Kritische Analyse zur Monographie von Manuel Borutta "Antikatholizismus"


Hausarbeit, 2013

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Methodische Frage
2.2 Ergebnis der Studie
2.3 Einordnung der Studie in den Forschungskontext

3. Schluss

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der älteren Forschung gilt der Kulturkampf als Konflikt zwischen Staat und Kirche in Preußen, in der Zeit zwischen 1871 und 1887, als rein deutsche Angelegenheit. Erst Manuel Borutta wagt sich in seiner Dissertation, aus dem Jahre 2010, „Antikatholizismus. Deutschland und Italien im Zeitalter der europäischen Kulturkämpfe“, an einen europäischen Vergleich und beweist vor allem den damals vorherrschenden Antikatholizismus in Italien. Denn schon ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam es auch in anderen europäischen Ländern zu Auseinandersetzungen zwischen Liberalen und Katholiken, welche sich nicht nur auf die Eliten in Kirche und Staat beschränkten, sondern sämtliche Räume der Gesellschaft umfassten.

Aufgrund der Fülle an Themen in dieser Dissertation, vertritt Borutta keine klare These, sondern formuliert für jedes seiner Kapitel viele, für ihn zu bearbeitende, Fragestellungen. Er rekonstruiert in seinem ersten Hauptteil „Der innere Orient: Antikatholizismus und Moderne im langen 19. Jahrhundert“, die Genese des Antikatholizismus im 18. Jahrhundert und die weitere Entwicklung im 19. Jahrhundert. In seinem zweiten und dritten Hauptteil „Sex Crimes: Antiklerikale Medien und Gewalt von der Aufklärung bis zum Zeitalter der Kulturkämpfe“, diskutiert er die verschiedenen Medienformen des Antikatholizismus und die Bedeutung von Transfers aus anderen kulturellen und nationalen Kontexten. Abschließend beschäftigt er sich mit der Geschlechtergeschichte des Kulturkampfes und der Verweiblichung des Katholizismus in dem Kapitel „Der männliche Staat: Genealogie der Säkularisierungstheorie im Zeitalter der europäischen Kulturkämpfe“.

Allgemein verfolgt Borutta in seiner Studie das Ziel, den kulturkämpferischen Antikatholizismus der Zeit an den Beispielen von Deutschland und Italien zu erforschen und Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede herauszuarbeiten.

2. Hauptteil

2.1 Methodische Fragen

Manuel Borutta gliedert seine Studie auf den ersten Blick in bekannter Art und Weise, in Einleitung, Hauptteil und Schluss. Bei genauerer Betrachtung lässt sich jedoch eine feinere Gliederung nachweisen.

Seine Einleitung (S.11-41) gliedert er in fünf Unterpunkte, die seine Thesen und Fragestellungen zu den einzelnen Themen des Hauptteils erstmals aufgreifen. Diese Gliederung erfolgt durch römische Zahlen und einer jeweiligen Überschrift, wobei er weitere Untergliederungen mit lateinischen Zahlen beziffert.

Den Hauptteil (S.47-387) unterteilt er in drei große Kapitel, welche er mit großen Buchstaben und einer Überschrift kenntlich macht. Diese Kapitel gliedert er jeweils in weitere Unterkapitel, nummeriert durch römische Ziffern und Überschrift, und stellt jeweils eine eigene Kapitelzusammenfassung zur Verfügung. Das erste Hauptkapitel beschäftigt sich vor allem mit dem Antikatholizismus im 18. und 19. Jahrhundert, die beiden anderen Hauptteile hingegen widmen sich vor allem den neuere Forschungsergebnissen.

In dem Resümee fasst er seine Ergebnisse noch einmal ausführlich zusammen und gliedert auch dieses in zwei große Teile, mit Zuhilfenahme von römischen Ziffern und Überschriften, wobei er den zweiten Schwerpunkt noch in vier weitere Unterpunkte, markiert durch lateinische Ziffern und Überschriften, unterteilt.

Aufgrund der Themenbreite seiner Dissertation, verwendet Borutta umfangreiches Quellenmaterial. Wegen des Schwerpunktes seiner Untersuchung, verwendet er vor allem, sowohl deutsche als auch italienische Zeitungen und Zeitschriften. Weiterführend bezieht er sich auf Reiseberichte und Briefe, Pamphlete und Denkschriften, Predigten und Romane und auch auf Gedichte und Bildmaterial. Somit verwendet Borutta als Quellen nicht nur klassische Zeugnisse, sonder auch jene Handlungen von anonymen und vergessenen Akteuren.

2.2 Ergebnis der Studie

Seine Studie über die Kulturkämpfe verfasst Borutta sowohl räumlich und zeitlich, als auch inhaltlich als „mehrdimensionales Phänomen“. Die Zeit der Kulturkämpfe in Deutschland und Italien bezeichnet er als eine eigene Epoche, welche im Vormärz begann und bis zur liberalen Ära reichte. Hauptakteure des Kampfes seien Liberale und Ultramontane gewesen, die unterschiedliche Vorstellungen der Lebensführung, über den Ort und die Bedeutung der Religion und vor allem unterschiedliche Auffassungen über die Grenzen und Machtverhältnisse von Staat und Kirche, vertreten haben. Diese gegensätzlichen Gesellschaftsgedanken haben, laut Borutta, im Kulturkampf rivalisiert.

