Unipolare Depression im Alter. Was sollten Altenpflegekräfte über die Erkrankung wissen?


Referat (Ausarbeitung), 2013

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Krankheitsbild
2.1 Diagnosekriterien
2.2 Das depressive Syndrom

3 Ursachen depressiver Störungen

4 Epidemiologie und Verlauf depressiver Störungen
4.1 Epidemiologie
4.2 Verlauf

5 Die Therapie depressiver Erkrankungen

6 Bedeutung der Inhalte für die Pflegepraxis

7 Zusammenfassung und Ausblick

8 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Modellvorstellung zur Ätiopathogenese depressiver Störungen

Tabelle 1: Therapie depressiver Erkrankungen

Anmerkung:

In der nachfolgenden Ausarbeitung wird bei Personenbezeichnungen zur besseren Lesbarkeit nur die männliche Person genannt, weibliche Personen sind jedoch eingeschlossen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird fast ausschließlich von „Patienten“ gesprochen. Bewohner in Einrichtungen der Altenpflege sowie Klienten in der ambulanten Pflege sind selbstverständlich mit angesprochen.

1 Einleitung

Nach Schätzungen der WHO leiden weltweit mehr als 350 Millionen Menschen aller Altersgruppen an Depressionen[1]. Im Zusammenhang mit der demographischen Entwicklung - 2030 wird eine Steigerung des Anteils der mindestens 65 jährigen auf 29% der Bevölkerung zu erwarten sein[2] - gewinnen depressive Störungen im Alter[3] (als mitalternde oder erstmals auftretende Erkrankungen) zunehmend an Bedeutung für Pflegekräfte in Einrichtungen der Altenpflege. Da sich der Umgang mit depressiv erkrankten Menschen, aufgrund unreflektiert übernommener Alltagsvorstellungen und mangelnder Kenntnis über Ursache, Symptomatik, Verlauf und Therapie depressiver Störungen häufig schwierig gestaltet, erscheint ein Grundverständnis der Depression als Krankheit unverzichtbar[4]. Auch vor dem Hintergrund, dass 40% der Depressionen im Alter nicht korrekt diagnostiziert und behandelt werden, erscheint das Wissen um das Krankheitsbild für Altenpflegekräfte von besonderer Bedeutung[5]. Ziel dieser Ausarbeitung ist es, die für die Altenpflege wesentlichen Grundzüge depressiver Erkrankungen darzustellen sowie die Bedeutung dieses Wissens in der Pflegepraxis zu erläutern. Zunächst erfolgt auf der Grundlage ausgewählter Fachliteratur eine zusammenfassende Darstellung des aktuellen Wissenstands zum Thema. Darauf aufbauend wird die Bedeutung der dargestellten Inhalte in der pflegerischen Praxis erläutert.

2 Krankheitsbild

Als depressive Störungen werden Störungen bezeichnet die mit einer extremen Beeinträchtigung von Stimmung und Gefühlserleben einhergehen. Charakterisiert sind diese Störungen durch den Verlust von Interessen und Freude, Niedergeschlagenheit sowie geminderten Antrieb. Aber nicht jede niedergedrückte Stimmung und Traurigkeit ist gleich eine Depression.

2.1 Diagnosekriterien

Nach den Diagnosekriterien der ICD- 10[6] kann von einer depressiven Episode bei Vorlage einer gewissen Anzahl gleichzeitig vorhandener Haupt- und Zusatzsymptome gesprochen werden[7]. Die Symptome müssen über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen andauern und dürfen nicht durch andere Umstände oder Erkrankungen verursacht worden sein. Die Beschwerden können sich zudem hinsichtlich Ausprägung, Dauer und Schwere unterscheiden. Die Einteilung der Schweregrade (leicht, mittel, schwer) beruht auf der Beurteilung von Anzahl, Art und Schwere der geschilderten Symptome[8]. Die Symptome depressiv erkrankter älterer Menschen unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von denen jüngerer Menschen. Jedoch klagen ältere Betroffene häufiger über körperliche Beschwerden wie z.B. Herzbeschwerden, Beschwerden im Magen- und Darmbereich, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen, innere Unruhe und Gereiztheit. Die depressive Herabgestimmtheit steht nach Aussagen verschiedener Autoren meist nicht im Vordergrund der geäußerten Beschwerden[9]. Der subsyndromale Verlauf depressiver Störungen im Alter erschwert nicht selten eine korrekte Diagnose. Neben möglicher differenzial diagnostischer Schwierigkeiten hinsichtlich der Abgrenzung depressiver Erkrankungen von Trauerreaktionen, dementiellen oder körperlichen Erkrankungen, die ebenfalls mit einer depressiver Symptomatik einhergehen können, führt auch die verbreitete Annahme, dass es sich bei den geschilderten Symptomen um normale Erscheinungen des Alters handeln könnte, häufig dazu, dass Depressionen im höheren Lebensalter zu spät oder nicht erkannt werden[10]. Im nachfolgenden Kapitel werden die für eine depressive Episode typischen Symptome näher dargestellt.

