Aufbau und Übermittlung von Nachrichten im Vier-Ohren-Modell nach Schulz von Thun


Seminararbeit, 2011

21 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


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1. Einleitung
,,Tagtäglich kann man es beobachten, Menschen reden miteinander. Aus der Ferne sehen
wir lediglich Mundbewegungen, Gesten und Blicke. Alles scheint ganz einfach zu sein,
doch woher kommen die ganzen Missverständnisse? Wie können wir denn erkennen, ob
zwei Gesprächspartner sich wirklich verstanden haben? Bleibt nicht oft genug mindestens
einer verständnislos zurück, obwohl wir meinen alles sonnenklar erklärt zu haben?
Erfolgreiche Kommunikation ist also doch nicht so einfach, wie man gerne glauben
möchte. Um einander richtig zu verstehen, muss man die Persönlichkeit, die kulturelle
Herkunft des Gesprächspartners und dessen Gefühle berücksichtigen.
Wer will nicht von Anderen verstanden werden? Schließlich sind wir Menschen soziale
Wesen, d.h. wir suchen insgeheim immer nach Anderen, die uns verstehen und mit uns
,,mitfühlen" können. So erleben wir es auch als schmerzliche Erfahrung, wenn wir
,,abgelehnt werden", denn kein Mensch fühlt sich langfristig als unbeliebter ,,Einsiedler"
wohl.
Wie oft habe ich es schon erlebt, daß sich Menschen nicht an den Inhalt eines Gespräches
erinnern. Aber an die Stimmung, d.h. ob ihnen das Gespräch gefallen hat, ob sie es lustig
fanden oder sie sich dabei wohl gefühlt haben, erinnern sie sich mit Sicherheit nach langer
Zeit" (Internetquelle 1).
Kommunikation umgibt jede Person, jeden Tag. Egal wo man ist, was man gerade
unternimmt, Sprache ist allgegenwärtig. Dem Menschen wird die Kommunikation mit dem
Sprechen gelernt. Dadurch kann er seine Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche und vieles mehr
äußern. Die Verständigung ist dadurch möglich und diese ist sehr wichtig. Der Mensch
kann somit mit den anderen Individuen in Kontakt treten und einen Austausch von
Informationen kann statt finden.
Kommunikation hat jede Person schon einmal gehört und mit diesem Begriff kann auch
jedes Lebewesen etwas anfangen. Versucht man Kommunikation aber zu definieren, fällt
einem auf, wie schwer das ist. Genauso ist es mit den Fragen, wie genau Kommunikation
funktioniert, warum es immer wieder zu Missverständnissen kommt und wie man diese
lösen kann, dass wissen viele Menschen ebenfalls nicht.
Diese Fragen habe ich mir auch durch die Vorlesung ,,Einführung in die Kommunikation"
bei Frau Schmidt gestellt. Das vier- Ohren- Modell von Friedemann Schulz von Thun hat

