Leben und Arbeiten im Freihausviertel Wien

Eine empirische Untersuchung


Studienarbeit, 2011

42 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Kommunikationswissenschaflichte Relevanz

2 Historischer Hintergrund

3 Forschungsinteresse
3.1 Forschungsleitende Fragestellung und Thesen

4 Methodische Umsetzung
4.1 Die Gruppendiskussion
4.2 Die dokumentarische Methode
4.2.1 Theoretischer Hintergrund
4.2.2 Praxis der Interpretation
4.2.3 Bausteine des Diskurses
4.2.4 Anwendung der Methode
4.3 Erhebungssituation und Durchführung der Untersuchung

5 Ergebnisdarstellung und Interpretation

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

8 Anhang

Erhebungsprotokoll

Transkription der Gruppendiskussion

Zeichenerklärung der Transkription

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Straßenzüge Freihausviertel (Plan)

Abb. 2: alte Ansicht „Das Freihaus“

Abb. 3: Aufnahme altes Freihausviertel

Abb. 4: Ergebnisdarstellung der Gruppendiskussion

Abb. 5: Ergebnisse auf einen Blick

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Zeichenerläuterung

1 Einleitung

Das Leben in der Großstadt wird heute dominiert von viel Verkehr, standardisierten Einkaufsstraßen und klassischen „Shopping-Malls“. Ein besonderes Flair und unverwechselbare Atmosphäre sind nicht zuletzt aufgrund des nahezu unüberschaubaren Freizeitangebots zu Raritäten geworden.

Um sich von anderen Vierteln einer Großstadt abzuheben, benötigt man die Fähigkeit, zu begeistern und dabei ein ganz außergewöhnliches Ambiente zu schaffen: „Was für New York der Meatpacking District, für London Hoxton oder Paris die Rive Gauche ist, ist für Wien das Freihausviertel.“ (Wiener Bezirkszeitung 2011, S.18). So wird die Gegend zwischen Wienfluss, Naschmarkt und Wiedner Hauptstraße beschrieben.

Das Freihausviertel gilt als Inbegriff des urbanen Lebens in Wien. Fast scheint durch die nahezu mediterrane Atmosphäre ein gewisser „Freihaus-Spirit“ zu existieren. Daraus entwickeln und ergeben sich zwangsläufig besondere Möglichkeiten für Angestellte der Gastronomiebetriebe, Galeristen und Bewohner miteinander in Beziehung zu treten. Im Freihausviertel zu arbeiten, zu wohnen oder sogar beides miteinader zu verbinden muss, so die Annahme, etwas Besonderes sein. Inwieweit dieser Annahme recht gegeben werden kann, soll nun ein Teil dieser Arbeit sein.

Ein weiterer Teil der wissenschaflichen Abhandlung beschäftigt sich mit der Frage, ob sich im Lauf der Zeit soziale Verbindlichkeiten, Regeln und Normen herausgebildet haben, die bereits aufgrund ihres Vorkommens ein Zugehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühl implizieren. Im Fokus der Arbeit steht dabei aber die Sicht der Angestellten im Freihausviertel und die daraus resultierende Frage nach der Arbeitssituation.

Ziel der Untersuchung ist es, sowohl die positiven als auch negativen Aspekte der Arbeit im Freihausviertel herauszufiltern. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den schon erwähnten „Freihaus-Spirit“ und die sich daraus ergebenden Unterschiede zu anderen, gewöhnlichen Arbeitsplätzen gelegt.

Die Arbeit besteht aus einer Literaturkompilation, die einen kleinen Einblick in die Historie des Freihausviertels geben soll, denn gerade die Geschichte ist für das heutige Flair maßgeblich gewesen. Ein weiterer Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Darstellung der anzuwendenden empirischen Methode, wobei es sich hier um eine Form des Gruppendiskussionsverfahrens handelt. Im Anschluss erfolgt die Ergebnisdarstellung und Interpretation der aus der empirischen Untersuchung gewonnenen Daten.

Abschließend soll die hier vorliegende wissenschaftliche Abhandlung Aufschluss darüber geben, wie Angestellte und Arbeitende im Freihausviertel ihre Situation beurteilen, ob es ein Gemeinschaftsgefühl gibt und wenn ja, wie sich dies auf die (Arbeits-)Motivation auswirkt.

