Die Darstellung der Julikrise 1914 in der neueren Geschichtswissenschaft


Examensarbeit, 2004

29 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Hauptteil
2.1 Schwerpunkte und Verlauf der Fischerkontroverse
2.2 Fritz Fischer
2.2.1 Position
2.2.2 Verteidigung gegen Zechlin
2.2.3 Verteidigung gegen Hillgruber
2.2.4 Analyse
2.3 Immanuel Geiss
2.3.1 Position
2.4 Klaus Hildebrand
2.4.1 Position
2.5 Historische Bedeutung der Fischerkontroverse

3 Schlussbetrachtung

4 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die Julikrise 1914 war bis in die sechziger Jahre des letzen Jahrhunderts in der Geschichtswissenschaft kein umstrittenes Thema. Die „Zunft“ innerhalb und außerhalb Deutschlands hatte sich weitgehend auf die an Lloyd George angelehnte Formel, alle Mächte seien 1914 sozusagen unbeabsichtigt in einen Krieg hineingeschlittert, geeinigt.

Ändern sollte sich dies erst mit Fritz Fischer. Sein Ziel war es, die Forschungslücke über die deutschen Kriegsziele im Ersten Weltkrieg zu schließen. Im Oktober 1959 erschien als erstes Ergebnis seiner Arbeit der Aufsatz ,,Deutsche Kriegsziele – Revolutionierung und Separatfrieden im Osten 1914 - 1918" in der Historischen Zeitschrift. Im Jahre 1961 folgte sein Buch ,,Griff nach der Weltmacht" in dem er seine bisherige Arbeit zusammenführte. Dieses Buch löste eine Diskussion aus, die weit über die Grenzen der Geschichtswissenschaft hinausging. Politik, Medien und die Öffentlichkeit nahmen in der Folge großen Anteil an der, zum Teil sehr emotional geführten, sogenannten „Fischerkontroverse“. In diesem Zusammenhang werden gerne die verbalen Attacken von Franz Josef Strauß genannt, der Fischers Thesen als eine Verzerrung der deutschen Geschichte und eine Beschmutzung Deutschlands brandmarkte. Es wurde deutlich, dass die Geschichtswissenschaft sich in zwei Lager – Befürworter und Gegner der Thesen Fischers – gespalten hatte und diese jeweils erhebliche Unterstützung aber auch Kritik von außen – Öffentlichkeit, Politik, Medien, ausländischen Historiker – bekamen.

Was aber war die Kernaussage Fischers, an der sich so viele kluge Köpfe stießen?

Fischers Kernthese war, dass die deutsche Politik einen erheblich Teil der historischen Verantwortung für den Ausbruch eines umfassenden Krieges trug und bereits von Beginn des Krieges an eine festgelegte Kriegszielpolitik betrieb. Sowohl die politische als auch die militärische Führung Deutschlands hätten den serbisch und österreichisch-ungarisch- Konflikt bewusst ausgenutzt, um einen europäischen Krieg zu entfachen.

Dagegen stand die traditionelle Sicht, dass die Haltung der deutschen Reichsführung in der Julikrise vergleichsweise gemäßigt gewesen sei und eigentlich den Frieden bewahren wollte, aber durch missgünstige Umstände den Krieg nicht mehr verhindern konnte. Auch wenn in der Nation annexionistische und imperialistische Kriegsziele artikuliert wurden, wäre die Reichsleitung erheblich realistischer und zurückhaltender gewesen.

Fischer legte dar, dass die Reichsführung bereits zu Kriegsbeginn über ein umfangreiches Kriegszielprogramm, das spätere Septemberprogramm, verfügte. Relevant ist diese Frage, da es für die Kriegsschuldfrage von erheblicher Bedeutung ist, ab wann die deutschen Kriegsziele festgelegt waren.

