Die Schlacht bei Namur (Bataille de Charleroi) vom 21. bis 24. August 1914

Das Zentrum der Schlacht. Niedersachsen gegen Normannen


Fachbuch, 2014

84 Seiten, Note: ohne


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kenntnisstand und Quellenlage

3. Die an der Schlacht beteiligten Einheite

4. Der Aufmarsch

5. Freitag, der 21. August 1914

6. Samstag, der 22. August 1914
a. Das deutsche X. Armeekorps am 22. August 1914
(1) Die deutsche 19. Infanteriedivision gegen Chatelet und Presles
(2) Die deutsche 20. Infanteriedivision gegen Roselies und Falisolle
b. Das deutsche X. Reservekorps am 22. August 1914
(1) Die deutsche 2. Gardereservedivision gegen Monceau
(2) Die deutsche 19. Reservedivision gegen Couillet und Les Haies
c) Die französische Armee am 22. August 1914

7. Sonntag, der 23. August 1914
a. Das deutsche X. Armeekorps am 23. August 1914
(1) Die deutsche 19. Infanteriedivision gegen Gerpinnes
(2) Die deutsche 20. Infanteriedivision gegen Oret
b. Das deutsche X. Reservekorps am 23. August 1914
(1) Die deutsche 2. Gardereservedivision gegen Gozee und Marbaix.
(2) Die deutsche 19. Reservedivision gegen Nalinnes
c) Die französische Armee am 23. August 1914

8. Montag, der 24. August 1914
a) Die deutsche Armee am 24. August 1914
b) Die französische Armee am 24. August 1914

9. Verluste

10. Zusammenfassung

11. Quellen- und Literaturverzeichnis
a) Ungedruckte Quellen
b) Gedruckte Quellen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Die „Schlacht von Charleroi“ - so die überwiegende Bezeichnung in Frankreich[1] - oder „Schlacht bei Namur“, so die überwiegende deutsche Bezeichnung,[2] war eine der ersten großen Schlachten des Ersten Weltkrieges, beginnend am 21. und endend am 24. August 1914. An der Sambre und der Maas, im Raum Charleroi – Namur in Südbelgien, standen sich im Rahmen einer Begegnungsschlacht[3] des Bewegungskrieges auf der einen Seite die deutsche (dt.) 2. und (dt.) 3. Armee und auf der anderen Seite die französische (frz.) 5. Armee gegenüber. Die beiden deutschen Armeen waren als Teil des Schwenkungsflügels über Lüttich weiter Richtung Westen aufmarschiert und trafen an der Sambre und Maas auf die gleichfalls im Vormarsch befindliche „Westgruppe“ des französischen Heeres, die (frz.) 5. Armee, die den linken Flügel des französischen Aufmarsches darstellte. Westlich dieser Armee sammelte sich die Britische Armee. Nordwestlich der (dt.) 2. Armee marschierte die (dt.) 1. Armee, die am 22. August bei der belgischen Stadt Mons überraschend auf die Britische Armee traf. Östlich der (dt.) 2. Armee ging die (dt.) 3. (Sächsische) Armee gegen die Maas-Linie in südwestlicher Richtung vor. Zeitgleich kam es weiter südöstlich zu einer Reihe weiterer sogenannter „Grenzschlachten“: Bei der (dt.) 4. Armee zur Schlacht von Neufchateau und noch weiter südöstlich bei der (dt.) 5. Armee zur Schlacht von Longwy.

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Die (dt.) 2. Armee unter Generaloberst von Bülow bestand Anfang August aus sechs Korps, davon drei „aktive“ Armeekorps  (AK) und drei Reservekorps (RK): Das VII. AK und VII. RK stammten aus Westfalen, das X. AK und X. RK aus Niedersachsen, das Gardekorps und das Gardereservekorps aus Berlin/Potsdam. Jedes Korps war etwa 40.000 Mann stark. Die ganze 2. Armee umfasste, als sie an der Sambre angelangte, über etwa 160.000 Mann, da das VII. RK, das mit Teilen noch bei Lüttich stand, erst in einigem Abstand in zweiter Linie folgte und das Gardereservekorps mit der Eroberung der Festung Namur beauftragt war.[4] Die der (dt.) 2. Armee gegenüberstehende (frz.) 5. Armee unter General Lanrezac unterstanden insgesamt vier Korps (CA) mit etwa 240.000 Soldaten.[5] Am 21. August verfügte sie an der Sambre aber zunächst nur über zwei ihrer vier Armeekorps, ein weiteres Korps war noch in der Versammlung begriffen und das vierte vorhandene Korps sicherte noch die rechte Flanke der Armee an der Maas.

In der Mitte der sich längs der Sambre entwickelnden Schlacht standen auf deutscher Seite das X. AK und das X. RK. Ihnen gegenüber standen das III. CA sowie Teile des X. und XVIII. CA. der (frz.) 5. Armee. Insgesamt ballten sich im Zentrum der Schlacht auf einer Fläche von etwa 25 mal 25 Kilometer etwa 200.000 deutsche und französische Soldaten.

Am westlichen Flügel der Schlacht traf das (dt.) VII. AK auf die Masse des XVIII. CA sowie Teile des Kavalleriekorps Sordet. Am östlichen Flügel traf das (dt.) Gardekorps auf den rechten Flügel des (frz.) X. CA und das (frz.) I. CA.

2. Kenntnisstand und Quellenlage

Die bisherige Kenntnis über die Geschehensabläufe der Schlacht von Namur ist zumindest auf deutscher Seite wenig tiefgehen. Das Standartwerk des Reichsarchivs[6] gibt einen Überblick über die wesentlichen Handlungsabläufe auf der Ebene der Großverbände, also der Korps und Divisionen. Ansonsten haben sich aber weder die zeitgenössischen Reihen „Schlachten des Weltkriegs“[7] noch „Der große Krieg in Einzeldarstellungen“[8] dieser Schlacht angenommen. Interessanterweise wurden dagegen alle anderen im August 1914 durchfochtenen „Grenzschlachten“ sowie die Eroberung von Lüttich und die Schlacht von Tannenberg in den beiden genannten Reihen behandelt.[9] Eine Erklärung dafür, weshalb gerade die Schlacht von Namur nicht mit einer eigenen Darstellung versehen worden ist, findet sich nicht. Auch neuere Darstellungen oder Betrachtungen zu dieser Schlacht, und damit eine Beleuchtung der taktischen Ebene unterhalb der Korps und Divisionen, fehlen auf deutscher Seite ganz. Auf französischer Seite liegt zwar zumindest ein sich mit dem Verlauf der Schlacht eingehend beschäftigendes älteres Werk[10] vor und es sind unlängst auch neuere Publikationen erschienen.[11] Diese widmen sich aber vor allem allein dem Handlungsablauf auf französischer Seite sowie der Einordnung des Geschehens in den historischen Kontext.

Material zu den einzelnen Ereignissen der Schlacht lassen sich über die Kriegstagebücher der beteiligten Einheiten zumindest für die deutschen Einheiten nicht mehr gewinnen, da diese mit wenigen Ausnahmen verloren gegangen sind. So sind die Akten der Divisionen zusammen mit dem Schriftgut der Preußischen Armee 1945 durch Kriegseinwirkung bis auf wenige Aktenreste verloren gegangen.[12] Die Kriegstagebücher der französischen Einheiten (Journal de Marches et Operations, J.M.O.) sind dagegen weitgehend vorhanden. Als Quelle nutzbar sind aber auf deutscher Seite dafür die Regimentsgeschichten der einzelnen an den Kampfhandlungen beteiligten Truppen. Fast alle Regimenter, sowohl auf deutscher wie auf französischer Seite, haben mehr oder minder umfangreiche Regimentsgeschichten veröffentlich. In Frankreich sind diese sowie (teilweise) die Kriegstagebücher der Armee, Korps, Divisionen und Brigaden (J.M.O.) vom Verteidigungsministerium in beispielhafter Weise im Internet zugänglich gemacht worden.[13] Vor allem auf der Auswertung der Regimentsgeschichten beruht denn auch im Wesentlichen die nachfolgende Darstellung. Von den im Zentrum der Schlacht beteiligten deutschen Regimentern fehlen lediglich vom RIR 55, RFAR 19, den Pionierbataillonen und vom III./RIR 79 entsprechende Publikationen. Ansonsten liegen entsprechende Truppengeschichten vor, die zum Großteil auch sehr ausführlich über das Geschehen in der Schlacht berichten, da es sich für die meisten der beteiligten Einheiten bei dieser Schlacht zugleich um die sogenannte „Feuertaufe“ gehandelt hat und die Darstellung der wenigen Wochen des Bewegungskrieges auch wesentlich abwechslungsreicher gewesen sein dürfte, als die Beschreibung des späteren, sich in weiten Teilen ereignislos hinziehenden Stellungskrieges. Die Darstellungen des Geschehens in den Regimentsgeschichten leidet zwar passagenweise ein wenig an der „Frontromantik“ der unmittelbar an den Geschehnissen beteiligten Kriegsteilnehmer. Andererseits sind die Regimentsgeschichten aber im Hinblick auf die taktische Ebene, also die Betrachtung der Gefechtsabläufe unterhalb der Korps und Divisionen, qualitativ durchaus wertvoll.[14]

