Das Verständnis professioneller Beratung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

16 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Beratungsbegriff und seine Definition

3 Abgrenzung der professionellen Beratung von Therapie und Alltagsberatung
3.1 Beratung als professionelle Verständigung
3.2 Abgrenzung zur Therapie
3.3 Abgrenzung zur Alltagsberatung

4 Besonderheiten einer professionellen Beratung
4.1 Ressourcenorientierung und Wertschätzung
4.2 Selbstreflexion und Aufrechterhalten von "Distanz"
4.3 Weitere Besonderheiten einer professionellen Beratung

5 Fazit

Literatur- und Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Spätestens seit dem „Beratungsboom” (König & Volmer, 1996, S. 121) der 70er Jahre ist eine zunehmende Professionalisierung des Bereiches Beratung nicht mehr zu übersehen.

Heute wird Beratung in nahezu allen Bereichen menschlichen Lebens angeboten und offenbar auch nachgefragt. Das große Beratungsangebot deutet darauf hin, dass sich Beratung als eine „zentrale Interaktionsform der Gegenwart” (König & Volmer, 1996, S. 121) etabliert hat. Als Hintergrund für die Ausweitung von Beratung nennen König und Volmer (1996) die starke Differenzierung und Komplexität moderner Lebenszusammenhänge. Einzelnen und Gruppen fällt es immer schwerer, Situationen zu durchschauen. Beratung wird als Unterstützung und zusätzliche Sicherung in Anspruch genommen, wenn Entscheidungsprozesse als zu komplex wahrgenommen werden. Das bedeutet, die professionelle Beratung gewinnt an Bedeutung, wo hohe Anforderungen an den einzelnen Menschen gestellt werden. Die Bedeutsamkeit der professionellen und gezielten Beratung steigt, wo alltägliche Beratungsressourcen fehlen oder überfordert sind.

Doch was ist professionelle Beratung und wie sollte sie in der Praxis aussehen? Wie lässt sie sich von der Therapie und der herkömmlichen Alltagberatung abgrenzen, wodurch unterscheidet sie sich? Und durch welche Besonderheiten zeichnet sich eine professionelle Beratung aus?

Um diese Fragen zu beantworten wurde diese Arbeit in drei thematische Teile gegliedert. Der erste Teil befasst sich mit dem Beratungsbegriff, dessen allgemeinen Verständnis und Definition (2). Im darauf folgenden Teil geht es um die inhaltliche Bestimmung von professioneller Beratung und dessen Abgrenzung von der Therapie und der Alltagsberatung (3). Der dritte Teil setzt sich mit besonderen Dispositionen professioneller Beratung auseinander (4). Das Fazit wird mit den gewonnenen Erkenntnissen diese Arbeit abschließen (5).

Dank beständiger Entfachung der Diskussion rund um das strittige Thema der Beratung, welche nun schon bis in die Gegenwart andauert, gibt es genug und sehr umfassendes Material in Form von Büchern, Zeitschriften und Online-Beiträgen.

Leider liegt bis heute noch keine entfaltete Theorie oder übereinstimmendes Konzept in der Praxis über professionelle Beratung vor, jedoch gibt es theoretisch eine Menge sinnvolle und für die Praxis durchaus nützliche Vorschläge und Ideen.

2 Der Beratungsbegriff und seine Definition

Die Interpretation des Begriffs der Beratung im Alltag reicht vom unverbindlichen Informationserteilen, Ratschläge geben bis hin zur Überwachung, Überredung und Überrumpelung in bestimmten schwierigen Situationen.

Als Beratung wird im Allgemeinen die Interaktion zwischen Individuen bezeichnet, in der der ratsuchenden Person Unterstützung zur Lösung ihres Problems angeboten wird. Beratung ist zunächst eine Interaktion zwischen zumindest zwei Beteiligten, bei der die beratende(n) Person(en) die Ratsuchende(n), mit Einsatz von kommunikativen Mitteln, dabei unterstützen, in Bezug auf eine bestimmte Frage oder ein bestimmtes Problem mehr Wissen, Orientierung oder Lösungskompetenz zu gewinnen. Die Interaktion richtet sich auf kognitive, emotionale und praktische Problemlösung und -bewältigung von Klienten oder Klientensystemen (Einzelpersonen oder Gruppen) sowohl in lebenspraktischen Fragen als auch in psychosozialen Krisen und Konflikten. Beratung kann präventive, kurative und rehabilitative Aufgaben erfüllen, also „bei aktuell bestehenden Schwierigkeiten in Anspruch genommen oder in Bezug auf den Umgang mit Folgen von Beeinträchtigungen nachgesucht oder angeboten werden.“ (Sickendieck, Engel & Nestmann, 1999, S. 13).

Beratung kann häufig nicht die Lebensschwierigkeiten der Klienten bis in die letzte Konsequenz beheben, sondern beschränkt sich oft darauf, die bestehenden Probleme zu mildern bzw. den Menschen zu helfen, mit den Folgen der Probleme besser leben zu können.

