Migration im Kontext seelischer Gesundheit


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

15 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsübersicht

1. Einleitung

2. Migration – Begriffsbestimmung

3. Aktuelle Zahlen

4. Lebenssituation der Migrant*innen

5. Psychische Reaktionen und Störungen im Zusammenhang mit Migration
5.1 Kulturabhängige Besonderheiten
5.2 Psychische Störungen, die gehäuft in Verbindung mit Migration auftreten
5.2.1 Depression
5.2.2 Psychosomatische Beschwerden

6. Fazit

Quellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

Mit der Berufung der Zuwanderungskommission wurde ab dem Jahre 2000 Deutschland offiziell als Zuwanderungsland anerkannt. Nach dem Fall der Mauer sind neben den so genannten Gastarbeiter*innen aus der Türkei, Italien, Spanien, Griechenland, Portugal und den Ländern des damaligen Jugoslawiens viele Spätaussiedler*innen aus Rumänien, Polen und den Gebieten der GUS-Staaten nach Deutschland ausgewandert. Anfang der 1990er Jahre stellten dann viele Flüchtlinge aus den durch Krieg gezeichneten Balkan-Gebieten Asylanträge in Deutschland. (Vgl.Tucci 2008:200)

Neben al den Hoffnungen und Erwartungen die diese Menschen während und nach ihrer Zuwanderung mit sich tragen, erleben sie in der neuen fremden Heimat auch Hindernisse und Ablehnung. Schwierigkeiten mit der neuen Sprache, Probleme im Umgang mit der neuen Kultur und nicht zuletzt Heimweh machen vielen Migrant*innen das Leben schwer. Vor dem Hintergrund dieser Belastungen können sich psychische Störungen entwickeln. So wende ich mich in dieser Arbeit diesem komplexen Thema zu und möchte erarbeiten, in welchem Zusammenhang Migration und psychische Störungen stehen. Mein Erkenntnisinteresse ist dabei zum einen die migrationsgebundenen Einflussfaktoren auf psychische Erkrankungen und ihre Wichtung zu erkennen und zum anderen habe ich die Hoffnung, Verständnis und Bewusstsein für die schwierige Situation von Migrant*innen in einem fremden Land zu schaffen.

Zunächst soll der Begriff der Migration bestimmt werden um anschließend die aktuellen Migrant*innenzahlen in der Bundesrepublik Deutschland aufzuzeigen und auf die Lebenssituation dieser Migrant*innen eingehen zu können. Im Hauptteil dieser Arbeit werde ich die psychischen Reaktionen und Störungen im Zusammenhang mit Migration aufzeigen und dabei sowohl auf kulturabhängige Besonderheiten eingehen, als auch auf einige psychische Störungen, die gehäuft in Verbindung mit Migration auftreten. Dieser erste Themenüberblick soll dann als Grundlage für meine Bachelorthesis dienen.

2. Migration – Begriffsbestimmung

Der heute gebräuchliche Begriff der Migration stammt von dem lateinischen Wort „migrare“ bzw. „migratio" ab und bedeutet wandern, wegziehen oder Wanderung. Sowohl in der Alltagssprache, als auch im Fachjargon der Sozialwissenschaften ist der Begriff jedoch stark beeinflusst durch das englische Wort "migration" und ist weltweit in dieser Form gebräuchlich. (Vgl. Han 2005:7)

