Tischtennis als Bereicherung des Schulsports

Planung, Durchführung und Evaluation des Vorhand-Konter- und Vorhand-Topspinschlags


Examensarbeit, 2009

147 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

1 Analyse des Tischtennisspiels
1.1 Historischer Rückblick des Tischtennis
1.2 Verschiedene Bereiche des Tischtennis
1.2.1 Freizeitsport
1.2.2 Vereinssport
1.2.3 Leistungssport
1.2.4 Schulsport
1.3 Ausrüstung
1.3.1 Schlägerholz
1.3.2 Belag
1.3.3 Tisch und Ball
1.4 Das Spiel
1.4.1 Spielidee
1.4.2 Spielregeln
1.5 Physische Merkmale des Tischtennisspiels
1.5.1 Koordinative Fähigkeiten
1.5.2 Kraft
1.5.3 Ausdauer
1.5.4 Schnelligkeit und Beweglichkeit
1.6 Psychische Merkmale des Tischtennisspiels
1.7 Technik
1.7.1 Schlägerhaltung
1.7.2 Grundstellung
1.7.3 Der Konterschlag
1.7.4 Der Topspinschlag
1.7.5 Der Block
1.7.6 Der Schupf
1.7.7 Der Flip

2 Tischtennis als Schulsport - Eine didaktische Begründung
2.1 Aufgaben und Lernziele des Schulsports
2.2 Sport im neuen Bildungsplan von 2004
2.3 Tischtennis wird an Schulen selten gespielt – Kritische
Betrachtung des Schulsports
2.4 Untersuchung der Sportart Tischtennis im Hinblick auf die
Aufgaben und Ziele des Schulsports
2.4.1 Bewegungserziehung
2.4.2 Körpererfahrung
2.4.3 Gesundheitserziehung
2.4.4 Freizeiterziehung
2.4.5 Leistungserziehung
2.4.6 Sozialerziehung
2.4.7 Abschließende Bemerkungen

3 Methodik des Tischtennisspiels
3.1 Der Methodenbegriff
3.2 Das Problem der Tischtennismethodik
3.3 Tendenz zu spielgemäßen Übungsformen und eine kritische
Betrachtung
3.4 Theoretische Darstellung des spielgemäßen Konzepts
3.4.1 Verfahren in der Spielmethodik
3.4.2 Spielmethodische Formen
3.4.2.1 Spielmethodische Spielformen
3.4.2.2 Spielmethodische Übungsformen
3.4.2.3 Spielmethodische Lernkontrollformen („Tests“)
3.4.2.4 Spielmethodische Trainingsformen
3.4.3 Spielmethodische Reihen
3.4.3.1 Spielreihen
3.4.3.2 Übungsreihen
3.4.4 Spielmethodische Konzeptionen
3.4.4.1 Elementhaft-synthetische Methodenkonzeption
3.4.4.2 Ganzheitlich-analytische Methodenkonzeption
3.4.5 Spielmethodische Konzepte
3.4.5.1 Konfrontationsmethode
3.4.5.2 Zergliederungsmethode
3.4.5.3 Spielgemäßes Konzept
3.5 Begründung des spielgemäßen Konzepts für die
Tischtenniseinheit
3.6 Tischtennisspezifische methodische Überlegungen zur
Technikvermittlung
3.6.1 Vom diagonalen zum parallelen Spiel
3.6.2 Vom langsamen zum schnellen Spiel
3.6.3 Vom weiträumigen zum kurzen Spiel
3.6.4 Vom indirekten zum direkten Spiel
3.6.5 Vom einfachen regelmäßigen zum kombiniert
unregelmäßigen Spiel
3.6.6 Spiel mit zunehmender Rotationsveränderung
3.6.7 Spiel mit zunehmender konditioneller Belastung
3.7 Methodische Modelle und ihre Relevanz für die
Tischtenniseinheit
3.7.1 Das Konter-Modell (nach Gross)
3.7.2 Das Topspin-Modell (nach Heissig)
3.7.3 Weitere Modelle

4 Planung und Durchführung einer Lehreinheit
4.1 Vorbemerkungen
4.2 Ziele der Tischtenniseinheit
4.3 Gliederung der Unterrichtsbeschreibungen
4.4 Erste Doppelstunde
4.4.1 Verlaufsplanung und Beobachtungsbogen
4.4.2 Thema der Doppelstunde
4.4.3 Lernziele
4.4.4 Stundenverlauf und didaktisch-methodische Überlegungen
4.5 Zweite Doppelstunde
4.5.1 Verlaufsplanung
4.5.2 Thema der Doppelstunde
4.5.3 Lernziele
4.5.4 Stundenverlauf und didaktisch-methodische Überlegungen
4.6 Dritte Doppelstunde
4.6.1 Verlaufsplanung
4.6.2 Thema der Doppelstunde
4.6.3 Lernziele
4.6.4 Stundenverlauf und didaktisch-methodische Überlegungen
4.7 Vierte Doppelstunde
4.7.1 Verlaufsplanung
4.7.2 Thema der Doppelstunde
4.7.3 Lernziele
4.7.4 Stundenverlauf und didaktisch-methodische Überlegungen

5 Evaluation
5.1 Allgemeine Bemerkungen
5.2 Auswertung des Beobachtungsbogens
5.3 Auswertung der einzelnen Doppelstunden und deren Lernziele
5.3.1 Erste Doppelstunde
5.3.2 Zweite Doppelstunde
5.3.3 Dritte Doppelstunde
5.3.4 Vierte Doppelstunde
5.4 Allgemeine Schlussbetrachtung

Nachwort

Literaturverzeichnis

Vorwort

Am Anfang meiner Wissenschaftlichen Hausarbeit möchte ich allen danken, die mir bei der Fertigstellung dieser Arbeit behilflich waren.

Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Paul Hempfer und Herrn Prof. Dr. Diethelm Wahl, die mir dieses Thema bereitstellten und mich freundlich betreuten. Sie standen mir vor Beginn und während der Arbeitsphase mit förmlichen und wissenschaftlichen Anregungen zur Seite.

Bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Schadel, der mir ermöglichte meine Unterrichtseinheit in seiner Klasse 6 der Hauptschule Staig durchzuführen und mir dafür optimale Bedingungen bot. Nicht zuletzt natürlich bei den Schülern dieser Klasse für ihre tolle Mitarbeit.

Danksagen möchte ich letztendlich auch meinen Eltern und Freunden, die mir während der Erarbeitung des Themas seelische Unterstützung und Ablenkung gewährten.

Meinen Eltern im Besonderen, dass sie mir ermöglichten ein Studium an der Pädagogischen Hochschule Weingarten zu beginnen und für die Hilfe beim Korrekturlesen.

Zu Beginn meiner Wissenschaftlichen Hausarbeit zwei formale Bemerkungen:

1. Um ein flüssiges Lesen und Verstehen des Textes zu ermöglichen, werden Wörter wie ´Schüler´ in ihrer maskulinen Form verwendet. Damit impliziere ich jedoch immer auch die feminine Form ´Schülerin´
2. Zitate, Abbildungen und Tabellen werden mit einem kurzen Literaturhinweis im Text gekennzeichnet. Die detaillierte Quellenangabe ist im Literaturverzeichnis zu finden.

Einleitung

Tischtennis ist nicht nur der schnellste Rückschlagsport der Welt, sondern für mich auch ein wundervolles und attraktives Sportspiel.

Die Liebe zu diesem Sport entdeckte ich schon sehr früh. Ich war gerade einmal 5 Jahre alt, als ich mit meinem Vater das erste Mal auf der Steinplatte vor unserem Haus den Tischtennisschläger in die Hand nahm. Ich konnte kaum über die Platte sehen, trotzdem war ich vom ersten Moment an von diesem Rückschlagspiel begeistert. Immer häufiger spielten meine Eltern mit mir Tischtennis. Nicht nur vor dem Haus, auch im Urlaub oder im Strandbad versuchte ich den kleinen Zelluloidball immer platzierter auf die gegnerische Spielfeldhälfte zu spielen.

Mit 6 Jahren trat ich dann in den Tischtennisverein unseres Heimatortes Laupheim ein. Ich trainierte regelmäßig und verbesserte mein Spiel kontinuierlich. In den folgenden Schüler- und Jugendjahren nahm ich am Mannschaftsspielbetrieb teil. Ich erreichte Erfolge auf Bezirks- und Landesebene, wie beispielsweise den dritten Platz bei den Baden-Württembergischen Mannschaftsmeisterschaften der Schüler. Mit der Jugendmannschaft gelang uns gleich im ersten Jahr der Aufstieg in die höchste baden-württembergische Liga, der Verbandsliga-Jungen.

