Ein Licht in der Dunkelheit. Der Erfurter "Wolfram-Leuchter" als Sinnbild mittelalterlichen Glaubens


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

35 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Das mittelalterliche Erfurt

2. Der „Wolfram-Leuchter“ im Mariendom
2.1. Der formale Aufbau
2.1.1. Die Leuchterfigur
2.1.2. Das Fußgestell
2.2. Verwandte Werke
2.2.1. Das Umfeld der Leuchterfigur
2.2.2. Das mittelalterliche Umfeld des Sockels
2.3. Der Figuren- Sockel- Verbund
2.3.1. Die heutige, verbundene Erscheinung
2.3.2. Der ursprüngliche Leuchter
2.3.2.1. Die Wirkung des Kandelaberoberteils
2.3.2.1.1. Das Licht
2.3.2.1.2. Die Materialwirkung
2.3.2.1.3. Der Träger des Lichtes
2.3.2.1.3.1. Die Mimik
2.3.2.1.3.2. Kleidung und Vorbildwirkung
2.3.2.1.3.3. Die Identität der Bronzegestalt
2.3.2.2. Der Leuchtersockel
2.3.2.2.1. Der Zinnenkranz
2.3.2.2.2. Drachen und Drachenreiter
2.3.2.3. Das Zusammenwirken der Bestandteile

3. Das Licht in der Dunkelheit

1. Das mittelalterliche Erfurt

Erfurt, die Hauptstadt Thüringens, war bereits im Mittelalter ein Ort reger Wirtschaft. Hier entstanden viele historisch bedeutsame Gebäude, welche noch heute das Gesicht der Stadt zeichnen. Eines der wichtigsten ist dabei ohne Zweifel der Mariendom, der mit seiner reichen Ausstattung nicht nur einen großen architektonischen und kunsthistorischen Wert besitzt. Vielmehr ist auch sein Kirchengerät Zeuge eines regen christlichen Lebens zu jener Zeit. Eine Sonderstellung unter den sakralen Gegenständen nimmt dabei eine der frühesten vollplastischen Großbronzen ein - der geheimnisumwitterte „Wolfram“- Leuchter, der nun im Anschluss nähere Betrachtung erfahren wird.

2. Der „Wolfram- Leuchter“ im Mariendom

Bei dem so genannten „Wolfram-Leuchter“1 handelt es sich um eine insgesamt 1,80 Meter hohe und 276,5 Kilogramm schwere, monochrome Bronzeplastik2, deren vermuteter Entstehungszeitraum etwa zwischen 1150 und 1180 a.D. liegt3. Die erste, schriftlich bezeugte Erwähnung eines Erfurter Kandelabers namens „Wolveram“ erfolgte jedoch erst im Jahre 14254. Seit 1931 oder 1932 befindet sich der Leuchter an seinem heutigen Standort im südöstlichen Teil des Langhauses des Mariendomes zu Erfurt.5

2.1. Der formale Aufbau.

Insgesamt steht bei dem Kandelaber eine menschlich geformte Leuchterfigur auf einem vierbeinigen Sockel- Gestell. Dabei bietet es sich nun an, beide Leuchterbestandteile im Folgenden näher zu betrachten.