Es sei darauf hingewiesen, dass zu Gunsten der Einfachheit und leichteren Lesbarkeit auf die Verwendung des Binnen-I (z.B. BewohnerInnen) im Allgemeinen verzichtet wird. Bei männlicher Formulierung ist selbstverständlich auch die weibliche Form gleichermaßen gemeint. Ausnahmen bilden dabei Wortformen in Zitaten.

1.1 Problemstellung

Die Arbeit stellt ein wichtiger Bestandteil im Leben eines Menschen dar. Sie gehört zu seinem Alltag, bestimmt und strukturiert seinen Tagesablauf und ist in vielen Fällen Voraussetzung für seinen wirtschaftlichen Erfolg und seine Unabhängigkeit

Aber nicht nur wirtschaftliche Kriterien spielen bei der Arbeit eine Rolle. In einer zunehmend individualisierten Gesellschaft und Gesellschaft der Wahlfreiheit werden auch neue Anforderungen an die Arbeit gestellt. Sie soll nicht nur finanziell absichern, sie soll Spaß machen, soll interessant sein, soll in einer angenehmen Umgebung stattfinden und abwechslungsreich gestaltet sein. Es zählt damit neben dem Wie der Tätigkeit auch das Wo.

Vor diesem Hintergrund stellt die Arbeitswelt ein spannendes Untersuchungs-phänomen dar. Es ist interessant herauszufinden, was für die Menschen heute als ein guter Job gilt, welche Gegebenheiten wichtig sind, damit sich das Wie und Wo der Arbeit als erfreuliches und anstrebenswertes entwickeln kann. Dies trägt in erster Linie zur individuellen Zufriedenheit bei, hat aber gesamtgesellschaftlich gesehen auch positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und Wohlstand. Denn ist ein Arbeitsumfeld gut gestaltet, sodass viele Leute mit Freude und motiviert zur Arbeit gehen, können die vorhandenen Ressourcen optimal genützt werden.

1.2 Kommunikationswissenschaflichte Relevanz

Der klassisch, einfache Kommunikationsbegriff, der eine Nachricht, einen Sender und einen Empfänger beinhaltet und eine Reaktion bzw. Wirkung des Nachrichteninhalts unterstellt, ist eine Definition, die womöglich für die frühere Zeitungs- und heutige Publizistikwissenschaft ihr Gültigkeit hat. Für einen Kommunikationsbegriff aus Sicht der Kommunikationswissenschaften ist diese Definition aber zu eng. Wesentlich mehr Phänomene müssen berücksichtigt und unter einen stark erweiterten Kommunikationsbegriff subsummiert werden.

„Die Kommunikations- und Medienwissenschaft beschäftigt sich mit den sozialen Bedingungen, Folgen und Bedeutungen von medialer, öffentlicher und interpersonaler Kommunikation.“ (DGPuK 2008, S. 8) Diese Auffassung vertritt die Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikation in der Einleitung ihres Selbstverständnispapiers. Daraus geht hervor, dass sich die Kommunikations- und Medienwissenschaft nicht nur der Aufklärung von massenmedialen Phänomenen annimmt, sondern ebenso der Zuschreibung und Erläuterung gesellschaftlicher Phänomene. Die Kommunikationswissenschaft ist also ein stark interdisziplinär arbeitendes Fach. Als Sozialwissenschaft müssen in diesem Sinn ebenso die Kulturwissenschaften miteinbezogen werden. In diesem Punkt lässt sich der Bogen zu der hier vorliegenden, wissenschaftlichen Abhandlung spannen: Es geht um die Frage nach der Kommunikation und den sich daraus ergebenden Bedingungen des Wohn- und (in diesem Fall) des Arbeitsumfeldes.

Das Freihausviertel gibt es bereits seit über 360 Jahren – natürlich nicht im heutigen Aufbau, aber ein besonderes Flair gab es dort immer schon. Im Rahmen der Recherche zu dieser Arbeit hat sich immer mehr herauskristallisiert, dass man auch heute noch darum bemüht ist, den alten Traditionen, Sitten und Bräuchen im Viertel penibelst nachzugehen. Im Freihausviertel gibt es folglich eine klare Kultur, nach der sich die dort Beschäftigen aber auch Anrainer und Bewohner orientieren. Als Kultur kann man „die Gesamtheit von Denk- und Handlungsweisen einer Gesellschaft begreifen, die durch Symbole von einer Generation auf die nächste übertragen werden. Sie werden in Wertvorstellungen bewusst und nehmen in Werkzeugen und hergestellten Produkten Gestalt an.“ (Burkart 2002, S. 139, zit. n. Fuchs 1975, S. 382) Um kulturelle Symbole über Generationen zu übertragen, ist Kommunikation ein unerlässlicher Faktor. Die Verbindung von Kultur- und Kommunikationswissenschaft kann zusammenfassend als Cultural Studies bezeichnet werden.

