Simon's Cat. Eine Anwendung der Erzähltheorie nach Gérard Genette


Seminararbeit, 2013

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Simon‘s cat - „Tierarztbesuch“

3. Narrative Strategien
3.1. Zeichen und Strukturen der erzählerischen Vermittlung im Comic
3.2 Aspekte der Erzähltheorie nach Gérard Genette
3.2.1 Zeitebene
3.2.2 Modus-Ebene
3.2.3 Die Stimme
3.3. Anwendung auf die vorgefundenen Strategien des Comics
3.3.1 Die Zeitebene
3.3.2 Die Modus-Ebene
3.3.3 Die Stimme

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Any text that presents a story - a sequence of events performed or experienced by characters - is first of all narrative.1

Der Comic ist eine literarisch-künstlerische Erzählform, bei der die Erzählung vorwiegend über das Bild transportiert wird.2 Das macht den Comic zu einem Medium wie den Film, die Musik oder die Literatur, das mit Hilfe von Zeichen etwas beschreibt.

Die Zeichen, die im Comic eingesetzt werden, sind in erster Linie grafisch und in einer Folge angeordnet und bilden so einzelne erzählerische Sequenzen, „die Informationen vermitteln und beim Betrachter eine ästhetische Wirkung erzeugen.“3

Dabei erfordert der Comics zur Dekodierung und Einordnung der Zeichen und der daraus folgenden Umwandlung in eine Narration eine kognitive Leistung des Rezipienten, ähnlich der Dekodierung schriftlicher Zeichen in der ausschliesslich verbalen literarischen Erzählung. Es scheint daher naheliegend den Comic aus strukturalistischer Perspektive zu betrachten, da er aufgrund seiner erzählerischen Vermittlungsstruktur aus hauptsächlich bildhaften Zeichen, auch nur in zeichentheoretischem Sinn interpretiert werden kann. Gérard Genette erarbeitete als einer der einflussreichsten Erzähltheoretiker ein begriffliches Instrumentarium, welches heute von den meisten Literaturwissenschaftlern bevorzugt verwendet wird. In der vorliegende Arbeit wird der Comic „Simon‘s cat“, der ausschliesslich aus nonverbalen Zeichen besteht, bezüglich seiner narrativen Strategien untersucht und im Rahmen der zei- chentheoretische Erzähltheorie nach Gérard Genette analysiert. Das Ziel hierbei ist es, zu zei- gen, dass ein pantomimischer Comic dem klassischen Erzählstil mit einer Erzählinstanz ent- spricht.

Im ersten Teil der Arbeit wird zur Veranschaulichung des vorliegenden Analysekorpus der Comic „Simon‘s cat“ kurz vorgestellt. Danach wird das Zeicheninventar an zwei Bildern mit besonders hohem narrativem Potential exemplarisch näher analysiert, die narrativen Elemente aufgezeigt und die vorgefundenen Strukturen aus erzähltechnischer Sicht beschrieben. Im weiteren Verlauf werden die Grundzüge von Genettes Erzähltheorie dargelegt und daraufhin gezielt auf die Strategien im Comic angewendet. Zentraler Aspekt dieser Auseinandersetzung ist dabei die Frage nach der Erzählinstanz, die nach Genette das wichtigste Kriterium der Narration darstellt und ohne die eine Erzählung nicht möglich ist.

2. Simon´s Cat „Tierarztbesuch“

Der Comic Simon`s cat ist eine Bildergeschichte in schwarz-weiß mit zum Teil sehr reduzier- ten grafischen Mitteln und zwei Protagonisten - Simon und seine Katze. Es handelt sich um einen pantomimischen Comic ohne Textelemente. Der Comic ist Teil eines Buches mit unter- schiedlich kurzen Strips. Insgesamt umfasst die Geschichte, die in der vorliegenden Arbeit auf ihre narrativen Mittel untersucht werden soll, neun Seiten mit 16 Bildern. Es finden sich Ein- zelseiten mit einem bis hin zu drei Bildern, die nicht durch Panel4 beziehungsweise Rahmen verbunden sind, sowie vier detailreich ausgestaltete Handlungsräume. Das Eingangsbild ist ein einzelnes großes Bild, während die anderen als Sequenzen zusammengefassten Bilder jeweils zwei beziehungsweise drei Bilder umfassen.

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Abb.1:Eingangsbild

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Abb.2: erster detailliert gezeichneter Handlungraum

Die Geschichte beschreibt die Schwierigkeiten des Katzenhalters Simon seine Katze zu über- reden - zunächst einmal freiwillig - eine Transportbox zu betreten. Die Katze jedoch scheint dazu wenig Bereitschaft aufzubringen und zieht es vor, einen vermeintlich sicheren Ort auf der Gardinenstange zu wählen, wo sie Zuflucht sucht und sich zunächst erfolgreich vor Simon versteckt. Simons Mimik und Körperhaltung zeigen auf diesem Bild bereits einen leichten Grad der Verärgerung und Ungeduld an. Im nächsten Bild zeigt sich, was der Betrachter bis dahin sicherlich nicht erwartet hat. Von einem Bild zum nächsten ähnelt der Handlungsort einem Schlachtfeld, wie man es nach längerem Ringen mit einem ebenbürtigen Gegner erwar- ten würde.

Das dargestellte Zimmer ist verwüstet, Simons Kleidung leicht lädiert und die Katze hat ein neues Versteck in einer Kiste gefun- den.