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mich bereits am Anfang der Vorlesung fasziniert und ich konnte mir vorstellen, dass dieses
Modell mir bei der Beantwortung meiner Fragen behilflich sein könnte.
Dass jede Kommunikation einen Sender und einen Empfänger braucht, ist den meisten
Menschen bekannt. Und dass es immer mehrere Möglichkeiten gibt, eine Nachricht
aufzunehmen und auf diese zu reagieren, kennen viele Menschen aus leidvoller Erfahrung.
Jedoch wissen viele nicht, wie sie in dieser Situation handeln sollen und wie sie mit diesem
Zustand umgehen sollen.
Warum versteht ein Mensch eine harmlose Aussage als Angriff auf seine eigene Person
und ein Anderer empfindet dies gar nicht so?
Das Vier- Ohren- Modell von Friedemann Schulz von Thun bietet eine gute Grundlage um
solche Missverständnisse zu verstehen und erklären zu können.
In meiner Seminararbeit habe ich mich, weil ich täglich mit viel zwischenmenschlicher
Kommunikation zu tun habe, mit diesem Modell beschäftigt.
Zunächst werde ich den Begriff Kommunikation erläutern, damit man weiß, was
Kommunikation überhaupt bedeutet. Die Definition von Kommunikation und Interaktion
werde ich auch anbringen, weil ich finde, dass dies für die zwischenmenschliche Sprache
von großer Bedeutung ist.
Im weiteren Verlauf meiner Arbeit befasse ich mich damit, wie eine Nachricht aufgebaut
ist bzw. wie sie aufgebaut werden kann. Der Aufbau einer Nachricht ist sehr entscheidend,
da man vorher überlegen sollte, wie etwas beim Gegenüber ankommen soll. Im Anschluss
daran werde ich die vier Ohren, mit denen wir eine Mitteilung aufnehmen können, näher
beschreiben. Dieser Punkt ist ebenfalls von großer Bedeutung, da jeder Mensch wissen
sollte, dass es diese vier Ohren gibt und wie man diese sinnvoll einsetzen kann.
Das Feedback, welches man bei jeder Kommunikation erhält, ist auch ein Punkt in meiner
Arbeit. In diesem Punkt werde ich auch auf ein Praxisbeispiel aus meiner Einrichtung
näher eingehen.
Mit dem Fazit und der Schlussfolgerung werde ich meine Seminararbeit abschließen.

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2. Begriffsbestimmungen
2.1 Kommunikation
Kommunikation wird aus dem lateinischen Wort communicare abgeleitet und bedeutet
soviel wie mitteilen, teilnehmen lassen oder sich beraten lassen. Während einer
Kommunikation teilt einer einem anderen etwas mit. Es findet immer zwischen mindestens
zwei Personen statt, wenn Selbstgespräche außer Acht gelassen werden (vgl. Schmidt,
2009, S. 54).
,,Wird Kommunikation eng gefasst, bedeutet Kommunizieren ein sprachliches sich
mitteilen. Wird Kommunikation weit gefasst, so umfasst der Kommunikationsprozess
neben sprachlichen auch nicht- sprachliche Komponenten. Die nicht- sprachlichen
Komponenten sind die nonverbalen Signale, wie Mimik oder Gestik. In jedem Fall wird
man sagen können, das 20. Jahrhundert war das Zeitalter der Kommunikation. Und die
Tendenz setzt sich fort" (Schäfer, 2005, S. 11).
Kommunikation ist ein Prozess, den jeder Mensch erst lernen muss. Es ist auch ein Prozess
der niemals endet und immer veränderbar ist. Kommunikationsfähigkeit entwickelt sich im
Laufe des Lebens und entwickelt sich auch immer weiter. Kommunikation ist eine
wechselseitige Beeinflussung der jeweiligen Gesprächspartner.
Innerhalb der Kommunikation gibt es einen Kommunikator (Sender), der eine Botschaft,
welche in sprachliche oder nicht- sprachliche Zeichen, wie z.B. Mimik oder Gestik
verschlüsselt wird, über spezifische Kommunikationskanäle an einen Kommunikaten
(Empfänger) sendet, der diese Botschaft dann entschlüsselt (vgl. Internetquelle 2).
Kommunikation ist allgegenwärtig, jeder kann sie benutzen und doch ist sie sehr komplex
und kann ziemlich oft zu Konflikten führen.
2.2 Kommunikation und Interaktion
Die Begriffe Kommunikation und Interaktion sind einander sehr nahe. Durch Interaktion
bei der Kommunikation stellen sich die Gesprächspartner aufeinander ein.
,,Die soziale Interaktion bezeichnet die umfassende, also nicht nur auf sprachlicher
(Kommunikation) beruhende Wechselwirkung zwischen zwei oder mehreren Personen mit
verhaltensbeeinflussender Wirkung. Um soziale Interaktion handelt es sich also, wenn
zwei oder mehrere Personen ein Gespräch miteinander führen, aber ebenso wenn z. B. ein
Lehrer seine Schüler durch Gesten und Mimik zur Mitarbeit auffordert" (Internetquelle 3).

