Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Therapeutische Ansätze und Interventionsmöglichkeiten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition und Diagnostik der Adipositas

3. Ursachen und Entstehung von Adipositas
3.1 Genetische Faktoren
3.2 Psychosoziale, soziale und familiäre Faktoren
3.3 Medizinische Faktoren
3.4 Andere Einflussfaktoren

4. Folgen und Konsequenzen von Adipositas
4.1 Medizinische Konsequenzen
4.2 Psychosoziale Folgen

5. Therapieformen und –möglichkeiten
5.1 Therapiebereiche
5.2 Wirksamkeit der Adipositasbehandlung
5.3 Therapiebeispiel: Das Adipositas-Schulungsprogramm „OBELDICKS“

6. Darstellung sozialpädagogischer Interventionsmöglichkeiten

7. Schlussbetrachtung

8. Literaturverzeichnis

Internetquellen:

1. Einleitung

„Übergewichtige Kinder - Generation XXL“, so lautet die Überschrift eines Artikels des Wochenmagazins Stern im Internet. Der Artikel befasst sich mit einer Problematik, die sich laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) inzwischen zu einer "globalen Epidemie des 21. Jahrhunderts" ent6

wickelt hat: Überhöhtes Körpergewicht - Adipositas. Es wird beschrieben, dass Übergewicht mittlerweile kein Phänomen mehr darstellt, dass allein in den USA - dem „Mutterland des Fast Food“ – vermehrt auftritt. Vielmehr leidet in Deutschland ebenfalls ein Großteil der Erwachsenen, Kinder und Jugendlichen an massiven Gewichtsproblemen. Es ist die Rede davon, dass „[…] jeder dritte Jugendliche und jedes fünfte Kind übergewichtig (ist). Das sind mehr als dreieinhalb Millionen Jungen und Mädchen unter 18. Acht Prozent der 10- bis 14-Jährigen und vier Prozent der Fünf- bis Siebenjährigen sind sogar adipös, also krankhaft über­gewichtig.“[1] Die Europäische Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet 2006 in ihrer Zusammenfassung mit dem Titel „Die Herausforderung Adipositas und Strategien zu ihrer Bekämpfung“ von einem alarmierenden Ausmaß des jährlichen Anstiegs von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahrzehnten. So ist die Zuwachsrate heute etwa zehnmal so hoch wie in den 1970er Jahren.[2]

Doch was sind die Ursachen und Gründe für dieses wachsende Problem, das die Gesundheitspolitik inzwischen vor eine große Herausforderung stellt und welche Folgen hat es für die Betroffenen? Die vorliegende Arbeit setzt sich sowohl mit diesen Fragestellungen als auch mit den Möglichkeiten der Therapie auseinander. Dabei wird nicht nur auf die gesundheitlichen, sondern auch auf die psychosozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen eingegangen.

2. Definition und Diagnostik der Adipositas

Der Begriff Adipositas leitet sich von dem lateinischen Begriff adeps ab, was übersetzt „fett“ bedeutet[3]. Er wird in der Literatur oftmals mit dem Begriff Übergewicht gleichgestellt, die Definitionen beider Begriffe sind jedoch zu unterscheiden: „Man spricht von Übergewicht, wenn im Vergleich zur Körpergröße ein zu hohes Körpergewicht vorliegt. Eine Adipositas liegt vor, wenn der Körperfettanteil gemessen an der Gesamtkörpermasse zu hoch ist.“[4]

Für die Ermittlung des Körperfettanteils existieren verschiedene Methoden, beispielsweise die Dual-energy-X-ray-Absorbtionsmetrie (DEXA) oder die Magnetre­sonanztomographie. Da derartige Methoden jedoch sehr aufwendig und zum Teil mit hohen Kosten verbunden sind, wird Adipositas nach internationalen Empfehlungen in der Regel mithilfe des Body-Mass-Index (BMI) definiert: „Dieser wird berechnet, indem man das Körpergewicht (in kg) durch die quadrierte Körpergröße (in m2) dividiert.“[5] Für die Einteilung in die verschiedenen Gewichtskategorien liegen bei Erwachsenen feste Grenzwerte vor:

