Euthanasie im Nationalsozialismus und der Standpunkt der evangelischen Kirche


Hausarbeit, 2013

16 Seiten, Note: 1,2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das „Euthanasie“-Programm
2.1.Eugenik und Ideologische Hintergründe
2.2.Ideologisierung des Begriffes „Euthanasie“
2.3.Die „Euthanasie“-Aktionen

3. Die Haltung der evangelischen Kirche zur „Euthanasie“
3.1.Die Position der evangelischen Kirche zur Eugenik
3.2.Die Reaktion der evangelischen Kirche zur „Euthanasie“

4. Schluss

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1930 stieg die NSDAP bei der Reichtagswahl zur zweitstärksten Fraktion im Reichstag empor. Im weiteren Verlauf war es der NSDAP ohne die kirchentreuen Wähler nicht möglich, die Macht in Deutschland zu ergreifen. Es begann, mit Erfolg, ein Vertrauensfeldzug in Richtung der kirchlichen Wähler vonseiten der Nationalsozialisten.[1]

Doch wie hätten diese Wähler gehandelt, hätten Sie bereits zu diesem Zeitpunkt von den späteren „Euthanasie“- Morden der Nationalsozialisten gewusst? Gab es womöglich Theologen, welche die Ermordungen an geistig Kranken und körperlich Behinderten durch die Nationalsozialisten befürworteten, versuchte die evangelische Kirche einer Stellungnahme aus dem Wege zu gehen oder stand die komplette evangelische Kirche gegen die Morde?

Die leitende Fragestellung dieser Arbeit lautet somit, wie sich die evangelische Kirche im Allgemeinen bezüglich der „Euthanasie“-Frage verhielt.

Ziel dieser Arbeit ist es, einen kurzen Überblick über die Ideologie der „Euthanasie“ zu vermitteln, einen Überblick über die „Euthanasie“ im allgemeinen zu verschaffen, sowie den Standpunkt der evangelischen Kirche zu den „Euthanasie“-Morden der Nationalsozialisten darzustellen und zu bewerten.

Die Recherchen zu dieser Hausarbeit ergaben eine zum Teil unterschiedliche Reaktion der beiden Kirchen auf die „Euthanasie“-Morde.[2] Aus diesem Grund, und da sich die katholische Kirche von der evangelischen Kirche signifikant unterscheidet, erscheint eine Differenzierung für eine genauere Betrachtung von Vorteil. Deshalb beschäftigt sich diese Arbeit mit der Reaktion der evangelischen Kirche auf die „Euthanasie“.

Im Folgenden soll diese Arbeit zunächst einen Überblick über die Hintergründe des „Euthanasie“-Programms sowie der Ideologie geben. Weiterhin soll sie einen Überblick über die Durchführung und über das Ausmaß der „Euthanasie“ verschaffen um im zweiten Teil dieser Arbeit die Reaktion und den Standpunkt der evangelischen Kirche näher zu beleuchten.

2. Das “Euthanasie“-Programm

2.1. Eugenik und ideologische Hintergründe

Als bedeutender Punkt ist hier der Sozialdarwinismus, welcher an die Vererbungslehre von Charles Robert Darwin anknüpft, zu nennen. Laut Darwin wird das Genmaterial der Elterngeneration weitergegeben. Die an die Umwelt am besten angepassten Individuen werden hierbei selektiert, was zum Ausschluss weniger angepasster Individuen aus dem Genpool führt.[3] Doch im Gegensatz zu Charles Darwin, welcher nur von Pflanzen sprach[4], wendeten nun die Anhänger des Sozialdarwinismus diese Theorie der natürlichen Auslese der Tier- und Pflanzenwelt auf die Menschen an und deuteten seine Theorie auf das Überleben des Stärksten. Dies führte dann auch zu der Annahme der Rassenkunde beziehungsweise der Rassentheorie, welche aussagte, dass die geistigen beziehungsweise seelischen Qualitäten von verschiedenen Rassen abhängig seien.[5] Weitere Vertreter der Befürwortung der „Euthanasie“ treten vor der Jahrhundertwende auf, unter anderem zum Beispiel der englische Physiologe John B. Haycraft, welcher Infektionskrankheiten und Alkoholschäden als nützliche Auslesefaktoren benannt hat.[6]