2.1.1. Die Leuchterfigur.

Die Leuchterfigur war mit einer Höhe von 1,51 Metern für mittelalterliche Maßstäbe beinahe lebensgroß und nimmt bereits durch ihre körperliche Präsenz bis heute die erste Aufmerksamkeit des Betrachters gefangen. Die Figur ist insgesamt frontal und sehr symmetrisch ausgerichtet und zeigt eine blockhaft wirkende Standhaltung. Besonders charakteristisch für die Erfurter Vollplastik ist aber vor allem der vorgerückte Kopf, dessen Gesicht nach Sabine Poeschel leicht aus der Frontalität gerückt ist und damit die Symmetrie des figuralen Gesamtaufbaus durchbricht6. Das Gesicht wird vor allem durch große, starr geradeaus blickende Augen beherrscht, deren Iris und Pupillen in die Bronze eingearbeitet sind. Auf welchen Punkt der Blick der Figur ursprünglich gerichtet war, ist unklar. Die Augenlieder sind deutlich ausgebildet und liegen bandartig um die Augäpfel. Zwischen den kräftigen Augenbrauen finden sich zwei steile Falten, die die Ernsthaftigkeit der Darstellung verraten. Der Mund lässt wiederum ein leicht angedeutetes Lächeln erahnen, dass die Ernsthaftigkeit der Augenpartie etwas mildert. Das Gesicht rahmen zudem halblange, glatte und relativ eng am Kopf anliegende Haare und ein ebenfalls halblanger Vollbart, durch den sich die Figur eindeutig als Chor tatsächlich der ursprünglich vorgesehene Standort für die Kandelabergestalt war, ist nicht bestimmbar. Unabhängig davon sind weder der Entstehungskontext, noch die Aufstellungsumstände oder zeitgenössische Reaktionen darauf bekannt, da sämtliche weiteren Belege oder Quellen aus den ersten Jahrhunderten des Kandelaberbestehens fehlen. männlich auszeichnet. Die Gesamtheit des Haupthaares ist durch weitgehend parallel gelegte kleine Strähnen unterteilt, die meist senkrecht an der Schädeldecke oder parallel zur Ohrmuschel verlaufen. Das Haar endet auf der Stirn in mittellangen, räumlich voneinander abgesetzten Ponysträhnen, die zu zapfenartigen Formen verbunden sind. Sehr gleichartig gestaltet sind die gesträhnten Haare des Bartes, die hier allerdings ohne Zwischenraum miteinander verbundenen sind und sich zu einer einzigen mittigen Spitze längen. Darüber hinaus sind sowohl Pony als auch Bart mit feinen Ritzungen gearbeitet, die die Struktur der Haare nochmals hervorheben. Insgesamt wirkt die Haar- und Barttracht sehr individualistisch und scheint die ansonsten blockhaft wirkende Gestalt zu beleben. Ausgenommen von der Kopfbehaarung ist jedoch der Hinterkopf der Figur, der eine etwa handtellergroße kahle Stelle aufweist. Diese Stelle ist geglättet und poliert. Die oben beschriebenen Haarziselierungen fehlen hier vollständig. Direkt unter jener kahlen Stelle offenbart sich dem Betrachter eine etwa 13 Zentimeter lange und 8 Zentimeter breite, unregelmäßige und raue Fläche. Unter der Fläche wiederum, ist zwischen den Schultern ein 10 mm großes „F“ eingepunzt, dessen Bedeutung bis heute ungeklärt ist7. Unter der Kopfpartie sind die Arme der Figur seitlich erhoben und angewinkelt. Dabei weisen Teile des linken Armes breite Risse auf, durch die das hohle Innere der Figur sichtbar wird8. Die Arme enden in Kopfhöhe in Fingern, die gleichmäßig den Griff unter den einfachen flachen Tellern zweier Kerzenhalter umschließen. Die bereits angesprochene raue Stelle am Schulteransatz verweist in diesem Zusammenhang auf den Ansatz eines heute fehlenden dritten Kerzenhalters, der bis zum Beginn der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts aus dem Nacken der Leuchterfigur ragte und zu diesem Zeitpunkt entfernt wurde9. Daher muss der Kerzenteller genau in Höhe der Hinterkopfpartie gesessen haben, und würde somit die polierte, handtellergroße Stelle erklären, die durch den Kerzenbesatz beinahe vollständig verdeckt gewesen sein musste. Haarziselierungen an dieser Stelle wären daher nicht notwendig gewesen und wurden deshalb wahrscheinlich ausgespart. Insgesamt kennzeichnet die Figur eine, etwas gebeugte Haltung: Die Rückenpartie ist s-förmig gebogen, der Bauch ist leicht vorgewölbt. Die Beine sind gestreckt und stehen dicht nebeneinander auf dem Sockel. Im Ganzen erscheint die körperliche Gestalt damit sehr naturalistisch entworfen. Die Leuchterfigur ist darüber hinaus mit einem langen und langärmeligen, gegürteten Gewand zeitgenössischer Tracht und einem eng anliegenden Wams bekleidet. Das Gewand liegt größtenteils in gratigen Falten dicht am Körper an. Die spiraligen Fältelungen an den Armen haben beinahe parallele Abstände10, geben aber diese aber nicht an die Weste weiter, die eng, aber größtenteils nicht faltig am Oberkörper anliegt. Die Gürtung nun, trennt den eng anliegenden, gering gefältelten oberen Teil der Kleidung vom faltenreichen unteren Teil und endet an der Körpervorderseite in Gürtelenden von 39 Zentmetern Länge11. Auf jenen ist eine Inschrift aus Majuskelbuchstaben zu lesen12, die zwei Personen - Wolfram und Hiltiburc - nennt und ein Fürbittegebet an die Gottesmutter enthält. Dieses lautet: „Ora pro nobis sancta Dei genitrix ut digni efficiamur gratiae Dei“13. Unterhalb der mittigen Gürtung fällt der ‚Rock’ in sehr starren, geometrisch wirkenden V- Falten herab, die sich zum Knie hin verjüngen. Jene V- Falten werden darunter in größeren Abständen wiederholt. Das Gewand endet etwa eine Hand breit über den Knöcheln der Figur. Die darunter leicht erkennbaren, dicht und parallel nebeneinander stehenden Beine enden in, ab den Knöcheln geschnürten Halbschuhen, die kleine gepunzte Rautenmuster aufweisen. Das detailliert ausgearbeitete Schuhwerk ist jedoch hinter der zinnenartigen Umrahmung der Sockel-Standfläche in den Schatten gerückt und nicht (mehr) deutlich erkennbar14. An der linken Seite des Rockes findet sich zudem das einzige Attribut der Leuchterfigur - ein einfaches, beschlagenes Futteral von 19 Zentimetern Länge und 3 Zentimetern Breite. Dessen Beschlagwerk besteht aus sieben verzierten Längskantenblechen, von denen es in der Literatur heißt, dass „ein Blech in schräger Stellung angebracht sei“15. Neben der eigentlichen Leuchterfigur sei im Anschluss auch das Sockelgestell und seine Verbindung mit dem Kandelaber- Corpus näher zu betrachten.