Die genauere Bedeutung des Begriffes in den Sozialwissenschaften hat sich über die Jahre verändert. Allgemein werden unter Migration räumliche Bewegungen von Personen oder Personengruppen verstanden, die zu einem dauerhaften Wohnortwechsel führen. Laut der Empfehlung der UN zur statistischen Erfassung internationaler Migranten, wurde unter dauerhaft bis zum Jahre 1950 ein Wohnortwechsel von über einem Jahr verstanden. Ab 1960 wurde Migration als ein Wohnortwechsel von mindestens fünf Jahren erfasst. Die revidierte Empfehlung der UN von 1998 bezeichnet Personen als Migranten, "die zumindest für die Zeitspanne von einem Jahr (for a periode of at least a year) den ständigen Wohnsitz (usual residence) von ihrem Herkunftsland in ein anderes Land verlegen" (Han 2005:7). In Deutschland wird das Kriterium der Dauerhaftigkeit des Wohnortwechsels hingegen weiter gefasst. Dies gilt demnach bereits als erfüllt, wenn ein Wechsel des Wohnsitzes stattfindet, dabei ist es nicht erheblich, ob dieser freiwillig oder unfreiwillig stattfindet. Es wird auch außer Betracht gelassen, ob dies eine permanente Ortveränderung oder lediglich ein semipermanenter, also vorübergehender, Wohnsitzwechsel ist. Oft ist es nicht möglich, Migration als freiwillig oder unfreiwillig zu bezeichnen, da eine eindeutige Trennung sich als schwierig erweist und die Ursachen sehr vielschichtig sein können. (Vgl. Han 2005: 7-8, Treibel 2011: 17-19)

Obwohl der Begriff der Migration sehr weit gefasst und häufig allgemein gehalten ist, kann Migration nicht monokausal erklärt werden. Darüber hinaus muss Migration immer als ein Prozess betrachtet werden. Bei der Differenzierung dieses Migrationsprozesses in den Sozialwissenschaften wird daher auch oft auf die Motivation (Beweggründe), räumliche (sowohl geographische Entfernung, als auch die fremde Sprache, Kultur usw.), zeitliche (dauerhaft bzw. vorrübergehend) und soziokulturelle (Lebensumfeld) Größe geblickt. Unter dem motivationalen Aspekt unterscheidet man zwischen freiwilliger Wanderung, wie z.B. Arbeitsmigration, und einer erzwungenen Migration in Form von Fluchtmigration oder Vertreibung. Unter der räumlichen Dimension werden die Binnenwanderung und die internationale Migration betrachtet. Näher betrachtet wird unter einer Binnenwanderung die Verlegung des ständigen Wohnsitzes innerhalb gleicher nationalstaatlicher Grenzen verstanden. So meist eine Wanderung vom Land in die Stadt. Demgegenüber ist die Internationale Migration eine Form der Migration, die grenzüberschreitend ist, also zwischen den Nationalstaaten stattfindet. (Vgl. Han 2005: 20, Treibel 2011: 8-9)

3. Aktuelle Zahlen

Die Bundesrepublik Deutschland hat 80,54 Millionen Einwohner. Rund 20% von ihnen, dass bedeutet 16 Millionen haben einen Migrationshintergrund. Dabei haben 8,6 Millionen Menschen von ihnen einen deutschen Pass. Das Herkunftsland mit den meisten Migranten stellt die Türkei mit rund 15,8% der gesamten Bevölkerung mit Migrationshintergrund dar.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) leiden Migranten in Deutschland deutlich öfter unter Psychischen Erkrankungen als jene ohne Migrationshintergrund. Dies wird auf das nicht beherrschen der deutschen Sprache, kulturelle Barrieren und die dadurch entstehende Desintegration zurückgeführt. Zugleich erhöhen Faktoren wie Heimweh und Arbeitslosigkeit das Erkrankungsrisiko ebenfalls. Vor allem bei jungen Migrantinnen mit türkischer Abstammung, liegen die Werte der Suizidrate in Konfrontierung mit gleichaltrigen bei 50% höher. Trotz der Fülle an wissenschaftlicher Literatur zum Thema Migration und Gesundheit gibt es viele offene Fragen und kaum untersuchte Themenbereiche. Außerdem wird an den sich teils widersprechenden Forschungsergebnissen deutlich, dass Migration für medizinische Zwecke ein schwierig zu erfassendes Kriterium ist. Um eindeutige Zahlen für diesen Zusammenhang zu erhalten ist weitere Forschungsarbeit notwendig. (Vgl. Rähse 2013: 1, Bundesregierung 2012)

