Mangelnde Mitarbeit - Geringe Anstrengungsbereitschaft


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2004

25 Pages, Note: 1


Extrait


Inhalt

1. Fallbeispiel: Mangelnde Mitarbeit – geringe Anstrengungsbereitschaft
1.1 Allgemeine Informationen
1.2 Ein Unterrichtsbeispiel zur mangelnden Mitarbeit
1.3 Worin besteht ein Zusammenhang
1.4 Das Verhältnis zw. Matthias und den Lehrern

2. Methoden zur Verhaltensbeobachtung
2.1 Erstellen einer Strichliste
2.2 Die Minutenweise freie Beobachtung
2.3 Die Beobachtung in relevanter Situation
2.4 Das diagnostische Gespräch
2.5 Der Konzentrations- Leistungs- Test
2.6 Die Selbstbeobachtung
2.7 Die Selbstbeobachtung des Lehrers

3. Pädagogische Handlungsmöglichkeiten
3.1 Vorraussetzungen des Lehrers für einen störungs- freien Unterricht
3.2 Erhöhung der Anstrengungsbereitschaft des Schülers
3.3 Zum Schluss ein paar abschließende Bemerkungen

4. Literaturverzeichnis

1.) Fallbeispiel: „Mangelnde Mitarbeit – geringe Anstrengungsbereitschaft“

1.1 Allgemeine Informationen

Mein Fallbeispiel bezieht sich auf einen Schüler, welchen ich während meines im Sommer absolvierten Blockpraktikums an einer ländlichen Realschule beobachtet habe. An diesem realen Fall möchte ich zeigen welche möglichen Ursachen und Auswirkungen mangelnde Mitarbeit im Unterricht haben kann.

Matthias besucht die achte Klasse einer Realschule in ländlicher Gegend. Aufgrund schlechter Zensuren wurde er vor einem Jahr von dem Gymnasium auf die Realschule „zurückversetzt“, er ist also seinen Mitschülern altersmäßig und teilweise auch geistig überlegen.

Die Klasse setzt sich aus 28 SchülerInnen zusammen, die aus verschiedenen Wohnorten der näheren Umgebung stammen. Matthias genießt großes Ansehen in der Klasse, was wie bereits erwähnt größtenteils auf sein Alter zurückzuführen ist. Seine Schulleistungen sind sehr unterschiedlich. In den Fächern Sport und Deutsch zeigt er sehr gute Leistungen; in den meisten anderen Fächern sind seine Leistungen sehr bedenklich. Trotzdem besitz er in der Klasse ein sehr hohes Ansehen. Er ist der Führer der Klasse und genießt auch sichtlich diesen Status. Er erschien mir als ein führendes Glied bzw. das führende Glied in der Klasse.

Genauso uneinheitlich wie die Schulleistungen sind die Verhaltensweisen von Matthias. Einerseits zeigt er eine hohe Anstrengungsbereitschaft, auch sehr oft in meinen Unterrichtsstunden d.h. er beschäftigte sich intensiv mit einem Unterrichtsgegenstand, arbeitete interessiert und vor allem konzentriert mit, ohne die anderen zu stören. Andererseits kommt er häufig zu spät, steht während des Unterrichts auf und läuft umher, erledigt Hausaufgaben zumeist gar nicht, lacht oder schreit oft vorlaut dazwischen, macht provozierende Bemerkungen zum Lehrer bzw. den Mitschülern und darüber hinaus war auch eine enorme Gewaltbereitschaft gegenüber seinen Mitschülern zu beobachten. Im Unterricht schaukelt er auf seinem Stuhl, schaut aus dem Fenster, verunstaltet seine Hefe und bekundet dadurch sein geringes Interesse am Unterrichtsgeschehen. Er erscheint oft lustlos, unkonzentriert und nimmt am Unterricht nur oberflächlich teil. Auch im Tagebuch ist eine enorme Anzahl an unentschuldigten Fehltagen verzeichnet.

1.2 Ein Unterrichtsbeispiel zur mangelnden Mitarbeit

In einer von mir beobachteten Unterrichtsstunde eines jungen Chemielehrers wird die Anstrengungsbereitschaft und das desinteressierte Arbeitsverhalten von Matthias deutlich.

Der Chemielehrer Herr Graf hatte für eine seiner Chemiestunden das Thema Verhalten von Stoffen bei verschiedenen Temperaturen herausgegriffen und in jener Stunde eine Gruppenarbeit geplant. Jede Gruppe erhielt vier bis fünf Stoffe in je einem Reagenzglas. Diese sollten nun mit Hilfe des Bunsenbrenners erhitzt und beobachtet werden. Matthias zeigte wenig Interesse und störte seine Gruppe durch provozierende Bemerkungen und brachte so heftige Unruhe in die Gruppe. Seine mangelnde Arbeitsbereitschaft wirkte sich also negativ auf die gesamte Gruppe aus.

