Zur Bedeutung der Salutogenese im Gesundheitskonzept von A. Antonovsky


Hausarbeit, 2012

27 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Einleitung

1 Gesundheitsverständnis
1.1 Pathogenetische Sichtweise
1.2 Salutogenese-Antonovskys Hauptwerk
1.3 Generalisierte Widerstandsressourcen-/defizite

2 Das Kohärenzgefühl
2.1 Beziehungen zwischen den drei Komponenten
2.2 Wirkungsweisen des Kohärenzgefühls
2.3 Entwicklung des Kohärenzgefühls
2.4 Kohärenzgefühl - Gesundheit - Krankheit

3 Stärken und Schwächen des Modells

4 Zusammenfassung

5 Quellenverzeichnis

6 Anlagen

6.1 Fragebogen zur Lebensorientierung

6.2 Kodifizierung der Items

6.3 Auswertungsschema

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Dynamischer wechselseitiger Zusammenhang der SOC Komponenten nach Antonovsky

Tabelle 2: Hierarchische Anordnung der SOC-Komponenten

Abbildverzeichnis

Abbild 1: Salutogenetisches Modell nach Hurrelmann (2000)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einleitung

Meiner Meinung nach ist die Gesundheit das höchste Gut was wir besitzen. Seit Menschengedenken, stellen sie sich die Frage: „Warum werden wir krank“? Sind es wirklich „nur“ die pathologischen Faktoren wie Viren, Bakterien, genetische Vorbelastungen und Noxen aus unserer Umwelt die unser Gefühl und Zustand von Gesundheit rauben? Was steckt wirklich dahinter? Die Vorliegende Interpretation des Modells der Salutogenese von A. Antonovsky ist daher nur zu verstehen, wenn man nicht nur den geschichtlichen Hintergrund der Gesundheitsversorgung der letzten Jahrzehnte, das Verständnis bzw. den Zusammenhang von Gesundheit und Krankheit, sondern auch die prägenden Forschungsarbeiten von Antonovsky betrachtet. In der folgenden Arbeit liegt das Hauptaugenmerk auf die historische Entstehung/Entwicklung /Veränderung des Kohärenzgefühls sowie dessen Wirkungsweise. Abschließend werden die Stärken und Schwächen des Modells erörtert. In Anbetracht des sehr umfangreichem Themas und der begrenzten Seitenanzahl beschränke ich mich auf die wichtigsten und prägendsten Einflüsse für das Modell Antonovskys: Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit.

1 Gesundheitsverständnis

Gesundheit wurde seit Menschengedenken stets individuell definiert. „ Eine allgemein gültige, anerkannte 'wissenschaftliche Definition von Gesundheit gibt es nicht “ (Waller 2006:9). Lange Zeit wurde Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit bezeichnet. Diese dichotome Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit führte zu einem Gesundheitsverständnis das - Gesundheit als Idealzustand mit völligem Wohlbefinden ohnejede körperliche,psychische und soziale Störung.

- Gesundheit alspersönliche Stärke, die auf körperlichen undpsychischen Eigenschaften beruht
- Gesundheit als Leistungsfähigkeit der Erfüllung von gesellschaftlichen Anforderungen
- Gesundheit als Gebrauchsgut, das hergestellt und,eingekauft’ werden kann.“(vgl. Hurrelmann / Franzkowiak in: BZgA (Hrsg.) 2004:52).

Eine wohl der bekanntesten und weitestgehend akzeptierte Definition von Gesundheit brachte die WHO (1948): „Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als das Freisein von Krankheit und gebrechen“ (vgl. http://www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Einrichtungen/Zentrale %20Institute/IWT/FWG/Gesundheitszirkel/Gesundheit.html, Zugriff: 12.07.2012, 11:16 MEZ.) Diese altejedoch inhaltlich moderne Definition von Gesundheit beherbergt eine ganzheitliche Sichtweise. Kritiker schreiben ihr einen utopischen Charakter zu, da „vollkommende“ Gesundheit wohl bei niemandem vorhanden sei. „Zustand“ verleiht ihr einen statistischen Charakter (man ist gesund, oder nicht)um einen weiteren Kritikpunkt zu nennen. Antonovsky muss Gesundheit als etwas Dynamisches verstanden haben, was immer neu entsteht im Verhältnis von Risiken und Ressourcen (vgl. Waller 2006:10).