2.2 Das depressive Syndrom

Die unter der Begrifflichkeit des depressiven Syndroms zusammengefassten charakteristischen Symptome[11] einer Depression können wie folgt beschrieben werden[12].

Störungen der Affektivität: Störungen der Affektivität sind häufig durch Gefühle der inneren Leere und Gefühllosigkeit gekennzeichnet. Darüber hinaus können schwere Schuldgefühle die Betroffenen quälen. Hoffnungslosigkeit, Angst, Verzweiflung und Resignation können Fühlen, Denken und Erleben so stark dominieren, dass die Betroffenen am liebsten nicht mehr leben möchten[13]. Störungen des Antriebs: Hier lassen sich zwei Störungsformen unterscheiden: Antriebshemmung , charakterisiert durch kraftlose, langsame Bewegungen, verminderte Gestik und Mimik, Schwunglosigkeit, Gleichgültigkeit, Entschluss- und Entscheidungsunfähigkeit, Teilnahmslosigkeit, bis hin zum depressiven Stupor als schwerste Form der Antriebslosigkeit. Antriebssteigerung, gekennzeichnet durch starke innere und äußere Unruhe, Rastlosigkeit, stereotypes Jammern und Klagen sowie Anklammerungsversuche an Bezugspersonen.

Störungen des Denkens: Störungen des Denkens können sich als Denkverlangsamung[14] oder in Form einer Einengung des Denkens[15] zeigen. Aber auch nachlassende Aufnahmefähigkeit für neue Inhalte, fehlende Entwicklung neuer Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten können den Betroffenen bei der Bewältigung seines Lebensalltags stark beeinträchtigen. Häufig beklagt werden zudem Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen. Schwere Depressionen können darüber hinaus mit inhaltlichen Denkstörungen[16] einhergehen, die zu einer unrealistischen und quälenden Einschätzung der Lebenswirklichkeit führen.

Vegetative Störungen: Nicht erklärbare Druckgefühle in Kopf-, Brust- oder Bauchraum, Appetitverlust, Magenbeschwerden, Verdauungsbeschwerden, Obstipation sowie diffuse Schmerzen am ganzen Körper können beklagt werden. Neben Schlafstörungen, andauernder Müdigkeit und Abgeschlagenheit können sich auch Störungen von Libido- u. Potenz zeigen.

3 Ursachen depressiver Störungen

Bezüglich der Ätiopathogenese depressiver Erkrankungen wird von einem multifaktoriellen Bedingungsgefüge ausgegangen, indem sowohl biologische, psychologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt werden (siehe Abbildung 1, S. 5). Genannte Faktoren führen zu einer erhöhten Verletzlichkeit (Vulnerabilität) für unipolar verlaufende Depressionen. Es ist anzunehmen, dass vor dem Hintergrund dieser erhöhten Verletzbarkeit belastende Lebensereignisse eine depressive Episode anstoßen können[17].

[...]


[1] Vgl. http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs369/en/ (Stand: 09.08.2013).

[2] Vgl. Haustein, Thomas/ Mischke, Johanna, Statistisches Bundesamt (Hrsg.): im Blickpunkt/ Ältere Menschen/ in Deutschland und der EU, 2011, S.11.

[3] Es gibt keine eindeutig festgelegte Definition zu Alter oder das Alter. Gewöhnlich findet sich die Unterteilung in junge Alte (Zeitraum zwischen dem 65. und 79. Lebensjahr) und alte Alte/Hochbetagte (umschreibt die Altersspanne jenseits des 80. Lebensjahres), (Vgl. Perrar, Klaus Maria et al.: Gerontopsychiatrie für Pflegeberufe, Thieme Verlag, Stuttgart, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage, 2011, S. 4).

