Weiblichkeit und Männlichkeit in Friedrich Baron de la Motte Fouqués Werk "Undine"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

25 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG

2. GESCHLECHTERKONSTRUKTION IM 19. JAHRHUNDERT

3. WEIBLICHKEIT UND MÄNNLICHKEIT IN FOUQUÉS WERK UNDINE
3.1 VOR DER HOCHZEIT
3.2 NACH DER HOCHZEIT
3.3 NACH HULDBRANDS VERRAT

4. DIE BEZIEHUNG VON KUNST UND LITERATUR IN FOUQUÉS WERK

5. LITERATURVERZEICHNIS

Undine kommt zum Haus der Fischer - Johann Heinrich Fuessli1

„Du sollst wissen, mein süßer Liebling, daß es in den Elementen Wesen gibt, die fast aussehen wie ihr und sich doch nur selten vor euch blicken lassen. In den Flammen glit- zern und spielen die wunderlichen Salamander, in der Erden tief hausen die dürren tü- ckischen Gnomen, durch die Wälder streifen die Waldleute, die der Luft angehören, und in den Seen und Strömen und Bächen lebt der Wassergeister ausgebreitetes Ge- schlecht.“2

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Thema „Männlichkeit und Weiblichkeit“ in Friedrich de la Motte Fouqués (1777-1843) Werk „Undine“. Die Erzählung Undine bie- tet zahlreiche motivgeschichtlichen Aspekte, sodass eine vollständige Aufarbeitung den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen würde. Allgemein gesprochen, geht es um eine Beziehung zwischen einem Wasserwesen und einem Menschen, deren Liebe zum Scheitern verurteilt ist.

Literaturhistorisch gesehen, gehört die Erzählung „Undine“ in die Epoche Romantik. Dennoch zeigt die Fouquésche Undine auch mittelalterliche Grundzüge, die beispielsweise typisch für einen Ritterroman sind. Zu Beginn der Arbeit möchte ich mich mit der Geschlechterkonstruktion im 19. Jahrhundert beschäftigen, um dann im nächsten Abschnitt die typisch männlichen und weiblichen Verhaltensmerkmale der Protagonisten nachvollziehbar für den Leser zu analysieren.

Im Hauptteil der Arbeit werde ich die Entwicklung und Veränderung der Protagonisten in einzelnen Lebensphasen näher erläutern. Insbesondere richte ich dabei mein Augen- merk auf die Vielseitigkeit des weiblichen und die jeweils darauf reagierenden Verhal- tensweisen des männlichen Geschlechts. Dabei wird sich herausstellen, ob diese an- gemessen für diese Zeit sind oder lediglich mittelalterliche Vorstellungen reflektieren. Abschließend möchte ich darauf eingehen, wie die Beziehung zwischen Kunst und Lite- ratur in Fouqués Werk dargestellt wird. Anhand der Kunst wird durch die bildliche Dar- stellung das typische Frauen- bzw. Männerbild verdeutlicht. Aufgrund dessen sollte man diese Motive näher betrachten.

2. Geschlechterkonstruktion im 19. Jahrhundert

Die Geschlechterkonstruktion im 19. Jahrhundert war eng mit der christlichen Tradition verbunden.3 Es gab ersichtliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen hat- ten ein typisches Frauen- und Männer ein charakteristisches Männerbild, an das sie sich anpassen mussten. Somit gab es eine Geschlechterkonstruktion im 19. Jahrhundert, die an gesellschaftliche Ordnungsprinzipien angelehnt war. Auch heute noch gibt es Ge- schlechterkonstruktionen, denen man sich unterordnet, worauf ich jedoch nicht weiter eingehen werde. Mit der Zeit veränderte sich die Geschlechterkonstruktion vor allem im Hinblick auf die Frau, deren Rolle sich in der Gesellschaft immer mehr veränderte.

Zur Zeit, als Fouqué seinen Roman veröffentlichte, waren die Menschen von gesellschaftlichen Konventionen geprägt. Die Differenzierung der Geschlechter war deutlich zu erkennen. Dementsprechend war ihr jeweiliges Rollenverhalten genauestens vorgegeben. Die „Trennung der Lebenswelten“4 der Geschlechter war klar zu erkennen. Die Kinder wurden in jungen Jahren so erzogen, dass sie später keine Probleme hatten, sich den gesellschaftlichen Konventionen anzupassen. Als Jugendliche wurden sie durch die Geschlechterrollen geprägt.

„Während die Jungen eine interessante berufsbezogene Ausbildung genossen hätten, um gleichsam die Welt zu erobern, seien die Mädchen im Haus ein wenig auf die „gesellschaftliche Repräsentationspflichten der Gattin“ vorbereitet worden,[…].“5

Die geschlechtsspezifischen Merkmale wurden in den Jugendjahren festgelegt. Die bio- logischen Unterschiede von Frau und Mann wurden benutzt, um dementsprechende soziale Rollen zuzuweisen: Das Mädchen, das später zu einer Frau reifen wird und ihre Rolle als Hausfrau einnehmen musste. Der Junge wiederum, der als Familienhaupt und als Ernährer der Familie eine große Verantwortung übernahm. Für einen Mann war es nicht ausreichend, ein männliches Aussehen zu besitzen, sondern er musste sich auch wie ein Mann verhalten. Dies bedeutete in diesem Zusammenhang, dass er sich stets stark und furchtlos zu repräsentieren hatte. Sein maskulines Verhalten musste in den Vordergrund rücken. Bei den Frauen sollte beziehungsweise durfte natürlich das femini- ne Erscheinungsbild nicht fehlen. Körperliche Unterschiede wurden genutzt, um Diffe- renzen zu akzentuieren und diese zu verdeutlichen. Die Frau ordnete sich den gesell- schaftlichen Prinzipien unter. Das weibliche Geschlecht war dazu verpflichtet, die unter- geordnete Rolle anzunehmen. Dem männlichen Geschlecht war daher die dominante Rolle vorbehalten, damit es sich als Mann beweisen konnte. Alle mussten sich dieser Ordnung unterwerfen und sich somit der Zeit gemäß verhalten. Auch heute ist eine Dif- ferenzierung zwischen Frauen und Männern vorhanden, aber nicht in dem Ausmaß, wie dies noch im 19. Jahrhundert der Fall war.