Im Hinblick auf den Ausgang der Schlacht ist Einigkeit zu verzeichnen. Sowohl die französische wie die deutsche Seite sahen die Schlacht frühzeitig als, wenn auch „nur taktischen“, deutschen Sieg. Weitgehend ungeklärt ist aber, wie und welche Verluste im Verlaufe der Schlacht bei den beteiligten gegnerischen Verbänden eingetreten sind. Mittlerweile liegen zwar erste detailliertere Auswertungen zu einigen anderen Schlachten der ersten Kriegswochen des Bewegungskrieges vor.[15] Für die Schlacht von Namur indessen fehlt es daran nach wie vor. Auf französischer Seite ist nur bekannt, dass die Verluste teilweise „hoch“ waren. Auf deutscher Seite gibt es lediglich die nicht näher konkretisierte Aussage des Armeeführers der (dt.) 2. Armee, Generaloberst von Bülow, wonach die eigenen Verluste in der Schlacht an Gefallenen und Verwundeten bei 11.000 Mann gelegen hätten, während die französischen Verluste doppelt so hoch zu veranschlagen seien.[16] Eine Nachprüfung der genauen Verlustzahlen und insbesondere der zu diesen Verlusten führenden Abläufe der einzelnen Gefechtshandlungen ist aber durchaus von Interesse: In den Schlachten von Mons und Le Cateau seien die Verluste der Deutschen erstaunlicherweise nur geringfügig höher gewesen als die britischen Verluste, und das, obwohl die Briten die grundsätzlich verlustärmere Verteidigerposition innegehabt und dennoch von den Deutschen aus ihren Stellungen gedrängt worden seien.[17] Zu erwarten gewesen wäre stattdessen, das die Angreifer wesentlich höhere Verluste als die Verteidiger hätten hinnehmen müssen. Insoweit ist es wenig erklärlich, wenn der damalige Armeeführer der (dt.) 2. Armee davon ausgeht, dass in der Schlacht von Namur, in einer der Schlacht von Mons letztlichen gleichgelagerten strategischen Ausgangsstellung, die französischen Verluste nicht nur höher sondern sogar doppelt so hoch gewesen seien, wie die der Deutschen.  Die tatsächlichen Verlustzahlen, die hier nicht als reines „body-counting“, sondern als Hilfsmittel zur Analyse des Geschehens verstanden werden sollen, lassen sich gleichfalls noch weitgehend anhand der Regimentsgeschichten und Verlustlisten ermitteln. Damit kann eine Gegenüberstellung der beiderseitigen Verluste, hier zunächst nur für die im Zentrum der Schlacht beteiligten Einheiten, erfolgen. Mittels dieser Zahlen und der in den Regimentsgeschichten geschilderten taktischen Gefechtsebene kann zumindest der Versuch einer Nachprüfung der gegenseitigen Verluste und der Ursachen derselben unternommen werden.

3. Die an der Schlacht beteiligten Einheiten

Die hier zunächst allein zu beleuchtende Mitte der Front der (dt.) 2. Armee bildeten das  aus Hannover stammende X. Armeekorps (AK) und das gleichfalls in Hannover aufgestellte X. Reservekorps (RK). Das X. AK, welches aus zwei Infanteriedivisionen (19. und 20. ID) mit zusammen acht Infanterieregimentern (IR) bestand, rekrutierte sich aus den verschiedenen niedersächsischen Regionen. Je zwei IR waren zu einer Brigade zusammengefasst. Jedes Regiment verfügte über etwa dreitausend Soldaten, gegliedert in je drei Bataillone zu je vier Kompanien. Die Wehrpflicht betrug bei Kriegsausbruch zwei Jahre. Die zu dieser Zeit dienstpflichtigen Niedersachsen waren ganz überwiegend zu diesen acht, das X. AK bildenden ehemals Hannoverschen (Füsilierregiment FR Nr. 73 in Hannover, IR 74 in Hannover, IR 77 in Celle, IR 79 in Hildesheim und IR 164 in Hameln und Holzminden), Ostfriesischen (IR 78 in Osnabrück), Oldenburgischen (IR 91) oder Braunschweigischen (IR 92) Infanterieregimentern eingezogen worden. Ferner verfügte das X. AK über vier Feldartillerieregimenter (FAR Nr. 10 Hannover, FAR Nr. 26 Verden, FAR Nr. 46 Wolfenbüttel und FAR Nr. 62 Oldenburg), eine Abteilung eines mit schweren Haubitzen bestückten sogenannten Fußartillerieregiments (II./Nr. 10), ein Jägerbataillon (Nr. 10 in Goslar), ein Pionierbataillon (Nr. 10 in Minden, das allerdings nicht im Verband des X. AK kämpfte) und ein Kavallerieregimenter (Husaren Nr. 17 in Braunschweig).

Neben diesen „aktiven“ Einheiten wurden mit Mobilmachung im Wehrbereich des X. AK eine gleiche Zahl von Reserveeinheiten aufgestellt, die zusammen das X. Reservekorps (RK) bildeten. Die Stäbe dieser Einheiten wurden von den aktiven Regimentern gestellt, die Mannschaften setzten sich dagegen aus Reservisten verschiedener Jahrgänge zusammen. Hier bestanden das Reserve-Infanterieregiment (RIR) 73, dessen drei Bataillone (zu je ca. eintausend Mann) sich in Braunschweig, Celle und Hannover sammelten; das RIR 74 in Hannover, Nienburg und Oldenburg; das RIR 77 in Hildesheim und Hameln; das RIR 78 in Lüneburg und Braunschweig; das RIR 91 in Göttingen und Hameln und das RIR 92 in Osnabrück und Lingen. Ferner gehörten die beiden westfälischen RIR 15 und 55 und ein selbständiges ostfriesisches Reservebataillon, das III./RIR 79, zum X. RK. Auch bei der Artillerie (Reserve-Feldartillerieregimenter Nr. 19 Wolfenbüttel, Nr. 20 Hannover und Oldenburg), den Jägern (Reserve-Jägerregiment Nr. 10 in Goslar), Pionieren und Kavallerie gab es entsprechende dem X. RK zugeordnete Reserveregimenter. Diese Reservetruppen waren hinsichtlich Größe und Bewaffnung gleich den aktiven Regimentern ausgestattet, lediglich artilleristisch war das X. RK dem X. AK um die Hälfte unterlegen (72 statt 144 Feldkanonen und keine Haubitzen).[18] Auch die Aufgabenstellung und der Kampfwert beider Truppen waren ansonsten identisch, beide Korps wurden „in der Front“ eingesetzt. Reine Sicherungsaufgaben wurden dagegen den älteren Reservistenjahrgängen der „Landwehr“ und des „Landsturms“ überlassen.