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,,Interaktion ist auch, das aufeinander bezogene Handeln zweier oder mehrerer Personen,
z.B. in Form sprachlicher Kommunikation. Dabei orientieren sich die Handelnden i.d.R. an
einander komplementären Erwartungen (Rollenvorstellungen u.a.), Verhaltensweisen und
Aktionen" (Internetquelle 3).
,,Dieses wechselseitige Reiz-Reaktions-Schema, dieses gegenseitige sich aufeinander
Einstellen, dieses sich wechselseitig bedingende Verhalten, indem die Aktivität des einen
der Aktivität des anderen folgt bzw. von ihr angeregt wird, nennen wir Interaktion. Damit
Interaktion überhaupt stattfinden kann, muss den Interaktionspartnern der gemeinte Sinn
einer Handlung verständlich sein" (Internetquelle 3).
In der Alltagssprache versteht man unter Interaktion die aufeinander bezogenen
Handlungen/Tätigkeiten/Bewegungen von zwei oder mehreren Subjekten. Somit sind
Interaktion und Kommunikation in einem gewissen Maß voneinander abhängig und
bedingen sich. Durch Interaktion wird die Kommunikation verständlicher und durch
Interaktion kann man sich besser ausdrücken und auf den Gesprächspartner einstellen.
Durch die Interaktion des Gesprächspartners reagiert der Andere und das Gespräch kann
eine Wendung vollziehen (vgl. Internetquelle 3).
3. Aufbau einer Nachricht
Ein Element der zwischenmenschlichen Kommunikation ist der Sender, der etwas
mitteilen möchte. Dieser verschlüsselt sein Anliegen in erkennbare Zeichen. Dieses
Anliegen, das er von sich gibt, nennt man Nachricht. Um eine Kommunikation zu führen
braucht man auch einen Empfänger, der diese gesendete Nachricht empfängt und
entschlüsselt.
Jede Nachricht enthält eine Vielzahl von Botschaften, daher ist die zwischenmenschliche
Kommunikation so kompliziert und störanfällig, aber auch spannend.
Die Unterteilung der Botschaften, die in einer Nachricht stecken, erfolgt in vier Seiten. Auf
diese vier Seiten möchte ich im Folgenden nun etwas genauer eingehen. Ich werde mich
bei den Erläuterungen der Seiten auf ein Beispiel von Friedmann Schulz von Thun
beziehen.

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Beispiel für eine Nachricht aus dem Alltag:
Die Frau sitzt am Steuer, der Mann ist Beifahrer und Sender der Nachricht.
Der Mann sagt: ,,Du, da vorne ist grün!"
Die Frau antwortet: Fährst Du oder fahre ich!? (vgl. Schulz von Thun, 1998, S. 25).
In der Abbildung eins (auf der folgenden Seite) werden die vier Seiten einer Nachricht
noch mal aufgezeigt. Die Sachinhalt- Seite hat die Farbe blau, die Selbstoffenbarungs-
Seite die Farbe grün, die Beziehungs- Seite die Farbe gelb und der Appell die Farbe rot.
Durch die Abbildung wird verdeutlicht, dass jede Seite ihre eigene Funktion hat und die
Seiten gleichwertig sind. Durch die Farben wird veranschaulicht, dass die Seiten
unabhängig voneinander sind, jedoch sind sie miteinander verbunden und das deutet
darauf, dass sie in einer gewissen Art und Weise doch voneinander abhängig sind. Jede
Seite kann einzeln betrachtet werden, doch kann man sie während der Kommunikation oft
nur schwer voneinander trennen. Das hängt auch damit zusammen, dass man sich selten
auf die unterschiedlichen Seiten konzentriert (vgl. Schulz von Thun, 1998, S. 14).
Abb.1
Quelle: https://mgu4.files.wordpress.com/2010/10/360px-vier-seiten-modell_de_svg.png
3.1 Sachinhalt- Seite
Der Sachinhalt bezieht sich darauf, worüber man informiert wird bzw. worüber man
informieren möchte. Die Nachricht enthält eine Sachinformation. Im Beispiel erfahren wir
den Sachinhalt, dass die Ampel grün ist. Immer wenn es um eine bestimmte Sache geht,

