Altersgerechte Quartiersentwicklung und die Rolle gemeinschaftlicher Wohnformen

Hausgemeinschaft "Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt-Ost"


Diplomarbeit, 2013

125 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung
1.1 Fragestellung und Intention der Studie
1.2 Aufbau der Studie
1.3 Methodisches Vorgehen

2 Demografische Alterung in Deutschland und altersgerechte Strategien auf Quartiers- und Gebäudeebene
2.1 Demografische Alterung in Deutschland
2.1.1 Hauptdeterminanten der demografischen Alterung
2.1.2 Herausforderungen für die Stadtplanung
2.1.3 Fokussierung auf die Quartiersebene
2.2 Altersgerechte Quartiersentwicklung als Strategie auf der Quartiersebene
2.2.1 Begriffsfassung
2.2.2 Zielsetzung
2.2.3 Handlungsfelder.
2.2.4 Umsetzungsphasen
2.3 Gemeinschaftliche Wohnformen als Strategie auf der Gebäudeebene
2.3.1 Begriffsfassung
2.3.2 Aufbaustruktur
2.3.3 Umsetzungsphasen
2.4 Altersgerechte Quartiersentwicklung und gemeinschaftliche Wohnformen
2.4.1 Relevanz in der Gesellschaft und in der altersgerechten Quartiersentwicklung
2.4.2 Definition der Forschungslücke
2.4.3 Thesenformulierung
2.5 Zusammenfassung

3 Altersgerechte Quartiersentwicklung in Arnstadt-Ost und die Rolle der Hausgemeinschaft „Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt-Ost“
3.1 Das Wohnquartier Arnstadt-Ost.
3.1.1 Lage und Erschließung
3.1.2 Quartiersstrukturen
3.2 Altersgerechte Quartiersentwicklung und der Weg zum gemeinschaftlichen Wohnprojekt.
3.2.1 Arnstadt-Ost wird Stadtumbaugebiet.
3.2.2 Altersgerechte Quartiersentwicklung im Rahmen des Stadtumbaus
3.2.3 Die Idee des gemeinschaftlichen Wohnprojekts
3.3 Die Hausgemeinschaft „Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt-Ost“.
3.3.1 Ausgangssituation im Quartier
3.3.2 Umsetzungsphasen
3.4 Auswertung der Ergebnisse in den Handlungsfeldern
3.4.1 Handlungsfeld: Wohnen
3.4.2 Handlungsfeld: Öffentlicher Raum
3.4.3 Handlungsfeld: Struktur der Nahversorgung
3.4.4 Handlungsfeld: Freizeitangebote
3.4.5 Handlungsfeld: Mobilität
3.4.6 Handlungsfeld: Soziale Integration und Vernetzung
3.5 Interpretation der Ergebnisse
3.6 Zusammenfassung

4 Schlussbetrachtungen
4.1 Definition der Rolle der Hausgemeinschaft für die altersgerechte Entwicklung in Arnstadt-Ost
4.2 Schlussfolgerungen innerhalb der einzelnen Handlungsfelder
4.3 Fazit
4.4 Weiterer Forschungsbedarf

5 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Altersaufbau der deutschen Bevölkerung (Stand: 2010)

Abbildung 2: Altersaufbau der deutschen Bevölkerung (Stand: 2030)

Abbildung 3: Lage von Arnstadt-Ost im Stadtgefüge (roter Punkt)

Abbildung 4: Begrenzung

Abbildung 5: Erschließung

Abbildung 6: Wohngebiet Arnstadt-Ost mit Block und Plattenbauten

Abbildung 7: Quartiersstrukturen von Arnstadt-Ost,

Abbildung 8: Anteile der Altersgruppen 1997,

Abbildung 9: Anteile der Altersgruppen 2011

Abbildung 10: Lage der Altneubauten (roter Bereich),

Abbildung 11 : Altneubauten (Stand: 2007)

Abbildung 12: Altneubauten (Stand: 2010)

Abbildung 13: Bewohner/innen der Hausgemeinschaft

Abbildung 14: Eingangsbereich dritter Altneubau

Abbildung 15: Eingangsbereich Hausgemeinschaft,

Abbildung 16: Schwellenfreier Raumübergang

Abbildung 17: Schwellenfreier Balkonzugang

Abbildung 18: Gestaltung der halböffentlichen Freifläche (Blick von Süden nach Norden)

Abbildung 19: Rollstuhllift,

Abbildung 20: Rampe

Abbildung 21: Straßenraum vor Haus 1

Abbildung 22: Abgesenkter Bordstein

Abbildung 23: Parkbereich

Abbildung 24: Räumliche Gliederung des Gemeinschaftsraums

Abbildung 25: Gemeinschaftsterrasse

Abbildung 26: Gemeinschaftsraum

Abbildung 27: Laubengang 1

Abbildung 28: Laubengang 2

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 : Untersuchungsfragen der Studie

Tabelle 2: Auflistung der zur Verfügung stehenden Dokumente

Tabelle 3: Auflistung der befragten Expert/innen und Bewohner/innen

Tabelle 4: Thesen der Studie

Tabelle 5: Altersstruktur der Hausgemeinschaft

Tabelle 6: Befragte Bewohner/innen

Tabelle 7: Befragte Expert/innen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zusammenfassung

Welche Rolle kann eine gemeinschaftliche Wohnform bei einer altersgerechten Quar­tiersentwicklung spielen? Die vorliegende Studie zeigt anhand der Hausgemeinschaft „Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt-Ost“ auf, wie förderlich diese gemeinschaftliche Wohnform für die altersgerechte Entwicklung des Quartiers Arnstadt­Ost sein kann.

Fragestellung der Studie

Aufgrund der demografischen Alterung und der damit verbundenen quantitativen Zu­nahme älterer Menschen bei gleichzeitiger Abnahme des Anteils Jüngerer ist die Stadt­planung gefordert Strategien zu entwickeln, wie ein selbstständiges und selbstbestimm­tes Leben bis ins hohe Alter im vertrauten Quartier gewährleistet werden kann. In diesem Zuge wird die altersgerechte Quartiersentwicklung als Strategie auf der Quartiersebene angesehen. In Form eines integrativen und interdisziplinären Prozesses gilt es, Maßnah­men in den Handlungsfeldern „Wohnen“, „Öffentlicher Raum“, „Struktur der Nahversor­gung“, „Freizeitangebote“, „Mobilität“ sowie „Integration und Vernetzung“ in Abhängigkeit der spezifischen Quartierssituation umzusetzen, um das Quartier altersgerecht weiter­zuentwickeln. Parallel zu diesen Entwicklungen gewinnen gemeinschaftliche Wohnfor- men als Strategie auf der Projektebene zunehmend an gesellschaftlicher Bedeutung bzw. gelten für deren Nutzer/innen als Problemlösung für Folgeerscheinungen der de­mografischen Alterung. Interessanterweise liegen keine wissenschaftlichen Untersu­chungen vor, welche Rolle gemeinschaftliche Wohnformen bei einer altersgerechten Quartiersentwicklung spielen können bzw. inwiefern gemeinschaftliche Wohnformen als Instrument für eine altersgerechte Quartiersentwicklung eingesetzt werden können.

Vor dem Hintergrund dieses Forschungsdefizits entstand die vorliegende Studie. Ziel der Untersuchung ist es, Erkenntnisse zu gewinnen, inwiefern gemeinschaftliche Wohn­formen für eine altersgerechte Quartiersentwicklung förderlich sein können. Die Haus­gemeinschaft „Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt-Ost“ bot sich für eine empirische Untersuchung an, da umfangreiches Forschungsmaterial aus dem Planungsprozess vorliegt und der Nutzungszeitraum drei Jahre umfasst.

Methodisches Vorgehen

Zu Beginn der Studie wird die altersgerechte Quartiersentwicklung als Strategie auf der Quartiersebene sowie gemeinschaftliche Wohnformen als Strategie auf der Projekt­ebene beschrieben (Vgl. Kapitel 2). Die daraus abgeleiteten Handlungsfelder für eine altersgerechte Quartiersentwicklung bilden die Grundlage für alle weiteren Arbeits­schritte. Für die Untersuchung des Fallbeispiels wird eine qualitative Methode gewählt. Diese beinhaltet Leitfadeninterviews mit ausgewählten Experten/innen und Bewoh­ner/innen vor Ort. Zudem wurden in einer Sekundärquellenanalyse Daten und Fakten sowohl zur Charakteristik als auch zum Planungsprozess ermittelt und ausgewertet (Vgl. Kapitel 3).

Ergebnisse und Empfehlungen der Studie

Durch die Implementierung der Hausgemeinschaft „Gemeinsam statt einsam. Generati­onswohnen in Arnstadt-Ost“ wurden in Arnstadt-Ost Strukturen geschaffen, welche so­wohl baulich als auch sozial zu einer altersgerechten Entwicklung des Quartiers beitra­gen. Diese konnten in allen eingangs genannten Handlungsfeldern auf der Projekt- und Quartiersebene nachgewiesen werden. Innerhalb der Handlungsfelder „Wohnen“, „Öf­fentlicher Raum“ und „Mobilität“ trägt die Hausgemeinschaft dazu bei, dass altersge­rechte Wohnangebote, ein altersgerechtes Wohnumfeld sowie eine altersgerechte Stra­ßenraumgestaltung auf der Projektebene vorhanden sind. Weiterhin fördert und initiiert die Hausgemeinschaft in den Handlungsfeldern „Freizeitangebote“, „Soziale Integration und Vernetzung“ altersgerechte soziale Angebote und trägt zu Verflechtungsstrukturen zwischen den Bewohner/innen im Quartier bei. Ferner wurde durch die Hausgemein­schaft die Struktur der Nahversorgung um eine Beratungsstelle altersgerecht erweitert. Die Rollen, welche dieses Gemeinschaftsprojekt bei der altersgerechten Quartiersent­wicklung in Arnstadt-Ost einnimmt sind vielfältig. Demnach wird bei den baulichen As­pekten (Handlungsfelder „Wohnen“, „Öffentlicher Raum“, „Mobilität) die Rolle als Vorbild- und Beispielobjekt sowie bei den sozialen Aspekten (Handlungsfelder „Freizeitgestal­tung“, „Soziale Integration und Vernetzung) die Rolle als Vermittler, Netzwerkbilder und -pflegers eingenommen. Zudem fungiert die Hausgemeinschaft als Anziehungsmagnet für neue Bewohner/innen und soziale Dienstleistungsanbieter im Quartier.

