Die Bedeutung des Festes für die Inszenierung von Friedensverträgen in der Öffentlichkeit anhand des Westfälischen Friedens


Hausarbeit (Hauptseminar), 2011

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Einleitung

II. Feste feiern - Heute und damals

III. Das Friedensfest in der frühen Neuzeit

IV. Das Friedensfest anlässlich des Westfälischen Friedens in Münster
IV. 1. Die Feierlichkeiten anlässlich des spanisch-niederländischen Teilfriedens

IV. 2. Das Fest des Gesamtfriedens in Münster
IV. 2.1. Ratifikation, Publikation und das eigentliche Freudensfest

V. Friedensfeste in anderen Städten.

VI. Friedensfeste und ihre zeitgenössische Wahrnehmung

VII. Die Bedeutung des Friedensfestes

VIII. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

In dieser Arbeit soll die Bedeutung der öffentlichen Feierlichkeiten für die Inszenierung von Friedensverträgen anhand des Westfälischen Friedens erarbeitet werden. Diesbezüglich ist es notwendig zunächst einmal das Fest zu definieren. Insbesondere muss auf das Friedensfest der frühen Neuzeit eingegangen werden. Im Anschluss wendet sich diese Niederschrift den Vorgängen in Münster zu - genauer den Jubelfeiern des Westfälischen Friedensschlusses. Hierfür wird das Werk von ANJA STIGLIC: Ganz Münster ist ein Freudental... Öffentliche Feierlichkeiten auf dem Münsterschen Friedenskongreß herangezogen, da es eine sehr aufschlussreiche Darlegung dieser Geschehnisse bietet. Daneben ist die Schrift Das Feiern des Friedens. Der Westfälische Friede im kollektiven Gedächtnis der Friedensstadt Münster von HEINZ DUCHHARDT ein ergiebiger Literaturbeitrag, auf den sich dieses Werk stützt.

Bevor sich der Text mit der Bedeutung der Friedensfeste auseinander setzen kann, wird vorderhand noch die Wirkung der Friedensfeiern auf die Zeitgenossen betrachtet. Hierfür kann und will diese Arbeit auf den Beitrag Die Feier des Friedens von BERND ROECK in der von Heinz Duchhardt herausgegebenen Historischen Zeitschrift mit dem Thema Der Westfälische Friede nicht verzichten. Neben der bereits genannten Literatur ist noch eine wichtige Niederschrift zu nennen, auf die sich die nachfolgende Anfertigung bezieht, und zwar die Ausführung von CLAIRE GANTET: Dergleichen sonst an keine hohen festtag das ganzte Jar hindurch zue geschehen pfleget bey den Evangelischen inn dieser statt. Das Augsburger Friedensfest im Rahmen der deutschen Friedensfeiern, die in dem von Johannes Burkhardt und Stephanie Haberer herausgegebenen Sammelband Das Friedensfest. Augsburg und die Entwicklung einer neuzeitlichen Toleranz-, Friedens- und Festkultur zu finden ist.

Für den Versuch eine bildhafte, lebendige Darstellung zu schaffen, wurden einige Quellen in den Textfluss eingebettet, die erfreulicherweise reichlich vorhanden sind, wie z.B. in: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschaft der grossen Herren von JULIUS BERNHARD VON ROHR.

II. Feste feiern - Heute und damals

Es ist schwierig das Fest zu definieren. Es gibt vielerlei unterschiedliche Definitionsversuche, wobei bei allen ein gemeinsames Element auftritt: das „Fest wird definiert im Gegensatz zum Alltag.“1 Ob damals oder heute noch, ist das Fest etwas anderes als der Alltag. Obgleich angenommen werden kann, dass heutzutage unzählig mehr Anlässe hergenommen werden um Feste zu feiern. Sei es ein Geburtstag, ein kirchlicher Feiertag, eine einfache Gehaltserhöhung oder einfach nur das Wochenende, das endlich da ist. Wir nehmen jeglichen Grund als Legitimation zum Feiern. Was uns heutzutage natürlich leichter fällt, da wir einen dementsprechenden Lebensstandard haben um regelmäßig aus unserem Alltag auszubrechen.

Im Vergleich zu unseren heutigen Feiern, waren die Feste der damaligen Zeit jedoch von einem anderem Format. Wenn gefeiert wurde, dann nur zu einem außergewöhnlichem Anlass, pompös inszeniert von den reichen Machthabenden, um ihre Macht zu demonstrieren und ihr Ansehen zu steigern.2 Im nachfolgenden Abschnitt soll nun auf die Friedensfeste im 17. Jahrhundert eingegangen werden.

III. Das Friedensfest in der frühen Neuzeit

„Bey den Friedens=Festivitäten werden alle Glocken geläutet, die Canonen abgefeuert, Freuden=Feuer mit den sinnreichsten Erfindungen, und der sehr künstlichen Illuminationen des Abends angezündet. Den Pöbel wird viele Tage nach einander mancherley Lust gemacht. Man läst Fontainen mit rothen und weissen Wein springen, man vergönnet ihnen allerhand Schau=Spiele, Comoedien und musicalische Concerte. Es werden prächtige Banqueter ausgerichtet, und werden so wohl die Inventions=Tafeln als die Speisen und die Confituren dabey mit solchen Sinn=bildern ebelliret, die sich dazu schicken. Auf den Universitäten und Schulen werden dem Frieden zu Ehren mancherley oratorische Actus gehalten, u.s.w.“3

In dieser Darstellung der Friedensfestivitäten wird deutlich, dass bei einem solchen Fest immenser Aufwand betrieben wurde um den lang ersehnten Frieden zu feiern. Es mussten vielerlei Vorkehrungen getroffen und genau geplant werden.