Am Ende dieser Saison sprach mich auf einem Ranglistenturnier ein Ex-Bundesligaspieler aus Ochsenhausen an und ich wechselte zur kommenden Saison zum TTC Bad Schussenried. Ich war mit meinen 16 Jahren noch Jugendlicher und bekam dort einen Platz in der Landesligamannschaft der Herren. In diesem Verein wurden junge Talente drei mal wöchentlich unter einem Ex-Profi-Spieler gefördert, welcher auch als Spielertrainer der Mannschaft agierte. Auch wenn ich den Sport nun leistungsbezogen betrieb und meine Eltern dies unterstützten, war es weiterhin der Spaß an dieser Sportart, der mich nicht losließ. Gleich im ersten Jahr wurden wir mit der jüngsten Mannschaft der Spielklasse Meister in der Landesliga und stiegen in die Verbandsklasse auf. Dort spielten wir weitere 2 Jahre, wobei ich in der letzten Saison abitursbedingt etwas mit dem Training zurückstecken musste.

Am Ende dieser 3 Jahre in Bad Schussenried löste sich die Mannschaft auf. In der folgenden Saison wechselte ich in die 2. Mannschaft des mehrfachen Deutschen Meisters, den TTF LIEBHERR Ochsenhausen. In dieser Mannschaft spiele ich heute noch. Mein Trainer aus Bad Schussenried wechselte ebenfalls als Spielertrainer zu seinem alten Verein Ochsenhausen zurück. Die 1. Mannschaft spielt seit vielen Jahren in der 1. Bundesliga und Ziel war es nun, mit jungen Spielern die 2. Mannschaft nach oben zu führen. Nach der Verbandsklassenmeisterschaft, spielen wir seit 2 Jahren in der höchsten baden-württembergischen Spielklasse, der Verbandsliga. Neben unserem Spielertrainer werden wir von dem Bundesligaakteur Dimitrij Mazunov trainiert. Für mich steht dabei der Aspekt im Vordergrund, dass der Tischtennissport ein toller Ausgleich zum Studium ist.

Neben dem Spielen bei den TTF Ochsenhausen trainiere ich eine TT-Jugendgruppe von acht Spielern des TSV Laupheim. Daneben führte ich während den Semesterferien schon einige 2-3-tägige Tischtennislehrgänge in der Umgebung durch.

Leider ist Tischtennis in Deutschland immer noch eine Randsportart. Durch die Erfolge von Timo Boll konnte sich der Sport etwas vom Randbereich abheben, doch den Durchbruch hat Tischtennis in Deutschland, anders als in China, noch nicht geschafft. Trotzdem ist es nicht nur für Kinder ein toller Sport und findet große Resonanz. Dies ist an den hohen Mitgliederzahlen im Jugend- und Erwachsenenbereich der Tischtennisabteilungen in den einzelnen Vereinen zu erkennen.

Doch wo steht Tischtennis im Bereich des Schulsports?

Erinnere ich mich an meine eigenen Sportstunden zurück, muss ich feststellen, dass wir in der Schule niemals Tischtennis gespielt haben. Traditionell wurden „nur“ Sportspiele wie Fußball, Handball, Volleyball oder Basketball durchgenommen. Anders wie diese Trendsportarten steht Tischtennis leider nur im Wahlbereich des Sportunterrichts in der Schule. Ich bin davon überzeugt, dass durch Tischtennis viele Ziele des Sportunterrichts erreicht werden können und das die Sportart eine Chance im Schulsport bekommen muss.

Im Rahmen eines Tagespraktikums während des Studiums ergab sich für mich die Möglichkeit, eine Tischtennisstunde in einer 9. Klasse durchzuführen. Die Unterrichtsstunde kam gut an und die Schüler waren mit viel Freude dabei.

Zu Beginn, als ich auf die Idee kam meine Wissenschaftliche Hausarbeit über das Thema Tischtennis anzufertigen, war ich mir unschlüssig, ob dies überhaupt möglich ist. Auf den ersten Blick ist Tischtennis eine „Randsportart“ und ich fragte mich, ob dieses Thema an der Hochschule akzeptiert werden würde. Umso erfreulicher war es für mich, dass nicht nur aufgrund meiner Begeisterung für den Sport, Herr Professor Hempfer und Herr Professor Dr. Wahl mir ermöglichten, das Thema „Tischtennis als Schulsport“ in meiner Wissenschaftlichen Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen zu bearbeiten.

Im 1. Teil meiner Arbeit werde ich das Sportspiel Tischtennis analysieren. Dabei werde ich kurz die Geschichte, verschiedene Bereiche, Ausrüstung und Regeln, physische und psychische Merkmale sowie die konditionellen und koordinativen Fähigkeiten und zum Schluss einige Techniken des Tischtennissports umreißen. Außerdem möchte ich schon eine Bewertung andeuten, warum Tischtennis für Schüler interessant ist.

Im folgenden Kapitel 2 geht es um das Tischtennis im Schulsport. Ich gehe der Frage nach, warum Tischtennis in der Schule selten gespielt wird. Mit Bezug zum Bildungsplan der Hauptschule/Werkrealschule werde ich die lohnende Praxis des Tischtennisspiels in der Schule hinsichtlich den Zielen des Schulsports klären. Hierbei geht es nicht zuletzt auch um eine didaktische Begründung.

Im 3. Teil der Hausarbeit gehe ich auf verschiedene Spieltheorien ein. Die unterschiedlichen Konzeptionen der Spieleinführung beziehe ich auf den Tischtennissport und lege somit die Grundlage für meine Lehreinheit in Kapitel 4.

Im 4. Kapitel beschreibe ich eine von mir durchgeführte Unterrichtseinheit in der Sekundarstufe I (Klasse 6 – Jungen). Neben einem kurzen organisatorischen Teil sowie didaktisch-methodischen Abschnitten, wird Tischtennis als Sportart in der Schule hinsichtlich des Vorhandkonter- und Vorhandtopspinschlags geprüft, und in einem fünften Kapitel evaluiert. Die Evaluation wird neben diesen 2 Schlägen auch noch weitere Kriterien beinhalten.

Im Allgemeinen beziehen sich die Ausführungen in dieser Arbeit auf die Sekundarstufe I (Klasse 5-10).

1 Analyse des Tischtennisspiels

Im 21-bändigen „Brockhaus“ sind gerade einmal 64 Zeilen dem Thema Tischtennis gewidmet. Weitaus weniger als etwa bei dem Stichwort „Wurmkrankheit“.

Trotzdem ist Tischtennis ein Volkssport, und wer kennt ihn nicht. Tischtennisplatten sind nicht nur in Sporthallen, sondern auch in Schwimmbädern, Schulhöfen, Gärten und Kellern zu finden. Er gilt als „Lifetime-Sport“ und wird von ca. 300 Millionen Menschen weltweit in ihrer Freizeit mit großer Freude betrieben (vgl. Sklorz & Michaelis, 2004, S. 9). Doch wie wurde dieser auf den ersten Anschein „simple“ Sport, zahlenmäßig zu einer der größten und beliebtesten Sportdisziplinen überhaupt. Hierfür wird eine historische Betrachtung dieses Sportspiels unumgänglich.

1.1 Historischer Rückblick des Tischtennis

Niemand weiß genau wann die erste Tischtennis-Partie ausgetragen wurde. Fakt ist, dass es bereits um 3000 v. Chr. verschiedene Ballspiele gab, bei denen ein Ball mit der Hand oder einem Schlagstock hinter die Grundlinie des Gegners gespielt werden musste. Die Römer übernahmen diese Spiele von den Griechen und es entwickelte sich ca. 65 n Chr. das erste Rückschlagspiel „pila paganica“. Bis zum 14. Jahrhundert hatten sich die Ballspiele weltweit verbreitet (vgl. Schmicker, 2000, S. 9f.).

Mit den ersten Schnittvarianten des Spielballes beschäftigte sich der italienische Wissenschaftler Galileo Galilei, bis sich über zahlreiche Zwischenformen im 15. Jahrhundert das Tennisspiel entwickelte. Das Spiel wurde immer populärer und viele Könige spielten, oftmals sogar unter Wetteinsatz, gegeneinander. Mit den Jahren kristallisierten sich auch immer mehr die positiven Auswirkungen der Ballspiele auf die physische und psychische Gesundheit des Menschen heraus.