2.1.2. Das Fußgestell.

Das Gestell hat vier seitlich ausladende Beine in Form von stilisierten flügellosen Drachenkörpern. Jene haben gekrümmte Rücken, auf denen insgesamt vier Begleitfigürchen ihren Platz finden, hinter denen sich zierliche, an die Rücken der Drachen sich anschmiegende Ranken entfalten. Mit genauerer Betrachtung der ‚Reitergestalten’ sitzt nun vorne links ein Affe, der in seiner rechten Hand eine kleine Kugel hält. Diese wird in der Literatur meist als Apfel gedeutet, den der Affe im Begriff ist, zu verspeisen. Vorne rechts sitzt eine nackte, menschenähnliche Figur - laut Forschungsmeinung ein ‚Zwerg’- mit geschulterter Keule, der mit der linken Hand sein Geschlecht zu bedecken versucht. Die Plätze auf den beiden hinteren Drachen besetzen katzenartige Tiere, welche dort auf ihren Bäuchen liegen. Insgesamt scheinen die Begleitfiguren und stilisierten Drachen eher zu einer vereinfachenden Ausführung zu tendieren und sind nicht in der gleichen sorgfältigen Ausarbeitung gestaltet, wie die Leuchterfigur. Im Gegensatz zu dieser zeigen sich hier die Details nur relativ grob oder sind gar nicht zu erkennen. Am deutlichsten offenbaren sich hierbei die Unterschiede in den feinen Ziselierungen, die in die Haartracht der Leuchterfigur eingearbeitet sind und ein großes künstlerisches Können und detailreiche Sorgfalt in der Gestaltung des Kunstwerkes verraten. Im Gegensatz dazu sind solche feinen Bearbeitungen an den Ausführungen des Sockelgestelles nicht zu erkennen. Die, zwischen den Vorderpfoten liegenden Köpfe der Drachenfüße selbst, weisen senkrechte Löcher mit einem Durchmesser von etwa einem Zentimeter auf und dienten möglicherweise einmal der Verankerung des Untersatzes im Boden. Die Drachenhinterläufe enden unterhalb der Zinnenplatten als flache Voluten, deren Ausläufer wiederum an den Ecken der rechteckigen Basis in je einem Löwenkopf enden. Die Drachen heben dadurch die rechteckige Standfläche der Figur in die Höhe. Diese Standfläche misst etwa 30 mal 45 Zentimeter und ist damit sehr klein im Vergleich zu der großen Leuchterfigur. Das Gewand überragt an der Rückseite der Gestalt die Standfläche. Die eigentliche Verbindung der Leuchterfigur mit dem Untergrund erfolgt dabei durch ursprünglich zwei, aus den Füßen herausragende Zapfen, von denen heute jedoch der des rechten Fußes abgebrochen ist. Der verbleibende hat einen länglichen Schlitz, durch den wohl ein Keil zur Befestigung mit der Fußplatte getrieben wurde. Diese Standfläche ist darüber hinaus von einem, zuvor bereits angedeuteten Zinnenkranz umgeben, welcher aus vier rechteckigen Einzelplatten zusammengefügt ist. Innerhalb dieser Rahmung finden sich auf der Vorderseite vier regelmäßig ausgeführte Zinnenelemente. Auf der linken Seite sind drei unregelmäßig geformte Zinnen erkennbar, rechts zwei sehr breite. An der rückwärtigen Platte sind fünf Zinnen ablesbar, weswegen der Betrachter auf insgesamt vierzehn Zinnen kommt. In der Mitte der hinteren Zinnenplatte findet sich zudem eine 40 Millimeter breite, senkrecht aufgesetzte Schiene, die offenbar nachträglich im Verbundguss aufgebracht wurde. Die Funktion dieser Schiene ist größtenteils ungeklärt. Von den vier Ecken der Sockelplatte gehen außerdem vier, in einem Ring mündenden Flacheisen für die Verstrebung des Fußes mit der Figur aus. Die beiden, durch seitliche Falten führende Rundeisen mit dicken, flachen Köpfen und ihre Verschraubungen sind aber jüngere Ergänzungen- wahrscheinlich aus dem 18. oder 19. Jahrhundert.16

