Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit
2. Figurenkonstellation als literarischer Aspekt in BüchnersWoyzeck
3. Handlungs- und produktionsorientierter Unterric
3.1. Definition der jeweiligen Begrif
3.2. Darstellung einer Unterrichtssequenz zuWoyzeckunter Einbeziehung von handlungs- und produktionsorientierten Arbeitsformen
4. Chancen und Grenzen des handlungs- und produktionsorientierten Unterricht
5. Fazit
6. Szenenreihenfolge
7. Literaturverzeichnis
1. Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit
Wie schafft es eine Lehrkraft, der es trotz ihres großen Engagements nicht gelingt, ihren Schülerinnen und Schüler ein literarisches Werk näher zu bringen, da sie wegen des stressigen und langen Schulalltags nicht mehr aufnahmefähig sind? Eine Chance kann ein handlungs- und produktionsgeleiteter Deutschunterricht bieten, der mittels kreativer Prozesse den Lernenden einen Zugang zu einem Roman, einem Gedicht, einer Kurzgeschichte, einem Drama und vielem mehr ermöglichen kann. Die vorliegende Ausarbeitung wird sich mit diesen Arbeitsformen im Literaturunterricht am Beispiel von Georg Büchners Drama Woyzeck beschäftigen, da es sich angesichts seines Fragmentcharakters und der vielschichtigen Figurenkonstellation dazu adäquat anbietet.
Zunächst wird sich auf den letztgenannten literaturwissenschaftlichen Aspekt bezogen. Bei der Figurenkonstellation wird sich auf die Charaktere der Marie, des Tambourmajor, des Doktors, des Hauptmannes und des Woyzecks beschränkt, da sie maßgeblich für den Ausgang des Dramas sind. Im Anschluss wird auf einen handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht eingegangen, indem zunächst die jeweiligen Begriffe definiert und anschließend kurz die Geschichte des Aufkommens der kreativen Prozesse dargestellt werden. Daraufhin wird eine mögliche Unterrichtssequenz dargestellt, wobei die handlungs- und produktionsorientierten Arbeitsweisen angewendet und eingebettet werden, um den zuvor ausgearbeiteten literaturwissenschaftlichen Aspekt herauszuarbeiten und Schülerinnen und Schülern die Personenverhältnisse verständlich werden zu lassen. In diesem Zusammenhang werden zunächst die didaktischen Impulse erläutert, um daraufhin die methodische Umsetzung der zu erstrebenden Ziele darzustellen. Abschließend werden die Chancen und Grenzen des Einsatzes von der handlungs- und produktionsorientierten Methode im Deutschunterricht gegenübergestellt.
2. Figurenkonstellation als literarischer Aspekt in Büchners Woyzeck
Im Folgenden wird auf die Figurenkonstellation Georg Büchners Drama Woyzeck eingegangen.[1] Unter Figurenkonstellation werden die „dynamische(n) Interaktionsstrukturen“[2] zwischen handelnden Personen in einem literarischen Werk verstanden, die sowohl in Kontrast als auch in Korrespondenz zueinander stehen können. Dabei wird deren Zu- oder Abneigung, Verwandtschaft oder Abhängigkeiten beleuchtet, was sich im Laufe eines Werkes ändern kann.[3] Dabei lassen sich drei Aspekte voneinander unterschieden. Als erstes kann die Beziehung zwischen den Figuren des Werkes anhand ihrer Handlung und Interaktion betrachtet werden. Als zweites können Figuren von ihren Eigenschaften und letztlich von ihrer Funktion innerhalb eines Werkes unterschieden werden.[4] Im weiteren Verlauf soll die Figurenkonstellation in Büchners Woyzeck geprüft werden bezüglich ihres Agierens untereinander. Es soll die Rangordnung der Charaktere und ihre Funktionen aufgezeigt werden. Dabei wird sich auf Franz Woyzeck, Marie, den Hauptmann, den Doktor und den Tambourmajor beschränkt, da diese Charaktere maßgeblich für die Handlung des zu untersuchenden Dramas sind. Woyzeck bildet bei dem Zusammenwirken der Figuren den Mittelpunkt, um den sich alle ordnen.[5]