In der Folge der Ausbreitung des Tennissports, wollten englische Ladies und Gentlemen das Sportspiel auch bei schlechtem Wetter betreiben können. So wurde eine Miniaturversion erfunden und das Tennisspiel kurzerhand vom Fußboden auf den Tisch verlegt. Als Schläger dienten „Bücher oder Zigarettenschachteln, der Ball bestand aus Gummi oder wurde [..] aus einem Flaschenkorken geschnitzt, und die Geburtsstunde unseres heutigen Tischtennis hatte geschlagen“ (ebd., S. 15). In England ist also der bis heute schnellste Rückschlagsport entstanden. Wann genau das gewesen ist, liegt jedoch im Dunkeln. Im Jahre 1878 war dann erstmals auf einer englischen Postkarte vom „Ping-Pong“ die Rede.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1.1: Ping-Pong früher (Schmicker, 2000, S. 14)

Nun war es vom „tennis on the table“ zum „table-tennis“ kein weiter Weg mehr. Für die Schläger wurden verschiedene Bespannungen wie Fell, Leder und Sandpapier ausprobiert, bis 1902 der erste gummibezogene Schläger auf den Markt kam. Das Spiel wurde durch den dadurch bedingten Katapulteffekt schneller und dem Ball konnte durch das Gummi eine Rotation mitgegeben werden. Die Sportart wurde immer populärer und ergriff immer mehr Nationen. Mit der Zeit entwickelten sich Noppenbeläge, es entstanden die ersten Tischtennisclubs und die ersten Turniere wurden ausgetragen. 1925 wurde der „Deutsche Tischtennis-Bund“ (DTTB) gegründet. Ein Jahr später entstand die „International Table-Tennis Federation“ (ITTF), welche einheitliche Richtlinien für Tische, Bälle, Schläger und Regeln festlegte. Bis heute gab es nur noch einzelne geringfügige Veränderungen. 1961 bestimmte man für die bis dahin gleichfarbigen Belagseiten die Farben rot und schwarz. Immer mehr Spieler haben mit dem „Frischkleben“ begonnen. Hierbei werden die Beläge vor jedem Spielen mit einem speziellen Kleber auf das Schlägerholz geklebt, so dass der Belag auf dem Holz „schwimmt“ und ein größerer Katapulteffekt entsteht. Mit dieser regulären Hilfe und den ständig weiterentwickelten Belägen wurde das Tischtennisspiel immer schneller und für den laienhaften Zuschauer aber auch unattraktiver. Mit der Ballvergrößerung von 38 auf 40 Millimeter Durchmesser im Jahr 2000, erhoffte man sich, dass das Spiel wieder langsamer und für den Zuschauer nachvollziehbarer wird. Doch kamen daraufhin immer schnellere TT-Beläge auf den Markt, was die erreichte Verlangsamung durch die Vergrößerung des Balles schnell wieder aufhob.

China ist seit vielen Jahren die dominierende Macht im Tischtennis. Die Popularität des Tischtennissports in China ist vergleichbar mit dem Fußball bei uns bzw. in Europa. Doch auch in anderen Nationen gehört Tischtennis zu den beliebtesten Sportarten. In Deutschland gibt es zur Zeit über 750.000 Vereinspieler in rund 10.000 Vereinen.

1.2 Verschiedene Bereiche des Tischtennis

1.2.1 Freizeitsport

Die Sportart Tischtennis hat in seiner freizeitorientierten Ausübung einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Nicht nur in der Sporthalle, ob auf Schulhöfen, in Kellern und Schwimmbädern, vor dem Haus oder im Garten, Tischtennisplatten sind überall zu finden. Da nahezu auf jedem Schulhof eine Tischtennisplatte zu finden ist und die Schüler sogar in den Pausen diesen Sport betreiben, liegt es nahe diesen Rückschlagsport auch im Schulsport zu begrüßen.

Gespielt wird der Sport in allen Altersgruppen. Interessant ist auch, dass aufgrund eines Alters- und Kraftunterschieds der Spieler, der Ausgang des Matches nicht grundsätzlich vorhergesagt werden kann. In den Familien können bereits die Kinder durchaus gegen ihre Eltern gewinnen, was wiederum einen besonderen Reiz mit sich bringt. Tischtennis ist zudem sehr preiswert und an keine soziale Schicht gebunden.

1.2.2 Vereinssport

Zur Zeit spielen etwa 750.000 Spieler in ca. 10.000 Vereinen. Die Beliebtheit des Sports bei Kindern sieht man daran, dass fast die Hälfte der Vereinsspieler dem Jugendbereich angehören (vgl. Klingen, 1984, S. 10).

Der Sport wird im Verein zum einen als Mannschaftsspiel in Verbandsspielen ausgeübt. Bei den Jugendlichen sind es i.d.R. 4-er Mannschaften und es wird auf 6 Gewinnpunkte gespielt. Bei den Herren und Damen sind es, mit Ausnahme der 1. Bundesliga, 6-er Mannschaften und der Sieger benötigt 9 Gewinnpunkte. Insgesamt gibt es bei den Herren 13 Spielklassen, angefangen bei der Kreisklasse C bis hin zur 1. Bundesliga. Bei den Jugendlichen sind es 4 Spielklassen, wobei die besten Jugendlichen schon frühzeitig bei den Herren eingesetzt werden. Zum anderen wird an Turnierwettkämpfen teilgenommen, wobei Einzel- Doppel-, und Mixedkonkurrenzen ausgetragen werden. Ein kein unwesentlicher Vorteil dieses Sports ist, dass er nicht witterungsabhängig ist, und zu jeder Jahreszeit in der Sporthalle gespielt werden kann.

Um sich in einen Tischtennisverein zu integrieren gilt es für Kinder und Jugendliche sich an gewisse Bestimmungen des Klubs zu halten und regelmäßig am Trainingsbetrieb teilzunehmen. Auch während Punktspielen und Meisterschaften muss sich an Vorgaben von Betreuern und Trainern gehalten werden. Wichtig ist somit auch Teamfähigkeit und Disziplin in der Mannschaft sowie sich während des Matches an Tischtennisregeln zu halten. Hier wird bereits ein klarer Erziehungsgedanke ersichtlich, der im Schulsport seinen Ursprung oder seine Fortführung finden kann.

1.2.3 Leistungssport

Wie in allen Sportarten gehen nur wenige Jugendliche dem leistungsorientierten Sport nach. Ist jedoch ein großes Talent vorhanden werden Kinder und Jugendliche im Tischtennis durch den Verband speziell gefördert. Hierzu zählt das Stützpunkttraining durch einen qualifizierten Trainer und Lehrgänge an Sportschulen in den Ferien. Bei C-, B-, und A-Kader-Zugehörigkeit findet die Förderung auf Bundesebene statt. In Einzelfällen ist auch der Wechsel auf ein Tischtennisinternat möglich. Doch gerade im Tischtennis ist der spätere Profisport nur selten gewinnbringend, da bei diesem Beruf die Nutzen-Aufwand-Rechnung nur in wenigen Fällen aufgeht.

1.2.4 Schulsport

Leider wird Tischtennis im Schulsport selten gespielt. Tischtennis steht im Gegensatz zu Trendsportarten wie Fußball, Handball, Volleyball oder Basketball, im Lehrplan als ein Wahlthema zur Verfügung. Es ist jedoch verwunderlich, dass fast alle Sportlehrer dem Tischtennissport im Unterricht mit Skepsis gegenüberstehen. Dies alleine auf die fehlende TT-Grundausstattung in manchen Sporthallen zurückzuführen, greift sicherlich zu kurz. Eine genauere Untersuchung der Sportart Tischtennis als Schulsport wird in Kapitel 2 ausführlich beschrieben.

Auf der Homepage des Deutschen Tischtennis-Bundes ist zu lesen, dass „vor dem Hintergrund des bevorstehenden ´Generationswechsels´ bei den Sportlehrern in den nächsten 10 Jahren [..] die im folgenden dargestellte Hochschuloffensive des DTTB [..], die angehenden Sportlehrer für die Sportart Tischtennis zu motivieren sowie zu qualifizieren“ (DTTB, 2005, Kap. 1) versucht. Als Hochschulen, bei denen die Förderung durch qualifizierte Referenten bereits abgeschlossen ist, können die Pädagogische Hochschule Weingarten sowie die Universitäten in Berlin und Kassel genannt werden. Weitere Förderungen laufen zur Zeit an den Pädagogischen Hochschulen in Schwäbisch-Gmünd und Ludwigsburg, wie auch an den Universitäten Stuttgart, Lüneburg, Marburg und Bayreuth. Mit Hilfe dieser „Hochschuloffensive“ soll die Lehrerschaft dazu bewegt werden, Tischtennis in der Schule mehr zu vertreten.

Letztendlich ist Tischtennis im Schulsport nicht nur im traditionellen Sportunterricht, sondern auch in Arbeitsgemeinschaften (AG´s), sowie Neigungs- und Leistungsgruppen realisierbar.

1.3 Ausrüstung

Im Gegensatz zu anderen Rückschlagspielen bestimmt die Materialauswahl im Tischtennis entscheidend die Spielkonzeption des Spielers. Im Tennis und Badminton sorgen unterschiedliche Schlägerbespannungen für verschiedene Schlageffekte. Doch dies ist keineswegs mit der Auswahl von Schlägerholz und Belag beim Tischtennis zu vergleichen (vgl. Gross, 1987, S. 34).

1.3.1 Schlägerholz

Jedes Schlägerholz hat bestimmte Kontroll- und Geschwindigkeitseigenschaften. Somit fühlt sich ein Belag auf jedem Holz etwas anders an. Das Gewicht von Hölzern liegt zwischen 75 und 120 g. Bei der Griffform werden gerade, konisch, anatomisch und konkav unterschieden. Diese haben keine Auswirkungen auf die Eigenschaften des Schlägers, es hängt lediglich davon ab, welcher Griff dem Spieler besser in der Hand liegt.