In der Sichtweise der Cultural Studies „ (...) entstehen kulturelle Bedeutungen durch den Kommunikativen (!) Austausch zwischen Menschen. Die Welt, einschließlich der Kultur, ist nicht objektiv gegeben, sondern wird sozial konstruiert. Die Sprache gewinnt ihre Bedeutungen durch ihren sozialen Gebrauch der Interaktionen.“ (Winter 2003, S. 203) Obgleich dieser Ansatz ein konstruktivistischer sein mag, hat er seine Berechtigung und ist vor allem im Hinblick auf die Phänomene im Freihausviertel ein logischer und nachvollziehbarer Ansatz. Winter (ebd., S. 204, zit. n. Williams 1965, S. 55) meint im Zusammenhang mit der Definition von Cultural Studies weiter:

Das Ziel von Kommunikation sei Herausbildung von Gemeinschaft, die Teilhabe an gemeinsamen Tätigkeiten, Zwecken, Werten und Bedeutungen. Kultur selbst sei nicht nur eine ‚ganze Lebensweise’, sondern auch eine schöpferische Tätigkeit. (...) Es geht um alltägliche Veränderungen in Bedeutungen, Einstellungen und Wertorientierungen, um Entfaltung des produktiven und kreativen Potentials der Lebenswelt (...). Cultural Studies untersuchen den Prozess der Entstehung und Hervorbringung von Kultur, die Zirkulation von Bedeutungen und Energien sowie die Mobilitäten und Möglichkeiten im alltäglichen Leben.

Cultural Studies als Kulturwissenschaften müssen in diesem Verständnis in den erweiterten Rahmen der Kommunikationswissenschaften integriert werden. Kultur kann ohne Kommunikation nicht funktionieren (und umgekehrt). Sehr ähnlich verhält es sich mit der Wissenschaft. Winter erläutert nämlich auch (vgl. ebd., S. 203), dass unsere „Welt“ und damit verbunden jeglicher „Kultur-“Begriff soziale Konstrukte sind. Sie sind, mit anderen Worten, durch Kommunikation geprägt worden. Kulturelle Texte wiederum erhalten ihre Bedeutung erst in sozialen und kommunikativen Gemeinschaften. Aus diesen Überlegungen geht nun klar hervor, wie wichtig Cultural Studies sind, wenn man sich mit sozialen Gefügen, Phänomenen und Traditionen einer Gesellschaft auseinandersetzt – wichtig nämlich auch (oder vor allem) aus Sicht der Kommunikationswissenschaft.

Um zu erklären, warum es gewisse (kulturelle) Phänomene im Freihausviertel gibt, ist es daher unerlässlich grundlegende Definitionsansätze und Erkenntnisse der Cultural Studies miteinzubeziehen. Insofern hat diese hier vorliegende wissenschaftliche Arbeit sowohl aus sozialwissenschaftlicher (also ebenso aus kommunikationswissenschaftlicher) Perspektive und damit eben auch aus kulturwissenschaftlicher Sicht durchaus ihre Berechtigung.

2 Historischer Hintergrund

Wer mißt dich aus, du Riesenwerk von Steinen,

Dem Colloseum blutsverwandt?

Du wienerischer Vatikan,

Als Freyhaus jedem Kind bekannt.

Kein Handwerk, keine Kunst ward je erfunden

Die nicht in dir ein Obdach fand.

Man kauft daselbst des Tagszu allen Stunden,

Die Waren aus der ersten Hand.

Selbst ein Theater lag in deinen Hallen,

Zwar nicht wie an der Wien so groß.

