Bewegen und Heben schwerer Lasten

Römische Architektur und ihre technische Realisierung


Hausarbeit, 2013

26 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


1) Einleitung

Die vorliegende Arbeit, mit dem Titel „Bewegen und Heben schwerer Lasten- römische Architektur und ihre technische Realisierung“, beschäftigt sich mit den bautechnischen Fähigkeiten der Römer und welche Greif-und Hebewerkzeuge sie verwendeten haben, um schwere Lasten zu heben und bewegen.

Doch es wäre zu kurzgegriffen, wollte ich mich an dieser Stelle nur auf römische Lastenkräne und Greifzangen beschränken; daher betrachte ich dieses Thema nicht nur unter einem technikgeschichtlichen Aspekt sondern auch aus einem soziologischen Blickwinkel und stelle mir die Frage, welche Personen oder Personengruppen schwere Lasten bewegen und heben lassen und welche Motive sie dafür haben; welche Intentionen verfolgen sie, um hunderte von Menschen für ein einziges Bauwerk einzusetzen?

Damit der Begriff „Bewegen und Heben schwerer Lasten“ auch zutrifft, ist es offensichtlich, dass hier nur repräsentative, bedeutende Architektur im Zentrum der Betrachtung stehen kann und dass hinter der Errichtung solcher Architekturen primär Repräsentations-bedürfnisse stehen; die Initiatoren der von mir hier beschriebenen Bauwerke nutzen die Möglichkeiten der Technik und die Sprache von Kunst und Architektur vor allem zur Demonstration ihrer Führungsansprüche und zur Festigung und Legitimierung ihrer Machtposition.

In der Forschung besteht hinsichtlich der technischen Spezifikationen römischer Greif-und Hebewerkzeuge eine gewisse Uneinigkeit, welche sich in Detailfragen erschöpft. So gilt die Tatsache, dass die Greif-und Hebewerkzeuge der Römer griechischen Ursprunges sind, als gesichert. Jedoch ist die These, wonach Lastenkräne im 6. Jahrhundert v. Chr. in Griechenland erfunden worden seien, nicht unumstritten; manche Forscher behaupten, die Griechen hätten technische Kenntnisse über das Bewegen und Heben schwerer Lasten in Ägypten kennengelernt und verfeinert. Allerdings waren diese „Verfeinerungen“ derart enorm, stellte der griechische Baukran einen solchen Fortschritt gegenüber allem bisher dagewesenen dar, dass die in Ägypten und im Nahen Osten bis dato übliche Praxis des Aufbockens oder die Rampe als Hilfsmittel für den vertikalen Transport vollkommen überflüssig wurden.

Im zweiten Kapitel dieser Arbeit führe ich unter dem bereits genannten soziologischen Aspekt verschiedene Beispiele römischer Staatsarchitektur an bevor ich mich im folgenden Abschnitt den gebräuchlichsten römischen Lastenkränen und Greifwerkzeugen zuwende.

Den Abschluss dieser Arbeit bilden ein Fazit, in dem ich die während der Arbeit gewonnen Kenntnisse abschließen zusammenfasse, sowie ein Verzeichnis der von mir verwendeten Literatur.

2) Die Repräsentation der kaiserlichen Macht in den Provinzen- Beispiele römischer Staatsarchitektur

Die Ergebnisse einer programmatischen Baukultur Roms blieb in den von Rom beherrschten Gebieten nicht ohne Wirkung; dabei wurde Architektur zu einem Medium welches die Präsenz Roms auch in ferneren Gebieten spür- und sichtbar machte. In diesem Sinne ließen sich die römischen principis seit Augustus Octavian keinesfalls die Chance entgehen, durch imposante Architektur dafür zu sorgen, dass die Präsenz der Weltmacht Roms auch außerhalb der Stadt und Italiens wahrnehmbar blieb. Die römischen Herrscher wurden hier nicht nur als Bauherren unmittelbar selbst aktiv, sondern veranlassten auch andere, in ihrem Sinne Bauten zu errichten. Dabei konnten sie sich auf Gefolgsleute verlassen, welche dafür sorgten, dass auch fernab von Rom die in Stein manifestierten Ansprüche und Intentionen der Kaiser nicht in Vergessenheit gerieten. Einige Bauwerke in den östlichen, westlichen oder auch nördlichen Provinzen demonstrieren dies in exemplarischer Weise. Dabei müssen einige der hier genannten Projekte aus der Provence, sowie aus Trier und Athen genügen um für das Imperium Romanum die Wirkung dessen, was in Rom durch die vom princeps veranlassten Aktivitäten an neuer Architektur entstanden war, skizzenhaft darzulegen.