Schröter (1997) weist wie folgt darauf hin:

Es ist sehr anregend und hilfreich, Beratung deutlich von Krankenbehandlung zu unterscheiden. Die Eigenständigkeit von Beratung lässt sich gut fassen, wenn man ihre Bemühungen als Reifungs- und Entwicklungsförderung oder als Kompetenzfreisetzung via Gespräch (und anderen Verfahren) beschreibt und sieht, dass dies in der Tat eine konsequent eigenständige Aufgabe markiert. (ebd., S. 85)

Somit darf Beratung dem Ratsuchenden keinesfalls bestimmte Entscheidungen aufdrängen bzw. diese durch offenen oder versteckten Machtmissbrauch erzwingen. Kennzeichnend für das Spezifische dieses Kontaktes zwischen Berater und Klient ist, dass die Probleme des Ratsuchenden im Mittelpunkt stehen.

Für Stimmer (1994) ist Beratung im Idealfall ein „spezifisch strukturierter, klientenzentrierter aber dennoch problemorientierter kommunikativer Verständigungsprozeß” (ebd., S. 63), in dem das Ziel der Beratung vom Klient als mehr oder weniger klar formulierter Auftrag festgelegt wird. Nach König und Volmer (1996) sollte die Unterstützung des Beraters dadurch gekennzeichnet sein, dass er dem Ratsuchenden bei der Entscheidung hilft, ohne selbst die Entscheidung für ihn zu treffen. Der Ratsuchende erhält Informationen, die er für die Handlung benötigt. Dabei soll der Berater dem Gesprächspartner helfen, Kompetenzen zu entwickeln und so einzusetzen, dass er sein Problem aus eigener Kraft lösen und eine gesunde psychische Umgebung für sich schaffen kann. Nach dem Prinzip der "Hilfe zur Selbsthilfe" wird dem Ratsuchenden folglich die Handlung und somit die Entscheidung über den Umgang mit einer möglichen Lösung überlassen.

Beratung ist folglich als eine Anregung zu verstehen, die zwar das Ziel verfolgt, eine Veränderung anzustoßen, die aber zugleich die Verantwortung für das Handeln und somit für den Umgang mit Problem und Lösung beim Ratsuchenden belässt.

3 Abgrenzung der professionellen Beratung von Therapie und Alltagsberatung

Der Frage, was genau professionelle Beratung im Gegensatz zu angrenzenden Bereichen, wie z.B. Psychotherapie und Alltagsberatung kennzeichnet, sind verschiedene Autoren nachgegangen. König und Volmer (1996) halten im Kontext von Beratung eine einseitige Orientierung an Psychotherapie für problematisch: „Während Psychotherapie trotz der dabei auftretenden theoretischen Probleme immer noch weithin an Vorstellungen von der Beseitigung pathologischen Verhaltens orientiert ist, wird für Beratung die Notwendigkeit einer Alltagsorientierung betont” (ebd., S. 123). Sie räumen jedoch ein, dass Beratung durch konzeptionelle Entwicklungen im Bereich der Diagnostik und verschiedener therapeutischer Richtungen stark beeinflusst wurde. Somit sind die Grenzen dieser beiden Bereiche fließend und methodische Verfahren können sowohl in der Therapie als auch in der Beratung Anwendung finden.

3.1 Beratung als professionelle Verständigung

Nach Redlich (1997) sollte die professionelle Beratung nicht als „verkürzte Therapie” (ebd., S. 151) praktiziert werden, sondern sollte die Funktion der professionellen Verständigung erfüllen. Professionelle Beratung dient somit als Brücke, als Vermittler zwischen Problemsystem und Hilfesystem. Dewe (1995) meint dazu:

Immer geht es dabei um den Transfer und in der Folge um die Transformation von Deutungsmustern, immer kommt es mit der Intervention des Beraters zu kommunikativen Feldern der Interaktion und Interferenz, also des Austausches und Überschneidung von Bewertungsgrundlagen, Erwartungsrahmen und Sinnhorizonten. (ebd., S.119)

Die professionelle Beratung bereitet Problem- und Hilfesystem aufeinander vor. Problemsysteme können Organisationen, Personengruppen oder oft Individuen sein, die ein oder mehrere Probleme haben. Hilfesysteme können in Problemsystemen selbst vorhanden sein, wie unerkannte Ressourcen und Potentiale. Oft müssen zusätzlich weitere Hilfen angeboten werden, diese können aus den Bereichen Soziales, Gesundheit und Bildung stammen. Aber auch der Zugang zu Produktionsmitteln, wie Geld, Recht und Arbeit muss ermöglicht werden. Voraussetzungen für den Berater sind entsprechende Kenntnisse über Problemsystem und Hilfesysteme, d.h. er muss über bestimmte Verständigungskompetenzen verfügen.

Doch wie sieht diese Beratung als professionelle Verständigung nun aus?

Professionelle Beratung sollte sich nach Redlich (1997) immer mit vier Gesprächsthemenfeldern befassen. Jedes Themenfeld besitzt eine eigene Kommunikationsform und Gütekriterium. Zusammenfassend gibt Tabelle 1 Aufschluss zu den einzelnen Themenfeldern des Beratungsgesprächs, deren Kommunikationsformen und Gütekriterien.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Verständnis professioneller Beratung
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Institut für Erziehungswissenschaft)
Note
1,8
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V26546
ISBN (eBook)
9783638288477
ISBN (Buch)
9783640435753
Dateigröße
1459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verständnis, Beratung
Arbeit zitieren
Sabine Wolf (Autor:in), 2004, Das Verständnis professioneller Beratung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26546

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Verständnis professioneller Beratung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden