Methodische Großformen im Fach Sozialkunde


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

22 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlagen
2.1 Definitionsversuche - Methode
2.2 Definitionsversuche - Unterrichtsmethode
2.3 Methodenkompetenz

3. Methodenformen
3.1 Methodenkonzeptionen
3.1.1 Fallmethode und Fallprinzip
3.1.2 Projektmethode
3.1.3 Plan-, Rollen- und Simulationsspiele

4. Problemgehalt der Großformen

5. Schlusswort

6. Abbildungsverzeichnis

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Arbeit werden die methodischen Grundformen im Fach Sozialkunde aufgearbeitet. Sowie die definitorische Auseinandersetzung mit dem Begriff der Methode im Allgemeinen, als auch die begriffliche Herleitung und Erörterung im Speziellen für die Unterrichtsmethode und die Erläuterung der Formen Fallmethode und Fallprinzip, Projektmethode, Planspiel und Rollen- und Simulationsspiele, sind Schwerpunkte. Die zu beschreibenden Großformen sind nicht die einzig vorkommenden, sollen aber stellvertretend für die komplexen und umfangreichen methodischen Möglichkeiten stehen. In der Beschreibung der Methoden wird vor allem auf Zielsetzungen, Kennzeichen und Ablauf, als schematische Herangehensweise, Wert gelegt.

2. Grundlagen

Der Sozialkundeunterricht unterliegt, wie jeder der andern Fächer, einer bestimmten Form der unterrichtlichen Bearbeitung von Inhalten. Diese Bearbeitung kann je nach Konzeption, Situation und Lernstoff unterschiedlich sein. Es wird keinem Lehrer vorgeschrieben, wie er seinen Unterricht zu gestalten hat. Diese Handlungsfreiheit beruht auf eine Vielzahl von möglichen Unterrichtsformen und -methoden. Sie bestimmen die Verlaufsstruktur, Kommunikationsformen und Organisation des Lernprozesses. Welche Methode für welchen Inhalt am besten geeignet ist, kann nicht allgemeingültig bestimmt werden. Diese Entscheidung trifft der Lehrer aufgrund seiner Erfahrungen, Ausbildung und Können. Zudem kann das Erlernen von Methoden selbst Unterrichtsinhalt sein (Methodenkompetenz). Problematisch ist die wissenschaftlich - theoretische Vielfalt und Komplexität, die dem Begriff Methode zugrunde liegt und die daraus resultierende begriffliche Unsicherheit. In Rahmen- bzw. Lehrplänen werden vereinzelt Methoden für die Erarbeitung von politischen Themen vorgeschlagen. Für das Fach Sozialkunde lassen sich eine Vielfalt von Unterrichtsmethoden zur Erschließung von Unterrichtsinhalten einsetzen. Unterrichtsmethoden im Politikunterricht formulierte Gagel als »Zielgerichtete Verfahrensweisen« und Giesecke als »Modalitäten zur Bearbeitung politischer Themen«.1

2.1 Definitionsversuche - Methode

Der Begriff Methode entstammt der philosophischen Tradition. Platons Methode der Mäeutik (Hebammenkunst) prägte diesen Begriff. Die Methode bezeichnet damit die Ordnung des Weges und des Vorgehens.2 „Als Methode wird das planmäßige Vorgehen, um theoretische und praktische Ziele in Wissenschaft und Forschung, aber auch im alltäglichen Leben sicher und bestmöglich zu erreichen, bezeichnet. [...] Experiment, teilnehmende Beobachtung, Beobachtung, psychologischer Test und Befragung (Fragebogen, Interview) sind Beispiele für sozialwissenschaftliche Methoden.“3 Im Allgemeinen gelten die Lehre von der Begriffsbildung und die Lehre von den Begründungsverfahren als Kennzeichen und Unterscheidungsmerkmal der einzelnen Wissenschaften und sind somit die wichtigsten Teile der wissenschaftlichen Methode. Mickel erörtert folgendermaßen: „Methode bezieht sich auf die Reflexion des Verhältnisses von Gegenstand und Erkenntnis (oder Begriff), d. h. auf die didaktische Frage nach dem Bedeutsam-Allgemeinen und den Inhalten, durch die es repräsentiert wird“4. Er unterscheidet zwischen der wissenschaftlichen Methode und der Unterrichtsmethodik. Weiterhin führt Mickel an, dass Methode nicht allein ein Instrument ist. Sie ist einerseits die gewollte Anordnung eines Wissensstoffes für seine wirksame Verwendung und andererseits gegenstands- und inhaltskonstitutiv, also bestimmt die wesentlichen Bedingungen und das Wesen vom Inhalt und Gegenstand.

2.2 Definitionsversuche - Unterrichtsmethoden

Unterrichtsmethoden sind demnach eine dem Inhalt, dem Wissensstoff, angepasste Art und Weise von Auseinandersetzung zwischen Lehrenden und Lernenden bzw. selbst Gegenstand des Unterrichts. Sie sind notwendig, um unter bestimmten Bedingungen das gewünschte Unterrichtsziel zu erreichen und stellen damit u.a.