1.3.2 Belag

„In Verbindung mit dem Holz hat die Wahl der Beläge den größten Einfluss auf die technisch-taktischen Handlungsmöglichkeiten des Spielers“ (ebd., S. 36). Es gibt unzählig viele Beläge auf dem Markt. Es werden Noppen-Gummi-, Noppen-Innen-, Noppen-Außen- und Anti-Spin-Beläge unterschieden, wobei heutzutage gewöhnlich die Noppen-Innen-Beläge gespielt werden. Mit Hilfe der Griffigkeit der Beläge können dem Tischtennisball unterschiedliche Rotationen mitgegeben werden. Hinsichtlich des Schulsports können aus diesem Spektrum von Materialvarianten und den daraus resultierenden Rotationsmöglichkeiten, vielfältige Bewegungen bei Schülern erschlossen werden. Neben der Förderung der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten, zeigt Tischtennis gerade durch die verschiedenartigen Möglichkeiten dem Ball eine Rotation mitzugeben, einen hohen Schwierigkeitsgrad auf. Auf diese Sachverhalte wird in Kapitel 2 jedoch noch ausführlicher eingegangen.

Jeder Belag besitzt zudem eine bis zu 3,5 mm dicke Schwammunterlage. Desto dicker der Schwamm, desto schneller wird der Ball beim Schlagen beschleunigt.

1.3.3 Tisch und Ball

Tischtennis-Tische haben einheitliche Maße. Er muss 274 cm lang, 152 cm breit und 76 cm hoch sein (vgl. Sklorz & Michaelis, 2004, S. 16). Seit dem Jahr 2000 hat sich der Durchmesser eines Tischtennis-Balles von 38 mm auf 40 mm vergrößert. Das Gewicht stieg damit auf 2,7 g an. Ein Tischtennisball kann die Farben weiß oder orange haben, i.d.R. wird jedoch mit weißen Bällen gespielt.

1.4 Das Spiel

1.4.1 Spielidee

Zwei Spieler stehen sich an einem durch ein Netz getrennten Tisch gegenüber. Ein Spieler versucht einen Ball mit Hilfe eines Schlägers so über das Netz auf die gegnerische Spielfeldhälfte zu spielen, dass er vom Gegner wenn möglich nicht nach den Regeln zurückgespielt werden kann (vgl. Horsch, 1990, S. 15).

In erster Linie geht es um den Gedanken des Gegeneinander-Spielens. Es bietet sich jedoch auch die Möglichkeit Tischtennis als ein Miteinander-Spielen zu sehen. „Die Spielidee ändert sich dadurch grundlegend, denn aus dem ´Ausspielen des Gegners´ wird ein Partner-Spiel, bei dem die Spieler versuchen, fehlerfrei und kooperativ miteinander zu spielen“ (ebd., S. 15). Diese Spielidee des Miteinander-Spielens zeigt klar den sozialen Aspekt des Tischtennis auf und kann somit auch als Anlass für die Relevanz im Schulsport gesehen werden.

1.4.2 Spielregeln

Die „International Table-Tennis Federation” (ITTF) legt die Regeln für das Spiel fest. Damit erfahren die Schüler, dass sich bei dem Eins-gegen-Eins-Spiel Tischtennis ohne Spielregelen kein faires Match bestreiten lässt. Dies ist grundlegend für jede Sportart und somit auch wesentlicher Bestandteil des Sportunterrichts an Schulen.

Zählweise:

Ein Tischtennisspiel geht auf drei bzw. fünf Gewinnsätze. Seit dem Jahr 2001 gewinnt der Spieler einen Satz, der zuerst 11 Punkte erreicht. Früher ging ein Tischtennissatz immer auf 21 Punkte. Steht es 10:10 geht der Satz in die Verlängerung, d.h. der Spieler welcher zuerst mit zwei Punkten Unterschied führt, gewinnt den Satz – zum Beispiel 12:10.

Aufschlag:

Wer zu Beginn des Matches Aufschlag hat wird durch ein Los entschieden. Das Aufschlagrecht wechselt nach jedem Satz sowie innerhalb eines Satzes nach zwei Punktgewinnen. Steht es 10:10 in einem Satz, wechselt das Angaberecht nach jedem Punkt.

Punktgewinn:

Nach Horsch (1990, S. 32) gelten folgende Handlungen als Fehler und somit als Punkt für den Gegner:

- dem Spieler gelingt kein vorschriftsmäßiger Aufschlag oder Rückschlag
- der Spieler hält den Ball auf oder nimmt ihn als Flugball an
- der Spieler schlägt den Ball zweimal hintereinander
- der Ball berührt zweimal hintereinander das Spielfeld (Tischhälfte)
- der Spieler berührt während des Ballwechsels den Spieltisch, die Spielfläche oder die Netzgarnitur

Doppel:

Im Doppel schlagen die Partner immer abwechselnd. Der Aufschlag muss von der rechten Spielfeldhälfte in die gegnerische linke Tischhälfte gespielt werden. Bei jedem Wechsel des Aufschlagrechts rotiert das gegnerische Team und der Partner des ersten Aufschlägers wird jetzt zum Rückschläger.

Es gilt hier also zusätzlich als Fehler, wenn ein Spieler außerhalb der festgelegten Reihenfolge des Auf- und Rückschlägers den Ball schlägt.

1.5 Physische Merkmale des Tischtennisspiels

Die Trainingslehre hat sich über die Jahre hinweg stets weiterentwickelt. Orientiert hat sie sich dabei an der Leichtathletik und wurde von den Spielsportarten unbedacht übernommen. So standen auch bei den Rückschlagspielen die konditionellen Fähigkeiten im Vordergrund. Erst durch die eigenständige Entwicklung der Bewegungslehre wurden die koordinativen Fähigkeiten immer mehr in den Mittelpunkt gerückt.

Wer im Tischtennis Leistung bringen will, braucht eine gute körperliche Ausbildung. Dies gilt nicht nur für den Hochleistungssport, auch schon im Anfänger- und Kindertraining sowie im Schulsport sollte viel Wert auf konditionelle Grundlagen gelegt werden. Hierunter fallen die Komponenten Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Schnelligkeit. „Sportliche Leistungen stellen immer komplexe `ganzheitliche` Handlungen dar“ (Krementowski, 2003, S. 10), so dass die Koordination und Technik, d.h. motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten hinzukommen.

Im Folgenden werden diese Merkmale des Grundlagentrainings genauer betrachtet.

1.5.1 Koordinative Fähigkeiten

„Koordination ist das Zusammenwirken vom Zentralnervensystem und der Skelettmuskulatur innerhalb eines gezielten Bewegungsablaufs“ (ebd., S. 14). Mit Hilfe gut ausgeprägter koordinativer Fähigkeiten lassen sich schneller sportartenspezifische Fertigkeiten erlernen.

Da Tischtennis eine sehr komplexe Sportart ist und der Spieler während der Ballwechsel enorm unter Zeitdruck steht, spielen die koordinativen Fähigkeiten bei diesem Rückschlagsport eine herausragende Rolle. Eine Befragung von 7 Bundes- und Landestrainern bestätigte diese Annahme. Durch die Verbesserung der allgemeinen Gewandtheit lassen sich die Vorhand- und Rückhandtechniken im Tischtennis einfacher und schneller erlernen. Die koordinativen Fähigkeiten müssen im Tischtennis, wie bei jeder anderen Sportart auch, spezifisch trainiert werden, d.h. in spielsituationsnahen Arrangements findet eine Kopplung zwischen Fähig- und Fertigkeiten statt (vgl. Voelzke, 2001, S. 9). Beim Beginn der Schulung der Bewegungskoordination gibt es kein Mindestalter. Es sollte jedoch so früh wie möglich begonnen werden, wobei bei der Auswahl der Lehrmethoden auf den Entwicklungsstand des Kindes zu achten ist (vgl. Daniel, 1996, S. 8). Durch das altersbedingte Wachstum im Schüler- und Jugendbereich verschlechtern sich die Prozesse der Informationsaufnahme und -verarbeitung, was zur Senkung der Trainingseffektivität führt. Die Relevanz der Förderung dieser koordinativen Fähigkeiten im Schulsport ist somit klar auszumachen. Zudem ist die kindgemäße spielerische Förderung dieser Fähigkeiten geradezu ideal, da es sonst schnell zu Frustrationserscheinungen bei den Kindern kommen kann.

Nachfolgend sind die verschiedenen koordinativen Fähigkeiten aufgelistet.

1. Kopplungsfähigkeit:

Dies ist die Fähigkeit „Teilkörperbewegungen, Einzelbewegungen und Operationen zu einer zielgerichteten Gesamtbewegung zu koordinieren“ (DTTB, 1999, S. 3). Beim Tischtennis müssen Bewegungen der Beine, des Rumpfes und des Schlagarmes gekoppelt werden. Die Verbindung führt dann zur Schlagtechnik, d.h. zu einer Fertigkeit im Tischtennis.

