Probleme und Regulierungsmöglichkeiten in der Netz-Öffentlichkeit


Seminararbeit, 2002

21 Seiten, Note: Gut


Leseprobe


Inhalt:

1. Einleitung

2. Die ethischen Probleme des Internet
2.1 Gefahren bei der privaten Online-Kommunikation
2.1.1 Gefahren und Probleme beim Chatten
2.1.2 Gefahren und Probleme bei E-Mail
2.2 Gefahren durch problematische Inhalte
2.2.1 Sexualität und Pornographie im Netz
2.2.2 Rechtsextremismus und Rassismus im Netz
2.3 Das Internet als „Datenbombe“
2.4 Gefahren durch Computerkriminalität
2.5 Das Problem der Glaubwürdigkeit

3. Regulierung des Internet von Außen
3.1 Regulierung durch die Politik
3.1.1 Ein Beispiel: Der „Communication Decency Act“
3.2 Regulierung durch Provider
3.2.1 Ein positives Beispiel: Die Stopline
3.2.2 Ein negatives Beispiel: Der Compuserve-Skandal

4. Selbstregulierung des Internet
4.1 Die „Netiquette“
4.1.1 Regulierung technischer Ressourcen
4.1.2 Regulierung von Kommunikationsstrukturen und –konventionen
4.2.3 Regulierung des Inhalts
4.2 Selbstregulierung durch Sanktionierung
4.2.1 Ein Beispiel: Der Fall Canter & Siegel
4.3 Die interpretationistische Medienethik

5. Schlussbemerkungen

6. Quellen

1. Einleitung

Das Internet avancierte in den letzten Jahrzehnten zu einem festen Bestandteil unserer Gesellschaft. Mit seinen vielen Nutzungsmöglichkeiten hielt das Netz Einzug in die verschiedensten Bereiche unseres Lebens. Das Internet dient zur Informationsbeschaffung, zur Kommunikation, zum Datenaustausch, u.v.m. Im privaten Bereich eröffneten sich für die User ganz neue globale Kommunikationsmöglichkeiten, die für viele Menschen heute nicht mehr wegzudenken wären. Im wirtschaftlichen Bereich ist das Internet zum fruchtbaren Boden für ganz neue Branchen und Berufszweige geworden (Stichwort „E-Business“). Keine andere technologische Entwicklung hat in jüngster Zeit unser Verständnis von Öffentlichkeit so verändert, wie der „Daten Highway“.

Mit dem schnellen Siegeszug des Internet traten aber auch bald Probleme auf, die mit der immer weiteren Verbreitung des Netzes auch immer größer wurden. Dazu zählen die Verbreitung von illegalem oder moralisch bedenklichem Material (Pornographie, nationalsozialistisches Gedankengut, etc.), Datenmissbrauch, oder Computerkriminalität (Hacker). Der Grund für diese Probleme liegt in der Beschaffenheit des Internet, das im Grunde ein anarchistischer und gesetzloser Raum ist, wo jeder anonym ist, bzw. sein kann. Es gibt keine zentrale Administration oder Kontrolle.

Diese Problematik brachte schließlich die Frage nach einer Regulierung des Internet auf. Während die einen das anarchistische Internet als ungeregelten Bereich gegen Zensurbestrebungen und staatliche Einflüsse verteidigen wollen, ist für die anderen die Einführung einer einheitlichen Gesetzgebung unabdingbar.

Wie sollte aber jetzt diese neue elektronische Öffentlichkeit reglementiert oder sanktioniert werden? Eine staatliche Regulierung erwies sich als sehr schwierig, da sich das Internet ja über viele Staaten erstreckt, die auch alle verschiedene Gesetze haben. Es wurden einige Versuche unternommen, eine derartige Regulierung des Internet durchzuführen. Die meisten dieser Versuche scheiterten jedoch. Eine weitere Möglichkeit wäre die Einführung einer überstaatlichen Instanz, die diese Aufgabe übernimmt. Doch auch das ist bis heute noch nicht geglückt und scheint in weiter Ferne zu sein. Es gibt jedoch auch eine dritte Möglichkeit der Regulierung des Internet, nämlich die Selbstregulierung. Diese Regulierung von Innen heraus ist in vielen Bereichen des Netzes schon vorhanden. Man denke beispielsweise an Chat-Policies oder die „Netiquette. Dieser Ansatz wird in der so genannten interpretationistischen Medienethik vertreten. Laut derer soll an eben diese bestehenden Normen und Regeln angeknüpft werden um den genannten ethischen Problemen des Internet entgegenzutreten.

