Die Entwicklung der Pfalz Nordhausen unter den Ottonen


Seminararbeit, 2003

22 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitende Aspekte

2. Vorbetrachtungen allgemeiner und spezieller Art
2.1. Die Pfalz - Überblick
2.2. Die Geographie Nordhausens
2.3. Nordhausen in vor-ottonischer Zeit

3. Nordhausen unter den Ottonen
3.1. Gründung der ottonischen Pfalz Nordhausen
3.2. Die Pfalz Nordhausen eine Volksburg?
3.3. Lage und Gestalt der Pfalzanlage
3.4. Das Nonnenkloster der Königin Mathilde
3.5. Aufenthalte der Ottonen in der Pfalz Nordhausen

4. Ausblick

5. Zusammenfassung

Abkürzungen, Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitende Aspekte

Im letzten Jahr feierte das thüringische Städtchen Nordhausen das 1075jährige Bestehen. Denn 927 wurde der Stadtname erstmalig erwähnt, als König Heinrich I. seiner Gemahlin Mathilde u.a. Nordhausen als ihr Witwengut schenkte. Nordhausen, im Besitz der Ottonen, entwickelte sich unter ihnen zu einem der vielen Aufenthaltsorte, die es für Herrscher im Mittelalter gab: es entstand eine Pfalz.

Ziel soll es nun sein, jene Entwicklung und deren Umstände aufzuzeigen, um herauszufinden, welche Bedeutung Nordhausen bei den Ottonen hatte. Dazu wird wie folgt vorgegangen: Zu Beginn soll es eine Vorbetrachtung geben, in deren Rahmen geklärt wird, was eine Pfalz ist, die geographische Lage beleuchtet sowie aufgezeigt wird, wie sich die Gegend in vor-ottonischer Zeit entwickelt hat. Im Anschluss daran soll die Ottonenzeit beleuchtet werden. Es geht dabei um die Gründung der Burg[1], die „Volksburg-Problematik“ sowie die Lage und Gestalt des Pfalzbezirkes. Darüber hinaus wird auf die Gründung des Klosters durch die Königin Mathilde in Nordhausen und auf die Aufenthalte der Ottonen in der Pfalz eingegangen. In einem Ausblick soll die Entwicklung nach den Ottonen bis zur Zerstörung der Burg 1277 kurz umrissen werden.

Themenrelevante Forschungsprobleme, auf die mehr oder weniger auch eingegangen werden soll, sind zum einen das ungenaue Wissen darüber, seit wann Nordhausen im Besitz der Ottonen war und wer somit die Pfalz errichtet haben könnte und zum anderen sowie zum anderen die Ortung des zur Pfalz gehörenden Wirtschaftshofes. Die Lage der Pfalz hingegen ist überzeugend geortet worden. Ein sehr aktuelles, aber von der Forschung noch nicht wirklich aufgegriffenes Problem sind die berechtigten Zweifel daran, dass Königin Mathilde ihr Kloster Nordhausen 961/62 gegründet hat. Auch hierauf soll eingegangen werden.

Die Quellengrundlage für dieses Thema ist übersichtlich. Hauptquellengrundlage sind zum einen die beiden Viten der Königin Mathilde sowie Urkunden der Könige und Kaiser. Nicht immer werden in der Arbeit alle verwendeten Quellenausschnitte zitiert. In diesen Fällen wird in einer Fußnote verwiesen, an welcher Stelle der Quellentext zu finden ist. Die Sekundärliteratur ist ausreichend, allerdings in den wenigsten Fällen sehr aktuell. Deshalb wird sich in der Hauptsache auf Gockels Repertorium der Pfalzen gestützt und durch weitere Literatur - wenig neuere, vorwiegend ältere - ergänzt.

2. Vorbetrachtungen allgemeiner und spezieller Art

2.1 Die Pfalz - Ein Überblick

Die Größe des mittelalterlichen Reiches scheint es unerlässlich gemacht zu haben, dass der Kaiser an verschiedenen Orten präsent war, um u.a. seinen Machtanspruch zu demonstrieren. Daher kann der etwas saloppe Name „Reisekaiser“ getrost angewendet werden. Es gab bis ins Spätmittelalter hinein keinen festen Regierungssitz oder eine Hauptstadt. Der Kaiser zog mit seinem Hof durch das Reichsgebiet.[2] Als Unterkunft dienten u.a. die Pfalzen, die allerdings mehr als nur Nachtquartier waren. So fanden hier Reichs- und Hoftage statt. Sie dienten auch der Abhaltung von Synoden und auswärtige Gesandte wurden empfangen.[3] Urkunden wurden ausgestellt, Rechtsakte vollzogen. Einigen Pfalzen kam eine besondere Bedeutung zu. Es handelt sich hierbei um die sogenannten