Als förderlich, für die altersgerechte Entwicklung von Arnstadt-Ost durch die Hausge­meinschaft, scheint einerseits ein intensives Zusammenspiel von engagierten Bewoh­ner/innen und externen Akteuren. Andererseits erweisen sich Fördermittel auf Bundes­und Landesebene sowie Wohnraum- und Freiflächenpotenziale als konstruktiv. Demge­genüber stellen sich das Austangieren von verschiedenen Bedürfnissen der Nutzergrup­pen, die gruppendynamischen Abläufe, die überwiegende Altershomogenität sowie die Ausstattung des Gemeinschaftsraums als Konfliktbehaftet heraus. Weiterführend gilt es, die geschaffenen baulichen und sozialen Strukturen als ersten Schritt in Richtung einer altersgerechten Quartiersentwicklung in Arnstadt-Ost zu verstehen, zu pflegen, zu stär­ken und weiter zu entwickeln. Wie dies in ersten Ansätzen erfolgen kann, wird in Kapitel 4 aufgezeigt. Ferner konnte mit der Studie ein weiterer Forschungsbedarf zu Wirkungs­weisen gemeinschaftlicher Wohnformen für die altersgerechte Entwicklung von Quartie­ren abgeleitet werden.

1 Einleitung

In der Thüringer Kleinstadt Kahla wurde 2010 ein Gebäudekomplex zu einer Senioren­siedlung ausgebaut. Bestehend aus sechs Hausgemeinschaften und 20 barrierefreien Wohnungen haben die Bewohner/innen die Möglichkeit die individuellen Lebensge­wohnheiten beizubehalten bei gleichzeitiger Bereitstellung persönlicher Pflege und Be­treuung (Vgl. Website der DO Diakonie Ostthüringen gGmbH). Unterstützt durch meh­rere kleine Gemeinden im Umfeld der Thüringer Stadt Bad Langensalza wurde die Stif­tung Landleben 2011 gegründet. Verbunden mit dem Ziel, den Einwohnern ein attrakti­ves Umfeld sowie finanzierbare, altersgerechte Wohnformen zu bieten und dadurch den Verbleib in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen, wurden altersgerechte Wohnein­heiten in Sundhausen, Blankenburg und Kirchheiligen realisiert (Vgl. Website der Stif­tung Landleben). In Südniedersachsen wird seit 2008 das Projekt „Mobile Wohnbera- tung“ angeboten, um die Wohnumgebung den persönlichen Bedürfnissen der Menschen anzupassen. In Form von mobilen Wohnberatern erhalten Mieter/in, Vermieter/in und Hausbesitzer/in eine kostenfreie Analyse des Baubestands vor Ort (Vgl. Website der freien Altenarbeit Göttingen e.V.).

Diese drei unterschiedlichen Beispiele aus dem deutschen Raum sehen die demo­grafische Alterung Deutschlands als Ausgangspunkt, um auf räumlicher Ebene Verän­derungsprozesse anzustoßen. Charakterisiert sein wird dieser Prozess der demografi­schen Alterung in den nächsten Jahrzehnten durch eine anteilsmäßige Zunahme älterer Menschen bei gleichzeitigem Rückgang jüngerer Menschen.

Diese Studie setzt sich mit der stadtplanerischen Sichtweise auf die demografische Alterung auseinander. Dabei soll eine projektbezogene Möglichkeit aufgezeigt werden, wie Kommunen ihre Quartiere altersgerecht entwickeln können. In diesem einleitenden Kapitel wird eine kurze Darstellung zur Fragestellung und Intention (Vgl. Kapitel 1.1) so­wie zum Aufbau der Studie (Vgl. Kapitel 1.2) gegeben, bevor näher auf das methodische Vorgehen eingegangen wird (Vgl. Kapitel 1.3).

1.1 Fragestellung und Intention der Studie

Ändert sich die Altersstruktur einer Bevölkerung dahingehend, dass die Anteile älterer Menschen im Vergleich zu jüngeren Menschen zunehmen, bedarf es in vielen gesell­schaftlichen Bereichen der Entwicklung von Strategien, wie diesem Veränderungspro­zess begegnet werden kann. Gefragt ist unter anderem die räumliche und soziale Um­welt. Es stellt sich die grundlegende Frage: Wie reagiert die Stadtentwicklung auf die demografische Alterung? Bedingt durch das Ausscheiden aus dem Erwerbsleben und den zunehmenden gesundheitlichen Einschränkungen im höheren Lebensalter nehmen der Aktionsradius älterer Menschen ab und die Konzentration auf das unmittelbare Um­feld zu. Unter Berücksichtigung dieses Aspekts erfolgt eine weitere Konkretisierung der Fragestellung: Welche Strategie gibt es auf der Quartiersebene, unter Beibehaltung der altersstrukturellen Mischung, um auf die demografische Alterung zu reagieren? Gemein­schaftliche Wohnformen als alternative Wohn- und Lebensform auf der Gebäudeebene scheinen auf der Basis von verlässlichen Nachbarschaften relevante Leistungen von In­stitutionen zu übernehmen. Dabei beschränkt sich der Nutzen nicht nur auf die Bewoh­ner/innen des Wohnprojekts, sondern kann sich gleichsam auf das Quartier ausweiten. Daraus resultiert die Fragestellung, welche zugleich die Grundlage dieser Studie bildet: Welche Rolle kann eine gemeinschaftliche Wohnform für eine altersgerechte Quartiers­entwicklung spielen? Gemeinschaftliche Wohnformen stellen eine Vielzahl von Wohn- konzepten dar. Als dominant hat sich die Hausgemeinschaft herausgestellt. Um die Fra­gestellung zielführend beantworten zu können wird eine empirische Untersuchung durchgeführt. Als Fallbeispiel wird die Hausgemeinschaft „Gemeinsam statt einsam. Ge­nerationswohnen in Arnstadt-Ost“ gewählt. Die Forschungsfrage erhält somit eine ab­schließende Präzisierung und Konkretisierung. Folglich lautet die letztendlich zentrale Fragestellung, die in dieser Studie beantwortet werden soll: Welche Rolle spielt die Hausgemeinschaft „Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt-Ost“ für die altersgerechte Entwicklung in Arnstadt-Ost?

Mit den Ergebnissen der Studie sollen gemeinschaftliche Wohnformen als Instrument für die altersgerechte Quartiersentwicklung mehr in das Blickfeld der Stadtentwicklung rücken. Dabei gilt es, den möglichen Nutzen sowohl für die Bewohner/innen des Wohn­projekts als auch für das Gemeinwohl bei einer altersgerechten Quartiersentwicklung darzustellen, um die Kommunen zu ermutigen diese Form des Wohnens vielfältiger in zukünftige Quartiersentwicklungsprozesse einzubinden.

1.2 Aufbau der Studie

Die Studie ist grob in zwei Teile untergliedert. Im ersten Teil werden die Herausforderun­gen der demografischen Alterung für die Stadtplanung sowie eine stadtplanerische Stra­tegie auf der Quartiers- sowie auf der Gebäudeebene aufgezeigt, welche die Grundlage dieser Studie bilden. Im zweiten Teil wird versucht, den Zusammenhang zwischen bei­den Strategien anhand einer empirischen Untersuchung aufzuzeigen. Tabelle 1 gibt ei­nen zusammenfassenden Überblick über die Untersuchungsfragen, die den einzelnen Kapiteln zugrunde liegen.

Kapitel 2 skizziert zunächst die demografische Alterung in Deutschland sowie eine Handlungsmöglichkeit auf der Quartiers- und Gebäudeebene. Der Schwerpunkt in Kapi­tel 2.1 liegt auf der Alterung der deutschen Gesellschaft und den damit verbundenen Herausforderungen für die Stadtentwicklung. In diesem Zusammenhang soll verdeutlicht werden, wie die demografische Alterung verlaufen und damit einhergehend mit welchen Herausforderungen die Stadtentwicklung konfrontiert sein wird. Darauf aufbauend wird in Kapitel 2.2 die altersgerechte Quartiersentwicklung als Strategie auf der Quartiers­ebene näher beleuchtet. Die Darstellung der Zielsetzung, der Handlungsfelder sowie der Umsetzungsphasen soll einen umfassenden Überblick gewährleisten. In Kapitel 2.3 wird die Quartiersebene verlassen und die gemeinschaftliche Wohnform als Strategie auf der Gebäudeebene erläutert. Neben der Skizzierung der Aufbaustruktur sowie der Umset­zungsphasen wird in Kapitel 2.4 nach der Relevanz bei einer altersgerechten Quartiers­entwicklung gefragt. Auf diesen Ergebnissen basierend, wird die Forschungslücke defi­niert und die Thesen für diese Studie abgeleitet.

In Kapitel 3 wird der Zusammenhang zwischen altersgerechter Quartiersentwicklung und gemeinschaftlicher Wohnform anhand des Fallbeispiels untersucht. Ein grundlegen­der Überblick über das Quartier Arnstadt-Ost (Lage, Erschließung, Quartiersstrukturen, Quartiersentwicklung) sowie über die Realisierung des gemeinschaftlichen Wohnpro- jekts „Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt-Ost“ erfolgt in den Ka­piteln 3.1, 3.2 und 3.3. Im Kapitel 3.4 werden die empirischen Forschungsergebnisse analog zu den in Kapitel 2.2.3 herausgearbeiteten Handlungsfeldern für eine altersge­rechte Quartiersentwicklung dargestellt. Daran schließt sich die Interpretation der For­schungsergebnisse in Kapitel 3.5 an, mit dem Ziel, sowohl die Thesen dieser Studie zu prüfen als auch die Forschungsfrage zu beantworten.