Diese höchst kontroverse Debatte wirkt bis heute nach, bzw. wird in Teilen immer noch geführt. Deshalb soll es Ziel dieser Arbeit sein, einen Überblick über den neueren Forschungsstand bezüglich der Julikrise 1914 zu geben.

Hierzu wird es nötig sein, die Fischerkontroverse darzustellen und auf sie und auf ihre Kritiker kurz einzugehen. Im ersten Kapitel soll ein Überblick über die Fischerkontroverse gegeben werden, damit der Leser einen ersten Eindruck gewinnt und die Einordnung späterer Aussagen leichter fällt. Die eigentlichen Thesen von Fritz Fischer sollen als Zweites beschrieben werden. In diesem Zusammenhang wird auch auf zwei seiner Kritiker, Egmont Zechlin und Andreas Hillgruber, eingegangen. Im Folgenden soll deutlich werden, dass Imanuel Geiss, ein Schüler Fischers, eine etwas differenziertere Sicht vertritt. Mittelpunkt in seiner Arbeit ist vielmehr die in Deutschland vorherrschende Geisteshaltung, der Sozialdarwinismus und das nationaldemokratische Element auf dem Balkan.

Aus einem ganz anderen Blickwinkel heraus beschreibt der als Drittes vorgestellte Klaus Hildebrand die Julikrise 1914. Er vertritt den höchst interessanten Aspekt eines „europäischen Sicherheitsdilemmas“ und verteidigt mit einer abgestuften „Präventivkriegsthese“ die gängige Sicht in der Geschichtswissenschaft.

Angelehnt an Gregor Schöllgen soll danach die Bedeutung der Fischerkontroverse für die Geschichtswissenschaft und ihre zukünftige Wirkung, sofern diese abzusehen ist, dargestellt werden. Durch einen Vergleich der vorgestellten Positionen werden im Schlussteil die wesentlichen Unterschiede herausgestellt. Dabei soll auch auf die Probleme, die sich einer abschließenden Beurteilung der Materie entgegenstellen, hingewiesen werden.

2 Hauptteil

Will man die Fischerkontroverse verstehen, ist es nötig, sie in das damalige wissenschaftliche Umfeld einzuordnen. Die westdeutschen Geschichtswissenschaftler waren sich Ende der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts über die Ergebnisse der Weltkriegsforschung überwiegend einig. Sie orientierten sich in der Regel an den Gesamtdarstellungen der verschiedenen Reichsarchive. Deren Untersuchungen wurden bereits während des zweiten Weltkrieges abgeschlossen und wurden nach dem Krieg veröffentlicht . Zum Teil waren diese Analysen darauf bedacht niemanden bloß zu stellen, ließen aber im Nachhinein Kritik durchaus zu. Weitere Untersuchungen wurden vor allem von den Aktenverlusten durch alliierte Bombenangriffe und durch sowjetische Beschlagnahmungen behindert.[1]

Es bleibt also festzuhalten, dass die erste Phase der deutschen Historiographie dort anknüpfte, wo sie in der Zwischenkriegszeit bereits stand: „ bei der kriegsgeschichtlichen Bestandsaufnahme über Gründe, militärische Verlaufsformen und Ergebnisse des verlorenen Krieges.“[2]

Dies ist der Ausgangspunkt, die wissenschaftliche Landschaft, die sich Fritz Fischer darbot. Mit seinen Untersuchungen zur Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschlands[3] begann er, einen Paradigmenwechsel einzuleiten und die gesamte Debatte neu anzuregen und zu befruchten.

Im Weiteren soll die Darstellung und die Bedeutung der Fischerkontroverse für die westdeutsche Geschichtsschreibung folgen.