4. Lebenssituation der Migrant*innen

Die Teilhabe der Migrant*innen und deren Nachkommen an der deutschen Gesellschaft sind sehr unterschiedlich und hängt oftmals sowohl von ihrem rechtlichen Aufenthaltsstatus als auch von ihrem sozialen Status ab. Hinzukommt, dass die Bevölkerung mit Migrationshintergrund sehr heterogen ist. Der Bundesdatenreport unterscheidet die Herkunftsgruppen in: Die (Spät-)aussiedler, die Zuwanderer aus der Türkei, die Zuwanderer aus den ehemaligen Anwerbestaaten (heute EU-Mitglieder: Italien, Spanien, Griechenland, Portugal) sowie die Zuwanderer aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens. (Vgl.Tucci 2008: 200)

Die Lebenssituation der Migrant*innen lässt sich des Weiteren unter verschieden Punkten untersuchen. Betrachtet man zunächst die Lebensformen in den Jahren 2001 und 2006, wird deutlich, dass Personen mit Migrationshintergrund häufiger verheiratet sind als Deutsche. Daraus lässt sich auf eine gewisse Stabilität der Familiensituation bei den Migrant*innen deuten. Auch in der Einkommenssituation gibt es Unterschiede. Insbesondere das Armutsrisiko ist für Migrant*innen aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens besonders hoch. So lebt ca. ein Drittel von ihnen unter der Armutsgrenze. Auch Migrant*innen türkischer Herkunft und (Spät-) Aussiedler sind stärker von Armut betroffen als Einheimische oder Migranten aus den europäischen Anwerbestaaten. Die Folge dieser unterdurchschnittlichen finanziellen Situation ist neben einem schlechteren Lebensstandard auch ein erschwerter Zugang zu adäquaten und bezahlbaren Wohnungen. (Vgl. Tucci 2008:200-2001)

Der Vergleich des Bildungsniveaus von Zuwanderern und Einheimischen gestaltet sich durch die Herkunftsunterschiede schwieriger.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

So geht aus Tab. 2 u.a. hervor, dass der Anteil der Personen ohne Schulabschluss bei allen Zuwanderergruppen über dem entsprechenden Anteil bei Deutschen liegt. Die Nachkommen der türkischen Migrant*innen verfügen dagegen in beiden Jahren dreimal so oft wie Einheimische über einen Hauptschulabschluss. Auch die Nachkommen der Aussiedler erreichen höhere Bildungsabschlüsse und verfügen über einen akademischen Abschluss als die der türkischen Migrant*innen. Sie verfügen häufiger über das Abitur und auch häufiger(s.tab.3). Eine gute schulische und berufliche Ausbildung ist für die Platzierung am Arbeitsmarkt und für den weiteren Lebensweg entscheidend. In dieser Hinsicht kommt also den jungen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund eine besondere Benachteiligt zu. (Tucci 2008:202)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Datenreport 2008

Als letzten Punkt möchte ich die kulturelle Orientierung und Erfahrung von Benachteiligung in diesem Zusammenhang aufzeigen. Als Indikatoren für den Grad der kulturellen Orientierung wurden im Datenreport 2008 die Fragen nach der Herkunft der drei besten Freunde und nach der Art der Zeitungslektüre gewählt. Schließlich gibt die Erfahrung von Benachteiligung aufgrund der Herkunft Aufschluss darüber, wie bestimmte Minderheiten sich von der Mehrheit im Alltag behandelt fühlen. (Tucci 2008:206-207)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Migration im Kontext seelischer Gesundheit
Hochschule
Hochschule Bremen
Veranstaltung
Gender & Diversity
Note
1.0
Autor
Jahr
2013
Seiten
15
Katalognummer
V268331
ISBN (eBook)
9783656593614
ISBN (Buch)
9783656593669
Dateigröße
1184 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
migration, kontext, gesundheit
Arbeit zitieren
Funda Uyar (Autor:in), 2013, Migration im Kontext seelischer Gesundheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268331

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