Die Feldartillerieregimenter (FAR) waren in zwei Abteilungen zu je drei Batterien gegliedert. Jede Batterie verfügte über sechs Geschütze, so dass ein FAR über 36 Geschütze verfügte. Die Reserve-Feldartillerieregimenter (RFAR) waren ausschließlich mit Kanonen versehen, während die aktiven FAR zum Teil bereits je zur Hälfte mit Kanonen und zur anderen Hälfte mit der wirkungsvolleren leichten Feldhaubitze ausgestattet waren.[19] Eine aktive Division verfügte über zwei FAR, besaß also 72 Geschütze. Eine Reservedivision besaß dagegen nur ein RFAR mit 36 Kanonen. Einem aktiven Armeekorps stand zusätzlich als Korps-Artillerie eine Abteilung Fuß-Artillerie, die mit 8 schweren Feldhaubitzen ausgerüstet war, zur Verfügung. Ein RK verfügte dagegen über keine schweren Feldhaubitzen und auch keine sonstige Korps-Artillerie. In der französischen Armee kamen auf eine Infanteriedivision nur 36 Geschütze, dafür standen dem Armeekorps aber zusätzlich 32 Geschütze als Korps-Artillerie zur Verfügung. Die französische Artillerie verfügte bei Kriegsbeginn über keine Feldhaubitzen. Dafür war die französische Feldkanone der deutschen an Reichweite überlegen. Die Feldgeschütze beider Armeen waren durchweg für die damaligen Verhältnisse modern, nämlich mit Rohrrücklauf und Schutzschilden versehen.

Die vier der (frz.) 5. Armee unterstellten Corps d‘Armee (CA) waren aufgrund der Unterstellung zweier afrikanischer und zweier Reservedivisionen wesentlich größer als die deutschen Korps. Das I. CA (General Franchet d’Esperey) bestand aus 3 Divisionen mit 16 Infanterieregimentern (und verfügte damit über doppelt so viele Infanterieregimenter wie das deutsche X. AK mit seinen acht Regimentern), gegliedert in vier Brigaden und zwei Divisionen. Das III. CA (General Sauret) verfügt gleichfalls über 3 Divisionen mit 15 Regimentern. Im X. CA (General Defforges) waren ebenfalls 3 Divisionen mit 15 Regimentern und im sich am 21. August bei Thuin an der Sambre sammelnden XVIII. Korps (General De Mas-Latrie) gleichfalls 3 Divisionen mit 14 Regimentern zusammengefasst. Während also die (dt.) 2. Armee an der Sambre in 5 Korps über 40 Infanterieregimenter verfügte, besaß die (frz.) 5. Armee in 4 Korps 60 Infanterieregimenter. Das gesamte I. französische Korps wandte sich allerdings an der Maas gegen die (dt.) 3. Armee. Das (dt.) Gardereservekorps wiederum war zur Belagerung der Festung Namur abgezweigt worden, sodass sich letztlich etwas schwächere deutsche Kräfte als Angreifer den etwas stärkeren französischen Kräften in der Schlacht von Charleroi gegenüberstanden, nämlich vier deutsche Korps (VII. AK, X. AK, X. RK und Gardekorps) mit 32 Infanterieregimentern gegen drei französische Korps (III., X. und XVIII. CA) mit 44 Infanterieregimentern. Die französischen Einheiten stammten vor allem aus der Normandie (5e DI aus Rouen, Caen und Le Havre; 6e DI aus Falaise, Lisieux und Paris; 20e DI aus Cherbourg, Saint-Lo und Saint-Malo), Afrika (Algier, Oran und Tunis) und Südfrankreich (36e DI aus Bayonne und Pau). Von den im Zentrum der Schlacht beteiligten 21 französischen Infanterieregimentern stammten immerhin elf aus der Normandie, so dass letztlich vereinfacht von einer Schlacht der Niedersachsen gegen Normannen gesprochen werden kann.

Die Gliederung der französischen Armee entsprach ansonsten der deutschen Gliederung. Die (dt.) 2. Armee verfügte neben ihren sechs Korps über spezielle Armeetruppen: Fünf Fußartillerieabteilungen, zwei schwere Mörserbatterien, zwei Pionierregimenter und eine Feldfliegerabteilung. Ein Armeekorps wurde bei der deutschen Armee grundsätzlich aus zwei Divisionen gebildet. Hinzu kamen als Korpstruppen die Korps-Artillerie und – nur bei den aktiven Armeekorps – eine Feldfliegerabteilung. Die französischen Korps verfügten „grundsätzlich“ ebenfalls über zwei Divisionen. Allerdings wurde dem III. CA bei Kriegsbeginn als dritte Division die 38e DIA zugeteilt. Das X. CA wurde um die 37e DIA ergänzt. Eine Division bestand – ebenso wie in der deutschen Armee – üblicherweise aus zwei Brigaden zu je zwei Regimenter, wobei das Regiment aus drei Bataillonen zu je etwa 1.000 Mann bestand. Auch hier wiesen einige Brigaden der französischen Armee aber Besonderheiten auf. So verfügte die zur 19e DI gehörende 38e BI über zwei aktive und zwei Reserveregimenter. Damit war die 19e DI zwar in zwei Brigaden gegliedert (37e BI und 38e BI), verfügte aber über sechs statt vier Regimenter. Das Bataillon gliederte sich in vier Kompanien. Jede Kompanie bestand in der deutschen Armee aus drei und in der französischen Armee aus vier Zügen. Die deutschen Regimenter verfügten zudem über eine eigenständige „13. Kompanie“, die mit sechs MG ausgestattete sogenannte Maschinengewehrkompanie (MGK). Auch insoweit waren die deutschen und französischen Divisionen mit der gleichen Anzahl von Maschinengewehren (6 pro Regiment entsprechend 24 je Division) ausgestattet. Die MG und Gewehre waren bei beiden Armeen auch in etwa gleichwertig.[20]

Übersicht der sich im Zentrum der Schlacht gegenüber stehenden Einheiten:

(dt.) X. Armeekorps (X. AK):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(dt.) X. Reservekorps (X. RK):

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Gegenüberstehende Teile der französischen Armee:

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4. Der Aufmarsch

Auf deutscher Seite wurden die beiden aktiven Regimenter, Füsilier-Regiment (FR) 73 und IR 74, des X. AK bereits am zweiten August per Bahn von Hannover nach Westen abtransportiert um ab dem 5. des Monats einen frühzeitigen Angriff auf die starke belgische Grenzfestung Lüttich, die den Zugang nach Belgien hinein sperrte, durchzuführen. Diese Operation war Teil des Schlieffen-Plans, der geplanten Schwenkung des rechten deutschen Armeeflügels durch Belgien und Nordfrankreich. Die Festung Lüttich bestand aus mehreren im weiten Kreis um die Stadt herum verteilten modernen verbunkerten Sperrforts, die am 5. August in einem Nachtangriff von insgesamt sechs deutschen Brigaden (bestehend aus je zwei IR, Jägern, Pionieren und Artillerie) unter dem Oberbefehl des kommandierenden Generals des X. AK, Generals von Emmich, an verschiedenen Stellen durchbrochen werden sollten. Die Planung der deutschen Seite ging davon aus, dass die weiten Räume zwischen den einzelnen Forts zu diesem frühen Zeitpunkt des Krieges noch nicht durch zusätzliche Truppen und Feldbefestigungen hätten gesichert werden können.

Die aus dem FR 73, IR 74, dem Jäger-Bataillon Nr. 10 sowie Artillerie und Pionieren bestehende 38. Brigade, die im Süden der Stadt anmarschierte, blieb allerdings bei ihrem Nachtangriff in den durch das Sperrfort Boncelles gesicherten unübersichtlichen und stark verteidigten Waldgebieten stecken. Die belgische Armee hatte schneller mobilisiert als vom deutschen Generalstab angenommen worden war. Als Ergebnis standen den angreifenden Deutschen in der Schlacht um Lüttich daher zahlenmäßig überlegene Verteidiger gegenüber. Mehrere belgische Verteidigungsanlagen konnten zwar erobert werden, ein Durchbruch bis in die Stadt hinein war aber wegen starker belgischer Gegenangriffe und der in der Dunkelheit sich mehr und mehr verirrenden Truppe nicht möglich, so dass sich beide Regimenter am nächsten Tag auf ihre Ausgangsstellung zurückzogen. Gleichfalls erfolglos blieb der Angriff von vier der fünf anderen eingesetzten deutschen Brigaden. Lediglich die im Nordwesten der Stadt angreifende sechste Brigade hatte Erfolg. Sie kämpfte sich durch mehrere Feldbefestigungen bis in den inneren Festungsring durch, so dass die Stadt Lüttich selbst bereits am Abend des 6. August in deutscher Hand war. Am selben Abend verließen große Teile der belgischen Armee Lüttich, um weiter westlich eine neue Abwehrstellung einzunehmen. Zurück blieben nur die Besatzungen der Sperrforts. Die übrigen deutschen Truppen beschränkten sich ab dem 7. August darauf, die verbliebenen Festungen abzuriegeln. Nach wenigen Tagen konnten die verbliebenen Sperrforts durch Beschuss mit schweren Haubitzen nach und nach zur Aufgabe gezwungen werden. Das von den Niedersachsen belagerte Fort Boncelles kapitulierte schließlich am 15. August mit einer Besatzung von 300 Mann. Der Weg nach Westen war damit geöffnet.

