Die konjunkturpolitischen Ziele: Preisniveaustabilität und hoher Beschäftigungsstand durch Fiskal- und Geldpolitik


Hausarbeit, 2011

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung – das Ringen um Wahrheit

2. Wirtschaftspolitische Ziele
2. 1 Das magische Viereck
2. 2 Der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Preisniveaustabilität: Die Phillips-Kurve

3. Der Fiskalismus
3. 1 Ursachen der Inflation
3. 2 Ursachen der Arbeitslosigkeit

4. Der Monetarismus
4. 1 Ursachen der Inflation
4. 2 Ursachen der Arbeitslosigkeit

5. Der Monetarismus und der Fiskalismus im Vergleich – eine Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung – das Ringen um Wahrheit

In der Wirtschaftstheorie gibt es seit ungefähr 70 Jahren einen Wettstreit um die Vormachtstellung in der Wirtschaftspolitik zwischen Keynesianern und Monetaristen. Nach der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts schrieb John Maynard Keynes das bahnbrechende Werk „The General Theory about Employment, Interest and Money“, welches die Wirtschaftstheorie und -politik revolutionierte und bis in die 70er Jahre international beeinflusste. Doch ab Mitte der 70er Jahre befand sich der Keynesianismus in der Krise, weil seine fiskalpolitischen Instrumente offensichtlich nicht zum Erfolg führten. Das öffnete Milton Friedman und seiner Chicagoer Schule Tür und Tor. Es wurde sich auf die Klassiker wie beispielsweise Adam Smith rückbesinnt. Doch damit gab sich der Fiskalismus noch nicht geschlagen: 2008 feierte er, zumindest in der Bundesrepublik Deutschland, ein Comeback. Nach der „Subprime-Krise“ wurde sich in der BRD der keynesianischen antizyklischen Fiskalpolitik erfolgreich bedient (Konjunkturpaket I und II mit der berühmten Abwrackprämie).

In der folgenden Arbeit wird zu untersuchen sein, mit welchen Mitteln die beiden gegensätzlichen Theorien zwei bedeutende wirtschaftspolitische Ziele, der hohe Beschäftigungsstand und die niedrige Inflationsrate, zu erreichen versuchen.

Dazu werden zuerst die wirtschaftspolitischen Ziele generell vorzustellen und zu erläutern sein: Wozu dienen sie, wie lauten sie und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Besonderes Augenmerk wird dabei auf die beiden zentralen Ziele hoher Beschäftigungsstand und niedrige Inflationsrate und ihren theoretischen Zusammenhang gelegt. Zu diesem Zweck wird die Phillips-Kurve kurz vorgestellt, wobei auf ihre Probleme nur kurz und nicht ausführlich eingegangen werden kann.

Daran anschließend wird grob die Theorie des Keynesianismus, seine Basishypothesen und Grundgedanken zu erläutern sein. Im Bezug zu den beiden in der Arbeit im Mittelpunkt stehenden wirtschaftspolitischen Zielen werden die Ursachen der Inflation und der Arbeitslosigkeit im Lichte des Fiskalismus nur kurz genannt, da sie im Grobüberblick bereits erklärt wurden. Daran schließt sich die selbe Vorgehensweise bezüglich Milton Friedmans Monetarismus an.

Abschließend wird ein Vergleich vorgenommen. Es werden lediglich die wichtigsten und zentralsten Unterschiede hervorgehoben, daran anschließend werden die Vor- und Nachteile beider Theorien diskutiert. Am Ende wird eine kurze Überlegung anzustellen sein, ob diese beiden konträren Theorien miteinander vereinbar und in Einklang zu bringen sind. Doch die Frage, in welchen Einzelfällen genau welche Theorie in welchem Maße und mittels welcher Instrumente und Maßnahmen Anwendung finden soll, wird im Rahmen dieser Arbeit nicht zu beantworten sein können.

2. Wirtschaftspolitische Ziele

Die Wirtschaftspolitik soll den Bürgern eines Staates helfen, ihr oberstes Ziel ist die Steigerung von Lebensqualität, Wohlfahrt und Glück. Aus diesem obersten Ziel leiten sich die gesellschaftspolitischen Ziele ab, zu denen Freiheit, Sicherheit und Gerechtigkeit gehören. Die wirtschaftspolitischen Ziele, die folgend vorgestellt werden, sind daher nicht Selbstzweck, sondern Mittel zur Erreichung der gesellschaftspolitischen Ziele und somit des obersten Ziels: Der Mehrung von Wohlstand.[1] Nach den Klassikern wie Adam Smith dient das Verfolgen egoistischer Ziele dem Wohl aller, dennoch ist die Marktwirtschaft amoralisch. Es wird nur bei Gewinnerwartung produziert, so gibt es beispielsweise „meritorische“[2], das heißt verdienstvolle, Güter, welche zwar dem Wohl der Bevölkerung dienen, aber nicht von wirtschaftlichen Akteuren zur Verfügung gestellt werden, weil niemand dafür bezahlen würde. Das heißt, dass der Staat Straßen, Schulen, Krankenhäuser finanzieren und zur Verfügung stellen muss. Auch der Preis ist keine ungerechte oder gerechte, sondern eine objektive Größe.[3] Im Gegensatz zur Politik ist die Wirtschaft nicht normativ. Daher treten verschiedenste gesellschaftlich unerwünschte Effekte auf, wie Rezessionen, Kartellbildung, Arbeitslosigkeit und Inflation. Aus gesellschafts- und sozialpolitischen Überlegungen müssen diese korrigiert werden. Dies ist die Aufgabe der Wirtschaftspolitik.[4]