Die verschiedenen Schlagtechniken werden in 1.7 gesondert erläutert.

2. Differenzierungsfähigkeit:

Sie ist für die Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen zuständig. Es werden Zeit-, Kraft- und Raumparameter unterschieden, so dass eine Dosierung bezogen auf Rotation, Geschwindigkeit und Platzierung des Balles möglich wird. Dieses Trainingsziel sollte jedoch nur im frühen bis späten Schulkindalter eine Berücksichtigung finden. Diese kinästhetische Fähigkeit kann spätestens mit Beginn der vorpuberalen Phase durch unzählig differenzierbare Situationen, wie die Vorgabe von Tempo, Rotation und Flugbahn des Balles, geschult werden (vgl. ebd., S. 10). Mit dieser Fähigkeit können aufgrund des Schlages des Gegners diese Elemente besser vorausgeahnt werden, was auch Antizipation genannt wird. Von vielen Seiten wird die Antizipation als „der“ entscheidende Faktor für ein erfolgreiches Tischtennisspiel genannt. Hierbei sind alle Sinne wie Augen, Ohren, Gleichgewicht usw. gefordert. Nicht zuletzt ist diese Befähigung für verschiedene Schnittvarianten beim Aufschlag enorm wichtig.

3. Orientierungsfähigkeit:

Die Fähigkeit bestimmt die raum- und zeitorientierte Bewegungsvorausnahme (Antizipation) und Bewegungssteuerung. Zudem vermittelt sie im Doppel das Gefühl für den eigenen Standort, sowie für den des Doppelpartners und des Gegners (vgl. ebd., S. 3). Diese Befähigung hat somit zum Ziel den Ball dahin zu spielen, wo der Gegner nicht steht, und sich selber vor Ballankunft in eine optimale Position für den nächsten Schlag zu bringen. Auch hier wird wieder, wie bereits bei der Differenzierungsfähigkeit, gleichzeitig die Antizipationsfähigkeit geschult. Im Allgemeinen sollte mit dem Training der Orientierungsfähigkeit im frühen Schulkindalter begonnen werden. Dem Schüler wird somit eine räumliche Flexibilität in seinem Spiel ermöglicht.

4. Gleichgewichtsfähigkeit:

Hierbei geht es beim Tischtennisspielen darum, ein „statisches und dynamisches Gleichgewicht während und nach Bewegungen beizubehalten und wieder herzustellen“ (ebd., S. 4). Nach den schnellen Aktionen während des Ballwechsels muss das Gleichgewicht gehalten werden können, um nicht ausgespielt zu werden. Beim Training sollte im besonderen Maße auf die dynamische Gleichgewichtsschulung Wert gelegt werden. Tischtennisspezifische Übungen stehen hier klar im Vordergrund, da nach der Beinarbeitsbewegung und der Ausführung des Schlages eine sofortige Wiederherstellung des Gleichgewichts nötig ist.

5. Reaktionsfähigkeit:

Die Reaktionsfähigkeit ist mit Sicherheit eine grundlegende Eigenschaft von Tischtennisspielern, da der Sport als der schnellste der Welt gilt. Nur zusammen mit der Antizipationsfähigkeit können durch eine ausgeprägte Reaktion Bälle mit Geschwindigkeiten von bis zu 180 km/h überhaupt erst erreicht und zurückgespielt werden. Im Alter von 7 Jahren sollte gezielt mit diesem Training begonnen werden, da ab diesem Alter das Nervensystem voll differenziert ist (vgl. ebd., S. 11). Damit liegt die Bedeutsamkeit der Förderung dieser Fähigkeit im Schulsport auf der Hand. Das Ziel ist eine maximal schnelle Reaktion auf den ankommenden Ball.

Aufgrund leistungsstruktureller Gesichtspunkte sind 2 weitere koordinative Fähigkeiten, die Rhythmusfähigkeit und die Umstellungsfähigkeit, in der Literatur in Bezug auf das Tischtennisspiel sehr umstritten und werden deshalb hier nur kurz umrissen.

Tischtennis ist durch seinen offenen Handlungsrahmen während der Ballwechsel ein typischer arhythmetischer Sport, so dass die Schulung der Rhythmusfähigkeit keinen Sinn macht. Jedoch kann sie in gewisser Weise beim Technikerwerbstraining im Sportunterricht hilfreich sein, da das lange Automatisierungstraining sehr monoton für die Schüler ist (vgl. ebd., S. 11).

Nach Daniel (1996, S. 6) ist die Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit die Grundlage für alle anderen beschriebenen Fähigkeiten. Diese Kompetenz wird jedoch gerade dann im Tischtennisspiel gefordert, wenn der Gegner z.B. einen Netz- oder Kantenball spielt oder wenn man einen kurzen Aufschlag erwartet und der Gegner einen langen serviert. Hier ist unweigerlich eine ausgeprägte Anpassungs- bzw. Umstellungsfähigkeit notwendig, um das Handlungsmuster der neuen Situation schnell anzupassen bzw. umzustellen.

Die Antizipation wird nicht gesondert aufgeführt, zumal sie wie oben dargestellt mit vielen Fähigkeiten bereits in Verbindung steht.

1.5.2 Kraft

Aufgrund des geringen Schlägergewichts werden beim Tischtennis nur ca. 30% des Kraftmaximums von Oberkörper, Arme und Rumpf eingesetzt. Jedoch ist sie zur Vorbeugung von Muskeldysbalancen und Verletzungen wichtig (vgl. Krementowski, 2003, S. 11).

Die Beinmuskulatur hingegen muss wesentlich mehr Kraft verrichten. Nach Krementowski (2003, S. 11) sind Schnellkraft, Reaktivkraft und Kraftausdauer elementare Fähigkeiten zur Ausbildung einer guten Beinarbeit. Durch ein dosiertes Krafttraining in der Schule, kann von einer Leistungssteigerung von 10 bis 15% ausgegangen werden (vgl. Haller, 1995, S. 31). Da beim Tischtennis explosive Bewegungen von Hand und Beinen stattfinden, ist die Schnellkraft und die Beschleunigungsfähigkeit in besonderem Maße als wichtig anzusehen. Ein hohes Maximalkraftniveau ist jedoch für den Schulsport nicht notwendig.

Allgemein ist nach dem Gesetz der Qualität des Trainings eine kurze Belastung mit höherer Intensität für das (Schnell)-Krafttraining intensiver.

1.5.3 Ausdauer

Tischtennis gehört zwar nicht zu den typischen Ausdauersportarten, jedoch ist eine gute Ausdauer für den Spieler nicht unwesentlich. Ausdauer bedeutet einer sportlichen Belastung physisch und psychisch möglichst lange wiederstehen zu können und sich nach sportlichen Leistungen so rasch wie möglich wieder zu erholen. Auch im Rahmen des Schulsports ist ein mittleres bis hohes Niveau im Bereich des Ausdauertrainingszustandes notwendig.

Grundlage für das Ausdauertraining ist, dass eine Gruppe von Schülern auf verschiedener Weise um einen bestimmten Tischaufbau kreist, und versucht den Ball so lange wie möglich im Spiel zu halten. Die Schüler sind dabei in Bewegung und es macht ihnen Spaß. Zudem kommt der soziale Aspekt zum Vorschein, da die Übungen nur gelingen wenn das Zuspielen kooperativ stattfindet, zum anderen können unterschiedlich leistungsstarke Schüler zusammen spielen (vgl. Söhngen, 2004, S. 12ff.).

Dieses spielorientierte Training der Ausdauer im Tischtennis zeigt, dass sich auch dieser eher untypische Ausdauersport bei entsprechender Planung in der Schule als gesundheitsorientiertes Ausdauertraining sehr gut eignet. Aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen darf der „Deutsche Tischtennis-Bund“ seit 2004 das Qualitätssiegel „Sport pro Gesundheit“ vergeben.

Überhaupt ist zu sagen, dass nach dem Gesetz der Qualität des Trainings eine längere Belastung mit geringerer Intensität für das Ausdauertraining besser ist.

1.5.4 Schnelligkeit und Beweglichkeit

Tischtennisbälle fliegen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 160 km/h über die Platte. Es liegt also auf der Hand, das Schnelligkeit, bzw. Reaktionsschnelligkeit wohl für jeden Tischtennisspieler eine unumgängliche Voraussetzung ist. In keiner anderen Sportart muss so schnell auf neue Signale reagiert werden und „Bewegungen bei geringen Widerständen mit höchstmöglicher Geschwindigkeit bzw. in kürzester Zeit ausgeführt werden“ (Weigelt, 1997, S. 29f., zitiert nach Krementowski, 2003, S. 11).

Im Tischtennis schnell sein heißt, auf der einen Seite eine motorische Schnelligkeit zu besitzen, auf der anderen Seite aber auch eine geistige Schnelligkeit, um auf einen ankommenden Ball sich schnellstmöglich für eine Bewegungsaufgabe zu entscheiden. Dies hängt mit der Psychologie des Tischtennisspiels zusammen und wird in folgendem Abschnitt kurz umrissen.