Diese Arbeit soll einerseits die genannten Probleme des Internet aufzeigen und analysieren, und andererseits untersuchen, welche Art der Regulierung sinnvoll ist und erfolgreich sein könnte.

2. Die ethischen Probleme des Internet

Über die Probleme und Gefahren des Internet wird sehr viel diskutiert. Oftmals stehen hierbei die Bereiche im Vordergrund, die in den Massenmedien spektakulär und überdramatisiert dargestellt werden. Dazu zählen moralisch und rechtlich bedenkliche Inhalte im Internet, illegaler Datenaustausch, oder Computerkriminalität.

2.1 Gefahren bei der privaten Online-Kommunikation

Enorme Vorteile bringt das Internet im Bereich der personalen Kommunikation. Neue Technologien, wie Chat oder E-Mail ermöglichen völlig neue Kommunikationswege. Leider bringen diese Möglichkeiten auch etliche Probleme mit sich. Als grundlegendes Problem ist die Anonymität im Internet zu nennen. Wenn jemand seine Identität nicht preisgeben will, ist das Internet ein ideales Instrument dafür. Das gilt sowohl für Chats und E-Mail, als auch für das Publizieren von Inhalten im Netz.

2.1.1 Gefahren und Probleme beim Chatten

Der Chat ist mittlerweile zur „Killer-Applikation“ des Internets avanciert. Eine traurige Doppeldeutigkeit erlangt diese Bezeichnung jedoch, wenn man die Gefahren betrachtet, die diese Kommunikationsmöglichkeit in sich bergen kann. Ein sehr extremes Beispiel ist das des 15-jährigen farbigen Benjamin Hermansen, der Ende Januar 2001 in Norwegen von Mitgliedern einer rechtsextremen Gruppe ermordet wurde.[1] Die Mörder hatten vorher mit dem Jungen gechattet und so seine Adresse herausgefunden und ihn abgepasst. Ein anderes Beispiel dreht sich ebenfalls um die rechtsextreme Szene.[2] Matthias „Mazzi“ S. hatte im Mai 1999 in einem Chatraum den bekannten Rechtsextremisten Dennis Entenmann „kennen gelernt“, der dort Nazi-Parolen verbreitete. Matthias S. und andere protestierten „lautstark“ gegen diese Parolen, was Entenmann derart in Rage versetzte, dass er via einer Webseite zum Mord an Matthias S. aufrief. Dabei erschlich er sich dessen Telefonnummer, indem er mit dem Opfer mit anderer Identität chattete und sich dessen Vertrauen erschlich. Über die Telefonnummer fand er dessen wahre Identität und Adresse heraus, die er dann mit einem Mordaufruf und der Ausschreibung eines Kopfgeldes von 10.000 DM auf einer Webseite publizierte.

Neben der schon genannten Anonymität wird bei diesen Beispielen noch eine zweite Gefahr von Chats deutlich. Oftmals erzählen viele Chatter sehr freizügig über persönliches, ohne zu wissen, wer sich auf der anderen Seite verbirgt. Und im Chat ist es natürlich ein Leichtes, eine andere Identität vorzugaukeln. Geschlecht, Alter, Aussehen usw. können ohne weiteres vorgetäuscht werden. Verratene Telefonnummern und Adressen können dann für unliebsame Anrufe oder Besuche, unbefugte Veröffentlichung oder Weitergabe, oder anderes missbraucht werden.

2.1.2 Gefahren und Probleme bei E-Mail

Auch bei der elektronischen Post („E-Mail“) gibt es erhebliche Probleme und Gefahren. Wer kennt zum Beispiel nicht unerwünschte Werbemails (sog. „Spam“), die oftmals die Mailbox „verstopfen“. Obwohl rechtlich vorgeschrieben ist, dass jede Werbemail eine Möglichkeit bieten muss, um wieder abbestellt werden zu können, ist dies in der Praxis oft nicht der Fall. Der Benutzer kann sich somit nur schwer gegen solchen „Spam“ wehren.