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Abb. 3

Die folgende Sequenz präsentiert sich in Form einer Bilder-Trilogie: wir sehen Simon und seine Katze im Kampf mit dem Trans- portbehältnis. Simon scheint - deutlich ge- zeichnet - aus dem Kampf dennoch als Sie- ger hervorzugehen.

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Abb.4

Die nächsten zwei Bilder zeigen eindeutig, dass der Kampf bislang weder von Simon noch von seiner Katze gewonnen worden konnte -- im Gegensatz zu Simon weist das Tier jedoch noch eine große Körperspannung und ein ordentliches Fellkleid auf.

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Abb.5

In dem nachfolgenden Abschnitt sehen wir zwei übereinander versetzt angeordnete Bilder, die detailreich die Spuren des augenscheinlich stattgefundenen Kampfes dokumentieren. Das lin- ke Bild zeigt Simon, der als ramponierten Sieger hervorzugehen scheint - die Katze ist einge- sperrt in der Transportbox. Bereits auf dem rechten Bild entwischt sie jedoch schon wieder.

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Abb. 6

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Abb. 7

Im Verlauf der nächsten beiden Seiten wird der Leser erneut Zeuge, wie Simon und seine Katze ihren Kampf mit immer rabiateren Mitteln und Zerstörung des Mobiliars ausfechten.

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Abb. 8

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Abb. 9

Simon sieht zwar von Bild zu Bild zerfledderter aus, letztendlich zeigt ihn das Bild aber als Sieger - die Katze ist in der Box.

Ein Zeitsprung führt uns zu den letzten beiden Bildern:

Simon befindet sich in der Tierarztpraxis, in der Hand hält er einen Stoffbären, der in der Box ein- gesperrt war,

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Abb. 10

... die Katze sitzt zu Hause auf dem Sofa, konsumiert Popcorn und hält eine Fernbedienung in der Pfote.

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Abb. 11

3. Narrative Strategien

3.1 Zeichen und Strukturen der erzählerischen Vermittlung im Comic

Schrift dient im Comic in der Regel der Beschreibung von Zeit und Ort der Handlung, sowie den sogenannten Handlungsräumen oder aber der Ausführung der Darstellung einer Situation in Form von Erzählerkommentaren. Diese findet man meistens im Blocktext am Rand des Panels, den sogenannten Captions.5

Ein [sic!] Erzähler kann sich im Paneltext [sic!] vorstellen, Verbindungen herstellen, Kontexte schaffen und die Bildgeschichte kommentieren und werten.6

Im Comic „Simon‘s cat“ gibt es keinen Text und somit auch keinen konkreten Hinweis in Form eines richtungsweisenden Sprechblasendochtes auf die Frage Wer spricht? . Ist der Erzähler als Person nicht erkennbar („covert heterodiegetic“7 ), ist es möglich, den Sprecher durch die „vom Erzähler im Bild vermittelte Mimik und Gestik zu identifizieren8 “. Der Fokus dieser Arbeit liegt darauf, die bildlichen Zeichen, die nonverbale Kommunikation und die verwendete Körpersprache hinsichtlich ihres narrativen Potentials und ihrer Prosodie zu untersuchen. Im folgenden Kapitel werden die Strukturen dieser narrativen Entwicklung exemplarisch an zwei aufeinanderfolgenden Bildern mit besonders viel Informationsgehalt und großem narrativem Potential untersucht.

Nebenstehend sehen wir die ausgewähl- ten Szenen. Bevor der Leser sich nach dem Dekodieren der vorhandenen visu- ellen Zeichen für eine konkrete Reihen- folge der Betrachtung der Bilder ent- scheidet, präsentieren sich ihm zunächst beide Bilder synchron auf einer einzigen Seite - als grafische Einheit.

[...]


1 Chatman,1990.S. 117.

2 http://www.comicforschung.de/pdf/dc10_6-9.pdf, abgerufen am 07.03.2013.

3 Scott McCloud,.1994 ,S.9.

4 „Nach der Seite ist das Panel die kleinste komplexe Einheit des Zeichensystems ,Comic‘.Die konstituiven Bestandteile des Panels sind die visuelle Darstellung eines Raums, einer Figur, eines Objekts usw., mit anderen Worten ein Bild und im Regelfall ein Rahmen, der dieses Bild umgibt. “. vgl. Schmitz-Emans, 2012, S.77.

5 vgl. Schmitz-Emans, 2012, S. 85.

6 Marianne Krichel, 2006, S. 22.

7 Ebd. S. 23 und S. 121.

8 Ebd. S. 121.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Simon's Cat. Eine Anwendung der Erzähltheorie nach Gérard Genette
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Medienkulturwissenschaft)
Veranstaltung
Ausgewählte Comicanalysen
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
24
Katalognummer
V268885
ISBN (eBook)
9783656598695
ISBN (Buch)
9783656598688
Dateigröße
1183 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der Fokus der vorliegenden Seminararbeit liegt darauf, die Erzählstratgegien eines pantomimischen Comics zu ergründen und herauszufinden, ob es in einem nonverbalen Comic einen Erzähler im Sinne Gérard Genette's gibt.
Schlagworte
Erzählstrategien, pantomimischer Comic
Arbeit zitieren
BA Petra Huth (Autor:in), 2013, Simon's Cat. Eine Anwendung der Erzähltheorie nach Gérard Genette, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268885

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