Die anderen aktiven Regimenter des X. AK und die Reserveregimenter wurden erst am 8. und 9. August mit einer Vielzahl von Bahntransporten an die deutsch-belgische Grenze befördert. Das IR 91 musste in der ersten Augustwoche – für den Fall feindlicher Landungen - vorerst Wache auf der Insel Borkum schieben, bevor es hier von Landwehrtruppen abgelöst und gleichfalls an die deutsch-belgische Grenze transportiert wurde. Zu Fuß marschierten das X. AK und das X. RK sodann als Teil der (dt.) 2. Armee, nach Kapitulation der letzten Forts um Lüttich, beginnend mit dem 17. August, und zunächst ohne auf feindlichen Widerstand zu stoßen, tief nach Belgien hinein. Die täglichen Marschleistungen waren enorm: Die Regimenter legten, in langen Marschkolonnen formiert, zu Fuß 40 km und mehr am Tag zurück. Die Husaren, Ulanen und Dragoner ritten vor den marschierenden Infanterieeinheiten in die jeweils auf der Wegstrecke liegenden Dörfer hinein. Sobald sie dabei Beschuss erhielten, wurde das der nachrückenden Infanterie gemeldet, die sich dann nach links und rechts von ihrer Marschstraße „entfaltete“,[21] die Artillerie dahinter bereitstellte und in Gefechtsformation „entwickelt“ gegen das betreffende Dorf vorging. In einigen Ortschaften wurde zwar vereinzelt auf die Kavallerie und die durchmarschierende Truppe geschossen, zu größeren Gefechten kam es vor der Front der (dt.) 2. Armee aber zunächst nicht.

Am 19. August meldeten die vor den Marschkolonnen aufklärenden Kavalleriepatrouillen sodann erstmals die Vorhuten französischer Truppen im Anmarsch. Die (frz.) 5. Armee marschierte dem deutschen Schwenkungsflügel entgegen, um ihrerseits durch Belgien hindurch offensiv werden zu können. Ab dem 21. August trafen beide Armeen an der Sambre aufeinander. Die Franzosen hatten mit Vorausabteilungen die Brücken über den Fluss zwischen Charleroi und Namur besetzt. Die Masse der (frz.) 5. Armee war aber noch von Süden her im Anmarsch. Die (dt.) 2. Armee, die von Norden anmarschierte, erkannte rechtzeitig, dass ein sofortiger energischer Angriff gegen die französischen Voraustruppen zu einer erfolgreichen Wegnahme der Brücken führen könne. Allerdings war auf beiden Seiten unklar, über welche Truppenstärke der jeweilige Gegner verfügte, da die Luftaufklärung nur über wenige geeignete Flugzeuge verfügte, die noch nicht mit Funkgeräten ausgestattet waren.

Aufgrund einer Weisung der Armee hatte der kommandierende General des X. AK, General von Emmich, seinen Divisionen für den 22. August befohlen, mit dem Gros auf dem nördlichen Sambre-Ufer zu bleiben, indessen aber starke Vorhuten auf das südliche Ufer hinüberzuschieben[22]

Nachdem es dem X. AK in Folge dessen gelungen war, bereits am 21. August einige Brücken über die Sambre bei Tamines und Tergnee gegen schwache französische Sicherungskräfte in Besitz zu nehmen, setzte auch das X. RK am 22. August westlich des X. AK zum Flussübergang an. Am rechten Flügel griff die 2. GRD mit RIR 15 und 55, 77 und 91 westlich der Stadt Charleroi an. Am östlichen Rand Charlerois ging die 19. RID mit RIR 73, 74, 78 und 92, verbunden mit kurzen aber heftigen Straßenkämpfen, nach Süden vor. Auch dem X. AK gelang es am 22. August die Sambre in südwestlicher Richtung zu überschreiten. In der auf dem Südufer der Sambre folgenden Schlacht bildeten die Niedersachsen das Zentrum der Gefechtshandlungen. Weiter westlich, zunächst auf dem Nordufer der Sambre, focht das VII. AK gegen den linken Flügels der (frz.) 5. Armee. Östlich vom X. AK ging das Gardekorps unmittelbar nach dem X. AK über die Sambre vor. In dem etwa 25 km breiten Raum zwischen Gozee im Westen und Mettet im Osten kam es am 22. und 23. August bei dem X. AK und X. RK zur Hauptkampfhandlung der gesamten Schlacht, so dass aus deutscher Sicht von einer „Schlacht der Niedersachsen“ gesprochen werden kann.

Im Wesentlichen westlich der Landstraße von Charleroi über Somzee nach Philippeville standen dem deutschen X. RK am rechten Flügel Teile des XVIII. CA und am linken Flügel Teile des III. CA gegenüber. Östlich der Straße traf das deutsche X. AK mit rechtem Flügel ebenfalls auf das französische III. AC und mit dem linken Flügel auf Teile des X. CA.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersichtskarte der Gefechtsstreifen der vier deutschen Korps aus: Bülow, Mein Bericht zur Marneschlacht, Anhang

Die (frz.) 5. Armee hatte die Absicht, die nördlich der Maas vorgehenden deutschen Truppen anzugreifen, wollte aber zunächst alle Teile der Armee vereinigen, um dann die Sambre zwischen Namur und Thuin zu überschreiten und rechts einzuschwenken. Mit dem Eintreffen des XVIII. CA auf dem linken Flügel der Armee war erst am 21. August, mit dem des I. CA auf dem rechten Flügel erst am 23. August zu rechnen. Daher sollte die Sambre erst am 23. August überschritten werden. Über die Deutschen war der Armeeführung bekannt geworden, dass diese mit einer Armee von Lüttich her soeben Brüssel erreicht hatten. Die Gesamtstärke der Deutschen Truppen wurde auf neun bis zehn Korps geschätzt, denen die (frz.) 5. Armee zusammen mit den Engländern nur sieben Korps entgegenstellen konnte. Morgens am 21. August gab General Lanrezac Befehl, dass das X., III. und XVIII. CA auf den Höhen südlich der Sambre aufschließen und das I. CA bis zur Ablösung durch zwei Reservedivisionen an der Maas stehenbleiben sollte. Den Korps wurde verboten, mit größeren Abteilungen in das unübersichtliche und stark bebaute Sambre-Tal vorzudringen, nur Vorposten sollten dort die deutsche Aufklärung hindern. Am Vormittag des 21. August stellte die über die Sambre vorgesandte Kavallerieaufklärung das Vorgehen starker deutscher Verbände fest.[23]

5. Freitag, der 21. August 1914

Generaloberst von Bülow hatte für den 21. August 1914 zunächst beabsichtigt, die (dt.) 1. und 2. Armee geschlossen nach Süden einschwenken zu lassen. Das X. AK und das Gardekorps sollten sich demnächst für einen Angriff über die Sambre gegen den südlich des Flusses stehenden Feind bereitstellen, um dadurch der 3. Armee den Übergang über die Maas zu erleichtern. Als jedoch in der Frühe des 21. August ein Nachrichtenoffizier die Mitteilung überbrachte, dass die 3. Armee frühestens am Abend dieses Tages mit der Artillerie das Feuer gegen die feindlichen Stellungen hinter der Maas eröffnen könne, änderte der Armeeführer seinen Entschluss dahin ab, dass am 21. August nicht angegriffen, beide Korps vielmehr zurückgehalten werden sollten, bis auch der rechte Flügel der Armee in der Lage wäre, über die Sambre vorzudringen. Bevor der auf Grund dieser neuen Lage von General von Emmich erlassene abändernde Befehl, die Linie Fleurus – Velaine nicht zu überschreiten, bis nach vorne durchgedrungen war, hatten die Divisionen des X. AK schon gemischte Abteilungen gegen die Sambre vorausgesandt, und es war zu Kämpfen gekommen, die sich nicht sogleich abbrechen ließen.