In Kapitel 4 wird aufgezeigt, welche Rolle diese gemeinschaftliche Wohnform für die altersgerechte Quartiersentwicklung in Arnstadt-Ost spielt sowie welche Schlussfolge­rung aus den Forschungsergebnissen gezogen werden können. Abschließend wird ein Fazit gezogen und der weitere Forschungsbedarf aufgezeigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Untersuchungsfragen der Studie

Quelle: Eigene Darstellung

1.3 Methodisches Vorgehen

Das methodische Vorgehen gliedert sich grob in folgende Arbeitsschritte: Zunächst er­folgte die Sichtung von Literatur zu bereits bekannten gemeinschaftlichen Wohnprojek- ten zur Auswahl eines Fallbeispiels. Zudem wurde eine umfangreiche Literaturrecherche zu den zentralen Themen der Studie (demografische Alterung, altersgerechte Quartier­sentwicklung, gemeinschaftliche Wohnformen) durchgeführt. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wurden die halbstandardisierten Interviewleitfäden erstellt. Die daran an­schließende Datenerhebung fand in persönlicher und telefonischer Form mit Bewoh­ner/innen und beteiligten Expert/innen des Fallbeispiels statt. Ferner konnte ein Exper­teninterview mit einem ehemaligen Mitglied des Forums Gemeinschaftliches Wohnen e.V. durchgeführt werden. Den Abschluss der Erhebungsphase bildete die Auswertung der Interviews in Form von Transkription und Interpretation.

Wahl der Untersuchungsinstrumente

Zu Beginn der Untersuchung stellte sich die Frage, ob sich dem Forschungsfeld mit ei­nem quantitativen oder mit einem qualitativen Verfahren genähert werden soll. Speziell die Wahl des Verfahrens hat nach Lamnek (1995) Konsequenzen in der Erhebungstiefe und der Generalisierbarkeit der Ergebnisse (Vgl. ebd.: 18). Der relativ offene Zugang qualitativer Forschung verhilft zu einer möglichst authentischen Erfassung der Lebens­welt der Betroffenen sowie deren Sichtweisen und liefert Informationen, die bei einer quantitativen Vorgehensweise auf Grund der Standardisierung oft verloren gehen (Vgl.

Mayer (2004): 24). Demgegenüber ermöglichen quantitative, standardisierte Verfahren die Gewinnung von präzisen, vergleichbaren empirischen Informationen (Vgl. Kromrey (2006): 33). Mit Blick auf die Forschungsfrage (Vgl. Kapitel 1.1) wurde das qualitative Verfahren gewählt, da weniger die Generalisierung als vielmehr die mögliche Vielfalt der Ergebnisse im Vordergrund stand. Somit wird von einem dialog-konsenstheoretischem Wahrheits- bzw. Realitätsverständnis ausgegangen, indem die Wirklichkeit das Resultat komplexer Abfolgen von menschlichen Interaktionen ist (Vgl. Häder (2010): 68).

Wahl des Fallbeispiels

Hinsichtlich der großen Anzahl bereits existierender gemeinschaftlicher Wohnprojekte wurde aus forschungstechnischen sowie methodischen Gründen lediglich ein Fallbei­spiel für diese Studie gewählt. Besonders im Hinblick auf ein qualitatives Verfahren schien, durch die Begrenzung auf ein Fallbeispiel, ein tiefer gehender Detaillierungsgrad erreicht werden zu können. Um das Ziel der Forschung zu erreichen, wurden an das Fallbeispiel folgende Kriterien gestellt:

- Realisierung in einem Quartier mit einen hohen Durchschnittsalter der Bewoh­nerschaft
- ausreichende Datenlage und Verfügbarkeit des Datenmaterials
- gut erreichbare räumliche Lage zur Datenerhebung.

Die Wahl fiel auf die Hausgemeinschaft „Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt-Ost“ (Arnstadt, Thüringen). Einerseits wurde das Wohnprojekt in einem Quartier realisiert, welches sich durch Überalterung und Bevölkerungsrückgang aus­zeichnet und anderseits war das Projekt ein Modellvorhaben im Rahmen des ExWoSt- Forschungsfeldes „Innovation fürfamilien- und altengerechte Quartiere“, so dass es be­reits gut dokumentiert war. Ferner bot sich die räumliche Lage für die Datenerhebung an, da sich die Heimatstadt der Verfasserin in räumlicher Nähe befindet. Um jedoch die Eignung der Hausgemeinschaft für diese Untersuchung zu prüfen, wurde im Vorfeld ein Erstkontakt zum Verein „Gemeinsam statt einsam“ der Hausgemeinschaft hergestellt. Mittels eines persönlichen Gesprächs im Gemeinschaftsraum der Hausgemeinschaft, dem dadurch gewonnen positiven Eindruck sowie die Mitwirkungsbereitschaft der Be­wohner/innen motivierten zur endgültigen Wahl.[1]

Datenanalyse

Die Datengewinnung für den ersten Teil der Studie (Kapitel 2) basiert auf einer umfang­reichen Literaturanalyse und verschiedenen aktuellen Untersuchungen. Dabei bezieht sich der erste Teil überwiegend auf Berichte vom Bundesministerium für Familie, Seni­oren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), dem Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) sowie auf Forschungsarbeiten von Dr. Kreuzer und Dr. Scholz vom Institut für Raumplanung der TU Dortmund.

Datenerhebung

Die Datenerhebung für den zweiten T eil der Studie (Kapitel 3) basierte auf einer umfang­reichen Dokumentenanalyse zum Gemeinschaftsprojekt sowie auf persönlich und tele­fonisch durchgeführten halbstandardisierten Leitfadeninterviews mit Bewohner/innen und Expert/innen. Besonders letzteres resultierte aus der Vermutung, dass auf diesem Weg die zu befragende Person stark dazu motiviert werden kann, gültige und verlässli­che Informationen zu geben (Vgl. Häder (2010): 189). Tabelle 2 gibt einen zusammen­fassenden Überblick über die Dokumente, welche zur Auswertung zur Verfügung stan­den. Ferner erfolgten Kurzinterviews mit Bewohner/innen des Quartiers. Besonders hilf­reich erwiesen sich bei der Dokumentensammlung die Kontakte zu den Expert/innen, da umfangreiche Quellen erschlossen werden konnten, welche teilweise nicht oder nicht mehr öffentlich zugänglich waren. Die Interviewtermine wurden im Vorfeld schriftlich mit den Expert/innen vereinbart und in zeitlichen Abständen vor Ort durchgeführt. Längere zeitliche Abstände zwischen den Interviewterminen resultierten aus logistischen Proble­men und stellten sich letztendlich als Vorteil heraus, da entstandene Nachfragen in die weiteren Interviews mit einfließen konnten. Die Interviews wurden mit Hilfe eines Ton­bands aufgezeichnet und dauerten in der Regel 60 bis 90 Minuten. Darüber hinaus er­folgte eine Teilnahme am „Tag der offenen Tür“ am 22.09.2012, wodurch viele eigene Fotografien entstanden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Auflistung der zur Verfügung stehenden Dokumente

Quelle: Eigene Darstellung

Wahl der Expert/innen und Bewohner/innen

Da der Befragte in der Rolle als Expert/in nach Mayer (2004) weniger als Person, son­dern vielmehr in seiner Funktion als Expert/in für bestimmte Handlungsfelder interessant ist, war es bei der Auswahl der zu Befragenden von Bedeutung, möglichst viele Beteiligte des Planungsprozesses aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen zu befragen, welche zudem in der Nutzungsphase Kontakt zur Hausgemeinschaft pflegen (Vgl. ebd.: 37) Fer­ner wurden drei von 78 Bewohner/innen befragt, welche 65 Jahre oder älter waren und eine aktive Rolle in der Hausgemeinschaft einnehmen. Diese Auswahlkriterien (vorab Festlegung), wodurch die Stichprobe „begründet“ gebildet wird, ergeben sich aus der Fragestellung der Untersuchung (Vgl. Kapitel 1.1). Tabelle 3 gibt einen detaillierten Über­blick über die gewählten Expert/innen und Bewohner/innen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3: Auflistung der befragten Expert/innen und Bewohner/innen

Quelle: Eigene Darstellung

Inhalte der Befragung

Das Ziel der Studie ist das Herausstellen des Einflusses der Hausgemeinschaft auf die altersgerechte Quartiersentwicklung in Arnstadt-Ost. Da eine altersgerechte Quartiers­entwicklung vielfältige Handlungsfelder umfasst, bot es sich an, dass halbstandardisierte Leitfadeninterview entsprechend dieser Handlungsfelder zu strukturieren. Neben dieser allgemeinen Grundstruktur wurden in Abhängigkeit zu der befragenden Person (Bewoh­ner/in oder Expert/in) weitere differenzierte Inhalte erfragt, welche aus einem Informati­onsmangel besonders zur Entwicklung des Quartiers Arnstadt-Ost resultierten. Folglich enthält der halbstandardisierte Leitfaden für die Bewohner/innen zusätzliche Fragen so­wohl zur Umzugsmotivation und zum Planungsprozess als auch Angaben zur Person. Weiterführend beinhaltet der halbstandardisierte Leitfaden für die Expert/innen zusätzli­che Fragen zum Quartier sowie zum Projektbezug. Eine Ausnahme bildet der halbstan­dardisierte Leitfaden für das ehemalige Mitglied des Forums Gemeinschaftliches Woh­nen e.V. Aufgrund der Außenseiterposition gegenüber dem Fallbeispiel dominieren all­gemeine Fragen zur gesellschaftlichen Bedeutung gemeinschaftlicher Wohnformen so­wie zur Relevanz in der Quartiersentwicklung.