Auch die anderen Gruppen wurden mit der Zeit durch Matthias störendes Verhalten unruhig und in ihrem Arbeitsverhalten gehemmt und eingeschränkt. Die arbeitswilligen Schüler versuchten sich etwas zurückzunehmen um keine provozierenden Bemerkungen von Matthias zu erhalten, SchülerInnen mit ähnlich geringer Motivation wie Matthias ließen sich sehr leicht ablenken und brachten ebenfalls große Unruhe in die Klasse. Sie eifern Matthias nach um nicht als uncool dazustehen.

Für Herrn Graf war diese Stunde eine echte Horrorstunde. Seine Planung geriet völlig aus der Fassung obwohl alles dennoch gut durchgeplant war. Im Gespräch sagte er, dass es sehr schwer sei, gegen eine solche Unruhe vorzugehen. Er war sich aber sehr sicher, dass die „verpatzte“ Stunde ohne Matthias (oder deren Störungen ) sehr viel besser abgelaufen wäre.

In der darauffolgenden Deutschstunde wurde eine kreative Freiarbeit zu dem bereits gelesenen Buch „Die Welle“ bearbeitet. Die SchülerInnen erhalten verschiedene Aufgaben, die frei wählbar sind und ihrer Phantasie freien Lauf lassen.

Matthias erledigt diese Aufgabe sehr sorgfältig, ohne in irgend einer Art und Weise negativ aufzufallen. Er ist engagiert und zeigt aktive Mitarbeit.

Matthias arbeitet schnell aber dennoch nicht schlampig, beschreibt Personen sehr genau, zeichnet Bilder zum Geschehen usw.

1.3 Worin besteht ein Zusammenhang

Diese reale Beobachtung lässt darauf schließen, dass bestimmte Unterrichtsgegenstände, bestimmte Themen inner- und außerhalb der verschiedenen Schulfächer sowie auch die Arbeitsart offenbar für manche SchülerInnen einen inneren Anreiz zur Mitarbeit haben, andere hingegen weniger.

Es zeigt sehr schön wie die aktive Mitarbeit eines Schülers von Fach zu Fach doch stark variiert, obwohl nur Minuten dazwischen liegen.

Die individuellen Interessen spielen hier wohl eine sehr entscheidende Rolle.

Matthias lässt sich ungern in eine Gruppe einteilen wo er die Meinungen und Vorgaben anderer akzeptieren muss. Er ist sehr selbstständig und arbeitet lieber für sich alleine, in seinem selbst bestimmten Tempo. In der Chemiestunde kam er deshalb mit der Gruppenarbeit nicht zurecht. Er empfand dies als einengend und einschränkend.

Lässt man ihm jedoch, wie in der darauffolgenden Deutschstunde den für ihn notwendigen Freiraum, so fühlt er sich weniger eingeengt und arbeitet fleißig und konzentriert mit, ohne in irgendeiner Form negativ aufzufallen. Darüber hinaus kann er sich mit Hilfe des freien Schreibens leichter verwirklichen und ausdrücken und hat viel Spaß daran.

Natürlich kann ein/e LehrerIn nicht auf die Vorlieben und Neigungen aller SchülerInnen eingehen und darauf Rücksicht nehmen aber dennoch liefert dieses Beispiel Beweise dafür, dass Mitarbeit und Anstrengungsbereitschaft auch von solchen Faktoren abhängig und darauf zurückzuführen sind.

Fazit:

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Anstrengung und Fähigkeit in einer engen Beziehung zueinander stehen. Eine gute Note weist auf ein hohes Fähigkeitskonzept und auf eine große Anstrengungsbereitschaft hin. Bei einer schlechten Note ist es genau umgekehrt. ( Wahl, Weinert, Huber 2001 ).

So könnte man also auch im Fall Matthias die Hypothese bilden:

Je größer sein Fähigkeitskonzept in einem bestimmten Fach ist ( wie in Deutsch ), desto größer ist seine Bereitschaft zur Anstrengung. Je geringer ihn etwas anspricht ( wie Chemie, Mathematik... ), desto geringer ist seine Anstrengungsbereitschaft.

1.4 Das Verhältnis zwischen Matthias und den Lehrern

Zwischen Herrn Haug, dem Klassenlehrer, und Matthias besteht eigentlich eine relativ gute Beziehung. Herr Haug mag Matthias, trotz seinem oft unpassenden und störenden Verhalten. Er sagt selbst das Matthias trotz allem seinen Weg machen wird, da in ihm ein sehr großes Potential steckt. Trotz allem wirkt er oft sehr enttäuscht, wenn diese „positive Beziehung“, die häufig auf Gegenseitigkeit beruht, nicht ausreicht um die Anstrengungsbereitschaft von Matthias zu fördern.