2.2. Verwandte Werke.

Im Allgemeinen ist die Erfurter Leuchterfigur in ihrer Ausführung und Größe ein Einzelstück, für das nur bedingt stilistische Vergleiche möglich sind.

2.2.1. Das Umfeld der Leuchterfigur.

So ist beispielsweise eine gewisse Nähe zur Grabplatte des Magdeburger Erzbischofs Friedrich von Wettin gegeben, der 1152 n. Chr. verstarb. Hier wie dort zeigt sich eine (lebens-) große, menschliche Gestalt in zeitgenössischer plastischer Durchformung und auch eine kleine Figur, nicht unähnlich den ‚Reiterfigürchen’ des Erfurter „Wolframs“, findet sich am äußeren Ende der Grabplatte- der so genannte „Dornauszieher“. Doch damit scheinen sich die Ähnlichkeiten zwischen dem Erfurter Leuchter und dem Magdeburger Erzbischof zu erschöpfen: Die Grabplatte liefert den Grund für die menschliche Gestalt Friedrichs und ist dadurch auf eine flächenverhaftete Reliefwirkung beschränkt, die die Monumentalität der Darstellung, anders als bei der vollplastischen Erfurter Leuchterfigur, beschneidet. Diesem Umstand ist wohl auch zu verdanken, dass die Leuchter- Statue insgesamt weniger streng als die Figur des Friedrich von Wettin wirkt und die Gewandfalten bei der Grabplatte plastisch nicht so stark ausgeprägt sind17. Zudem ist der Erzbischof mit seiner Amtstracht und seinen Insignien dargestellt, die keine Ähnlichkeit mit der einfachen zeitgenössischen Kleidung und dem Attribut der Leuchterfigur aufweisen. Zu anderen Werken, wie der Grabfigur König Rudolfs von Schwaben aus Merseburg, welcher im Jahre 1080 n. Chr. verblich, hat der Wolfram vor allem die leicht abfallenden, schmalen Schultern und die gestreckte Figur gemeinsam, was jedoch eher allgemeingültige Eigenarten der figuralen Darstellungen jener Zeit gewesen sein mögen.18 Eine ferne Verwandtschaft scheint auch in den gestalterischen Aspekten der Figuren der Bronzetüren Bischofs von Plock in Nowgorod vorzuliegen, die auf den Zeitraum zwischen 1160 und 1180 n. Chr. datiert werden. So findet sich hier eine ähnliche Barttracht19 und spezifische Gewandung auch an der Christusfigur der Himmelfahrtsszene20.