1.6 Psychische Merkmale des Tischtennisspiels

Als psychische Merkmale zählen Konzentrationsfähigkeit, Selbstbeherrschung und Erfolgs- bzw. Misserfolgsstabilität.

Die Psyche spielt beim Tischtennis eine wesentliche Rolle. Während eines Ballwechsels kann man von einer Reaktionszeit von 0,25 Sekunden für jeden Schlag ausgehen. Eigentlich müssten sich nun beide Spieler ca. 20 Meter hinter die Platte begeben, damit ein ankommender Ball von 130 km/h mit der menschlichen Reaktionszeit überhaupt zurückgespielt werden kann. Aus diesen Grundannahmen heraus wäre es gar nicht möglich Tischtennis zu spielen. Doch durch die bei jedem Menschen vorhandene Antizipationsfähigkeit, d.h. das Vorausahnen der Flugbahn des Balles, wird es uns möglich gemacht das Tischtennisspiel zu betreiben. Für diese Antizipation wird die volle mentale Leistung unseres Gehirns benötigt. Beispielsweise würde es uns ungeheuer schwer fallen beim Tischtennisspielen eine schwierige Rechenaufgabe zu lösen (vgl. Wahl, 2004, S. 17).

Doch nun steht ein wichtiger Wettkampf an, der Spielstand ist knapp und die Zuschauer fangen an zu rufen. Plötzlich flattern die Nerven, „die Beine werden schwer, Rücken und Schultern verkrampfen sich und der Arm schwingt nicht mehr locker, er wird zum `Eisenarm`“ (ebd., S. 16). So werden Misserfolge im Tischtennis zu fast 50% auf psychologische Faktoren zurückgeführt. Belastende Situationen im Wettkampf können Aufschlagfehler, Netz- und Kantenbälle, Verlust mehrerer Punkte in Folge, unnötige Leichtsinnsfehler, eigene Unzufriedenheit, Verlust des eigenen Selbstvertrauens, emotionale Reaktionen sowie Gedanken, die nichts mit dem Spiel zu tun haben, sein.

Mentales Training wird überwiegend im Hochleistungssport eingesetzt. Jedoch kann auch der Sportlehrer in der Schule in gewisser Weise psychoregulative Maßnahmen anwenden. Hierzu zählen Entspannungsübungen wie beispielsweise die Progressive Muskelrelaxation. In der heutigen medienorientierten und hektischen Welt, ist dies gerade als ideal für einen Sportunterricht anzusehen.

1.7 Technik

Tischtennis beansprucht für seine sehr komplexen Schlagtechniken vielfältige Bewegungsmuster. Da der Spieler ständig unter Zeitdruck steht, sind viele präzise Bewegungen notwendig. Es geht um die Beherrschung von Bewegungsverbindungen, um am Ende zur korrekten tischtennisspezifischen Schlagtechnik zu kommen. Damit diese Bewegungssituationen zu meistern sind, spielen die koordinativen Fähigkeiten beim Tischtennis eine herausragende Funktion.

Es ist zu bemerken, dass für Schüler diese koordinativen Fähigkeiten nicht nur speziell für das Tischtennisspiel von Bedeutung sind, sondern auch im alltäglichen Leben, sei es im Straßenverkehr oder bei der Freizeitgestaltung, eine wesentliche Rolle spielen. Es geht dabei auf der einen Seite sportbezogen um zielgerichtetes Handeln, auf der anderen Seite bei der heutzutage immer bewegungsärmeren Freizeitgestaltung der Kinder, um eine Körperbeherrschung mittels koordinativer Befähigungen (vgl. DTTB, 1999, S. 3). Letzteres stellt für Schüler in der heutigen Welt immer mehr eine Herausforderung dar.

Im Folgenden wird die Schlägerhaltung und Grundstellung, sowie die verschiedenen Schlagtechniken kurz erläutert.

1.7.1 Schlägerhaltung

Zwei Schlägerhaltungen werden voneinander unterschieden, die Shakehand-Haltung und die Penholder-Haltung. Da in Europa vorwiegend mit der Shakehand-Haltung gespielt wird, gehe ich ausschließlich auf diese ein.

Der Schläger wird dabei aufgenommen, „als wenn man jemandem die Hand zum Gruß reicht“ (Sklorz & Michaelis, 2004, S. 19). Daumen und Zeigefinder liegen auf dem unteren Rand der Schlägerfläche auf. Die Seite, auf dem der Daumen aufliegt, wird als Vorhandseite, die Seite auf welcher der Zeigefinger aufliegt, als Rückhandseite bezeichnet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1.2: Schlägerhaltung - Shake Hand (Sklorz & Michaelis, 2004, S. 19)

1.7.2 Grundstellung

Da der Spieler nicht weiß wo der Ball hinkommt, muss er stets eine Stellung einnehmen, in der er jede erforderliche Situation erfassen kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1.3: Grundstellung (Sklorz & Michaelis, 2004, S. 21)

Die Füße stehen dabei schulterbreit geöffnet und parallel zueinander. Der Spielarm zeigt einen 90 Grad Winkel und das Gewicht ist auf die Fußballen verlagert (vgl. ebd., S. 21).

1.7.3 Der Konterschlag

Der Konterschlag ist die wichtigste Grundschlagart im Tischtennis und am einfachsten zu erlernen. Da gerade im Schulsport mit dieser Schlagtechnik begonnen werden sollte, findet diese auch in meiner späteren Evaluation Berücksichtigung. Die Schlagart wird i.d.R. zum Einspielen genutzt, so dass auch schon Schüler, die zuvor noch kein Tischtennis gespielt haben, mit dieser Technik längere Ballwechsel zustande bekommen, was nicht zuletzt die Motivation fördert. Im modernen Tischtennis hingegen wird vor allem der Vorhand-Konter nur noch selten eingesetzt, da der Vorhand-Topspin (siehe 1.7.4) wesentlich effektiver ist. Der Rückhand-Konter ist öfters zu beobachten, da mit Hilfe dieses Schlages, Bälle mit Überschnitt einfacher zurückgespielt werden können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1.4: VH-Konter (Sklorz & Michaelis, 2004, S. 35)

„Der Konter ist ein zentraler Schlag, bei dem der Ball wenig oberhalb seines Äquators getroffen wird“ (Gross & Huber, 1995, S. 59), so dass nur eine geringe Vorwärtsrotation, aber dafür eine höhere Geschwindigkeit des Balles entsteht. Die Schlagbewegung ist kurz und wird hauptsächlich aus dem Unterarm und dem Handgelenk ausgeführt. Sowohl der Vorhand- als auch der Rückhand-Konter kann aus einer leichten Vorhand-Schlagstellung erfolgen (vgl. ebd., S. 59).

1.7.4 Der Topspinschlag

Er ist der zweite Schlag, welchen ich in meiner Lehreinheit auf die Wirksamkeit in der Schule überprüfen werde. Im modernen Tischtennisspiel ist es der effektivste Angriffsschlag und man gelangt durch den Topspin am häufigsten zum Punktgewinn.

Bei dieser Schlagtechnik „wird der Ball vom Schläger nicht voll getroffen, sondern extrem angerissen“ (Sklorz & Michaelis, 2004, S. 44), darum wird auch vom Zugball gesprochen. Es bedarf einer schneller Armbewegung mit einem etwas geschlossenem Schlägerblatt, um dem Ball die charakteristische starke Vorwärtsrotation mitzugeben. Dabei ist eine mitgehende Bewegung des Körpers extrem wichtig. Im Gegensatz zum Konterschlag ist die Geschwindigkeit des Balles langsamer und die Flugbahn mehr bogenförmig. Nach dem Aufsprung des Balles auf der Tischhälfte des Gegners, wird der Ball jedoch aufgrund der Vorwärtsrotation sehr schnell und flach (vgl. ebd., S. 44). Im Vergleich zum Vorhand-Topspin ist der Rückhand-Topspin wesentlich schwieriger auszuführen, da er angesichts der geringeren Körperbewegung ein höheres Maß an Präzision beim Balltreffpunkt benötigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1.5: VH-Topspin (Sklorz & Michaelis, 2004, S. 53)

Wie heißt es doch unter Vereinsspielern so schön: „Wer zieht gewinnt“!

1.7.5 Der Block

Mit Hilfe dieser Schlagtechnik werden Topspinschläge returniert. Im Schulsport unter Tischtennisanfängern ist es kaum möglich Topspinschläge durch einen erneuten Topspin zu erwidern. Vielmehr ist in diesem Bereich die Schlagtechnik des Blocks von großer Bedeutung. Mit einem geschlossenen Schlägerblatt wird der Vorwärtsrotation des Topspins entgegengewirkt, wobei der Ball taktisch platziert werden kann und durch die hohe Geschwindigkeit der Gegner enorm unter Druck gesetzt werden kann. Der Treffpunkt des Balles findet sehr früh in der aufsteigenden Phase statt, so dass eine gute Antizipations- und Reaktionsfähigkeit vorausgesetzt werden muss.