Dieser Konflikt habe sich auf allen Ebenen abgespielt und beteiligte somit auch Angehörige aller Klassen, Altersgruppen und Geschlechter. Die Kulturkämpfe, so Borutta, waren vor allem medial geprägt. Meist seien die Medien der erste Austragungsort der Konflikte gewesen und diese übertrugen sich dann erst auf den Staat, die Kirche, die Politik und die Gesellschaft. Die Medien des Kulturkampfes haben noch keine massenmedialen Züge gehabt, sondern seien zunächst lokal und regional begrenzt gewesen und versuchten sozial, politisch und weltanschaulich abgegrenzte Gruppen und Milieus zu erreichen.

Für Borutta hat sich durch den Vergleich der deutschen und italienischen Konflikte, eine besondere Bedeutung der Schweiz für die Kulturkämpfe herausgestellt. Er bezeichnet die Schweiz als Laboratorium der europäischen Kulturkämpfe, denn dort liefen die Kulturkämpfe 1847 in den Sonderungskrieg der Liberalen und konservativen Katholischen zusammen, dort verfasste Bluntschli sein Modell der Ehe von Staat und Kirche und dort fand Cavour Anregungen für sein Modell der „freien Kirche im freien Staat“.

Weiterführend beschäftigt sich Borutta mit dem Vergleich des deutschen und italienischen Kulturkampfs. Im „Zauberberg“ von Thomas Mann, besetzte dieser die Hauptrolle mit einem Italiener, was davon zeuge, dass dieser norddeutsch-protestantische Schriftsteller sich über den Beitrag italienischer Liberaler und Demokraten zur Moderne sehr bewusst gewesen sei. Sowohl durch seine Bedingungen, als auch durch seine Folgen, bezeichnet Borutta den italienischen Kulturkampf als den bedeutendsten transnationalen Kulturkampf Europas. Italien aber habe den Kulturkampf für sich selbst nicht als solchen verstanden, da sie im Kulturkampf eine preußisch-deutsche Besonderheit gesehen haben, welche durch Bismarck entstanden sei und in seiner Härte nicht mit den Auseinandersetzungen in Italien vergleichbar war. Zudem unterschätzten sie, so Borutta, den Antiklerikalismus als maßgeblichen Teil der liberalen Identitäten. Sie haben sich mit dieser Einstellung zeitgenössischen Deutungen italienischer Liberaler angeschlossen, welche den deutsch-preußischen Kulturkampf, wegen seiner Härte bewunderten oder abgelehnten, für sich selbst aber Ähnlichkeiten staatlicher Unterdrückung ausgeschlossen und die eigentliche Härte ihres Konflikts dabei übersahen. Somit haben sie zum einen den Antiklerikalismus und zum anderen das Ausmaß der Gewalt gegen den katholischen Klerus Italiens unterschätzt.

Auch die deutsche Geschichtsschreibung sei lange durch die Vorstellung der Einzigartigkeit des preußisch-deutschen Kulturkampfes geprägt gewesen, was dazu geführt habe, dass der deutsche und italienische Kulturkampf lange als unvergleichbar galt und bis zu Boruttas Studie nicht verglichen wurden.

Die deutschen Kulturkämpfe seien schon allein nicht auf die Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche nach 1871 zu begrenzen, da bereits schon vorher mediale, lokale und regionale Kämpfe gegen die katholische Kirche und Religion geführt worden seien. Durch das Zusammenspiel länderübergreifender und lokaler Medien und Akteure sei der Impuls zu solch einem Gewaltaufkommen gegeben worden, welcher für die Gründung der Zentrumspartei verantwortlich gewesen sei und den Kulturkampf im Deutschen Reich stark beeinflusst habe. Als ersten Anteil betont Borutta den liberalen, an der Entstehung des deutschen Kulturkampfes. Die preußischen Liberalen hatten seit den 1860er Jahren, verschärft durch die streng päpstliche Gesinnung des Katholizismus, einen Feldzug, hauptsächlich medial, gegen diese Gesinnung geführt. Bismarck habe sich dann nach 1871 die bildungs- und kirchenpolitischen Ziele der Liberalen zu Eigen gemacht. Trotz dessen ging der Konflikt zwischen Staat und Kirche in Preußen und im Deutschen Reich ab 1871 nicht allein aus Bismarcks Bestreben hervor. Bismarcks antikatholische Aussagen und Entscheidungen seien kein „Instrument“ zur Beeinflussung der Liberalen und der öffentlichen Meinung oder zur „negativen Integration“ des Reiches gewesen. Als deutscher Ministerpräsident und deutscher Reichskanzler habe dieser, nach der Reichsgründung, im Kabinett und Parlament liberale Ansichten vertreten. Er habe dort die Trennung von Staat und Kirche, von Kirche und Schule und von Politik und Religion gefordert. Ähnlich wie die Liberalen, beobachtete Bismarck, so Borutta, in der Zentrumspartei eine gesetzwidrige „Vermischung“ von Politik und Religion. Zudem ähnelte er sich sowohl in antikatholischen Vorurteilen, als auch in antiultramontanen und antirömischen Verschwörungstheorien mit den Liberalen. Bismarck habe in den Kulturkämpfen selbst liberal gehandelt und sei ein Gefangener des antikatholischen Disputs gewesen.

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Kritische Analyse zur Monographie von Manuel Borutta "Antikatholizismus"
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
15
Katalognummer
V269449
ISBN (eBook)
9783656606130
ISBN (Buch)
9783656606062
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kritische, analyse, monographie, manuel, borutta, antikatholizismus
Arbeit zitieren
Rebecca Rosenthal (Autor:in), 2013, Kritische Analyse zur Monographie von Manuel Borutta "Antikatholizismus", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269449

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