Die Internetkultur und die Netzgeneration


Studienarbeit, 2009

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Kultivation und Kultur
2.1 Medium und Medien
2.2 Ersetzen Medien Kultur?

3 Chronologie der Vernetzung

4 Die Netzgeneration als Interaktionskultur
4.1 Das Web 2
4.2 Social Communities

5 Der Einfluss der Generation @
5.1 Die Krise der männlichen Netzgeneration

6 Kritisches Resümee

Literaturliste

1 Einleitung

Noch vor fünfzehn Jahren galt das Internet als spannendes neues Medium, dem zwar die Zukunft galt, jedoch aufgrund Hardware bedingter Einschränkungen und zu hoher Kosten nicht für jedermann verfügbar war. Das Internet zeigte neue Möglichkeiten auf, steckte aber noch in den Kinderschuhen. Heute, etliche Jahre später, ist das Internet erwachsen geworden. Es ist für jedermann verfügbar – und bestimmt mehr und mehr unseren Lebensalltag. Für die heutigen Mitte 20- bis 30-jährigen ist diese Entwicklung des Internets noch im Gedächtnis. Was ist jedoch mit der neuen Generation Kindern und Jugendlichen, welche die Anfänge des Internets gar nicht mitbekommen haben – der Generation @ – da sie erst oder noch gar nicht geboren waren, und für die das Internet somit schon immer Teil ihres Lebens war? Dabei stellt sich mir – als These – nicht die Frage, ob es diese Netzgeneration gibt; ich gehe davon aus, dass es sie gibt.

In der hier vorliegenden Hausarbeit werde ich versuchen, die beiden Themengebiete Internetkultur und Netzgeneration zusammen zu bringen. Inhaltliche Schwerpunkte werde ich dabei auch auf Kultivation und Kultivierung legen. Wie sieht die heutige Kultur im Internet aus? Welche Wirkung hat diese Kultur auf die Netzgeneration? Werden Medien Kultur ersetzen? Was ist Web 2.0? Wie sehen Wechsel-wirkungen zwischen Internetkultur und Netzgeneration aus? Die Hausarbeit werde ich mit einem kritischen Resümee schließen.

Ich möchte kurz anmerken, dass ich aufgrund der besseren Lesbarkeit in dieser Arbeit auf eine geschlechterneutralisierende Formulierung verzichten werde. Die Textdarstellung erfolgt in männlicher Form, was jedoch keine persönliche Wertung des Autors wiederspiegelt.

2 Kultivation und Kultur

Als erstes möchte ich auf den Begriff der Kultivation eingehen, da ich davon ausgehe, dass sich Internetkultur und Netzgeneration unter-einander bedingen und in Wechselwirkungen stehen. Dazu ist zu klären, was unter Kultivation zu verstehen ist. Bei Simmel (1989: 618) ist es der Prozess, der Kultur und Individuum einander wechselseitig hervorbringt: „Indem wir die Dinge kultivieren, d.h. ihr Wertmaß über das durch ihren natürlichen Mechanismus uns geleistete hinaus steigern, kultivieren wir uns selbst: es ist der gleiche, von uns aus-gehende und in uns zurückkehrende Werterhöhungsprozess, der die Natur außer uns oder die Natur in uns ergreift“. Das Objekt der Kultur sind Simmel zufolge die Menschen selbst.

Nach Flusser (1997: 30) ist Kultur der „Aspekt eines Feldes von Informationsprozessen“. Kultur lässt sich auch als ein Wirken von Differenzen verstehen. „Es ist das Paradoxon der Kultur, dass das subjektive Leben, das wir in seinem kontinuierlichem Strome fühlen, und das von sich aus auf seine innere Vollendung drängt, diese Vollendung, von der Idee der Kultur aus gesehen, gar nicht aus sich heraus erreichen kann, sondern nur über jene ihm selbst ganz formfremd gewordenen zu selbstgenügsamer Abgeschlossenheit kristallisierten Gebilde. Kultur entsteht, indem zwei Elemente zusammen kommen, deren keines sie für sich enthält: die subjektive Seele und das objektiv geistige Erzeugnis” (Simmel 1923/ 1986: 198).

Bezogen auf den Titel dieser Hausarbeit könnte man auch umfor-mulieren: Kultur entsteht in diesem Falle dadurch, dass die Netz-generation mit dem World Wide Web zusammen kommt. – Internet-kultur entstand und entsteht weiter.

Oder um noch einmal mit Simmel (1987: 142) zu sprechen: „Es ist der Begriff aller Kultur, dass der Geist ein selbständiges Objektives schaffe, durch das hin die Entwicklung des Subjektes von sich selbst zu sich selbst ihren Weg nehme“. Indem Menschen Dinge kultivieren, kultivieren sie sich selbst. Kultivierung erscheint somit als fortgesetzte Individua-lisierung über den Umweg der Kultur.

Begreift man die materielle Kultur des Menschen nicht als etwas ihm äußerliches, sondern als ihm inne liegendes menschlichen Daseins, menschlichen Handelns und menschlicher Entwicklung, ist also auch die Internetkultur ein Moment individueller wie kollektiver mensch-licher Entwicklung.

Technik, wie auch das Internet, ist kein Mittel, das wir gebrauchen, um davon unberührte Zwecke zu realisieren. Die Frage, die sich mir daraus herleitend stellt ist, inwiefern sich die Generation @ dessen bewusst ist und welche Veränderungen es hinsichtlich des Verhaltens dieser neuen Generation Menschen im Vergleich zu früheren Generationen gibt?

