (Im Folgenden: Reichholf 1976.)

[2] Vgl. Berthold, Peter: Vogelzug. Eine kurze, aktuelle Gesamtübersicht. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990. S. 33 (Im Folgenden: Berthold 1990)

[3] Vgl. Curry-Lindahl, Kai: Das große Buch vom Vogelzug, Verlag Paul Parey, Berlin Hamburg 1982. S. 19 (Im Folgenden: Curry-Lindahl 1982)

[4] Curry-Lindahl 1982, S. 19

[5] Berthold 1990. S. 52.

[6] Vgl: Reichholf 1976. S. 132.

[7] http://www.quarks.de. Stand: 01.10.02, abgerufen am 10.06.03, 18.11 Uhr (Im Folgenden: www.quarks.de )

[8] Berthold 1990. S. 52f.

[9] vgl. www.quarks.de

[10] Vgl. Bezzel, Einhard und Roland Rinzigner: Ornithologie. Gustav Fischer Verlag München 1990. S. 376 (Im Folgenden: Bezzel 1990)

[11] Reichholf 1976, S. 133.

[12] Vgl. http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/hsu/vogelflug/hintergrund/#modul3. abgerufen am: 10.06.03 17:20 Uhr

[13] Auf die Depotfettbildung wird in Kap. 4.3. näher eingegangen.

[14] Vgl. Gatter, Wulf: Vogelzug und Vogelbestände in Mitteleuropa. 30 Jahre Beobachtung des Tageszugs am Randecker Maar. Aula-Verlag, Wiebelsheim 2000. S. 14 (Im Folgenden: Gatter 2000).

[15] Vgl. Gatter 2000. S. 14

[16] Vgl. Bezzel, Einhard Dr.: BLV Handbuch. Vögel. BLV Verlagsgeselllschaft mbH, München 1996. S. 17. S. 94 (Im Folgendem: Bezzel 1996)

[17] Stand 1993

[18] Vgl. Bairlein, Franz und Hans Rudolf Henneberg: Der Weißstorch (Ciconia ciconia) im Oldenburger Land. Oldenburg 2000. S.11f. (Im Folgenden: Bairlein 2000)

Ende der Leseprobe aus 75 Seiten

Details

Titel
Überwinterungsstrategien einheimischer Vögel
Hochschule
Universität Münster  (Didaktik der Biologie)
Veranstaltung
Einheimische Wirbeltiere
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
75
Katalognummer
V27194
ISBN (eBook)
9783638293075
ISBN (Buch)
9783640857937
Dateigröße
4380 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ein ausgearbeitetes Referat mit Handout. Zusätzlich enthalten: eine Präsentation mit 49 Folien.
Schlagworte
Vögel, Einheimische, Wirbeltiere
Arbeit zitieren
Jennifer Moczko (Autor:in), 2003, Überwinterungsstrategien einheimischer Vögel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27194

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