Woyzeck, ein einfacher Soldat, ist partnerschaftlich mit Marie verbunden, die einen unehelichen Jungen zusammen haben. Beide gehören zu den „arme(n) Leut(en)“[6], weswegen Woyzeck für den Hauptmann arbeitet und an dem Experiment des Doktors teilnimmt, um seine Familie zu versorgen. Er gibt Marie jedes Geld, das er verdient (vgl. W 14,21-22). Es zeigt sich, dass Marie finanziell abhängig von Woyzeck ist. Sie ist materialistisch veranlagt, was daran deutlich wird, dass sie ihr Kind rasch zum Schlafen bringen möchte, um ihr Geschenk vom Tambourmajor in einem Teil von einem Spiegel begutachten zu können (vgl. W 13-14). Woyzeck macht alles für seine Familie und ist in gewisser Weise ebenso abhängig von Marie wegen seiner starken Gefühle zu ihr. Marie ist sich ihrer verführerischen Kraft durchaus bewusst (vgl. W 13,38-14,1). Als Woyzeck sie dabei erwischt, wie sie ihre Ohrringe betrachtet, lügt sie ihn an und möchte das Geschenk verschweigen (vgl. W 14,20). Marie scheint es egal zu sein, dass Woyzeck so viel für seine Familie arbeitet, wenn sie sich mit einem anderen Mann einlässt, unter anderem wegen der Geschenke und des Geldes. In dem Moment achtet und anerkennt sie Woyzeck nicht. Zwischen den beiden herrscht kein Vertrauen. Es bildet sich ein Teufelskreis: Woyzeck muss viel arbeiten für seine finanziell schwache Familie, wodurch er wenig Zeit mit ihr verbringen kann und sich die beiden Partner immer weiter voneinander entfernen und entfremden. Obwohl an dieser Situation die soziale Ungerechtigkeit Schuld hat, sehen die beiden die Fehler bei sich selbst und es kommt zur „privaten [Spannung] zwischen Woyzeck und Marie“,[7] die sie nicht aussprechen, sondern umgehen, wie Woyzeck mit den Worten „’s is gut, Marie“ (W 14,16), damit sie nicht streiten. Woyzecks Liebe und Zuneigung zu Marie bleibt im Drama durchgehend bestehen. Auch als er sie mit ihrem Geliebten beim Tanzen sieht, findet er sie immer noch „heiß“ (W 20,5). Schließlich bringt Woyzeck sie wegen seiner zunehmenden Eifersucht um (vgl. W 25, 11-18). Würde Woyzeck Marie nicht lieben, wäre er nicht eifersüchtig. Jedoch ändert sich sein Bild über sie. Anfangs sieht er Marie noch als seine „Frau“ (W 9,40) an und hält viel von ihr. Als er den Anspielungen des Hauptmanns und des Doktors über einen Betrug Maries nachgeht und mit ihr darüber redet, nennt er sie „Weib“ (W 18,21), was angesichts der damaligen Zeit zwar keine Beleidigung darstellt, aber sehr wohl zeigt, dass Woyzeck Marie mit anderen Augen sieht. Kurz vor dem Mord ist Marie für ihn eine Hure (vgl. W 25,2), wie sie auch andere und schließlich sie selbst sehen (Vgl. W 7,4-7). Er sieht sie nicht mehr als die Freundin an, die er einst kannte. Sie ist für ihn gesellschaftlich ausgegrenzt wegen ihres unmoralischen Handels, woraufhin er den Entschluss fassen kann, sie zu töten. Marie zeigt sich einerseits besorgt um ihren Freund, als er „so verstört“ (W 7,27) aussieht, aber andererseits betrügt sie ihn. Jedoch bereut sie ihre Affäre (vgl. W 14,24-26), was aufzeigt, dass ihr doch etwas an Woyzeck liegt, sie ihn liebt und schätzt. Allerdings lügt sie Woyzeck an, als er sie auf Betrug anspricht (vgl. W 17-18). Anhand dessen kann entweder ausgesagt werden, dass sie so agiert, um ihn nicht zu verletzen und weiterhin die Beziehung mit ihm zu führen oder dass sie ihn nicht achtet und anerkennt. Marie ist sich ihrer Treulosigkeit und verwerflichen Handlung