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steht diese Seite der Nachricht im Vordergrund. Dieser Aspekt ist jedoch nur ein Teil der
Nachricht (vgl. Schulz von Thun, 1998, S. 26).
3.2 Selbstoffenbarungs- Seite
Dieser Teil der Nachricht enthält Informationen über den Sender selbst. Eine Nachricht
beinhaltet nicht nur Sachinhalte, sondern auch Darstellungen und Bilder des Senders. Die
Person gibt einen subjektiven Eindruck der Sache wieder. Dies ist die Seite, bei der der
Mensch am Meisten über sich selber berichtet. Bei der Selbstoffenbarung handelt es sich
meistens um Ich- Botschaften. Schulz von Thun wählt den Begriff der Selbstoffenbarung,
damit er zum einen die gewollte Selbstdarstellung und zum anderen die ungewollte
Selbstenthüllung mit einschließt. Psychologisch gesehen ist diese Seite einer Nachricht
sehr interessant (vgl. ebenda, S. 26).
In der Kommunikation kann man Ich-, Du- oder Wir- Botschaften verwenden. Während
man bei den Ich- Botschaften sehr viel über sich berichtet und über sich selbst erzählt. Die
Wirkungen beim Gesprächspartner sind Betroffenheit, Nachdenklichkeit und Bereitschaft
zur Klärung.
Bei den Du-Botschaften wird es immer auf die anderen Menschen bezogen. Die Wir-
Botschaften beziehen sich auf mehrere Personen und man bezieht Andere und sich mit ein.
Die Resultate sind dann meist Widerwillen, Widerspruch, Schuldgefühle, Verletzung und
Ärger.
In einem Kinder- und Jugendheim ist es wichtig, dass man darauf achtet mehr Ich-
Botschaften zu verwenden. Kinder brauchen klare Aussagen und eine Orientierung. Sie
brauchen auch Platz, um eigene Entscheidung treffen zu können. Welche Art der Botschaft
angebracht ist, ist ziemlich oft situationsabhängig.
Aus dem Beispiel kann man entnehmen, dass der Mann deutschsprachig ist und die Farben
kennt, dass er an dem Geschehen teilnimmt und sich am Fahren beteiligt. Es könnte auch
sein, dass er es eilig hat.
Selbstoffenbarungsbotschaften gibt jeder Mensch von sich, ob er dies möchte oder nicht.
Dies passiert auch sehr oft automatisch und ist dadurch auch schwer steuerbar. Viele
Menschen machen sich Gedanken, wie sie durch Botschaften beim Gegenüber wirken und
trauen sich dann oft nicht, etwas zu sagen (vgl. Schulz von Thun, 1998, S. 26f.).
Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Aufbau und Übermittlung von Nachrichten im Vier-Ohren-Modell nach Schulz von Thun
Hochschule
Duale Hochschule Gera-Eisenach (ehem. Berufsakademie Thürigen in Gera)
Note
1,5
Autor
Jahr
2011
Seiten
21
Katalognummer
V267767
ISBN (eBook)
9783668535343
ISBN (Buch)
9783668535350
Dateigröße
561 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
aufbau, übermittlung, nachrichten, vier-ohren-modell, schulz, thun
Arbeit zitieren
Isabel Fallenstein (Autor:in), 2011, Aufbau und Übermittlung von Nachrichten im Vier-Ohren-Modell nach Schulz von Thun, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267767

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