1.1 Pathogenetische Sichtweise

Nach Faltermeier (1994), entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss naturwissenschaftlichen Denkens ein Krankheitsverständnis, das als Biomedizinisches Modell bezeichnet wird. Diese Sichtweise führte zu dem Vergleich des menschlichen Körpers mit einer Maschine. Körperliche Gebrechen (Schmerzen, Verletzungen) sowie psychische Auffälligkeiten wurden durch organische Veränderung erklärt für welche es eine begrenzte Ursache gibt (Viren, Bakterien).Folglich liegt das Hauptaugenmerk auf das Erkennen der Symptomatik (Diagnostik) und deren Beseitigung (Therapie). Daraus resultierend, ob eine Person krank oder gesund ist, hängt mit dem körperlichen Gebrechen zusammen. Der Mensch wird in seiner Bedeutung auf ein Objekt der Behandlung reduziert. Im biomedizinischen Modell konzentriert man sich auf die Ursache und Entdeckung körperlichen Gebrechen und deren Behandlung (vgl. Faltermeier: 1994 In: BZgA (Hrsg.) 2001:16f).

Die pathogenetische Sichtweise, die Entstehung von Krankheit, ist maßgeblich von der biomedizinischen Sichtweise aus dem 19. Jahrhundert geprägt. Das heutige Verständnis von Gesundheit und Krankheit basiert auf folgenden Annahmen:

„-jede Krankheit zeichnet sich durch eine bestimmte genetische, biochemische und /oder mechanische Grundschädigung aus,
-jede Erkrankung besitzt spezifische Ursachen,
- Krankheiten haben typische Merkmale / Symptome und können nur durch wissenschaftlich geschultes Personal (d.h, vorwiegend durch medizinische Fachkräfte)erkannt werden,
- Krankheiten haben beschreibbare und vorhersagbare Verläufe und verschlimmern sich in aller Regel ohne medizinische Überwachung und Intervention.“ (Franzkowiak in: BZgA (Hrsg.) 2004: 24f).

In der Gesundheitspsychologie wird der Zusammenhang von Gesundheit und Geist hervorgehoben. Ihr Augenmerk liegt darin, in wie weit psychische Faktoren einen Einfluss auf die Gesundheit haben (vgl. Zimbardo / Gerrig 2004: 581). Aufgrund dieser Ansicht schlug in den 70er Jahre der amerikanische Sozialwissenschaftler Engel ein biopsychologisches Modell vor, das die individuellen Lebenszusammenhänge und die herrschenden Gesundheitsversorgungssysteme mit einbezieht. Zusammenfassend sind biopsychischen- und biomedizinischen Modelle auf die Entstehung von Krankheit fixiert (vgl. Faltermeier 2005:49).

1.2 Salutogenese-Antonovskys Hauptwerk

Der Begriff Salutogenese (aus: salus (= Heil, Gesundheit) und genese (=Entstehung)) bedeutet so viel wie Gesundheitsentstehung oder der Ursprung der Gesundheit. Antonovsky kritisiert eine rein pathogenetische Betrachtungsweise und stellt ihr eine salutogenetische Betrachtungsweise gegenüber. Antonovsky versteht die Salutogenese als Widerspruch der Pathogenese. Dieses Konzept basiert auf seine beiden Hauptwerke: ,, Health, stress and coping: New perspectives on mental and physical well-beeing“ (1979) und „Unraveling the mystery of health. How people manage stress and stay well” (1987, beide San Francisco, Jossey-Bass), welche von Alexa Frank mit dem Titel: „Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit“. Deutsche erweiterte Herausgabe. Tübingen: dgvtVerlag 1997 erschienen ist.