[...]


1 Zur Benennung des „Wolframs“ gab mit großer Wahrscheinlichkeit die Bittinschrift auf den Gürtelenden Anlass, in der -neben einer Frau namens Hiltiburc- auch ein Mann mit Namen Wolfram Nennung findet. Vgl. Panofsky, E.: Die deutsche Plastik des 11. bis 13. Jahrhunderts, München 1924, S. 95.

2 Bei dem Erfurter Wolfram- Leuchter handelt es sich um eine, in mehreren Teilen gegossene und anschließend zusammengefügte bronzene Hohlplastik mit Eisengerüst im Inneren, das sich bis in die Fußdorne fortsetzt und auch in dem Leuchtersockel zu finden ist. Schmidt, N.: Der Wolfram- Leuchter. Untersuchung eines 800 Jahre alten Kunstwerkes, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, 63, 2002, S. 85. In der direkten zeitlichen Umgebung gesehen, sind der, 1166 aufgestellte „Braunschweiger Burglöwe“ und der Leuchter die einzigen hohl gegossenen, figürlichen Großbronzen des Mittelalters, die erhalten geblieben sind. Vgl. Drescher, H.: Zur Herstellungstechnik des Erfurter Wolfram- Leuchters, in: Ullmann, E. (Hrsg.): Halberstadt. Studien zu Dom und Liebfrauenkirche, Leipzig 1997, S. 187.

3 Poeschel, S.: Der Wolfram-Leuchter von Erfurt. Überlegungen zu Funktion und Identifikation, in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte, Bd. 54, 2000, S. 15.

4 Poeschel (2000), S. 16. In den älteren Statuten der juristischen Fakultät der Universität Erfurt wird ein Leuchter erwähnt, der mitten im Chor der Stiftskirche Beatae Mariae Virginis zu Erfurt stand, der „Wolveram“ genannt wurde und für den traditionsgemäß Kerzen gestiftet wurden. So besagt eine Urkunde vom 10.05.1425, dass für den Leuchter drei Kerzen gestiftet wurden. So heißt es dort: „ super candelarium in medio chori, qui dicitur Wolveram, 3 candele […]“ Vgl. Drescher(1997), S. 187. Ob der oben genannte

5 Vgl. Schmidt (2002), S. 71.

6 Poeschel (2000), S. 15.

7 Möglicherweise handelt es sich bei dem eingepunzten F um die Signatur des ausführenden, aber leider vollkommen unbekannten Künstlers. Vgl. Schmidt (2002), S. 69.

8 Poeschel (2000), S. 19.

9 Zu dieser Zeit wurden lediglich die beiden Kerzenhalter der Hände für Originale, der dritte im Nacken aber für einen späteren Zusatz gehalten. Deshalb wurde der Nackendorn entfernt. Vgl. Schmidt (2002), S. 70

10 Nach O. Buchner „sind die plastischen Ärmelfalten derart geformt, um die wulstartigen Löt- und Schweißnähte zu verdecken“. Darüber hinaus konnte Buchner auch „am Unterrand der Jacke und am Halsausschnitt“ und auf der Innenseite des Sockels große Löt - und Schweißnähte erkennen. Vgl. Buchner, O.: Werke des mittelalterlichen Bronzegusses im Erfurter Dom, in: Zeitschrift für christliche Kunst, 16, 1903, S. 150.

11 ‚Cingula’ dieser oder ähnlicher Ausführung finden sich in zeitgenössischen Darstellungen häufig und weit verbreitet. Vgl. Wolf (2002), S. 71.

12 Poeschel (2000), S. 15. An der Inschrift lassen sich kleine Bearbeitungsspuren erkennen, die möglicherweise darauf hinweisen könnten, dass die Schriftzüge erst nach der Entstehung der Figur in die Bronze geritzt wurden. Wieviel später dieser Schriftzusatz jedoch erfolgt sein mag, bleibt unklar.