Die 19. ID hatte um 7:00 Uhr von Gentinnes den Vormarsch auf Fleurus angetreten. Das IR 78 bildete mit der I. Abteilung des FAR 26 die Vorhut.[24] Das FR 73 stellte sich in und um Fleurus bereit, um notfalls im Kampf des IR 91 um die Sambre-Brücken eingreifen zu können. Ein Einsatz wurde aber – ebenso wie der des IR 74 - nicht nötig.[25]

Das IR 78 marschierte als Vorhut der 19. ID in südwestlicher Richtung über Fleurus gegen die Sambre vor. Eingehende Meldungen besagten, dass der Feind mit schwachen Kräften nördlich, mit den Hauptteilen aber noch südlich des Flusses stand. Daraufhin wurden sämtliche Radfahrer des Regiments sowie eine Offizier-Patrouille zur Aufklärung gegen den Sambre-Abschnitt bei Pont-de-Loup vorausgesandt. Die Patrouillen gerieten im Dorfe Pont-de-Loup in ein Ortsgefecht und konnten feststellen, dass der Gegner das Südufer des Flusses stark besetzt hielt. Zum ersten Mal in diesem Krieg konnte der Feind aus nächster Nähe beobachtet und als französische Infanterie erkannt werden. Ein lebhafter Schusswechsel über den Fluss ergab keine eigenen Verluste.  Das Regiment biwakierte ohne weitere Feindberührung in Waigne.[26]

Das IR 91 erhielt am Nachmittag Befehl, sich – ohne ernsten Kampf - in den Besitz der Sambre-Brücken in Tergnee und Pont-de-Loup zu bringen. Das I. Bataillon wurde auf Pont de Loup, das III. mit der MGK auf Tergnee angesetzt. Grandchamp auf dem linken und Tergnee auf dem rechten Flussufer wurden vom III. Bataillon in kurzem Gefecht besetzt, so dass bei Einbruch der Dunkelheit hier ein Brückenkopf auf dem südlichen Ufer errichtet war.[27] Um die Brücke war allerdings heftig gerungen worden. Dreimal hatte das III. Bataillon die Brücke angegriffen. Dreimal wurde es von den Franzosen wieder zurückgedrängt. Erst nach dem vierten Angriff gelangte die Brücke endgültig in deutschem Besitz. Zudem konnte die Eisenbahnbrücke zwischen Tergnee und Tamines besetzt werden. Das I. Bataillon kam nach einem Feuerüberfall dagegen nur bis zum Bahndamm südlich Le Campinaire, da der südlich liegende Ort Farciennes und die Brücke bei Pont-de-Loup selbst aufgrund dort eintreffender feindlicher Verstärkungen ohne ernsten Kampf nicht zu gewinnen waren.

Das FAR 26 war für die Vorstöße der IR 78 und IR 91 in Lauerstellung gegangen, um nötigenfalls Unterstützung bieten zu können. Es beschoss mit einer Batterie vom Wasserturm bei Wainage feindliche Infanterie an einer Halde nordostwärts Pont-de-Loup. Die II. Abteilung nahm Stellung am Westrand von Lambusart und richtete ihr Feuer auf den Ort Pont-de-Loup.[28]

Bei der 20. ID entsandte das IR 79 im Laufe des Vormittags, nachdem es an diesem Tage bis nach Boignee marschiert war, ebenfalls ein Radfahrerdetachement von 24 Mann, das der Division vorausfahrend die Übergänge über die Sambre bei Tamines besetzen und sichern sollte. Am Nordrand von Tamines stieß man auf gegnerische Besetzung und es entwickelte sich ein Gefecht. Auf die Nachricht hin, dass ein Radfahrer des IR 92 verwundet am Südausgang des Dorfes läge, ging ein Stoßtrupp von zehn Mann vor, dem es trotz Beschusses aus den Häusern gelang, den Verwundeten zu retten.[29]

Auf Befehl der 20. ID sollte das IR 77 noch am Abend des 21. August die noch nicht gesprengte Brücke in Tamines in Besitz nehmen, um von dort am nächsten Morgen vorbrechen zu können. Der Regimentskommandeur beschloss, mit dem gesamten Regiment bis nach Tamines zu marschieren, während die 6./77 als Vorausabteilung - als Verstärkung der Radfahrer des IR 79 - die Brücke besetzen und nach Süden sichern sollte. Leutnant Schellenberg erhielt daher am 21. August bereits um 10:00 Uhr in Velaine den Auftrag, mit seinem ersten Zug der 6. Kompanie zunächst den Nordeingang und die Ziegelei von Tamines zu sichern. Um 15:00 Uhr folgten die beiden anderen Züge der Kompanie unter Hauptmann von Bültzingslöwen. An der Ziegelei erwartete sie schon der Divisionskommandeur, Generalleutnant Schmundt, mit den Worten „Guten Tag Leute, die Artillerie ist gleich soweit, dann geht es ran an den Feind“. Der Hauptmann mit gezogenem Degen voran, marschierte die Kompanie durch Tamines in Richtung Sambre-Brücke. Alle Straßen waren leer, die Fensterläden der Häuser geschlossen. Nach kurzem Marsch war die Brücke erreicht. Die Brücke war verbarrikadiert und besetzt. In einem gegenüberliegenden Haus war ein MG postiert, das vor einem Angriff auf die Brücke zunächst beseitigt werden musste. Der Gefreite Arndt der 6./IR 77 zog sich Zivilkleidung an, schlich offenbar unbehelligt von den französischen Vorposten mit einem Eimer Petroleum über die Brücke, drang in das Haus ein und legte dort Feuer.[30] Hauptmann von Bültzingslöwen gab danach den Angriffsbefehl. Die Kompanie stürmte feuernd gegen die Brücke, warf die aufgehäuften Kisten, Karren und sonstigen Gegenstände der Barrikade in den Fluss und zwang die nur schwache feindliche Feldwache dazu, die Brücke zu räumen und Schutz in den Häusern des Südufers zu suchen. Der kurze aber heftige Kampf hatte das Regiment mehrere Verwundete aber keine Gefallenen gekostet. Die Brücke, die nun ständig unter gegnerischem Infanteriefeuer lag, wurde zur Verteidigung eingerichtet.[31] Die Kompanie richtete in den Eckhäusern der Brücke Posten ein und errichtete selbst eine Barrikade gegen eventuelle feindliche Vorstöße. Angriffe auf die Brücke erfolgten aber nicht.[32] Damit befand sich neben den beiden vom IR 91 genommenen Brücken am Abend des 21. August eine dritte Brücke in den Händen der Deutschen.

Das IR 92 marschierte im Laufe des 21. August über Tongrinne und Velaine nach Tergnee. Um 16:15 Uhr erhielt es Befehl, die Sambrebrücke in und östlich Tergnee einzunehmen. Die Brücke in Tergnee wurde jedoch bereits vom III./IR 91 angegriffen, das die Brücke schließlich auch in der Hand behielt. Das IR 92 verblieb vorerst auf dem Nordufer der Sambre, schickte aber die 4. Kompanie zur Aufklärung gemeinsam mit der 11./IR 91 über die von IR 91 eroberte Sambre-Brücke bis nach Roselies vor. Am Ortseingang wurden mehrere Häuser durchsucht und 47 Franzosen als Gefangene eingebracht. Danach zogen sich die beiden Kompanien wieder auf das Nordufer des Flusses zurück.[33] Auch das IR 164 verblieb ohne Gefechtshandlung auf dem Nordufer der Sambre und ging um 17:00 Uhr in Sombresse zur Ruhe über.