Doch gab es Stücke dort, die noch gefallen,

Und zwar mit Menschen, ohne Roß…

Verse des Wiener Volkspoeten Franz Xaver Karl Gewey aus dem Jahre 1812

(vgl. Guide 08/09 Freihausviertel, S.5)

Das Gedicht gibt einen Einblick über die Vielfalt und den Facettenreichtum, der im Freihausviertel schon seit jeher vorzufinden war.

Die Geschichte des Freihausviertels geht bis in das Jahr 1647 zurück, als Conrad Balthasar Graf von Starhemberg diesen Bereich kaufte. Das Gebiet auf dem sich bis dahin landesfürstliche Gärten befanden, erwarb er um 1000 Goldgulden von Kaiser Ferdinand III. und errichtete dort die erste soziale Wohnhausanlage. Bis in das 19. Jahrhundert gab es ebenfalls eine Steuerfreiheit für die Bewohner des Freihausviertels. Die Wohnhausanlage zählte in ihren Höchstzeiten bis zu 3.000 Menschen.

Das Freihausviertel zu dieser Zeit bildete eine eigene Welt mit Handel, Gewerbe, Wirtshäusern, einer Schule, einem Spital und einem Theater. Einer der Theaterdirektoren war Emanuel Schikaneder. Zu seiner Zeit fand dort im Jahre 1791 die Uraufführung von Mozarts Zauberflöte statt.

Die folgenden Abbildungen zeigen die ehemaligen Straßenzüge des Freihausviertels sowie Ansichten des ursprünglichen Viertels.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Straßenzüge Freihausviertel (Plan)

Quelle: vgl. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Freihaus.jpg&filetimestamp=20080703182928 (04.05.12)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: alte Ansicht „Das Freihaus“

Quelle: vgl. http://www.einkaufsstrassen.at/einkaufsgebiete/4-wieden/freihausviertel/ueber-uns/ (04.05.12)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Aufnahme altes Freihausviertel

Quelle: vgl. http://www.einkaufsstrassen.at/einkaufsgebiete/4-wieden/freihausviertel/ueber-uns/ (04.05.12)

Die Straßennamen wie Bärenmühle, Schleifmühlgasse oder Mühlgasse rühren von den einstigen Mühlen des Freihausviertels her. Im Jahre 1856 wurde der Mühlbach jedoch zugeschüttet, was auch das Ende der Mühlen bedeutete. Die Straßennamen zeugen noch von der alten Zeit.

Das heutige Freihausviertel ist dominiert von kultureller Vielfalt. Der Besucher des Viertels stößt auf zahlreiche Restaurants, Bars, Hotels und Ateliers. Auffallend ist der typisch rote britische Doppeldeckerbus vor Johnny’s Pub. Dieser Bus bot während eines Projektes Schulklassen einen besonderen Ort, um ihre Lesefähigkeiten zu erweitern. (vgl. Guide 08/09 Freihausviertel, S.4)

3 Forschungsinteresse

Das Freihausviertel versteht sich selbst als Inbegriff des urbanen Lebens in Wien. Gleichzeitig wird aber viel Wert auf die Verbindung zwischen Traditionellem, Bewährtem und Gemeinschaftlichem gelegt:

In der Soziologie wird Gemeinschaft als Form des Zusammenlebens definiert, „die als bes. (Anm.: besonders) eng vertraut, sich auf unterschiedliche Lebensbereiche (Rollen) beziehend, als ursprünglich und dem Menschen wesensgemäß angesehen wird (...).“ (Gabler Verlag o.J.)

Gemeinschaft in diesem Sinne findet man heute also häufig in der eigenen Familie oder Beziehung (im Sinne einer Lebensgemeinschaft), in der Nachbarschaft und vielleicht noch in kleineren Gemeinden. In den (Groß-)Städten aber verdrängt die zunehmende Industrialisierung und Verstädterung die gemeinschaftlichen Sozialverhältnisse mehr und mehr. Stattdessen herrschen vorwiegend Anonymität und Abstraktheit vor – das Persönliche tritt in den Hintergrund (zit. n. ebd. o.J.). „Die Rückgewinnung gemeinschaftlicher Lebensverhältnisse und Arbeitsformen ist seither Ziel sozialer und politischer Bewegungen.“ (ebd. o.J.)

