Sexuelle Aufklärung im Kinder- und Jugendheim


Studienarbeit, 2012

29 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


1. Einleitung

„Woran merkt man, dass ein anderer in einen verliebt ist?“, „Was bedeutet der Ausdruck geil?“, „Wieso müssen Mann und Frau Sex machen?“, „Woher kommt das Blut bei der Periode?“, „Wie schafft es die Eizelle eigentlich, dass da ein Baby draus wird?“ (Gnielka 2011, S.9).

Damit Aufklärung erfolgreich ist, müssen Pädagogen auf die Kinder zugehen und nicht warten, bis das Kind Fragen stellt. Es sollte bewusst entschieden werden, welche Aufgaben der Pädagoge bei der Aufklärung übernimmt und welche er lieber den Medien, der Schule oder Gleichaltrigen überlässt. Mit der Aufklärung über den Körper, sollte möglichst früh begonnen werden, denn sie hilft Kindern und Jugendlichen zu verstehen, welche inneren und äußeren Geschlechtsorgane es bei Frauen und Männern gibt, welche Funktionen sie haben und wie sie bezeichnet werden (vgl. ebd.).

Menschen sind von klein auf sexuelle Wesen mit altersspezifischen Bedürfnissen und individuellen Ausdrucksformen. Bereits Säuglinge machen erste körperliche Lusterfahrungen in Form von Lutschen und Saugen. Der Mund dient nicht nur der Nahrungsaufnahme und Welterkundung, sondern ist die erste erogene Zone, die Babys entdecken (vgl., S. 6).

In der Pubertät finden enorme körperliche und seelische Veränderungen statt, die Mädchen und Jungen zu bewältigen haben. Haare sprießen an ungewohnten Stellen, die Figur nimmt Gestalt an und die Gefühle fahren Achterbahn. Zwischen noch Kind- Sein und sich schon ein bisschen Erwachsen- Fühlen fragen Pubertierende sich verunsichert: „Läuft alles normal bei mir?“ Mit der einsetzenden Geschlechtsreife empfinden Jungen und Mädchen nun öfter und intensiver sexuelle Impulse. Sie beschäftigen sich mit ihrem Aussehen und sehnen sich nach ersten Erfahrungen, wie Küssen und Zärtlichkeit.

Kinder und Jugendliche von ganz unterschiedlicher familiärer und kultureller Herkunft leben in einem Kinder- und Jugendheim auf engem Raum zusammen. Viele von ihnen sind in einer Entwicklungsphase, in der Sexualität ein bestimmtes Thema ist. Eine große Zahl von ihnen hat bereits vor dem Heimeintritt sexuelle Gewalt erlitten oder ausgeübt und zeigt ein entsprechend sexualisiertes Verhalten. In der Regel stehen die Mädchen einer Übermacht von Jungen gegenüber. Der Umstand, dass in der Sexualerziehung und besonders bei sexueller Gewalt die Eltern und allenfalls auch zuständige Behörden informiert und in Entscheidungen einbezogen werden müssen, macht die Situation nicht einfacher.

Damit sexuelle Aufklärung in einem Kinder- und Jungendheim stattfinden kann, sollte eine Beziehung aufgebaut sein und eine Bindung vorhanden sein.

In dieser Studienarbeit, mit dem Thema „Sexuelle Aufklärung im Kinder- und Jugendheim, am Beispiel der Kindervilla des Regionalverbundes Westthüringen“, möchte ich mich mit der sexuellen Aufklärung, der Vorgehensweise und der körperlichen Aufklärung befassen. Dafür werde ich zunächst die Begriffe, Sexualpädagogik, Sexualerziehung und Aufklärung definieren und näher beschreiben. Danach möchte ich einen kurzen, aber ausführlichen geschichtlichen Hintergrund der Sexualerziehung anbringen, damit man sich zum einen in die heutige Zeit der Aufklärung versetzen kann. Zum anderen soll die Bedeutung der sexuellen Aufklärung durch diesen Punkt beleuchtet werden und ob Aufklärung früher stattgefunden hat, wird ebenfalls mit beschrieben.

Der Hauptteil der Studienarbeit liegt im den Schwerpunkt, Sexualerziehung im Kinder- und Jugendheim, mit den Unterpunkten, wann ist der richtige Zeitpunkt der Aufklärung, wie sollte man vorgehen und das Thema Selbstbefriedigung. Hierbei möchte ich zunächst erläutern, wie sexuelle Aufklärung im Kinder- und Jugendheim in Fachbüchern beschrieben wird. Desweitern möchte ich Probleme aufzeigen, die mit diesem komplexen Thema auftreten können. Ebenso soll das oft tabuisierte Thema der Selbstbefriedigung mit zur Sprache kommen. Weiter wird im Hauptteil der Schwerpunkt Mädchen und Jungen gemeinsam aufklären angesprochen, am Beispiel der Kindervilla des Regionalverbundes Westthüringens, da dies für die Heimarbeit von großer Bedeutung ist. Ich möchte herausfinden, ob man Mädchen und Jungen gemeinsam, teilweise gemeinsam oder getrennt sexuell aufklären sollte. Hauptsächlich soll es in diesem Teil um die körperliche Aufklärung gehen, damit der Pädagoge weiß, worauf man bei den jungen Erwachsenen achten sollte.

Die Studienarbeit wird mit einer Zusammenfassung abschließen.

