Fachkonzept der Sozialraumorientierung: Multikulturelles Forum Lünen


Hausarbeit, 2014

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


EINLEITUNG

Der Begriff Sozialraumorientierung ist sehr stark verbreitet. Der Grund dafür liegt am Paradigmenwechsel den letzten Jahren. Früher stand die Einzelfallorientierung im Vordergrund, doch heute untersucht man die Ressourcen und Bedingungen von ganzen Räumen. Im Zentrum steht nicht mehr der Einzelne sondern vielmehr das gesamte Lebensumfeld. Der Ansatz der Sozialorientierung soll nicht den Menschen ändern, sondern weitere Ressourcen für eine bessere Lebensweise ermöglichen. Das Konzept wurde in einer Migrantenorganisation (MKF) angewendet und die Umsetzung dieses Konzepts wird anhand dieser vorliegenden Arbeit erläutert.

Menschen mit Migrationshintergrund, die vor allem aus sozialen Brennpunkten kommen, sollen durch kompetente Unterstützung von Sozial Arbeitern und durch Selbstinitiative sich ins Berufsleben integrieren.

Der Bezirk Lünen weist im Kreis Unna die größte Arbeitslosenquote mit etwa 12,3%[1] auf. Einer der Gründe basiert auf die fehlende Unterstützung der Jugendlichen im Prozess der Arbeitsfindung. Viele der Arbeitslosen stammen aus sozialen Brennpunkten, die aus ihrer näheren Umgebung keine Hilfe und Unterstützung erfahren, da die Familien oft aufgrund von Migrationshintergrund nicht die nötigen Kompetenzen vorweisen können.

Beim Kampf gegen die Arbeitslosigkeit trägt das Multikulturelle Forum Lünen durch zahlreiche Projekte und Kurse einen großen Teil bei. Durch Kooperationen mit den Jobcentern hat das MFK einen starken Partner an der Seite, um viele Menschen im Kreis Lünen in die Arbeitswelt zu begleiten. Weiterhin hat das MFK sowohl nationale als auch internationale Kooperationspartner.

Die Soziale Arbeit ist überall im Alltag der Menschen zu finden und hat dementsprechend unterschiedliche Arbeitsfelder. Um nur einige zu nennen finden wir Soziale Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe, Altenhilfe, in Schulen, im Beruf, in sozialen Diensten oder in Beratungsstellen.

In den anschließenden Kapiteln wird zunächst der Fokus auf die Gemeinwesenarbeit gerichtet, aus der heraus die Sozialraumorientierung entwickelt wurde. Anschließend wird der Begriff des Sozialraums definiert und die fünf Prinzipien des Fachkonzepts Sozialraumorientierung vorgestellt. Im Anschluss wird das multikulturelle Forum vorgestellt und die Umsetzung des Konzepts Sozialraumorientierung in dieser Organisation beschrieben .

1. Historischer Hintergrund

Das fachliche Konzept der Sozialraumraumorientierung wurde durch die Gemeinwesenarbeit- nachfolgend GWA- inspiriert.

GWA ist neben der Einzelfallhilfe und der Gruppenarbeit eines der grundlegenden Arbeitsprinzipien der sozialen Arbeit. Ihren Ursprung hat die GWA in den USA, in den Niederlanden und in Großbritannien.[2] Zwar wurde die GWA in den 50er Jahren auch in Deutschland erwähnt jedoch gewann es erst an Bedeutung, als man in den 60er Jahren mit den herkömmlichen Methoden der Sozialarbeit wie der Einzelfallhilfe und Gruppenarbeit unzufrieden wurde.[3] Die GWA hingegen versprach eine „eine verbesserte Wirksamkeit klassischer sozialer Arbeit [versprach] und [sollte] zudem mehr Professionalisierung für die Sozialarbeit bringen [sollte].“[4] Zentrales Anliegen der GWA war die Aktivierung der Menschen in ihrer Lebenswelt. „ Sie sollen zu Subjekten aktiven Handelns werden, auch politisch aktiven Handelns, und zunehmend Kontrolle über ihre Lebensverhältnisse bekommen.“[5]

Jedoch hielt die Blütezeit der GWA nicht lange an. „Aufgrund der terminologischen Unschärfe und der uneinheitlichen und wenig ausgeprägten Praxis kam die GWA in den 80er Jahren in die Krise.“[6] Ein weiterer Grund dafür waren die mangelnden Haushaltkassen zur Finanzierung der Projekte.