2.1 Schwerpunkte und Verlauf der Fischerkontroverse

Im Rückblick ist die Fischerkontroverse ein unverzichtbarer Bestandteil der Weltkriegsforschung. Wie bereits erwähnt, war in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts der Diskurs über den ersten Weltkrieg weitgehend abgeschlossen. Auf dem deutsch-französischen Historikertreffen 1951 und auch in deutsch-britischen Historikervereinbarungen Anfang der fünfziger Jahre schuf man einen Konsens, der sich an Lloyd Georges Formel, alle Mächte seien 1914 sozusagen unbeabsichtigt in einen Krieg hineingeschlittert, anlehnte.[4] Thematisch beschränkte sich die Forschung auf eine kriegsgeschichtliche Bestandsaufnahme über die Gründe, das militärische Vorgehen und die Ergebnisse des Großen Krieges.[5]

Fritz Fischer leitete mit seiner These, dass die deutsche Staatsführung, maßgeblich beeinflusst von Interessengruppen aus Politik und Gesellschaft, überhöhte Kriegsziele verfolgte, die zweite Phase ein. Aus dieser anfangs nicht sehr provozierenden These entwickelte sich die Fischerkontroverse, die viele neue Aspekte hervorbrachte und Anstoß für die beiden folgenden Phasen der Weltkriegsforschung gab. In der Fischerkontroverse dominierten die Kriegsziel- und Kriegsschuldfragen. Vornehmlich konzentrierte sich die ganze Debatte auf drei Kernbereiche. Das war Erstens der von Fischer herausgestellten Zusammenhang von deutscher „Weltpolitik“ und den Kriegszielen des Deutschen Kaiserreichs im Ersten Weltkrieg. Der zweite Kernbereich war die Neuinterpretation der deutschen Politik in der Julikrise und die stärkere Herausstellung der deutschen Verantwortung am Kriegsausbruch 1914. Der dritte Bereich war der am heftigsten umstrittene. Es ging dabei um die Frage nach der Betonung der Kontinuität der deutschen Politik im Krieg und ihre Darstellung als Kriegszielpolitik.[6] Es sollte hier auch zu einer weit ausgreifenden Debatte über Kontinuität und Diskontinuität in der Geschichte der deutschen Machtpolitik/ des deutschen Machtstaates von 1871 bis zum Ende des III. Reiches, kommen. Diese Auseinandersetzung hat von ihrem quantitativen Umfang her zwar abgenommen, ihre Fragen werden heute aber immer noch diskutiert. In einer dritten Phase wurden zunehmend die innen-, wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Vorrausetzungen und Folgen der deutschen Politik in den Fokus genommen. Besondere Beachtung erhielt dieser Ansatz durch die Annahme einer Systemkrise im Wilhelminischen Deutschland. Hierbei ging die Historiographie weg von der ausschließlichen Elitenforschung und widmete sich allen Gruppen in der Gesellschaft. Aktuell scheinen komparative Ansätze, die über internationale Vergleiche kriegsbedingter Phänomene die beiden Weltkriege beleuchten wollen, die vierte Phase zu bilden.[7]

Wie bereits erwähnt, leitete Fischer die Diskussion mit seiner These der überhöhten deutschen Kriegsziele quer durch alle politischen Lager im Reich ein. Dies widersprach der gängigen Auffassung von zwei miteinander konkurrierenden Lagern, den Annexionisten und den Verständigungspolitikern. Während Fischer durch seinen Beitrag die rückhaltlose Abkehr Deutschlands vom nationalistischen Irrweg erreichen und somit zur Westbindung der Bundesrepublik Deutschland beitragen wollte, erkannten seine Kritiker nur den Versuch, Deutschlands Geschichte von Bismarck bis Hitler ungerechtfertigt zu „verdunkeln“. Diese Fraktion, vertreten durch Gerhard Ritter, malte das Bild eines defensiven Bethmann Hollweg, dessen Beweggrund nicht Machtstreben, sondern der Schutz der Nation vor innerer Spaltung und vor äußeren Gefahren war. Scheitern musste er allerdings, weil seine „Politik der Diagonalen“ sich gegen die Dominanz des Militärs nicht durchsetzen konnte.[8]