Datenauswertung

Den Abschluss der Erhebungsphase bilden die Transkription und die Interpretation der Interviews wie auch der Dokumente. In Anlehnung an die strukturelle Vorgehensweise von Ulrike Scherzer im Rahmen der Dissertation „Integrierte Wohnmodelle in der Nut­zungsphase - Eine Nachuntersuchung von vier Modellvorhaben des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus - ExWoSt“ erfolgte die Auswertung der erhobenen Daten (Dokumente und Interviews). Zunächst werden bei der Auswertung der Ergebnisse die Meinungen der befragten Bewohner/innen und Expert/innen dargestellt und durch die Dokumentenanalyse ergänzt (Vgl. Kapitel 3.4). Daran schließt sich die Interpretation der Bewohner/innen- und Expert/innenperspektive an (Vgl. Kapitel 3.5), bevor abschließend Schlussfolgerungen aus den Forschungsergebnissen gezogen werden (Vgl. Kapitel 4.2).

Grenzen der Forschung

Die Grenzen der Datenerhebung ergeben sich durch die Reduzierung auf ein Fallbei­spiel (Hausgemeinschaft „Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt­Ost“), dem geringen Stichprobenumfang sowohl bei den ausgewählten Expert/innen als auch bei den Bewohner/innen sowie bei der Fokussierung auf Personen ab 65 Jahren. Die Aussagen sind folglich nur für die im Rahmen der Studie befragten Personen gültig.

2 Demografische Alterung in Deutschland und altersgerechte Strategien auf Quartiers- und Gebäudeebene

Die Diskussion über die Auswirkungen der demografischen Alterung auf die deutsche Gesellschaft reduziert sich nicht auf den Bereich der Sozialversicherungssysteme, son­dern erfasst gleichsam die Stadtplanung. In diesem Rahmen gilt es, Strategien zu ent­wickeln, wie es älteren Menschen ermöglicht werden kann auch bei eintretendem Pflege- und Hilfsbedarf in der vertrauten Wohnung, im vertrauten Quartier zu bleiben. Welche Strategien auf Quartiers- und Gebäudeebene diskutiert werden ist Gegenstand dieses Kapitels. Zunächst werden die demografische Alterung und die damit verbundenen Her­ausforderungen für die Stadtplanung in Kapitel 2.1 betrachtet. Daran schließt sich die Darstellung der altersgerechten Quartiersentwicklung als Strategie auf der Quartiers­ebene (Vgl. Kapitel 2.2) sowie die Darstellung gemeinschaftlicher Wohnformen als Stra­tegie auf der Gebäudeebene (Vgl. Kapitel 2.3) an. Abschließend wird in Kapitel 2.4 der Zusammenhang zwischen beiden Strategien näher beleuchtet.

2.1 Demografische Alterung in Deutschland

Die bevölkerungsdynamischen Entwicklungen in Deutschland, speziell die demografi­sche Alterung, beginnt zu wirken und wird gravierende Veränderungen mit sich bringen, auf welche wichtige Felder der Sozial- und Gesellschaftspolitik, wie bspw. die Stadtpoli­tik, reagieren sollten. Dieses Kapitel stellt die demografische Alterung und die damit ver­bundenen Herausforderungen für die Stadtplanung dar. Anhand der quantitativen und qualitativen altersspezifischen Veränderungen in der Demografie (Vgl. Kapitel 2.1.1) werden einerseits die Herausforderungen für die Stadtplanung herausgearbeitet (Vgl. Kapitel 2.1.2) und andererseits die Planungsebene begründet (Vgl. Kapitel 2.1.3).

2.1.1 Hauptdeterminanten der demografischen Alterung

Die Entwicklung der Bevölkerung bezüglich der Anzahl sowie der Strukturmerkmale[2] ei­nes Landes ist einem ständigen Wandel unterworfen. Charakteristisch für die deutsche Bevölkerungsentwicklung ist einerseits eine zunehmende Veränderung in der Alterszu­sammensetzung[3] und andererseits eine weitere Ausdifferenzierung der Lebensphase Alter. In diesem Kapitel werden diese Veränderungsprozesse unter der Betrachtung des gegenwärtigen und des prognostizierten Zustands kurz skizziert.

Veränderung in der Alterszusammensetzung

Der gegenwärtige Altersaufbau der deutschen Bevölkerung ist durch geburtenstarke und geburtenniedrige Jahrgänge geprägt, welche sich, wie in Abbildung 1, durch markante Ein- und Ausbuchtungen in der Alterspyramide zeigen. So bildet die so genannte „Baby­Boom-Generation“, die heute 35- bis 45-Jährigen, die zahlenmäßig stärksten Jahrgänge. Demgegenüber sind die älteren Jahrgänge zurzeit noch verhältnismäßig gering, da sich die Auswirkungen der Weltkriege noch ablesen lassen.[4] Bedingt durch die gestiegene Lebenserwartung[5] sowie durch die Geburtenausfälle[6] unterliegt die Bevölkerung zurzeit einem Alterungsprozess, welcher in den nächsten Jahren zunehmend an Dynamik ge­winnen wird (Vgl. Kreuzer (2006): 19). Eizenhöfer und Link (2005) verbildlichen diese Entwicklung, indem Sie darauf hinweisen, dass sich die Struktur der Alterspyramide, wie in Abbildung 2 verdeutlicht, von einer Glockenform zu einer umgedrehten Pyramiden­form entwickeln wird (Vgl. ebd.: 16). Im Detail wird, entsprechend der Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes (mittlere Variante 1 bis 2030)[7], davon ausgegangen, dass der Anteil der unter 20-Jährigen auf 16,7% (13 Mio.) sowie der Anteil der 20- bis unter 60-Jährigen auf 46,5% (36 Mio.) schrumpfen werden, wobei der Anteil der über 60-Jährigen auf 36,8% (28 Mio.) kontinu­ierlich steigen wird (Vgl. Statistisches Bundesamt (2009a)). Daraus resultierend kommt es zu einer Verschiebung der Altersstruktur, so dass immer mehr ältere Menschen[8] im­mer weniger jüngeren Menschen gegenüberstehen werden. Deutlich wird dies mit Hilfe des Altenquotienten[9]. Kamen im Jahr 2008 auf 100 Personen im Erwerbsalter 34 Perso­nen, die 65 Jahre oder älter waren, wird für das Jahr 2030 mit 53 älteren Menschen auf 100 Personen im Erwerbsalter gerechnet (Vgl. Statistisches Bundesamt (2009a)).

Heterogenisierung der Lebensphase Alter

Verbunden mit der prognostizierten Veränderung der Alterszusammensetzung der Be­völkerung ist nicht nur eine quantitative Veränderung in der Anzahl älterer Menschen, sondern gleichsam eine zunehmende Herausbildung von neuen Qualitäten im Alter. So betonen Weeber+Partner (2007), dass ältere Menschen keine einheitliche Zielgruppe darstellen (Vgl. ebd.: 11). Vielmehr unterscheiden sich ältere Menschen bezüglich der Alternsprozesse, der materiellen Absicherung sowie des kulturellen Hintergrunds.

Das „Alter“ als Lebensabschnitt zu klassifizieren gestaltet sich nach Birle (2010) nicht so einfach, wie es möglicherweise den Anschein hat (Vgl. ebd.: 26). Als Phase im Leben, welche durch keinerlei familiäre und berufliche Verpflichtungen geprägt ist, erfährt diese, bedingt durch die steigende Lebenserwartung, eine zeitliche Ausdehnung[10]. Folglich ist nach Höpflinger (2008) eine Zweiteilung in erwerbstätige Bevölkerung und Altersrentner obsolet und entspricht nicht mehr der Realität (Vgl. ebd.: 24). Wesentlich passender scheint, mit Blick auf das hohe Alter, eine Untergliederung der Altersphase. Diesbezüg­lich spricht Heidenreich (2002) vom dritten Lebensalter[11], wenn die Absicherung der Fa­milie beendet ist und die Menschen sich durchaus noch in der Lage befinden Leistungen für andere zu erbringen (Vgl. ebd.: 64). Daran schließt sich das vierte Lebensalter[12] an, wenn körperliche und psychische Einschränkungen auftreten, so dass ein großer Teil der Ressourcen auf den Selbsterhalt verwendet wird (Vgl. ebd.). Gleichzeitig betont Höpflinger (2008) die Unterschiedlichkeit der biologischen, psychischen und sozialen Prozesse des Alterns, so dass ausgeprägte Unterschiede zwischen gleichaltrigen Men­schen vorhanden sind (Vgl. ebd.: 37). So kümmern sich die einen aktiv um die Gestal­tung und die Planung des Alters[13] während wiederum andere die dritte und vierte Le­bensphase als unausweichliches Schicksal erleben[14].

Neben der zunehmenden Differenzierung der Alternsprozesse ist gleichsam die ma­terielle Absicherung im Alter einer Veränderung unterworfen. Entsprechend der Generali Altersstudie 2013 wird die gegenwärtige materielle Situation der älteren Generation als solide eingeschätzt und die Verbreitung der Altersarmut als gering bewertet (Vgl. Gene­rali Zukunftsfonds (2012): 100). Demnach verfügen 65- bis 85-Jährige über ein durch­schnittliches monatliches Nettoeinkommen in Höhe von 2.200 Euro (Vgl. ebd.: 75). Je­doch wird, bedingt durch veränderte Arbeitsverhältnisse[15], nicht Anerkennung von im Herkunftsland erzielten Alterssicherungsansprüchen sowie einer Zunahme an allein le­benden alten Menschen[16], davon ausgegangen, dass wachsende Disparitäten bei den zukünftigen Alterseinkommen zu befürchten sind (Vgl. ebd.: 100).

Im Hinblick auf die kulturelle Vielfalt im Alter wird mit einer Zunahme an älteren Men­schen mit Migrationshintergrund gerechnet. Zwar merken Weeber+Partner (2007) an, dass die Zahl alter Menschen mit Migrationshintergrund gegenwärtig noch relativ gering ist und einen Anteil von 8% bei Personen ab 65 Jahren ausmacht (Vgl. ebd.: 12). Jedoch wird im Zuge der Bevölkerungsalterung auch mit einem Anstieg der älteren Menschen mit Migrationshintergrund gerechnet, obwohl nicht abzusehen ist, wie groß die Rück­wanderungsrate sein wird (Vgl. Menning, Hoffmann (2009): 28).