Weiterhin ist zu erwähnen, dass während der Pubertätsphase bei Jugendlichen eine schwierige Zeit beginnt, die eng mit Gefühlsschwankungen verbunden ist. Auch Undine und Huldbrand befinden sich zu Beginn der Erzählung in dieser sensiblen Phase. Mäd- chen und Jungen entdecken in den Jugendjahren das Interesse gegenüber dem ande- ren Geschlecht. Während dieses Reifungsprozesses entwickelt sich der eigene Körper, zudem beginnt die Entdeckung der fremden Geschlechtlichkeit. Auch während der sen- siblen Phase gibt es dennoch gewisse Regeln, die eingehalten werden sollen. Insbe- sondere gilt dies für die Gesellschaftsordnung im 19. Jahrhundert. In Fouqués Werk kommt das deutlich zum Vorschein, da einige Verhaltensmerkmale der Protagonisten auf die Pubertät zurückzuführen sind, aber dennoch nicht als Rechtfertigung dienen. Sie verhalten sich öfter anders als erwartet, was jedoch auf andere Ursachen zurückzufüh- ren ist, die ich im Hauptteil näher erläutern werde.

3. Weiblichkeit und Männlichkeit in Fouqués Werk Undine

Fouqués Werk, das er selbst als Erzählung betitelt, wurde mit faszinierenden Charakteren gestaltet. Die Protagonisten durchleben in der Erzählung Ereignisse, die ihre typisch weiblichen beziehungsweise männlichen Charakterzüge zeigen. Aber auch Verhaltensmerkmale, die nicht üblich für Mädchen oder Jungen sind, werden deutlich. Sie durchbrechen die Grenzen des Möglichen und Gewohnten.

Das Werk erschien 1811, jedoch spielt die Erzählung „Undine“ vor vielen hundert Jahren im Mittelalter. Fouqué erklärt in seinem Werk „Turniere[n] und Ringelrennen“6, weshalb man sicher sein kann, dass das Werk der Zeit des Mittelalters zuzuordnen sei. Weiterhin ist festzustellen, dass sich die Handlung in einer übernatürlichen Welt ereignet, bei der die Magie von den Elementargeistern ausgeht. Menschen spielen in diesem Zusammenhang lediglich Nebenrollen als Zeugen.

Die Protagonisten durchleben interessante, phantasiereiche und abenteuerliche, aber auch gefühlvolle, sentimentale und traurige Episoden. Alle diese Komponenten tragen zur Entwicklung der Charaktere bei. Viele Verhaltensmerkmale spiegeln das typische Weiblichkeits- beziehungsweise Männlichkeitsbild des Mittelalters wieder. Wiederholt sind auch Verhaltensmerkmale zu erkennen, die nicht zeitgemäß sind, wobei vieles vom Magischen und Mystischen der Wasserwesen ausgeht. Angesichts dessen sind das Verhalten von Undine und ihre weibliche Persönlichkeit von Zeit zu Zeit erheblich unter- schiedlich. Sie zeigt weibliche und männliche Züge, die sie als Wasserwesen ausma- chen. Zu diesen Veränderungen gehören auch die dazugehörigen Ortswechsel in der Erzählung. Aus diesem Grund bestehen folgende Handlungsstränge7: „a) vor der Hoch- zeit, b) nach der Hochzeit und c) nach Huldbrands Verrat an Undine.“8

[...]


1 http://www.gemaelde-webkatalog.de/bilder/undine-kommt-in-das-haus-der-fischer-2036.html [aufgerufen am 05.05.2013]

2 Max, Frank Rainer (Hg.) ( 1991): Undinenzauber. Geschichten und Gedichte von Nixen, Nymphen und anderen Wasserfrauen, Stuttgart, S. 148.

3 Cantarino, Barbara Becker (2010): Genderforschung und Germanistik. Perspektiven der Frühen Neuzeit bis zur Moderne, Berlin, S. 57.

4 Schulz, Andreas (2005): Lebenswelt und Kultur des Bürgertums im 19. Und 20. Jahrhundert, München, S. 67.

5 Trepp, Anne-Charlott (1996); Sanfte Männlichkeit und selbstständige Weiblichkeit, Göttingen, S. 47.

6 Max, Frank Rainer (Hg.) (1991): Undinenzauber. Geschichten und Gedichte von Nixen, Nymphen und anderen Wasserfrauen. S. 124.

7 Otto,Beate (2001): Unterwasser-Literatur. Von Wasserfrauen und Wassermännern. Vgl. S. 62.

8 Hinweis: Die Handlungsstränge beinhalten nicht nur die erotische Entwicklung Undines.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Weiblichkeit und Männlichkeit in Friedrich Baron de la Motte Fouqués Werk "Undine"
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Sprach- und Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Undinenzauber
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
25
Katalognummer
V269435
ISBN (eBook)
9783656605508
ISBN (Buch)
9783656605478
Dateigröße
3906 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
weiblichkeit, männlichkeit, friedrich, baron, motte, fouqués, werk, undine
Arbeit zitieren
Semra Yalvac (Autor:in), 2013, Weiblichkeit und Männlichkeit in Friedrich Baron de la Motte Fouqués Werk "Undine", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269435

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