Von den Kriegszielen wandte sich die Diskussion der traditionellen Schuldfrage zu. Besonders Imanuel Geiss verfocht hierbei die These des bewusst vom deutschen Reich ausgelösten Krieges.[9] Fischer verschärfte indes seine Ausgangsthese soweit, dass er nunmehr von einem planmäßig von Deutschland vorbereiteten und ausgelösten Krieg ausging. Hierbei kreiste die Debatte vorrangig um den „Blankoscheck“ den die Reichsführung ihrem österreichischen Verbündeten für eine Krieg gegen Serbien ausstellte. Dem gegenüber standen Fischers Kontrahenten, die Bethmann Hollweg in einer Zwangssituation sahen. Entweder wäre hier die Schwächung des letzten deutschen Verbündeten hinzunehmen, oder es wäre ein gewisses Kriegsrisiko einzugehen, welches die später darzustellende „Theorie des kalkulierten Risikos“ beschreibt. Angesichts der labilen deutschen Position, der zu erwartenden Isolation und der weiter zunehmenden russischen Rüstung schien es ein akzeptables Risiko zu sein.[10] Neben der Diskussion um die Auswirkungen der Aufdeckung der russisch-englischen Flottengespräche und der Bedeutung von der offensiven russischen Außenpolitik zur eigenen Systemstabilisierung, gewannen die „Riezlertagebücher“[11] besondere Bedeutung. Ihr Inhalt, durchaus nicht unumstritten, diente beiden Seiten zur Beweisführung.[12]

Durch die Fischerkontroverse angeregt, wurden in der Forschung immer neue Fragen aus dem Bereich der Weltkriegsforschung neu gestellt oder erstmals aufgeworfen. Imanuel Geiss regte z. B. eine Debatte über die Geschichte der Kriegsschuldforschung an sich in Deutschland an. Im Rahmen der Detailforschung untersuchten ganze Forscherteams die deutsche Besatzungspolitik im Kriege. Besonders diese Arbeiten ließen Rückschlüsse auf die deutsche Kriegszielpolitik zu.[13]

Die Einbeziehung alliierter Kriegsziele in die Debatte könnte hilfreich sein, wenn man deren Wirkung auf die Reichsleitung vor und während dem Krieg untersuchen und auf diese Weise Handlungszwänge erkennen wolle.[14]

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Masse der deutschen Historiker sich auf einen Mittelweg zwischen den harschen Angriffskriegsthesen Fischers und den ehemaligen Verteidigungskriegsthesen geeinigt hat: Die „ Konzeption eines kalkulierten Risikos zur Durchsetzung begrenzter machtpolitischer Veränderungen unter Ausnutzung von internationalen Krisensituationen,“[15] welches in einen Präventivkrieg mündete.

2.2 Fritz Fischer

Fritz Fischer wurde am 5. März 1908 in Ludwigstadt geboren. Er studierte Theologie, Philosophie, Geschichte und Pädagogik in Erlangen und Berlin. 1934 schloss er das Theologiestudium mit der Promotion ab, drei Jahre später promovierte er im Fach Neuere Geschichte. Bereits 1935 hatte ihn die Berliner Universität als Privatdozenten berufen. Seine Habilitation erfolgte 1939 an der Philosophischen Fakultät. Der Zweite Weltkrieg unterbrach seine Karriere. Nach sieben Jahre Wehrdienst und Gefangenschaft trat Fischer 1947 die Funktion eines Extraordinarius, ein Jahr später die eines ordentlichen Professors für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Hamburg, an. Im Jahr 1973 emeritierte er und verstarb am 01.12.1999.[16]

Wie bereits erwähnt, bildete sein Buch "Griff nach der Weltmacht" den Ausgangspunkt für die Fischerkontroverse. In dieser Arbeit sollen jedoch zwei andere Bücher als Grundlage für Fischers Position herangezogen werden. Zum einen der Aufsatzsammelband „Hitler war kein Betriebsunfall“ von 1992, in dem er seine Thesen wiederholte und zusammenfasste. Zum anderen die Streitschrift „Juli 1914: Wir sind nicht hineingeschlittert“ von 1983, in der er auf die Kritik an seinen Thesen einging.