Der Medizinsoziologe Antonovsky (1923-1994) führte in den 70er Jahren eine Untersuchung an Frauen (Geburtsgänge 1914-1923) über die Auswirkung der Menopause durch. Diese Frauen waren teilweise in Konzentrationslagern untergebracht. Antonovsky viel auf, dass 29% der inhaftierten Frauen sich trotz extremen Stressoren in einem seelisch guten Zustand befanden. Dies brachte Antonovsky zu der Fragestellung: „ Warum befinden sich Menschen auf der positiven Seite des Gesundheits-Krankheits-Kontinuums oder warum bewegen sie sich aufdenpositiven Pol zu, unabhängig von ihrer aktuellen Position ?“ (Antonovsky 1997, S.15) „ Damit istgemeint, dass es keine klare Grenzlinie zwischen Gesundheit und Krankheit gibt, sondern dass vielmehr von einem Kontinuum mit beiden Endpunkten Gesundheit und Krankheit auszugehen ist“(Waller 2006:20). Nach Antonovsky sind Stressoren im Leben einesjeden Menschen omnipräsent. Abgesehen von Stressoren, die den Organismus direkt zerstören (z.B. Viren, Bakterien, Krieg, Hunger, etc.), kann man nicht hervorsehen, wie sich die individuelle Gesundheit entwickelt. Dies ist, nach Antonovsky, die salutogenetische Orientierung. (vgl. Antonovsky 1997:15)

1.3 Generalisierte Widerstandressourcen-/defizite

Da Antonovsky sich nicht für die Untersuchung von Krankheiten interessierte, formulierte er als vorläufige Antwort auf die Frage das Konzept der generalisierten Widerstandsressourcen: Soziale Unterstützung, Ich-Stärke, monetäre Faktoren, kulturelle Stabilität, Intelligenz, u.a. die als Widerstandsressourcen die Widerstandsfähigkeit einer Person bei stressreichen Belastungen erhöhen. Die GGR (generalisierte Widerstandsressourcen) prägen nicht nur die kontinuierliche, kohärente Lebenserfahrung sondern wirken auch als Potential zur Bewältigung eines Spannungszustandes (vgl. Antonovsky 1997:16). „Die Antwort,., aufdie salutogenetische Frage,., war das Konzept des Kohärenzgefühls (SOC). Das allen generalisierten Widerstandsressourcen Gemeinsame,.. ist, daß (sic!) sie es leichter machen, den zahllosen Stressoren, von denen wirfortwährend bombardiert werden, einen Sinn zu geben“(.Antonovsky 1997:16). Somit schafft eine GRR die Lebenserfahrung die durch eine Balance zwischen Überlastung und Unterforderung charakterisiert ist und dadurch ein starkes SOC verursacht oder verstärkt. Jedoch schaffen nicht nur die GRR Lebenserfahrung(en), sondern auch generalisierte Widerstands-defizite, (GRD) die in einer kontinuierlichen Dimension mit den GRR zu sehen sind. Führt also ein Reiz zu einem stärkeren Kohärenzgefühl, spricht man von einer Widerstandsressource. Schwächt es das Kohärenzgefühl, spricht man von einem Widerstandsdefizit(ebenda 1997: 43f). „Zusammengefasstkann ein Stressorsomit als Merkmal definiert werden, das Entropie (griech.: Umwandlung, Wende) in das System bringt, das heißt eine Lebenserfahrung, die durch Inkonsistenz, Unter­oder Überforderung und fehlende Teilhabe an Entscheidungsprozessen charakterisiert ist “ (Antonovsky 1997:44).

2 Das Kohärenzgefühl

Ich möchte die folgende Beschreibung des Kohärenzgefühls mit einem Zitat Antonovskys einleiten: „ ...meinefundamentalephilosophischeAnnahme ist, daß (sic!) wir uns alle in einem gefährlichen Fluß (sic!) des Lebens befinden und niemalssicheram Ufer stehen. (Antonovsky 1997:92).