Das zur 2. GRD gehörige RIR 91 gliederte sich auf der Chaussee bei Dernier Patard in die Marschordnung der Division ein und marschierte am Anfang des Gros über Quatre-Bras gegen Süden. Um 11:00 Uhr kam Meldung, wonach die sechs bis acht Kilometer entfernt auf der Marschstrecke zu durchquerenden Orte Liberchies, Biesville und Luttre vom Feind besetzt seien. Darauf entfaltete sich das Regiment südlich Quatre-Bras links der Marschstraße, überschritt die nach Brüssel führende Bahnlinie und stellte sich östlich von Frasnes-les-Gosselies hinter dem RIR 77 links gestaffelt in zweiter Linie bereit. Zu Gefechtshandlungen kam es aber nicht, da der Gegner vorzeitig abbaute. Lediglich die Artillerie schickte dem abziehenden Gegner noch einige Kanonenschüsse hinterher. Um 17:00 Uhr rückten die Regimenter in Ortsunterkunft nach Frasnes-les-Gosselies.[34] Die RIR 15 und RIR 55 marschierten vor bis Roux.

Das Reserve-Jägerbataillon Nr. 10 ging über Baisy Thy und Reves Richtung Liberchies vor, als eine Ulanenpatrouille meldete, das dieser Ort, der etwas abseits der Vormarschstraße lag, vom Feind besetzt sei. Das Bataillon bog daraufhin in Richtung des Ortes von der Straße ab. Die Besatzung des Dorfes bestand aber nur aus einer belgischen Radfahrerabteilung, die sich bei Ankunft des Bataillons nach kurzer Schießerei zurückzog.[35]

Bei der 19. RID überschritt das RIR 73 die Bahnlinie Nivelles – Fleurus, als Kanonendonner aus westlicher und östlicher Richtung hörbar wurde. Nach Meldung der Divisions-Kavallerie sei die 2. GRD bei Frasnes les Gosselies auf schwachen Gegner gestoßen. Der Gefechtslärm aus östlicher Richtung müsse vom X. AK kommen, das anscheinend schon um die Sambre-Brücken kämpfe. In weiter Entfernung wurde kurz französische Kavallerie sichtbar. Zur Gefechtsberührung kam es an diesem Tage bei keiner der Einheiten der 19. RID. Das RIR 73 bezog Ortsbiwak in Villers-Peroin und Wagnelee.[36]

Am Abend des 21. August hatte das X. RK damit die Gegend von Frasnes les Gosselies erreicht. Für den 22. August lautete der Befehl auf Aufschließen bis zur Sambre, um dann am 23. August durch Vorgehen über die Sambre der (dt.) 3. Armee den Übergang über die Maas zu eröffnen.[37]

In der amtlichen deutschen Darstellung werden die Vorgänge des 21. August bei der (dt.) 2. Armee als weniger planmäßig dargestellt. Die Weisungen der Obersten Heeresleitung vom 20. August nachmittags sei dahin gegangen, in der am 20. August erreichten Linie stehen zu bleiben und aufzuschließen und den westlich von Namur befindlichen Feind erst in Übereinstimmung mit den Nachbararmeen anzugreifen. Da die Weisung aber erst nach der Befehlsausgabe der Armee für den 21. August eingetroffen war, hielt Generaloberst von Bülow an seinem für den 21. August bereits ausgegebenen Befehl, der die Fortsetzung des Vormarsches vorsah, fest. Lediglich der auf die Sambre-Übergänge bei Tamines und Jemeppe gerichtete Vormarsch des X. AK und des Gardekorps wurde am 21. August frühzeitig angehalten. Dem Armee-Oberkommando der (dt.) 3. Armee wurde von der (dt.) 2. Armee mitgeteilt, das zunächst nicht angegriffen werde, da abgewartet werden solle, bis der rechte Flügel der (dt.) 2. Armee (X. RK und VII. AK) ebenfalls in der Lage wäre, über die Sambre vorzudringen. Dementsprechend befahl der Führer des X. AK, General von Emmich, seinen Divisionen, die bereits gemischte Abteilungen gegen die Sambre vorausgesandt hatten, die Linie Fleurus-Velaine nicht zu überschreiten, jedoch mit dem Zusatz verbunden, dass es von Wichtigkeit sei, die Sambre-Brücken in den den Divisionen zugewiesenen Abschnitten in Besitz zu nehmen.

Die Luftaufklärung der (dt.) 2. Armee hatte im Laufe des 21. August ergeben, dass südlich der Sambre, in der Linie Beaumont-Philippeville und östlich davon Biwaks und starke Kolonnen in Stärke von etwa drei Korps erkennbar waren. Kamen die im Anmarsch nach Norden erkannten feindlichen Kolonnen am 21. August nicht erheblich weiter nach Norden voran, so konnte es für die Deutschen verlockend sein, die Lage zur schnellen Überwindung des Sambre-Abschnitts auszunutzen. Da aber diesbezüglich keine Sicherheit bestand, wollte die (dt.) 2. Armee doch zunächst die Schwenkung der (dt.) 1. und 2. Armee nach Süden beenden und erst am 23. August mit allen drei Armeen einen einheitlichen Schlag gegen die südlich der Sambre stehenden feindlichen Kräfte führen. Am Abend des 21. August erging daher Befehl an die Truppen der (dt.) 2. Armee, zunächst nur die in ihrem Raum liegenden Sambre-Übergänge fest in die Hand zu nehmen und weitere Übergänge herzustellen.[38]

Die (frz.) 5. Armee zog sich mit ihren Vorposten bei Tamines und Roselies zurück auf die Höhen südlich Aiseau und Arsimont. General Lanrezac erfuhr bis zum Abend nur von den Kämpfen, die an den Sambre-Übergängen stattgefunden hatten. Er maß ihnen keine große Bedeutung zu, war sich aber darüber im Klaren, dass ein eigener Angriff über die Sambre nicht mehr in Betracht kam. Die (frz.) 5. Armee konnte aber in ihren günstigen Stellungen auf den Höhen südlich des Flusses einen Angriff ohne Besorgnis annehmen. Auch die Gefahr einer Flankierung vom rechten Maasufer schätzte er gering ein, da er sich vom Vorgehen der (frz.) 4. Armee auf dem rechten Flussufer baldige Entlastung erhoffte. Das Armee-Oberkommando erteilte daher am 21. August auch keine neuen Befehle an die ihm unterstellten Einheiten.[39]

6. Samstag, der 22. August 1914

Am Vormittag des 22. August begab sich Generaloberst von Bülow nach Fleurus, um sich einen Eindruck von den Entwicklungen der Ereignisse und dem zu überwindenden Abschnitt zu verschaffen. Aufgrund weiterer Fliegermeldungen, wonach das Gros der feindlichen Streitkräfte noch nicht bis zur Sambre herangerückt sei, entschied die (dt.) 2. Armee vormittags am 22. August, nun doch noch an diesem Tage anzugreifen. Auch Schanzarbeiten der Franzosen an der weit südlich liegenden Straße Philippeville-Beaumont waren erkannt worden. Danach zu schließen, mochten die Franzosen offenbar dort den Angriff der Deutschen erwarten. Infolgedessen glaubte Generaloberst von Bülow nur ganz schwache Kräfte, bestehend im Wesentlichen aus Kavallerie mit wenigen Abteilungen Artillerie und Infanterie, vor sich zu haben. Es bestand also bei schnellem Handeln die Möglichkeit, den schwierigen Sambre-Abschnitt mit der ganzen Armee zu überqueren, ohne das bzw. bevor stärkere Feindkräfte einen Übergang eventuell gravierend erschweren konnten.[40]

a. Das deutsche X. Armeekorps am 22. August 1914

(1) Die deutsche 19. Infanteriedivision gegen Chatelet und Presles

Nach dem am Morgen noch geltenden Befehl des kommandieren Generals des X. AK sollte die Division mit dem Gros zunächst auf dem nördlichen Ufer verbleiben, jedoch starke Vorhuten auf das südliche Ufer vorschieben. Die 37. IB (IR 78 und IR 91) sollte die Brücken von Charleroi (ausschließlich) bis Tergnee (ausschließlich) wegnehmen. Die 38. IB sollte zunächst in Reserve verbleiben.