2.2.1 Position

Warum entwickelte ein Historiker, der in seiner „Zunft“ eigentlich ein gutes Renommee genoss, Thesen, die ihm wütende Angriffe und Schmähungen von Seiten der Medien, der Öffentlichkeit, der Politik und auch der eigenen Kollegen einbrachte?[17]

Die Intention des Autors war eine politisch-pädagogische. Er wollte einen Beitrag zur völligen Integration der Bundesrepublik Deutschland in die westliche Welt leisten. Dieser Beitrag sollte den nationalistischen Irrweg der Deutschen, der in zwei Weltkriege geführt hatte, aufzeigen.[18] Nur durch die komplette Aufarbeitung und damit auch mit der Verarbeitung der beiden Kriege könne, so Fischer, ein erneuter deutscher Irrweg vermieden werden.

Fischer sah in zwei Weigerungen des deutschen Volkes nach 1918 den Grund, warum Aufrüstung und neue expansionistische Politik wieder zum Krieg führen konnten. Die erste Weigerung war die Anerkennung des deutschen Anteils an der Verantwortung zum Kriegsausbruch. Der unhaltbaren These eines „Hineinschlitterns“ oder sogar eines Verteidigungskrieges, setzte er seine These des gewollten Krieges gegenüber. Die zweite Weigerung auf die er sich bezog, war die Dolchstoßlegende, die das Bild des „unbesiegten deutschen Recken“ hochhielt und das neue demokratische System per se schwer belastete.[19]

Fischers Eingangsthese von der Verfolgung überhöhter Kriegsziele erschien für sich genommen nicht sehr kontrovers.[20] Brisanz erhielt sie dadurch, dass Fischer zu belegen suchte, dass die Kriegszielpolitik auf Grundlagen aus der Vorkriegszeit beruhten. Zu dieser These trat bald noch eine zweite, in der er auf den Kriegsschuldaspekt abzielte. Fischers zentrale Aussage hierbei war, „ dass die deutsche Reichsleitung den entscheidenden Teil der historischen Verantwortung [am Kriegsausbruch] trägt.[21] Anders formuliert, die deutsche Politik vor und in der Julikrise 1914 war „… nicht darauf gerichtet, einen Kontinentalkrieg zu verhüten, sondern darauf, eine möglichst günstige Ausgangsposition für Deutschland zu gewinnen für den großen Krieg …“.[22]

Den Schlüssel zu Fischers Thesen muss man in der „Weltpolitik“ der deutschen Reichsführung ab 1897 sehen. Ziel dieser „Weltpolitik“ war es, das Deutsche Reich in eine Weltmachtstellung zu heben, auch wenn damit das „Brechen“ der englischen Vormachtstellung auf den Weltmeeren verbunden war.[23] Um dieses Ziel zu erreichen, sah man sich allerdings in seiner Handlungsfreiheit durch die spätere Tripple- Entente zu sehr bedroht. Diese galt es fortan zu sprengen.[24]

In der Julikrise 1914 war die Intention der deutschen Führung zumindest ein Teilziel auf dem Weg zur Weltmachtstellung zu erreichen, die uneingeschränkte Hegemonie in Europa.

Fischer verwies auf die Politik des Kaiserreiches um die Jahrhundertwende. Auch in Deutschland setzte sich zu dieser Zeit der „Navalismus“[25] durch. Diese Doktrin forderte und förderte den Aufbau einer starken Kaiserlichen Marine, die schnell zu einer Bedrohung für die englische Küste und die englische Vormachtstellung auf den Weltmeeren werden sollte. Diese Flotte sollte in der Lage sein, Großbritannien aus seiner maritimen und auch seiner kolonialen Vormachtstellung zu verdrängen. Interessanterweise reduzierte Fischer die Beweggründe für diese Politik auf den persönlichen Wunsch des Kaisers, anstatt auf wirtschaftliche, politische oder strategische Gründe einzugehen.[26] Obwohl er an anderer Stelle den breiten Konsens in der deutschen Führung zum Krieg hervorhob.[27] Hier heraus und aus strittigen kolonialen Fragen musste sich zwangsläufig ein englisch-deutscher Gegensatz entwickeln.