Um zu verstehen was für eine große Bedeutung das Fest für die Menschen der frühen Neuzeit hatte, hilft eine kurze Darstellung der Welt dieser Epoche. Es ist eine Umgebung ohne viel Attraktivität, geschweige denn jeglicher Exklusivität gewesen. Wie der päspstliche Gesandte Fabio Chigi das Leben in Münster zur Zeit des Westfälischen Friedens schildert:

„Beim Morgengrauen ruft der Schweinehirt mit seinem Horn die Tiere auf die Weide; wenn es dämmert, bringt er sie zu den einzelnen Höfen zurück, [...]. Alle, die das Haus betreten - Knechte, Mägde, Eltern und Kinder - kommen zuerst in die geräumige Küche, in der ein offener Herd steht [...], wo der Schinken mit seinem Duft lockt.

[...] Wein, der von Rhein und Mosel mit dem Wagen, aus Frankreich per Schiff angeliefert wird, gilt als Delikatesse. [...] In den geheizten Stuben dehnen die Menschen das Mittagessen oft bis in die Nacht hinein aus [...].“4

Diese noch schöne Darstellung macht deutlich, dass die einfachen Bürger ihrer täglichen Arbeit nachgegangen sind und lediglich das gemeinsame Mahl etwas besonderes für sie war. Der Wein wird als Delikatesse betitelt, was ihm einen außergewöhnlichen Wert zuschreibt. Dies soll deutlich machen, dass das Fest einen anderen Stellenwert eingenommen hat, als bei uns heute. Friedensfeiern gehörten zweifellos zu den herausragendsten Ereignissen in der Mitte des 17. Jahrhunderts.5

IV. Das Friedensfest anlässlich des Westfalischen Friedens in Münster

Im folgenden Teil wird nun auf die Feierlichkeiten des Westfälischen Friedens in Münster genauer eingegangen. Münster hatte eine große Bedeutung für den Westfälischen Frieden. Hier fanden neben Osnabrück die monatelangen Friedensverhandlungen statt. Und letztendlich wurde auch hier der Friedensvertrag im Oktober 1648 unterzeichnet und im Februar 1649 ratifiziert. Den Bewohnern von Münster kam somit ebenfalls eine bedeutende Rolle zu, denn das Rechtsdenken der Vormoderne verlangte, dass Rechtsakte der Öffentlichkeit und der Mündlichkeit bedurften, so dass die Verschriftlichung nicht dazwischen stünde. Dass ein Vertrag gültig wurde, implizierte die öffentliche Promulgation, hierfür reichte jedoch nicht nur die Veröffentlichung des Friedensvertrages im Druck aus. An dieser Stelle stand also die münstersche Bevölkerung „stellvertretend für die europäische Öffentlichkeit“.6

IV. 1. Die Feierlichkeiten anlässlich des spanisch-niederländischen Teilfriedens

Bevor der Definitivfriede zustande kam, wurde bereits der Friede von Münster, also der spanisch-niederländische Teilfriede am 30. Januar 1648 unterzeichnet. Am 15. Mai desselben Jahres trat dann letztendlich der spanisch­niederländische Seperatfrieden durch den Austausch der beiden Ratifikationsurkunden in der Ratskammer zu Münster in Kraft. Für den darauffolgenden Tag wurde die öffentliche Verkündigung und Jubelfeier vom Stadtrat geplant, fast schon als eine Art Testdurchlauf für den noch folgenden „größeren Frieden“.7 Aufgrund dessen wird im weiteren Verlauf unmittelbar auf die Friedensfeier und das Fest im Rahmen des Westfälischen Gesamtfriedens eingegangen.

[...]


1 Deile, L.: Feste - eine Definition, in: Das Fest. Beiträge zu seiner Theorie und Systematik, hg. v. Maurer, M., Köln 2004, S. 4.

2 Stiglic, A. : Ganz Münster ist ein Freudental... Öffentliche Feierlichkeiten als Machtdemonstration auf dem Münsterschen Friedenskongreß, Münster 1998, S. 36.

3 Rohr, B. J. von : Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschaft der grossen Herren, Leipzig 1990, S. 535.

4 Galen, H. (Hrsg.) : Münster und Westfalen zur Zeit des Westfalischen Friedens. Geschildert durch den päpstlichen Gesandten Fabio Chigi, Münster 1997, S. 37-41.

5 Roeck, B. : Die Feier des Friedens, in: Der Westfälische Friede (Historische Zeitschrift; 26), hg. v. Duchhardt, H. , München 1998, S. 637.

6 Duchhardt, H. : Das Feiern des Friedens. Der Westfalische Friede im kollektiven Gedächtnis der Friedensstadt Münster, Münster 1997, S. 18.

7 Ebd., S. 17.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung des Festes für die Inszenierung von Friedensverträgen in der Öffentlichkeit anhand des Westfälischen Friedens
Hochschule
Universität Augsburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
17
Katalognummer
V268777
ISBN (eBook)
9783656597766
ISBN (Buch)
9783656597681
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Westfälischer Frieden, Friedensfeste, Friedensverträge, Frühe Neuzeit
Arbeit zitieren
Rebekka Müller (Autor:in), 2011, Die Bedeutung des Festes für die Inszenierung von Friedensverträgen in der Öffentlichkeit anhand des Westfälischen Friedens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268777

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