Vermittlungskonzeptionen dar. Sie strukturieren die Thematik des zu behandelnden Gegenstandes und integrieren die vielfältigsten Unterrichtstechniken. Dabei sind Selbsttätigkeit, Kreativität, Selbstbestimmung, politische Beteiligung, demokratisches Verhalten und Teamarbeit bestimmende Vorgaben bei der Auswahl einer Unterrichtsmethode; ein offenes Curriculum vorausgesetzt.5 Eine Unterrichtsmethode hat die Aufgabe für die Lernenden optimale Bedingungen zum Erschließen des Lernstoffes (Gegenstand/Problem) zu schaffen. Ihr stehen dabei bestimmte Verfahren und Mittel des Lehrens und Lernens sowie die ihnen zugeordneten Organisationsformen zur Verfügung. Sie ist laut Mickel „[...] nach lerntheoretischen, intentionalen, inhaltlichen, funktionalen oder medialen Implikationen“6 zu differenzieren. Eine Methode muss somit Bedingungen schaffen, unter denen der Lernende in die optimale Lage gebracht wird, Struktur und Gehalt eines Gegenstandes zu erkennen und zu verarbeiten. Diese Bedingungen umfassen ein strukturgerechtes und schrittweise Vorgehen, fachgerechte Arbeitsweisen und Techniken und den Einsatz entsprechender Medien und Unterrichtsformen. Somit bestimmt eine Unterrichtsmethode neben der Strukturierung von Lerninhalten auch die Planung von Unterrichts- und Organisationsformen, Untersuchungstechniken und Medieneinsatz. Sie ist vom Lernziel und weiter von der Art des Lehrens und Lernens abhängig. Methodenbestimmend ist somit die Wahl auf rezeptive, aktive oder kritische Lernart.

Speziell für die politische Bildung7 für die stellvertretend das Fach Sozialkunde stehen soll, ist der Einsatz von Methoden als Gegenstand und Instrument bedeutsam. Synonym zur Unterrichtsmethode wird der Begriff Unterrichtsmethodik gebraucht. Diese Form kann als Theorie der Unterrichtskommunikation beschrieben werden und stellt dagegen die Frage nach den Schritten, Formen, Phasen der Erarbeitung und Vermittlung. Es handelt sich hierbei also um operationale Methoden der Gewinnung neuen Wissens und neuer Einsichten und Erkenntnisse, also Lerninhalte sowie vermittelnde Lehr- und Lehrermethoden.

Nicht ohne Grund sind die beiden Abschnitte mit ` Definitionsversuche ´ betitelt worden, denn in der wissenschaftlichen Literatur ist eine Vielzahl von Definitionen zu finden. Der jeweilige Autor war oft selbst der Meinung, dass eine allgemeingültige Definition, auch aufgrund verschiedenster wissenschaftstheoretischer Betrachtungsweisen, nicht aufgestellt werden kann. Vielmehr soll somit die Problematik der Komplexität dieses Begriffs noch einmal unterstrichen werden.

2.3 Methodenkompetenz

Im engen Zusammenhang mit den Funktionen der Methode als Unterrichtsgegenstand und Instrument zum Aneignen von Wissen steht das Konstrukt der »Methodenkompetenz«. Sie beschreibt am treffendsten die Doppelfunktion der Methoden. Denn Methoden der Erkenntnisgewinnung und Unterrichtsmethoden sind nicht identisch. Methodenkompetenz bzw. Methodenkenntnis umfasst „[...] das Erörtern und Begründen möglicher Schritte zur Lösung einer Aufgabe, das Überprüfen von Methoden auf ihre Leistung(sfähigkeit), der Umgang mit Texten, Karten, Statistiken, Schaubildern usw., die Formen des Analysierens, Strukturierens, Ordnens, Abstrahierens, Konkretisierens, Generalisierens, das Beurteilen von (Augenzeugen-) Berichten, wissenschaftlichen Darstellungen, Dokumenten, Kommentaren, Texten, Informationen, das Übertragen in andere Darstellungsweisen usw.“8

Methodenkompetenz gilt als eine Voraussetzung zur kommunikativen Fähigkeit und ist abhängig von der Leistungsfähigkeit des Lernenden, allerdings auch von der des Lehrenden. Mit dem Aneignen einer Methodenkompetenz und der daraus resultierenden Ausprägung eines Methodenbewusstseins kann der Lehrende und Lernende somit auch über die Fähigkeit zur politischen Partizipation verfügen. Denn der umfassende Überblick, durch den Umgang mit Wissen durch geeigneten Methodeneinsatz, hat Motivationscharakter und lässt somit selbständiges Weiterarbeiten zu und ermöglicht das Lösen von Problemen.

Mit der nachstehenden Abbildung von Klippert, ist der Versuch unternommen worden, eine Vielzahl von Methoden zuzuteilen, zu kategorisieren. Klippert unterscheidet die Makro- von den Mikromethoden und umschreibt die Methodenkompetenz als 1)Vertraut sein mit zentralen Makromethoden; 2)Beherrschung elementarer Lern- und Arbeitstechniken und 3)Beherrschung elementarer Gesprächs- und Kooperationstechniken.9 Diese Methodensammlung kann für alle Unterrichtsfächer gelten, allerdings lehnt er sich stark an den Unterricht der politischen Bildung an.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Methodenübersicht.