bewusst und fühlt Reue und Scham und vergleicht sich mit Maria Magdalena (vgl. W 22,21-26). Das bedeutet, dass sie trotzdem Gefühle für Woyzeck hat und um die gesellschaftlichen Normen und Werte weiß. Die Anziehungskraft zum Tambourmajor und die materielle Gier scheinen jedoch stärker zu sein als die Liebe zu Woyzeck, wodurch ihre Liebe zum Ende hin schwächer wird als zu Beginn. Die Beziehung zwischen Marie und dem Tambourmajor ist hingegen linear zu betrachten. Beide finden sich sowohl am Anfang als auch zum Schluss hin gegenseitig sexuell anziehend (vgl. W 6,33; 10,36-37). Marie und der Tambourmajor zeigen manche Korrespondenzen auf, wie die äußerliche Anziehungskraft auf andere Menschen. Wie Marie wird der Tambourmajor als attraktiv beschrieben, „wie ein Löw“ (W 6,33). Er sieht sich selbst ebenfalls als schön an (vgl. W 20,34). Die sexuelle Zuneigung beider führt zu einer Affäre von Seiten Maries (vgl. W 12,17), die sie in der Öffentlichkeit nicht verheimlichen, da sie in einem Wirtshaus lasziv miteinander tanzen (vgl. W 19,34-35). Die Anziehungskraft zwischen ihr und dem Tambourmajor liegt zudem daran, dass er mehr verdient als Woyzeck und Marie finanziell viel bieten und ihr Geschenke machen kann (vgl. W 13,28). Da Marie finanziell schlecht steht, bietet der Tambourmajor für sie eine Möglichkeit der Flucht aus der Armut, die sie mit Woyzeck als armer Soldat nicht begehen kann. Jedoch steht er im militärischen Rang nicht sehr viel höher als Woyzeck.[8] Dies versucht er aufgrund von seinem Aussehen und Auftreten zu kompensieren. Der Tambourmajor wird im Drama rein auf sein Äußerliches reduziert. Auf seine charakterlichen Eigenschaften wird nicht genauer eingegangen. Marie findet Woyzeck eher „vergeistert“ (W 7,37) und verrückt, als attraktiv und anziehend. Durch das Experiment erscheint Woyzeck dürr und mit dünnen wenigem Haar (vgl. W 13,13-24). Nicht nur in seinem Äußeren, sondern auch körperlich ist Woyzeck dem Tambourmajor somit unterlegen, sodass Woyzeck beim Kampf der beiden als Verlierer herausgeht (vgl. W 21,5-6). Hier zeigt sich, dass unter den einzelnen gesellschaftlichen Schichten ebenso eine hierarchische soziale Ordnung herrscht, in der Woyzeck unten anzuordnen ist. Die Menschen, die einer Schicht angehören, helfen sich nicht untereinander, sondern wollen die „Unterdrückung, die man erfährt, weitergeben“,[9] um selbst zu überleben.[10] Innerlich scheint der Tambourmajor schwach zu sein. Er flüchtet sich in den Alkohol, denn er „wollt die Welt wär Schnaps“ (W 21,1) und er vergreift sich an körperlich Unterlegenden, was beides nicht von Stärke zeugt. Er versucht sich mit Gewalt über andere zu profilieren. Der Tambourmajor zeigt sich nach außen hin im Gegensatz zu Woyzeck selbstbewusst und so als wäre er mit seinem Leben zufrieden (vgl. W 16,22; 21,1). Der Tambourmajor tritt demnach als Gegenspieler Woyzecks auf, der unterschiedlicher nicht sein kann. Woyzeck ist sich bewusst, dass er gesellschaftlich betrachtet ebenso unter dem Hauptmann steht und von ihm und seinem Lohn abhängig ist, wodurch ein „feudalistisches Abhängigkeitsverhältnis“[11] zwischen ihnen besteht. Aus diesem Grund traut er sich nicht, dem Hauptmann zu widersprechen, obwohl er offensichtlich etwas Falsches sagt, woraufhin Woyzeck als „ganz abscheulich dumm“ (W 4,33) betitelt wird und sich nicht dagegen wehrt (vgl. W 4,30-32). Die hierarchische Stellung des Woyzecks wird durch den anfangs reduzierten Redeanteil deutlich (vgl. W 4). Vom Hauptmann wird Woyzeck lediglich auf das „Jawohl“ (W 4,11)-Sagen reduziert, was zwischen einem Hauptmann