Bedenkt man diese Trendwende der letzten Jahrzehnte, so sticht eine (Wohn-)Gegend, wie das Freihausviertel besonders hervor. Die Verantwortlichen scheuen keine Mühen, das Gemeinschaftsgefühl der Bewohner in Verbindung mit den dort angestellten Personen (Galeristen, Barbesitzer, Kellner,...etc.) zu stärken – so zumindest der Eindruck, den die Öffentlichkeit gewinnt. Hier kann man also schon von einem Versuch der Rückgewinnung gemeinschaftlicher Lebensverhältnisse und Arbeitsformen, wie in der oben erwähnten Definition von Gemeinschaft, sprechen.

Ein Teil des Forschungsinteresses widmet sich daher der Frage, ob die Verantwortlichen (ins Besondere der Obmann Karl Raab) ihrem Anliegen gerecht werden und tatsächlich eine Art Wir-Gefühl, fernab von jeglicher Anonymität der Großstadt besteht. Die Schwierigkeit liegt darin, die unterschiedlichen Interessen der dort ansässigen und arbeitenden Menschen zu vereinen und Konsens in den Entscheidungsfindungsprozessen zu erlangen. Ob und wie dies funktionieren kann, ist ebenso Teil des Forschungsinteresses dieser Arbeit.

Im Freihausviertel gibt es zudem eine Fülle von Gemeinschaftsprojekten, die ebenfalls dazu beitragen sollen, das Wir-Gefühl zu stärken. Zum einen sind das diverse Aktionen zur Förderung der Kunst und Kultur. Dies ist vor allem für die Galerien vor Ort ein nicht zu vernachlässigender Vorteil. Zum anderen werden immer wieder größere und kleinere Veranstaltungen geplant und umgesetzt, die auch die Bewohner des Viertels miteinbeziehen. Ein Beispiel dafür ist das alljährliche Freihausviertelfest. Besonders interessant wäre hier zu erfahren, wie die Anrainer mit den Gegebenheiten, die sich durch das Fest ergeben, umgehen.

In der Beziehung zwischen politischen Akteuren (i.B. der Bezirksvorstehung), den Interessensvertretungen der Bewohner, den arbeitenden Personen und dem Obmann Karl Raab selbst, kann es aufgrund der jeweils unterschiedlichen (Lebens-)Vorstellungen und Motivationen zu Spannungsverhältnissen kommen. Ein weiterer Teil des Forschungsinteresses soll daher auf das Beziehungsdreieck zwischen dem Obmann, den arbeitenden Personen und den Bewohnern selbst eingehen. Hier steht vor allem die Frage nach den Entscheidungsfindungsprozessen in Verbindung mit einer möglichen hierarchischen Gliederung im Vordergrund.

Ein letzter Punkt des Forschungsinteresses setzt sich mit der Frage nach der Gemeinschaft in Verbindung mit sozialen Regeln und Normen auseinander. Es gilt die Frage zu klären, ob die gesetzten Aktivitäten im Freihausviertel ausreichend sind, dass tatsächlich ein verbindendes Gemeinschaftsgefühl entstehen kann. Ist dies der Fall, müsste es auch sozial konstruierte Vorschriften geben, die das Sozialverhalten betreffen. Diese stehen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses, da sich solche letztlich auch auf den bereits erwähnten „Freihaus-Spirit“ auswirken könnten. Gerade in Bezug auf die Arbeitshaltung und –motivation könnten jene sozialen Normen ebenfalls Einfluss nehmen. Denn letztlich prägen soziale Normen und Verbindlichkeiten das Lebensumfeld und die darin enthaltene (Weiter-)Entwicklung erheblich und haben so wieder rückwirkend Einfluss auf das gesamte Gemeinschaftsleben. Der Versuch, die Metafrage zu klären, wie sich die Arbeit im Freihausviertel gestaltet, könnte auf diesem Weg ebenfalls durchgeführt und abschließend vielleicht sogar beantwortet werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 42 Seiten

Details

Titel
Leben und Arbeiten im Freihausviertel Wien
Untertitel
Eine empirische Untersuchung
Hochschule
Universität Wien
Note
2,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
42
Katalognummer
V266495
ISBN (eBook)
9783656569602
ISBN (Buch)
9783656569558
Dateigröße
979 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
leben, arbeiten, freihausviertel, wien, eine, untersuchung
Arbeit zitieren
Christian Abele (Autor:in), 2011, Leben und Arbeiten im Freihausviertel Wien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266495

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