2.1.2 Herausforderungen für die Stadtplanung

Resultierend aus den in Kapitel 2.1.1 beschriebenen quantitativen und qualitativen Ver­änderungsprozessen in der Demografie und der Lebensphase Alter haben sich die Rah­menbedingungen für die räumliche Entwicklung verändert. So betont Strauß (2007), dass bestehende Leitbilder und Zielsysteme der an der räumlichen Entwicklung beteilig­ten Akteure hinterfragt und gegebenenfalls angepasst werden müssen (Vgl. ebd.: 14). Mit dieser Aufgabe konfrontiert sind alle Kommunen in Deutschland, da der Prozess der demografischen Alterung flächendeckend stattfindet (Vgl. Birle (2010): 19). Gleichzeitig ist dieser Prozess in seinen regionalen Ausprägungen aufgrund von Binnen- und Au­ßenwanderungen sehr unterschiedlich. Diesbezüglich weisen Hoffmann, Menning et al. (2009), unter Rückgriff auf die Raumordnungsprognose des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR), darauf hin, dass die östlichen Bundesländer, alte Industriere­gionen des Westens, viele Kernstädte sowie attraktive Regionen an der Küste und am Alpenrand überdurchschnittlich alt sind (Vgl. ebd.: 25). Demgegenüber sind städtische Umlandregionen, welche vom Zuzug junger Familien profitieren, durch eine jüngere Al­tersstruktur geprägt (Vgl. ebd.: 25). Die daraus resultierende räumliche Gegensätzlich­keit in der Konzentration von verschiedenen Altersstrukturen wird nach Birle (2010) die regionalen Disparitäten noch weiter verschärfen und Herausforderungen für die Kom­mune nach sich ziehen, welche trotz ähnlicher regionaler Bedingungen der Gesamtent­wicklung von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich ausfallen kann (Vgl. ebd.: 22).

Auf der Ebene der Kommunalplanung, speziell im Bereich der Stadtplanung gilt es, räumliche Strukturen in größeren Siedlungen auf langfristiger und vorausschauender Basis zu organisieren. Im Detail soll eine „zweckmäßige räumliche Ordnung und archi­tektonische Gestaltung“ unter Orientierung an „gesellschaftlichen Bedürfnissen und um­weltpolitischen Erfordernissen“ in einer Siedlung angestrebt werden (Vgl. Leser (2005): 875). Folglich, so betont Birle (2010), ist es einerseits erforderlich auf die spezifischen Erfordernisse älterer Menschen einzugehen und andererseits eine unterstützende Fa­milienförderung anzustreben, da diese ein Teil einer zukunftsweisenden Gemeindepoli­tik sein sollte (Vgl. ebd.: 25).[17] Vertiefend gilt es, mit Blick auf die heterogenen Alterns­prozesse, sowohl Möglichkeiten der Teilhabe an der Gesellschaft als auch Möglichkeiten des Rückzugs aus der Gesellschaft zu schaffen bei gleichzeitiger Gewährung einer selbstständigen und selbstbestimmten Lebensführung unter Berücksichtigung finanziel­ler und kultureller Vielfältigkeit.

2.1.3 Fokussierung auf die Quartiersebene

Bedingt durch körperliche, soziale und psychische Veränderungen schrumpft der Akti­onsradius älterer Menschen, so dass die Wohnung sowie das unmittelbare Wohnumfeld für die selbstständige Lebensführung und das individuelle Wohlbefinden immer bedeut­samer werden (Vgl. Hieber, Mollenkopf et al. (2006): 135 f.; Saup (1993): 91). Daraus resultierend ergibt sich die Notwendigkeit auf der Quartiersebene anzusetzen. In vielen Veröffentlichungen wird der Begriff „Quartier“ kaum definiert (Vgl. SONG (2008): 197; Weeber+Partner (2007): 41). Feuerstein (2008) und das KDA (2011) liefern eine mögli­che Definition, indem unter „Quartier“ eine soziale und baulich-räumliche Einheit ver­standen wird, welche sich durch deren spezifische Qualität und Identität von den umge­benden Quartierstypen[18] unterscheidet (Vgl. ebd.: 124; 5). Folglich sollte der Quar­tiersansatz nach Weeber+Partner (2007) auf einem integrativen Blick beruhen, bei dem Bauliches, soziale Beziehungen und Kultur miteinander verbunden werden (Vgl. ebd.: 41). So gilt es, weniger in fachlichen Kategorien als vielmehr in differenzierten Sozial­räumen anzusetzen.

2.2 Altersgerechte Quartiersentwicklung als Strategie auf der Quartiersebene

Bedingt durch die in Kapitel 2.1.1 dargestellte demografische Alterung in Deutschland ist die Stadtplanung mit der Herausforderung konfrontiert eine selbstständige und selbst­bestimmte Lebensweise für ältere Menschen zu gewährleisten. Der Quartiersansatz hat, wie in Kapitel 2.1.3 dargestellt, im Zuge der demografischen Alterung an Bedeutung ge­wonnen. In diesem Kontext werden Möglichkeiten diskutiert und erprobt, wie Quartiere altersgerecht gestaltet werden können, um eine adäquate Wohn- und Lebensweise bis ins hohe Alter gewährleisten zu können. Dieses Kapitel beleuchtet die einzelnen Bau­steine einer altersgerechten Quartiersentwicklung. Beginnend bei der Begriffsfassung (Vgl. Kapitel 2.2.1) wird weiterführend auf die Zielsetzung (Vgl. Kapitel 2.2.2), die rele­vanten Handlungsfelder (Vgl. Kapitel 2.2.3) sowie auf eine mögliche Vorgehensweise zur Umsetzung (Vgl. Kapitel 2.2.4) eingegangen.

2.2.1 Begriffsfassung

Grundlage für die Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist die Festlegung, was unter „altersgerechter Quartiersentwicklung“ zu verstehen ist. Eine allgemeingültige Definition dieses Begriffs gibt es in der Fachliteratur nicht. Vielmehr existiert eine Vielzahl von Be- grifflichkeiten, wie „altersgerechter Umbau“, „altersgerechtes Wohnen“ oder „altersge­rechte Wohn- und Infrastruktur“, wodurch ehereine Betonung auf sektorale Maßnahmen als auf zielgruppenspezifische Ansätze erfolgt.[19] Für diese Studie wird unter dem Begriff „altersgerechte Quartiersentwicklung“ die Weiterentwicklung bzw. die Umgestaltung von Quartiersstrukturen verstanden, wobei bezüglich der Zielgruppe ein generationenüber- greifender[20] sowie hinsichtlich der Handlungsfelder und Fachpolitiken ein interdisziplinä­rer bzw. integrierter Ansatz gewählt wird.

2.2.2 Zielsetzung

Als Leitbild für eine altersgerechte Quartiersentwicklung steht, mit Blick auf die Ziel­gruppe älterer Menschen, das selbstständige und selbstbestimmte Leben, welches bis ins hohe Alter durch adäquate räumliche, bauliche, infrastrukturelle sowie soziale Struk­turen ermöglicht werden soll (Vgl. Wacker, Wahl (2007): 230; Kreuzer (2006): 73; Schneider-Sliwa (2004): 114; SONG (2008): 21; Naegele (2008): 24; BMVBS (2011): 21). Damit verbunden ist der Ansatz, dass nicht der Mensch sich der Umwelt anzupas­sen hat, sondern, dass die Umwelt den Bedürfnissen der Menschen angepasst werden sollte.[21] Die Gründe, auf welchem das Leitbild für eine altersgerechte Quartiersentwick­lung beruht, sind vielfältig und nach Strauch (2004) in finanzielle, sozial- sowie wirt­schaftspolitische zu differenzieren (Vgl. ebd.: 23 f.)

Durch den prognostizierten Anstieg der älteren Menschen wird gleichzeitig mit einem Anstieg der Pflegebedürftigkeit gerechnet.[22] Um dieser vorhergesagten Entwicklung ge­recht zu werden, müsste laut Prognoseberechnungen, das vorhandene Versorgungsan­gebot verdoppelt werden, wenn an den bestehenden Wohn- und Versorgungsstrukturen nichts verändert wird (Vgl. BMVBS (2011): 22). Dies ist jedoch aus dem finanziellen Blickwinkel betrachtet, kaum zu bewältigen. Vielmehr betont Strauch (2004) dass prä­ventive Strukturen das Risiko von Isolation, Krankheit, Hilfs- und Pflegebedürftigkeit ver­ringern und aufwändige institutionalisierte Wohn- und Versorgungsformen vermieden bzw. verzögert werden können (Vgl. ebd.).

Bedingt durch die gestiegene Lebenserwartung sowie eines verbesserten Gesund­heitszustands wird die Lebensphase Alter von vielen älteren Menschen nicht als Restle­bensphase erfahren, in der Verlust und Abschied dominieren (Vgl. BMFSFJ (2010): 41; Göckenjan (2009): 252). Vielmehr wird besonders die dritte Lebensphase als späte Frei­heit erlebt, die es persönlich sinnvoll zu füllen und zu gestalten gilt. Dies drückt sich in einer zunehmenden Forderung nach Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit, nach „aktivem Altern“ aus.[23] Diesbezüglich belegen die Ergebnisse einer Vielzahl von empiri­schen Studien[24], dass die meisten älteren Menschen so lange wie möglich, auch bei eintretendem Pflegebedarf, selbstständig und selbstbestimmt leben wollen und dass das Verbleiben in der eigenen Wohnung sowie dem vertrauten Quartier eine wichtige Kom­ponente für die Lebensqualität darstellt. Gleichfalls betont Strauch (2004), dass es Auf­gabe der Kommune ist diesen Bürgerwunsch zu unterstützen (Vgl. ebd.).