und einem Soldaten so üblich ist. In der ersten Szene „Zimmer“ (W 4-5) redet er aber immer mehr mit dem Hauptmann über seine Sorgen und Nöte, dass eine gewisse Vertrautheit voraussetzt. Die Redeanteile des Woyzecks werden gegenüber seinem Vorgesetzten höher. Dadurch nähert sich Woyzeck zwischenmenschlich gesehen dem Hauptmann an, obwohl dieser immer noch mehr sagt als Woyzeck, wodurch sich die gesellschaftliche Hierarchie zwischen den beiden nicht ändert. Der Hauptmann gibt ihm sogar Ratschläge, wie er sich besser verhalten soll, indem er nicht so viel nachdenken soll (vgl. W 5,31). In dieser Situation hat der Hauptmann Woyzeck in der Hand, da er Woyzeck beleidigt wie er möchte und ihn doch wieder als einen „gute(n) Mensch(en)“ (W 5,30) bezeichnet. Er verwirrt Woyzeck mit seinen emotionalen Veränderungen mehrfach in dem Drama, die sich in seiner Sprache widerspiegeln, die von Beschuldigungen, selbstmitleidigen Äußerungen bis zu positiven Aussagen reichen (vgl. W 4,33; 4,20; 5,30). Hier zeigt sich die Unterwerfung Woyzecks, die vom Hauptmann auf die Probe gestellt wird (vgl. W 4,27-29). Nach der Meinung des Hauptmanns ist Woyzeck kein moralisch guter Mensch, da er „immer so verhetzt“ (W 4,22) aussieht, was er jedoch später widerruft. An dieser Stelle wird deutlich, dass der Hauptmann seine „sozial bedingten Ängste […] auf Woyzeck projiziert“[12], da er das Verhalten und Aussehen Woyzecks auf Sittlichkeit hin analysiert. Denn nach seiner Ansicht ist Woyzeck nur verhetzt wegen seiner Selbstanschul-digungen, die er sich macht, da er denkt unmoralisch zu handeln.[13] Für Woyzeck kann jemand nur sittlich agieren, wenn er in der Gesellschaft hoch steht und wohlhabend ist. So sieht auch er sich selbst als unmoralischen Menschen an, der auch von Gott seines Erachtens nicht geschätzt wird (vgl. W 5,8-29). Woyzeck ist ebenso abhängig von seinem anderen Arbeitgeber dem Doktor, was daran deutlich wird, dass er noch nicht mal urinieren darf, wann er möchte (vgl. W 8,5-7). Jedoch ist der Doktor gleichzeitig auch abhängig von Woyzeck, da durch ihn und sein Handeln sein Experiment gelingen oder fehlschlagen kann. Dies versucht der Doktor mit einem widerspruchsfreien „schriftlich(en) […] Akkord“ (W 8,29) zu beschließen, den Woyzeck freiwillig unterschrieben hat und dadurch mit dem Doktor in ein „Lohnverhältnis“[14] getreten ist. Beide sind demnach vertraglich miteinander verbunden, wodurch Woyzeck vollkommen in der Hand des Doktors liegt. Woyzeck bricht allerdings diese Verbindung, indem er trotz des Verbots uriniert. Der Doktor demütigt Woyzeck durch sein Experiment, weil er damit die Nähe zwischen Menschen und Tieren aufzeigen will. Woyzeck wird von dem Doktor wie ein wissenschaftliches Objekt vorgeführt und nicht wie ein ernstzunehmender Mensch behandelt (vgl. W 12,24-13,24). Dadurch wird Woyzeck für ihn zu einem interessanten Objekt. Der Doktor interessiert sich nur für Woyzeck und sein Befinden, wenn es etwas mit seinem Experiment zu tun hat. Für ihn zählt allein die Wissenschaft und keine zwischenmenschliche Beziehungen (vgl. W 8,12). Mit dem Hauptmann pflegt der Doktor ebenso keine gute Beziehung, sondern nennt ihn „Herr Exerzierzagel“ (W 14,32) und macht sich über ihn und seine Angst über eine Krankheit lustig (vgl. W 15,16-25). Die Abneigung beruht auf Gegenseitigkeit, da der Hauptmann ihn ebenfalls mit den Worten „Herr(n) Sargnagel“ (W 14,31) nicht zu schätzen scheint. Dagegen sind sie sich über Woyzeck einig, dass er kein richtiger Mann ist und beide sticheln ihn an, dass Marie ihn betrügt. Hier interessiert sich