Aufgrund der genannten Defizite der GWA, entwickelte „am Institut für Stadtteilbezogene Soziale Arbeit und Beratung (ISSAB) der Universität Essen das Konzept „Stadtteilbezogene Soziale Arbeit.“[7] Bisherige Erkenntnisse und methodische Prinzipien wurden aus der GWA übernommen, um sie zu präzisieren, ergänzen und zu erweitern.[8] Daher hat dieses Konzept zwar ihre Wurzeln in der GWA, da sie in vielen Punkten auf Prinzipien der GWA zurückgreift. Jedoch steht der soziale Raum im Fokus für das sozialarbeiterische Handeln.[9] Demnach wurde der Begriff „Stadtteilorientierung“ später in „Sozialraumorientierung“ umgewandelt. Ziel der Sozialraumorientierung ist es nicht einzelne Menschen zu helfen oder zu verändern, sondern „Lebensbedingungen so zu gestalten, dass Menschen dort entsprechend ihren Bedürfnissen zufrieden(er) leben können“[10], indem man angebotene Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten im Wohnort des Menschen unter die Lupe nimmt. Im nächsten Punkt soll nun erläutert werden, was unter dem Begriff `Sozialraum´ verstanden wird.

1.2 Definition „Sozialraum“

Ein Raum wird als „relationale (An) Ordnung von Menschen und sozialen Gütern“ beschrieben.[11] Soziale Räume sind nicht nur geografisch festgelegte Orte, in denen die Menschen ihr Leben führen, sondern sie werden von Menschen selbst gestaltet und verändert.[12] Die verschiedenen Lebensräume von Menschen werden durch strukturellen und sozialen Merkmale abgegrenzt.[13] Nach Hinte handeln die Menschen „auf der Grundlage ihrer Wahrnehmung der Bedingung und Ereignisse […]“[14] wodurch sich der Sozialraum aus Sicht eines jeden Einzelnen individuell gestaltet. Es ist davon abhängig, wie er das räumliche Gebiet für sich nutzt und zu Eigen macht.[15] Auf diese Weise „gibt es so viele Sozialräume wie Individuen.“[16] Weiterhin erklärt Hinte, dass der Sozialraum anhand persönlicher Schwerpunktsetzungen definiert wird. Diese Schwerpunkte sind wiederum abhängig von Alter, Lebensphase, materiellem Status und Mobilität.[17] Das Bespiel von Hinte lässt diese Definition besser verstehen: Der sozial Raum eines 15-jährigen Jugendlichen ist erheblich weiter als der einer älteren Dame aus demselben Haus.

Die ältere Dame, die kaum noch mobil ist, hält sich im Umfeld ihrer Wohnung auf, während dem Jugendlich ein breiteres Spektrum zur Verfügung steht.[18]

Zwar werden Sozialräume subjektiv definiert, dennoch können Menschen die gleiche Sicht auf den Sozialraum teilen. Aus diesem Grund gibt es Gruppen mit denselben Schwerpunkten. Beispielsweise bilden Flüchtlinge in einem Quartier eine Gruppe.[19] Innerhalb dieser einzelnen Sozialräume kommt es wiederum zur zahlreichen Überlappungen. Häufig kommt es vor, dass sich individuelle Sozialräume im Alltag über-schneiden, diese Überlappungen entstehen durch Straßenführung, Bebauung oder Infrastruktur.[20]

Die zweite Sicht nach Hinte definiert den Sozialraum als Steuerungsgröße, die eine feste Bezugsgröße für die Verwaltung bilden soll. Diese Bezugsgröße soll der Ordnungsstruktur dienen. „Schwerpunkte in kleineren räumlichen Einheiten, die je nach Entwicklungen im Sozialraum wechseln können.“[21]

