Die Utrechter Caravaggisten


Seminararbeit, 2012

13 Seiten, Note: 2,0

Nele Frey (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Caravaggismus als Stilphänomen

3. Barburen, Honthorst und ter Brugghen: Der künstlerische Austausch

4. Bildthemen und Malweisen der Utrechter Caravaggisten

5. Hendrick ter Brugghen (1588-1629)
5.1 Biographischer Abriss
5.2 Oeuvre
5.3 Die Berufung des Matthäus

6. Zusammenfassung

1. Einleitung

Michelangelo Caravaggio de Merisi (1571-1610) befand sich zu keiner Zeit in den Niederlanden, dennoch gibt es eine wichtige Verbindung zwischen dem italienischen Künstler Caravaggio und den Niederlanden. Diese Verbindung stellen die drei Maler Dirck van Barburen (1595-1624), Hendrick ter Brugghen (1588-1629) und Gerard van Honthorst (1592-1656) - die sogenannten Utrechter Caravaggisten dar. Wie ihr Name bereits suggeriert, handelt es sich dabei um die holländischen Nachfolger Caravaggios, welche in Utrecht lebten und arbeiteten. Sie alle besuchten, noch zu Lebzeiten Caravaggios Rom, ließen sich von den vorherrschenden Bildthemen sowie der Malweise beeinflussen, rezipierten seinen Stil und brachten ihn somit zum Anfang der 1620er Jahre nach Europa. In der ewigen Stadt studierten Sie die Kunst Caravaggios und der Maler seines Umfeldes. Bald schon konnten sie eigene Bilderfindungen vorweisen. Zum Teil wurden sie auch für die gleichen Auftraggeber, wie bereits zuvor Caravaggio es war, tätig.

Sie waren es, die dieses Genre prägten und es schließlich zur Perfektion brachten. Die Utrechter Caravaggisten gehören zu den bedeutendsten Malern, die virtuos mit dem chiaroscuro, den dramatischen Lichteffekten, allerdings auch mit dem kalkulierten Bruch des decorum spielten . Sie wiedersetzten sich scheinbar den Gesetzen des Angemessenen. Sie erkannten Modellen niedriger Herkunft die Bildwürdigkeit zu. All dies verdankten sie ihrem großen Vorbild: Michelangelo Caravaggio de Merisi.[1]

Sein Stil gab der gesamten Malerei einen Impuls, dies wurde nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Frankreich, Spanien und Italien deutlich. „Caravaggios Art der Themengestaltung, seine Lichtbehandlung, der Farbgebrauch und auch die Maltechnik machten auf seine Zeitgenossen tiefen Eindruck.“[2]

Im Speziellen soll das Schaffen von Hendrick ter Brugghen im Rahmen der vorliegenden Arbeit näher beleuchtet werden. Der Name verdeutlicht bereits, dass es sich bei den Utrechter Caravaggisten im Wesentlichen um jene Künstler handelt, deren Malweise stark an der Kunst von Caravaggio orientiert ist.

Alle drei Künstler brachten es in Rom zu Ansehen. Über ihre Aktivitäten in der Stadt ist von Honthorst und Barburen allerdings mehr bekannt als über jene von ter Brugghen.

Sie alle hatten nach ihrer Rückkehr nach Utrecht großen Erfolg.[3] Sie ließen sich von den vorherrschenden Bildthemen und der Malweise Caravaggios beeinflussen, rezipierten seinen Stil und brachten ihn somit zum Anfang der 1620er Jahre nach Europa. Die vorliegende Arbeit soll einerseits einen Überblick über das Schaffen der niederländischen Nachfolger Caravaggios geben. Des Weiteren soll verdeutlicht werden, wie ihre Malweise durch jene von ihrem italienischen Vorbild Caravaggio beeinflusst wurde.

2. Der Caravaggismus als Stilphänomen

Der Caravaggismus entwickelte sich im Laufe der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und ist ohne eine nicht minder internationale Bewegung kaum denkbar. Es handelt sich bei jener Bewegung um mehr als nur um eine Stil- und Formgeschichtliche Klassifikation. Der Begriff des Manierismus gründet sich auf Stil und Manier, sowohl in der Bildenden Kunst und Literatur, als auch in der Musik. Der Kunstbegriff "maniera" bezeichnet im mittleren und späten 16. Jahrhundert die Kunst als eine artifizielle und auch intellektuelle Überwindung der Natur. Dieser Kunstbegriff fiel Beispielsweise bei Benedetto Varchi oder Giovanni Paolo Lomazzo.[4] Der Caravaggismus, auch genannt „Schola del Caravaggio“[5] grenzt sich dennoch von „der manieristischen Vorliebe für artifizielle Stilisierung“ gleichermaßen, wie auch von dem Klassizismus der Brüder Agostino und Annibale Caracci ab. Die Stilart stieß in Rom auf mehrere Förderer, Auftraggeber, sowie auch auf Nachahmer.[6]

