Das Motiv Marilyn Monroe

Die Entindividualisierung in Andy Warhols Porträt "Twenty Marilyns"


Hausarbeit, 2013

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Pop Art
2.1.Der Künstler Andy Warhol

3. Künstlerische Strategien im Werk „Twenty Marilyns, 1962“
3.1.Komposition
3.2.Siebdruck
3.3.Farbwahl
3.4.Reproduzierbarkeit

4. Marilyn Monroe- Die Ikone eines Stils
4.1.Marilyn Monroe, ein ikonisches Porträt
4.2. Die Ablösung der Individualität durch das Konzeptuelle
4.3.Das Porträt im Verhältnis zur Gesellschaft

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

„Andy Warhol war einer der glänzendsten Stars, derer sich die Medien rühmen dürfen, aber er beherrschte meisterhaft auch diese selber“ (Inboden 1992, 26).

In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts entstand in England und Amerika eine Kunstrichtung, die im Gegensatz zum damals verbreiteten abstrakten Expressionismus wieder Gegenstände in gut erkennbarer Form darstellen wollte. Der Unterschied zwischen Kunst und Alltag sollte dabei aufgehoben werden. Jedoch bedeutete ihr Realismus nicht „das unkritische Nachahmen der Wirklichkeit, sondern die Bloßstellung von gesellschaftlichen Verhaltensmustern und Gewohnheiten“ (Sabin 1992, 8).

Auch der Künstler Andy Warhol fand im Alltag seine Motive. Seine serienartigen Bilder von den „Campbell’s Soap Cans“ aber auch die Porträts der Hollywoodstars sind allseits bekannt. Besonders sein Porträt „Twenty Marilyns“, welches die berühmte Pop-Ikone Marilyn Monroe darstellt, erlangte großen Beifall. Dabei ging es ihm vor allem um das äußere Bild des Stars, sodass dem Betrachter, die Persönlichkeit von Marilyn Monroe nicht ersichtlich wurde. Doch was veranlasste Warhol dazu, die Stars so abzubilden; was wollte er damit bezwecken? Welche bildnerischen Mittel setzt Warhol in seinen Werken ein, sodass die Persönlichkeit verborgen bleibt? Und zeigt uns Warhol nicht auch, trotz seiner Verherrlichung eines Stars, dass das alles nur äußerer Schein ist, obwohl oder gerade weil er selbst auch ein gefeierter Superstar-Künstler war (vgl. Kretschmer 2010, 100)?

2. Pop Art

„Nun war da plötzlich eine Kunst, die ein Thema anbot, das alle kannten und viele interessierte: Suppendosen, Hot Dogs, Wirtschaft, Werbung, Comics und schöne Mädchen“ (Weber 1970, 5).

Der Begriff „Pop Art“ (Abkürzung für „popular Art“) wurde von dem britischen Kunstkritiker Lawrence Alloway bereits 1958 geprägt, um die materielle Wichtigkeit der Populärkultur zu beschreiben. Zu dieser Zeit konnte sich jedoch niemand etwas unter diesen Namen vorstellen, da die Kunst vom abstrakten Expressionismus dominierte und andere Kunst, besonders aus England, nicht wahrgenommen wurde (vgl. Farthing 2013, 485). Doch bald schritt eine von Großbritannien unabhängige, parallele Entwicklung in den USA voran, die den subjektiven Expressionismus beendete (vgl. Livingstone 1992, 10). So befand sich die Pop Art Anfang der 60er Jahre in ihrer vollen „Blütezeit“, wobei 1962 die erste große Ausstellung der neuen Pop-Art-Künstler in Los Angeles stattfand. Es ist eine Kunstrichtung, die vor allem von der Malerei und Skulptur ausgeht und mit der Kunst der Dadaisten verglichen wird, da sich die Grenzen zwischen Kunst und Wirklichkeit aufheben (vgl. Livingstone 1992, 13). Nach dem zweiten Weltkrieg hatte eine Reihe von Entwicklungen in Industrie und Handel eingesetzt, durch die sich das künstlerische, gesellschaftliche und individuelle Lebensgefühl grundlegend veränderte (vgl. Glenn 1992, 31). Ein Wohlstand wurde erlangt und damit verbunden ein „Konsumboom“ (Livingstone 1992, 16) sowie „Massenmedien“ (ebd.), denen die Pop Art Künstler eine zentrale Bedeutung zuschrieben. Hier fanden bekannte Künstler wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein und Richard Hamilton ihre Motive. Sie sind im Alltäglichen begründet und reflektieren die Realitäten dieser Zeit und somit den kulturellen Wandel (vgl. ebd.). Es zeigt das Leben in seiner ganz banalen, modernen Alltäglichkeit, die jeder im Bruchteil einer Sekunde wiedererkennen konnte - „Comics, Picknicktische, Herrenhosen, Berühmtheiten [...]“ (Livingstone 1992, 13). Auf diese Weise thematisieren die Pop Art Künstler die Wahrnehmungsmechanismen der Gesellschaft, indem sie die Aufmerksamkeit auf „die Überfülle an Informationen und visuellen Reizen, die im alltäglichen Leben auf jeden von uns einstürmen“ (ebd.), lenken.