Diese Übersicht enthält nicht alle möglichen methodischen Vorgehensweisen. Durch den Einzug der neueren technischen Medien in die Schule ist das Repertoire der Methoden und Techniken (Lern- und Arbeitstechniken) umfangreicher und spezialisierter als noch vor wenigen Jahren. Dazu zählt u.a. der Einsatz des Computers, als Grundlage für neue Formen der Präsentation und Nutzung des Internet. Zudem ist von einer Abgrenzung der Methoden voneinander abzuraten. Nein, eine Verbindung wird sogar empfohlen. Durch die Methodenkombination wird der Lernende umfangreich ausgebildet bzw. erlebt den zu untersuchenden Lerngegenstand umfassend bzw. aus verschiedenen Betrachtungsweisen.

Trotz der schon beschriebenen Problematik der Komplexität des Begriffes Unterrichtsmethoden erarbeitet Meyer in seinem Theorieband „UnterrichtsMethoden“

zusammen mit dem `Leser´ eine Reihe von Arbeitsdefinitionen.

1) „ Unterrichtsmethoden sind die Formen und Verfahren, in und mit denen sich Lehrer und Schüler die sie umgebende natürliche und gesellschaftliche Wirklichkeit unter institutionellen Rahmenbedingungen aneignen. “ 10 Diese Definition versucht die Problematik der externen und internen Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Solche Faktoren sind geprägt durch die Fähigkeiten des Lehrenden, des Lernenden und die institutionellen Rahmenbedingungen. Unterrichtsmethoden existieren an sich durch das methodische Handeln. Erst dadurch erhalten sie einen gegenständlichen Charakter. In der folgenden Definition fasst dies Meyer zusammen. 2) „ Das methodische Handeln von Lehrern und Schülern besteht aus der zielgerichteten Arbeit, sozialen Interaktion und sinnstiftenden Verst Ändigung. “ 11 Schließlich ergänzt Meyer seine Definitions- aufzählung durch die Unterrichtsmethodische Handlungskompetenz. Sie ist die Grundlage für das erfolgreiche methodische Handeln und schließt die Definitions- sammlung ab. 3) „ Unterrichtsmethodische Handlungskompetenz von Lehrern und Schülern besteht in der F Ähigkeit, in immer wieder neuen, nie genau vorhersehbaren Unterrichtssituationen zielorientiert, selbst Ändig und unter Beachtung der institutionellen Rahmenbedingungen zu arbeiten, zu interagieren und sich zu verst Ändigen. “ 12

In der politischen Bildung soll eine Methode auf folgende Fragen Antworten geben können: „

- Wie gewinne ich Informationen und Kenntnisse?
- Wie verarbeite ich sie zu Urteilen?
- Wie erwerbe ich eine begründete Position?
- Wie kooperiere und diskutiere ich mit anderen?
- Welche (handlungs-)Möglichkeiten stehen mir zur Verfügung?“13

[...]


1 Vgl.: Bundeszentrale für politische Bildung: Politikdidaktik kurzgefaßt - Planungsfragen für den Politikunterricht. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung; Band 326. Bonn, Neudruck 1995. Seite 140f.

2 Vgl.: Mickel, W.W. (Hrsg.): Handbuch zur politischen Bildung. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung; Band 358. Bonn, 1999. Seite 333.

3 Aus: „Methode“, Microsoft® Encarta® 99 Enzyklopädie. © 1993 - 1998 Microsoft Corporation.

4 Aus: Mickel, W.W., Seite 332.

5 Vgl.: Ebenda.

6 Aus: Ebenda., Seite 333.

7 Das Konstrukt „politische Bildung“ als Unterrichtsfach wird in den deutschen Bundesländern durch eine Vielzahl von Unterrichtsfächern abgedeckt. Die Bezeichnung Sozialkunde für ein Unterrichtsfach schließt nicht das Vorhandensein von politischer Bildung aus. Ebenso wenig z.B. soziologische Themen im Fach „Politik“.

8 Aus: Mickel, W.W., Seite 333.

9 Vgl.: Ebenda., Seite 341.

10 Aus: Meyer, H.: UnterrichtsMethoden - I: Theorieband. 6.Aufl. Frankfurt/M.: Cornelsen, 1994. Seite 45.

11 Ebenda., Seite 47.

12 Ebenda.

13 Aus: Mickel, W.W., Seite 336.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Methodische Großformen im Fach Sozialkunde
Hochschule
Universität Rostock  (Institut für Soziologie und Demografie)
Veranstaltung
Fachdidaktik Sozialwissenschaften
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
22
Katalognummer
V26765
ISBN (eBook)
9783638290074
ISBN (Buch)
9783656822189
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Methodische, Großformen, Fach, Sozialkunde, Fachdidaktik, Sozialwissenschaften, Methodik, Didaktik, Unterricht
Arbeit zitieren
Matthias Endlich (Autor:in), 2004, Methodische Großformen im Fach Sozialkunde, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26765

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