Was will uns diese Metapher sagen? Zunächst einmal wird der Fluss mit dem Leben verglichen in dem wir alle „schwimmen“. Dieser Fluss des Lebens kann mehr oder weniger gefährlich sein. Die individuelle Eigenschaft „zu schwimmen“ entspricht einer individuellen Persönlichkeitseigenschaft. Des Weiteren ist eine völlige „Gesundheit“ nicht möglich, da der Mensch sich immer zwischen zwei Polen (hier zwischen Gesundheit-Krankheit) bewegt (vgl. Lorenz 2005:20). Die vorhandenen Widerstandsressourcen (siehe Kapitel 1.3) werden aktiviert, um Lebensveränderte Umstände (in diesem Fall nicht zu ertrinken) aufzufangen und zu kompensieren. Diese Ressourcen, welche laut Antonovsky zwischen dem 20. Und 30. Lebensjahr ausgeprägt sind, bestehen aus persönlichen Erfahrungen, sowie kulturellen und familiären Sozialisationsprozessen u.a. . Nach diesem Verständnis sind Menschen in der Lage vorhandene Ressourcen zur Erhaltung ihrer Gesundheit gezielt einzusetzen. Die erfolgreiche Bewältigung von Anforderungen ist abhängig von der Ausprägung des Kohärenzgefühls(„sense of coherence“ SOC). Das SOC wird von den allgemeinen Widerstandsressourcen gebildet (vgl. Faltermaier In: Röhrle 1999:40f).

Eine Definition für das Kohärenzgefühl nach Antonovsky besagt: „ Das SOC (Kohärenzgefühl) ist eine globale Orientierung, die ausdrückt, in welchem Ausmaß, am ein durchdringendes, andauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauen hat, daß (sic!) die Stimuli, die sich im Verlaufdes Lebens aus der inneren und äußeren Umgebung ergeben, strukturiert, vorhersehbar und erklärbar sind;

- einem die Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Anforderungen, die diese Stimuli stellen, zu begegnen;

- diese Anforderungen Herausforderungen sind, die Anstrengung und Engagement lohnen “ (Antonovsky 1997:36).

Das Kohärenzgefühl besteht demnach aus drei Hauptkategorien:

- Verstehbarkeit (sense of comprehensibility):das Ausmaß, in welchem man interne und externe Stimuli als kognitiv sinnhaft wahrnimmt, als geordnete, konsistente, strukturierte und klare Information und nicht als Rauschen-chaotisch, ungeordnet, willkürlich, zufälligundunerklärliche“ (Antonovsky 1997:34)

Das bedeutet, dass ein Mensch mit hoher Verstehbarkeit auf zukünftige (negative) Stimuli, eingeordnet, vorhersagbar und erklärbar reagieren kann.

- Handhabbarkeit (sense of managability): „Ausmaß, in dem man wahrnimmt, daß (sic!) man geeignete Ressourcen zur Verfügung hat um den Anforderungen zu begegnen, die von den Stimuli, mit denen man konfrontiert wird, ausgehen“ (Antonovsky 1997:35).Nach Antonovsky unterscheidet er demnach zwischen eigenen Ressourcen und externe Ressourcen (jene die durch andere, z.B. Ehepartner, Freunde, Gott, Arzt, u.a. legitimiert und kontrolliert werden) (vgl. ebenda 1997:35).

Bedeutsamkeit (sense of meaningfulness): „.das Ausmaß, in dem man das Leben emotional als sinnvoll empfindet: daß (sic!) wenigstens einige der vom Leben gestellten Probleme und Anforderungen es wert sind, daß (sic!) man Energie in sie investiert, daß (sic!) man sichfür sie einsetzt und sich ihnen verpflichtet, daß (sic!) sie eher willkommene Herausforderungen sind als Lasten, die man gerne los wäre“ (Antonovsky 1997:35f)

Antonovsky beschreibt die Bedeutsamkeit als emotionales Element die maßgeblich für die Stärke des Kohärenzgefühls angesehen wird.

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Zur Bedeutung der Salutogenese im Gesundheitskonzept von A. Antonovsky
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
27
Katalognummer
V265991
ISBN (eBook)
9783656557883
ISBN (Buch)
9783656557876
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Salutogenese
Arbeit zitieren
Paul Freitag (Autor:in), 2012, Zur Bedeutung der Salutogenese im Gesundheitskonzept von A. Antonovsky, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265991

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