2.1 Das magische Viereck

Die wirtschaftspolitischen Ziele sind in allen Industrieländern ähnlich. In der Bundesrepublik Deutschland sind sie im „Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft“ - kurz: Stabilitätsgesetz - von 1967 verankert. In § 1 heißt es:

„Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten. Die Maßnahmen sind so zu treffen, da[ss] sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen.“[5]

Insgesamt werden also die 4 Ziele benannt, welche als magisches Viereck bezeichnet werden, da aufgrund ihrer teilweise widersprüchlichen und konkurrierenden Beziehungen zueinander das gleichzeitige Erreichen aller vier Ziele unmöglich ist.[6]

Das klassische Viereck lässt sich beinahe unendlich erweitern, so gibt es beispielsweise ein magisches Sechseck, bei welchem die wirtschaftspolitischen Ziele Umweltqualität und Sozialer Ausgleich in die Agenda mit aufgenommen wurden.[7]

Das außenwirtschaftliche Gleichgewicht war zur Entstehungszeit des Stabilitätsgesetzes aufgrund des internationalen Systems der festen Wechselkurse als wirtschaftspolitisches Ziel deklariert worden. Doch nach dem Zerfall des Bretton-Woods-Systems und zu Zeiten flexibler Wechselkurse ist per definitionem immer ein Zahlungsbilanzgleichgewicht gegeben.[8] Unter einem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht wird daher gemeinhin verstanden, dass während eines bestimmten Zeitraumes die Zahlungseingänge aus dem Ausland und die Zahlungsausgängen ins Ausland deckungsgleich sind.[9]

Bei dem Ziel des angemessenen und stetigen Wirtschaftswachstums wurde das Schlagwort „angemessen“ nie genau definiert. Doch da die Wirtschaft exponentiell wächst, sind bereits 2 % jährlich viel, da sich demnach innerhalb von 35 Jahren der Wohlstand der Bevölkerung verdoppelt. Stetiges Wachstum bedeutet, dass bei der konjunkturellen Entwicklung, welche aufgrund der Natur der Marktwirtschaft zyklischen Schwankungen unterworfen ist (bei einem Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und Produktionspotential), starke Ausschläge, vor allem Rezessionen oder Depressionen, gering gehalten bzw. verhindert werden. Als Indikator gilt das Bruttoinlandsprodukt, deren Schwankungen daher ebenfalls gering gehalten werden müssen. Denn mit dem Schwanken des Wirtschaftswachstums geht ein Schwanken der Erwerbstätigenquote einher.[10]

Bei einem relativ geringen Rückgang des BIP kann es zu deutlich höheren Arbeitslosenzahlen kommen, das BIP muss um mindestens 1 % jährlich steigen, um die Erwerbstätigenquote konstant zu halten, ansonsten steigen die Arbeitslosenzahlen.[11]

Dass das folgend zu erläuternde wirtschaftspolitische Ziel „hoher Beschäftigungsstand“ heißt und nicht „keine Arbeitslosigkeit“, hat einen Grund. Sogar der Terminus „Vollbeschäftigung“ bezeichnet nicht das Fehlen von Arbeitslosigkeit. Gemeinhin versteht man unter Vollbeschäftigung eine Arbeitslosenquote von maximal 4 %. Das ist den verschiedenen Arten der Arbeitslosigkeit geschuldet: Die friktionelle, welche bei Arbeitsplatzwechseln besteht und die saisonale, welche jahreszeitlich und wetterabhängig ist und daher vor allem in Landwirtschaft, Baugewerbe u. ä. besteht, sind unproblematisch, da sie nur kurzweilig und unvermeidbar sind und daher für die Wirtschaftspolitik nicht von Belang.[12]

Problematischer sind hingegen die konjunkturelle und die strukturelle Arbeitslosigkeit. Die konjunkturelle Arbeitslosigkeit entsteht durch die zyklischen Nachfrageschwankungen bzw. einen Nachfragerückgang in einer Volkswirtschaft während eines konjunkturellen Abschwungs. Diese wird dann allerdings in der darauffolgenden Aufschwungphase wieder beseitigt. Bei dieser Art von Arbeitslosigkeit kommt es zu einem globalen Beschäftigungsungleichgewicht, d. h. dass alle Branchen mehr oder weniger gleich betroffen sind. Sie geht häufig mit Kurzarbeit einher.