Auch die jeweilige Technik ist ganz und gar Ausdruck ihrer Zeit (vgl. ebd.). So setzen die Künstler teilweise Objekte oder Bilder von Massenmedien in ihrer unbearbeiteten Form ein, kopieren sie mit der Hand oder mittels mechanischer Techniken wie Fotografie oder Siebdruck. Dabei ging es ihnen darum, zu betonen, dass sie „lediglich Motive und Artefakte wiederverwerteten, die bereits vorhanden waren“ (ebd.). So wirken viele Werke anonym, unpersönlich und reproduziert. Einige Künstler bekannten sich zur Entpersönlichung und Anonymität in ihrer Produktion von Kunst. Ihr Ziel war eine objektive Rolle des Künstlers in der Gesellschaft.

Den Umgang mit diesen Inhalten war gleichermaßen von Faszination sowie Entsetzen und Kritik bestimmt (vgl. Livingstone 1992, 11). Oft wird der Pop Art, vor allem von den Expressionisten, ein Verrat am langen“ Kampf der Moderne“ (ebd.) vorgeworfen. So plötzlich die Pop Art entstand, so schnell „flaute“ die Phase Ende der 60er Jahre wieder ab (vgl. Farthing 2013, 487). „1968 erklärte die New York Times die Pop Art für tot“ (Glenn 1992, 28).

2.1. Der Künstler Andy Warhol

Andy Warhol gilt als der bedeutendste, gesellschaftlich jedoch umstrittenste Vertreter der Pop Art. Mit seinen Werken hat er die gesamte Kunstszene verändert. Andy Warhol (eigentlich Andrew Warhola) wurde 1928 als dritter Sohn der slowakischen Einwanderer Andrej und Julia Warhola in Pittsburgh unter ärmlichen Verhältnissen geboren. Schon als Kind begann er sich für Trickfilme und Comics zu interessieren und ging regelmäßig ins Kino (vgl. Sabin 1992, 13). 1936 litt er an Nervenzusammenbrüchen (Veitstanz), welche Hautirritationen und einen Pigmentmangel hinterließen. Diese Krankheiten beeinflussten Warhol dermaßen, dass er sich zu „einen schüchternen Jungen voller Komplexe“ (Sabin 1992, 12) entwickelte.

Von 1945 bis 1949 studierte Warhol Gebrauchsgrafik am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh und machte seinen Abschluss in Malerei und Design. Während dieser Zeit begeisterte er sich für die „Glamourbilder“ der Hollywoodstars und für ihren Lebensstil, da diese für ihn der Inbegriff für Erfolg darstellte (vgl. ebd.). Zudem begann er viel zu malen sowie zu zeichnen und experimentierte dabei mit „drucktechnischen Transferverfahren“ (Schwander 1995, 170).

Nach Beendigung des Studiums erfolgte der für Warhols spätere Karriere entscheidende Umzug nach New York City- „die Hauptstadt der Werbung“ (Sabin 1992, 19f.). Dort begann für ihn zunächst eine erfolgreiche Karriere als Werbegraphiker, die auch den Stil seiner künstlerischen Arbeiten während der fünfziger Jahre nachhaltig beeinflusste. Er erhielt Aufträge für bekannte amerikanische Unternehmen und Zeitschriften wie I. Miller, “Glamour“, “The New Yorker“ “Vogue“ und viele mehr (vgl. Glenn 1992, 32). Dabei gestaltete er zunächst Werbeanzeigen für renommierte Zeitschriften, aber auch für Schaufensterdekorationen, Buchillustrationen, Schallplattenhüllen usw. (vgl. Sabin 1992, 28). Stets war er bemüht, den Wünschen seiner Auftragsgeber im großen Maße bedingungslos und schnell gerecht zu werden und mit originellen Arbeiten zu gefallen (vgl. Swenson 1963, 26). Zugleich vereinfachte bzw. amerikanisierte Andrew Warhola seinen Namen zu Andy Warhol (vgl. Sabin 1992, 20). Während dieser Zeit konnte Warhol wichtige Einblicke in die Mechanismen der neuen Massenmedien gewinnen. „Ende der fünfziger Jahre war Warhol schon ein kleiner Star. Hochbezahlt und mit Preisen überschüttet, war er der berühmteste Werbekünstler in New York“ (Sabin 1992, 35).