Die Anpassung der Wohnung an die individuellen Bedürfnisse der alten Menschen eröffnet den Handwerksbetrieben sowie den Anbietern wohnungsnaher Dienstleistun­gen ein zukunftsfähiges Betätigungsfeld. Speziell die technischen Innovationen im häus­lichen Bereich wie bspw. im Rahmen des Forschungsfelds Ambient Assisted Living (AAL)[25] eröffnen nach Horneber (2011) Forschungseinrichtungen und Universitäten neue Möglichkeiten der Forschung, welche gegenwärtig noch nicht ausgeschöpft sind (Vgl. ebd.: 147 ff.). Zudem weisen Kruse und Wahl (2010) darauf hin, dass Dienstleis­tungen rund ums Wohnen den zukünftigen Seniorenmarkt noch deutlich stärker bestim­men werden, als dies bereits heute der Fall ist und dadurch neue Arbeitsplätze entstehen können (Vgl. ebd.: 434 f.).

2.2.3 Handlungsfelder

Die Handlungsfelder für eine altersgerechte Quartiersentwicklung erfordern Maßnah­men, welche die Aufgabenbereiche der Stadtplanung, der Verkehrsplanung sowie der Sozialplanung umfassen. Jedoch gibt es keine allgemein gültigen Handlungsfelder, wel­che in jedem Quartierstyp angewandt werden können. Vielmehr sollten sich die Hand­lungserfordernisse an der jeweiligen räumlichen, baulichen, infrastrukturellen und sozi­alen Situation im Quartier orientieren. Um jedoch einen allgemeinen Überblick zu ge­währleisten, werden in diesem Kapitel zentrale Handlungsfelder benannt, welche im Rahmen der Forschung als wichtig erachtet werden.[26] Differenziert nach „Wohnen“, „Öf­fentlicher Raum“, „Struktur der Nahversorgung“, „Freizeitangebote“, „Mobilität“ sowie „Soziale Integration und Vernetzung“ werden die einzelnen Handlungsfelder getrennt voneinander betrachtet, um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Jedoch bestehen enge Verknüpfungen zwischen den einzelnen Handlungsfeldern, auf die innerhalb der einzelnen Handlungsfelder hingewiesen wird.

Handlungsfeld: Wohnen

Laut Kreuzer (2006) übernimmt die Wohnung die Funktion des Aufenthalts, der Daseins­, Gestaltungs- und Rückzugsmöglichkeiten in einem vertrauten und Sicherheit vermittel­ten privaten Raum (Vgl. ebd.: 75). Dabei wird die Wohnung bezüglich Lage, Größe und Ausstattung in jeder Lebensphase anders bewertet und als geeignet oder ungeeignet empfunden. Speziell im Alter verändern sich die Ansprüche an die Wohnung, da zum einen die Wohnung den Kernbereich des Lebens im Alter darstellt und zum anderen eine selbstständige Lebensgestaltung gewährleisten sollte. Unterstrichen wird diese Aussage durch Simbriger (2006), indem sie darauf hinweist, dass „Alte mehr wohnen“ im Gegen­satz zu Kindern, Hausfrauen und Berufstätigen (Vgl. ebd.: 24). Begründet wird das „mehr wohnen“ einerseits durch veränderte motorische Fähigkeiten[27], sensorische Wahrneh- mungsleistungen[28] und Seh- und Hörfähigkeiten[29] im höheren Alter und andererseits durch das Ausscheiden aus dem Berufsleben[30]. Um so lange wie möglich selbstbe­stimmt und selbstständig bis ins hohe Alter in der eigenen Häuslichkeit verbleiben zu können, bedarf es der Anpassung der Wohnbedingungen an die individuellen Leistungs­veränderungen der älteren Person.[31] In welchem Umfang die Wohnraumanpassung er­folgen soll, ist laut Ottensmeier und Rothen (2012) eine individuelle Bedürfnis- und Wer­tentscheidung und entspricht somit der zunehmenden Heterogenisierung des Alters (Vgl. ebd.: 6). Nach Kreuzer und Scholz (2011) sind besonders vier Kriterien von Bedeu­tung, welche ein altersgerechtes Quartier im Hinblick auf das Handlungsfeld „Wohnen“ gewährleisten sollte. Im Detail sollte die Wohnung eine zeitgemäße Ausstattung, eine barrierefreie[32] Gestaltung sowie eine ausreichende Wohnungsgröße vorweisen. Ist eine altersgerechte Anpassung der Wohnung nicht möglich, sollte ein Umzug innerhalb des Quartiers durch ein differenziertes Wohnungsangebot möglich sein (Vgl. ebd.: 26). Dabei sollte der finanzielle Aspekt nicht aus den Augen verloren werden und die Zugänglichkeit zu altersgerechtem Wohnraum auch für einkommensschwache ältere Menschen mög­lich sein.

Als zeitgemäße Grundausstattung wird gemäß der Definition der Sachverständigen­kommission der Bundesregierung zum 2. Altenbericht „Wohnen im Alter“, eine Ausstat­tung mit Sammelheizung sowie Bad und WC innerhalb der Wohnung verstanden (Vgl. BMFSFJ (1998): 102). Diesbezüglich trägt die Sammelheizung wesentlich zum Wohn­komfort bei, da eine gleichmäßige Verteilung der Wärme innerhalb der Räume gewähr­leistet wird. Weiterhin ist ein integriertes Bad mit WC im Alter unabdingbar, da der Ge­staltung des Bades im Hinblick auf Sicherheit und Versorgung eine höhere Bedeutung zukommt.[33] Ferner werden vermehrt technische Hilfen, wie Notruf- oder Meldesysteme, angeboten, wodurch eine Alltagserleichterung für ältere Menschen erreicht werden soll. So betont der Städte- und Gemeindebund Brandenburg (2011) die große mögliche Er­leichterung der Lebensgestaltung der Menschen durch die Nutzung von heutigen elekt­ronischen und technischen Möglichkeiten (Vgl. ebd.: 6). Aber auch die Möbelindustrie hat den Seniorenmarkt für sich entdeckt und Spezialmöbel für ältere Menschen herge­stellt. Jedoch dämpft Giessel (2007) die erfolgsversprechenden Aussichten, indem er darauf hinweist, dass Spezialmöbel für ältere Menschen ausschließlich auf Messen und weniger im täglichen Verkauf verfügbar sind (Vgl. ebd.: 147).

Im Hinblick auf die schwellenfreie Ausstattung der Wohnung wird zwischen einer bar­rierefrei nutzbaren Wohnung und einer barrierefrei und uneingeschränkt mit dem Roll­stuhl nutzbaren Wohnung unterschieden.[34] Wie die Planung, Ausführung und Einrich­tung dieser Wohnungstypen konzipiert ist, wird gemäß der DIN-Norm 18040 Teil 2[35] de- finiert. Die Beseitigung von Schwellen innerhalb der Wohnung, der Einbau einer boden­gleichen Dusche sowie die stufen- und schwellenfreie Erreichbarkeit des Hauseingangs bilden grundlegende Maßnahmen, welche die Selbstständigkeit im Alter erhalten, den Verbleib in der eigenen Wohnung ermöglichen sowie die Umwandlung einer „normalen“ Wohnung in eine barrierefrei nutzbare Wohnung darstellen. So verdeutlicht eine Unter­suchung, dass die größten Probleme älterer Menschen bei der Nutzung der sanitären Anlagen sowie beim Zugang zu den Wohnungen[36] auftreten (Vgl. BMVBS (2011): 59).

Eine ausreichende Wohnungsgröße stellt besonders im Alter ein wichtiges Kriterium für die Wohnqualität dar, da auf der einen Seite ausreichend Platz für eine selbstständige Haushaltsführung und auf der anderen Seite zum Empfang von Gästen vorhanden sein sollte. So zeigt Schneider-Sliwa (2004) in der Studie „Städtische Umwelt im Alter. Präfe­renzen älterer Menschen zum altersgerechten Wohnen, zur Wohnumfeld und Quartiers­gestaltung“ die klare Absage an Klein- und Kleinstwohnungen im Alter auf, wenn die derzeitige größere Wohnung aus Altersgründen aufgegeben werden muss. Weiterfüh­rend weisen die Ergebnisse der Studie auf eine Präferenz von 2 bis zu 2,5-Raum-Woh- nungen hin (Vgl. ebd.: 29-44).

Reicht eine individuelle Wohnraumanpassung nicht aus, oder kann eine Bestands­wohnung nicht bedarfsgerecht umgestaltet werden bzw. stellt die Erreichbarkeit der Wohnung immer noch eine Barriere dar, wird ein Umzug auch im Alter unumgänglich. Um jedoch einen Verbleib im vertrauten Quartier zu ermöglichen, ist ein differenziertes Wohnungsangebot erforderlich.[37] Dementsprechend sollte das Wohnungsspektrum im Quartier altersgerechte Wohnformen mit geringen sowie umfangreichen Betreuungsan­geboten umfassen. Neben klassischen Alten- und Pflegeheimen mit einem umfangrei­chen Betreuungsangebot sind niederschwellige Betreuungsangebote wie betreutes Wohnen sowie selbstorganisiertes gemeinschaftliches Wohnen zu nennen. Die daraus resultierende Mischung der Wohnformen im Quartier bietet nach Kreuzer (2006) die Möglichkeit der Altersmischung sowie der Förderung intergenerationeller Kommunika­tion (Vgl. ebd.: 82).

Der altersgerechte Umbau der Wohnung oder das Bewohnen einer altersgerechten Wohnanlage sollte für ältere Menschen keine enorme finanzielle Belastung darstellen. Zwar verfügen viele ältere Menschen gegenwärtig über überdurchschnittlich hohe öko­nomische Ressourcen, jedoch sollten einkommensschwächere ältere Menschen nicht aus dem Blickwinkel geraten (Vgl. Göckenjan (2009): 253; Kreuzer, Scholz (2008): 91). Diesbezüglich weisen Kreuzer und Scholz (2008) auf die Wichtigkeit der öffentlichen Förderung von altersgerechtem Neu- und Umbau hin (Vgl. ebd.). Zudem betonen Narten und Scherzer (2008), dass Wohnungsunternehmen und soziale Kostenträger hilfreich bei der Finanzierung von individuellen Wohnraumanpassungen sein können und damit ein besonderes Interesse am Verbleib des Mieters signalisieren (Vgl. ebd.: 51).