Von der strukturellen Arbeitslosigkeit hingegen sind nur bestimmte Branchen betroffen - bspw. die Textilindustrie oder der Bergbau - und sie lässt sich nicht in Aufschwungphasen abbauen. Hier besteht ein qualitatives Beschäftigungsungleichgewicht: Die sich aufgrund des wirtschaftlichen Strukturwandels ändernde Nachfrage nach Arbeitskräften ist nicht kongruent mit der Struktur der zur Verfügung stehenden Arbeitswilligen. An dieser Stelle lässt sich die strukturelle Arbeitslosigkeit in berufliche- und regionale strukturelle Arbeitslosigkeit einteilen. Die berufliche strukturelle Arbeitslosigkeit besteht aufgrund der beruflichen Qualifikation, wenn es beispielsweise zu viele Bürokaufmänner und -frauen gibt, während Informatiker gebraucht werden. Bei der regionalen strukturellen Arbeitslosigkeit gibt es bspw. in MV eine hohe Arbeitslosigkeit, wo hingegen in Bayern für diejenigen Arbeitsstellen vorhanden wären. So kommt es zeitgleich zu offenen Stellen und Arbeitslosigkeit. Des weiteren gibt es die institutionell bedingte strukturelle Arbeitslosigkeit, bei welcher aus gesetzlichen, tarifrechtlichen oder betriebsorganisatorischen Gründen Arbeitswillige nicht eingestellt werden dürfen.[13]

Während sich das Wirtschaftswachstum und die Erwerbstätigenquote kongruent entwickeln, besteht zwischen Arbeitslosenzahlen und Inflationrate ein anderer, enger Zusammenhang. Das wirtschaftspolitische Ziel der Preisniveaustabilität meint dabei nicht das absolute Preisniveau, sondern eine stabile und möglichst geringe Veränderung dessen über eine bestimmte Zeit. Sie wird mit der Inflationsrate gemessen, wobei als Preisstabilität eine Inflationsrate von nicht mehr als 2 % angesehen wird.[14] Der Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Inflationsrate wird anhand der sogenannten Phillips-Kurve deutlich.

[...]


[1] Vgl.: Frey, René L.: Wirtschaft, Staat und Wohlfahrt. Eine Einführung in die Nationalökonomie. 8. überarbeitete Auflage. 1993 Basel. S. 105.

[2] Rogall, Holger: Volkswirtschaftslehre für Sozialwissenschaftler. Eine Einführung. Wiesbaden 2006. S. 247.

[3] Vgl.: Buscher, Herbert (u. a.): Wirtschaft heute. Bonn 2009. S. 27.

[4] Vgl.: Altmann, Jörn: Wirtschaftspolitik. Eine praxisorientierte Einführung. 6., überarbeitete Auflage. Stuttgart 1995. S. 4.

[5] § 1 StabG. http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/stabg/gesamt.pdf (letzte Einsicht: 20. 03. 2012)

[6] http://www.jotbe.de/schule/pol/0809/pix/Magisches_Viereck_der_Wirtschaftspolitik.png (letzte Einsicht: 20. 03. 2012)

[7] Vgl.: Frey: Wirtschaft. S. 91.

[8] Vgl.: Bofinger, Peter: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Eine Einführung in die Wissenschaft von Märkten. 3. aktualisierte Auflage. München 2011. S. 286f.

[9] Vgl.: Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 4. Auflage. Mannheim 2009. http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=A7X74L (letzte Einsicht: 20. 03. 2012)

[10] Vgl.: Bofinger. Volkswirtschaftslehre. S. 274ff.

[11] Vgl.: ebd. S. 280.

[12] Vgl.: Frey: Wirtschaft. S. 140f.

[13] Vgl.: Lachmann, Werner: Volkswirtschaftslehre 1. Grundlagen. 3., überarbeitete Auflage. Berlin Heidelberg 1997. S. 208f.

[14] Vgl.: Bofinger: Volkswirtschaftslehre. S. 280ff.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die konjunkturpolitischen Ziele: Preisniveaustabilität und hoher Beschäftigungsstand durch Fiskal- und Geldpolitik
Hochschule
Universität Rostock  (Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften)
Veranstaltung
Politik und Wirtschaft
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
17
Katalognummer
V269355
ISBN (eBook)
9783656604792
ISBN (Buch)
9783656604815
Dateigröße
512 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ziele, preisniveaustabilität, beschäftigungsstand, fiskal-, geldpolitik
Arbeit zitieren
Victoria Flägel (Autor:in), 2011, Die konjunkturpolitischen Ziele: Preisniveaustabilität und hoher Beschäftigungsstand durch Fiskal- und Geldpolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269355

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