Die Malerschule der Utrechter Caravaggisten verkörpert das Erbe des Manierismus, sowie die großfigurigen Malereien der Altniederländer und deren realistischer Tendenzen. Wesentlicher waren bei den Utrechter Caravaggisten die Einflüsse des Caravaggismus und der damit verbundenen Malweise im Allgemeinen, als jene von Caravaggio im Speziellen. Es ist wahrscheinlich, dass nur einer der Utrechter Maler, nämlich Hendrick ter Brugghen Caravaggio persönlich kennenlernte. Die ist allerdings nicht belegt. Als malerisch prominentester Vertreter der Malerschule gilt, der hier näher thematisierte Hendrick ter Brugghen.[7]

3. Barburen, Honthorst und ter Brugghen: Der künstlerische Austausch

In der holländische Stadt Utrecht, welche in der Zeit der 1620er Jahre als eine „Schmiede der Ideen“ galt, entstanden innerhalb weniger Jahre sämtliche Werke der Utrechter Caravaggisten. Hier experimentierten die Maler mit der neuartigen Bilderfindung, tauschten sich stilistisch und thematisch aus, standen gleichzeitig im Wettstreit und entwickelten neue Varianten und Lösungen.[8]

Der italienische Maler, Conoisseur und Sammler Marchese Vincenzo Giustiani führte die Utrechter Maler als prominente ausländische Maler auf, die dem italienischen Vorbild folgten und damit ähnliche Farb- und Lichteffekte einsetzten. Er nennt darin 'Gherardo', dabei handelt es sich um Gerard van Honthorst, 'Teodoro' (Dirck van Baburen) und 'Enrico' (Hendrick ter Brugghen).

Alle drei genannten lernten bei bedeutenden Meistern in ihrer Heimatstadt und verbrachten danach mehrere Jahre in Italien. Ihnen ist auch gemeinsam, dass sie es in Rom zu ansehen brachten. Allerdings ist über das Schaffen von Barburen und Honthorst in Italien mehr bekannt, als über das von ter Brugghen. Schlussendlich kehrten alle drei in den frühen 1620er Jahren nach Utrecht zurück, wo sie noch erfolgreicher wurden. Ihre Karriere basiert jedoch nicht nur auf ihrem Talent und den Erfahrungen, die sie in Rom machten. Auch der intensive Austausch, welchen sie untereinander betrieben, war von großer Bedeutung. Dieser fand sowohl thematisch, als auch stilistisch statt. Unter diesen drei führenden Malern wurde Utrecht, in den 1620er Jahren zu einer Art "künstlerischem Labor".

Parallel zum regen Austausch standen alle drei Künstler womöglich auch in Konkurrenz um die Aufträge.[9] Dieser künstlerische Austausch, welcher zugleich ein Wettbewerb war, kann sehr gut an den halbfigurigen Musikantenbildern nachvollzogen werden. Der Überbietungswettbewerb war nicht nur auf dieses Genre beschränkt. Er dauerte jedoch nur beinahe ein Jahrfünft an – von der Rückkehr Baburens aus Rom 1620 bis zu seinem Tod 1924. Die Werkstattgemeinschaft Baburens und ter Brugghens erklärt sehr einleuchtend die Nähe der Bilderfindungen der beiden Maler. Ter Brugghen und Honthorst setzten ihren Malerwettstreit auch nach dem Tod Baburens fort. Er sollte erst mir dem Ableben von Hendrick ter Brugghen, 1629 ein Ende haben.[10]

[...]


[1] Vgl. Sander, Jochen, Bastian Eclercy and Gabriel Dette: Caravaggio in Holland: Musik und

Genre bei Caravaggio und den Utrechter Caravaggisten eine Ausstellung des Städel

Museums, Frankfurt am Main, 1. April bis 26. Juli 2009. Frankfurt am Main, München:

Städel Museum. 2009 S.11.

[2] Ebd. S. 55.

[3] Vgl. Ebd. S. 37.

[4] Vgl. Mai 1984, S. 17.

[5] Begriff um 1620 eingeführt von Caravaggios erstem Biograph Giulio Mancini.

[6] Vgl. Sander et. al 2009, S.19.

[7] Vgl. Ebd. S.20.

[8] Vgl. Ebd. S.11-12.

[9] Vgl. Ebd. S. 37.

[10] Vgl. Ebd. S. 12.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Utrechter Caravaggisten
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Kunstgeschichte und Archäologin Europas)
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
13
Katalognummer
V271371
ISBN (eBook)
9783656626589
ISBN (Buch)
9783656626572
Dateigröße
417 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
utrechter, caravaggisten
Arbeit zitieren
Nele Frey (Autor:in), 2012, Die Utrechter Caravaggisten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271371

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