Das IR 78 erhielt daher um 5:00 Uhr Befehl, mit 1./FAR 26 und einem Zug Pionieren die Sambre bei Chatelet zu überschreiten. Nach Wegräumen von Straßensperren auf der Brücke erhielt das vorgehende II. Bataillon Feuer aus Häusern und den südlich der Sambre gelegenen Höhen. Die 5. und 6. Kompanie eroberten gegen hartnäckigen Widerstand die Häuser, während die 7. und 8. Kompanie westlich des Ortes die Höhen angriffen. Die Franzosen räumten schließlich ihre Stellung, so dass sich das Regiment sammeln konnte. Das I./78 blieb in vorderster Linie im Vorgehen, während das II. und III. Bataillon rechts gestaffelt folgten. Links bestand Anschluss an das IR 91. Um 13.45 Uhr brach gegen die Front der gesamten Brigade ein starker feindlicher Angriff vor. Das II. Bataillon wurde rechts neben dem I. Bataillon eingesetzt. Die MGK brachte zwei Züge auf den Kohlenhalden und in Häusern in Stellung. Starkes Feuer prasselt nun den schon auf wenige hundert Metern herangekommenen feindlichen Stürmern entgegen. Allein das MG des Unteroffiziers Roßkorten verschoss an diesem Tag über 18.000 Schuss Munition. Mindestens drei feindliche Regimenter liefen an, in der Mitte Zuaven in weißblauen Uniformen, rechts und links davon Franzosen in rotblauer Montur. Dicht heran war der Feind, da stieß das III. Bataillon IR 78, selbst noch in Kompaniekolonne formiert, aus nächster Entfernung in dessen Flanke. Rasch wurde Schützenlinie gebildet, zweigliedrig, da bei der dichten Massierung des Bataillons kein Entwicklungsraum vorhanden war. Der tapfere Feind stutzte, viele fielen, die Reste suchten den schützenden Wald aus dem sie kamen wieder zu erreichen. Weiter links beim I. Bataillon, wo das flankierende Feuer nicht mehr hinschlug, kam es zum Handgemenge mit den Zuaven, in dem nach erbittertem Kampf die 78er obsiegten. Der Gegner wurde in südlicher Richtung zu beiden Seiten der Straße nach Gougnies verfolgt. Bei Einbruch der Dunkelheit biwakierte das Regiment an der Marschstraße.[41]

Der Oberleutnants und Kompanieführers im 12./IR 78, Dr. phil. Kuhlmann, Bremen, geboren zu Braunschweig am 21.6.1882, berichtete über den Tag:

„Am anderen Morgen rücken wir ab. Das 91. Regiment wird wieder auf die Brücke Pont-de-Loup angesetzt, die 78er auf Chatelineau rechts, wie zuerst am gestrigen Tage. Unser Bataillon war hinten. Unser erstes Bataillon hatte vorn die Arbeit, Straßenkämpfe rauhester Art. Aus allen Häusern soll wieder geschossen sein, besonders in der Nähe der überall errichteten Barrikaden. Wir marschierten durch, die Gewehre schußfertig, aber es geschah nichts. Hin und wieder hörten wir nur das Prasseln der feindlichen Schrapnellkugeln auf den Dächern. Die Sambrebrücken sind in unseren Händen, aber die südlichen Hänge des Ufers sind besetzt. „Regiment 78 zum Angriff, 1. und 2. Bataillon in erster Linie, 3. Bataillon folgt rechts gestaffelt!“ Durch die Gasfabrik, durch Obstgärten, durch Eisenwerke, zwischen himmelhohen Schuttkegeln ziehen wir uns hin.  Hier gilt es, einen mordssteilen Berg zu ersteigen, und nur mühsam sammelt sich oben das Bataillon. Ich sehe rechts hinter uns auf etwa drei Kilometer entfernter Höhe Bewegung. „Ist das feindliche Artillerie, Herr Hauptmann?“ „Es ist schwer zu erkennen! Scheint aber so. Können es mal dem Major sagen.“ Batsch, batsch! Da prasseln die Schrapnells in unser dicht geschlossenes Bataillon. Schlag auf Schlag! Eine Panik.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Oberleutnant Dr. Kuhlmann, 12./IR 78

Trotzdem sagt jedem das Gefühl: „Hinter die nächsten Häuser!“ Einige Sekunden später liegen wir eng gepresst hinter einem Hause und lassen den Kugelregen über uns hinwegpeitschen. Das dauert vielleicht eine Viertelstunde, dann wird’s ruhiger. Ich sehe mir die Situation an. Etwa 60 Mann habe ich bei mir, nur einige leicht Verwundete. „Wo ist der Hauptmann, wo der Major?“ Ich rufe über die Hecke, kein Mensch weiß es. Hinter den Strohdiemen sitzt noch unser Offizier X mit etwa 40 Mann. Er kommt zu mir herüber. In dem selben Augenblick bekomme ich vom Oberst den Befehl, auf ein Gehöft vorzugehen. Die Leute werden in Gruppenkolonnen geordnet und „marsch, marsch“ ins Gehöft. Plötzlich pfeifts da wie ein Hagelschauer gegen die Steine. Woher kommt das? Da höre ich auch schon den Führer des 1. Bataillons rufen: „Setzen sie sofort alles ein! Die Zuaven stürmen!“ Wir also an den anderen Rand des Gehöfts. Der Ausgang ist schmal, alles will schießen. In fünf Gliedern knallen sie mir an den Ohren vorbei. Die Zuaven vor uns greifen an. Wir kommen gerade in ihre linke Flanke. Noch ein paar Schuß heraus, dann heißt es: „Seitengewehr pflanzt auf! Marsch, marsch!“ Sprungweise geht’s heran, immer nur ein paar Schüsse, gleich kniend. Da hören wir links

unsere Maschinengewehre; der Zuavenangriff bricht zusammen. Wir mit Hurra drauf los. Aber den Tornister weg und laufen war deren Devise; wir konnten sie nicht einholen, aber abschießen konnten wir sie. Im Schritt gings weiter und gleich stehend freihändig wurden die Leute zusammengeknallt. Als wir ihre Stellung erreicht hatten, lagen Berge von Leichen übereinander. Kein Mann verließ das Feld. Da kamen wir wieder ins Artilleriefeuer, und wie wir weiter vorgingen, wurden unsere Verluste größer, besonders wenn wir in der Nähe von markanten Punkten, Büschen, Strohdiemen und dergleichen kamen. Auf 1300 m nahmen wir das Feuer auf. Und sehr schnell baute die Artillerie ab. Da hagelten wir hinein, aber leider gelang es uns nur, den Feind zu zwingen, zwei Protzen dort zu lassen. Nun hatten wir mit einem Male keinen Feind gegenüber, obgleich rechts und links von uns noch ein wüstes Feuer war. Da kam die Ostfriesenruhe so recht zur Geltung. Sie melkten die Kühe, die dort herumliefen, und so konnten wir mitten im Gefecht kuhwarme Milch trinken. Rechts von uns hatte mein Bataillon das Linien-Regiment Nr. 36 der Franzosen zusammengeschossen. Das Feld war besäht, Leiche an Leiche. Noch eine Verfolgung, bei der ich wieder die Spitze hatte, und ein kleines Gefecht, das aber hauptsächlich aus Artilleriekampf bestand, endete den Tag. Wir schliefen zwischen den Toten und Verwundeten auf dem Felde, wie und wo wir waren. Sonntag morgen 3 Uhr 50 Wecken; wir liegen Gewehr im Arm und warten. Blutigrot geht die Sonne auf und überstrahlt ein Feld des Greuls. Jetzt erst sieht mans so recht. Überall liegen zwischen den Toten noch Verwundete, Schwerverwundete, die mit dem Tode ringen. Um 8 Uhr endlich marschieren wir ab. Die Chausseegräben liegen dicht an dicht voll Franzosen. Die Verwundeten schrein nach Wasser. Wir versorgen sie so gut es geht. Sie werden alle noch zur großen Armee abwandern, wie sie da liegen. Das ganze 36. Regiment liegt da, nur wenige Gefangene führen wir mit.“ [42]

[...]


[1] Lanrezac, Le Plan de champagne francais et le premier mois de la Guerre 2 aout-3 septembre 1914, Paris 1929; Gay, Bataille de Charleroi.