„Oster-“, „Weihnachts-“ bzw. „Winterpfalzen“. In ihnen hielt man sich über längere Zeiträume auf, um hohe und kirchliche Festtage zu feiern.[4] Es handelt sich aber nicht um bestimmte Pfalzen, denn jeder Kaiser hatte andere Präferenzen. Zählten bei den Karolingern z.B. Quierzy, Worms oder Aachen zu den bevorzugten Winterpfalzen, so waren es bei den Ottonen u.a. Pöhlde und Goslar.[5]

Pfalzen gehörten zum Reichsgut. Sie bestanden aus Wohn- und Unterkunftsgebäuden, Repräsentationsbauten wie z.B. der kaiserlichen Aula sowie sakralen Einrichtungen. Zur Versorgung dienten die zur Pfalz gehörenden Wirtschaftshöfe.[6]

Abgeleitet von „Palatin“, einem der sieben Hügel Roms, auf denen die Kaiser des antiken Römischen Reiches ihren Palast hatten, wurden die Pfalzen als „palatium“, „villa regis“ oder „curtis regia“ bezeichnet.[7] Nachdem im neunten Jahrhundert begonnen wurde, die Pfalzkomplexe zu befestigen, finden sich daraus folgend die Bezeichnungen „castrum“ und „castellum“.[8] Auch die Bezeichnung Burg ist für einige Pfalzen, wie sich v.a. bei den Ottonen zeigen wird, nicht gänzlich abwegig.

2.2 Die Geographie Nordhausens

Die Gegend, in der Nordhausen heute gelegen ist, befindet sich auf einer Terrasse, östlich des Zorgetales, die zu den Vorhöhen des südlichen Harzes zählt. Die Zorge tritt hier vom Westen her in die Goldene Aue ein.[9] Ferner soll das Straßennetz Erwähnung finden. So kreuzten sich der Weg, der zum einen von Paderbon in Richtung Osten nach Merseburg

und Halle führte mit dem von Norden her (Goslar, Quedlinburg u.a.) über den Harz kommenden. Weiter existierten Verbindungen über das Eichsfeld nach Kassel, eine nach Mühlhausen und direkt nach Erfurt.[10]

2.3 Nordhausen in vor-ottonischer Zeit

Ludwig der Deutsche bestätigte 874 dem Fuldaer Kloster u.a. den Zehnten in „Nordhusa“.[11] Dieses ist allerdings nur schwierig zu orten, gehen Müller und Patze doch davon aus, dass es zur Zeit der Karolinger zwei Siedlungen im heutigen Gebiet Nordhausen gegeben haben könnte.[12] Die Entstehung der fränkischen Siedlung Alt-Nordhausen dürfte allerdings bereits in die Zeit Karls des Großen fallen. Der schenkt 802 dem Kloster Hersfeld Güter in „Salzaha“[13], was damit Krongut gewesen sein muss. Da Salza nicht weit von Nordhausen liegt, schließen Müller und Patze auf eine planmäßige Erfassung des Gebietes um Nordhausen.[14] Seit dem gleichen Jahr ist der „Helmgauue“[15], zu dem Nordhausen wohl gehörte, belegt. Den im Regest einer eventuellen Heinrichsurkunde von 927 erwähnten Zorgegau sieht Gockel als ein „Relikt einer älteren Landeseinteilung“[16].

In der Literatur ist immer wieder von einem fränkischen Wehrbau bzw. einem Königshof in Nordhausen zu lesen.[17] Da der Thüringer Raum seit der Unterwerfung des Thüringerreiches durch die Merowinger im Jahre 531 die Ostgrenze des Frankenreiches darstellte, wurde genau hier ein Befestigungsgürtel gegen östliche Feinde angelegt. Vielleicht wurde hierbei auf bereits vorhandene Wallbauten eventuell der Thüringer oder Slawen zurückgegriffen.[18] Ob es in Nordhausen solche Vorgängeranlagen gab, ist nicht nachgewiesen. Dafür könnte die Tatsache sprechen, dass der Nordhäuser Raum bereits seit 2500 v. Chr. besiedelt war. Die Lage dieses karolingischen Königshofes ist nicht überzeugend und einheitlich genug geklärt. Er wird u.a. an der Stelle der späteren „Heinrichsburg“, auf die noch eingegangen wird, am heutigen „Königshof“ oder im Bereich Alt-Nordhausens am Frauenberg lokalisiert.[19]

[...]


[1] Da bei den Ottonen Burg und Pfalz eng miteinander zusammenhingen, tauchen in dieser Arbeit beide Begriffe auf, wobei sie ein und das selbe meinen.

