Die Berliner Luftbrücke

Wie die Westmächte auf die Berlin-Blockade der Sowjetunion reagierten


Seminararbeit, 2010

21 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vom Zweiten Weltkrieg bis 1948
2.1. Wie Freunde zu Feinden wurden
2.2. Deutschland nach dem Weltkrieg

3. Die Berlin-Blockade
3.1. Die Anfänge
3.2. Reaktionen der Westmächte
3.3. Die Luftbrücke
3.4. Generalmajor Tunner übernimmt
3.5. Ende in Sicht
3.6. Zahlen und Fakten

4. Weitere Entwicklungen

Die Berliner Luftbrücke

Wie die Westmächte auf die Berlin-Blockade der Sowjetunion reagierten

„Ihr Völker dieser Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien! Schaut auf diese Stadt und erkennt, daß [sic] ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft und nicht preisgeben könnt! […] Und Volk von Berlin, sei dessen gewiß [sic], diesen Kampf, den wollen, diesen Kampf, den werden wir gewinnen!“

Ernst Reuter, Berliner Oberbürgermeister, am 9. September 1948 auf dem Platz der Republik

1. Einleitung

Die sowjetische Besatzungsmacht blockierte ab dem Morgen des 24. Juni 1948 den gesamten Schienen- und Straßenverkehr zwischen den westlichen Besatzungszonen Deutschlands und Berlin. Kurz darauf wurde auch der Binnenschifffahrt der Garaus gemacht (vgl. Provan 1998: 6). Fast zwei Millionen Bewohner der Berliner Westsektoren sowie die dort stationierten amerikanischen, britischen und französischen Truppen waren von der Versorgung aus den Westzonen Deutschlands abgeschnitten. Die Westmächte standen nun vor einer schwierigen Entscheidung. Die erste Möglichkeit wäre ein Rückzug aus Berlin gewesen, die zweite ein Verbleiben in Berlin unter allen Umständen, selbst wenn dies auf einen Krieg hinausgelaufen wäre und die dritte Möglichkeit war ein Behaupten der Berliner Position durch eine zeitweilige Luftversorgung (vgl. Keiderling 1998: 115).

US-Präsident Harry S. Truman hielt die Berlinfrage für einen Test der Sowjetunion. Truman wollte der Welt die Entschlossenheit der USA zeigen, dem sowjetischen Druck nicht nachzugeben und daher entschied er sich, allen Zweifeln zum Trotz, für einen Verbleib in Berlin und eine vorübergehende Versorgung der Stadt aus der Luft (vgl. Shell 1998: 97). Die sogenannte „Berliner Luftbrücke“ entstand. Von 24. Juni 1948 bis 6. Oktober 1949 belieferten die Flugzeuge der Britischen Royal Air Force (RAF) und der United States Air Force (USAF) die Westsektoren von Berlin mit über zwei Tonnen Transportgut. Die Berliner Luftbrücke - das wahrscheinlich großartigste und kühnste Transportunternehmen in der Geschichte der Luftfahrt - hatte 462 Tage gedauert (vgl. Keiderling: 142).

Diese im Rahmen des Proseminars Zeitgeschichte (Die USA nach dem Zweiten Weltkrieg) erstellte Arbeit beschäftigt sich mit der von 1948 bis 1949 andauernden Berliner Luftbrücke. Im Zuge dieser Arbeit sollen die mittlerweile zur Legende gewordenen Themen der Berlin-Krise von 1948/1949, die Blockade und die Luftbrücke aufgearbeitet werden (vgl. Prell/Wilker 1987: 9).

2. Vom Zweiten Weltkrieg bis 1948

In diesem Kapitel sollen die Entwicklungen, die sich nach dem Tod Hitlers und dem Abwurf der Atombomben und dem damit verbundenen endgültigen Ende des Zweiten Weltkrieges bis hin zum Juni 1948 zugetragen haben, rekonstruiert werden. Weiters soll in Kapitel zwei die Frage, aufgrund welcher Ereignisse sich die vier Alliierten nach Ende des Krieges immer weiter voneinander entfernten und sich mehr oder weniger in einen Ost- und einen Westblock aufteilten, überblicksmäßig beantwortet werden. Darüber hinaus soll besonders auf die Geschichte in dem für den weiteren Verlauf der Historie so bedeutenden Deutschland eingegangen werden.