2. Die fünf Prinzipien des Fachkonzepts Sozialraumorientierung

Der Sinn des sozialräumlichen Konzepts ist es nicht, wie oben bereits erwähnt Menschen zu verändern, sondern „Arrangements bzw. Situationen zu gestalten und zwar möglichst unter aktiver Beteiligung der betroffenen Menschen.“[22] Denn äußere Bedingungen wie mangelnde Infrastruktur oder völlig verbaute Quartiere beeinflussen die sozialräumlich vorgenommenen Definitionen der in den Stadtteilen lebenden Menschen.[23] Hinte stellt einen von dunklen Gestalten besetzten Park hierfür als Beispiel dar, den alte Leute nicht betreten und aufgrund dessen ein Spaziergang für diese alten Menschen wegfällt.[24] Das Besondere an der sozialräumlichen Arbeit ist es schließlich, dass sie bei den Bedingungen ansetzt und „versucht, diese mit den dort lebenden Menschen auf der Grundlage von deren Wahrnehmung und Markierung zu verändern, anzureichern oder immer wieder neu zu gestalten.“[25] Hinte stellt in seinem Buch fünf Prinzipien des Fachkonzepts dar, um dies besser zu verdeutlichen. Die folgenden Prinzipien bilden den Kern des sozialräumlichen Konzepts und sollen zugleich als fachliche Orientierung dienen.[26]

[...]


[1] Stand 2012, gemessen an allen zivilen Erwerbstätigen

[2] vgl. Hinte, Treeß : Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe, München 2007,S.20

[3] vgl.ebd.S.20

[4] ebd.S.20

[5] http://www.stadtteilarbeit.de/handlungsfelder-gwa/aktivierung-empowerment/224-beteiligung-aktivierung.html

[6] http://www.uni-graz.at/~heimgara/3D/abschluss/Schirnhofer.pdf

[7] Hinte, Treeß: Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe, München 2007, S.29

[8] vgl. Hinte, Treeß: Sozialraumorientierung der Jugendhilfe, München 2007,S.30

[9] vgl. ebd.

[10] Hinte, W: Sozialraumorientierung der Jugendhilfe, München 2007, S.34

[11] Budde, Früchtel, Hinte : Sozialraumorientierung Wege zu einer veränderten Praxis , Wiesbaden 2006, S.199

[12] vgl. ebd. S.199

[13] vgl.Deinet, Krisch: Der Sozialräumliche Blick der Jugendarbeit, Wiesbaden 2006, S.31

[14] vgl.Hinte, Treeß: Sozialraumorientierung der Jugendhilfe, München 2007, S. 30

[15] vgl. ebd. S.30

[16] vgl.ebd.

[17] vgl. Ebd.S.31

[18] vgl.Hinte, Treeß: Sozialraumorientierung der Jugendhilfe, München 2007, S. 30

[19] vgl. ebd. S.31

[20] vgl. ebd .S. 32

[21] Merten, R: Sozialraumorientierung Zwischen fachlicher Innovation und rechtlicher Machbarkeit,München 2002,S. 94

[22] http://www.fulda.de/fileadmin/buergerservice/pdf_amt_51/sozialraumorientierung/Sozialraumorientierung_Vortrag_W_Hinte_28_5_08.pdf

[23] vgl. Hinte, Treeß: Sozialraumorientierung der Jugendhilfe, München 2007, S. 30

[24] vgl. ebd, S.30

[25] vgl. Hinte, Treeß: Sozialraumorientierung der Jugendhilfe, München 2007, S. 30

[26] vgl.ebd.S. 45

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Fachkonzept der Sozialraumorientierung: Multikulturelles Forum Lünen
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
20
Katalognummer
V268934
ISBN (eBook)
9783656599166
ISBN (Buch)
9783656599159
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
fachkonzept, sozialraumorientierung, multikulturellen, forum, lünen
Arbeit zitieren
Betül Koc (Autor:in), 2014, Fachkonzept der Sozialraumorientierung: Multikulturelles Forum Lünen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268934

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