13 Übersetzt wird hier gebeten: „Bitte für uns, heilige Gottesmutter, dass wir der Gnade Gottes würdig werden“. Ähnliche Bitten finden sich an vielen mittelalterlichen Kunstwerken. Vgl. Poeschel (2000), S. 19, Schmidt (2002) S. 67.

14 Das Schuhwerk entspricht dem, in der zeitgenössischen Gesellschaft bereits seit langem üblichen gewesenen.

15 Schmidt (2002)S.73-74. In der Literatur wird vermutet, dass es dadurch wahrscheinlich die „richtige Position einer möglichen Messerspitze“ gewährleisten sollte. Dieser Mutmaßung folgend, würde das Futteral also als eine einfache Messerscheide entworfen sein, wie sie im vermuteten Entstehungszeitraum der Bronzeplastik lange in Gebrauch war. Schon auf einem Blatt des so genannten Olmützer Horologiums, aus der Zeit um 1140 n.Chr., tragen drei Personen ähnliche Behältnisse, und noch in der Manessischen Liederhandschrift, aus der Zeit um 1310 bis 1330 n.Chr. findet sich eine Abbildung eines solchen Futterals. Diese Verwendung des Futterals ist jedoch lediglich eine umstrittene Deutungsmöglichkeit. Gleichzeitig erscheint es durchaus möglich, dass in dem angedeuteten Behältnis Schreibutensilien untergebracht worden sein könnten, wie sie im mittelalterlich- liturgischen Geschehen für Aufzeichnungen genutzt wurden. Vgl. Schmidt (2002)S. 74-75.

16 Vgl. Schmidt (2002)S. 68-71, 77-78, Vgl. Drescher(1997)S. 188.

17 Vgl. Poeschel (2000), S. 21. Dies kann jedoch auch an der, um 1150 üblichen Gewandbehandlung liegen, die Falten in parallelen Ritzungen darzustellen. Diese Ausführung zeigt auch noch leicht der Unterkörper der Leuchtergestalt. Der Oberkörper erscheint fortgeschrittener und, um eine Stoff- Differenzierung zu erreichen, von stärkerer Plastizität durchdrungen. Der Wolfram mag also den Übergang von einer, die Linien lediglich einritzenden Gewandbehandlung, in eine neue Richtung, die mit stärkeren plastischen Wirkungen und Bewegungen arbeitet, darzustellen. vgl. Schnütgen, A.(Hrsg.): Zeitschrift für christliche Kunst, 16, Düsseldorf 1903, S. 155- 156.

18 Vgl. Schnütgen (1903) S.154.

19 Ein sehr frühes Beispiel für eine ähnliche Modellierung des Erfurter Bartes findet sich zudem in der Gestaltung des Kopfes eines halblebensgroßen bronzenen Kruzifixus aus dem westfälischen Minden aus der Zeit um 1070 n.Chr. Die Bartsträhnen sind hier ebenso zu Zapfen gebündelt und enden in je einer kleinen Locke. Und auch die Haupthaare im Bereich der Ohren, parallel zur Ohrmuschel liegend, sind in ähnlicher Weise ausgeführt. Schmidt(2002) S. 72-73.

20 Poeschel (2000), S. 21. An die Gießhütte von Magdeburg mag eventuell bei der Frage nach der Herkunft des „Wolframleuchters“ zu denken sein. Magdeburg war die bedeutendste Bronzegußhütte im 12. Jahrhundert, hier wurden 1152- 1154 n. Chr. für den Bischof von Plock die Bronzetüren gegossen, die später an die Sophienkathedrale zu Nowgorod gelangten. Die gestalterische Verwandtschaft beider Werke könnte vielleicht

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Details

Titel
Ein Licht in der Dunkelheit. Der Erfurter "Wolfram-Leuchter" als Sinnbild mittelalterlichen Glaubens
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Kunsthistorisches Seminar und Kustodie)
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
35
Katalognummer
V266625
ISBN (eBook)
9783656568971
ISBN (Buch)
9783656569008
Dateigröße
619 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
licht, dunkelheit, erfurter, wolfram-leuchter, sinnbild, glaubens
Arbeit zitieren
M.A. Luise Schendel (Autor:in), 2008, Ein Licht in der Dunkelheit. Der Erfurter "Wolfram-Leuchter" als Sinnbild mittelalterlichen Glaubens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266625

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