Gewichtsklassifikation bei Erwachsenen anhand des BMI (nach WHO, 2000 EK IV)[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Da der BMI im Kindes- und Jugendalter von den physiologischen Änderungen der prozentualen Körperfettmasse beeinflusst wird, können die Definitionen des Erwachsenenbereiches nicht zur Beurteilung des Gewichts von Kindern und Jugendlichen übernommen werden. Bei seiner Berechnung müssen zusätzlich alters- und geschlechtsbezogene BMI-Perzentile[7] berücksichtigt werden. Nach der von der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) entwickelten Definition spricht man „[…] oberhalb der 90. Percentile von Übergewicht und oberhalb der 97. Percentile von Adipositas […].“[8]

Perzentile für den Body-Mass-Index für Jungen im Alter von 0–18 Jahren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Perzentile für den Body-Mass-Index für Mädchen im Alter von 0–18 Jahren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Ursachen und Entstehung von Adipositas

Wie Übergewicht bzw. Adipositas entstehen, lässt sich auf den ersten Blick leicht beantworten: „Eine Vermehrung des Fettgewebes und damit der Energiespeicher des Körpers tritt auf, wenn die Energiezufuhr den Energieverbrauch übersteigt.“[9] Diese Begründung allein betrachtet würde bedeuten, dass Übergewicht aus­schließlich auf eine falsche Ernährung und Bewegungsmangel zurückzuführen ist und jeder Übergewichtige lediglich weniger essen und mehr Sport treiben müsste, um abzunehmen. Diese Einstellung ist auch in der heutigen Gesellschaft noch weit verbreitet, sodass Menschen mit Übergewicht häufig den Vorurteilen von Maßlosigkeit und Willensschwäche ausgesetzt sind. Die Medien und Industrie haben sich diese Denkweise ebenfalls zu Nutze gemacht und werben mit zahlreichen Wunderdiäten für sensationelle Abnehmergebnisse innerhalb kürzester Zeit. Die Ursachen für die Entwicklung von Adipositas sind jedoch weitaus komplexer und werden durch eine Reihe von Faktoren bedingt. „Genetische Faktoren, menschliches Verhalten, Umwelt- und Lebensbedingungen sind multifaktoriell an der Entstehung der Adipositas beteiligt.“[10] Ein wichtiger Aspekt ist ebenfalls, dass „[…] ungefähr die Hälfte des täglichen Energieverbrauchs durch genetisch fixierte Stoffwechselvorgänge bestimmt wird, die nicht willentlich steuerbar und damit auch nicht veränderbar sind.“[11] Im Folgenden werden einige entscheidende Einflussfaktoren auf die Adipositas näher betrachtet.