2.1. Wie Freunde zu Feinden wurden

Relativ früh, bereits 1943 auf der Konferenz von Teheran, trafen der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der sowjetische Machthaber Josef Stalin die Entscheidung, die Hauptrolle nach dem Krieg bei der künftigen Friedensorganisation in Europa nicht den „europäischen“ Mächten zu überlassen (vgl. Mastny/Schmidt 2003: 221). Die Beziehung zwischen den USA und der Sowjetunion schien während des Zweiten Weltkrieges stabil und freundschaftlich. Dass es sich dabei allerdings nur um einen „Zweckehe“ im Kampf gegen den gemeinsamen Feind Hitler handelte, bewiesen die ersten Jahre nach dem Ende des Krieges.

Als die Sowjetunion unter Stalin nach Kriegsende versuchte, eine Art „Pufferzone“ an ihrer Westgrenze einzurichten, ihren Einfluss immer mehr auszuweiten und die Nachbarstaaten zu Satellitenstaaten zu machen, kamen die Westmächte (allen voran Großbritannien unter Churchill) zu der Überzeugung, dass ein Nachgeben gegenüber einen totalitären Diktatur den Frieden nicht bewahrt, sondern Krieg unvermeidlich macht (vgl. Shell 1998: 57). Des Weiteren kamen die Westmächte in den Jahren nach dem Krieg immer mehr zur Annahme, „daß [sic] es sich bei der stalinistischen Sowjetunion um eine totalitäre Diktatur analog zu der Hitlers handelte, die expansiv, aggressiv und letztlich auf Beherrschung des gesamten Globus aus war; eine Macht, mit der es keine Partnerschaft geben konnte.“ (Shell 1998: 57)

Gerade Churchill hatte bereits während des Krieges seine Zweifel über die Absichten der Sowjetunion. Ihm machte der rasche sowjetische Vorstoß nach Polen und an den Balkan große Sorgen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Niederlage von Hitler-Deutschland schon so gut wie besiegelt war, war der Krieg für den britischen Premierminister mehr ein Wettlauf um große politische Ziele geworden. Sein oberstes Ziel war es nun, dem russischen Ansturm zuvorzukommen (vgl. Smith 1978: 54f.). Durch den Vorstoß der Sowjetunion und die Einrichtung von kommunistischen Regierungen in vielen sowjetischen Nachbarstaaten musste sich Churchill relativ schnell in seinen Befürchtungen bestätigt fühlen. Im ersten Jahr nach dem Ende des Krieges versuchten die Sowjets, auch die westlichen Einflüsse im Iran, in Griechenland und der Türkei deutlich zurückzuschrauben (vgl. Ferrell 1994: 247). Ein Vorgehen, das den Westmächten nicht gefallen hat.

Mit dem Tod Roosevelts, der immer betont hat, den Frieden durch die Kooperation mit der Sowjetunion bewahren zu wollen und der Amtsübernahme Trumans änderte sich die US-Politik bezüglich der Sowjetunion enorm (vgl. Shell 1998: 90). Durch den Einfluss seiner Berater, welche die Einstellung Churchills gegenüber der Sowjetunion in den Nachkriegsjahren übernommen hatten, entschied sich Truman, einen Anti-Kommunistischen und damit auch einen Anti-Sowjetischen Kurs einzuschlagen. Anfang 1947, ca. eineinhalb Jahre nach dem Ende des Krieges, schlug Truman die politische Kursänderung gegen die UdSSR ein (vgl. Ferrell 1994: 250f.). Wie er weiters gegen die Sowjets vorgehen wollte, lässt sich aus folgendem Zitat Trumans ablesen:

„There isn’t a doubt in my mind that Russia intends an invasion of Turkey and the seizure of the Black Sea Straits to the Mediterranean. Unless Russia is faced with an iron fist and strong language another war is in the making.” (Ferrell 1994: 250)

Wie später bekannt wurde, war das Vorgehen der USA in der Türkei und in Griechenland von der „Dominotheorie“ bestimmt. Diese besagte, dass eine Übernahme der Macht durch die Kommunisten in Griechenland dieses Land automatisch in die sowjetische Machtspähre integrieren würde. Falls man dies zulässt, wird die Inaktivität der Westmächte den kommunistischen Kräften in Süd- und Westeuropa Auftrieb geben, so die Dominotheorie. Um dies zu verhindern, war es aus Sicht der Amerikaner nötig, einen kommunistischen Sieg in Griechenland zu verhindern und den Widerstand der Türkei gegen sowjetischen Druck zu stärken (vgl. Shell 1998: 91).