[2] Vgl. Schieffer, Rudolf, Von Ort zu Ort: Aufgaben und Ergebnisse der Erforschung ambulanter Herrschaftspraxis, in: Ehlers, Caspar (Hrsg.), Orte der Herrschaft: Mittelalterliche Königspfalzen, Göttingen 2002, S. 11 bis 23, hier S. 11.

[3] Vgl. Binding, Günther, u.a., Pfalz, Palast, in: Angermann, Norbert (Hrsg.) Lexikon des Mittelalters, Bd. 6, München 1993, Sp. 1993 bis 2011, hier Sp. 1994.

[4] Vgl. ebd., Sp. 1995; auch: Binding, Günther, Deutsche Königspfalzen: Von Karl dem Grossen bis Friedrich II. (765 - 1240), Darmstadt 1996, S. 28.

[5] Vgl. ebd.

[6] Vgl. ebd.; auch: Binding, Pfalz, Palast (Anm. 3), Sp. 1997 bis 2000.

[7] Vgl. Binding, Deutsche Königspfalzen (Anm. 4), S. 22f.

[8] Vgl. ebd., S. 24f.

[9] Vgl. Müller, R.H. Walther / Patze, Hans, Nordhausen, in: Patze, Hans (Hrsg.), Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 9 (=Thüringen), Stuttgart 1968, S. 305 bis 314, hier S. 305.

[10] Vgl. ebd., auch: Schwineköper, Berent, Königtum und Städte bis zum Ende des Investiturstreits: Die Politik der Ottonen und Salier gegenüber den werdenden Städten im östlichen Sachsen und in Nordthüringen, Sigmaringen 1977, S. 122.

[11] Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte (Hrsg.), Die Urkunden der Deutschen Karolinger, Bd. 1/Teil 1, Die Urkunden Ludwigs des Deutschen 829 - 858 (Bearb. P. Kehr), Berlin 1932, Nr. 185, S. 270, Z. 2.

[12] Vgl. Müller / Patze, Nordhausen (Anm. 9), S. 305.

[13] Vgl. Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte (Hrsg.), Die Urkunden der Karolinger, Bd. 1, Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Großen (Bearb. Engelbert Mühlbacher), Hannover 1906, Nr. 198, S. 267, Z. 20.

[14] Vgl. Müller / Patze, Nordhausen (Anm. 9), S. 306.

[15] Vgl. MGH DKdG 198 (Anm. 13), S. 267, Z.6.; vgl. auch Silberborth, Hans, Geschichte der Freien Reichsstadt Nordhausen, in: Magistrat der Stadt Nordhausen (Hrsg.), Das tausendjährige Nordhausen, Nordhausen 1927, S. 3 bis 595, hier S. 5.

[16] Zit. Gockel, Michael, Nordhausen, in: Max-Planck-Institut für Geschichte (Hrsg.), Die deutschen Königspfalzen. Repertorium der Pfalzen, Königshöfe und übrigen Aufenthaltsorte der Könige im deutschen Reich des Mittelalters, Bd. 2, Thüringen (bearb. von Michael Gockel), Göttingen 2000, S. 319 bis 385, hier: S. 323.

[17] Vgl. Mägdefrau, Werner / Lämmerhirt, Rainer / Lämmerhirt, Dana, Thüringer Burgen und Wehranlagen im Mittelalter, Bad Langensalza 2001, S. 22; auch: Stolberg, Friedrich, Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit [=Harzverein für Geschichte und Altertumskunde e.V. (Hrsg.) Forschungen und Quellen zur Geschichte des Harzgebietes, Bd. 9], Hildesheim 1968, S. 269ff.; weiterhin: Unverzagt, Wilhelm, Pfalzenexkursion des Institutes für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 10. bis 14. Oktober 1960, S. 48 ff; und: Müller / Patze, Nordhausen (Anm. 9), S. 306.

[18] Vgl. Mägdefrau / Lämmerhirt, R. / Lämmerhirt, D., Thüringer Burgen und Wehranlagen (Anm. 17), S. 24.

[19] Vgl. u.a. Müller / Patze, Nordhausen (Anm. 9), S. 306; oder: Silberborth, Geschichte der Freien Reichsstadt (Anm. 15)., S. 5.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung der Pfalz Nordhausen unter den Ottonen
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Nordhausen - Königspfalz, Nonnenkloster und Reichsstadt im frühen und hohen Mittelalter
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
22
Katalognummer
V27075
ISBN (eBook)
9783638292153
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklung, Pfalz, Nordhausen, Ottonen, Nordhausen, Königspfalz, Nonnenkloster, Reichsstadt, Mittelalter
Arbeit zitieren
Frank Keilhack (Autor:in), 2003, Die Entwicklung der Pfalz Nordhausen unter den Ottonen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27075

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