1.7.6 Der Schupf

Der Schupfschlag ist in erster Linie ein Sicherheitsschlag, mit dem der Ball im Spiel gehalten wird. Diese Technik wird im heutigen rasanten Angriffstischtennis nur noch selten angewandt. Dennoch gibt es Situationen, bei denen auf das Schupfen nicht verzichtet werden kann, beispielsweise beim Return eines kurzen Aufschlags. Dem Ball wird dabei mit Hilfe eines starken Unteram- und Handgelenkeinsatzes mit geöffnetem Schlägerblatt eine Rückwärtsrotation mitgegeben. Angriffsspieler returnieren diesen Schlag meist sofort mit einem Topspin, bei dem die Rückwärtsrotation in einen Vorwärtsdrall umgewandelt wird.

Für Spieler die zum ersten Mal einen Tischtennisschläger in der Hand haben und wenig Ballgefühl haben, ist der Schlag weiterhin sehr relevant, da durch ihn überhaupt erst langsame und lange Ballwechsel zustande kommen können.

1.7.7 Der Flip

Der Schlag scheint auf den ersten Anschein einfach, bedarf jedoch genauso koordinative Fähigkeiten, wie auch ein enormes Ballgefühl. Der Schlag wird auf kurz gespielte Bälle eingesetzt. Im Grunde genommen ist ein Flip nichts anderes als ein Topspin über dem Tisch. Charakteristisch ist die kurze Ausholbewegung und der starke Handgelenkeinsatz (vgl. Gross & Huber, 1995, S. 116).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1.6: VH-Flip (Sklorz & Michaelis, 2004, S. 72)

Aus den aufgezeigten Schlagtechniken lassen sich noch viele weitere „Spezialschläge“ herauskristallisieren, wie beispielsweise Sidespin- oder Abwehrschläge. Dies geht jedoch hinsichtlich des Schulsports zu weit und wird hier nicht weiter aufgeführt.

Für die verschiedenen Schlagtechniken sind vielfältige Bewegungen notwendig. Allein schon hinsichtlich des Bewegungsmangels unserer heutigen Kinder, scheint dies für den Schulsport sehr interessant zu sein. Um jedoch alle Techniken in Perfektion zu beherrschen, gehört langjähriges Training dazu. Und nicht nur wer selber schon einmal das Tischtennisspiel ausprobiert hat, wird an den obigen Ausführungen schnell feststellen, dass die Schlagtechniken zusätzlich einen hohen Komplexitätsgrad aufweisen. Dies ist auch der Grund, warum ich bei der Durchführung der Lehreinheit (Kapitel 4) hauptsächlich auf den Vorhandkonter- und Vorhandtopspinschlag eingehe, und u.a. anhand dieser beiden Schlägen die Sportart Tischtennis für den Schulsport evaluieren werde (Kapitel 5). Dass beim Erlernen der Schlagtechniken die koordinativen Fähigkeiten von Beginn an eine wesentliche Rolle spielen, bleibt bei der Durchführung natürlich außer Frage.

2 Tischtennis als Schulsport – Eine didaktische Begründung

Erinnern wir uns an unseren eigenen Schulsport zurück, fällt uns auf, Tischtennis wurde nur sehr selten oder überhaupt nicht gespielt. Auch heute, wenn wir Schüler nach ihren Unterrichtsthemen im Schulsport fragen, wird Tischtennis nur sehr selten genannt. Wo liegen die Gründe dafür?

Um dieser Frage nachzugehen, muss zu aller erst geprüft werden, ob Tischtennis den Ansprüchen des Lehrplans gerecht wird und inwieweit durch Tischtennis im Sportunterricht die Aufgaben und Lernziele des Schulsports erreicht werden können.

2.1 Aufgaben und Lernziele des Schulsports

Im Allgemeinen ist nach Schmidt (1999, S. 162) die Bewegung ein fundamentales Bedürfnis der Kinder, sich mit seiner Umwelt auseinander zu setzen.

Schon lange gilt die damals sogenannte Leibeserziehung als ein unverzichtbarer Teil der Gesamterziehung für Schüler, und diente bis in die 70er Jahre in erster Linie als Gesunderhaltung der Jugend (vgl. Grupe & Krüger, 1997, S. 160). Die Schule hat somit durch einen planvollen Unterricht dieser körperlichen Erziehung beizutragen. Im Laufe der Zeit führten bildungstheoretische Vorstellungen, sowie lern- und curriculumtheoretische Ansätze zu einer Konkretisierung der Ziele und Aufgaben des Schulsports.

Als erster Auftrag an die Bewegungserziehung in der Schule, steht die Vermittlung von motorischen Fertigkeiten, Regeln, Vereinbarungen und Sinngehalte. Die Freizeitbewegung von Kindern, die gerade in unserer heutigen Gesellschaft auf ein Minimum reduziert wird, gilt als der Kern der sportdidaktischen Analyse. Die Zukunft der Jugend muss in den Blick genommen werden, so dass expressive, gesundheitliche, spielerische, erholsame und beruhigende Übungen als Perspektiven des Schulsports gesehen werden müssen (vgl. Größing, 1997, S. 90). Es geht um die Entwicklung einer umfassenden Bewegungskultur, nicht nur heute, auch in der Zukunft.

Als Grundgedanke der Sporterziehung kristallisierte sich nach Kurz (1990, S. 208ff.) die Handlungsfähigkeit im Sport heraus.

Die pragmatischen Kriterien zur Auswahl von Elementen für den Schulsport sind folgende:

- die Vielfalt der Bewegung, um Situationen leiblicher und materieller
Erfahrung zu erleben
- das gemeinsame Sporttreiben mit dem Ziel des sozialen Lernens
- die Freizeit, zum einen als Zusammenhang mit der unmittelbaren, erlebten Freizeit der Schüler, zum anderen mit Bezug auf die spätere Freizeitgestaltung als Erwachsener
- die Ausgleichsfunktion des Schulsports
- der Beitrag zur Gesundheit und Gesundheitserziehung
- das Erbringen und Präsentieren von sportlichen Leistungen
- das Element der Spannung und des sportlichen Wettkampfs
- das Sport den Schülern immer als etwas Veränderliches begegnen soll

Nicht jede Sportart kann all diesen Kriterien im vollen Umfang entsprechen. Vielmehr beschreiben diese Elemente einen Rahmen des Schulsports, indem didaktische und methodische Entscheidungen getroffen werden können. Damit wird es der Schule möglich gemacht, ihr pädagogisches Anliegen auch im Schulsport zur Geltung zu bringen „und die Erfahrungen zu vermitteln, die für Erziehung und Entwicklung notwendig sind“ (Grupe & Krüger, 1997, S. 166). Es geht nicht ausschließlich um ein motorisches Anliegen, „sondern es ist ein ganzheitlicher pädagogischer Auftrag, bei dem motorisches Können mit sozialen Fähigkeiten und kognitiven Einsichten verknüpft wird“ (Größing, 1997, S. 91). Damit ist auch klar dargelegt, dass die Leistungserziehung im Schulsport stärker pädagogisch als sportlich orientiert ist, weshalb die Schule auch keine geeignete Einrichtung der Talentförderung sein kann. Jedoch darf durch die Pädagogisierung des Spiels die Entscheidungsfreiheit, Offenheit des Ausgangs, Erlebnisganzheit, Erregung und die reichhaltige Kommunikation nicht verloren gehen. Dieses pädagogische Anliegen grenzt Martin (2000, S. 23) weiterführend in zwei Ebenen ab. In einer Inhaltsebene soll der Schüler durch Lernen, Üben und Problemlösen systematisch Zugang zum Sporttreiben erhalten. Auf der anderen Seite stellt der Sportunterricht in einer Beziehungsebene interaktionspädagogische Situationen her, die es dem Schüler erlauben durch inhaltliche Bestimmungen mitbestimmend zu handeln.

Aus diesem Hintergrund heraus lassen sich eine Vielzahl von Lernzielen für den Sportunterricht herleiten. Wichtig zu erkennen ist, dass diese in unmittelbarer Beziehung zu den allgemeinen Erziehungsaufgaben der Schule stehen. Schüler müssen dabei mit Fähig- und Fertigkeiten ausgestattet werden, damit bestimmte Lebenssituationen angemessen bewältigt werden können. Für die Lernzielbeschreibung und deren Begründung geht es nach Größing (1997, S. 96), um Wertvorstellungen zur Leiblichkeit, Gesundheit, Leistung, Sportlichkeit, zum Wetteifer und zur Freizeit.