[4] Zu den im Umgang mit Betroffenen zu beobachtenden Fehler gehören z.B. Ablehnung, Ungeduld („Sie sollten sich mehr anstrengen..“), Beschwichtigungen („ …das ist doch alles halb so schlimm ..“), Anschuldigungen („Sie geben sich keine Mühe ….“), Versprechungen und vorgespielter Optimismus („ .. Morgen geht es Ihnen bestimmt wieder besser.“) u.a. .

[5] Vgl. Deutsches Ärzteblatt, Internet- Recherche zu psychischen Erkrankungen/ Informationen für Betroffene, Experten und Angehörige, PP/Heft 4, 2006, S.174, unter: http://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=50971 (Stand: 09.08.2013).

[6] Vgl. WHO, Dilling H. et al. (Hrsg.): Internationale Klassifikation psychischer Störungen/ ICD 10, Kapitel V (F)/ Klinisch- diagnostische Leitlinien, Verlag Hans Huber, Bern, Göttingen, Toronto, Seattle, 8. überarbeitete Auflage, 2011, S. 139-144.

[7] Mindestens zwei der aufgeführten Hauptsymptome liegen vor: 1) Verlust von Interesse und Freude 2) gedrückte Stimmung 3) geminderter Antrieb und erhöhte Ermüdbarkeit. Mindestens zwei der aufgeführten Zusatzsymptome liegen vor: 1) Geminderte Konzentration u. Aufmerksamkeit, 2) Verlust von Selbstvertrauen u. Selbstwert 3) Schuldgefühle u. Gefühl der Wertlosigkeit, 5) negative Zukunftsgedanken 6) Appetitlosigkeit 7) Schlafstörungen 8) Suizidgedanken oder -handlungen.

[8] Vgl. WHO, ICD-10, (FN 6), S. 141.

[9] Vgl. Schneider, Frank/ Nessler Thomas: Depressionen im Alter, Die verkannte Volkskrankheit/ Hilfe für Betroffene und Angehörige, Herbig Verlag, München, 2011, S. 34–40; Vgl. Wittchen et. al., Robert Koch Institut (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt: Depressive Erkrankungen/ Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Berlin 2010, Heft 51, S. 23-24.

[10] Vgl. Wittchen et al.,(FN 9), S. 23.

[11] Zu berücksichtigen ist, dass jede depressive Episode durch andere Symptome gekennzeichnet sein kann und das keines der aufgeführten Symptome vorkommen muss oder nur bei depressiven Störungen vorkommt.

[12] Vgl. Zistl, A.: Einführung in die Psychiatrie/ Ein Leitfaden für pflegendes, therapierendes und betreuendes Fachpersonal, Brigitte Kunz Verlag, Hannover, 2004, S. 78–81.

[13] Schätzungsweise versterben 15% der Pat. mit schweren Depressionen an Suizid. (Vgl. GEDA Faktenblätter: chronische Depression, 2010, S. 93, Unter: http://www.gbebund.de/gbe10/abrechnung.prc_abr_test_logon?p_uid=&p_aid=&p_knoten=FID&p_sprache=D&p_suchstring=15258; (Stand: 09.08.2013).

[14] Das Denken fällt schwer, verläuft schleppend und träge.

[15] Das Denken ist auf wenige Themen und Inhalte reduziert. Häufig stehen Körper bezogene Themen im Mittelpunkt z.B. schlechter Schlaf, Obstipation sowie diverse körperliche Missempfindungen.

[16] Z.B. wahnhafte Schuld- und Versündigungsideen, hypochondrischer Wahn, Verarmungswahn, Zwangsgedanken.

[17] Vgl. Hautzinger, Martin: Akute Depression/Fortschritte der Psychotherapie/Band 40, Hogrefe Verlag, Göttingen/Bern/Wien/Paris, 2010, S. 24.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Unipolare Depression im Alter. Was sollten Altenpflegekräfte über die Erkrankung wissen?
Hochschule
DIPLOMA Fachhochschule Nordhessen; Abt.Kaiserslautern  (Studienzentrum: Prof. König und Leiser Schulen, Kaiserslautern)
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
15
Katalognummer
V267210
ISBN (eBook)
9783656576556
ISBN (Buch)
9783656576549
Dateigröße
939 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
unipolare, depression, alter, altenpflegekräfte, erkrankung
Arbeit zitieren
Ute Götz (Autor:in), 2013, Unipolare Depression im Alter. Was sollten Altenpflegekräfte über die Erkrankung wissen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267210

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