[...]


[1] Vgl. Thoß, Bruno , Der Erste Weltkrieg als Ereignis und Erlebnis. Paradigmenwechsel in der westdeutschen

Weltkriegsforschung seit der Fischerkontroverse, in: Michalka, Wolfgang (Hrsg.), Der Erste Weltkrieg,

München, 1994, S. 1012.

[2] Thoß, S. 1012.

[3] Siehe, Fischer, Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18.

[4] Vgl. Thoß, S. 1014.

[5] Vgl. Thoß, S. 1012.

[6] Vgl. Schöllgen, Gregor, Griff nach der Weltmacht? 25 Jahre Fischerkontroverse, Historisches Jahrbuch 1986,

S. 394.

[7] Vgl. Thoß, S. 1013f.

[8] Vgl. Thoß, S. 1014f.

[9] Vgl. Geiss, S. 14ff.

[10] Vgl. Thoß, S. 1015.

[11] Kurt v. Riezler, Sekretär und Vertrauter von RK Bethmann Hollweg.

[12] Vgl. Thoß, S. 1016.

[13] Vgl. Thoß, S. 1016ff.

[14] Vgl. Thoß, S. 1019f.

[15] Hillgruber, Andreas, nach Schöllgen, S. 398.

[16] Vgl. Presse- und Informationsdienst Uni HH

[17] Vgl. Fischer, Fritz, Hitler war kein Betriebsunfall, München 1992, S. 20f.

[18] Vgl. Thoß, S. 1014.

[19] Vgl. Fischer 1992. S. 64f.

[20] Vgl. Thoß, S, 1014.

[21] Vgl. Fischer 1992, S. 25.

[22] Fischer 1992, S. 50.

[23] Vgl. Fischer 1992, S, 31f.

[24] Vgl. Fischer 1992, S. 63.

[25] Eine Doktrin des amerikanischen Admirals Maham, der konstatierte, nur wenn eine Macht die eigene und die gegenüberliegende Küste beherrsche, könne sie als Weltmacht gelten. Für Deutschland umgesetzt, siehe auch Marinevorschrift Nr. IX.

[26] Vgl. Fischer 1992, S. 29f.

[27] Siehe Fischer, Fritz, Krieg der Illusionen, Die deutsche Politik von 1911 bis 1914, Düsseldorf, 1969.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Die Darstellung der Julikrise 1914 in der neueren Geschichtswissenschaft
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg  (Institut für Neuere Geschichte Wegner/Hansen)
Veranstaltung
Außenpolitik Deutschlands von der Reichsgründung 1871 bis Ende des Dritten Reiches
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
29
Katalognummer
V27114
ISBN (eBook)
9783638292412
Dateigröße
580 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit ist als klausurersetzende Hausarbeit im Rahmen der Diplomhauptprüfungen entstanden. Sie befasst sich dabei hauptsächlich mit der Fischrkontroverse, wobei den Positionen von Fischer und Geiss ihre Kritiker Hillgruber, Zechlin und Hildebrand gegenübergestellt werden. Weiterhin wird der Verlauf und die Bedeutung der Kontoverse anhand von Schöllgen und Thoß nachgezeichnet.
Schlagworte
Darstellung, Julikrise, Geschichtswissenschaft, Außenpolitik, Deutschlands, Reichsgründung, Ende, Dritten, Reiches
Arbeit zitieren
Sebastian Nieder (Autor:in), 2004, Die Darstellung der Julikrise 1914 in der neueren Geschichtswissenschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27114

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