Sir Francis Galton, ein britischer Vererbungsforscher,[7] entwickelte und prägte den Begriff „Eugenik“. Mit dem Begriff „Rassenhygiene“ sollte dann die Bezeichnung von „Eugenik“ in Deutschland verständlicher gemacht werden.[8] Infolge dieser Ideologie wurde eine daraufhin abgestimmte Sozialpolitik gefordert, welche „eugenisch“ ausgerichtet sein sollte. Es sollte die Vermehrung von „wertvollem“ Erbgut unterstützt werden. So zum Beispiel, indem Familien, welche in ihrem Erbgut gesund waren, sozial gefördert werden. Kranken- sowie Arbeitslosenversicherung waren so auch abzulehnen, da Armut der „ökonomischen Ausjäte“ diene.[9]

Der große Durchbruch der „Euthanasie“-Ideologie ist dann schließlich 1920 auf 2 Wissenschaftler zurückzuführen. Zum einen auf den Pfarrersohn Alfred E. Hoche und den aus einer Juristenfamilie stammenden Karl Binding.[10] Laut der von ihnen herausgegeben Broschüre „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ befürworteten sie die Sterbehilfe von Todkranken sowie die Tötung von Behinderten.[11]

Auch der Kammergerichtsrat Karl Klee bezeichnet 1920 die Tötungen „Gemeinschädlicher“ und „Wertloser“ als „sozialhygienische Maßnahme“[12]

2.2. Ideologisierung des Begriffes „Euthanasie“

Zunächst soll die Verwendung des Begriffs der „Euthanasie“ geklärt werden. Dieser wurde durch die Nationalsozialisten bewusst umgedeutet. Er stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „schöner Tod“. Demnach hatte der Mensch das Recht auf den Freitod, wenn sein Leben durch Gebrechen oder Alter „lebensunwert“ erschien.[13] Es sollte damit sein Leiden vermindert werden. Die Nationalsozialisten pervertierten nun diesen Begriff und tarnten mit diesem die „Vernichtung unwerten Lebens“.[14] Um die Distanz zu dieser Umdeutung zu verdeutlichen, wird der Begriff „Euthanasie“ in dieser Arbeit ausschließlich in Anführungszeichen verwendet.

[...]


[1] Vgl. Thierfelder, Jörg 1998.

[2] Vgl. Erb- und Rassenpolitik 1997.

[3] Vgl. Darwinismus 1992.

[4] Vgl. Klee, Ernst 1985, S.15.

[5] Vgl. Sozialdarwinismus 1997.

[6] Vgl. Klee, Ernst 1985, S.17.

[7] Vgl. Galton 1992.

[8] Vgl. Medizin, Ideologische Prämissen 1997.

[9] Vgl. Klee, Ernst 1985, S.18.

[10] Vgl. ebd., S.19.

[11] Vgl. Klee, Ernst 1985, S.20 ff.

[12] Vgl. Klee, Ernst 1985, S.25.

[13] Vgl. Euthanasie 1992.

[14] Vgl. Euthanasie 1992.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Euthanasie im Nationalsozialismus und der Standpunkt der evangelischen Kirche
Hochschule
Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit Dresden (FH)
Note
1,2
Autor
Jahr
2013
Seiten
16
Katalognummer
V266335
ISBN (eBook)
9783656563518
ISBN (Buch)
9783656563488
Dateigröße
569 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
euthanasie, nationalsozialismus, standpunkt, kirche
Arbeit zitieren
Stefan Müseler (Autor:in), 2013, Euthanasie im Nationalsozialismus und der Standpunkt der evangelischen Kirche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266335

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