Die anderen Kollegen sind teilweise der selben Meinung wie Herr Haug. Viele führten schon Gespräche mit Matthias, die allerdings nie eine Änderung seines Verhaltens bewirkt haben.

Das störende Verhalten von Matthias ist somit schon fast zur festen Gewohnheit geworden.

Viele Lehrkräfte sind über seine geringe Arbeitsbereitschaft und das Ausbleiben der Veränderung teilweise sehr verärgert. Durch ständige Ermahnungen, welche Matthias erteilt werden, und den gelegentlichen Strafen, die ohne Wirkung bleiben, fühlen sich manche LehrerInnen gekränkt.

In den Stunden von Herrn Haug, dem Klassenlehrer, konnte ich verschiedene pädagogische Maßnahmen beobachten, wenn bestimmte Anzeichen geringer Anstrengungsbereitschaft bei Matthias wahrzunehmen waren. Zuerst rügte ihn Herr Haug mit lauter Stimme und entsprechendem Tonfall, indem er laut seinen Namen nennt. Oder er richtet einen strengen Blick in Matthias Richtung, unterbricht gegebenenfalls seinen Vortrag um ihm zu signalisieren, dass er sein jetziges Verhalten keineswegs duldet.

Im meinen Gesprächen mit Herrn Haug sagte er, dass es natürlich auch immer auf die Tagesform jedes Lehrers ankommt. Manchmal machen ihm die Zwischenrufe und Unruhen von Matthias weniger aus und er ermahnt ihn deshalb nur. Manchmal allerdings platzt ihm schon bei geringer Störung, seitens Matthias, der Kragen und er erteilt sofort eine Strafe um weiteren Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Diese Möglichkeit ist zwar immer sehr ökonomisch allerdings nur kurzfristig erfolgreich, denn eine anhaltende Verhaltensänderung konnte nicht festgestellt werden. Er strafte allerdings nur mit irgendwelchen „Schreibaufgaben“, wie beispielsweise das Abschreiben der Schulordnung. Andere Lehrkräfte greifen da doch zu strengeren Mitteln. Frau Buchmann, die Mathematiklehrerin, z.B. schickt in ihren Stunden Matthias des öfteren vor die Tür, wenn er sich provozierend zeigt und geringe Arbeitsbereitschaft demonstriert. Als Grund dafür sagt sie, dass sie die Ruhe in der Klasse bewahren und gleichzeitig Matthias als Unruhestifter bestrafen will. Nach dem Ende der Stunde versucht Frau Buchmann häufig noch einmal im Gespräch eine Verhaltensänderung bei Matthias zu bewirken. Er soll über sein Fehlverhalten nachdenken und einsehen, dass es so nicht weitergehen kann.

Dennoch haben diese und ähnliche Gespräche auf Dauer gesehen noch wenig Einfluss erzielt. Zwar lässt sich immer wieder eine Verhaltensbesserung in den Folgestunden verzeichnen, in den darauffolgenden Stunden allerdings fällt Matthias in sein altes Verhaltensmuster zurück.

2. Methoden zur Verhaltensbeobachtung

2.1 Das Erstellen einer Strichliste

Ein hilfreiches diagnostisches Verfahren zur Prüfung von Hypothesen ist das Erstellen einer Strichliste. Es soll damit die Häufigkeit einer bestimmten Verhaltensweise zusammenstellend erfasst werden.

Das Verfahren wurde bereits vor einem Jahr bei Matthias (in seiner alten Schule) durchgeführt um eben seine geringe Anstrengungsbereitschaft und die Konsequenzen auf sein störendes oder interessenlosen Verhalten zu erfassen.

[...]

Fin de l'extrait de 25 pages

Résumé des informations

Titre
Mangelnde Mitarbeit - Geringe Anstrengungsbereitschaft
Université
University of Education Weingarten
Cours
Seminar Handeln unter Druck
Note
1
Auteur
Année
2004
Pages
25
N° de catalogue
V26455
ISBN (ebook)
9783638287821
ISBN (Livre)
9783638636506
Taille d'un fichier
436 KB
Langue
allemand
Annotations
Bewertung: "Perfekte Integration von Theorie und Praxis"
Mots clés
Mangelnde, Mitarbeit, Geringe, Anstrengungsbereitschaft, Seminar, Handeln, Druck
Citation du texte
Julia Störzer (Auteur), 2004, Mangelnde Mitarbeit - Geringe Anstrengungsbereitschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26455

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