[2] Reichsarchiv, Der Weltkrieg 1914 – 1918; die militärischen Operationen zu Lande, Band 1, Die Grenzschlachten im Westen. Bereits im Großen Brockhaus, Auflage 1932, Band 13, S. 162 heißt es aber: „Schlacht bei Namur oder Charleroi“; ebenso in: „Die Schlachten und Gefechte des Großen Krieges 1914-1918, S. 12, wo allerdings nur der Zeitraum vom 23.8.-24.8.1914 angegeben wid.

[3] Bülow, Mein Bericht zur Marneschlacht, S. 24.

[4] Die Iststärke der 2. Armee wird im Sanitätsbericht über das Deutsche Heer im Weltkriege 1914/1918, Bd. 3, auf S. 36 für den Zeitraum 21.-31.8.1914 mit 197.807 Mann angegeben.

[5] Reichsarchiv, Der Weltkrieg 1914 – 1918; die militärischen Operationen zu Lande, Band 1, Die Grenzschlachten im Westen, S. 649, geht, allerdings ohne Einzelangaben, davon aus, dass die (frz.) 5. Armee am Abend des 22.8.1914 mit ihren Hauptkräften in nördlicher Richtung vollauf gefesselt war und den insgesamt 188 französischen Bataillonen 137 deutsche Bataillone gegenüberstanden. Da das X. AK über 24, das X. RK über 25, das VII. AK über 24 und das Gardekorps über 24 Bataillone verfügte, rechnete das Reichsarchiv offenbar den an der Sambre stehenden deutschen Truppen noch das Gardereservekorps mit 26 Bataillonen und ferner Teile des VII. RK (24 Bataillone) hinzu.

[6] Reichsarchiv, Der Weltkrieg 1914 – 1918; die militärischen Operationen zu Lande, Band 1, Die Grenzschlachten im Westen.

[7] Bearbeitet und herausgegeben im Auftrag und unter Mitwirkung des Reichsarchivs.

[8] Herausgegeben im Auftrage des Generalstabes des Feldheeres. Der erste Band der Reihe trägt zwar den Titel „Lüttich – Namur“, befasst sich aber nur mit dem Fall der Festung Namur, nicht hingegen mit der eigentlichen Feldschlacht.

[9] Der große Krieg in Einzeldarstellungen, Heft 2: „Schlacht in Lothringen“, Heft 3: “Schlacht bei Longwy“, Heft 4: „Schlacht bei Sedan“ (Neufchateau), Heft 5: „Schlacht bei Mons“ und in der Reihe „Schlachten des Weltkrieges“ Band 19: „Tannenberg“.

[10] Gay, Bataille de Charleroi, Paris 1937.

[11] Baldin/Saint-Fuscien, Charleroi 21-23 aout 1914; Houyoux/De Ridder, Les 7.382 militaires francais tues en aout 1914 dans l’Entre-Sambre-et-Meuse, Cerfontaine 2008; Le Gall/ Tixhon, La Bataille de Sambre-et-Meuse, aout 1914, Regards allemands, belges et francais sur les armees, les lieux de memoire et les representations.

[12] Im Bundesarchiv sind etwa im Bestand PH 8-I von der 19. ID noch Kriegsgliederungen 1916 und für die 20. ID die Kriegstagebücher März-Juni 1915 und 1918 vorhanden.

[13] „memoiredeshommes.sga.defense.gouv.fr“

[14] Zuber, The Mons Myth, S. 11.

[15] Zuber, The Mons Myth; Zuber, The Battle of the Frontiers: Ardennes 1914.

[16] Bülow, Mein Bericht zur Marneschlacht, S. 26.

[17] Zuber, The Mons Myth, S. 267.

[18] Die FAR 26 und 46 verfügten jeweils in der I. Abteilung (1., 2., 3. Batterie) über die Feldkanone 96 n./A. mit Rohrrücklauf und Schutzschilden und in der II. Abteilung (4., 5., 6. Batterie) über die leichte Feldhaubitze l.F.H.98n./A.

[19] Die Feldkanone 96 n/A hatte ein Kaliber von 7,7 cm und eine größte Schussweite von 7.800 Metern. Die leichte Feldhaubitze 98/09 verfügte über ein Kaliber von 10,5 cm und eine größte Schussweite von 6.300 Metern.

[20] Reichsarchiv, Der Weltkrieg 1914 – 1918; die militärischen Operationen zu Lande, Band 1, Die Grenzschlachten im Westen, S. 696-697.

[21] Exerzierreglement für die Infanterie vom 29.5.1906, Ziff. 315: Entfaltung ist die Herstellung einer breiteren Front durch Zerlegen der Marschkolonne in mehrere Kolonnen. Entwicklung ist die Gliederung der Truppe für den Kampf unter Bildung von Schützenlinien aus der Entfaltung oder unmittelbar aus der Kolonne.

[22] Voigt, Geschichte des Füsilier-Regiments Generalfeldmarschall Prinz Albrecht von Preußen, S. 103

[23] Reichsarchiv, Der Weltkrieg 1914 – 1918; die militärischen Operationen zu Lande, Band 1, Die Grenzschlachten im Westen, S. 479-482.

[24] Hude, Geschichte des 2. Hannoverschen Feldartillerie-Regiments Nr. 26 während des Weltkriegs 1914-1918, S. 30-31.

[25] Voigt, Geschichte des Füsilier-Regiments Generalfeldmarschall Prinz Albrecht von Preußen, S. 101.

[26] Ebeling, Die Geschichte des Infanterie-Regiments Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfriesisches) Nr. 78 im Weltkriege, S. 27.

[27] Harms, Die Geschichte des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91, S. 34.

[28] Hude, Geschichte des 2. Hannoverschen Feldartillerie-Regiments Nr. 26 während des Weltkriegs 1914-1918, S. 31 – 32.

[29] Brandes, Geschichte des Kgl. Preuß. Infanterie-Regiments v. Voigts-Rhetz (3. Hannov.) Nr. 79 im Weltkrieg 1914 – 1918, S. 39.

[30] Nachrichtenblatt für alle ehemaligen Angehörigen des 2. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 77, 1. Jahrgang (1924), Nr. 11, S. 9.

[31] Nachrichtenblatt für alle ehemaligen Angehörigen des 2. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 77, 3. Jahrgang (1926), Nr. 26, S. 3.

[32] Viereck, Das Heideregiment: Königlich Preußisches 2. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr. 77 im Weltkrieg 1914 – 1918, S. 41 – 42.

[33] Sobbe, Geschichte des Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92 im Weltkriege 1914-1918, S. 40.

[34] Kümmel, Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 91 im Weltkriege 1914 – 1918, S. 25 – 26.

[35] Das Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 10 und die Radfahr-Kompagnien, S. 10 – 11.

[36] Prietze, Die Geschichte des RIR 73, S. 29.

[37] Büsing, Reserve-Feldartillerie-Regiment. Nr. 20 im Weltkriege 1914 – 18, S. 17.

[38] Reichsarchiv, Der Weltkrieg 1914 – 1918; die militärischen Operationen zu Lande, Band 1, Die Grenzschlachten im Westen, S. 350-353.

[39] Lanrezac, Charles Louis Marie, Le Plan de champagne francais et le premier mois de la Guerre 2 aout-3 septembre 1914, S. 484.

[40] Reichsarchiv, Der Weltkrieg 1914 – 1918; die militärischen Operationen zu Lande, Band 1, Die Grenzschlachten im Westen, S. 355.

[41] Ebeling, Die Geschichte des Infanterie-Regiments Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfriesisches) Nr. 78 im Weltkriege, S. 27-29.

[42] Bericht des Oberleutnants Dr. Kuhlmann, in: Bücking, Die Braunschweiger im Weltkriege, S. 34-35.

Ende der Leseprobe aus 84 Seiten

Details

Titel
Die Schlacht bei Namur (Bataille de Charleroi) vom 21. bis 24. August 1914
Untertitel
Das Zentrum der Schlacht. Niedersachsen gegen Normannen
Note
ohne
Autor
Jahr
2014
Seiten
84
Katalognummer
V271577
ISBN (eBook)
9783656673514
ISBN (Buch)
9783656673507
Dateigröße
6763 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
schlacht, namur, bataille, charleroi, august, zentrum, niedersachsen, normannen
Arbeit zitieren
Dr. Jan Witte (Autor:in), 2014, Die Schlacht bei Namur (Bataille de Charleroi) vom 21. bis 24. August 1914, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271577

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