der Doktor wiederum nur für Woyzecks physischen und nicht psychischen Zustand. Der Hauptmann dagegen zeigt sich eher schadenfroh (vgl. W 16-17). Ebenso wie Woyzeck sieht der Hauptmann den Doktor als unmoralisch Handelnden an aufgrund seiner Gangart. Denn „ein guter Mensch, der ein gutes Gewissen hat, geht nicht so schnell“ (W 15,1-2). Sich selbst sieht er jedoch als einen „gute(n) Mensch(en)“ (W 15, 29) an. Im Gegensatz zum Hauptmann arbeitet der Doktor emsig und nutzt jede Zeit sinnvoll aus. Diese Tatsache repräsentiert den Klassenunterschied zwischen den beiden, der einerseits aus einer „müßiggehende(n) Klasse“[15] und andererseits aus einer „produktive(n) Klasse“[16] besteht. Daran zeigt sich. dass sowohl der Hauptmann als auch der Doktor einen bestimmten gesellschaftlichen Typen in dem Drama vertreten, von dem später noch zu hören sein wird.[17] Der Hauptmann und der Doktor unterscheiden sich in dem Verhältnis zu Woyzeck voneinander, da sie verschiedene Abhängigkeiten und Verhältnisse miteinander verbindet, wie zuvor aufgezeigt. Das Verhältnis zwischen seinen Vorgesetzten und Woyzeck ist während des Dramas gleich bleibend. Beide haben wegen seiner finanziellen Not über Woyzeck eine gewisse Macht, haben ihn in der Hand und sehen ihn nicht als vollwertige Persönlichkeit an. Von ihnen kann Woyzeck keine Hilfe erlangen. Das Verhalten des Hauptmanns und des Doktors ist hingegen voneinander zu unterschieden. Der Hauptmann zeigt sich melancholisch und in seinen Aussagen und Handeln äußerst wechselhaft, was sich auch in den Regieanweisungen widerspiegelt, da er einmal „pfiffig“ (W 4,29), dann wieder „gerührt“ (W 4,33) und schließlich „mit Würde“ (W 4,34) reagiert. Er zeigt sich im Gegensatz zum Doktor ängstlich und weinerlich (vgl. W 15,12-30). Der Doktor dagegen erscheint als eine starke Persönlichkeit, die sich von anderen Menschen nicht beirren lässt. Denn er geht weiter, obwohl der Hauptmann ihn versucht aufzuhalten. Zudem zeigt er sich sarkastisch und intelligent (vgl. W 15,16-25). Ebenso finden sich Unterschiede zwischen den beiden Figuren hinsichtlich ihrer Sprache. Der Hauptmann wiederholt sich oft (vgl. W 4,32) und redet in Tautologien (vgl. W 5,14-15), wodurch vieles was er sagt keinen Wert und Bestand erhält. Der Doktor benutzt im Gegensatz dazu wissenschaftliche Begriffe (vgl. W 8,14), das wiederum seinen Intellekt und seine Fixiertheit auf die Wissenschaft verdeutlicht. Da der Hauptmann und der Doktor nur in der Szene „Straße“ (W 14-17) aufeinandertreffen, lässt sich in ihrem Verhältnis zueinander keine Entwicklung erkennen.
[...]
[1] Das Werk Woyzeck von Georg Büchner ist erstmalig 1879 erschienen. Es handelt sich um ein Dramenfragment, da der Autor es ein Jahr vor seinem Tod im Jahre 1836 verfasste. Das soziale Drama besteht mit seiner offenen Form aus einer losen Reihenfolge von Szenen, welche sekundär angelegt sind (vgl. Hoorn: Woyzeck).
[2] Pfister: Das Drama, S. 232.
[3] Vgl. ebd..
[4] Vgl. Eder: Figurenkonstellation, S. 239.
[5] Vgl. Meier: Woyzeck, S. 34.
[6] Vgl. Büchner: Woyzeck, S. 5, Z. 8. Im weiteren Verlauf mit Sigle W Seiten-, Zeilenangabe angegeben.
[7] Meier: Woyzeck, S. 38.
[8] Vgl. ebd., S. 40.
[9] Ebd., S. 41.
[10] Vgl. ebd..
[11] Ebd., S. 56.
[12] Ebd., S. 44.
[13] Vgl. ebd..
[14] Ebd..
[15] Ebd., S. 52.
[16] Ebd..
[17] Vgl. ebd..
- Arbeit zitieren
- Elisabeth Esch (Autor:in), 2013, Handlungs- und produktionsorientierter Unterricht am Beispiel von Georg Büchners Woyzeck, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266093
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