2.1 Medien und Medium

Als nächstes ist es notwendig, den Begriff des Mediums zu klären, da der Umgang mit neuen Medien eine der primären Eigenschaften der Netzgeneration ist.

„Alle Medien“, schreibt McLuhan (1967: 26), „massieren uns gründlich durch. Sie sind dermaßen durchgreifend in ihren persönlichen, politischen, ökonomischen, ästhetischen, psychologischen, moralischen, ethischen und sozialen Auswirkungen, dass sie keinen Teil von uns unberührt, unbeeinflusst, unverändert lassen“.

Doch was ist unter den Begriffen Medium und Medien zu verstehen? Medien, in der Pluralform, werden im allgemeinen verstanden als (Über-)Träger für Informationen. Sie stellen gleichzeitig die Voraus-setzung von Kommunikation dar und entscheiden mit, welche Art der Information die jeweilige Kommunikation enthalten ist.

Nach Marshall McLuhan ist das Medium gleichzeitig die Botschaft, wie er in seinem 1967 erschienenen Buch The Medium is the Massage erklärt. Für McLuhan ist ein Medium jedes Mittel der Verstärkung oder Erweiterung unserer Sinne. Damit ist nicht der Inhalt, sondern die persönlichen und sozialen Auswirkungen, also die Veränderung der menschlichen Verhaltensweisen, von Medien gemeint, die sich aus ihrer Anwendung ergeben. Dabei ist der Mediengebrauch irrelevant. Egal, ob elektrisches Licht als Medium ein Gefängnis oder ein Sportstadion erhellt oder ob ein Radio Werbung, Nachrichten oder Musik überträgt – wichtig ist nicht der Inhalt, sondern die Auswirkung.

Der Inhalt eines Mediums ist, laut McLuhan, somit ein anderes Medium. So ist z.B. Sprache der Inhalt der Schrift, Schrift wiederum Inhalt des Buchdrucks. Nach McLuhan verschleiert dieser Inhalt die Wirkungs-weisen von Medien.

2.2 Ersetzen Medien Kultur?

Da die Mediennutzung und –relevanz im Alltag mehr und mehr zunimmt und betrachtet man den historischen Verlauf der (Medien-) Entwicklung, stellt sich zwangsläufig die Frage, ob Medien irgendwann Kultur ersetzen werden? Der Begriff des Mediums wurde bereits mit McLuhan erklärt: das Medium ist die Botschaft. Der Begriff der Kultur ist, wie oben durch Flusser erläutert, der Aspekt eines Feldes von Informationsprozessen. Zu diesem Feld von Informationsprozessen zählt auch unsere Gesellschaft, in der wir leben. Da der formale Teil einer Information der Code ist, hängt Kultur davon ab, welche Art von Code innerhalb der Informationsprozesse benutzt werden. Wenn Flusser (1997: 34) meint, dass jeder Code einen anderen Code voraus setzt, kommen sich Flusser und McLuhan näher, da McLuhan (1997: 113) ja sagt, dass jedes Medium ein anderes Medium beinhaltet. Der Unterschied bei beiden ist, dass für Flusser Codes nur ein Teil der Botschaft sind, für McLuhan jedoch besteht kein Unterschied zwischen Botschaft und Medium.

Geht man von diesen Überlegungen aus, so könnte man meinen, dass Kultur und Medien synonym sind, da Kultur auch als die Summer aller Botschaften einer Gesellschaft gesehen werden kann. Da eine Botschaft aber nicht zwangsläufig ein Medium sein muss, sind Medien also eine Teilmenge der Kultur, und die beiden Begriffe demnach nicht synonym.

Es kann gesagt werden, dass sich Kultur aus vorhandenen Informationen und Botschaften definiert, aber gleichzeitig deren Form durch Kodifizierungen bestimmt. Dies schließt McLuhans These der Selbstamputation mit ein, dass jede Kultur ihre Botschaften kodifiziert, die nicht mehr mit natürlichen Mitteln dekodiert werden können, sie sich also selbst amputiert, da der Mensch zusätzliche Hilfe zur Dekodierung benötigt.

Diese Überlegungen lassen den Schluss zu, dass Medien einen Teilbereich der Kultur darstellen, da Medien von der Kultur erst durch Codes geschaffen werden, die nur mit Hilfe der Medien gelesen werden können. Die Frage nun, ob die Medien Kultur ersetzen, kann in dem Sinne verneint werden, da eine Teilmenge nie ihre Übermenge ersetzen kann, nur erweitern: Medien sind ein Produkt der Kultur, wenn Kultur als Summe aller Informationen und Botschaften einer Gesellschaft gesehen wird. Dies lässt wiederum die Frage der Kultivation auf-kommen: verändern Medien die Kultur oder verändert Kultur die Medien? Betrachtet man die obigen Teile dieser Hausarbeit, so sind beide Fragen zu bejahen. Festzuhalten ist jedoch, dass es das eine ohne das andere nicht geben kann: Medien sind ohne Kultur und Kultur ist ohne Medien nicht denkbar.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Internetkultur und die Netzgeneration
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V271337
ISBN (eBook)
9783656631378
ISBN (Buch)
9783656631316
Dateigröße
476 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
internetkultur, netzgeneration
Arbeit zitieren
Norman Franz (Autor:in), 2009, Die Internetkultur und die Netzgeneration, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271337

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