Truman verlangte vor dem amerikanischen Kongress 400 Millionen Dollar Hilfsgelder für die antikommunistischen Kräfte in Griechenland und der Türkei. Dabei hielt er am 12. März 1947 eine berühmte Rede, die als „Truman-Doktrin“ bekannt wurde. Darin hält er fest, dass es die Politik der Vereinigten Staaten von Amerika sein muss, die freien Völker zu unterstützen, die sich der Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch den Druck von außen widersetzen (vgl. Heideking/Mauch 2008: 291). Die Truman-Doktrin basierte auf der festen Überzeugung, dass die Ausdehnung des sowjetischen Einflusses in den Nahen Osten und Westeuropa eine für die USA bedrohliche Veränderung der Kräftekonstellation darstellen würde (vgl. Shell 1998: 92). Mit der Truman-Doktrin war die Siegerkoalition des Zweiten Weltkrieges endgültig zerfallen und die Westmächte versuchten nun, den kommunistischen Einfluss in Westeuropa auszumerzen und weltweit die revolutionäre Linke zu besiegen (vgl. Heideking/Mauch 2008: 286f.). Der Ost-West-Konflikt, der über 40 Jahre andauern sollte, nahm endgültig seinen Anfang.

2.2. Deutschland nach dem Weltkrieg

Bereits während des Zweiten Weltkrieges einigten sich US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der britische Premierminister Winston Churchill sowie der sowjetische General Josef Stalin auf den Konferenzen von Teheran 1943 und Jalta im Februar 1945 darauf, Deutschland für alle Zeiten als möglichen Kriegsgegner auszuschalten, das deutsche Militär und die Rüstungsindustrie zu zerschlagen, sowie die Souveränität Österreichs, Polens und der Tschechoslowakei und anderer besetzter Gebiete wiederherzustellen (vgl. Buffet/Prell 1987: 14).

Auch nach dem endgültigen Sieg über Hitlers Nazi-Regime war die Zukunft Deutschlands eines der großen zu diskutierenden Themen. Die amerikanische Einstellung gegenüber Deutschland änderte sich in den letzten Monaten des Weltkrieges zunehmend. Der ursprüngliche Plan (Morgenthau-Plan), der die weitgehende Entindustrialisierung Deutschlands vorsah, missfiel der amerikanischen Führung verstärkt. Truman hörte immer mehr auf seine Berater, die vor politischem und wirtschaftlichem Chaos in Mitteleuropa warnten, für den Fall, dass Deutschland geteilt und ökonomisch geschwächt werden sollte (vgl. Shell 1998: 62). Zum Missfallen Stalins gingen die Westmächte USA, Großbritannien und Frankreich gemeinsam mit den Beneluxstaaten 1946 einen Pakt ein, der vorsah, die Ressourcen des Ruhrgebietes komplett unter westliche Kontrolle zu bringen sowie die Wirtschaft in den drei westlichen deutschen Besatzungszonen wieder anzukurbeln. Die Sowjets haben zu diesem Zeitpunkt immer noch auf ein vereintes und entmilitarisiertes Deutschland gehofft (vgl. LaFeber 2008: 84).

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Berliner Luftbrücke
Untertitel
Wie die Westmächte auf die Berlin-Blockade der Sowjetunion reagierten
Hochschule
Universität Salzburg  (Fachbereich Geschichte)
Note
1
Autor
Jahr
2010
Seiten
21
Katalognummer
V264529
ISBN (eBook)
9783656539308
ISBN (Buch)
9783656539797
Dateigröße
576 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
berliner, luftbrücke, westmächte, berlin-blockade, sowjetunion
Arbeit zitieren
Bakk. Komm. BA Josef Schopf (Autor:in), 2010, Die Berliner Luftbrücke, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264529

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