Trotz des Erfolgs strebte Warhol nach künstlerischer Anerkennung. So orientierte er sich neu und begann neben der Werbegraphik Bilder zu malen. Dabei suchte er immer wieder die Bekanntschaft einflussreicher und berühmter Leute (vgl. Sabin 1992, 36). Unter dem Eindruck der Werke von Johns und Rauschenberg suchte Warhol in seinem Alltag nach Bildmotiven und fing an, das zu malen, was er am besten kannte: Werbung (vgl. Sabin 1992, 39). Dabei arbeitete er wieder mit Vorlage, indem er die Bilder mit Hilfe eines Projektors auf eine Wand warf und abzeichnete. Es entstanden Bilder mit Werbung für Fernsehgeräte, Lebensmittel und Schönheitskuren. Auch hierbei waren ihm Stellungnahmen anderer Personen wichtig. Aus Gesprächen mit anderen konnte er oftmals Ideen für seine Arbeit mitnehmen (vgl. ebd.). Für Schaufensterdekorationen entwarf er Bilder mit Comic-Strip-Charakteren. Als er jedoch bemerkte, dass Roy Lichtenstein ebenfalls dieses zum Thema seiner Bilder gemacht hatte, wandte er sich schnell davon ab (vgl. Glenn 1992, 33). Auf der verzweifelten Suche nach einem eigenen Thema riet ihm 1961 eine Freundin, einfach das zu malen, was er am liebsten hat. So fing er an, Geld zu malen, denn Geld war nicht nur das, was Warhol am liebsten hatte, sondern auch die gesamte amerikanische Gesellschaft. Mit den Dollarscheinen stellte Warhol somit das zentrale Element der amerikanischen Konsumgesellschaft ohne kritische Absicht dar. „In den Symbolen des Konsumismus, die gleichzeitig für den „American way of life“ standen, fand er schließlich sein Thema“ (Sabin 1992, 46). Danach entstanden 1962 die ersten Serienbilder von allseits bekannten Massenprodukten wie Campbell’s Soap Cans und Coca Cola Bottles, die zunächst für Verwirrung sorgten, ihn aber zur Berühmtheit verhalfen. Diese entwarf er in seiner, zur selben Zeit gegründeten, „Factory“ (Fabrik); sein Atelier in New York. Für die Entpersönlichung der Produktion fand Warhol ein geeignetes Medium: Das Siebdruckverfahren (vgl. Heiner 2002, 27). Damit wollte er den Eindruck erwecken, dass seine Arbeiten von ihm oder seinem Mitarbeiterteam „am laufenden Band“ (McShine 1989, 289) maschinell produziert werden. Das Kunstwerk avancierte somit zum perfekten Massenprodukt der sechziger Jahre. Selbst in Warhols Aussehen spiegelte sich die Reproduzierbarkeit wider. Mit einer silberfarbenen Perücke und einer oftmals dunklen Sonnenbrille zu seiner blassen Haut inszenierte er sich damit selbst als eine Art Kunstwerk neben seinen Bildern. „Man zählt ihn nun zur Pop-Art- der Sensation des Jahres“ (Farthing 2013, 489).

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Das Motiv Marilyn Monroe
Untertitel
Die Entindividualisierung in Andy Warhols Porträt "Twenty Marilyns"
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
22
Katalognummer
V268053
ISBN (eBook)
9783656586340
ISBN (Buch)
9783656586333
Dateigröße
1218 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dozentin: "Ihre Hausarbeit ist sehr gut gegliedert und aufgebaut und nicht nur verständlich sondern auch sprachlich gut geschrieben. Auf Ihre anfangs gestellte These, die Sie als Frage aufwerfen, antworten Sie im Laufe der Abhandlung wissenschaftlich fundiert aber vor allem auch mit persönlichen Einschätzungen. Sie stellen den Sachverhalt optimal vielseitig dar, gehen auf die praktische Herstellungsmethoden wie auch auf künstlerische Strategien dezidiert ein und lassen dabei den zeitgeschichtlichen Hintergrund und Bezüge zu Kunst und Gesellschaftsentwicklung nicht außer Acht."
Schlagworte
Pop Art, Andy Warhol, Marilyn Monroe, Individualität, Kunst, Moderne Kunst, Walter Benjamin, Fotografie
Arbeit zitieren
Carina Schröter (Autor:in), 2013, Das Motiv Marilyn Monroe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268053

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