2. Begriffsdefinition

Wenn von Sexualität oder Sex die Rede ist, denken viele zunächst an Geschlechtsverkehr. Dabei umfasst Sexualität weit mehr als die genitale Sexualität Erwachsener, die auf einen sexuellen Höhepunkt ausgerichtet ist (vgl. Gnielka 2011, S. 6).

Was man unter den Begriffen Sexualpädagogik, Sexualerziehung und Aufklärung versteht, möchte ich in diesem Kapitel erläutern.

2.1 Sexualpädagogik

Sexualpädagogik ist eine Aspektdisziplin der Pädagogik. Diese beschäftigt sich zum einen mit der sexuellen Sozialisation als auch mit der internationalen erzieherischen Einflussnahme auf die Sexualität von Menschen, erforscht diese und reflektiert sie wissenschaftlich. Pädagogik bezieht sich nicht nur auf einen Lebensabschnitt, sondern umfasst alle Lebensphasen, somit kann auch die Lebenswelt von Erwachsenen und alten Menschen zum Gegenstandsbereich der Sexualpädagogik gerechnet werden. Bei diesem Gegenstandsbereich der Erwachsenen und älteren Menschen, sind die Begriffe Sexual- Andragogik und Sexual- Gerontagogik angemessener. Jedoch haben sie sich, aufgrund von zu geringer Theorieentwicklung und geringer Beachtung sexueller Entwicklung in diesen Lebensphasen noch nicht durchgesetzt (vgl. Sielert 2005, S.15).

2.2 Sexualerziehung

Sexualerziehung als Praxis meint die kontinuierliche, intendierte Einflussnahme auf die Entwicklung sexueller Motivationen, Ausdrucks- und Verhaltensformen, sowie von Einstellungs- und Sinnaspekten der Sexualität von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (vgl. Sielert 2005, S.15).

Sexualerziehung ist die theoriegeleitete Praxis, die sich auf das Thema Sexualität in der Gesamterziehung bezieht. Sie kann dabei als ein Teil der Sozial- und Gesundheitserziehung verstanden werden, die wiederum ein Aspekt der Gesamterziehung darstellt. Sexualerziehung gibt Hilfen zum Verstehen und zum Umgang mit sexuellen Gefühlen, sie erweitert die Kenntnisse über sexuelle Vorgänge und über die Regeln des gesellschaftlichen Verhaltens (vgl. Hopf 2008, S.19).

In der Grafik 1 wird noch einmal verdeutlicht, wie die Sexualerziehung auf die Gesamterziehung wirkt und welchen Einfluss diese hat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Sexualerziehung ist Teil der Gesamterziehung (Hopf 2008, S.19)

Demnach gilt es für den gesamten Lebensprozess, Sexualerziehung im Rahmen einer Sozialerziehung zu sehen, die bekanntlich zum Erziehungsauftrag von jedem Pädagogen gehört. Im Zusammenhang mit Sexualerziehung als Sozialerziehung haben Themen wie Freundschaft oder die Grundlagen im Umgang mit Meinungsverschiedenheiten und Konflikten in jedem Lebensbereich ihre Berechtigung (vgl. ebd., S.20).

„Sexualerziehung meint im Einzelnen:

- die Erziehung zu Zärtlichkeit, Vertrauen und Verlässlichkeit
- die lustvolle Wahrnehmung des eigenen Körpers
- die Erfahrung von Behutsamkeit und Toleranz
- das Wissen um mögliche körperliche und emotionale Zusammenhänge und Reaktionsweisen
- die Anerkennung der Eigenständigkeit von Personen und den Umgang mit Grenzerfahrungen von sich und anderen
- die Sensibilisierung für alle Sinne (nicht nur Auge und Ohr): Berühren - berührt werden/ geben - nehmen usw.
- die Entwicklung und Förderung des Neugierverhaltens und des Fragemutes
- den Aufbau von Selbstwertgefühl und Verantwortung für sich und andere
- die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen (Geschlechts-) Rollen- und Erwartungen
- die Anerkennung von Andersartigkeit im Denken, Handeln und Fühlen“ (Hopf 2008, S.21).

Ziel der Sexualerziehung ist der freie, seiner Verantwortung bewusste Mensch, der die notwendige Urteilskraft für Entscheidungen in diesem Bereich besitzt. Eine sinnvolle Sexualerziehung soll auch den Wert von partnerschaftlichen Bindungen und einer persönlichen Intimsphäre bewusst machen. Sexualerziehung setzt sich ein für Gleichberechtigung von Frauen und Männern (vgl. ebd.).

2.3 Aufklärung

Mit Sexualaufklärung wird in der Regel die Information über Fakten und Zusammenhänge zu allen Themen menschlicher Sexualität bezeichnet, meist als einmaliges Geschehen, mehr oder weniger an Zielgruppen orientiert. Sexualaufklärung ist somit ein Teil der Sexualerziehung (vgl. Sielert 2005, S.15).

[...]

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Sexuelle Aufklärung im Kinder- und Jugendheim
Hochschule
Duale Hochschule Gera-Eisenach (ehem. Berufsakademie Thürigen in Gera)
Note
2,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
29
Katalognummer
V267770
ISBN (eBook)
9783656581659
ISBN (Buch)
9783656580058
Dateigröße
620 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sexuelle, aufklärung, kinder-, jugendheim
Arbeit zitieren
Isabel Fallenstein (Autor:in), 2012, Sexuelle Aufklärung im Kinder- und Jugendheim, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267770

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