Dass die Lage im Süden des heutigen Frankreichs und hierbei vor allem in der Provence stets das besondere Engagement Roms und seiner Führer herausforderte, dokumentieren nicht zuletzt Bauwerke, die in diesen Gebieten unter römischer Herrschaft ausgeführt worden sind.

Einerseits repräsentieren sie zwar die Ausbreitung der römischen Kultur und Zivilisation, doch drücken sie zugleich den Willen und die Handschrift des Herrschers aus.[1]

a) Das Tropaeum Alpium in La Turbie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hierzu gehört ein riesiges Siegesmonument, welches auf der Paßhöhe von La Turbie im Grenzgebiet zwischen Italien und dem antiken Gallien in den Jahren 7- 6 v. Chr. als Siegeszeichen errichtet worden ist.

Von dem Bauwerk selbst, das 50 m in die Höhe ragte und an der untersten Stelle 38 m maß, blieben so viele Überreste erhalten, dass eine glaubwürdige Rekonstruktion möglich war. Eine große Weihinnschrift, die aus mehr als 100 Fragmenten entziffert werden konnte, berichtet von den Ereignissen, die Anlass für den Bau dieses Monument gewesen waren.

In der Innschrift, die ein Feld von 4,80 m Höhe und 19 m Länge füllte, wurde in 40 cm hohen Buchstaben zum einen festgehalten, dass der Senat in Rom dieses Monument für Augustus errichten ließ. Zum anderen werden in einer darunter angebrachten kleineren Innschrift die 45 besiegten Alpenvölker einzeln aufgeführt, die einst die Gebiete vom Adriatischen bis zum Tyrrhenischen Meer beherrschten. Und so feiert die Innschrift nicht nur einen bestimmten römischen Sieg, sondern am Übergang von den Alpen nach Gallien und Germanien zugleich das erfolgreich beendete Ringen um die Vorherrschaft Roms in diesen Gebieten; deshalb galt das Tropaeum Alpium weniger einem einzelnen Ereignis, sondern einem nahezu epochalen Schritt auf dem Weg zu jener römischen Hegemonie, welche in der Pax Augusta ihr Ziel finden sollte.

Bereits bei der Standortwahl war man bewusst um eine möglichst große Fernwirkung bemüht; das Denkmal steht an einem Punkt, der sowohl von Meer und Küste, als auch vom Landesinneren zu sehen war. Zugleich lag hier die.

höchste Stelle jener Straße, welche Augustus wenige Jahre zuvor als neuen und sicheren Weg in die Alpen bauen ließ. Nicht zuletzt war sie im Zusammenhang mit den von Augustus in der Provence geführten Feldzügen von erheblicher logistischer und strategischer Bedeutung; auch deshalb gehört ein Bauwerk wie das tropaeum alpium zu den Bauprogrammen des Augustus Octavian, welches den Betrachtern die unmissverständlichen Zeichen eines neuen römischen Herrschafts- und Machtanspruches vor Augen führte.[3]

[4] Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

b) Überlegene Ingenieursarchitektur- der Pont du Gard

[5] Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Daß die Vorherrschaft und der Einfluss Roms in den Provinzen nicht nur durch Repräsentationsarchitekturen sichtbar geworden sind, belegen weitere Projekte. Dazu gehören Baumaßnahmen, die verdeutlichen, dass Augustus pragmatische Themen, auf deren Bewältigung das Imperium Romanum angewiesen war, sehr bewusst gewesen sind. Besonders gut verdeutlichen dies jene Baumaßnahmen, die vor Ort ohne die Hilfe römischer Baumeister und Ingenieure in den von Rom entfernteren Provinzen kaum hätten ausgeführt werden können.[6] Exemplarisch demonstriert dies das als Pont du Gard bekannte Teilstück eines großen Aquaedukts, über den auf eine Entfernung von Dutzenden Kilometern täglich große Wassermassen transportiert werden konnten. Angesichts der für jede römische Siedlung primären Bedeutung einer qualitativ und quantitativ ausreichenden Wasserversorgung war es kaum mehr als eine bloße Selbstverständlichkeit, dass sich der princeps in Rom solche Themen im Rahmen der von ihm protegierten Bauprogramme zu eigen gemacht hatte. Auch eignet sich der Pont du Gard sehr gut dafür, der Welt nicht nur einen Eindruck von den Fähigkeiten römischer Bauingenieure und der Kühnheit ihrer Konstruktion zu vermitteln, sondern auch vom Repräsentationswillen des princeps in der von ihm beherrschten Welt.