3.1 Genetische Faktoren

Der Einfluss genetischer Faktoren stellt einen entscheidenden Aspekt bei der Entstehung der Adipositas und deren Vererbbarkeit dar. Dies konnte durch verschiedene Studien, unter anderem im Rahmen der Familien-, Adoptions-. und Zwillingsforschung, belegt werden: „Zahlreiche Zwillingsstudien mit teilweise Tausenden von Zwillingspaaren haben gezeigt, dass sich eineiige Zwillinge in Bezug aufs Körper­gewicht deutlich ähnlicher sind als zweieiige, und legen einheitlich nahe, dass genetische Faktoren etwa 60 bis 80% der Varianz des BMI erklären.[12] Eine 1986 von Stunkard, Stinnett und Smollerm durchgeführte Studie an 2000 ein- und zweieiigen Zwillingspaaren zeigte, dass die Übereinstimmung im Körpergewicht bei eineiigen Zwillingen fast doppelt so hoch war wie bei den zweieiigen.[13] Da Geschwisterpaare bzw. Zwillingspaare in der Regel im selben familiären Umfeld aufwachsen und sich die Ernährungs- und Freizeitgewohnheiten somit ähneln, wurde zur Verdeutlichung des genetischen Einflusses 1990 eine Folgestudie von Stunkard, Harris, Pederson und McClearn durchgeführt. „Sie untersuchten 673 mono- und dizygote Zwillingspaare, die zusammen oder getrennt aufgewachsen waren und fanden heraus, dass der gemeinsame genetische Anteil mehr Varianz des Körpergewichts aufklärt als die gemeinsam geteilte Umwelt.“[14] Eine weitere Studie von Jacobson et al. belegt, dass die Wahrscheinlichkeit einer kindlichen Adipositas um 20,1% steigt, wenn die leiblichen Eltern ebenfalls adipös sind. Bei normalgewichtigen Eltern liegt das Risiko lediglich bei 1,4%.[15] Das bedeutet jedoch nicht, dass unter diesen Bedingungen ein Kind automatisch übergewichtig werden muss, da lediglich Veranlagung vererbt wird, nicht die Adipositas selbst. Es existieren eine Reihe genetischer Faktoren, die die Entstehung von Adipositas beeinflussen.

„Hierzu gehören unter anderem:

- der Grundumsatz,
- die Körperzusammensetzung,
- die Präferenz für bestimmte Nährstoffe,
- die Appetitregulation (z.B. über den Leptinspiegel),
- der thermogenetische Effekt der Nahrung,
- die spontane körperliche Aktivität und
- die Insulinsensitivität (vgl. WHO Consultation on Obesity, 1998).[16]

Das Verhalten und die Lebensumstände des Einzelnen tragen ebenfalls entscheidend dazu bei, ob sich eine Adipositas manifestiert oder nicht.

[...]


[1] http://www.stern.de/wissen/mensch/uebergewichtige-kinder-generation-xxl-524828.html , Stand:

13.10.2011

[2] vgl. http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0003/98247/E89858G.pdf , Download vom: 13.10.2011

[3] vgl. Psychrembel 1990, S.512

[4] Lehrke/Laessle 2009, S..

[5] Lehrke/Laessle 2009a, S..

[6] http://www.dge.de/pdf/ll/Adipositas-Leitlinie-2007.pdf , Download vom: 13.10.20011

[7] Hundertstel-Wert, eine vor allem in der Kinderheilkunde angewendete Größe. Mit Hilfe von Perzen-­

tilenkurven wird z.B. die körperliche Entwicklung von Kindern beurteilt. Befindet sich ein Kind in der

Körpergröße bezogen auf das Alter auf der 50. Perzentile, bedeutet dies, dass 50% der

gleichaltrigen Kinder größer und 50% kleiner sind. Im Wesentlichen werden Kopfumfang, Körper-

größe und Gewicht mit Hilfe von Perzentilen kurven beurteilt.

[8] vgl. Reinehr/Dobe/Kersting 2003, S..

[9] Graf/Dordel/Reinehr 2007, S. 10

[10] Reinehr/Dobe/Kersting 2003, S..

[11] Graf/Dordel/Reinehr 2007, S. 10

[12] Petermann/Pudel 2003, S. 60

[13] Benölken 2002, S. 20

[14] vgl. Benölken 2002, S. 21

[15] Jacobsen/Torgerson/Sjöstrom/Bouchard 2006, S. 1-8

[16] Warschburger/Petermann 2008, S. 16

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Adipositas bei Kindern und Jugendlichen
Untertitel
Therapeutische Ansätze und Interventionsmöglichkeiten
Hochschule
Technische Universität Dortmund
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
23
Katalognummer
V265247
ISBN (eBook)
9783656550075
ISBN (Buch)
9783656548041
Dateigröße
689 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
adipositas, kindern, jugendlichen, therapeutische, ansätze, interventionsmöglichkeiten
Arbeit zitieren
Tim Gummersbach (Autor:in), 2010, Adipositas bei Kindern und Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265247

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