E-Mail kann ja auch zum Übertragen von Daten (als sog. „Attachments“) genutzt werden und ist deshalb leider ein ideales Verbreitungsinstrument für Computerviren. Hinzu kommt, dass es auch möglich ist, den Absender zu fälschen und somit eine E-Mail als seriös erscheinen zu lassen. Beispielsweise bekamen im Herbst 2000 viele Internet Benutzer eine E-Mail mit dem Absender „support@microsoft.com“ und mit einem beigefügten File, das laut dem Mail ein Update für den Microsoft Internet Explorer sein sollte. Leider war das File ein sehr aggressiver Virus und die E-Mail natürlich nicht von Microsoft. Der Virus verschickte sich selbst an alle Adressaten im E-Mail Adressbuch und löschte einige wichtige Ordner.[3]

Neben der schon erwähnten Möglichkeit der Fälschung eines Absenders, gibt es auch die Möglichkeit anonyme E-Mailkonten einzurichten. Es gibt im Netz etliche Anbieter, die die Erstellung und Verwaltung eines E-Mailkontos kostenlos offerieren.[4] Somit ist es möglich anonyme E-Mails zu verschicken, die nicht oder nur schwer zurückzuverfolgen sind.

2.2 Gefahren durch problematische Inhalte

2.2.1 Sexualität und Pornographie im Netz

Pornographische Inhalte machen ca. 1% des gesamten Informationsangebots im Internet aus.[5] Es gibt tausende von Webseiten, die - meist gegen Bezahlung - pornographische Bilder oder Videos zum Download anbieten. Nicht unterschätzen darf man aber auch die sog. Newsgroups. Das sind Diskussionsforen, in denen auch Daten ausgetauscht werden können. Dort ist auch ein erheblich großer Teil der im Internet distribuierten pornographischen Inhalte zu finden.[6] Der Austausch in diesen Foren verläuft weitgehend anonym, was natürlich für User, die illegale Daten tauschen wollen, von Vorteil ist. Solche Newsgroups sind leider auch der Haupt-Umschlagplatz für kinderpornographische Inhalte. Laut einer finnischen Studie[7] von 1996 wurden in vier untersuchten Newsgroups in einer Woche acht pädophile Bilder ausgetauscht. Mittlerweile dürfte sich mit dem Anstieg der Internetbenutzer auch diese Zahl um einiges vergrößert haben.

Wesentlich verschlimmert hat sich die Situation in den letzten Jahren sicher auch durch die sog. Peer-to-Peer Netzwerke. Das sind Programme, die als Tauschbörsen fungieren (sog. File-Sharing Programme). Hierbei können Unmengen von Daten von der eigenen Festplatte für sämtliche Internetbenutzer freigegeben werden. Und zwar wird eine Liste der von einer Person freigegebenen Dateien in eine riesige Datenbank integriert, die dann von jedem Benutzer des Programms durchsucht werden kann. Wurde dann ein gewünschtes File gefunden, wird über das File-Sharing Programm eine direkte Verbindung zu dem Benutzer aufgebaut, der das File auf seiner Festplatte hat, und von dort heruntergeladen. Anfangs wurden solche Programme hauptsächlich zum illegalen Austausch von Musikdateien genutzt. Das mittlerweile sehr bekannte und berüchtigte File-Sharing Programm „Napster“ leitete diese neue Form des Datenaustauschs ein.

Mittlerweile können über solche Programme alle Arten von Daten, also auch Bilder und Videos übertragen werden, und eignen sich somit leider auch perfekt für die Übertragung von pädophilen Inhalten. Eine Abfrage mit dem Stichwort „child porn“ liefert beispielsweise beim „Napster“-Nachfolger „KaZaA“[8] sofort dutzende Ergebnisse. Die Beschaffung von solchen illegalen Inhalten war leider niemals so leicht wie jetzt.

[...]


[1] vgl. Reischl 2001, S. 11

[2] vgl. Reischl 2001, S. 13f

[3] vgl. Reischl 2001, S. 19

[4] Als Beispiele seien hier genannt: www.yahoo.de, www.hotmail.com, www.gmx.de

[5] vgl. Sandbothe 1996

[6] vgl. Maier-Rabler 1995, S. 55ff

[7] vgl. Wiklund 1996

[8] siehe www.kazaa.com

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Probleme und Regulierungsmöglichkeiten in der Netz-Öffentlichkeit
Hochschule
Universität Salzburg  (Institut für Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Wandel der Öffentlichkeit
Note
Gut
Autor
Jahr
2002
Seiten
21
Katalognummer
V27013
ISBN (eBook)
9783638291644
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Probleme, Regulierungsmöglichkeiten, Netz-Öffentlichkeit, Wandel
Arbeit zitieren
Gerald Buttinger (Autor:in), 2002, Probleme und Regulierungsmöglichkeiten in der Netz-Öffentlichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27013

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