Handlungsfeld: Öffentlicher Raum

Der öffentliche Raum wird in halbprivate, halböffentliche[38] und öffentliche Bereiche dif­ferenziert und stellt nach Kreuzer (2006) in seiner Gesamtheit eine wichtige Verbin­dungsfunktion zwischen der eigenen Wohnung und potentiellen Zielen im Quartier und darüber hinaus dar (Vgl. ebd.: 82). Gleichzeitig kann der Quartiersraum die Funktion der Gesundheitsförderung, der Pflege sozialer Kontakte sowie der Erholung und Entspan­nung übernehmen. Speziell im Alter gewinnt das Wohnumfeld neben der Wohnung für eine selbstständige Lebensführung zunehmend an Bedeutung, da sich, wie bereits er­wähnt, der Aktionsradius älterer Menschen sukzessive reduziert. Bedingt durch nachlas­sende motorische Fähigkeiten verlangsamt bzw. verschlechtert sich schrittweise die Mo­bilität und Gehfähigkeit. So vermerkt Saup (1993), dass die Schrittlänge im Alter tenden­ziell kürzer wird und trippelnde Schritte häufiger vorkommen (Vgl. ebd.: 68). Um die Mo­bilität auch im Alter zu erhalten und zu fördern, sollte der öffentliche Raum die Aufent­halts- und Kontaktfunktion mittels einer geschickten Wegeverbindung und -qualität ge­währleisten. Als bedeutsam scheint die ästhetische Qualität und Vielfalt der gebauten und „grünen“ öffentlichen Räume zu sein. So weist Kreuzer (2006) darauf hin, dass „je kleinteiliger das Wohnumfeld gestaltet ist, je mehr unterschiedliche Dinge auf kurzer Strecke entdeckt und betrachtet werden können, desto interessanter und anregender wird es von älteren Menschen auch bei eingeschränkter körperlicher Mobilität erlebt.“ (ebd.: 86)

Der öffentliche Raum als Ort des Aufenthalts bietet älteren Menschen die Möglichkeit der aktiven oder passiven Teilnahme am Quartiersgeschehen. Durch gepflegte und ab­wechslungsreich gestaltete Grünanlagen und Freiräume können die Sinne angeregt und die Mobilität gesteigert werden. So betonen Engstler, Menning et al. (2004), dass Frauen weniger immobil sind, wenn sie in der Nähe der Wohnung einen Park, eine Grünanlage, einen Wald oder ähnliche Erholungsmöglichkeiten vorfinden (Vgl. ebd.: 242). Mittels

Rastmöglichkeiten, wie bspw. Bänke oder Stühle, besteht auch bei motorischen Ein­schränkungen die Möglichkeit beim Zurücklegen von längeren Wegstrecken eine Pause einzulegen. Dabei kommt der Anordnung und Platzierung der Sitzgelegenheiten eine besondere Bedeutung zu. Kreuzer (2006) merkt an, dass Ruhemöglichkeiten bei einer raffinierten Anordnung als Treffpunkt und Kommunikationsraum, besonders vor Ge­schäften, öffentlichen Einrichtungen und Haltestellen, dienen können (Vgl. ebd.: 84). Weiterführend machen Narten und Scherzer (2008) darauf aufmerksam, das Bänke be­sonders gut angenommen werden, wenn diese über einen Sonnen-, Regen- und Wind­schutz verfügen und so gestaltet sind, dass diese zum Aufenthalt von älteren und jünge­ren Menschen einladen, um die Teilhabe am sozialen Leben für ältere Menschen in ih­rem unmittelbaren Wohnumfeld zu erleichtern (Vgl. ebd.: 91 ff.).

Entscheidend für die Überwindung der Quartiersstrukturen ist die Wegeplanung und -qualität, da speziell die Fü ße das wichtigste Fortbewegungsmittel älterer Menschen dar­stellen. So kommen Engstler, Menning et al. (2004) zu dem Ergebnis, dass 60% aller Freizeitwege von älteren Menschen zu Fuß zurückgelegt werden (Vgl. ebd.: 237). Dem­entsprechend sollten die Fußwegeverbindungen barrierefrei gestaltet, die Bodenbeläge eben und rutschfest sowie die Breite der Fußwege angemessen[39] konzipiert sein. Ferner sollten kurze Wegeführungen zu wichtigen Quartierseinrichtungen realisiert werden, um Umwege zu vermeiden. Als Orientierungshilfe dient die zukünftige DIN-Norm 18040 Teil 3[40] für die barrierefreie Gestaltung öffentlicher Verkehrswege und Freiräume.

Handlungsfeld: Struktur der Nahversorgung

Die Ausstattung des Quartiers mit Versorgungseinrichtungen entscheidet über die fuß­läufige Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen sowie über die Möglichkeit der Teil­habe am gesellschaftlichen Leben. Bedingt durch Veränderungen der motorischen Fä­higkeiten reduziert sich, wie bereits im Handlungsfeld „Öffentlicher Raum“ betont, der Aktionsradius älterer Menschen. Ferner treten, in Abhängigkeit von individuellen Risiko­faktoren, vermehrt im höheren Alter Erkrankungen an Herz, Kreislauf und Atemwege, Störungen des Bewegungs- und Stützapparats, der Magen- und Darmfunktion sowie der Hautfunktion auf, wodurch eine fachärztliche Versorgung[41] bis hin zur teilstationären

[...]


[1] Das persönliche Erstgespräch fand am 09. März 2012 von 10:30 - 11:00 Uhr statt.

[2] Zu den Strukturmerkmalen der Bevölkerung gehören die Alterszusammensetzung, die Geschlechterverteilung, der Fa­milienstand, die Nationalitätenzusammensetzung sowie die Anzahl der Kinder (Vgl. Kreuzer (2006): 19). Aufgabe der Demografie ist es, Veränderungen in den Strukturmerkmalen der Bevölkerung zu erfassen, zu beschreiben und durch Verhaltensmuster wie Kinder haben, heiraten oder sterben zu erklären (Vgl. ebd.).

[3] Die Alterszusammensetzung wird geprägt durch die demografischen Ereignisse der Fertilität, Mortalität, Mobilität und Migration (Vgl. Kreuzer (2006): 20).

[4] Im Detail besteht, entsprechend der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes, die Bevölkerung im Jahr 2008 zu 19% (15,6 Mio.) aus Kindern und jungen Menschen unter 20 Jahren, zu 61% (50 Mio.) aus 20- bis unter 65-Jährigen und zu 20% (15,6 Mio.) aus 65-Jährigen und Älteren (Vgl. Statistisches Bundesamt (2009b): 16).

[5] Nach Fuhrich (2008) hat sich die Lebenserwartung im letzten Jahrhundert durch ein Zusammenspiel von steigendem Wohlstand, Bildung, gesunder Ernährung, humaneren Arbeitsbedingungen mit geringerem körperlichen Verschleiß, so­zialer Führsorge und medizinischer Versorgung stark erhöht (Vgl. ebd.: 22). Entsprechend der Ergebnisse der 12. koor­dinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes (2009b) liegt die gegenwärtige durchschnittli­che Lebenserwartung eines männlich Neugeborenen in Deutschland bei 77,2 Jahren und bei einem weiblich Neugebo­renen bei 82,4 Jahren (Vgl. ebd.: 31).

[6] Naegele (2008) weist darauf hin, dass die rückläufigen Geburtenraten mit einer wachsenden Kinderlosigkeit einherge­hen. Die Ursachen für geringe Geburtsraten oder gar Kinderlosigkeit sind vielfältig und auf persönliche Entscheidungen (längere Ausbildungszeiten usw.) wie auch auf mangelnde infrastrukturelle Rahmenbedingungen (vorschulische Betreu­ung, Ganztagsschulen usw.) zurückzuführen (Vgl. ebd.: 15).

[7] Bei der Untergrenze der „mittleren“ Bevölkerung wird von einem Bevölkerungsstand von 77, 4 Mio. Menschen im Jahr 2030 ausgegangen.

[8] In dieser Studie werden unter älteren Menschen Personen verstanden, welche mindestens das 65. Lebensjahr erreicht haben.

[9] Der Altenquotient bildet das Verhältnis der Personen im Alter von 65 und mehr Jahren zu 100 Personen von 20 bis 64 Jahren ab (Vgl. Kreuzer (2006): 27).

[10] Diesbezüglich weist Birle (2010) darauf hin, dass das „Alter“ sich über einen Zeitraum von 35 und mehr Jahren erstre­cken kann (Vgl. ebd.: 26).

[11] So befinden sich nach Tesch-Römer und Wurm (2009) die „jungen Alten“ im Alter zwischen 65 bis unter 85 Jahren im dritten Lebensalter (Vgl. ebd.: 11).

[12] Die „alten Alten“, welche 85 Jahre und älter sind, gehören zur vierten Lebensphase (Vgl. Tesch-Römer, Wurm (2009): 11).

[13] Theoretisch gestützt wird die Aktivität im Alter durch die Aktivitätstheorie. Kreuzer (2006) merkt an, dass die leistungs­starken, souveränen, gesunden, aktiven und vollkommen selbstständigen Alten im Mittelpunkt dieser Theorie stehen (Vgl. ebd.: 36).

[14] Theoretisch untermauert wird der soziale Rückzug im Alter mit der Disengagement-Theorie. Basierend auf der An­nahme, dass Menschen nach einem ruhigen Lebensabend trachten, wird angenommen, dass sie im Alter Verantwortung und Verpflichtungen abgeben wollen (Vgl. Kreuzer (2006): 36).

[15] Darunter fallen Teilzeitbeschäftigung, befristete Beschäftigungsverhältnisse, Dauerarbeitslosigkeit, erzwungene Früh­verrentung sowie neue Formen von prekärer Selbstständigkeit (Vgl. Naegele, Schmähl (2007): 213).