Man muss jedoch sehen, Lernziele sind immer in gewisser Weise eine Antwort auf die gesellschaftliche Lage. Bei uns nimmt derzeit der Medienkonsum unserer Kinder und Jugendlichen ein so hohes Maß an, dass der Sport darunter leidet. Immer mehr Jugendliche treten aus Sportvereinen aus oder werden erst gar nicht mehr Mitglied. Der Grund liegt nicht darin, dass Kindern der Sport keinen Spaß mehr bereitet, es fehlt schlicht und einfach die Zeit dazu. Die Medien fesseln unsere Kinder an die Bildschirme oder der Freundeskreis zieht sie in Discos und Clubs. Ich möchte hier nicht andere Freizeitaktivitäten neben dem Sport diskreditieren, doch es muss sich bewusst gemacht werden, dass der Schulsport einen erheblichen Beitrag dazu leisten kann, dem Sporttreiben wieder ein besseres Image zu verleihen. Der Grundgedanke des Schulsports, ein lebenslanges Sportinteresse zu wecken, wird hier ersichtlich.

Hierzu muss sich jedoch konkret an Lernzielen orientiert werden. Auf der einen Seite kann die Aufgabe, eine Handlungsfähigkeit im Schulsport zu erreichen, als eigenes Lernziel angesehen werden. Zum anderen entwickeln sich daraus gleichzeitig eine Vielzahl von eigenständigen Lernzielen. Diese Vielschichtigkeit ist alleine schon in der Zusammensetzung der Begriffe „Handlung“ und „Fähigkeit“ offenbart.

Als die 6 Hauptlernziele des Schulsports können genannt werden:

- Bewegungserziehung
- Körpererfahrung
- Gesundheitserziehung
- Freizeiterziehung
- Leistungserziehung
- Sozialerziehung

Die Vermittlung dieser Inhalten hängt jedoch stark vom Rollenverhalten des Lehrers- bzw. Schülers, von den Methoden der Vermittlung, sowie von der Zielgruppe und dem pädagogischen Anspruch ab. Der Unterricht muss die Interessens- und Motivationslage, den Entwicklungsstand, die geschlechtspezifische Ausrichtung, Herkunft und die soziale Einbindung der Schüler berücksichtigen. In den Klassen 7 bis 10 besteht die Möglichkeit, dass die persönlichen Begabungen durch gezielte Sportangebote gefördert werden (vgl. Bildungsplan, 2004, S. 143). Einen weiteren wichtigen Punkt bemerkt Martin (2000, S. 22), dass der von jeder Schule beigemessene Wert des Sportunterrichts keine unerhebliche Rolle bei der Einstellung des Lehrers zu seinem Lehrfach spielt.

Die Gesundheitserziehung bedarf heute eines besonders großen Interesses. Der Grund ist, dass bereits jedes zweite Grundschulkind über gesundheitliche Beschwerden, wie Magenschmerzen bis hin zu Schweißausbrüchen, klagt. Der Alltag unserer Kinder wird zunehmend passiver und stressiger, nicht zuletzt durch den gesellschaftsbedingten Schuldruck und den Bewegungsmangel.

Sport, Spiel und Bewegung macht nicht nur Spaß, es ist auch ein Teil des Lebens- und Lernprinzips. Wie Gehirnforscher berichten, wird durch Bewegung das Lernen erleichtert. Durch körperliche Aktivität werden neue Nervenzellen geschaffen. Diese neuen Zellen sind leichter erregbar als die benachbarten alten Nervenzellen. Somit wird das Lernen erleichtert, was z.B. auch ein Forum des Staatlichen Seminars für Didaktik und Lehrerbildung in Laupheim über ein halbes Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen thematisierte.

Bewegung wird also hinsichtlich unserer immer komplexer werdenden Welt, sowie bei der Gehirnforschung mehr und mehr von zentraler Bedeutung.

Ausgangspunkt für eine Bewegungsanalyse einer Sportart sind mit Sicherheit die 6 genannten Hauptlernziele. Bevor diese nun auf die Praxis des Tischtennisspiels für den Schulsport überprüft werden, ist ein Blick in den Bildungsplan unerlässlich. Des Weiteren muss der aktuelle Schulsport kritisch betrachtet werden, auch hinsichtlich des Themas, warum Tischtennis in der Schule so selten gespielt wird.

2.2 Sport im neuen Bildungsplan von 2004

Im neuen Bildungsplan der Hauptschule/Werkrealschule von 2004 hat das Fach Sport einen neuen Einflussbereich bekommen. Wurde Sport im alten Bildungsplan noch als ein eigenständiges Schulfach aufgegriffen, wird es im neuen Bildungsplan im Rahmen des Fächerverbundes „Musik-Sport- und Gestalten“ aufgeführt. Im allgemeinen erlauben die neu eingeführten Fächerverbünde eine größere Nähe ihrer Themen zum alltäglichen Leben der Schüler.

Im Fächerverbund „Musik-Sport- und Gestalten“ geht es um die Persönlichkeitsbildung der Schüler „durch Förderung des Wahrnehmungs- und Vorstellungsvermögens [...] und vielfältiger Bewegungs- und Ausdrucksformen“ (Bildungsplan, 2004, S. 142). Das gemeinschaftliche sportliche Handeln ist bewegungs- und körperorientiert, so dass die Schüler verschiedenartige Lernerfahrungen machen. Die Schüler erleben die Veränderbarkeit von Handlungsspielräumen, sie lernen sich auszudrücken und ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Dies erlangt heute mehr und mehr an Bedeutung. Durch Regeln im Sportunterricht müssen Schüler Grenzen akzeptieren, und der Fairnessgedanke wird zentraler Aspekt des Unterrichts. Es wird dabei eine ganzheitliche Bildung ermöglicht, welche auch das Lernen fördert. Des Weiteren gehört die Teilnahme an Kooperationen zwischen Schule und Verein zum zentralen Gedanken des Fächerverbundes (vgl. ebd., S. 142).

Hinsichtlich den 6 oben genannten Hauptlernzielen spricht der neue Bildungsplan von 2004 von einem mehrperspektivischem sportlichen Handeln. Zu den pädagogischen Perspektiven zählen:

Wahrnehmungsfähigkeit verbessern und Bewegungserfahrungen erweitern; sich körperlich ausdrücken und Bewegungen gestalten; etwas wagen und verantworten; Leistung erfahren, verstehen und einschätzen; kooperieren, wettkämpfen und sich verständigen; Gesundheit fördern und Gesundheitsbewusstsein entwickeln. (ebd., S. 143)

Auch der Bildungsplan nimmt sich in seinen Ausführungen dem umweltbedingten Bewegungsmangel an. Wohl als ein heutiges Grundproblem findet das Thema immer wieder Zuspruch, und im Bildungsplan wird zwar nicht nach einer positiven Grundhaltung zu Bewegung, Spiel und Sport geschrieen, letzten Endes jedoch deutlich nach einer Bewahrung dieses Tenors plädiert. Der Sportunterricht wird als ein „unverzichtbarer Bestandteil des Fächerverbundes“ (ebd., S. 143) und somit auch als ein wichtiges Element der Schule offen gelegt. Als weiteren Punkt sind bewegungsorientierte Projekte als sportspezifische Unterrichts- bzw. Bewegungsangebote im globalen Schulleben nur zu begrüßen.

Hinsichtlich den Kompetenzen und Inhalten ist der neue Bildungsplan als wesentlich offener zu beschreiben. Im Vergleich zum alten Lehrplan stehen übergeordnete pädagogische Zielbestimmungen im Vordergrund und sind mit den Bereichen der Musik- und Gestaltung des Fächerverbundes verknüpft.

Im Folgenden werden die Kompetenzen und Inhalte nach dem neuen Bildungsplan von 2004 bezogen auf das Fach Sport aufgelistet. In Klammer befinden sich jeweils die dazugehörigen Klassenstufen.

Ich und andere:

- sich Leistungs- und Wettkampfanforderungen stellen, mit Wettkampfsituationen umgehen können, Wagnisse eingehen und ihre eigene Leistung akzeptieren (6, 9, 10)
- einen eigenen Zugang zu Bewegung und Sport finden (10)
Objekt und Funktion:
- mit Sportgeräten sachgerecht, verantwortungsvoll und kompetent umgehen (9, 10)

Raum und Zeit:

- Natur und Umwelt als Aktions- und Entdeckungsspielraum verantwortungsbewusst nutzen (6, 9)
- Angebote des Kultur- und Sportlebens in ihrer Umgebung nach ihren Interessen und Fähigkeiten nutzen (6, 9)

[...]

Ende der Leseprobe aus 147 Seiten

Details

Titel
Tischtennis als Bereicherung des Schulsports
Untertitel
Planung, Durchführung und Evaluation des Vorhand-Konter- und Vorhand-Topspinschlags
Hochschule
Pädagogische Hochschule Weingarten
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
147
Katalognummer
V266498
ISBN (eBook)
9783656602255
ISBN (Buch)
9783656602248
Dateigröße
38210 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
tischtennis, bereicherung, schulsports, planung, durchführung, evaluation, vorhand-konter-, vorhand-topspinschlags
Arbeit zitieren
Thomas Huber (Autor:in), 2009, Tischtennis als Bereicherung des Schulsports, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266498

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