Es liegt nahe, den Aquaedukt, zu dem der 275 m lange und 49 m hohe Pont du Gard gehört, Agrippa zuzuschreiben, da er das Gebiet um Nîmes in der Zeit um 20 v. Chr. verwaltet hatte, und er selbst durch sein Amt als Aedil in Rom für Straßenbau und Wasserversorgung besonders kompetent war. Mit dieser Anlage sollten größere Wassermengen von der Uzès -Quelle bis zum 50 km entfernten Nemausus transportiert werden; Schwierigkeiten des Geländes führten zu ungewöhnlichen Lösungen, mit denen der Verlauf der Wasserleitung unterschiedlichen topografischen Situationen angepasst wurde. Zwar konnte etwa die Hälfte der Strecke ohne größeren Aufwand direkt im Gelände verrohrt werden, doch gab es darüber hinaus Partien, welche die römischen Ingenieure vor nahezu unlösbare Probleme stellten; hierzu gehörten u. a. bergige Geländeerhebungen, die nicht durch eine Ringleitung umgangen werden konnten, sodass für bestimmte Abschnitte Tunnelbauten, die eine Länge von bis zu 400 Metern erreichen konnten, angelegt werden mussten.

Hinzu kamen enorme Landschaftseinschnitte, für die aufwendige Brückenkonstruktionen errichtet worden sind; zu ihnen gehört als eines der eindrucksvollsten Beispiele der Pont du Gard.

Mit diesem Aquaedukt ist nicht nur ein exzellenter Ingenieurbau überliefert, sondern zugleich ein Monument, dessen architektonisch gestalteter Anspruch augenscheinlich ist. Deshalb bleibt die Frage nach den Intentionen und Motiven, welche mit der Errichtung dieses Bauwerks verbunden sind, zumal dessen Anlage über einen direkten Nutzen und die Erfüllung eines pragmatischen Bedarfs hinaus gehen. Dabei fällt als erstes auf, dass es, um die Stadt Ne mausus mit Wasser zu versorgen, aus technischen Gründen des sehr auffallenden Pont du Gard kaum bedurft hätte. Wie überlieferte Quellen bestätigen, hätte es durchaus ausgereicht, das Wasser, wie z. B. in Lugdunum auch, mithilfe von Rohrleitungen und Siphons durch unwegsames Gelände zu führen.[7]

Deshalb muss der Wasserbedarf von Nemausia noch lange kein zwingender Grund für einen derart aufwendigen Aquaeduktbau gewesen sein. Vielmehr hatte der an dieser Stelle durch Agrippa vertretene Augustus Octavian die Chance ergriffen, den Bewohnern jener Gebiete deutlich zu demonstrieren, zu welch ungewöhnlichen Leistungen das mächtige Rom mit seiner überlegenden Kultur, Technik und Zivilisation in der Lage war. Dies entspräche einer programmatischen Demonstration der Vorherrschaft Roms, deren Größe sich nicht zuletzt auf überlegene zivile Leistungen stützte.[8]

[...]


[1] Heiner Knell: Bauprogramme römischer Kaiser, Mainz 2004, S. 86.

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Tropaeum_Alpium, zuletzt eingesehen am 17.05.2013

[3] Knell, Bauprogramme, S. 88.

[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Tropaeum_Alpium, zuletzt eingesehen am 17.05.2013

[5] http://www.planet-wissen.de/kultur_medien/architektur/bruecken/img/portraet_wellpappe_01_g.jpg, zuletzt eingesehen am 17.05.2013

[6] Knell, Bauprogramme, S. 89.

[7] Knell, Bauprogramme, S. 91.

[8] Ebd. S. 91.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Bewegen und Heben schwerer Lasten
Untertitel
Römische Architektur und ihre technische Realisierung
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Aspekte antiker Technikgeschichte: provinzialrömische Zeit
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
26
Katalognummer
V264552
ISBN (eBook)
9783656539650
Dateigröße
1499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bewegen, heben, lasten, römische, architektur, realisierung
Arbeit zitieren
Alexander Dumitru (Autor:in), 2013, Bewegen und Heben schwerer Lasten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264552

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