[16] Diesbezüglich wird im Rahmen der Generali Altersstudie 2013 angemerkt, dass Verheiratete mit 2.500 Euro über ein deutlich höheres Einkommen als Verwitwete, Geschiedene oder Ledige verfügen (Vgl. Generali Zukunftsfonds (2012): 76). Gleichzeitig weisen Naegele und Schmähl (2007) darauf hin, dass ledige und geschiedene Frauen häufig niedrige Alterseinkommen haben und somit häufiger von Armut im Alter betroffen sind (Vgl. ebd.: 203).

[17] Gleichfalls sollte erwähnt werden, dass neben dem Änderungsprozess im Aufbau der Altersstruktur der Rückgang der Einwohnerzahlen ebenfalls in diesem Kontext zu den Herausforderungen der Kommunen gehört (Vgl. Birle (2010): 20).

[18] Bezüglich der Quartierstypen gibt es systematische Unterschiede. Weeber+Partner (2007) differenzieren zwischen innerstädtischen Altbauquartieren, Wohnsiedlungen, Gebiete auf dem Land und Umland von Städten sowie in Einfamili­enhausgebiete (Vgl. ebd.: 43).

[19] Der Begriff „altersgerechtes Wohnen“ wird bspw. vom BMVBS im Rahmen der Schriftenreihe „Wohnen im Alter. Markt­prozesse und wohnungspolitischer Handlungsbedarf“ verwendet. Zudem benutzt Strauch den Begriff „altersgerechte Wohn- und Infrastruktur“ im Rahmen des Referats „Kommunale Verantwortung für altersgerechte Wohn- und Infrastruk­turen bei zunehmend begrenztem Gestaltungsspielraum“ auf dem Kommunalkongress „Altersgerechte Wohnkonzepte: Gestaltungsmöglichkeiten für Kommunen“ am 25. November 2004 in Berlin.

[20] Die Studie beschränkt sich bei der Betrachtung einer altersgerechten Quartiersentwicklung auf die Bedürfnisse älterer Menschen. Eine weitere Betrachtung der Bedürfnisse insbesondere von Familien und Kindern ist aufgrund der großen Bedürfnisvielfalt und des ökonomischen Rahmens der Studie nicht möglich.

[21] Die Anpassung der Umwelt an die Bedürfnisse alter Menschen wird in der ökologischen Gerontologie unter dem Modell der Person-Umwelt-Passung zusammengefasst. Konkret ist darunter die Übereinstimmung der Kompetenzen und Be­dürfnisse der Person mit ihrer Umwelt zu verstehen mit dem Ziel, die ressourcenförderlichen Wirkungen (die Lebensfüh­rung des Menschen ganz allgemein, seine Selbstständigkeit, sein Wohlbefinden, seine Selbstverantwortung, seine sinn­lichen Erfahrungen, sein Bedürfnis nach Rekreation) zu entfalten und somit die Lebensqualität aller Lebensalter, gesell­schaftlichen Gruppen einschließlich der Älteren und der Menschen mit Behinderung zu erhöhen (Vgl. Kruse, Wahl (2010): 409-413).

[22] Die Zahl der Pflegebedürftigen wird sich voraussichtlich von gegenwärtig rund 2,3 Mio. (davon 1,3 Mio. 65-Jährige und Ältere) auf über 3,4 Mio. bis 2030 erhöhen (Vgl. Statistisches Bundesamt (2010): 27).

[23] „Die Charakteristik „aktives Alter“ ist eine Neubildung aus den 1960er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.“ (Gö­ckenjan (2009): 235)

[24] Dazu zählen bspw. folgende Studien: Landesbausparkassen (LBS) (1990; 2006); Heinze et al. (1997); LBS Zukunfts­werkstatt (2002); Infratest Sozialforschung (2003).

[25] Beim AAL handelt es sich um ein relativ junges, interdisziplinär ausgerichtetes Forschungsfeld. In diesem Rahmen werden Techniken und Organisationskonzepte erforscht und entwickelt, die es unterschiedlichen Zielgruppen ermögli­chen soll, auch bei körperlichen Einschränkungen so lange wie möglich in der eigenen Häuslichkeit zu leben (Vgl. Hor­neber (2011): 144).

[26] Im Detail wird bezüglich der Differenzierung der einzelnen Handlungsfelder Bezug auf die Diplomarbeit „Altengerechte Wohnquartiere, Stadtplanerische Empfehlungen für den Umgang mit der demografischen Alterung auf kommunaler Ebene“ von Volker Kreuzer sowie auf die Dissertation „Altersgerechte Stadtentwicklung. Eine aufgaben- und akteursbe­zogene Untersuchung am Beispiel Bielefeld“ von Volker Kreuzer und Tobias Scholz genommen.

[27] Darunter fallen nachlassende Fähigkeiten in den Bereichen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Beweg­lichkeit.

[28] Bedingt durch die Verringerung der Muskelkräfte, der Beweglichkeit der Gelenksysteme sowie der Elastizität der Wir­belsäule kommt es im höheren Alter zu einer Verringerung der Gehfähigkeit und der körperlichen Mobilität (Vgl. Saup (1993): 67).

[29] Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer Verlangsamung der Reaktionsgeschwindigkeit, so dass ältere Menschen im Allgemeinen langsamer und bedächtiger auf Reize aus der Umwelt reagieren (Vgl. Saup (1993): 70).

[30] Diesbezüglich vermerken Menning und Hoffmann (2009), dass die Leistungsfähigkeit des Auges, wie z. B. das Wahr­nehmen von Kontrasten, die Farbwahrnehmung und die Lichtsensitivität, mit dem Alter abnimmt (Vgl. ebd.: 64). Zugleich kommt es zu strukturellen Veränderungen des Ohrs im Erwachsenenalter und besonders im höheren Alter, so dass die Wahrscheinlichkeit an Hörverlust für Sprache, eine Abnahme des Gesamtwortverstehens und ähnliches steigt (Vgl. Saup (1993): 65).

[31] Diesbezüglich ist es notwendig darauf hinzuweisen, dass die Umzugsbereitschaft mit dem Alter abnimmt. So weisen Mollenkopf und Flaschenträger (2001) darauf hin, dass die meisten älteren Menschen einen altengerechten Umbau ihrer derzeitigen Wohnung, wenn es aus gesundheitlichen Gründen notwendig ist, vorziehen, als umzuziehen (Vgl. ebd.: 135).

[32] Barrierefrei bedeutet grundsätzlich ohne fremde Hilfe und in der allgemein üblichen Weise nutzbar, erreichbar und zugänglich (Vgl. Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen § 4 BGG).

[33] Besonders im Bad, als Ort der Intimität, möchten ältere Menschen trotz Gebrechlichkeit so lange wie möglich selbst­ständig und ohne Hilfe agieren können (Vgl. Feddersen (2011): 62).

[34] Der Unterschied zwischen den Wohnungstypen besteht in dem Mehraufwand, welcher für rollstuhlgerechte Wohnungen betrieben werden muss. So werden bspw. breitere Türen oder Raumgrößen benötigt, um eine ausreichende Bewegungs­fläche gewährleisten zu können.

[35] Seit 2010 werden die Vorläufernormen DIN 18025 Teil 1 sowie DIN 18025 Teil 2 in der DIN-Norm 18040 Teil 2 zusam­mengefasst. Der vorherigen Unterteilung in behindertengerechten und barrierefreien Maßnahmen wird durch die Hervor­hebung von Maßnahmen für Rollstuhlfahrer Rechnung getragen.

[36] So stellen Mollenkopf und Flaschenträger (2001) in der Studie „Erhaltung von Mobilität im Alter“ fest, dass das Trep­pensteigen bereits jedem vierten 55-64-Jährigen Schwierigkeiten bereitet und sogar jeder fünfte über 80-Jährige keine Treppen mehr steigen und das Haus nicht mehr verlassen kann (Vgl. ebd.: 76).

[37] So unterstreichen die Ergebnisse der Studie von Mollenkopf und Flaschenträger (2001), dass für die meisten Älteren, die sich zu einem möglichen Umzugsziel äußerten, die neue Wohnung im gleichen Stadtteil oder zumindest in der glei­chen Stadt liegen sollte (Vgl. ebd.: 137).

[38] Nach Kreuzer (2006) wurde die Differenzierung zwischen „halbprivat“ und „halböffentlich“ gewählt, um Übergangsbe­reiche zwischen privaten und öffentlichen Räumen zu erfassen. Als Beispiel werden Vorgärten oder Wohnwege genannt (Vgl. ebd.: 174).

[39] Die Angemessenheit der Wegbreite stellt ein wichtiges Kriterium für die Nutzung der Wege dar, da ältere Menschen häufig eine Gehilfe (Rollator), einen Rollstuhl oder ein Elektromobil benötigen sowie in Begleitung unterwegs sind, so dass ein problemloses begegnen möglich sein sollte (Vgl. Hieber, Mollenkopf et al. (2006): 181).

[40] Diese Norm wird die DIN 18024 Teil 1 ersetzen.

[41] Zur ambulanten Organisationsform gehören Sozialstationen, Arztpraxen, Therapeutenpraxen, Häusliche Kranken­pflege usw. (Vgl. Steinhagen-Thiessen, Gerok et al. (1994): 140).

Ende der Leseprobe aus 125 Seiten

Details

Titel
Altersgerechte Quartiersentwicklung und die Rolle gemeinschaftlicher Wohnformen
Untertitel
Hausgemeinschaft "Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt-Ost"
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Institut für Stadt- und Regionalplanung)
Veranstaltung
Stadt- und Regionalsoziologie
Note
1,5
Autor
Jahr
2013
Seiten
125
Katalognummer
V264961
ISBN (eBook)
9783656544050
ISBN (Buch)
9783656544920
Dateigröße
3096 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
überarbeitet im Juni 2014
Schlagworte
altersgerechte, quartiersentwicklung, rolle, wohnformen, hausgemeinschaft, gemeinsam, generationswohnen, arnstadt-ost
Arbeit zitieren
Cathrin Trümper (Autor:in), 2013, Altersgerechte Quartiersentwicklung und die Rolle gemeinschaftlicher Wohnformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264961

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